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Dieses Thema hat 3 Antworten
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 Giallo Forum
kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

08.06.2010 11:01
Door into Darkness (1973, TV) Zitat · Antworten

"Door into Darkness" ist eine von Dario Argento (mit-)produzierte Fernsehserie von 1973, von Dragon auf Italienisch mit deutschen Untertiteln auf DVD in einem netten Schuber erschienen. Sie umfasst vier Episoden.

Episode 1
Luigi Cozzi: Der Nachbar (Door into Darkness, 56 min, 1973)
OT: Il vicino di casa

Cast: Alberto Atenari, Laura Belli, Mimmo Palmara, Aldo Reggiani, Dario Argento

Die zuerst ausgestrahlte Folge wurde von Luigi Cozzi geschrieben und von Cozzi mit Argentos Hilfe inszeniert. Ähnlich wie bei "Alfred Hitchcock präsentiert" ließ es sich Argento nicht nehmen, in einer Einleitung zur jeweiligen Story aufzutreten – was ihn (anscheinend) in Italien unheimlich populär machte, da es in Italien zu diesem Zeitpunkt nur einen TV-Sender gab ...

Inhalt:
Ein junges Paar mit Baby kommt in der Dämmerung an ihrem zukünftigen Wohnort an. Wenige Meter vor dem sehr einsam gelegenen Haus am Meer bleibt der Wagen im lockeren Sand stecken. So macht man sich also zu Fuß auf. Die neue Wohnung liegt im Erdgeschoss des Hauses. Alles ist schmutzig und unordentlich und das Licht scheint auch nicht zu funktionieren. Die Möbel und alle weiteren Habseligkeiten des Paars sollen erst am nächsten Morgen mit dem LKW angeliefert werden. Notdürftig macht man es sich bequem, schaltet den batteriebetriebenen TV ein und schaut "Frankenstein" (wohl eher einer der späteren Universal-Filme mit allen Monstern ...). Damit das Baby nicht aufwacht, wird es in den Nebenraum gebracht.

Ein Mieter im oberen Stockwerk scheint noch wach zu sein, zumindest brennt Licht in seiner Wohnung. Dort hat gerade der Ehemann seine Frau in der Badewanne erdrosselt und macht sich auf zu Strand, um sie zu begraben. Dummerweise hat er vergessen, den Wasserhahn zuzudrehen. Langsam sickert das Wasser durch die Zimmerdecke der darunter liegenden Wohnung ...

Fazit:
Wow! Ich muss sagen, Cozzi hat wirklich ein Gespür für solche Szenarien (vgl. "The Killer Must Kill Again"). In dieser knappen Stunde baut sich ganz langsam eine immer stärkere Spannung auf, die zu Ende hin fast unerträglich wird. Ganz ohne explizite Gewaltdarstellung oder Action entsteht ein Psychospiel der Extraklasse mit glaubhaften Figuren und einer nachvollziehbaren, in sich stimmigen Handlung. Die Folge hat genau die richtige Länge, das Timing passt perfekt. Kein Leerlauf und auch nie das Gefühl, es würde etwas fehlen.

Auch Handwerklich liefert Cozzi eine sehr saubere Arbeit ab, lediglich etwas durch die Rollos fallendes Sonnenlicht in der nächtlichen Wohnung stört den Gesamteindruck. Im Booklet schreibt Cozzi, dass die Serie für Schwarzweißausstrahlungen gedreht wurde, aber auf Wunsch des Senders vorsorglich auf Farbfilm für spätere Wiederholungen festgehalten wurde. Nun habe ich mir die Episode in Farbe angesehen und die blassen, kalten Farben stehen ihr sehr gut!

Die Darsteller: Auch hier habe ich nichts zu meckern. Laura Belli als junge Ehefrau und Mimmo Palmara als tragischer Killer sind unheimlich überzeugend und auch Alberto Atenari liefert eine ordentliche Leistung ab. Eine Story wie diese lebt von ihren Darsteller und alle bewältigen ihre schwere Aufgabe ausgezeichnet.

Für den Auftakt zu "Door into Darkness" ziehe ich volle 5 von 5 Punkten.

Nun aber zur DVD:
Zuerst es ist toll, dass Dragon eine Serie wie diese, die es nie nach Deutschland geschafft hat, überhaupt auf DVD veröffentlicht. Originalton mit guten deutschen UTs stehen zur Verfügung. Auch das Booklet mit einem Interview von Cozzi zur Entstehung der Serie ist sehr informativ – danke dafür! Aber die Bildqualität ... Sicher: Es ist TV und ich denke nicht, dass sich ein Riesen-Restaurationsaufwand rechnen würde, aber diese Verschmutzungen sind doch arg störend ...

Peter

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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

12.01.2011 10:21
#2 RE: Door into Darkness (1973, TV) Zitat · Antworten

Episode 2
Dario Argento: Die Straßenbahn (Door into Darkness, 52 min, 1973)
OT: Il tram

Cast: Enzo Cerusico, Pier Luigi Apra, Gildo di Marco, Tom Felleghi, Marcello Fusco, Luciana Lehar, Emilio Marchesini, Fulvio Mingozzi, Corrado Olmi, Salvatore Puntillo, Maria Tedeschi, Pietro Zardini, Dario Argento

Inhalt:
In einer Straßenbahn wird eine blonde Frau ermordet. Weder den Fahrgästen noch dem Personal ist etwas aufgefallen. Für Kommissar Giordani unvorstellbar! Mit Hilfe der Fahrgäste versucht er, die Ereignisse zu rekonstruieren.

Fazit:
"Il tram" war eigentlich nur eine entfallene Szene aus Argentos Debütkinofilm "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" – eine Idee, die im fertigen Film einen zu großen Raum eingenommen hätte und deshalb gestrichen wurde. Das bringt natürlich eine gewisse stilistische Verwandtschaft mit sich, die sich durchaus positiv auf diese Folge auswirkt. Sie wirkt einfach wie ein Stück Kinofilm. Allerdings bringt es auch den Nachteil mit sich, dass es eben nur eine Szene und kein kompletter Film ist.

Argento versucht – meiner Meinung nach etwas lieblos -, einen Plot daraus zu stricken, aber gerade die Auflösung ist aufgrund der begrenzten Personenanzahl, dem Handlungsort und ihrer Verbindung zum Opfer kein bisschen überraschend. Die Figuren haben keinen Hintergrund (wie denn auch ...), die Motivation des Täters ist für mich nicht zwingend. Vielleicht, weil man weder zu Täter noch zu Opfer irgendeine Bindung aufbauen kann.

Schauspielerisch verlässt sich Argento ganz auf seinen Kommissar (Enzo Cerusico), der zu jeder Zeit den Film dominiert. Alle anderen Rollen sind eher kurz und ihre Darsteller wurden eher nach markantem Aussehen als nach Talent gecastet – wobei hier auch niemand wirklich negativ auffällt. Inszenatorisch entspricht der Film dem, was man von Argento erwarten durfte – der "Haupthandlungsort", die Straßenbahn, wird wirkungsvoll eingesetzt. In den Verhören zeigt sich Argentos Sinn für Humor (aber alles in einem vernünftigen Rahmen) und die Verfolgung in dem Bahndepot ist Argento-Kino der Extraklasse.

Insgesamt eine gute, aber nicht ganz ausgereifte Idee, die wahrscheinlich am besten in einem 40-Minuten-Format untergebracht worden wäre. Vom Meister aber sehr ansprechend inszeniert. Für "Il tram" ziehe ich demnach 4 von 5 Punkten.

Peter

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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

19.01.2011 15:37
#3 RE: Door into Darkness (1973, TV) Zitat · Antworten

Episode 3
Dario Argento: Augenzeuge (Door into Darkness, 54 min, 1973)
OT: Testimone oculare

Cast: Marilu Tolo, Riccardo Salvino, Glauco Onorato, Altea de Nicola, Gino Pagnani, Dario Argento

Die dritte Folge der Serie stand unter keinem guten Stern. Argento war mit der Inszenierung des Regisseurs Roberto Pariante unzufrieden und beschloss, die gesamte Folge mit der Unterstützung von Luigi Cozzi noch einmal zu drehen (unter enormem Zeitdruck). Im Vorspann wird allerdings Roberto Pariante als Regisseur genannt – man wollte ihn nicht kränken.

Inhalt:
Eine junge Frau, Roberta Leoni, fährt nachts über eine verlassene Landstraße. Sie ist auf dem Weg nach Hause, kennt die Strecke gut und fährt deshalb recht zügig. In einer Kurve stolpert ihr plötzlich eine Frau vor den Wagen. Durch eine Vollbremsung kann Roberta den Wagen rechtzeitig zum Stehen bringen. Trotzdem scheint die Frau schwer verletzt oder tot zu sein. Als Roberta sie untersucht, bemerkt sie eine blutige Stelle an ihrem Rücken. Ein Geräusch lässt sie aufblicken und im nahen Gebüsch meint sie, einen Mann zu erkennen. In Panik rennt sie zu einem nahegelegenen Gasthaus und lässt vom Wirt die Polizei rufen. Als diese am Ort des Geschehens eintrifft, ist weder eine Leiche noch Blut zu finden ...

Fazit:
"Augenzeuge" hatte sicher nicht die besten Produktionsumstände, allerdings scheint das nicht unbedingt ein Nachteil zu sein. Die Kamera ist zwar recht unruhig, sorgt aber für Dynamik, die Inszenierung fällt durchaus stimmungvoll aus, der Score, der etwas an jenen von „Vier Fliegen“ erinnert, passt bestens zur nervösen Stimmung der Hauptperson. Leider muss man wie bereits in der letzten Folge inhaltlich wieder Abstriche machen. Die Story ist zwar einigermaßen logisch konstruiert, allerdings ist die Auflösung leider wenig überraschend.

Das große Plus sind auch hier wieder die Darsteller: Marilu Tolo als verzweifelte Roberta, Riccardo Salvino als ihr fürsorglicher Ehemann und auch gerade Glauco Onorato als scheinbar gelangweilter Ermittler, der doch nicht so träge ist, wie man denkt. Wäre die Auflösung doch nur ein klein wenig cleverer ... Denn wie sagt schon der Inspektor am Ende: "Sie glaubten doch nicht ernsthaft, mit dieser Geschichte durchzukommen ..."

Dennoch: Auf Augenhöhe mit dem Vorgänger ist "Augenzeuge" auf jeden Fall. 4 von 5 Punkten.

Peter

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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

22.01.2011 14:10
#4 RE: Door into Darkness (1973, TV) Zitat · Antworten

Episode 4
Mario Foglietti: Die Puppe (Door into Darkness, 54 min, 1973)
OT: La Bambola

Cast: Maria Teresa Albani, Robert Hoffmann, Erika Blanc, Luciano Bonanni, Gianfranco d'Angelo, Pupo de Luca, Umberto Raho, Mara Venier, Dario Argento

Die vierte Folge wurde von Mario Foglietti, einem TV–Regisseur, inszeniert. Es war von Anfang an Bedingung, dass eine der vier Episoden unter der Schirmherrschaft des italienischen Senders RAI entstehen würde, ohne dass sich Argento einmischen würde. Dieser spricht zwar wie gewohnt den Vorspann zur Episode, war aber sonst nicht in die Folge involviert (und man muss ganz klar sagen, dass er in diesem Vorspann einen furchtbar gelangweilten Eindruck macht und seinen Text offenbar abliest – keine schöne Geste seinem Regisseurkollegen gegenüber!)

Inhalt:
Ein Patient entkommt aus einer psychiatrischen Anstalt. Die Polizei wird informiert, doch der Chefarzt erbittet sich nur Unterstützung bei der Suche, aber kein weiteres Eingreifen. Widerwillig akzeptiert der zuständige Ermittler. Als bald darauf ein Mord geschieht, rückt ein junger Mann mit höchst eigenartigen Verhaltensweisen ins Zentrum der Untersuchungen.

Fazit:
Auf zum Finale von "Door into Darkness": Die Geldgeber der Serie hatten diesmal das Sagen und um sicher zu gehen, dass nichts anbrennt, wurde wohl der teuerste Cast der Serie engagiert. Allerdings hilft das dem Film auch nicht wirklich weiter. Ich will Mario Foglietti gar keinen Vorwurf machen, dass er anders inszeniert als Argento. Ich bin sogar ehrlich gesagt froh darüber, dass er nicht versuchte, ihn zu kopieren, doch auch wenn man keinen Vergleich anstellt, gelingt die Folge nur teilweise. Was durchaus auch dem Regisseur anzulasten ist ...

Betrachtet man die ersten 20 Minuten, könnte man den Eindruck gewinnen, Mario Foglietti hätte ewig Zeit und inszeniert einen mindestens zweistündigen Psychothriller. Tempo, Spannung, Handlung - nicht vorhanden (oder wenn, dann gerade so viel, um fünf Minuten zu füllen). Dabei ist es nicht besonders hilfreich, die nicht wirklich dynamisch gefilmte subjektive Kamera (wohlgemerkt wirklich 20 Minuten lang!) erst durch die Anstalt, dann durch den Park und anschließend durch die Stadt zu verfolgen, ohne dass etwas passiert.

Dann geschieht ein Mord, der so nebensächlich inszeniert wurde, dass unaufmerksame Zuschauer Gefahr laufen, ihn zu verpassen. Erst wenn Robert Hoffmann auftritt und sich verhält, als würde er für seine Rolle in "Spasmo" üben, kommt beim Zuschauer etwas Freude auf. Für die ach so überraschende Auflösung wäre es allerdings deutlich besser gewesen, würde der Film sich nicht zu einem Zwei-Personen-Stück entwickeln, in welchem eine der zwei Personen so auffällig ist, dass sie unschuldig sein muss ...

Die Darsteller: In den letzten beiden Folgen konnten die eher unbekannten Darsteller durchweg überzeugen. Hier holte man sich jedoch auch aus dem Kino bekannte Stars, die ihre Rollen ohne größeren Aufwand runterspielen. Dabei fällt zwar niemand negativ auf, Glanzpunkte werden allerdings auch nicht gesetzt. Erika Blanc ist total verschenkt.

Was bleibt am Ende des Fernsehabends? Eigentlich eine Enttäuschung auf ganzer Linie. Schwache Inszenierung, nur gegrenzt motivierte Darsteller und das schwächste Drehbuch der Reihe.

Eigentlich eine Schande, "Door into Darkness" so zu beenden! 2 von 5 Punkten.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

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