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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 984 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.04.2010 01:20
Bewertet Kino: "Paul Temple und der Fall Marquis / Paul Temple Returns" (1952, UK) Zitat · Antworten



Paul-Temple-Kinofilm Nr. 4:
Paul Temple Returns (aka Bombay Waterfront) – 1952
Mit: John Bentley als Paul Temple und Patricia Dainton als Steve Temple. Des weiteren spielen: Peter Gawthorne, Valentine Dyall, Ronald Leigh-Hunt, Ben William, Christopher Lee, Grey Blake, Arthur Hill, Robert Urquart, Dan Jackson u.v.a. Regie: Maclean Rogers.

„Paul Temple Returns“ beendet die vierteilige britische Kinofilmreihe um die Abenteuer des ansonsten aus dem Radio bekannten Detektivs Paul Temple aus der Feder von Straßenfeger-Autor Francis Durbridge. Eine Übersicht der Filme und allgemeine Fragen und Hinweise finden ihren Platz in folgendem Thema:
Paul-Temple-Verfilmungen


Scotland Yard steckt bei den Ermittlungen zu den sensationellen Marquis-Mordfällen in der Klemme. Sir Graham Forbes beschließt aus diesem Grund, Paul Temple hinzuzuziehen. Temple und Steve, die gerade aus den USA zurückkehren, finden sich schnell in ihrem alten Metier wieder ein und versuchen gemeinsam, dem geheimnisvollen Mörder auf die Spur zu kommen. Die Zahl der Verdächtigen ist groß – und der Marquis schreckt vor heimtückischen Mordanschlägen nicht zurück...

Jede Geschichte, in der Paul Temple auftaucht, macht sich der gewandte Detektiv zu Eigen und stellt dementsprechend den Dreh- und Angelpunkt der Geschehnisse dar. Es ist deshalb von immenser Wichtigkeit, festzustellen, dass der 1916 geborene John Bentley den sechs Jahre älteren Anthony Hulme nach dessen Performance in „Send for Paul Temple“ für alle weiteren drei Teile der Kinofilmreihe in der Titelrolle ablöste. Trotz seines jüngeren Alters spielt Bentley den Ermittler deutlich anders, nämlich gesetzter als Hulme. Ihm geht die Unbeschwertheit und gewissermaßen auch die besondere Sympathie ab, die sein Vorgänger noch an den Tag legte, ähnelt aber dennoch eher dem Paul Temple der Hörspielreihe. Dies mag einerseits an der offensichtlichen Tatsache seines nun dem Gewohnten entsprechenden Familienstands liegen, andererseits ist es aber sicher auch auf sein überlegeneres und selbstüberzeugteres Auftreten zurückzuführen.
Patricia Dainton steht ihm als unerwartet starke und charakteristische Steve-Temple-Actrice zur Seite. Unterstützt wird das Pärchen darüber hinaus von einer fähigen Nebendarstellerriege, die sich alle Mühe gibt, ihre jeweiligen Parts möglichst undurchsichtig erscheinen zu lassen. Mit Christopher Lee ist hier sogar der frühe Auftritt einer echten Berühmtheit zu verzeichnen – noch nicht so sinister ausgefeilt wie in späteren Rollen, aber passgenau besetzt.

Den wohl wichtigsten Punkt zum Gelingen von „Paul Temple Returns“ stellt die unheimliche Atmosphäre durch die düsteren Schauplätze wie die Bombay-Werft oder das Haus des Ägyptenforschers dar. Die auf der Hülle der DVD angesprochenen östlichen Exotica – etwa der stumme Diener Sir Felix Raybournes und die sarkophagähnliche Götterstatue – entfalten ihre volle Wirkung; in der anfänglichen Amerikaverbindung der Mordfälle und der Temples sowie der stilvollen Schwarzweißausleuchtung der vielen Zwielichtszenen lassen gar einige Film-Noir-Einflüsse durchblicken. Dagegen darf die miteingeflochtene Bemerkung „full of [...] snakes“ dankenswerterweise als himmelhohe Übertreibung angesehen werden: Es taucht für Sekundenbruchteile ein einziges Reptil auf, das sogleich den Kugeltod stirbt.

Wie bereits in „Send for Paul Temple“ ist die Demaskierung des Hauptverbrechers auch in „Paul Temple Returns“ für kriminalfilmerfahrene Zuschauer den Bemühungen der Schauspieler zum Trotz recht leicht durchschaubar. Hier macht sich die Kürze der Filme einmal mehr bemerkbar, denn sie verhindert das Spinnen noch abstruserer Ablenkungsmanöver und größerer Verdächtigenkreise. Dennoch muss gerade die kompakte Form gleichsam als Pluspunkt hervorgetan werden, denn „Paul Temple Returns“ packt an Tempo und dramatischer Dichte noch einmal eine ganze Schippe auf das Niveau von „Send for Paul Temple“ drauf – ebenso ein sicheres Indiz für großzügigere Produktionsumstände und höher entwickelter Filmtechnik. Obwohl die Story direkt von Durbridge stammt und nicht wie im Serienerstling von einer zweiten Person nachbearbeitet wurde, erscheint sie paradoxerweise in einem einzigen Aspekt nicht ganz so charakteristisch für den geistigen Vater Temples, denn ihr fehlen trotz mehr als ausreichender Spannungsmomente weitestgehend die berüchtigten Cliffhanger-Szenen. In der Tat wirken die 69 Filmminuten wie aus einem Guss – man könnte sich eine Unterteilung an mehreren Stellen kaum vergegenwärtigen.

Wie glaubwürdig „Paul Temple Returns“ ist, bleibt wohl der Genauigkeit der inhaltlichen Untersuchung des Films durch den einzelnen Zuschauer überlassen, aber gerade bei Durbridge drücke ich in dieser Hinsicht gern ein Auge zu. Noch mehr als bei Wallace sehe ich es hier als gerechtfertigt an, von „Krimimärchen“ zu sprechen. Und für ein solches ist der vorliegende Film ein erstklassiges Beispiel. Für Abwechslung ist gesorgt – jedem Durbridgeianer sei der spannende Stoff ohne nennenswerte Vorbehalte empfohlen. 4,5 von 5 Punkten.

Anmerkung: Die DVD „Paul Temple Returns“ vom engagierten Liebhaberlabel Renown Pictures kann man im hauseigenen Onlineshop unter www.renownpicturesltd.com bestellen. Der Transfer des Films befindet sich wie auch bei „Send for Paul Temple“ auf einem angenehmen, wenngleich nicht perfekten Niveau. In den Vorspann ist die amerikanische Titeltafel mit dem Filmtitel „Bombay Waterfront“ einmontiert. Leider werden keine Untertitel angeboten.

Georg Offline




Beiträge: 3.276

17.02.2012 11:15
#2 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten

PAUL TEMPLE RETURNS
nach einem Hörspiel von Francis Durbridge
Großbritannien 1952
Regie: Maclean Rogers
Darsteller: John Bentley, Patricia Dainton, Peter Gawthorne, Valentine Dyall, Ronald Leigh-Hunt, Ben William, Christopher Lee u. v. a.

Ein unbekannter Mörder hat nun schon sein drittes Opfer gefunden. Es handelt sich dabei um Rita Cartright, eine Amerikanerin. Wie bei den ersten beiden Opfern, einem Mann namens Marvin Harwood und der Nichte von Sir Felix Raybourne, findet sich ein mit „Marquis“ unterzeichneter Brief bei der Leiche. Paul Temple weilt gerade in den USA um ein Fernsehinterview zu geben, als ihn ein Telegramm Sir Grahams erreicht. Er bittet ihn, sich in New York nach der toten Rita zu erkundigen. Doch ehe er dies tun kann, erreicht ihn schon ein zweiter Brief vom „Marquis“, der ihn warnt, irgend etwas in diesem Fall zu unternehmen. Zurück in London wird diese Warnung wiederholt, denn die Wohnung der Temples wird verwüstet. Die Spur führt zu einem mysteriösen Archäologen namens Sir Felix Raybourne, der von seiner letzten Expedition ein Geheimnis mitgebracht hat, das der Menschheit großen Schaden zufügen könnte. Die beiden ersten Mordopfer wussten um dieses Geheimnis und mussten deshalb sterben…

„Paul Temple Returns“ wurde in den USA als „Bombay Waterfront“ vermarktet. Die DVD von RENOWN PICTURES greift auf eine US-Kopie zurück, denn hier wird über die Titel ein völlig anderes Hintergrundbild mit dem amerikanischen Titel eingeblendet, darunter steht „based on the PAUL TEMPLE Stories by Francis Durbridge“.

Zitat von Gubanov
Obwohl die Story direkt von Durbridge stammt und nicht wie im Serienerstling von einer zweiten Person nachbearbeitet wurde, erscheint sie paradoxerweise in einem einzigen Aspekt nicht ganz so charakteristisch für den geistigen Vater Temples, denn ihr fehlen trotz mehr als ausreichender Spannungsmomente weitestgehend die berüchtigten Cliffhanger-Szenen.


Durbridge hat hier wohl das Drehbuch nicht selbst geschrieben (obwohl die imdb das ausweist). Durch die amerikanische Titelüberblendung wurde die Originaltiteleinblendung, in der der (unbekannte) Drehbuchautor wahrscheinlich genannt wurde, eliminiert. Bei den Durbridge-Kinoadaptionen des Produzenten Ernest G. Roy war es üblich, dass Drehbuchautoren, meist mit dem Regisseur gemeinsam, die Story überarbeiteten. Das lässt übrigens auch die amerikanische Titeleinblendung „based on the Paul Temple Stories“ vermuten (sonst würde ja „written by“ oder Ähnliches zu lesen sein). Ingesamt wird in der recht kurzen Laufzeit in meinen Augen überhaupt viel zu viel Augenmerk auf Paul Temples Privatleben und die – recht unterhaltsamen – Problemchen mit dem Diener Sakki und viel zu wenig Gewicht auf die Verdächtigen gelegt. Die Running Gags mit den Kochkünsten des komischen Dieners sind aber ganz gelungen.

Zitat von Gubanov
Mordfälle und der Temples sowie der stilvollen Schwarzweißausleuchtung der vielen Zwielichtszenen lassen gar einige Film-Noir-Einflüsse durchblicken.

Das fand ich auch. Überhaupt ist der gesamte Filmstil den 40er-Jahren verpflichtet, auch wenn die Produktion bereits aus dem Jahre 1952 stammt.

Zitat von Gubanov
für kriminalfilmerfahrene Zuschauer den Bemühungen der Schauspieler zum Trotz recht leicht durchschaubar. Hier macht sich die Kürze der Filme einmal mehr bemerkbar, denn sie verhindert das Spinnen noch abstruserer Ablenkungsmanöver und größerer Verdächtigenkreise.

Durbridges Stärke war es nicht gerade, große Verdächtigenkreise zu spinnen. Mehr als zwei, drei (ganz selten vier) Verdächtige gab es ja nie. Die Spannung entsteht ja bei ihm nur durch die Verwicklungen, die Berg- und Talfahrten, die mysteriösen Anrufe und Gegenstände, aber niemals durch zahlreiche Verdächtige.
Insgesamt bietet dieser Film trotz der von Gubanov erwähnten zahlreichen Stärken für mich für die kurze Laufzeit zuwenig Kriminalistisches, hier hätte man einige Szenen zwischen Paul und Steve zu Gunsten der Krimihandlung streichen können. Im Vergleich zum nur ein Jahr später entstandenen hochspannenden Film „Operation Diplomat“ (Bewertet Kino: "Operation Diplomat" (1953, UK)), den ich gestern gesehen habe, verliert „Paul Temple Returns“ eindeutig. Hervorzuheben sind in meinen Augen jedoch noch Christopher Lee als Archäologe mit Vollbart und Brille und Peter Gawthorne als Sir Graham Forbes.

Georg Offline




Beiträge: 3.276

17.02.2012 11:40
#3 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten

P.S.: Das dazugehörige Hörspiel ist übrigens "Paul Temple Intervenes" (Original 1942): http://www.amazon.co.uk/Paul-Temple-Inte...o/dp/0563527943

Georg Offline




Beiträge: 3.276

14.12.2012 21:59
#4 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten

Nach der Lektüre des Romans, der wohl eine ziemlich genaue Adaption des Hörspiels sein dürfte, hier einige Vergleiche zwischen Durbridges Originalstory (die wohl im Roman wieder gegeben wird) und dem Film, der diesbezüglich streckenweise ziemlich dürftig abschneidet, weil er viele Dinge auslässt oder nicht erklärt.

Das Buch "Paul Temple Intervenes", das 1944 erschien, dürfte ziemlich genau mit dem Hörspiel "Paul Temple Intervenes" übereinstimmen. Daher kann man hier auch Vergleiche mit dem Film ziehen, indem einige Szenen, die im Buch (und somit auch im Hörspiel) vorhanden waren, fehlen oder an anderen Stellen auftauchen. Der Film hat zu viele Szenen mit Paul und Steve, belangloses Gerede, das leider zu fehlender kriminalistischer Handlung führt. Wesentliche Unterschiede sind:

- Der Film beginnt mit Rita Cartwrights Leiche und dem Marquis, der sie in die Themse wirft. Im Buch gibt es hingegen nach Temples Rückkehr aus den Staaten ein Gespräch mit Rita.
- Im Film soll sich Temple, der beim Fernsehen (im Buch: beim Radio) zu Gast ist, nach der Amerikanerin Rita Cartwright im Auftrag von Sir Graham erkundigen. Im Buch gibt es das nicht, da Rita zu diesem Zeitpunkt noch lebt.
- Die Ermordung des Ganoven Carson ist im Film anders: er wird in einem Gebäude am Hafen erschossen, im Buch wird er von einem Laster am Themseufer vor Temples Augen überrollt.
- Im Film erhält Paul Temple eine weitere Warnung des Marquis nach seiner Rückkehr aus den USA, im Buch gibt es weder diese, noch den Diener Ricky, der schlecht kocht.
- Im Film fehlt Steves Entführung durch den Marquis. Im Roman geschieht dies, um Temple zu warnen.
- Im Film hat Sir Felix einen Diener, der im Buch nicht existiert.
- Die Szene mit dem unter Strom stehenden Zaun kommt im Buch wesentlich früher vor, als im Film, wo sie erst nach anderen Ereignissen, die im Buch später stehen, zu finden ist.
- Die obligatorische Cocktailparty, bei der Paul Temple einen Verdächtigen nach dem anderen entlastet, fehlt im Film ebenso wie die erklärenden Gespräche, wer wann was warum getan hat.
- Während Sir Felix' im Film in Paris "verschwindet", taucht er im Buch in einer zwielichtigen Kneipe unter, die von einer alten Bekannten Paul Temples geführt wird. Am Ende heiratet Sir Felix diese alte Bekannte Temples, auf die Steve ein wenig eifersüchtig ist.

Insgesamt ist das Buch wesentlich spannender, da es viel mehr Handlungsstränge gibt, viel mehr Wendungen und auch Figuren. Der Film lässt einige Fragen offen.
Das Buch (mit recht primitivem Cover) ist übrigens im Moment recht günstig bei amazon zu haben:


http://www.amazon.co.uk/Paul-Temple-Inte...518627&sr=1-2#_

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.12.2012 13:05
#5 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten

Wenn mir schon der Film so gut gefällt, dann hast du mir jetzt noch umso mehr Appetit v.a. auf das Hörspiel gemacht, das ja zu den ältesten BBC-Aufnahmen seiner Art zählt. Wenn ich an den Film zurückdenke, fällt mir allerdings auch in erster Linie Christopher Lee ein - die Audiofassung muss ohne diesen Bonus auskommen.

Georg Offline




Beiträge: 3.276

15.12.2012 14:12
#6 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten

In der Tat ist Christopher Lee als Sir Felix eine tolle, mysteriöse Figur in dem Film, der sehr viel Unheimliches ausstrahlt. Eine wunderbare Rolle für einen großartigen Schauspieler.
Das Hörspiel ist wohl eines der wenigen, die noch erhalten sind.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.04.2018 14:45
#7 RE: Bewertet Kino: "Paul Temple Returns aka Bombay Waterfront" (1952, UK) Zitat · Antworten



Paul Temple und der Fall Marquis (Paul Temple Returns)

Kriminalfilm, GB 1952. Regie: Maclean Rogers. Vorlage „Paul Temple Intervenes“, 1942: Francis Durbridge. Mit: John Bentley (Paul Temple), Patricia Dainton (Steve Temple), Grey Blake (Storey), Peter Gawthorne (Sir Graham Forbes), Robert Urquhart (Slater), Arthur Hill (Cranmer Guest), Christopher Lee (Sir Felix Raybourne), Andrea Malandrinos (Sammy Wren), Dan Jackson (Sakki), Ronald Leigh-Hunt (Inspector Ross) u.a. Uraufführung (GB): 24. November 1952. Eine Produktion von Nettlefold Films für Butcher’s Film Service.

Zitat von Paul Temple und der Fall Marquis
Die Amerikanerin Rita Cartwright ist bereits das dritte Opfer jenes geheimnisvollen Mörders, der sich „der Marquis“ nennt. Dieser Schurke schickt den Todgeweihten am Tage ihres Ablebens ein Telegramm, erschießt sie dann und entledigt sich der Leichen in der Themse. Eine Notiz auf einem der Telegramme führt die Ermittler auf die Spur von „Bombay S.W.“; doch um herauszufinden, was damit gemeint ist, muss erst Paul Temple aus seinem New-York-Urlaub nach London zurückkehren. Er heftet sich unter anderem an die Fersen des Ägyptologen Sir Felix Raybourne und muss von da an Todesfallen am laufenden Band ausweichen ...


Sechs Jahre nach dem ersten Paul-Temple-Kinofilm drehte Nettlefold das letzte Abenteuer auf Grundlage eines Temple-Hörspiels und wählte dafür den Stoff „Paul Temple Intervenes“ von 1942. Die Kinoproduktionen entstanden zwar mit für B pictures recht beachtlichen zeitlichen Abständen zwischeneinander sowie einigen Inkonsistenzen bezüglich der Besetzung, wirken aber dennoch stilistisch wie aus einem Guss, was auch bedeutet, dass die letzte der Produktionen kein wesentlich modernes Flair aufweist als die erste. „Paul Temple und der Fall Marquis“ ist ein ebenso klassischer Krimi, der sich einiger mittlerweile recht abgegriffener plot points bedient, wie man sie in einem solchen Stoff eben erwarten muss, die aber auch recht effektiv funktionieren und daher einen vergnüglichen und kurzweiligen Ausstand aus der Temple-Reihe garantieren. Insbesondere die Besetzung des mysteriösen Ägypten-Forschers Sir Felix Raybourne mit dem jungen Christopher Lee ist ein absoluter Clou, weil sie sich als prophetisch erweist und viele seiner späteren Rolleneigenschaften aus Gruselfilmen und Krimis vorwegnimmt. Mit Bart, Brille, exotischer Robe und vielen low key-Kameraeinstellungen wirkt Lee bedrohlich und geheimnisvoll, was vom Szenenbild und der Musik passgenau unterstützt wird. Auch andere Überraschungen wie der Starkstromanschlag, der Tod am Jahrmarktschießstand oder der Einbruch in die Temple-Wohnung sorgen für dauerhafte, wohlige Rätselei.



Man muss natürlich einschränken, dass die Whodunit-Konstruktion in einem knapp 69-minütigen Film nicht so ausgeprägt sein kann wie in einem dreistündigen Mehrteiler und dass es vielleicht selbst unter den waltenden Umständen möglich gewesen wäre, mithilfe zusätzlicher Verdächtiger eine verblüffendere Auflösung als die doch recht durchschaubare vorliegende zustande zu bringen. Wer einen Durbridge-Stoff nur der andauernden Ungewissheit und der Cliffhanger wegen sieht, wird im „Fall Marquis“ wenige versöhnliche Eigenschaften finden. Wer es aber auch auf das vertraute Flair um Paul und Steve Temple abgesehen hat, bekommt hier wieder einmal besondere Leckerbissen serviert. „Der Fall Marquis“ dürfte jener Temple-Film mit dem höchsten Anteil an Privatinfos und -szenen seit dem Reihenerstling sein und John Bentley und vor allem die reizende, aber durchaus pragmatisch zugreifende Patricia Dainton vermitteln eine stimmige married sleuth-Atmosphäre. Weniger einnehmend agiert dagegen Peter Gawthorne als Sir Graham Forbes – die Besetzungen mit Jack Raine und Jack Livesey wussten eher zu überzeugen.

Auffällig wie in einigen anderen britischen Filmen der damaligen Zeit sind die anfänglichen Bezüge zu Amerika mit dem dritten „Marquis“-Opfer und Temples New-York-Aufenthalt sowie seinem dortigen Radio-Auftritt (übrigens ein ebenso netter Fingerzeig auf Temples ursprüngliches Metier wie das Krimihörspiel, das in einer Spannungsszene von „Jagd auf Z“ erklingt). Damals in der Hoffnung inkludiert, sich mit solchen Querverbindungen Vermarktungsvorteile in den USA zu erwerben, wirken diese Szenen heute etwas bemüht, verleihen dem Film aber auch einen etwas noiresken Anstrich, der nur von der einnehmenden Gutbürgerlichkeit der Temples im Vergleich zu den deutlich lastergeplagteren Ermittlerpendants der Schwarzen Serie aufgebrochen wird.

Ein solider Serienabschluss, für den zwar außer John Bentley keiner der Regulars mehr vor die Kamera trat, der aber dennoch den Geist der Temple-Stoffe gut einfängt. Mit einem etwas elaborateren Täterrätsel wäre der Film ein perfektes Retro-Vergnügen; aber auch abseits davon gibt es zahlreiche stimmige, ja sogar prototypische Szenen. 4 von 5 Punkten.

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