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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 575 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Blap Offline




Beiträge: 1.128

29.03.2010 17:09
Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972) Zitat · Antworten

Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (Italien 1972, Originaltitel: Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave)

Der Schriftsteller Oliviero (Luigi Pistilli) wird seit Jahren von einer Schreibblockade gepeinigt. Seine Ehe mit Irina (Anita Strindberg) ist längst gescheitert, der Frust des Gatten entlädt sich in Erniedrigungen und Gewaltausbrüchen. Als eine junge Dame brutal ermordet wird, führt die Spur zu Oliviero, doch erstaunlicherweise verschafft ihm Irina ein (falsches) Alibi. Es kommt jedoch noch dicker, denn wenig später wird das schwarze Dienstmädchen im Haus des Ehepaares abgemurkst. Um Probleme mit den Gesetzeshütern zu vermeiden, lässt man die Leiche im Keller des grosszügigen Anwesens verschwinden. Als Olivieros Nichte Floriana (Edwige Fenech) ihren Besuch ankündigt, ist der liebe Onkel zunächst wenig erfreut, denn er hat seine Nichte als kleine und nervige Göre in Erninnerung. Umso grösser ist die Überraschung, als Floriana dann in voller Pracht auftaucht. Aus dem Pipimädchen ist eine junge und selbstbewusste Schönheit geworden, deren Reize umgehend die Säfte des abgewrackten Schriftstellers in Wallung bringen. Floriana freundet sich mit einem örtlichen Mopedfahrer an, zieht aber auch Irina in ihren Bann. Wer treibt hier welches Spiel, wer ist für die Morde verantwortlich...???

Ein weiterer Giallo von Sergio Martino. Aber was für ein Kaliber! "Your Vice..." bietet dem Zuschauer ein mehr und mehr eskalierendes Beziehungsdrama, wunderschön vor einer herrschaftlich-ländlichen Kulisse gefilmt. So zeigen sich nicht nur die Akteure in absoluter Hochform -dazu später mehr- sondern auch das Haus -in dem ein grosser Teil der Handlung spielt- und sein direktes Umfeld verwöhnen das Auge des Zuschauers. Die Kulisse bietet zum einem die wohlige Wärme des Landlebens, verwandelt sich aber immer wieder in ein schaurig schönes Gemäuer, welches durchaus für prickelnde Gothic-Gruselschauer sorgt. Die Story ist gut durchdacht, die Auflösung überzeugt auf ganzer Linie, die Anleihen bei Poe wurden gut umgesetzt. Die beständig auftauchende schwarze Katze passt perfekt in das Gesamtkonstrukt, denn auch sie verbindet das Schöne mit dem Unheimlichen. Nicht zu vergessen, dass diese Katze den Fortgang und Ausgang des Geschehens entscheidend mitprägt, ohne dabei den schalen Geschmack der Unglaubwürdigkeit zu hinterlassen. Wie passend, dass man das wunderschöne Tier mit dem Namen "Satan" bedacht hat (Keine Angst, der Leibhaftigte fährt nicht aus dem kleinen Vierbeiner). Die für einen Giallo typischen Morde gibt es hier auch zu sehen, allerdings spielen diese eher eine Nebenrolle. Folgerichtig hat Martino die Taten weniger ausufernd inszeniert, was dem Werk meiner Meinung nach gut zu Gesichte steht. Geschickt werden Fährten und Finten ausgelegt. Zwar ahnt man beim Auftauchen der Polizei gegen Ende des Films die Auflösung, doch selbt im Rahmen dieser vermeintlichen Klarheit, packt uns Martino gnadenlos im Genick. Ich habe mit Frau Strindberg um die Wette gezittert, war ebenfalls dem Wahn näher als der Realität, herrlichst!

Nun zu den Darstellern, die man gar nicht genug loben kann! Lugi Pistilli gehörte zu den besten Vertretern seiner Zunft, war meist in Nebenrollen zu sehen. Hier beeindruckt er mit seiner intensiven Darstellung des gebrochenen Schriftstellers, dessen Aggressionen sich gegen seine Gattin richten, schliesslich gar lebensbedrohlich (welches Leben betroffen ist, verrate ich an dieser Stelle nicht). Wenn zu Beginn des Films eine Gruppe Hippies bei den Eheleuten feist Party feiert, und Oliviero bei dieser Gelegenheit seine Frau auf das Übelste drangsaliert, wird dem Zuschauer sofort klar, dass er es mit einem abstossenden Charakter zu tun bekommt. Doch Pistillis Rolle ist nicht auf ein stumpfsinniges Ekel reduziert, er zeigt sich vom eigenen Versagen gepeinigt, wird von aufblühender Leidenschaft für eine andere Frau getrieben, gar belebt, verfängt sich jedoch immer wieder in sich selbst...Spoilergefahr... Edwige Fenech kommt hier mit einer etwas eigentümlichen Frisur daher, die aber letztlich sehr gut zu ihrer Rolle passt. Die junge Frau, vordergründig zuckersüss, bis die Maske fällt, und einen deutlichen Kontrast zu ihren Rollen in Werken wie "Der Killer von Wien" oder "Die Farben der Nacht" aufzeigt. Obwohl ich ein grosser Fenech Verehrer bin, gebührt das grösste Lob jedoch Anita Strindberg! Frau Strindberg liefert die wohl beste Leistung ihrer Karriere ab, ich bin sehr beeindruckt! Zu viel möchte ich auch hier nicht verraten, ich kann nur immer wieder betonen, dass man sich diesen herrlichen Film anschauen muss! Wenn gleich zwei Schönheiten zur Verfügung stehen, bleiben erotische Szenen selbstverständlich nicht aus, es geht hier schliesslich um einen Giallo! Martino verzichtet darauf seine Darsteller mit Dreck zu bewerfen, die erotischen Momente sind sehr stilvoll inszeniert, besonders die Szenen in denen sich Strindberg und Fenech nahekommen. Ivan Rassivmov kommt diesmal leider nur recht kurz zum Zuge, wird dafür aber sehr effektiv eingesetzt.

Nun habe ich endlich alle Gialli von Sergio Martino gesehen. "Die Farben der Nacht", "Der Schwanz des Skorpions" oder "Torso", jeder dieser Filme hat mich begeistert. "Farben" mit seiner Mystery-Schlagseite, "Skorpion" als solider Krimireisser, "Torso" die Vorlage für später als "Slasher" bezeichnete Filme. Über all diesen Schönheiten thront Martinos Meisterwerk "Der Killer von Wien"! "Vice" wackelt allerdings gehörig am komfortablen Sitz des Genrehäuptlings. Vielleicht ist "Vice" in Bezug auf Ästhetik und kunstvolles Handwerk sogar der bessere Film, doch dazu kann ich in meiner momentanen verwirrten Begeisterung noch nicht sinnvoll Stellung beziehen. Mir gefällt dieser wunderschöne Film mehr als sehr gut, ein Platz auf meinem Altar ist gewiss!

Die DVD Auswertung von NoShame ist sehr lobenswert. Die US-Scheibe präsentiert den Film in sehr schöner Qualität, im Bonusmaterial befindet sich eine sehenswerte Featurette, in der Martino, Fenech und Drehbuchautor Gastaldi zum Zuge kommen. Leider ist die DVD seit einiger Zeit OOP, die Preise fallen daher gesalzen aus. Hoffentlich wird noch ein Schwung nachgelegt! Andererseits ist diese Perle sowieso unbezahlbar, also lasst eure Kreditkarten glühen!

Wundervoll, prachtvoll, herrlich, grandios! Überragend = 9/10

Lieblingszitat:

"...maybe this throat will be my very first one..."

***

Vom Ursprung her verdorben

Ray Offline



Beiträge: 1.930

07.05.2016 11:07
#2 RE: Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972) Zitat · Antworten

Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (I 1972)

Regie: Sergio Martino
Darsteller: Edwige Fenech, Anita Strindberg, Luigi Pistilli, Ivan Rassimov u.a.


Der unter Schreibblockade und Jähzorn leidende Schriftsteller Oliviero gerät unter Mordverdacht, als ein junges Mädchen, mit dem er verabredet war, brutal getötet wird. Die Lage scheint sich für ihn zu entspannen, als seine Frau ihm wider besseres Wissen ein Alibi gibt. Doch kurz darauf wird das Hausmädchen des Ehepaars auf die gleiche Art und Weise ermordet ...

Der letzte Giallo Sergio Martinos, den ich noch nicht gesehen hatte. Ich kann mich der Begeisterung meines Vorredners jedoch leider nicht anschließen, denn für mich ist es auch gleichzeitig der schwächste. Nach den beiden Morden plätschert das Geschehen so vor sich hin. Irgendwann schlägt Edwige Fenech auf und steigt mit jeder Person (gern auch mehrfach) ins Bett, die nicht bei drei auf den Bäumen ist. Die Regie Sergio Martinos ist erstaunlich uninspiriert, wenn man den Film mit seinen sonstigen Genre-Arbeiten vergleicht. Nennenswerte Regie-Einfälle sucht man weitgehend vergebens. Klar wird es zum Ende hin nochmal turbulent und der Zuschauer bekommt den ein oder anderen Twist präsentiert, nur ist das Ganze längst nicht so überraschend wie (wohl) beabsichtigt.

Auf Seiten der Darsteller kann sich zumindest Luigi Pistilli, sonst eher in kleinen Rollen auftretend, als aufbrausender Schriftsteller profilieren. Strindberg und Fenech fallen vor allem durch ihre ungewohnten (und eher unvorteilhaften) Frisuren auf, zeigen allerdings einmal mehr, dass sie schauspielerisch schnell an ihre Grenzen gelangen. Ivan Rassimov, diesmal mit schlohweißem Haar, ist natürlich auch wieder mit von der Partie, seine Figur ist aber so gut wie nicht der Rede wert.

Überraschend uninspirierter und zäher Giallo von Sergio Martino. 2,5/5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2017 14:40
#3 RE: Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972) Zitat · Antworten



Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key
(Il tuo vizio è una stanza chiusa e solo io ne ho la chiave)


Drama, IT 1972. Regie: Sergio Martino. Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Adriano Bolzoni, Sauro Scavolini (Buchvorlage „The Black Cat“: Edgar Allan Poe) (Story: Luciano Martino, Sauro Scavolini). Mit: Edwige Fenech (Floriana), Anita Strindberg (Irene Rouvigny), Luigi Pistilli (Oliviero Rouvigny), Franco Nebbia (Inspektor), Ivan Rassimov (Walter), Angela la Vorgna (Brenda), Daniela Giordano (Fausta), Marco Mariani (Buchhändler), Nerina Montagnani (Signora Molinar), Enrica Bonaccorti (Prostituierte) u.a. Uraufführung (IT): 4. August 1972.

Zitat von Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key
Schon seit geraumer Zeit wird Irene Rouvigny von ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Oliviero, gepeinigt und missbraucht. Als Oliviero unter Mordverdacht gerät, hilft sie ihm dennoch nicht nur mit einem falschen Alibi zur ersten Tat aus, sondern beseitigt die zweite Leiche kurzerhand im Weinkeller des gemeinsamen Anwesens. Der darauffolgende Besuch von Olivieros Nichte Floriana trägt nicht gerade dazu bei, die angespannte Situation zwischen den Eheleuten zu vereinfachen: Floriana fühlt sich sowohl zu Irene als auch zu Oliviero hingezogen und führt, obwohl vordergründig hilfsbereit, den Familienzwist zur ultimativen Eskalation ...


Während Genrekönige wie Mario Bava und Lucio Fulci die Grenzen der Giallokonventionen oft verschwimmen ließen, gilt Sergio Martino zurecht neben Dario Argento als zweiter Urvater des gelben Frühsiebzigerkinos. „Der Killer von Wien“ und „Der Schwanz des Skorpions“ zeigen eindrucksvoll, welche Potenziale die klassische Form des Giallo in sich birgt. Umso überraschter mag derjenige sein, der zum ersten Mal „Your Vice Is a Locked Room“ sieht und sich fragt, in welchem Winkel des Rouvigny-Schlosses sich die gewohnte Genreklaviatur versteckt hält. Der Film ist ein protagonistenzentriertes Ehedrama, ein langsam vom Kunstfilm zum Psychothriller aufsteigendes Eigengewächs, ein Film, der ganz andere menschliche Abgründe zeigt, als man es eigentlich von einem Martino made in ’72 erwartet. Zwar gibt es anfangs eine stellenweise an „Bay of Blood“ erinnernde Mordserie, doch die erscheint merkwürdig deplatziert im Vergleich zur Haupthandlung und wird daraufhin auch bald beendet, um dem gegenseitigen Spiel aus Sex, Drohungen und Quälereien im Rouvigny-Haushalt Platz zu machen – einer sehr viel düstereren Variante der Degeneration als Julie Wardhs ähnlich betitelte Eskapaden im „Wienkiller“.

Zitat von Michael MacKenzie: Dolls of Flesh and Blood – The Gialli of Sergio Martino
Martino appears to reject many of the conventions he helped establish. And indeed, when the traditional black-gloved killer, operating independently of the film’s main killer in a typical Martino-Gastaldi twist, is despatched around the half-way point, it’s almost as if Martino is metaphorically slaying the giallo as it had become by 1972. The speed with which this killer is disposed of and the somewhat perfunctory nature of the traditional stalk-and-slash sequences, suitably brutal though they are, does leave the viewer with the sense that the director has by this stage begun to lose interest in the more conventional giallo tropes and is eager to get them out of the way, so he can return to the film’s more heady, character-driven material.


„Verkopft“ ist wohl das richtige Wort für den Hauptteil von „Your Vice“, denn auf merkwürdig-makabre Weise kombiniert Martino hier hohe Kunst mit schlechtem Geschmack. Die Szenen zwischen den Eheleuten Rouvigny, dem beruflich impotenten Schriftsteller und der hysterischen Gattin, bewegen sich auf einem selten erreichten Niveau der Unappetitlichkeit und gestalten sich nicht immer spannend, obwohl die einsame Villa als reizender Schauplatz überzeugt, die miteinander verknüpften Motive der toten Mutter und des Maria-Stuart-Barockkleids mancher Szene Symbolkraft und Tiefe verleihen und die Filmmusik des in meiner Gunst sonst eher auf den hinteren Plätzen rangierenden Bruno Nicolai diesmal mit unglaublichem Feingefühl aus den Lautsprecherboxen dringt.



Während Anita Strindberg als gern leidende Irene trotz zauseliger Wischmoppfrisur geschickte schauspielerische Glanzmomente einbringt, erscheint mir Luigi Pistilli in der Hauptrolle eher fehlbesetzt, was dem Film ein ganzes Stück seiner Glaubwürdigkeit raubt. Ähnlich wie der deutsche Günther Stoll war Pistilli ein ausgesprochener Charakterkopf der zweiten Garnitur, der die Last eines leading man hier nicht recht zu schultern versteht. So bringt er zwar den sadistisch-abstoßenden Teil seines Oliviero durchaus glaubhaft herüber, doch seine ewige Anziehungskraft auf alle Protagonistinnen des Films lässt den Zuschauer nur verwundert zurück. Oliviero ist weder attraktiv noch eine interessante oder lukrative Persönlichkeit, sondern einfach nur ein gefrustetes, ausfälliges Rumpelstilzchen, dessen Untiefen Martino nicht unbedingt gar so ausführlich hätte ausloten müssen.

Dankbar dürfte das Publikum deshalb vor allem über das Auftauchen von Edwige Fenech gewesen sein, die 1972 so synonym mit Martino-Gialli geworden war, dass sie erster Name im Vorspann und Werbegesicht für „Your Vice“ ist, obwohl sie erst spät im Film bei den Rouvignys aufschlägt. Fenech, die mit optischem Makeover und neu gefundenem Selbstbewusstsein in mancher Szene verblüffend an eine Femme-fatale-Version von Karin Dor erinnert, zeigt eine erfreuliche Reifung gegenüber ihren früheren Auftritten und bekommt hier endlich die Gelegenheit zu ernsthafter schauspielerischer Entfaltung.

Zitat von Michael MacKenzie: Dolls of Flesh and Blood – The Gialli of Sergio Martino
The greatest revelation [...] is undoubtedly Edwige Fenech. In her previous appearances in Martino’s gialli and indeed in the simultaneously released The Case of the Bloody Iris it’s fair to say that she acquitted herself well, but that the roles she played didn’t exactly do much to stretch her acting ability. All to often called on to do little more than strip, scream and swoon – and not neccessarily in that order –, the characters she played were often, to borrow a quotation from Martino’s later giallo Torso, “only dolls, stupid dolls made out of flesh and blood”. Her transformation into a confident, manipulative bob-haired pansexual who holds everyone she comes into contact with in her thrall feels not so much like casting against type as unlocking her true potential. When she arrives around the half-hour mark, she instantly changes the dynamic and tone of the picture, throwing a monkey wrench into the narrative, breaking up the malaise that has settled on Oliviero and Irene’s household and turning out to be just as manipulative and twisted as her hosts in her own way.


Bleibt nur noch der Poe-Faktor zu klären: In seiner stellenweise überheblichen Machart einer modernen Literaturverfilmung gerecht werdend, nutzt „Your Vice“ die Vorlage „The Black Cat“ auf eher freie Weise, wenngleich der schwarze Kater namens Satan nie wirklich bedrohlich, sondern wie ein verschmuster, neugieriger Stubentiger wirkt, sodass die gegen ihn gezeigte Gewalt – wenngleich nur effektive Maskentricks – überflüssig und formelhaft erscheint. Im Finale kommt er pflichtgemäß und sehr effektiv zum Einsatz – die starken letzten Minuten erinnern neben Poes Klassiker auch an Fulcis späteres Meisterwerk „The Psychic“.

Edwige Fenech betont in Interviews gern, dass Martino, sie und der Rest des gemeinsamen Stamm-Filmteams zu Beginn ihrer Kollaborationen jung, unerfahren und experimentierfreudig waren. „Your Vice“ lässt nur anderthalb Jahre später deutliche Zeichen von Reifung und Weiterentwicklung erkennen, aber auch einen gewissen frischen Charme vermissen. Stellenweise aufgeblasen und unappetitlich im Detail, leidet der Film an der kompletten Abwesenheit von Identifikationsfiguren, für die eine besser denn je aufspielende Edwige Fenech nach Kräften entschädigt. 3,5 von 5 Punkten. Ähnlich wie Martino glaube ich aber jetzt schon daran, dass der Film sich langfristig bewähren und mich seine Kantigkeit bei zukünftigen Sichtungen weniger aus der Fassung bringen wird.



Die DVD von Arrow Video (UK-Import): Nachdem der Film lange Zeit eine gesuchte Rarität war, brachten die getrennten DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen von Arrow Video den auf die Folter gespannten Filmfans 2016 die lang ersehnte Erleichterung. In einem hervorragenden Transfer im Originalbildformat 1,85:1 in englischer oder italienischer Sprache sowie mit optionalen englischen Untertiteln präsentiert sich Martinos Film, als wäre er gestern erst gedreht worden. Natur- und Nachtstimmungen kommen in der farblich ansprechenden Präsentation hervorragend zur Geltung. Nicht weniger euphorisch kann ich mich zum Bonusmaterial äußern: Gleich fünf ausführliche Dokus sind enthalten, darunter die von der No-Shame-DVD übernommene Making-of-Featurette „Unveiling the Vice“ mit Sergio Martino, Fenech und Gastaldi. Hinzu kommen ein ausführliches Martino-Interview, Überblicke über Martinos Gialli von Michael MacKenzie und Fenechs Karriere von Justin Harries sowie eine Retrospektive zu „Your Vice“ von US-Regisseur Eli Roth. Dass man zumindest in der regulären DVD-Ausgabe dafür auf ein Booklet verzichten muss, macht das Kraut nach all diesen Blicken hinter die Kulissen wahrlich nicht mehr fett.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.06.2017 21:00
#4 RE: Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972) Zitat · Antworten

Nachdem ich nun endlich alle fünf gängigen Sergio-Martino-Gialli gesehen habe, hier ein persönliches Ranking:

Platz 1 (5,0 Punkte) – #2: Der Schwanz des Skorpions (1971)
Platz 2 (4,5 Punkte) – #1: Der Killer von Wien (1971)
Platz 3 (4,0 Punkte) – #5: Torso (1973)
Platz 4 (3,5 Punkte) – #4: Your Vice Is a Locked Room (1972)
Platz 5 (2,5 Punkte) – #3: Die Farben der Nacht (1972)

In diesem Fall ist die obligatorische Anmerkung, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, wichtiger denn je. Einerseits sind die anderen vier Sichtungen und Besprechungen schon eine ganze Weile her, andererseits habe ich bei allen drei Mittelfeld-Filmen in meinen Besprechungen Entwicklungspotenzial für zukünftige Martino-Durchläufe prognostiziert. Während es sich „Die Farben der Nacht“ also wahrscheinlich ziemlich gemütlich auf meinem letzten Platz machen können, ist es gut möglich, dass der Rest der Rangliste in Zukunft noch gehörig durcheinandergewürfelt werden wird. Ist ja auch nur gerecht: Während ich den „Skorpion“ bevorzuge, geht die Forentendenz in Richtung „Killer von Wien“ und während Martino selbst „Torso“ am meisten mag, genießt „Your Vice“ im Allgemeinen die höchste kritische Wertschätzung.

Aber ganz ist das Ende der Fahnenstange mit Martino mal Fünf ja ohnehin noch nicht erreicht. Ein rarer Giallo-meets-Poliziottesco über das verdächtige Ableben einer Minderjährigen dürfte wohl in nicht allzu ferner Zukunft noch in meinem Player landen ...

Wie sehen eure Martino-Präferenzen aus?

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.06.2017 21:33
#5 RE: Your Vice Is a Locked Room and Only I Have the Key (1972) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #4
Wie sehen eure Martino-Präferenzen aus?



1. Der Killer von Wien (4,5/5)
2. Der Schwanz des Skorpions (4,5/5)
3. Torso (4,5/5)
4. Die Farben der Nacht (3,5/5)
5. Your Vice... (2,5/5)


"Killer" und "Schwanz" habe ich mir schon mehrfach angesehen. Sie empfinde ich als am stimmigsten. Aber auch der stylische Slasher "Torso" hat mir ziemlich gut gefallen. "Die Farben der Nacht" ist halt so ein Spezialfall. Ich wusste, worauf ich mich einlasse, insofern war ich vielleicht nachsichtiger. Fand ihn aber deutlich besser als "Your Vice...", der für mich mit deutlichem Abstand auf dem letzten Platz landet.

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