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Dieses Thema hat 286 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.02.2014 18:37
#136 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Von den drei "Kriminalmuseum"-Boxen nehme ich die erste am häufigsten zur Hand, weil darin zwölf (von sechzehn) gute bis sehr gute Folgen enthalten sind. Das Staraufgebot ist prominenter, die Fälle aufgrund ihrer Länge überschaubar und die Drehbücher sprühen je nach Ausgangslage vor trockenem Humor oder knisternder Spannung. Wir begegnen Ermittlern von Format (René Deltgen, Erik Ode, Paul Dahlke, Jürgen Goslar) und erleben brillante Verbrecher in Aktion (Peter Pasetti, Paul Klinger). Die spritzigen Dialoge, die Unverwechselbarkeit der Kommissare und die zeitgeschichtlichen Hintergründe von Fällen, die in der Vergangenheit fußen ('Der Füllfederhalter') oder sich mit prekären Familiensituationen befassen ('Die Fotokopie', 'Die Nadel'), bieten ein breites Spektrum an interessanten Rätseln, die es zu lösen gilt.

Man spürt noch nichts von der Routine, die später in die Reihe einzieht. Je nach Handlung ist die Stimmung gedrückt-unheimlich oder heiter-süffisant. Begabte Jungmimen bereichern die Episoden (Jürgen Draeger, Dinah Hinz, Walter Wilz und Monika Peitsch), während sich andere Darsteller bereits etabliert haben (Hanns-Ernst Jäger, Konrad Georg, Werner Peters). Die "Straßenfeger"-Box 21 ist wie eine Pralinenschachtel, in der eine bunte Mischung an köstlichen Kleinodien enthalten ist; jedes ein wenig anders, aber doch in seiner Verschiedenheit schmackhaft. Nichtsdestoweniger gibt es auch in den beiden anderen Boxen Höhepunkte, so z.B. die Hommage an die Erfahrungen eines bewährten Ermittlers in "Die rote Maske" (Folge 27), die fortwährende Bedrohung in "Die Zündschnur" (Folge 32) oder die elegant choreografierte Folge "Die Reifenspur" (Folge 36).

Georg Offline




Beiträge: 3.263

06.02.2014 18:52
#137 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Du hast das sehr schön beschrieben - ich empfinde das genauso. Die erste Box ist eindeutig die Beste, die Fälle am interessantesten. Unter den genannten späteren Folgen mag ich die von Dir genannten ebenso gerne. Besonders "Die rote Maske".

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.02.2014 18:57
#138 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Es ist interessant, dass man unsere Beobachtungen zum Werdegang des "Kriminalmuseums" fast 1:1 auf "Die fünfte Kolonne" übertragen kann. Dort finden sich in der ersten Box ebenfalls prominentere Namen und spannendere Geschichten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.02.2014 19:10
#139 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Das sehe ich etwas anders: Ich gehe zwar insofern mit, als Box 1 des "Kriminalmuseums" im Vergleich hochwertig ist und ein großer Teil der Folgen im Zwanzigerbereich dagegen krass abfällt, denke aber, dass mit "Die Kiste" und "Die rote Maske" ein Erholungsprozess einsetzte, der die Serie wieder deutlich stärkte, sodass ich die Struktur des "Kriminalmuseums" nicht als Stark-Schwach, sondern als Stark-Schwach-Stark bezeichnen würde - mit Box 2 als Tiefpunkt und den Boxen 1 und 3 als deutliche Gewinner. Der Spätphase des "Kriminalmuseums" kam es zugute, dass man sich vom mehr oder weniger festen Schauplatz München fortbewegte und dass man moderner inszenierte, anstatt Betulichkeit und unangebrachten Humor zu verwenden (wie es übrigens auch in den frühen Folgen häufig geschah).
Abseits dieser Ausführungen hatte "Das Kriminalmuseum" in meinen Augen von Anfang bis Ende mit kontinuierlichen Tempoproblemen zu kämpfen, die die ARD-Konkurrenz vom "Stahlnetz" nicht so stark belasteten. Den Grund dafür sehe ich in der Entscheidung des ZDF, viele unbekannte und letztlich weniger talentierte Regisseure und vor allem Drehbuchautoren zu verpflichten.

StefanK Offline



Beiträge: 936

06.02.2014 22:43
#140 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister im Beitrag #163
...die Drehbücher sprühen je nach Ausgangslage vor trockenem Humor ...


Besonders den trockenen Humor und die entsprechend passende Musik fand ich in den frühen Folgen auch super. Schade, dass man in dieser Hinsicht nur wenige Folgen durchgehalten hat. Trotzdem finde ich, dass es im Kriminalmuseum deutlich wenig Ausfälle zu verzeichnen gibt als bei der fünften Kolonne.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.02.2014 07:48
#141 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

In der 20er-Reihe fand ich natürlich neben "Die rote Maske" auch "Die Kiste" ganz besonders erwähnenswert (kein Wunder - Regie: Wolfgang Becker!). Auch in der 30er-Reihe gibt es noch einige gute Filme, ich finde jedoch nicht, dass auch nur einer die Qualität der frühen Episoden erreicht (wie toll waren da "Der Füllfederhalter" oder "Der stumme Kronzeuge"!). Der Bemerkung Percys, dass die Beobachtung auch für die "5. Kolonne" gilt, muss ich zustimmen. Das war mir zuerst gar nicht so bewusst, jedoch liegen hier - von einigen Ausnahmen abgesehen - auch die stärksten Folgen in der ersten Box.
Die Idee des Kriminalmuseums, am Beginn Humor einzustreuen, fand ich gar nicht schlecht. Ich denke da an Kurt Schmidtchen oder Hubert von Meyerinck, die das ganz gut machen.

Schließlich war es nicht das ZDF, das die Autoren & Regisseure engagierte, sondern Ringelmann. Maria Matray und Answald Krüger waren immerhin spezialisiert auf dokumentarische Fernsehspiele, Bruno Hampel hatte sich als Autor von "Kommissar Freytag" (dessen Fälle auch sehr frei auf authentischen Fällen basierten) einen Namen gemacht.
Dass es zur Verpflichtung anderer Regisseure kam, war durch verschiedene Faktoren bedingt. Die vier Hauptregisseur Ringelmanns, die in den Anfangsjahren verpflichtet wurden (und später zu seinen treuesten "Jüngern" gehörten), waren nach dem erfolgreichen Start der Reihe mit anderen Projekten betraut worden oder arbeiteten wieder fürs Kino: Wolfgang Becker drehte für die Rapid-Film, Helmuth Ashley z. B. den "Oberst Wennerström"-Mehrteiler (ebenfalls für Ringelmann), Jürgen Goslar inszenierte 1965 (ebenfalls für Ringelmann) die erste deutsche im Ausland gedrehte TV-Serie, nämlich "Jörg Preda - Reise um die Welt" mit Pinkas Braun, der bei seinen Reisereportagen in Kriminalfälle verwickelt wurde. Theodor Grädler war immer noch ein gefragter Fernsehspielregisseur, vor allem auch beim ORF.
So blieb Ringelmann gar nichts anderes übrig, als neue Regisseure zu holen und zu "testen". Man sieht ja auch, dass er den wenigsten treu geblieben ist und später lieber wieder jahrelang auf die alten Bekannten zurückgegriffen hat.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

09.06.2014 09:25
#142 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich greife den Faden mal wieder auf:

Episode 8: Der Füllfederhalter (1964)

Wien ist eine Stadt, die (Kriminal-)Filmen einfach gut tut, als ebenso überflüssiger wie obligater Hinweis seien hier der Klassiker zum Mitzithern schlechtin, Reeds „Der dritte Mann“ oder aber auch im Giallo-Fach der nach dieser Stadt benannte „Killer“ erlaubt. Und natürlich muss ich neben Oberinspektor Marek auch auf den legendären Kieberer hinweisen, der ab Mitte der 70er in Wien im Einsatz war und die deutschsprachige Serienlandschaft gehörig und so überaus erfrischend aufmischte: Kottan.
Aber auch wenn deutsche Serien sich einen ermittlungstechnischen Ausflug nach Wien erlauben, kommen zumeist ansehnliche Ergebnisse zustanden: „3 Tote reisen nach Wien“ darf innerhalb des Kommissar-Kosmos als wesentliches Prunkstück gelten, aber auch der Bulle von Tölz beispielsweise profitierte bereits von einer netten Wien-Portion.
Auch das Kriminalmuseum verlagert sich im zweiten Teil dieses spannenden Falles nach Wien, wo Jürgen Goslar als Ermittler aus Eigenantrieb und ohne offiziellen Ermittlungsauftrag einen Kurzurlaub einlegt, um retrospektiv Licht in finstere Vorgänge im Nachkriegsdeutschland zu bringen. Und gerade in diesem Zusammenhang darf natürlich der morbide Charme Wiens, der hier in wirklich atemberaubenden und hübsch verschneiten schwarz-weiß Bildern eingefangen wird als extrem stimmiges und faszinierend abrundendes Sahnehäubchen einer ungeheuer plastisch in Rückblenden und markanten Bildern erzählten Geschichte gelten, die düstere Geschichte von Menschen auf der Flucht in den letzten Kriegsjahren, oder auch von der Silvesternacht 1946/47 im offenkundig sogar vom Alkohol befreiten Deutschland. Bilder, die Goslar als Inspektor bewegen und antreiben, seinem eigentlich völlig beiläufig und zufällig hellhörig gewordenem Gefühl nachzugehen, und schlussendlich einen unschuldig Inhaftierten zu später Freiheit, wenn auch wohl zu keiner großen Genugtuung zu verhelfen. Weite Teile der ersten Hälfte des Falles nimmt übrigens die aus dem Aktenstudium projizierte Gerichtsverhandlung dar, in der gezeigt wird, wie das Fehlurteil zustande kam, und in der man sich über ein Wiedersehen mit Elisabeth Wiedemann freuen kann, noch bevor ihre „ekelige“ Ehe mit Alfred Tetzlaff ruchbar wurde. Herausragend unter den Darstellern ist neben Goslar, der ideal den ebenso unerschütterlich-bissfreudigen wie locker-freilaufenden Terrier als Ermittler gibt, vor allem Hans Zesch-Ballot, der dem desillusionierten Anwalt und Justizopfer gleichermaßen Würde und Charaktertiefe verleiht. Aber auch Nina Sandt als dessen Gattin weiß durchaus Akzente zu setzen und ich werde mir bei Gelegenheit nochmals ihren Auftritt in der passend betitelten Kommissar-Folge „Das Komplott“ zu Gemüte führen.
Humor ist in der Geschichte für Kriminalmuseum-Verhältnisse wenig zu finden, er wäre wohl auch fehl am Platz, betrachtet man die doch eher traurigen Vorgänge um Raffgier und Bemühungen, sich auf (keineswegs nur finanzielle) Kosten anderer in der Nachkriegszeit eine Existenz aufzubauen. Humoriges Highlight ist der Kopf stehende, von Goslar ungelenk aus dem Käferfenster aus betrachtete Stephansplatz, weiterhin gibt es noch eine leicht angeschickerte Wiener Nachtclubszene. Spätestens in dieser wird dann übrigens klar, wohin die Geschichte führt, allerdings spart sich die Folge noch eine ganz bittere „Schlusspointe“ auf.

Wolfgang Becker inszenierte eine ungeheuer temporeiche und bis zum Finale immer mehr Fahrt aufnehmende Geschichte, die mir irgendwie diesmal überhaupt nicht „reißbrettartig“, sondern doch sehr lebensnah und authentisch vorkommt. Die Tatsache, dass man schon recht früh erahnen kann, wie bestimmte Zusammenhänge wohl sein könnten, sehe ich hier sogar als großen Pluspunkt einer vor plausiblen Ermittlungsarbeit und Handlungsdichte geradezu strotzenden und vollgepackten Folge.
Ein klein wenig mäkeln könnte ich höchstens, dass ich mir für meinen Teil irgendwie kaum vorstellen kann, dass man von so langer Hand und derartig berechnend ein auf andererseits so vielen Unwägbarkeiten fußendes Komplott so kaltschnäuzig durchziehen kann, vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu gutgläubig.
Egal, auch meinen Sehspaß hat dies keine Sekunde gemindert und Wien hat sich keine Blöße gegeben: für mich stellt „Der Füllfederhalter“ ein echtes Kriminalmuseum-Highlight dar. Darsteller und Regisseur liefern einen im jeglichem Sinne „erdigen“ und sehr glaubwürdigen Ausflug in die Vergangenheit, der in Wien sein Ende findet, ab. Sehr guter Stoff!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2019 20:15
#143 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zum Pfingstwochenende kann das Projekt „Kriminalmuseum neu aufgewickelt“ beginnen. Knapp zehn Jahre nach meinem Erstkontakt mit der Serie möchte ich die einzelnen Folgen noch einmal der Ausstrahlungsreihenfolge nach neu sichten. Dieser Thread hat lange geschlafen, soll jetzt aber mit neuen Einschätzungen gefüllt werden. Beginnen wir gleich mit der ersten Folge:



Das Kriminalmuseum: Fünf Fotos

Episode 1 der TV-Kriminalserie, BRD 1963. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Helmuth Ashley, Hans Maeter. Mit: Horst Niendorf (Kriminalinspektor Lehndorf), Reinhard Glemnitz (Kriminalinspektor Dr. Gottlieb), Horst Naumann (Heinz Hillmann), Herbert Tiede (Drogist Merkel), Katrin Schaake (Jutta Merkel), Heinz Spitzner (Walter Lutz), Alexander Allerson (Müller alias Lambert), Hubert von Meyerinck (Rittmeister von Rellstab), Ellen Umlauf (Veronica Martell), Heini Göbel (Kriminalassistent Berger) u.a. Erstsendung: 4. April 1963. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (1): Fünf Fotos
Jutta Merkel, die in der Drogerie ihres Vaters arbeitet, kann nicht glauben, welche Fotos ein Kunde ihr da zum Entwickeln abgegeben hat: Sie zeigen den Leichnam eines Mannes mit einer Schusswunde im Hinterkopf. Aber welcher Mörder fotografiert sein Opfer und weiht dann so unbedacht Fremde in sein Geheimnis ein? Der Mann, der die Fotos abgab, treibt sich selbst nachts in der Nähe der Drogerie herum und kann verhaftet werden, wohingegen Juttas Kollege Hillmann am nächsten Morgen im Laden auf sich warten lässt und schließlich ebenfalls ermordet aufgefunden wird. Mittlerweile hat die Polizei eine Spur: Die Leiche auf den Fotos gehört zu einem flüchtigen Bankräuber namens Gallreiter ...


Im Bestreben, sich vom ARD-Erfolgsgaranten „Stahlnetz“ ein Scheibchen abzuschneiden, ließ das junge ZDF nur drei Tage nach seinem Sendebeginn seine eigene Realo-Krimireihe anlaufen. Ebenso wie bei „Stahlnetz“ sollten mit Erzählerkommentar und echten Vorlagen ein Porträt der Zeit bei gleichzeitiger wohliger Krimiunterhaltung gezeichnet werden, wobei in der ARD der Fokus etwas stärker auf dem Zeitporträt und im ZDF eher auf der Unterhaltungsschiene lag. So ist der Stil gerade der frühen „Kriminalmuseum“-Episoden eher wallace-like und kombiniert hiesige Ermittlungsarbeit mit ort- und zeitlosen Spannungsbögen und ironischen Momenten. In „Fünf Fotos“ beginnt das gleich in der Auftaktszene, in der das unheimliche Vorgehen eines unerkannten Mannes, der einen Toten fotografiert, mit den albernen Plänkeleien eines jungen Paars auf Winterausflug konterkariert wird. Auch später versucht Helmuth Ashley, das Geschehen mittels stimmungsvoller Nachtaufnahmen vor der Drogerie und auflockernder Momente in der Pension „Daheim“ in einer erzählerischen Schwebe zu halten. Das Vorhaben gelingt ihm recht gut, wobei man sich als Zuschauer noch etwas im Unklaren über den für die neue Serie avisierten Stil bleibt.

Die Schauplätze der Folge haben durchaus ikonischen Charakter – von den verschneiten Landschaftsaufnahmen am Starnberger See über die moderne Betonwüste im Drogerie- und Hotelumfeld bis hin zur gutbürgerlichen Pension –, sodass man dem „Kriminalmuseum“ durchaus attestieren kann, ebenso wie das „Stahlnetz“ von Anfang an nicht nur inhaltliche, sondern auch optische Bedürfnisse zu befriedigen und nicht im reinen Kammerspiel-Stil gehalten zu sein. In Bezug auf die Handlung kann man durchaus ein Lob aussprechen, denn die Geschichte mit den Fotos und dem zweiten Mord ist raffiniert, wendungsreich und löst sich logisch auf. Etwas problematisch erscheint mir lediglich die ungeschickte Einbindung des Haupttäters, der mit den anderen Figuren nicht in Beziehung steht und deshalb schnell als solcher enttarnbar ist. Auch erscheint sein Ende auf der Flucht vor der Polizei wie ein zu sauberes, telegenes Ende, um wirklich glaubwürdig zu sein.

Es lässt sich insofern über dieses Manko hinwegblicken, als Horst Niendorf und Reinhard Glemnitz ein sehr illustres Kriminalerduo geben, das sich gegenseitig gut ergänzt. Während Niendorf den Pragmatiker gibt, darf Glemnitz als etwas verschrobener Kriminalgeschichtskenner mit Doktortitel brillieren. In den Nebenrollen wird dagegen nur grundsolide Arbeit geleistet – mit Katrin Schaake, Horst Naumann und Alexander Allerson sind die Schlüsselrollen mit wenig charismatischem Personal besetzt. Herbert Tiede und Hubert von Meyerinck agieren gewohnterweise prägnanter, treiben die Handlung aber nicht wirklich voran. Es bleiben ordentliche Gastauftritte von Heinz Spitzner und Ellen Umlauf zu erwähnen, bei der man noch einen starken Akzent heraushört. Erfreulicher für die Ohren gestaltet sich Martin Böttchers Titel- und Szenenmusik, die den „Fünf Fotos“ einen hochwertigen akustischen Anstrich verpasst.

Die titelgebenden Fotos spielen eine inhaltlich faszinierende Rolle, deren Bedeutung man nach verschiedentlichen Ablenkungen von den sympathischen „Beamten“ Niendorf und Glemnitz aufgetischt bekommt. Helmuth Ashley hätte dem Serienauftakt noch definiertere Konturen verleihen können, liefert aber immerhin ein recht ansehnliches Gesamtpaket. 3,5 von 5 Fotos.

PS: Dass es schon im „Kriminalmuseum“-Erstling – elf Jahre vor Beginn des „Derrick“-Dauerbrenners – einen Kriminalassistenten Berger gab, lässt erfahrene Kriminalisten ernstlich an einem Zufall zweifeln.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2019 20:15
#144 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten



Das Kriminalmuseum: Die Frau im Nerz

Episode 2 der TV-Kriminalserie, BRD 1963. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Hans Maeter. Mit: Hanns-Ernst Jäger (Kriminalkommissar Plötz), Hans Elwenspoek (Kriminalmeister Heinemann), Gustav Fröhlich (Antiquitätenhändler Eggers), Marlies Schönau (Frau Eggers), Anne Book (Lore Bachmann), Peter Garden (Reporter Cantor), Wolf Parr (Ahrend), Herta Konrad (Fräulein Umlauf), Richard Rüdiger (Kampers), Kurt Schmidtchen (Gluck) u.a. Erstsendung: 25. April 1963. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (2): Die Frau im Nerz
Unfall, Selbstmord oder Mord? Am Münchner Hauptbahnhof wurde eine Blondine von einem Zug überrollt. Ihr hervorstechendstes Merkmal: ein echter Nerzmantel im Wert von 35’000 Mark. Bei den zahlungskräftigen Kunden der Pelzhäuser hat Kriminalkommissar Plötz zunächst kein Glück, findet mithilfe der Presse aber doch bald die Identität der Toten, Helga Nissen, und die ihrer Freundin Lore Bachmann heraus. Die Bachmann taucht unter und ihr älterer Liebhaber, der Antiquitätenhändler Eggers, bekommt eine Kugel durch den Schädel gejagt. Welches Geheimnis steckt dahinter?


In den anfänglichen Szenen dieser Episode, die auf den Bahnsteigen und in den Räumen der Bahnpolizei spielen, weht bereits ein Hauch späterer „fünfte Kolonne“- und „Kommissar“-Zeiten durch die Szenerie, etwa wenn man sich um Null Uhr am Hauptbahnhof trifft oder der Tod erster Klasse fährt. Diesmal hat es eine junge, ansehnliche Frau in einem offenbar von einem Verehrer geschenkten Nerz erwischt – man wähnt sich fast in einem Reinecker-Stoff. Rasch schreiten die Untersuchungen voran, und mit dazu passender Verve dominiert ein meinungsstarker Kommissar Plötz in Gestalt von Hanns-Ernst Jäger das Geschehen. Es ist vorbei mit der Gemütlichkeit von Niendorf und Glemnitz; mit Jäger zieht ein gewisses Tempo in die Episode ein, das den „Fünf Fotos“ noch gefehlt hatte. Er trietzt seinen Untergebenen und liefert sich bissige Wortduelle mit einem Fotoreporter, zeigt aber auch eine persönliche Seite, weil ihm die Eggert’schen Antiquitäten durchaus zusagen. Das Tempo hält bis zum Fund der zweiten Leiche. Im Anschluss gibt es einige etwas zu lange Polizeirevier-Szenen, bevor eine erneut sehr ansprechende Auflösung präsentiert wird, bei der man als Hobbyschnüffler sicher keine 100-prozentige Erfolgsquote erzielen wird.

Neben Jäger ist der Cast dieses Mal etwas unprominenter als in der Pilotfolge: Elwenspoek, Schönau, Book und Garden sind Fernsehgesichter, allerdings waren sie eher selten in kriminellem Einsatz, sodass die Episode durch sie eine gewisse Frische ausstrahlt. Insbesondere Schönau ist eine willkommene Charakterdarstellerin, der man später noch einmal als auserkorenem Mordopfer in dem besonders sinistren Fall „Der Fahrplan“ begegnen wird. Jochen Blume stellt kurz vor seiner Berufung zur „Hafenpolizei“ einen verschwiegenen Pelzverkäufer dar. Ein besonderes Schmankerl jedoch stellt der Auftritt des seit der zweiten Hälfte der Fünfzigerjahre nur mehr vereinzelt auftretenden Ufa-Stars Gustav Fröhlich in einer sehr schönen Rolle dar. Aus seinem Verdächtigen Eggers wird auf halber Strecke ein Opfer des Mordkomplotts; leider bekommt man sein Ableben ebensowenig wie den fatalen Stoß von Helga Nissen live mit.

Die Stimmung wird mit verschiedenen spannenden Szenen angeheizt – zu nennen sind in dieser Hinsicht die Flucht von Lore Bachmann vor der Polizei sowie Reporter Cantors nächtlicher Besuch in ihrer Wohnung. Konterkariert wird dies erneut mit einem manchmal etwas aufdringlichen, letztlich aber in die jeweiligen Szenen passenden Sinn für Humor, den Kurt Schmidtchen als Spirituosenvertreter und Herta Konrad als Braut in spe verbreiten. Sie lockern das Geschehen an strategisch wichtigen Punkten auf; zudem gestalten sich die Dialoge zwischen den Kriminalern Plötz und Heinemann angenehm spritzig. Der einzige Rückschritt, von dem man bei Episode 2 sprechen muss, ist die Musikuntermalung, für die anstelle Martin Böttchers diesmal Herbert Jarczyk verantwortlich zeichnete. Seine Kompositionen schaden der Folge zwar nicht, bohren sich aber andererseits auch nicht so sehr ins Ohr wie die von Böttcher. Der Abspann bleibt deshalb weniger wegen der Musik und eher wegen der reizvollen Idee, ihn mit Szenenfotos der Hauptdarsteller zu illustrieren, in Erinnerung.

Was wie ein simpler Anschlag auf eine Lebedame aussieht, entwickelt sich zu einer facettenreichen Kriminalgeschichte mit verblüffender Entwirrung der Fäden. Hanns-Ernst Jäger behält eben diese stets fest in der Hand, auch wenn er sich vielleicht durch ein paar Verhöre zu viel kämpfen muss. Er ist der große Aktivposten von „Die Frau im Nerz“, die aber auch in anderen Aspekten eine Steigerung gegenüber „Fünf Fotos“ darstellt. 4 von 5 Nerzen.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

10.06.2019 10:45
#145 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Da ich eine besondere Vorliebe für Storys/Fälle im Bahnhofsmilieu ( der alten Deutschen Bundesbahn )habe ist diese Folge natürlich eine meiner Favoriten.Das Zusammenspiel zwischen Bahnpolizei und Kripo und nicht zu vergessen die Stimmigkeit der BP Uniformen ( tippe hier auf "Original"Statisten )finde ich sehr gelungen.
Für mich eine tolle Folge .

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.06.2019 14:55
#146 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

In der Tat. Solche authentischen Momente lagen Wolfgang Becker auch sehr. Da die ersten Minuten entscheidend dafür sind, wie man in den Kriminalfall hineinkommt, hat "Die Frau im Nerz" auf jeden Fall allein aus diesen Gründen schon einen Stein im Brett.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.06.2019 22:15
#147 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten



Das Kriminalmuseum: Nur ein Schuh

Episode 3 der TV-Kriminalserie, BRD 1963. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Fritz Böttger, Stefan Gommermann. Mit: René Deltgen (Kriminalkommissar Wagner), Thomas Reiner (Kriminalassistent „Paulchen“ Schreiber), Konrad Georg (Direktor König), Maria Sebaldt (Lilly Barkow), Johannes Grossmann (Jonny Steinitz), Melanie Horeschovsky (Amelie), Ellen Frank (Elisabeth), Claus Wilcke (Teddy Berger), Walter Müller (Grassinger), Ralf Wolter (Karotten-Willy) u.a. Erstsendung: 20. Juni 1963. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (3): Nur ein Schuh
Ein einzelner Schuh, den die tote Frau König umkrampft in ihren Händen hält, ist nicht das einzige Indiz, auf dem Kriminalkommissar Wagner seine Recherchen aufbauen kann. Auch die Aussagen zweier Nachbarinnen, die den Liebhaber der Frau König am Tatabend beobachteten und sein Nummernschild kennen, helfen ihm weiter. Die Kennung gehört dem Autoverkäufer Jonny Steinitz, in dessen Kleiderschrank sich der zweite Schuh des gleichen Paars und die Tatwaffe finden. Ist also Steinitz der Mörder von Frau König? So einfach kann es nicht sein ...


Zwei entgegengesetzte Entwicklungen machen sich in der dritten Episode des „Kriminalmuseums“ bemerkbar: Während die Geschichte aus der Feder von Fritz Böttger und Stefan Gommermann nicht so komplex und auch nicht so dynamisch aufgebaut ist wie die vorherigen Beiträge von Hans Maeter, wetzt die Episode eventuelle inhaltliche Schwächen mit einer umso prominenteren Besetzung wieder aus. Ein besonderer Clou gelang Helmut Ringelmann bei der Verpflichtung von René Deltgen als Kommissar, der in seinem Spiel jenen Eifer und jene Hartnäckigkeit an den Tag legt, die ihn zu Ufa-Zeiten zu einem der beliebtesten Hauptdarsteller gemacht hatten. Seriöser als als Paul Temple tritt er als Beamter auf, aber zugleich dennoch mit lockeren Sprüchen auf den Lippen. Anderen Darstellern würde man es als Überheblichkeit anrechnen, den Assistenten beim verniedlichten Vornamen „Paulchen“ zu nennen, doch bei Deltgen hat es Charme – und Thomas Reiner ist ein ausgesprochen ordentlicher Sparringspartner. Es wäre kein Wunder, wenn er sich mit dieser Rolle als Ermittler für den Früh-Giallo „Blutige Seide“ von 1964 qualifiziert hätte.

Auch abseits des Hauptgespanns trifft man mit Konrad Georg als Hinterbliebenem, Claus Wilcke als lausbübischem Studenten, Ralf Wolter als komödiantischem Sidekick und Maria Sebaldt als etwas abgehalfterter Kneipensängerin auf bekannte und beliebte Namen. Lediglich der zentrale Part des Verdächtigen ist mit Johannes Grossmann etwas unprominenter besetzt; er füllt ihn jedoch zu vollster Zufriedenheit aus. An einem Punkt in der Episode streckt er seine Arme voller Verzweiflung gen Kamera – nicht nur eine schöne, ungewohnte Einstellung, sondern auch ein Sinnbild dafür, wie schnell und bedrohlich sich das „Stahlnetz“ (oh, pardon: falsche Serie!) um einen Unschuldigen verengen kann. Dieser Kniff ist wie auch das Spiel mit Autokennzeichen, Uhrzeiten und Alibis jedoch ein Altbekannter. So zeichnet sich „Nur ein Schuh“ nicht durch den gleichen Einfallsreichtum aus, der die ersten zwei „Kriminalmuseum“-Folgen kennzeichnet, sondern wirkt – auch in seiner Auflösung – eine Spur formelhafter. Positiv betrachtet könnte man von einer zielgerichteteren Erzählweise sprechen; doch wo bleiben bei einem Krimi, der kaum Haken schlägt, letztlich die Überraschungen?

Hatten Ashley in „Fünf Fotos“ und auch Becker in „Die Frau im Nerz“ an vielen authentischen Drehorten gefilmt, so verschreibt sich „Nur ein Schuh“ eher der Lehre des Kammerspiels. Die Villa König sowie das trutschige Wohnzimmer der alten Schreckschrauben Amelie und Elisabeth, das Polizeirevier sowie die Bar, in der Lilly Barkow auftritt, bilden die hauptsächlichen Hintergründe für eine mehr oder weniger illustre Reihe von Befragungen. Alles in allem gewinnt man also einen etwas unspektakuläreren Eindruck, was jedoch nicht in jeder Beziehung nachteilig sein muss.

Wenn René Deltgen ermittelt, muss man sich nicht zwangsläufig in einem Francis-Durbridge-Hörspiel wiederfinden. Auch in dieser „Kriminalmuseum“-Folge liefert er eine sehr zufriedenstellende Arbeit ab. Die etwas vorhersehbare Geschichte hemmt ihn ein wenig; dafür bekommt er tatkräftige Unterstützung von Thomas Reiner, Johannes Grossmann und Maria Sebaldt. Auf die zwei tütteligen Rentnerinnen hätte man dagegen gern verzichten können. 3 von 5 Schuhen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

11.06.2019 23:15
#148 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Auch ich hatte schon länger vor, mir die Folgen des "Kriminalmuseums" noch einmal genauer anzusehen und schließe mich Gubanovs Sichtungsreihe daher gerne an...


Folge 1: Fünf Fotos


Die junge Angestellte einer Drogerie entdeckt beim Entwickeln eines frisch abgegebenen Films fünf Fotos einer Leiche. Am nächsten Morgen wird Herr Hillmann, ein anderer Angestellter der Drogerie, tot aufgefunden. Besteht eine Verbindung zwischen den Toten?

Mit einer aus der Erinnerung heraus ungewohnt langen Version des von Reinhard Glemnitz gesprochenen Einstiegs mit höchstem Kult- und Nostalgie-Faktor beginnt die erste Folge des "Kriminamuseums", die den Machern gleich sehr gut gelungen ist. Freilich überließ man nichts dem Zufall und engagierte für die Regie Helmuth Ashley, der fürs Kino bereits mehrere erfolgreiche Kriminalfilme inszeniert hatte ("Das schwarze Schaf", "Das Rätsel der roten Orchidee"). Zusammen mit Hans Maeter verfasste er zudem das Drehbuch. Die titelgebenden fünf Fotos bilden in der Art und Weise, wie sie in die Handlung eingeführt werden, einen mysteriösen Gegenstand, der die Neugier des Publikums damals wie heute zu wecken weiß. Der zügige "zweite" Mord gibt letzte Sicherheit, dass eine Verbindung zwischen der auf den Fotos abgebildeten Leiche und der Drogerie bzw. mindestens einem Angestellten der Drogerie besteht und die Abgabe der Fotos ausgerechnet in dieser Drogerie kein Zufall war. Im letzten Drittel kann die Story dann nochmal mit einem gelungenen Twist aufwarten, das Rätsel wird zufriedenstellend aufgelöst, auch wenn - da muss ich Gubanov beipflichten - ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit in Bezug auf die Identität des Täters nicht verleugnet werden kann.

Mit Blick auf die Gastdarsteller finden sich dem geneigten Krimi-Freund jener Zeit gleich eine Vielzahl bekannter Gesichter. Horst Niendorf und Reinhard Glemnitz geben ein nettes ungleiches Duo ab, das sich prima ergänzt. In der Drogerie haben Herbert Tiede und der damals noch auf schmierige Typen gebuchte Horst Naumann kleine, aber feine Auftritte, Katrin Schaake bleibt dagegen eher blass. Für echte Kabinettstückchen sorgt - wer würde es angesichts seiner Sir Arthur-Auftritte für möglich halten - Hubert von Meyerinck als Vermieter der "Pension Daheim". Hier zeigt sich, dass "Hubsi" bei gutem Skript und entsprechender Schauspielerführung durchaus für angenehme humoristische Auflockerung sorgen konnte. Wallace-Akteur Heinz Spitzner rundet den Cast ab.

Für seinerzeit sicher schon vertraute Krimi-Klänge sorgt die für ihn typische musikalische Untermalung von Martin Böttcher.


Die Auftaktfolge des "Kriminalmuseums" punktet mit einer angenehm mysteriösen Story, einem stimmigen Ermittler-Duo und ein paar guten Akteuren in den Nebenrollen. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2019 12:59
#149 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich freue mich über deine Beteiligung, @Ray! Das "Kriminalmuseum" erweist sich bei neuerlicher Betrachtung als enorm gemütliche und angenehme Unterhaltung und ich bin auf deine folgenden Einschätzungen gespannt, nachdem du gleich zu Beginn die "Fünf Fotos" so großzügig bewertest.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

16.06.2019 10:15
#150 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum (erzählt)“ (1963-70) Zitat · Antworten

Folge 2: Die Frau im Nerz

Am Bahnhof in München wird die Leiche einer Frau gefunden, die einen teuren Nerzmantel trägt. Was erst nach einem Selbstmord aussieht, entpuppt sich spätestens nach der zweiten Leiche doch eindeutig als Mordfall...

Die zweite Folge des "Kriminalmuseums", erstmals mit Wolfgang Becker auf dem Regiestuhl, beginnt wie schon hervorgehoben in der Tat mit schön atmosphärischen Szenen am Münchener Hauptbahnhof. Hier sorgt auch der Schlagabtausch zwischen Ermittler Hanns-Ernst Jäger mit Zeugin Fräulein Umlauf (Herta Konrad) durchaus für Amüsement. Inhaltlich ist die Geschichte um den Nerz jedoch insgesamt weniger mysteriös als jene der ersten Folge. Zudem ist Jäger zwar ein echter "Kauz", zusammen mit dem etwas lahmen Hans Elwenspoek bleibt er indes hinter der Leistung der Ermittler aus den "Fünf Fotos" zurück. Auch im Übrigen hat der Cast weniger zu bieten als die erste Episode. Zwar ist insbesondere der in der Krimi-Welle einmalige Auftritt von Gustav Fröhlich etwas ganz besonderes, im Übrigen gibt es für den Krimi-Freund aber weniger interessante Gastauftritte. Das führt, in Verbindung mit der im Vergleich zur ersten Folge schwächeren Musik, dazu, dass sich die Folge ein wenig zieht. Die finale Auflösung wird überdies unnötig hinausgezögert, weiß dann jedoch durchaus zu überraschen. Insgesamt fällt "Die Frau im Nerz" daher im Vergleich zu "Fünf Fotos" deutlich ab.


Eine weniger mysteriöse Geschichte, ein schwächeres Ermittler-Duo, abgesehen von Gustav Fröhlich kaum erwähnenswerte Gastauftritte: "Die Frau im Nerz" kann an das hohe Niveau von "Fünf Fotos" nicht anknüpfen. Noch 3 von 5 Punkten.

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