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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.006 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Mamba91 Offline



Beiträge: 745

06.05.2010 20:32
Bewertet: Das Millionenspiel / Tom Toelle / WDR 1970 Zitat · Antworten

DAS MILLIONENSPIEL (WDR 1970)
mit Jörg Pleva / Dieter Hallervorden / Dieter Thomas Heck / Josef Fröhlich / Theo Fink / Friedrich Schütter / Suzanne Roquette u.v.a.
ein Film von Wolfgang Menge und Tom Toelle / nach einer Kurzgeschichte von Robert Sheckley / Regie: Tom Toelle


Guten Morgen meine Damen und Herren,
Trans Europa TV und der Stabile Elite Trast, der Konzern ihres Vertrauens, begrüßen Sie zum letzten Spieltag des Millionenspiels und weisen noch einmal auf das große öffentliche Finale am heutigen Abend, mit dem Schlusseinlauf unseres Kandidaten hin. Sollte der Kandidat jedoch vorzeitig den Tod finden, so erwartet Sie ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit vielen beliebten Künstlern. Die Regeln unseres Spiels stehen im Einklang mit dem Gesetz zur aktiven Freizeitgestaltung…

[Das Millionenspiel / WDR / Timecode: 00:00:00- 00:00:34]

Sich von drei Killern quer durch die Bundesrepublik jagen lassen, mit gut Glück gewinnen und dafür eine Millionen DM kassieren. Unglaublich, aber beim Millionenspiel des privaten Fernsehsenders TETV ist das möglich.

Jörg Pleva ist Bernhard Lotz und der lässt sich von der Köhler-Bande quer durch Deutschland jagen. Dabei muss er auf die Unterstützung seiner Mitmenschen hoffen, die ihn aus brenzligen Situationen retten, ihn aber auch an die Killer verraten können. Dieter Hallervorden ist Köhler und dementsprechend der Boss der Köhler-Bande. Seine Darstellung liefert er überzeugend ab und es ist Schade, dass er später das Genre wechselte und auf komische Charaktere festgelegt wurde. Dieter Thomas Heck spielt Thilo Uhlenhorst, den Moderator des Millionenspiels. Seine Moderationen sind eine starke Seite des Films. Besonders am Ende, als er die 15. Folge des Millionenspiels zusammenfasst, würde ich dieser Nacktschnecke am liebsten ein faules Ei an den Kopf kloppen. Neben diesen drei Hauptdarstellern hat Friedrich Schütter noch eine größere Rolle. Er spielt den Fernsehchef Moulian, der immer erpicht darauf ist, dass die Kamerateams das Zusammentreffen zwischen Lotz und der Köhler-Bande perfekt dokumentieren.

Die Show um eine Millionen Deutsche Mark war damals ein Straßenfeger- zumindest in der fiktiven Welt. Die Darstellung der fiktiven Spielshow war jedoch so authentisch, dass es tatsächlich echte Bewerbungen gab und damit sorgte nicht nur der Film selbst für einen Skandal, sondern auch die Abgebrühtheit ihrer Bewerber. Die Bewerber hatten jedoch entweder dreckige Ohren oder wohnten hinter dem Mond, denn erstens stammt das "Gesetz zur aktiven Freizeitgestaltung" aus dem Jahre 1973. Zweitens moderiert Dieter Thomas Heck die Hatz, der bereits ein Jahr zuvor mit der ZDF Hitparade an den Start ging und zudem im MILLIONENSPIEL Thilo Uhlenhorst heißt. Nun muss man aber sagen: Wolfgang Menge hat es dem Zuschauern wirklich nicht leicht gemacht. Gespickt ist der Film mit zahlreichen, wenn auch teilweise absurden Werbespots, die einen ernorm hohen Trashfaktor haben. Außerdem wird immer wieder zu Außenreportern geschaltet, die die Zuschauer auf der Straße befragen. Anzumerken ist noch, dass die Kameraführung viel zu klassisch ist. Die Kamera ist eigentlich überall dabei. Und so wirkt das manchmal einfach nur inszeniert.

Sarkastisch und vorhersehend präsentiert Menge dem Zuschauer den Einfluss der Medien auf das politische System. Wobei dies hauptsächlich Robert Sheckley zu verdanken ist. Wolfgang Menge hat "nur" seine Kurzgeschichte DER TOD SPIELT MIT adaptiert. Jedenfalls hat die Regierung extra für TETV die Gesetze gelockert, was zur Folge hat, dass drei schwer bewaffnete Killer durch die Großstädte tapsen und sich u.a. auch an einem überfüllten Bahnhof aufhalten. Genial vorausschauend ist, wie sehr das Millionenspiel polarisiert und wie sehr die Werte zu verfallen scheinen. Der größte Teil ist bereits manipuliert und findet es vollkommen in Ordnung, dass sich ein Mensch von Killern jagen lässt („Ist doch spannend“). Eine kleine Randgruppe ist gegen die Show.

Diese herrlich politisch inkorrekte Intention lässt die Frage aufwerfen, wer eigentlich die größeren Verbrecher sind: Die Zuschauer die mit ihrer Quote eine neue Folge geradezu heraufbeschwören? Die Köhler-Bande die Lotz umbringen will. Oder TETV, die Entwickler des Show-Konzepts? Moralisch gesehen ist jede der drei Gruppen zu verurteilen.

Wie bereits gesagt ist der Film im Stil einer modernen Fernsehshow inszeniert. Und dazu gehört dann auch ein ordentliches Fernsehballett die sich zu der Titelmusik von "Can" und in futuristisch anmutenden Kostümen verrenken. Besonders am Anfang ist die Musik gelungen. Denn dort baut sie durch ihre pulsierenden Takte richtig Atmosphäre und Spannung auf. Auch der Bühnenbildner hat erstklassige Arbeit geleistet. Ein solches Bühnenbild hätte es in einer richtigen Fernsehshow Anfang der 70er, denke ich, nicht gegeben.

Zwei Wege kreuzen sich im Millionenspiel. Die Hatz nach ein bisschen Glück und einem neuen Leben und die Hatz nach dem perfekten Marktanteil. Eine Show wie das MILLIONENSPIEL wird es bei uns nie geben- aber immerhin: Wir haben das Dschungelcamp.

5 von 5 Punkten.

Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

14.05.2010 22:08
#2 RE: Bewertet: Das Millionenspiel / Tom Toelle / WDR 1970 Zitat · Antworten

Soweit ich DIE 25 GRÖSSTEN TV SKANDALE verstanden habe, hat am das Millionen als angebliche Realety-Show gezeigt. Daraufhin haben sich mehrere Jugendliche als Mörder beworben. Alle meinten ja, dass das alles echt war.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

13.05.2012 17:07
#3 RE: Bewertet: Das Millionenspiel / Tom Toelle / WDR 1970 Zitat · Antworten

Ein toller Film. Leider ist die Mediengeilheit, die darin vermittelt wird, heute Realität. Für Quoten alles über Bord schmeißen, das ist ja tatsächlich eingetreten. Tom Toelle hat da einen vorzüglichen Film abgeliefert, Wolfgang Menge, der ja auf dokumentarische Drehbücher durch "Stahlnetz" gewöhnt war, hat ein vorzügliches Buch abgeliefert. Bei der Art der Inszenierung glaube ich gern, dass sich da einige "Unterbelichtete" als Kandidaten für dieses Mörderspiel beworben haben. Dieter-Thomas Heck ist in seiner Rolle wirklich genial widerwärtig und auch Dieter Hallervorden als Killer hätte man gerne öfter so gesehen. Der Mann ist ja ein wunderbare Charakterdarsteller und musste immer in solch lächerliche Dödel-Rollen schlüpfen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als der Film vor ca. genau 10 Jahren erstmals seit der Erstsendung im WDR wieder gezeigt wurde. Seit damals hat er nichts an Spannung verloren. Einfach fesselnd.

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