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Dieses Thema hat 71 Antworten
und wurde 38.087 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.12.2011 22:30
#16 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten



Liebe Lümmel-Jünger,

es gibt ein kleines Weihnachtspräsent für euch. Sie ist wieder da - frisch, fromm, fröhlich und natürlich mindestens ebenso frei: die Lümmelbank mit allen Infos rund um die Lümmel- und Paukerfilme der 1960er und 1970er Jahre. 2008 ging die ursprüngliche Website luemmelbank.de online, doch ihr war kein allzu langes Dasein beschert. Zwischenzeitlich wurden die Inhalte auf einer kostenfreien Wikipedia-Alternative bereitgestellt, doch diese Plattform erwies sich als nicht ideal für den erarbeiteten Inhalt. Nun ist er frisch aufgemacht und leicht überarbeitet wieder am Start.

Die Vorteile überwiegen für alle Seiten. Für alle Leser und Filmfans bietet die neue Lümmelbank in Blog-Form tolle Vorteile: Alle Inhalte sind wieder online abrufbar, und das mit übersichtlicher Navigation, interaktiver Verlinkung und werbefrei. Aus den ursprünglich vier unabhängig gehosteten und unterschiedlich gestylten Medien Website, Forum, Blog und Gästebuch ist ein umfassender Pool geworden, der die Präsentation aller Filmbeschreibungen und Darstellerbiografien sowie Kommentare, Diskussionsanregungen und Feedbackmöglichkeiten in einer Hand vereint. "Man fasst es nicht!" würde Pepe ausrufen.

Ich habe durch die Umstellung auf ein Blog die Möglichkeit, die Webinhalte kostenfrei und unkompliziert bereitzustellen und bei Neuigkeiten oder spannenden Exkursionen zu aktualisieren. Jeder eingefleischte Lümmel-Fan kann zudem wieder auf die altbekannte und schon seit 2007 genutzte Adresse http://luemmelbank.blogspot.com zurückgreifen.



In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern frohe Weihnachten und einen guten, schmierseifenfreien Rutsch ins Jahr 2012, in dem der "ersten Lümmelbank" erster Teil, "Zur Hölle mit den Paukern" seinen 45. Geburtstag feiern wird.

HerrEppler Offline



Beiträge: 198

25.12.2011 23:15
#17 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Dann mal danke für deine Mühe @Gubanov - ich finde das super!

HerrEppler - bekennender Lümmel-Jünger

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2011 13:00
#18 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Danke zurück, @HerrEppler!

Ein Hinweis in Sachen Lümmelbank sei mir hoffentlich noch gestattet: Soeben habe ich eine neue Umfrage gestartet, die den gelungensten Titelsong der Lümmelfilme herausfinden soll. Man kann sich im Blog zu diesem Zweck alle Vorspänne der Lümmel-Filme sowie einige amüsante Zwistigkeiten zwischen Pepe und dem Knörzerich ansehen. Abgestimmt werden kann bis einschließlich 31. Januar, ab Anfang Februar ist entsprechend mit den Ergebnissen zu rechnen.

"Wer lernt, der hat viel mehr vom Leben,
doch eines kann kein Buch uns geben:
das Gefühl wir sind verliebt.
Es gibt schon vieles, das wir wissen,
doch unser Lieblingsfach ist Küssen,
weil es nichts Schöneres gibt.

Sechs mal sechs ist sechsunddreißig,
sagt der Lehrer und ist fleißig.
Wir sagen sechs mal sechs und denken Liebe, Liebe,
weil sie uns so gefällt.

Wir lernen Caesar und die Griechen,
ich kann die Kerle all' nicht riechen,
denn viel schöner wär's zu zweit.
Studieren, Musen und Ruinen,
doch steile Zähne, dufte Bienen,
die sind leider nicht dabei.

Sechs mal sechs ist sechsunddreißig,
sagt der Lehrer und ist fleißig.
Wir sagen sechs mal sechs und denken Liebe, Liebe,
weil sie uns so gefällt.

Die Alten halten nichts von Moden,
nur von Erfahrung, von Methoden.
Wir sagen junge Leute brauchen Liebe, Liebe,
denn sie ist alt wie unsere Welt."

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.01.2012 21:00
#19 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Schon mehrfach wurde hier im Forum über Wendlandts Villa am Wannsee als Drehort geschrieben. Zu sehen war sie zum Beispiel in "Die Tote aus der Themse", aber auch im zweiten Lümmel-Film "Zum Teufel mit der Penne". Zu diesem Film gibt es aber noch mehr Privates zu berichten: Tatsächlich hatte Wendlandt-Sohn Matthias einen Miniauftritt. Bei Interesse mehr unter: Mein Sohn, mein Haus, mein Film.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.01.2012 20:42
#20 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten



Klassenkeile – Pauker werden ist nicht schwer, Schüler sein dagegen sehr
Schulkomödie, BRD 1969. Regie: Franz-Josef Gottlieb. Drehbuch: Dr. Kurt Nachmann, Paul Hengge, Franz-Josef Gottlieb. Mit: Walter Giller (Dr. Wagner), Uschi Glas (Katja Hutten), Werner Finck (Direktor Dr. Zibelius), Anita Kupsch (Manuela Schulz), Willy Millowitsch (Vater Schulz), Wolfgang Condrus (Klaus), Rudolf Schündler (Dr. Krapp-Krapproth), Inge Wolffberg (Dr. Sieglinde Boll), Ulrich Beiger (Professor Hasemann), Siegfried Schürenberg (Berg) u.a. Uraufführung: 28. März 1969, Berlin.

Zitat von Klassenkeile
Um ihren Freund ungestört heiraten zu können, hat sich Schülerin Manuela einen so genialen wie verrückten Plan ausgedacht: Ihre Freundin Katja, die als Journalistin arbeitet und sowieso gerade für einen Artikel über Schulen recherchiert, soll nach der Versetzung an ein anderes Gymnasium ihre Rolle übernehmen. Katja geht auf den Tausch ein – unwissend, dass ihr zukünftiger Klassenlehrer Dr. Wagner ein überaus charmanter „Lehrkörper“ ist ...


Die meisten Epigonenproduktionen, gerade aus Karl Spiehs’ Lisa-Film-Schmiede, können mit den sieben qualitativ hochwertigen Originalen der Franz-Seitz-Film oft nicht ansatzweise mithalten. Deshalb ist es ein Glücksfall, dass die Rialto-Film, die seinerzeit zu den größten Produktionsfirmen des Landes zählte, nach ihrem Beitrag „Zum Teufel mit der Penne“ nicht das Interesse am Genre verlor, sondern noch drei weitere Komödien herstellte, die im Wesentlichen ähnlich gelungen sind wie Franz Seitz’ Anläufe. „Klassenkeile“ ist vielleicht der beste der Non-„ersten Bank“-Filme.

Der rasche Aufbau einer Geschichte um die Doppelidentität einer berüchtigten „Problemschülerin“ (mit Esprit: Anita Kupsch – schade, dass keine Planung, sie in einem Wallace-Film zu besetzen, realisiert wurde) sorgt dafür, dass „Klassenkeile“ schon nach kurzer Zeit in den typischen Hauptteil der Lümmelfilme, die dicht aufeinanderfolgende Reihe von Schulstreichen, einsteigen kann. Man verzichtet dabei auf keinen alten Hut: Sowohl weiße Mäuse als auch eine Reinkarnation der berühmten Heidelbeerwein-Szene aus Spoerls „Feuerzangenbowle“ gibt es zu sehen. Hierbei erweist sich vor allem der Cast als Volltreffer, nicht zuletzt weil es für jeden der Original-Lehrer ein passendes Pendant gibt:

• Der moderne Pädagoge mit Hang zur Musik, sonst gern von Peter Alexander, hier vom kürzlich verstorbenen Walter Giller auf sehr sympathische Weise gespielt,
• der scharfe Geschichtslehrer mit Hang zu preußischer Gefolgsamkeit, wie auch bei Seitz in Gestalt des unnachahmlichen „Knörzerich“ Rudolf Schündler,
• die verklemmte Biologielehrerin, aus „Zum Teufel“ übernommen: Inge Wolffberg,
• der Chemielehrer, dem übel mitgespielt wird, sonst Balduin Baas als Dr. Blaumeier, hier Ulrich Beiger als Professor Hasemann sowie
• der nett-verschusselte Direktor, für den man statt Theo Lingen den Kabarettisten und geborenen Görlitzer Werner Finck gewinnen konnte.

Sehr amüsant anzusehen ist außerdem Siegfried Schürenbergs Porträt eines Illustriertenkönigs, der ähnlich seiner anderen Rialto-Auftritte trotz ständiger Aufgeregtheit immer sympathisch daherkommt. Vor allem auch bei ihm tragen die pointierten und wunderbar zugespitzten Dialoge des Autorentrios Früchte – „Sie lügt, ist faul und verrückt. Vielleicht wird sie doch noch eine gute Journalistin“, befindet sein Herr Berg trocken über Katja Hutten.

Zwei weitere Details machen „Klassenkeile“ besonders: Zum einen spielen nur äußerst wenige Pauker-Filme im Winter. So schön verschneite Aufnahmen findet man ansonsten nur in „Morgen fällt die Schule aus“ – verschneite Berlin-Aufnahmen hingegen gab es sonst nie. Außerdem handelt es sich um den einzigen Streifen außerhalb der sieben „ersten Bank“-Teile, in dem Hans Terofal einen Gastauftritt hat. Als Pedell überzeugte er von 1967 bis 1972 durch Fahrigkeit, langsames Verständnis und einen liebenswert karikierten Hang zum Alkohol. Hier sieht man ihn als beharrlichen bayerischen Blaskapellendirigenten, der wie auch Georg Bloch mit dem gesamten Lehrkörper aneinander geraten darf. Erwähnenswert fällt überhaupt die gesamte Musikuntermalung von Martin Böttcher aus, die ideal zum von Rolf Wilhelm und Peter Thomas etablierten Stil der Originalfilme passt. Einzig ein wenig zwanghaft integriert wirkt Wilmas Auftritt am Ende des Films, auf den man zur Aufrechterhaltung des hohen Tempos bis zum Schluss gern hätte verzichten können.

Constantin Film bewarb den Film seinerzeit großmundig als „das tollste Pauker- und Pennäler-Lustspiel“ oder einen Film „erster Klasse“. Sicher ist beides etwas übertrieben, denn weder erfindet „Klassenkeile“ die Welt des deutschen Films neu, noch schwebt sie meilenweit über anderen Produktionen ihrer Art. Dennoch gehört sie als grundsolide, hochamüsante und in Verhalten, Kleidung, Wortwahl und Schauplätzen einen idealen Einblick in die späten Sechzigerjahre bietende Schulkomödie auf den Radar jedes geneigten Zuschauers. 4,5 von 5 Punkten.

Fotos, Zitate, Stabangaben und mehr auf der Lümmelbank.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.01.2012 17:07
#21 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten



Hauptsache Ferien
Schulkomödie, BRD 1972. Regie: Peter Weck. Drehbuch: Rolf Ulrich, Reinhold Brandes, Micha Mleinek (Idee: H.O. Gregor). Mit: Peter Alexander (Dr. Peter Markus), Martin Held (Professor Hebbel), Christiane Hörbiger (Ursula Kannenberg), Theo Lingen (Bauunternehmer Kannenberg), Marietta Schupp (Gaby Markus), Balduin Baas (Studienrat Brummer), Regina Claus (Corinna), Hans Quest (Oberschulrat), Blandine Ebinger (Fräulein Kröselmeier), Bruno Hübner (Amtmann Kniefer) u.a. Uraufführung: 14. September 1972.

Zitat von Hauptsache Ferien
Damit seine Tochter nicht hoffnungslos durchs Abitur rasselt, will Bauunternehmer Kannenberg den Lehrer Dr. Markus mit einem Fertighaus bestechen. Dieser jedoch ist resistent, geht auf das Ansinnen nicht ein, nimmt das Fertighaus aber trotzdem und die Schwester Ursula gleich mit dazu ...


Ein Lümmelfilm ist „Hauptsache Ferien“ keineswegs und auch als Paukerfilm geht er nur bei sehr großzügiger Betrachtung durch. Dass er trotzdem unterhält und auch zweifelsfrei zur Welle der damaligen Schulfilme gehört, ist nicht zuletzt dem Umstand zu verdanken, dass man „Hauptsache Ferien“ in erster Linie als Peter-Alexander-Film bezeichnen kann. Da Alexander in den späten Sechzigerjahren und erst recht den frühen Siebzigern nur mehr schwer für Filmprojekte zu gewinnen war, ist sein Einsatz für Schulfilme, zu denen er hier nach „Zum Teufel mit der Penne“ und „Hurra, die Schule brennt!“ zurückkehrt, als umso größerer Spaß (vielleicht gar eine umso größere Wertschätzung?) anzusehen. Alexander spielt alle Register seines Könnens auch in „Hauptsache Ferien“ aus, wirkt dabei manchmal lustig, manchmal skurril, oft fröhlich, von Zeit zu Zeit sensibel. Neue Facetten zeigt er fraglos kaum, dies wird aber auch gar nicht von ihm erwartet. Vielmehr freut man sich, auch im Angesicht des neuen Jahrzehnts, der zielsicher sterbenden Filmbranche und einer Zuwachsrate von 11 Prozent nach wie vor Abenteuer mit Herrn Alexander erleben zu dürfen.

Als Rialto-Film darf sich „Hauptsache Ferien“ einer technisch makellosen Umsetzung erfreuen. Auch wenn am Drehbuch wie schon bei „Klassenkeile“ wieder drei Autoren mitschrieben, so ist an dem traditionellen Komödienplot nur insofern etwas auszusetzen, als der Trend der Lümmelfilm-Epigonen im Allgemeinen schon dahin ging, das Geschehen möglichst aus der Schule hinauszuverlagern. Fünf Jahre Dauerfilmen in deutschen Klassenräumen und Studiobauten, die wie solche aussahen, hatten Autoren und Produzenten wohl zu der Annahme geführt, die Zuschauer seien dieser Umgebung langsam müde. Dabei stellt sie für alle diejenigen, die sich für Schulkomödien wie diese interessieren, den größeren Anreiz als ein urdeutscher, kleinbürgerlicher Campingplatz dar.

Verschiebungen wurden dementsprechend auch in den Rollen und ihren Besetzungen bedingt. Der Rialto gelang der geniale Coup, neben Peter Alexander auch Theo Lingen zu verpflichten, der allerdings diesmal nicht als Rektor, sondern als Bauunternehmer – im wahrsten Sinne des Wortes – besticht. In seiner wie stets hochamüsanten Rolle findet sich gar, so vernimmt man von heutigen Analysten, die latente Kapitalismuskritik der Seventies wieder. Ob man Bauunternehmer Kannenberg politisieren möchte oder nicht – einen Heidenspaß bereitet er auf jeden Fall.

In seiner Standardrolle als vertrottelter Pauker mit unerhörten Karrierewünschen brilliert an Alexanders Seite der Blaumeier der ersten Stunde, Balduin Baas. Und er ist nicht der einzige Pauker, der aus „Hauptsache Ferien“ im Gedächtnis bleibt: Martin Held, gefeierter Fünfzigerjahrestar und noch immer für eine Sondernennung im Vorspann gut, porträtiert die menschliche und schlagfertige Seite des Lehrkörpers auf seine schon oft gesehene liebenswürdige Weise. – Da bleibt der weibliche Teil der Besetzung leider nur schmückendes Beiwerk, obschon dieses gerade in den Fällen von Christiane Hörbiger und Marietta Schupp gut und weitgehend ohne die üblichen Geschlechterklischees aufspielt.

Einige Schulszenen, Peter Alexander, Freiluftstimmung und viel Musik. Wer nicht allergisch gegen Opas Kino ist, freut sich über diese chronologisch letzte Rialto-Zuarbeit. „Aufstehen von der Lümmelbank, es sind Ferien!“ – 4 von 5 Punkten.

Fotos, Zitate, Stabangaben und mehr auf der Lümmelbank.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.01.2012 19:36
#22 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Zuerst einmal danke für diesen aufschlussreichen Beitrag. Ich mag die Filme ja auch sehr, "Hauptsache Ferien" kenne ich allerdings noch nicht. Sag mal bitte @Gubanov, wie groß fällt denn die Rolle von Blandine Ebinger aus? Gehört sie hier etwa auch zum Lehrkörper?

Gubanov ( gelöscht )
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23.01.2012 19:49
#23 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Blandine Ebinger spielt die Sekretärin von Bauunternehmer Kannenberg und hat im Zusammenspiel mit Theo Lingen einige amüsante Szenen, zum Beispiel ein missglücktes Diktat, das ein wenig an Tafts Aneinandervorbeireden mit Bloch in "Hurra, die Schule brennt!" erinnert. Ebinger spielt allerdings nicht mehr als eine Nebenrolle.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

23.01.2012 19:52
#24 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Hört sich dennoch so an, als ob sich ihre Interpretation etwas von "Akasava" abhebt.
Jedenfalls vielen Dank für die Auskunft!

Gubanov ( gelöscht )
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27.01.2012 17:17
#25 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten



Die Feuerzangenbowle
Schulkomödie, BRD 1970. Regie: Helmut Käutner. Drehbuch: Helmut Käutner (Buchvorlage: Heinrich Spoerl). Mit: Walter Giller (Dr. Hans Pfeiffer), Uschi Glas (Eva Knauer), Theo Lingen (Professor Crey), Willy Reichert (Professor Bömmel), Fritz Tillmann (Direktor Knauer), Hans Richter (Dr. Brett), Wolfgang Condrus (Husemann), Rudolf Schündler (Musiklehrer), Helen Vita (Frau Windscheid), Nadja Tiller (Marion Xylander) u.a. Uraufführung: 18. September 1970, Berlin.

Zitat von Die Feuerzangenbowle
Weil er nie eine öffentliche Schule besuchte, soll Dr. Pfeiffer, wenn es nach seinen Freunden geht, ein Jahr als Pennäler zubringen. Pfeiffer, auf der Suche nach dem, was ihm in seiner Jugend fehlte, willigt ein und findet sich kurz darauf tatsächlich an der Schulbank wieder. Mit den engstirnigen Ansichten der Lehrer hatte er allerdings nicht gerechnet.


Unter den Lümmel- und Paukerfilmen zwischen 1967 und 1974 nimmt „Die Feuerzangenbowle“ beinah eine alleinige Position in seiner klassisch-ernsthaften Herangehensweise ein, die sich in Originaltreue an Heinrich Spoerls berühmtem Roman, in dem historischen Setting der norddeutschen Provinz und dem eher getragenen Inszenierungsstil Helmut Käutners manifestiert. In gewisser Weise heranreichen kann daran nur noch „Das fliegende Klassenzimmer“ nach Erich Kästners Vorlage, doch diese Produktion wird ein anderes Mal zur Debatte stehen.

Spoerl schrieb zur „Feuerzangenbowle“ den wunderbaren Satz „Dieser Roman ist ein Loblied auf die Schule, aber es ist möglich, dass die Schule es nicht merkt.“ Ebenso könnte man formulieren „Dieser Film ist ein Loblied auf die deutsche Kinolandschaft, aber es ist möglich, dass kein Kritiker es merkt.“ – Die Rialto hat für ihr Remake, bei dem ich mir immer wieder überlege, ob ich es insgeheim nicht gar der allgegenwärtigen 1944er-Fassung, die ihrerseits ebenfalls nur das Remake des 1930 entstandenen Films „So ein Flegel“ war, vorziehen soll, eine respektvolle Verbeugung vor dem beliebten Genre und ihrer eigenen Handwerkskunst geschaffen. Schon in der Eröffnung wird dies ersichtlich: Die Herrenrunde, die sich um die Feuerzangenbowle versammelt, um ihren Erinnerungen nachzuhängen, ist so prominent besetzt, dass Fernsehanstalten mit diesen Namen mindestens zwei Staffeln gefüllt hätten: Neben Walter Giller sind Hans Hessling, Ulrich Beiger, Wolfgang Lukschy, Harry Wüstenhagen und Albert Lieven zu sehen – wohlgemerkt für etwa fünf Minuten zu Beginn und am Ende.

Im Mittelteil wechselt Giller, der optisch eine bemerkenswerte Veränderung mitmacht, im Vergleich zu seiner ein Jahr vorher gespielten Lehrerrolle wieder ins Schülerquartier und wird hierbei sowohl von den „üblichen Verdächtigen“ (Wolfgang Condrus, Gerd Lohmeyer) als auch von einmaligen Gastdarstellern (z.B. Hans Werner Bussinger) unterstützt. Das Augenmerk liegt aber auf der Lehrerriege: Von Theo Lingen, der dieses Mal den Professor Crey gibt und damit nicht den Direktor, erwartet wohl jeder, dass er Erich Pontos Fußstapfen mehr als ausfüllen, nämlich auch einen ganz individuellen Eindruck hinterlassen kann. Die allen gegenwärtige Betonung des „winzigen Schlocks“ tönt in seiner Stimme fast noch einmal so schön, zumal er auch wunderbare Blüten wie „Sie werden sich an strenge Schulzucht gewöhnen müssen“ heraushauen darf. Doch auch andere Mimen, die sonst in Nebenrollen oder Klamaukstücken verheizt wurden, erleben hier wahre Glanzstunden. Für sie soll Willy Reichert stellvertretend erwähnt sein.

Für die richtige Ausstattung des Films sorgen die spielerische, aber nicht alberne Musik von Bernhard Eichhorn, die idyllischen Außenaufnahmen, die in Berlin und Wolfenbüttel entstanden und unter anderem den dortigen Stadtmarkt zeigen, sowie die zeitgenössischen Kostüme von Ingrid Zoré. Regisseur und Drehbuchautor Helmut Käutner hetzte nicht, überdrehte nicht, sondern filmte das Geschehen in unaufgeregter Weise und mit vielen kleinen Spitzen (in Richtung Aufklärung, Stummfilm oder Fritz Lang).

TV-Zeitschriften, die ihren leichtgläubigen Lesern einreden wollen, „der Pfiff des Originals fehle“ in dieser Neuverfilmung, sollten endlich lernen, dass deutsche Filmkunst nicht mit dem NS-Staat unterging. Auch in Farbe überzeugt die „Feuerzangenbowle“ auf ganzer Linie, denn Käutners Behutsamkeit, mit der er Pfeiffers Abenteuer „nach altem Rezept neu anrichtete“, ist das A und O dieses schönen Films. 5 von 5 Punkten.

Fotos, Zitate, Stabangaben und mehr auf der Lümmelbank.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2012 18:26
#26 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Zwischendurch war ich wieder einmal auf Drehorttour - dieses Mal aber ausnahmsweise nicht wallace-bezogen, sondern unter dem Motto "Wo zum Teufel steht diese Penne?". Der Weg führte mich nach Tempelhof, wo eines der drei "Mommsen-Gymnasien" aus den Lümmel-Filmen steht. Franz Seitz ließ die Aufnahmen für seine sechs Teile ja entweder in Hamburg oder München anfertigen, aber Teil 2 entstand bei der Rialto-Film, die sich der Einfachheit halber für einen Berliner Drehort entschied. Aber lest selbst: Link.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

10.07.2012 20:17
#27 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

DIE KRAMER - "DIE NEUE" (TEIL 1)
mit Barbara Rütting, Herbert Tiede, Hans Epskamp, Ernst A. Scheppmann, Helene Elcka, Dora Tillmann, u.a.


Auch ich habe noch einmal Nachhilfe bei Frau Dr. Kramer nötig gehabt, und sie konnte mich genau wie beim ersten Mal nicht nur belehren, sondern mich vor allem auch überzeugen. Barbara Rütting tritt in der Titelrolle also ihren Dienst an einer reinen Jungenschule an, zuvor hat sie Mädchen unterrichtet. Sie wird Klassenlehrerin einer angeblich berüchtigten Jahrgangsstufe, und wird beim ersten Gespräch mit dem Direktor des Gymnasiums auch direkt vorgewarnt. Es handle sich um eine Klasse des unteren Leistungsdurchschnitts und man sei versteckter Opposition ausgeliefert. Es scheint, als wollte der alte Hase der jüngeren Kollegin direkt auf den Zahn fühlen, um ihre Reaktionen zu testen. Es stellt sich aber sofort heraus, dass "Die Kramer" sich nicht so einfach verunsichern lässt, und sich auf ihre pädagogische Intuition verlassen kann. Die Klasse hat sie im Handumdrehen für sich gewonnen und muss dabei keine Tricks anwenden. Sie ist authentisch, aufrichtig und kann mit ihren Ansichten und ihrem Handeln die größte Schnittmenge zwischen Schülern und Lehrern erzielen.

Mit der Neuen soll also ein frischer Wind einkehren von dem alle Seiten nur profitieren können. Gesagt - getan? Als so einfach und reibungslos erweist sich das dann doch nicht. Die größten Widerstände findet die ambitionierte Lehrerin nämlich in den eigenen Reihen. Diskutiert wird darüber, ob ein Schüler einen Vollbart tragen darf? Wo das konservative Lager im Lehrerzimmer darin eine offensichtliche Provokation sieht, und bei dem besagten Schüler kurzerhand alles über einen "Bart" schert, kristallisiert sich ein zweites, offeneres Lager heraus, in welchem Frau Dr. Kramer eine wichtige Rolle übernimmt. Sie entschärft die Situation nicht nur mit ihrer beruhigenden, aber gleichzeitig auch diskret fordernden Art und Weise, sie vermittelt auch zwischen den Fronten, obwohl sie nicht auf neutraler Ebene stehen kann und denken möchte.

Die Serie verläuft glatt und wirkt stellenweise auch konstruiert, aber das ist gar nicht der springende Punkt. Überraschend finde ich persönlich immer wieder Barbara Rütting, die ich mittlerweile als bemerkenswerte Allrounderin sehe. Die Krimi-Expertin, die Dame, die Extravagante und Nonkonformistin, die Gute und Böse, die waschechte Komödiantin und vieles mehr... Damit möchte ich eigentlich nur sagen, dass man mit der Wahl der Schauspielerin den Nagel buchstäblich auf den Kopf getroffen hatte. Es bereitet ein großes Vergnügen, ihr bei ihrer Überzeugungsarbeit zu folgen. Mit Herbert Tiede als Direktor und Hans Epskamp als Vertreter der Schule vor 100 Jahren, hat man ebenfalls zwei überzeugende Volltreffer gelandet. Die Diskussionen hätten vielleicht etwas mehr Würze gut vertragen, aber so arbeitete man die durch nichts aus der Ruhe zu bringende, besonnene Art von Frau Dr. Kramer sachlich heraus. Die Serie an sich ist überhaupt nicht vergleichbar mit zum Beispiel den bekannten Lümmel-Filmen dieser Zeit, und grenzt sich mit ernsthaften Ansätzen (und ein wenig zu weich gespülten Themen) glasklar von ihnen ab. Überzeugender Einstieg!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

17.07.2012 16:11
#28 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

DIE KRAMER - "DAS EXEMPEL" (TEIL 2)
mit Barbara Rütting, Herbert Tiede, Edith Mill, Rainer Penkert, Horst Werner Loos, u.a.

Ein Zeitungsartikel, der in der Klasse kursiert, sorgt für Aufsehen und Zündstoff. Der Vater des jungen Paul soll bei seinem Betrieb Konstruktionspläne gestohlen haben und befindet sich in Untersuchungshaft. Schnell stürzen sich die Kameraden auf dieses gefundene Fressen und machen den ohnehin angeschlagenen Paul fertig. Er läuft weg, möchte nie mehr zur Schule gehen. Frau Dr. Kramer liest den verstörten Jungen auf und nimmt sich später ihrer Klasse an. Sie wird ein Exempel statuieren, dass die anderen Jungen zum Nachdenken bewegen wird. Die Erfolge die sie im Klassenzimmer erzielen kann, finden jedoch noch keine Einkehr in das Zimmer des Direktors, der nach wie vor skeptisch wirkt und dies seiner neuen Kollegin auch demonstriert, wo er nur kann.

Da sich die Methoden der Frau Dr. Kramer als überaus erfolgreich herausstellen, nimmt sie ihrem Direktor damit gleichzeitig den Wind aus den Segeln, der einerseits beinahe empört über so viel Eigeninitiative ist, aber andererseits seine diskrete Bewunderung zwar gut verbergen kann, aber es ist deutlich zu sehen, dass diese Frau ihm schon irgendwie imponiert. Vorher bekam der Zuschauer bereits eine Lehrstunde in Sachen Raffinesse einer engagierten Lehrerin geboten, ihr Exempel erstaunte wohl alle, die ihr dabei zusehen konnten. Ihr Prinzip, dass Angelegenheiten greifbar verdeutlicht werden müssen und ein ausführliches Gespräch erfordern, bewährt sich bei Schülern und Lehrern. Erstaunlich dabei ist, dass nicht, wie man vermuten würde, die Jungs den größten Widerstand leisten, sondern die gestandenen und erfahrenen Herren gefallen sich darin.

In dieser Episode bleibt neben dem Hauptthema auch noch ein wenig Zeit, die Kramer etwas näher vorzustellen. Um sie selbstständig, modern und emanzipiert darzustellen, wurde zusätzlich ihr VW-Käfer-Cabriolet mit eingespannt. Sie chauffiert ihren ehemaligen Kollegen nach Hause, der darauf besteht, die nächste Tour fahren zu dürfen, wenn er seinen Führerschein bestanden habe. Frau Doktor erwidert nur ganz selbstverständlich: "Gratuliere!", was zur damaligen Zeit einen völlig umgekehrten Rollentausch dargestellt hat. Barbara Rütting verkörpert Selbstverständlichkeiten, die zur damaligen Zeit bei Weitem noch keine waren. Als sie auf der Straße parkt und den Verkehr behindert, dafür einige spitze Kommentare einstecken muss, bleibt sie souverän und verhält sich schlagfertig. Sie strahlt Energie aus und kämpft an mehreren Fronten gleichzeitig. Ansonsten verläuft "Das Exempel" wieder sehr geradlinig, beinahe schon glatt, zeigt aber auch, dass man eine Vielzahl von Inhalten sehr gut in die geringe Spieldauer einer Episode verpacken konnte. Nach über 40 Jahren lässt sich außerdem noch ein aktueller Transfer herstellen. Heute dürfte es vielerorts wesentlich deftiger zugehen und trägt die hässliche Umschreibung "Mobbing". Eine sehr gut inszenierte Lehrstunde!

Pennefilmfan Offline



Beiträge: 1

13.09.2012 00:15
#29 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Hallo!

Ich habe da eine Filmszene im Kopf und dachte, sie kam in einem der Lümmel-Filme vor. Jetzt habe ich alle sieben Teile gesehen, aber die Szene war nicht drin. Kann mir jemand sagen, wo die vorkommt? Würde mich echt freuen!

In dem Film holt ein Junge Fotos für seine Schwester ab und nimmt sie dann in der Schultasche mit in die Schule. Auf den Fotos ist die Schwester z.T. wenig bekleidet - Fotomodellaufnahmen o.ä. drauf. Natürlich fallen sie einem Lehrer in die Hände ...

An mehr kann ich mich nicht erinnern. Dachte eben, der Schüler war Hansi Kraus und die Schwester Uschi Glas ...

Weiß jemand wo das vorkommt?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.09.2012 21:54
#30 RE: Lümmel- und Paukerfilme (1968-1974) Zitat · Antworten

Keine schlechte Frage. Deine Beschreibung hört sich durchaus vertraut an, aber spontan zuordnen kann ich es auch nicht. Es ist schon ziemlich lang her, dass ich die meisten der Lümmel-Filme das letzte Mal gesehen habe. Kann auch sein, dass mir das Geschilderte nur aus dem "Hexer" so bekannt vorkommt.

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