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Dieses Thema hat 44 Antworten
und wurde 7.614 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Georg Offline




Beiträge: 3.259

14.02.2012 19:24
#16 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Der Film "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" läuft übrigens diesen Donnerstag um 20.15 auf Das Vierte. Ansehen!

Georg Offline




Beiträge: 3.259

27.03.2012 17:26
#17 RE: Bewertet: "Der Pfarrer von St. Pauli" (BRD 1970) Zitat · Antworten

DER PFARRER VON ST. PAULI
BRD 1970
Regie und Buch: Rolf Olsen
Darsteller: Curd Jürgens, Heinz Reincke, Corny Collins, Günther Stoll, Dieter Borsche, Walter Buschoff, Helga Feddersen, Carl Lange, Werner Bruhns u. v. a.

Am 3. Mai 1945 schwört der U-Boot-Kapitän Johannsen Pfarrer zu werden, wenn die Besatzung seines Boots einen kriegerischen Angriff übersteht. So geschieht es, und der Mann wird Gottes Diener - ausgerechnet in St. Pauli. Besuche in Hippie-Kommunen, Nachtclubs usw. scheinen an der Tagesordnung und der Mann wird auch schon mal handgreiflich. Und dann ist da noch der große Unbekannte, der tötet und töten lässt und von allen nur als „Der Chef“ gekannt wird. Rolf Olsen webt eine Kriminalstory in eine äußerst klischeehafte Darstellung des Ambientes und der Figuren ein. Dem großen Curd Jürgens kaufe ich keine Minute lang den Pfarrer ab. Leider. Ein Priester, der zum Schwangerschaftsabbruch oder zur Pille ermuntert? Ein Diener Gottes, der die Fäuste statt Worte sprechen lässt? (Und übrigens mit einem Italiener Spanisch statt Italienisch spricht. Den Mörder aus dem stiefelförmigen Land spricht er nämlich in perfektem „Italienisch“ mit "¿Qué pasa?" an). Und dann ist da eine Reihe von Figuren, die so klischeehaft gezeichnet sind, dass sie schon wieder realistisch wirken. Heinz Reincke spielt den spaßenden, bekehrten Messdiener und wurde deshalb wohl für die beiden Hochwürden-Filme von Harald Vock mit Georg Thomalla verpflichtet, in denen er dieselbe Rolle als „Alfred“ verkörperte. Günther Stoll spielt einen perfiden Nachtclubbesitzer, der sich von einem Thaimädchen "massieren" lässt und auch schon selbst mal unbequeme Mitbürger ins Jenseits befördert, Dieter Borsche gibt - halbwegs glaubwürdig - einen evangelischen Pfarrer. Carl Lange hingegen spielt wenig überzeugend einen Monsignore, während Werner Bruhns als Kommissar eine recht gute Wahl war. Fans von Meister Olsen, der hier natürlich auch eine kleine Rolle übernahm, werden höchst zufrieden sein, erwartet sie doch Olsen at his best. Objektiv ist der Film eher mittelmäßig und geschulten Krimizusehern ist spätestens nach 20 Minuten klar, wer der große „Chef“ ist (es bleibt sonst keiner übrig). Die Geschichte "Priester und das Beichtgeheimnis" ist dabei schon viel besser adaptiert worden und wurde auch noch geschickter erzählt (z. B. auch bei Der Kommissar (Tödlicher Irrtum) und Derrick (Dem Mörder eine Kerze)). Letztlich muss ich auch die Musik von Erwin Halletz kritisieren, die in meinen Augen völlig unangebracht ist.
Insgesamt wegen der Schauspieler sicher mal sehenswert, aber bei weitem kein Highlight.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

18.04.2012 13:21
#18 RE: Bewertet: "Unsere Tante ist das Letzte" (BRD 1973) Zitat · Antworten



Mit Eddi Arent, Gisela Schlüter, Ernst H. Hilbich, Edith Hancke, Willy Millowitsch, Peter Millowitsch, Jutta Speidel, Kristina Nel, Barbara Valentin, Ralf Wolter, Ilse Peternell und Rex Gildo.
Buch & Regie: Rolf Olsen

Als "Unsere Tante ist das Letzte" Ende November 1973 in die Lichtspielhäuser schwappte, lag das Subgenre des Schlagerklamauks bereits in seinen letzten Zügen. Opas Kino wurde entgültig zu Grabe getragen. Insofern steht dieses erschütternd schlechte Machwerk stellvertretend für den Zustand des deutschen Unterhaltungsfilms jener Zeit. Ich glaube kaum, dass Eddi Arent jemals einen miserableren Film gedreht hat. Was "Jerry-Cotton"-Produzent Heinz Willeg dort von Rolf Olsen herstellen ließ, spottet jeder Beschreibung. Ausgedehnt auf schier endlose 97 Minuten quält sich der Zuschauer durch einen uninspirierten, nicht einmal unfreiwillig komischen Mix aus Urlaubs- Verwechslungs- Familien- und Kriminalklamotte. Arent als Familienoberhaupt Otto-Wilhelm Hirsekorn macht noch die beste Figur. Der bedauernswerte Ernst H. Hilbich als Arents töffeliger Schwager fällt im Verlauf des Adriaurlaubs nicht weniger als sechs Mal (!) ins Wasser. Schon beim ersten Ausflug ins kühle Nass ist das nicht ansatzweise witzig. Gisela Schlüter in der Titelrolle nervt ungemein, obwohl sie nur eine Viertelstunde zu sehen ist. Willy Millowitsch kann sein Potenzial ansatzweise andeuten, Jutta Speidel, Kristina Nel und Barbara Valentin sehen zumindest hübsch und adrett aus. Rex Gildo tritt als "Dr. Martin Klamm" auf und darf seinen Hit "Hasta la vista" zum Besten geben. Das ist der Höhepunkt des Films. Kein Witz. Die hingepfuschte nachträgliche Synchronisation gibt dem Schund den letzten Rest. Was für ein Desaster.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

18.04.2012 15:10
#19 RE: Bewertet: "Unsere Tante ist das Letzte" (BRD 1973) Zitat · Antworten

Ich kannte bisher nur Ausschnitte dieses Films, die mich allerdings, gelinde gesagt, nicht animierten, den ganzen Film sehen zu wollen.
Damit habe ich wohl auch nichts grundlegend falsch gemacht. Da rechne ich Dir hoch an, dieses 'Opfer' gebracht zu haben.
Darsteller wie Eddi Arant hat man wohl gezwungen - mit Geld.

Viele Grüße
Brutus

Grabert Offline



Beiträge: 257

15.05.2012 11:29
#20 RE: Bewertet: "Der Pfarrer von St. Pauli" (BRD 1970) Zitat · Antworten

Rolf Olsen wollte in diesem Film zu vieles unterbringen, entstanden ist eine Mixtur aus Seeabenteuer, Gangstergeschichte, Pater Brown-Motiven (die Strafversetzung eines Geistlichen auf eine unwirtliche Insel kennen wir ja daher), Kiezmilieu, eine kriminalistische Geschichte ohne große Spannung,...

Zitat
Objektiv ist der Film eher mittelmäßig und geschulten Krimizusehern ist spätestens nach 20 Minuten klar, wer der große „Chef“ ist (...)Insgesamt wegen der Schauspieler sicher mal sehenswert, aber bei weitem kein Highlight.

von Georg

...die ganz auf Curd Jürgens zugeschnitten ist und an vorherige Projekte anknüpft (Der Arzt von St. Pauli, das Stundenhotel von St. Pauli). Das zentrale Thema Beichtgeheimnis wird nicht sonderlich originell behandelt. Was bleibt, ist eine bis in Nebenrollen prominente Besetzung, aus der aber niemand besonders heraussticht, weder Dieter Borsche, noch Carl Lange oder Günther Stoll als rechte Hand des Chefs einer Verbrecherbande. Werner Bruhns spielt recht routiniert den "Nebenermittler" (der "Hauptermittler" ist der Pfarrer, womit wir wieder Pater Brown sind). Helga Feddersen spielt eine kleine Nebenrolle als Wirtin, Horst Naumann mit sächsischem Dialekt einen schmierigen Ganoven, für das komische Element des Films ist der sympathische Heinz Reincke verantwortlich. Von einem Highlight ist der Film auch in meinen Augen weit entfernt: 2,5/5 Punkten.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

04.11.2012 23:20
#21 Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten



WENN ES NACHT WIRD AUF DER REEPERBAHN (1967)

mit Fritz Wepper, Jürgen Draeger, Konrad Georg, Marlies Draeger, Marianne Hoffmann, Herbert Tiede, Heinz Reincke, Karl Lieffen und Erik Schumann


»Wir sind ein anständiger Puff, merk dir das!«


Der Reporter Danny Sonntag (Erik Schumann) ist einer brandheißen Story auf der Spur. In seinen Artikeln möchte er die Machenschaften der sogenannten LSD-Bande aufdecken. In diesem Zusammenhang wird er kurz darauf von mehreren maskierten Männern bedroht und zusammen geschlagen. In der Zwischenzeit wird ein junges Mädchen tot aufgefunden, das überfahren wurde. Die Obduktion verschafft schließlich Klarheit darüber, dass sie vollgepumpt war mit LSD. Gibt es hier einen Zusammenhang? Die Spur führt schließlich in die "besseren Kreise" der Stadt, und die Verdachtsmomente verhärten sich um eine Gruppe von jungen Leuten und deren Anführer Till Voss (Fritz Wepper) und einen Mann namens Feuer-Hotte (Jürgen Draeger). Sind sie die skrupellosen Vertreiber der gefährlichen Drogen? Danny und der ermittelnde Kommissar Zinner (Konrad Georg) scheinen in ein Hornissennest gestochen zu haben und schon bald geschieht der erste Mord...

Über Rolf Olsens "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" hört man die unterschiedlichsten Klassifizierungen von beispielsweise "Sitten-Reißer" über "Dokumentar-Thriller" bis hin zu "Action-Krimi". Und tatsächlich, dieser Film hat in eindeutiger Rundumschlag-Manier Zahlreiches zu bieten. In den dunklen Bereichen des Settings bekommt es der Zuschauer mit allerhand unterschiedlichen Gesichtern der Kriminalität und des Verbrechens zu tun: Erpressung, Nötigung, Prostitution, Kuppelei, Orgien, Drogengeschäfte, Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und schließlich Mord. Inszenatorisch bietet der Film von Action bis Krimi ebenfalls ein großherziges Angebot, so dass die Geschichte insgesamt sehr straff erzählt wirkt. Der Dokumentar-Charakter soll (wie am Anfang der Produktion übrigens erwähnt wird) einen Realitätstransfer nicht nur andeuten, sondern unbedingt herstellen. Doch so einfach sollte man sich durch ein Olsen-Feuerwerk nicht aufs Glatteis führen lassen, denn der Film ist kaum an einer Studie interessiert, sondern ausschließlich an reißerischer Unterhaltung, und das gelingt auch vollkommen. Erstaunlich bei diesem Film ist, dass man einige Elemente entdecken kann, die dem klassischen Giallo ansatzweise nahe kommen.


Die Besetzung für diesen Streifen ist erstklassig. Erik Schumann, der häufiger mit Rolf Olsen zusammenarbeitete, sieht man in der Rolle des Reporters, der die Misere aufdecken möchte. Außerdem fungiert er noch zusätzlich als Erzählstimme, die man aus dem Off hören kann. Schumann muss viel Prügel einstecken, aber er rückt seine Figur so in den Fokus, dass man glauben soll, er könne es mit jedem aufnehmen. Ich habe ihm diesen impulsiven und wenig facettenreichen Charakter jedenfalls nur halbwegs abgenommen, und es gibt in dieser Szenerie andere, die überzeugende Arbeit leisten. So zum Beispiel Fritz Wepper als Sohn des Millionärs Voss, der alles im Überfluss hat, so auch die Flausen im Kopf. Wepper zeigt sich hier sehr geschickt im Interpretieren des jungen Mannes, der kein klares Ziel mehr vor Augen hat. Jürgen Draeger gibt den Brutalinski vom Dienst und kommt äußerst überzeugend daher. Sein kalter Verstand und seine Gewaltbereitschaft stellen eine gefährliche Mischung dar. Besonders beeindruckend wirkt die Leistung von Konrad Georg als Kommissar Zinner, bei dem man deutlich merkt, dass ihm der kalte Wind nicht erst seit gestern um die Nase weht. Seine Befragungen sind fordernd und er treibt seine Pappenheimer gerne in die Enge, gefällt sich dabei auch schon gerne einmal in deutlicher Umgangssprache. Marianne Hoffmann hat mich in der B-Hauptrolle um ehrlich zu sein sehr überrascht, obwohl sie die Vorhersehbarkeit gepachtet hatte. Das besondere Highlight ist, bei der Seltenheit ihrer Auftritte im Film, selbstverständlich die Rolle der Karin, gespielt von der schönen Marlies Draeger, die einen markanten Eindruck hinterlassen konnte. Herbert Tiede, Rudolf Schündler und Heinz Reincke, um nur wenige zu nennen, bereichern das Geschehen durch erstklassige Darbietungen, und der Film bekommt die Halbe Miete insgesamt schon durch die aussagekräftige Besetzung zu Stande.

"Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" habe ich für diese Erst-Ansicht mit einiger Spannung erwartet und ich fühle mich keineswegs enttäuscht. Da ein Rolf Olsen-Film in der Regel schnellstens steht oder fällt, war es umso erfreulicher, dass die Geschichte trotz altbekannter Inhalte eine recht originelle Silhouette bekommen hat. Plot in Plot in Plot, das ist hier die eindeutige Strategie der Regie gewesen, und das Konzept geht tatsächlich auf, da sich jeder eine bevorzugte Facette heraussuchen kann. Für das Produktionsjahr wurde der Verlauf mit fast gewagten Erotik-Szenen angereichert, was bei einer Reeperbahn-Sause selbstverständlich unter gar keinen Umständen fehlen darf. Auffällig sind auch die vielen, recht brutalen Szenen, die etwa Folter oder Strangulieren aufgreifen, und so entsteht eine teils nüchterne und kalte Atmosphäre, die sich im ständigen Wechsel mit knisternden Abfolgen befindet. Hier ist vor allem die jeweilige Wahl der Schauplätze ausgezeichnet gewesen. Die Musik von Erwin Halletz klingt vertraut und entpuppt sich zum Ohrwurm, ein Musik-Thema ist aus "Das Rasthaus der grausamen Puppen" bekannt, auch die Kamera-Arbeit fällt sehr positiv auf und Spannung findet man insgesamt immer wieder, zum Schluss darf man sogar noch raten, wer der Mörder ist, was hier allerdings nicht die Frage aller Fragen ist. Nur beim Thema Tragik wurde für meine Begriffe nichts Anständiges heraus gearbeitet, das Finale ist temporeich, aber nur geringfügig mitreißend. Alles in allem eine Rolf Olsen-Perle der unterhaltsamsten Sorte, die bestimmt nicht restlos überzeugen konnte, aber irgendwie doch den Eindruck vermittelt, dass man sich deutlich vom Durchschnitt distanzieren konnte. Gelungen!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

05.11.2012 15:04
#22 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Hier kann man sich noch den Trailer zu "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" anschauen, der wie ich finde, richtig Laune macht. Die DVD-Veröffentlichung in der "EDITION DEUTSCHE VITA" ist jedenfalls sehr gut gelungen und hochwertig ausgefallen, wer sich also dafür interessiert, kann eigentlich keinen Fehler machen.

http://www.youtube.com/watch?v=zFdDWcy-IAQ

Peter Ross Offline



Beiträge: 1.998

05.02.2013 22:21
#23 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Prismas Beitrag zu "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" kann ich eigentlich nur unterschreiben.

Schöne schauspielerische Leistungen, wenngleich mir unklar bleibt, wer denn eigentlich die klassische Hauptrolle spielt. Bis in die Nebenrollen ist der Streifen hervorragend besetzt! Der Film ist locker und auch "nebenbei ansehbar", seichte Unterhaltung!
Die Musik bringt Tempo in die farbenfrohe Inszenierung. Der Wechsel von Dramatik, Action und Erotik lockert den Film ebenso auf.
Auch wenn ich nicht alle Olsen-Filme gesehen habe, handelt es sich offenbar um eine der besseren Verfilmungen.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

16.02.2013 09:44
#24 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn (1967)

Spiel mir das Lied vom LSD


In der Tat: in diesem Rolf-Olsen-Klassiker finden sich durchaus einige Szenen, die für Leute mit unseren filmischen Vorlieben klar und unbestritten Feinkost darstellen, die Ermordung des Mädchens Pinky (grandiose Darstellerleistung von Tanja Gruber übrigens, die leider nur eine recht kurze und eher „einschlägige“ Schauspielkarriere hatte) im dunklen Wochenendhaus beispielsweise mit bewegten Schatten vor den Fenstern ist von der Kamera stimmig und gruselig eingefangen, wie auch beispielsweise der Verkehrsunfall zu Beginn.
Allerdings muss man sich beim Genuss des Filmes damit abfinden, dass es sich eben um sauber abgetrennte Szenen handelt, und man, wie wohl auf der Reeperbahn auch, um die nächste Ecke vielleicht schon wieder etwas komplett anderes, relativ raumgreifend abgehandelt vorfinden wird. Dieser Effekt wird natürlich vor allem verstärkt durch die von Georg bereits benannten vier getrennt und parallel ablaufenden Handlungsstränge, und hier muss ich zum ersten Mal etwas Kritik äußern: gerade der Handlungsstrang mit der Brieftasche und der Erpressung überfrachtet meiner Meinung nach den Film etwas und wird auch nach interessantem Beginn etwas unschlüssig und unmotiviert runtergespult. Dieser mein Eindruck kann aber auch zu großen Teilen von der maßlos überschrullten Maschenhaftigkeit des Erpressers herrühren, zum Verzweifeln ausgekostet von Heinz Reincke.
Dennoch muss ich erwähnen, dass dieser Film bei mir vor allem einen durchaus umfassenden und einheitlichen Eindruck hinterlassen hat. Ich kann mir nicht helfen: Rudolf Schündler, Herbert Tiede und u. a. auch (aber keineswegs in dieser Kategorie zuletzt) Konrad Georg in einem typischen 60er-Jahre Farbfilm (in schwarz-weiss wäre es mal eine Probe aufs Exempel wert!) verursachen bei mir zumeist den Eindruck schwül-schwitziger Altherrentriebhaftigkeit hinter steif-biederen Fassaden. Und das trägt ja hier durchaus zum Gelingen des Seh-Erlebnisses bei! Ein Wort zu Konrad Georg noch: er spielt natürlich auch hier seinen Ermittler so tough und nassforsch man es sich nur vorstellen kann, leider bin ich bei ihm wohl zu sehr von den (früheren) Seh-Eindrücken aus dem Mönch beeinflusst respektive durchpeitscht, dass ich trotz allem bei ihm immer wieder oben geschilderte Assoziationen habe und deshalb auch seinen Kommissar Freytag aufgrund der teilweise sehr gut gemachten Episoden zwar schätze aber nicht so sehr liebe wie ich eigentlich (objektiv?) wohl müsste.
Allerdings muss nun niemand erwarten mit allzu schmuddeligen Sex-Szenen behelligt zu werden. In dieser Hinsicht hält sich der Film doch ziemlich zurück, ja, läge nur eine Hörfassung oder eine schriftliche Fassung des Drehbuches vor, könnte es durchaus vorkommen, dass manche Szene sich plastischer und plakativer vor manchem inneren Auge abzeichnete als dies im Film selbst geschieht.
In dieser Altherrenwelt macht vor allem ein ganz junger Fritz Wepper mit einer guten Leistung auf sich aufmerksam, und es ist schon sehr erstaunlich, wie einig sich die Verantwortlichen jener Zeit waren, wie dieser zu besetzen war (was jetzt keineswegs als abwertende Bemerkung zu diesem von mir überaus geschätzten Mimen zu betrachten ist!). Einzig und allein die mit seiner Rolle speziell eng verknüpften tragischen Elemente des Filmes hätten durch das Drehbuch noch stärker herausgearbeitet und intensiviert werden können.
Erik Schumann dagegen als Reporter Danny Sonntag kann keine großartigen Glanzpunkte setzen, seine Erzählstimme aus dem Off ist aber eine schöne atmosphärische Bereicherung des Filmes und seine fürchterlich überzogenen (alleine gegen die Maskenmänner) Action-/Prügelszenen (mit denen wohl jeder andere Darsteller letzten Endes auch auf einen verlorenen Posten katapultiert wäre) machen den Film endgültig zu einem seichten aber dadurch irgendwie auch nur umso wohlbekömmlicheren Unterhaltungserlebnis.
Insgesamt bleibt zu vermelden, dass der Film es bei mir geschafft hat, ein Kaleidoskop unterschiedlichster Szenen zu einem mit gewissen Abstrichen stimmigen Gesamtbild zu formen.
Inwieweit man dieses dann überhaupt sehen mag, gesehen haben muss oder wieder sehen will bleibt natürlich jedem selbst überlassen und trotz aller Kurzweil werde ich wohl die Selbstfindungsgeschichte des von Fritz Wepper dargestellten Industriellensöhnchens Fritz Voss, abgetaucht und abgestellt in einen Kosmos voll Szenerien des Schmierigen, in absehbarer Zeit nicht wieder sehen müssen.
Ich bin ohnehin am Überlegen, ob ich jetzt erstmal die Blu-Ray von „Heubodengeflüster“ abwarte, bevor ich mit meiner Rolf-Olsen-Testreihe fortfahre...

PS: Meine Wandel auf u. a. Prismas Rezensions-Spuren wird übrigens in nächster Zeit weitergehen. Vor einigen Tagen kam der „Nebelmörder“ hier an, auf den ich bereits sehr gespannt bin. Bist du eigentlich mit Kottan nun schon weitergekommen, Prisma?

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

16.02.2013 19:46
#25 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Ich sehe schon, wir sind uns alle weitgehend einig, dass wir es doch mit einem besseren Rolf Olsen-Werk zu tun haben, und das sage ich nicht nur aufgrund diverser Vergleiche, sondern weil mich "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" schon überzeugt, aber vor allem unterhalten hat. Obwohl, der stand schon so lange auf meiner Marlies Draeger-Wanted-Liste, dass er auch ohne das tatsächliche Ergebnis einfach gut gewesen sein würde. Tja, was meine "Kottan"-Ambitionen angeht, da hatte ich tatsächlich Spektakuläres vor. Leider war ich zu nachlässig und faul, so dass ich über die "Smokey und Baby und Bär"-Besprechung im MM-Thread nicht hinaus kam. Ich merke gerade, dass nun etwa genau ein Jahr vergangen ist, seit ich mich um sachdienliche Informationen aus erster "Kottan"-Hand bemüht hatte. Ich werde da nochmal ansetzen, immerhin wollte ich ja vor allem etwas mehr über Marisa Mell, Alexandra Marischka und über "Psi" erfahren. Aber für solche Aktionen brauche ich große Motivationszustände, und die verspüre ich gerade keineswegs.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

16.02.2013 22:48
#26 RE: Bewertet: "Wenn es Nacht wird auf der Reeperbahn" (BRD 1967) Zitat · Antworten

Kannst du eventuell eine kurze Rangliste der dir bekannten Olsen-Filme erstellen? Ich bin in dieser Materie noch recht unbedarft

Hmm, letztes Jahr hatte ich Gelegenheit mit Peter Patzak anläßlich eines Kottan-Treffens in Wien einige Worte zu wechseln, und habe ihn als sehr sympathischen und netten Menschen kennengelernt.
Zu dem Zeitpunkt wußte ich aber leider noch nichts über die PSI und Marisa Mell-Connection, sonst hätte ich das sicherlich angeschnitten
Vielleicht gibts ja nochmal ne Gelegenheit, ich halte dich auf dem Laufenden, notfalls musst du eben einfach auch zum Treffen gehen, falls es mal wieder eines geben wird und Herr Patzak mit von der Partie ist

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.02.2013 00:16
#27 RE: Bewertung – Rolf Olsen-Filme Zitat · Antworten

Ganz besonders gerne mag ich natürlich "Das Rasthaus der grausamen Puppen", dort bleiben keine Wünsche offen! Schon als Kind habe ich "Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern" geliebt, ich glaube das ist einer der Filme, die im am häufigsten in meinem Leben gesehen habe, damals sogar in Wochen-Takten zusammen mit meiner Schwester. "Der letzte Ritt nach Santa Cruz" ist vielleicht nicht sein allerbestes Werk (nein, eigentlich ist der Streifen zeimlich schwach), aber den mag ich wegen Marisa Mell ganz gerne, genau wie seine St. Pauli Verfilmungen. Auch seine Auftritte als Darsteller wie beispielsweise in "Das Nachtlokal zum Silbermond" haben mich immer sehr erfreut. Hatte natürlich auch schon ganz miese Gurken von oder mit ihm im Player, wie "Die Kompanie der Knallköppe" oder "Charley's Onkel". Aber insgesamt sehe ich seinen Kram einfach gerne, ein Unterhaltungskünstler egal auf welchem Niveau, außerdem versammelte er fast immer ein beeindruckendes Star-Aufgebot. Du musst mir jedenfalls sagen, wie Dir "Heubodengeflüster" geschmeckt hat, der steht nämlich auch irgendwo noch auf einer Warteliste bei mir. Seltsamerweise bin ich aber etwas skeptisch!

Peter Patzak habe ich vor einem Jahr auch persönlich gesprochen, als ich im "Psi"-Wahn war. Wie Du sagtest, sehr nett und auch hilfsbereit ist er gewesen. Habe das alles dann leider aus den Augen verloren, oder besser gesagt, den günstigen Zeitpunkt verpasst. Aber genau das war der Grund für meine Nachforschungen. Die Marisa Mell-Connection wie Du treffend formuliert hast. Ich dachte mir halt, warum bucht Jemand eine Schauspielerin für 30 Sekunden, die obendrein noch in beruflicher Bedrängnis war. Da wollte ich gerne wissen, ob es eine Art Hilfestellung war, denn beliebt war die Serie ja schon, und an Marisa Mell dachte damals doch fast kein Mensch mehr.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

17.02.2013 01:33
#28 RE: Bewertung – Rolf Olsen-Filme Zitat · Antworten

Den unerschüttlichen Willi kenn ich auch schon, und hab ihn in der Erinnerung auch abgespeichert als eine der nicht ganz so heimatfilmig anmutenden und mit mehr Wortwitz angereicherten und mir daher mehr zusagenden Erhardt-Spätproduktionen, allerdings ziehe ich da doch die ungefähr zeitgleichen Filme unter der Regie von Werner Jacobs (aus der Erinnerung heraus, gesehen habe ich diese Filme allesamt bestimmt 7,8 Jahre nicht mehr) doch eindeutig vor... Wieso war gerade dieser Streifen derartig in der heavy rotation bei euch? Ich mag irgendwie vor allem den finalen "Willi wird das Kind schon schaukeln" trotz tragischer Nachsynchronisation sehr gern... Der Film hat irgendwo so ein leichtes "Die Unverbesserlichen"-Flair, soweit ich das als Gelegenheitsgucker überhaupt beurteilen kann

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.02.2013 01:46
#29 RE: Bewertung – Rolf Olsen-Filme Zitat · Antworten

Das ist ganz einfach. Dieser Willi-Film war der einzige, den wir damals auf Band hatten! Heute kenne ich ja auch alle dieser Reihe, bleibe aber dabei, dass ich diesen immer noch mit Abstand am liebsten mag. Den kann ich übrigens immer noch streckenweise mitsprechen, so häufig lag der im Rekorder.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

17.02.2013 02:10
#30 RE: Bewertung – Rolf Olsen-Filme Zitat · Antworten

Eine Erklärung dieser Art mutmaßte ich auch schon, je jünger die begeisterten Anhänger, desto normativer die Kraft des damals Faktischen, um hier mal den 17-Jahre später in Sachen deutscher Urlaubsfilm folgenden Erhardt-Epigonen Gerhard Polt zitatmäßig abzuwandeln (Auch wenn man von ihm zwingend eher jedenfalls die 83er Kultkarnevalssause "Kehraus" unbedingt gesehen haben muss!)
Später sind die Möglichkeiten des Begeisterten zwar schier unbegrenzt (schaut einfach nur mal auf euer Wallace-Boxen-Regal und versetzt euch ne Dekade zurück ) doch Einbußen erleidet oftmals die ehemals unbrechbare Begeisterung...

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