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Dieses Thema hat 286 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.11.2010 20:04
#76 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Die Brille" (Folge 19/ Erstausstrahlung am 14. Dezember 1965)
mit: Alfred Schieske, Heinz Schubert, Eduard Linkers, Karin Kernke, Josef Fröhlich, Detlof Krüger, Monika Greving, Lisa Helwig, Doris Kiesow u.a.
Drehbuch: Bruno Hampel, Regie: Dieter Lemmel

Die Episode erinnert vom Aufbau her tatsächlich an eine frühe Folge der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Ein Berliner Steuerberater verabschiedet sich von seiner Familie, um für zehn Tage in die Dolomiten zu fahren und verspricht, sich zwischendurch entweder telefonisch oder mittels Ansichtskarte zu melden.
Nachdem er in München übernachtet hat, kauft er sich noch ein Paar Wanderschuhe. Vor dem Geschäft wird er von einem jungen Mann angesprochen, der ihn bittet, ihn mitzunehmen. Als die beiden im Wald an eine Weggabelung kommen, zwingt der Anhalter den Fahrer mit vorgehaltener Pistole auszusteigen und erschießt ihn dann.
Als die Familie Spindler nichts mehr von ihrem Vater bzw. Ehemann hört, wendet sie sich an die Polizei. Quer durch das Bundesgebiet schalten sich mehrere Polizeidienststellen ein, wobei zwei aufmerksame Zeugen entscheidende Hinweise liefern. Nachdem die Leiche Erwin Spindlers im Kofferraum seines am Tegernsee abgestellten Wagens gefunden wird, scheint es nur mehr eine Frage der Zeit, bis der Täter gefunden werden kann. Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt bei Kriminalkommissar Weber aus Berlin, der vom jungen Heinz Schubert angenehm unaufgeregt gespielt wird, seine Stuttgarter und Münchner Kollegen unterstützen ihn, wobei die Polizeibeamten diesmal weniger im Vordergrund stehen, als bei Folgen mit prominenten Ermittlern. "Die ausnahmslos männlichen Ermittler wurden ohne ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale, Vorlieben, Probleme etc. dargestellt. Sie hatten unterschiedliche Dienstgrade, konnten Oberkommissar, Kommissar, Inspektor oder auch nur Obermeister oder Meister sein. Letztere standen vor allem in Episoden im Mittelpunkt, die auf dem Lande spielten." ("Der deutsche Fernsehkrimi", Verlag J.B.Metzler, Seite 140) In einer Nebenrolle sieht man Karin Kernke aus der "Bande des Schreckens"; auch diesmal wieder in der Rolle der Freundin eines Verbrechers, die insgeheim ahnt, dass etwas nicht stimmt und sich der Polizei gegenüber kooperativ erweist. Die abschließende Tatortbesichtigung beinhaltet eine Pointe: der junge Wanderer, der sich von einem Autofahrer mitnehmen läßt, könnte ebenso dunkle Absichten haben wie der Mann, der an dieser Stelle einen Mord verübt hat.
Sobald sich die Beifahrertür schließt, garantiert niemand mehr für die Sicherheit der Wageninsassen.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

04.11.2010 16:57
#77 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DIE POSTANWEISUNG

Der heimtückische Raubmord an einem Geldbriefträger führt uns in dieser Folge neuerlich nach Berlin. Allerdings versprühen nur einige Schauspieler berlinerisches Flair, sonst hatte ich mehr den Eindruck, die Folge ist in und um München entstanden. Nachdem die Leiche des zunächst vermissten Mannes im Keller einer sich gerade in Renovierung befindlichen Villa entdeckt wird, fokussieren sich die Ermittlungen naheliegenderweise schnell auf die Bewohner und Besucher des Hauses. In Verdacht kommen so der Sohn der verreisten Besitzerin, zwei Arbeiter sowie ein junges Studentenpärchen, das eine Zeit lang als Untermieter in der Villa residiert hat.

Die Folge aus der Schlussphase der Serie bietet solide, wenn auch nicht allzu spektakuläre Krimiunterhaltung, der ein bisschen der letzte Pfiff fehlt. Auch vermisse ich hier Ashleys Talent, Betroffenheit und Anteilnahme zu erzeugen. Günther Pfitzmanns schnoddriger Berliner Ermittler ist eine interessante Variante des Kommissar-Typus, der sympathische, krimierprobte Karlheinz Hess assistiert ihm perfekt. Zudem gibt es ein nettes Wiedersehen mit Olga von Togni, als Freundin des Hauses darf sie mit dem Kommissar beim Kaffeeklatsch nett plaudern. Peter Thom gibt den verdächtigen Sohn in Geldschwierigkeiten, in kleineren Rollen zeigen Reinhard Kolldehoff, Kurt Schmidtchen und Narziss Sokatscheff amüsante szenische Momentaufnahmen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

05.11.2010 12:32
#78 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Die Kamera" (Folge 31/ Erstausstrahlung am 7. Juli 1967)
mit: Alexander Kerst, Wolfgang Preiss, Werner Kreindl, Barbara Lademann, Thomas Braut, Siegfried Rauch, Klaus Krüger, Hans Fitz, Otto Stern u.a.
Drehbuch: Bruno Hampel, Regie: Helmuth Ashley

In der verschneiten Bergwelt rund um den Kochelsee wagen vier Männer eine Bergtour. Als sie auf einer Hütte eine Rast einlegen und einer der Freunde an seiner Kamera herumhantiert, kommt es zu einem tödlichen Absturz. Der Verunglückte Andreas Brugger hat geraume Zeit vor seinem Tod eine Lebensversicherung abgeschlossen, in die Mathilde Pechler, eine Bekannte, als Begünstigte eingesetzt worden ist. Nun drängt sein Vorgesetzter, Konrad Pachmayr auf eine schnelle Auszahlung an die junge Frau, der er einredet, Brugger habe sie heimlich geliebt und sie solle das Geld von der Versicherungsgesellschaft einfordern.
Wolfgang Preiss kristallisiert sich bereits in den ersten Filmminuten als Organisator des Verbrechens heraus, obwohl der eigentliche Mord nicht von ihm verübt wird. Seine Anteilnahme, seine Weitsicht und die Hilfsbereitschaft, die er anbietet, lassen ihn verdächtig erscheinen, denn welcher Chef kümmert sich so intensiv um seine Mitarbeiter und kommt auch noch für alle Kosten auf? Barbara Lademann obliegt die Rolle des zweiten Opfers dieser Geschichte. Ihre Mathilde Pechler wird in den Betrug verstrickt, indem ihre Gefühle angesprochen werden. Der einsamen jungen Frau wird durch die Versicherungspolice der angebliche Beweis erbracht, dass sie Anspruch auf 200.000 DM habe, da Brugger dies so wollte. Ihre Zerrissenheit und die inneren Konflikte werden überzeugend herausgearbeitet, wobei der Realismus der Ermittlungen besonders durch Werner Kreindls hartnäckige Fragen betont wird, die keine Rücksicht auf die Befindlichkeit der Frau nehmen. Kreindl und Kerst arbeiten gut zusammen und ihre Nachforschungen führen sie von München nach Mittenwald, vom Zahntechniklabor ins Versicherungsbüro und erleben einen gelungenen Abschluss am Tatort vor der Schutzhütte. Thomas Braut ist wieder einmal als hitziger Mann in Geldverlegenheiten besetzt, während man mit Siegfried Rauch einen bergerfahrenen Darsteller verpflichtet hat, dem karierte Hemden und Norwegerjanker gut zu Gesichte stehen. Der "Freiluftrealismus" der Folge wird durch viele Außenaufnahmen verstärkt, die eine natürliche Dorfatmosphäre abseits von Massentourismus und Kitschpostkarten zeigen. So bekommen Nebenfiguren wie der Vater des Opfers und die junge Verkäuferin gerade so viel Raum, dass sie ihre Trauer mitteilen können, ohne dabei zu dick aufzutragen.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

05.11.2010 16:18
#79 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER BOHRER

Die Hamburger Kripo sucht seit geraumer Zeit einen fleißigen und gerissenen Einbrecher, dem man wegen seines Werkzeugs den Spitznamen „Der Bohrer“ verpasst hat. Anhand eines raffinierten Tricks (vor dem einst schon Eduard Zimmermann warnte und der in einschlägigen Kreisen heute noch Anwendung findet, wie ein Fall aus dem letzten Jahr beweist) gelingt es ihm relativ problemlos, Türen oder Fenster leer stehender Häuser und Villen zu knacken, um die Bewohner um Bargeld und Schecks zu erleichtern.

Parallel zu den Aktivitäten der Beamten und des Täters stellt uns die Folge einen jungen Fotografen vor, zeigt ihn bei seinen alltäglichen Verrichtungen, bei der Arbeit und mit seiner Freundin. Lange rätselt man, ob und wie der junge Mann in den Fall verwickelt ist. Die Regie schafft es dabei relativ geschickt, die scheinbare Zweigleisigkeit der Geschichte natürlich und folgerichtig darzustellen und schließlich in einem spannenden Showdown zu verknüpfen. Spannend auch andere Szenen, Bilder des Einbrechers beim Einlösen gestohlener Schecks, während ihm die Polizei schon auf den Fersen ist oder sein verzweifelter Versuch, aus einem abgeschlossenen Dachboden Koffer zu holen.

Bruno Dietrich spielt den jungen Fotografen mit sympathischer Leichtigkeit, Angela Hillebrecht seine zurückhaltende Freundin, das Ermittlerteam besteht aus einer Reihe von Beamten, Hans Daniel (lange Jahre Off-Sprecher der Tagesschau) als Chef, Rainer Basedow und Til Erwig als seine Assistenten, Joost Siedhoff wird als Streifenpolizist durch sein Hobby unvermutet tiefer in den Fall verstrickt als ihm lieb ist. Einen kleinen feinen Auftritt erhält Monika Peitsch als elegante Antiquitätenhändlerin (mit hässlicher Brille).

Erich Neureuther gelingt mit einer lebendigen Regie eine abwechslungsreichen Episode vor dem Hintergrund der kalt-winterlichen Hansestadt, auch scheinbar unnötige Szenen wie das Fotoshooting mit Monika Peitsch in ihrem Laden fügen sich passend in das gelungene Gesamtbild ein.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

06.11.2010 14:33
#80 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER SCHECK

Günther Ungeheuer begegnet uns als Geschäftsmann, der durch einen zu großspurigen Lebensstil und geschäftliche Fehlentscheidungen an den Rand des Bankrotts geraten ist. Rund 100.000 Mark sind es, die ihm das Genick brechen könnten und ihn ins Visier des Münchner Betrugsdezernats geraten lassen. Nach einem abgebrochenen Selbstmordversuch, der gar nicht recht zu seinem kaltblütigen Charakter passen will, startet er einige illegale Maßnahmen, um doch noch an das fehlende Geld zu gelangen. Aber sowohl der Versuch, mit einer frisierten Bilanz bei einer Bank Kredit zu erhalten als auch das Anpumpen alter „Freunde“ scheitert. Schließlich taucht ein gefälschter Scheck seines Schwiegervaters auf …

Der Schwerpunkt der Geschichte, von Matray/Krüger mit intensiven Dialogen ausgestattet und von Ashley einfallsreich inszeniert, liegt nicht bei der Polizeiarbeit sondern bei den Aktivitäten des von Ungeheuer wieder mit unnahbarer Präsenz dargestellten Betrügers, bei seinen hoffnungslosen Versuchen, an Geld zu gelangen, den Schein zu wahren, bis er fast zum Mörder wird. Die Folge lebt von vielen atmosphärisch ausgewählten und von Ensinger lebendig fotografierten und meist tiefwinterlichen Schauplätzen wie etwa der Eisenbahnbrücke.

Große Darsteller in kleinen Rollen ist das Motto dieser Folge: so begegnet uns der fabelhafte Peter Pasetti als alter Freund Ungeheuers, der mit ihm noch eine Rechnung begleichen will, Hans Cossy als Betrugsinspektor, Rolf Wanka als Patriarch und Schwiegervater, Liane Hielscher als elegante Bardame, Friedrich Georg Beckhaus als nervöser Buchhalter, Renate Grosser als ahnungslose Ehefrau, Rudolf Schündler als Bankmitarbeiter, Walter Sedlmayr als Apotheker und der erschlankte Fritz Strassner, der mit seiner Betrugsanzeige den Fall ins Rollen bringt und dessen Darstellung eine schöne Fingerübung aus dem Rollenfach „bayerischer Unternehmer bzw. Großbauer“ ist.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.11.2010 18:49
#81 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Nachdem ich nun alle Folgen der ersten Box gesehen habe, zum schnellen Überblick meine Wertung nach Punkten:

1. Fünf Fotos - 4 Punkte
2. Die Frau im Nerz - 2 Punkte
3. Nur ein Schuh - 3,5 Punkte
4. Die Fotokopie - 4,5 Punkte
5. Die Nadel - 5 Punkte
6. Zahlen-Code N - 3 Punkte
7. Der stumme Kronzeuge - 2 Punkte
8. Der Füllfederhalter - 5 Punkte
9. Gesucht: Reisebegleiter - 4,5 Punkte
10. Akte Dr. W. - 4 Punkte
11. Der Fahrplan - 4,5 Punkte
12. Der Schlüssel - 5 Punkte
13. Tödliches Schach - 3 Punkte
14. Der Brief - 5 Punkte
15. Die Mütze - 3,5 Punkte
16. Der Ring - 4,5 Punkte

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

07.11.2010 11:04
#82 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

KOMPLIZEN – DIE SPUR FÜHRT NACH AMSTERDAM

Eine Bande von Blitzeinbrechern, die es auf Juwelengeschäfte abgesehen hat, macht Dortmund unsicher. Nachdem die ersten Aktionen der Verbrecher noch etwas unbeholfen und unsicher wirken, nehmen sie im weiteren Verlauf an Intensität und Brutalität zu. Zugleich wird uns ein etwas ungewöhnliches Dreiecksverhältnis zwischen dem Boss der Bande, seiner Anwältin und deren Nichte präsentiert, die beide dem proletenhaften Charme des Verbrechers erliegen und so zu seinen Komplizen werden. Die Ermittlungen führen letztendlich nach Amsterdam, wo alle Beteiligten aufeinandertreffen …

Insgesamt bleibt ein etwas uneinheitlicher Eindruck von dieser Folge, gerade die Aktivitäten der Gangster, ihre Charakterisierung wirkt verstaubt und überhastet inszeniert, ein paar zusätzliche Minuten zur Erklärung - gerade auch der Vorgeschichte – hätten nicht geschadet. Heinz Bennent gibt einen kaltschnäuzigen Anführer, dessen Anziehungskraft auf die Damenwelt nachvollziehbar ist, gleichzeitig hab ich das Gefühl, ein etwas jüngerer Darsteller wäre in dieser Rolle insgesamt glaubhafter gewesen. Seine Komplizen (Manfred Spies, Fred Haltiner) bleiben verhältnismäßig blass. Edith Schneider begegnet uns in einem ihrer seltenen Krimiauftritte als gutsituierte, vornehme Anwältin, die ebenso wie ihre Nichte Jutta Schwarz für den Gangster Karriere und Freiheit aufs Spiel setzt, Reinhard Glemnitz gibt kurz vor seiner „Kommissar“-Zeit einen spritzigen, sympathischen Ermittler, unterstützt von Martin Lüttge und Dietrich Thoms. Rainer Basedows Auftritt als schmuggelnder Kleingangster zieht sich wie eine Art roter Faden durch die Handlung.

Die Folge, die ohne den berühmten Vorspann auskommt und vielleicht nur etwas zufällig in die Reihe geraten ist, hinterlässt insgesamt einen positiven Eindruck, der leider durch manche Schönheitsfehler getrübt ist. Eine Erwähnung verdienen noch die Schauplätze, Dortmund, die Gereuth-Villa, bei den Bildern aus Amsterdam kommt sogar etwas „Salinger“-Feeling auf.

blofeld Offline




Beiträge: 407

07.11.2010 18:11
#83 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Dieser Film beruht auf dem wahren Fall der Dominas-Bande, die 1963/64 für etliche Überfälle auf Juweliere im Ruhrgebiet und in Amsterdam verantwortlich wahr. Außerdem wurden ihr auch einige Morde zur Last gelegt. In der DDR wurde dieser Kriminalfall sogar unter richtigem Namen "Die Dominas-Bande" in der Reihe "Kriminalfälle ohne Beispiel" verfilmt.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

07.11.2010 21:54
#84 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

WER KLINGELT SCHON ZUR FERNSEHZEIT?

… noch dazu, wenn gerade ein spannender Krimi (in diesem Fall ‚Kriminalmuseum: Kaliber 9’) auf dem Programm steht. Die skrupellose „Schlüsselbande“ nimmt darauf natürlich keine Rücksicht, mit Waffengewalt dringen die vermummten Männer in die Wohnungen einiger Bankbeamter ein, um die Tresorschlüssel zu erpressen. Der Geldraub gelingt zwar, allerdings bleibt eine Waffe der Gangster zurück. Die führt die Ermittler zur Bundeswehr …

Zum Kehraus präsentiert man uns noch eine recht unterhaltsame, wenn auch nicht allzu herausragende Folge ohne großen Highlights und Überraschungen, sowohl aus inhaltlicher als auch aus darstellerischer Sicht. Ein schönes Wiedersehen gibt’s mit Konrad Georg als leitenden Ermittler, der genau so angenehm sachlich agiert wie als „Kommissar Freytag“, unterstützt wird er vom späteren hessischen Tatortkommissar Karlheinz von Hassel. Auch Walter Sedlmayr darf nach seinen Rollen als Hausmeister, Ladenbesitzer, Apotheker, Postbeamter bzw. Bahnbeamter in dieser letzten Folge als Polizist seine Kriminalmuseum-Karriere würdig abschließen. Eduard Linkers' Bankdirektor ist wieder ein vergnügliches Kabinettstückerl, Michael Hinz spielt einen der jungen coolen Verbrecher.

Auch diese Folge kommt ohne den bekannten Vorspann und mit einem etwas sperrigen Titelnamen daher, das ursprünglich geplante "Die Wäscheleine" - ein wichtiges Indiz, das den Kommissar auf die Spur eines der Gangster bringt - hätte mir besser gefallen.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

08.11.2010 16:56
#85 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat
Auch diese Folge kommt ohne den bekannten Vorspann und mit einem etwas sperrigen Titelnamen daher, das ursprünglich geplante "Die Wäscheleine" - ein wichtiges Indiz, das den Kommissar auf die Spur eines der Gangster bringt - hätte mir besser gefallen.



Die Umbennenung und die Titeländerung hat ja wohl damit zu tun, dass die beiden letzten Folgen später gesendet wurden als geplant. AMSTERDAM war ja schon 1967 geplant und ist ausgefallen, das war mit WÄSCHELEINE wahrscheinlich ähnlich. Und zwei Jahre nach Ausstrahlung der letzten Folge wollte man mit dem Kriminalmuseum gänzlich abschließen (es gab ja mittlerweile DER KOMMISSAR), weshalb man die Folgen als eigenständige Produktionen zeigte.

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Zwei weitere Highlights im letzten Viertel:
30. Die Briefmarke (toll: Helmuth Lohner, eine raffinierte Geschichte von Bruno Hampel, sympathisch Schwarzkopf & Ungeheuer als Kommissare)
31. Die Kamera (wieder eine Hampel-Geschichte, interessant, man fragt sich die ganze Zeit, was hat Wolfgang Preiss da vor??, flotte Ashley-Regie).

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

09.11.2010 17:35
#86 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER RING

Das Zimmermädchen und ein aufgebrachter Gast (Hans-Zesch Ballot in einer kleinen Rolle) finden die Pensionswirtin Obermayer tot in ihren Räumen – erstochen mit einem Brieföffner, daneben die leere Handkasse. Die Ermittlungen des Kommissars führen zum in Trennung lebenden Ehemann der Toten (Helmut Rudolph), der kurz vor dem Mord Streit mit ihr hatte und über einen im Stiegenhaus gefundenen Bundeswehrring zu einem betrügerischen Pensionsgast (Johannes Grossmann als „üblicher Verdächtiger“). Außerdem rückt ein Wäscheausfahrer, der regelmäßig in der Pension verkehrt, ins Visier der Ermittler.

Die gelungene Folge lebt besonders von zwei Schauspielern: Werner Peters abseits seiner gewohnten Rollen(klischees) hier als ermittelnder Kommissar, der mit einer angenehmen, freundlichen und unermüdlichen Hartnäckigkeit auftritt – nicht nur der ewigen Zigarette und des Umgangs mit den Assistenten wegen erinnerte mich seine Darstellung an Erik Odes „Kommissars“ - und Willy Semmelrogge, dessen Psychogramm eines unruhigen, duckmäuserischen und verschlagenen Wäschereiangestellten, den Spielleidenschaft und Schulden in eine ausweglose Situation manövrieren, ein schauspielerisches Glanzstück ist. Trotz allem empfindet man Mitleid mit seiner Figur. Hans Zander und Klaus Krüger sieht man als Assistenten mit privaten Einwürfen.

Der zu Recht meist gescholtene Regisseur Grädler schuf sowohl in Schauspielführung als auch in formaler Machart (die Wohnung Semmelrogges) eine durchwegs interessante und sehenswerte Episode. Winterliches Münchner Lokalkolorit von Viktualienmarkt über Bahnhof und Polizeipräsidium bis zur Daglfinger Rennbahn wird geschickt in die Folge eingebunden und von Auftritten bayr. Volksschauspieler wie Christa Berndl als Zimmermädchen, Rosl Mayr als Zeitungsverkäuferin, Marianne Brandt als Wäschereiarbeiterin und Max Grießer als hilfsbereiten Kollegen unterstützt.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

10.11.2010 17:41
#87 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DIE BRIEFMARKE

Eine geschickt aufgebaute und stringent erzählte Geschichte des Kriminalmuseum-erprobten Bruno Hampel, der es gelingt, Spannung und Interesse am mysteriösen Verschwinden eines Geschäftsmannes über die gesamte Laufzeit aufrecht zu erhalten. Alles, was man an Kriminalfällen dieser Art schätzt, taucht in der Folge auf: geheimnisvolle Beobachtungen, wechselnde Schauplätze, mysteriöse Lebenszeichen (Anrufe, ein Ansichtskarte), ein besorgter Verwandter, der den Fall ins Rollen bringt, Zweifel an der Integrität des Vermissten und seinen umfangreichen Geschäften, ein größerer Geldbetrag, der ebenfalls verschwunden ist. Die zahlreichen Schauplätze dieser Folge zwischen Frankfurt und Saarbrücken, von Werkstatt über Hotellounge bis zu den Kommissariaten werden lebendig eingefangen.

Der weltmännisch elegante Ivan Desny, ob seines Berufes in halb Europa zuhause und unterwegs, verabredet sich in Saarbrücken mit zwei Geschäftspartnern. Die beiden warten vergebens, scheinbar hat er nur kurz im Hotel eingecheckt, danach verliert sich seine Spur … Zwei Wochen später meldet sich seine besorgte Tochter bei der Saarbrücker Kripo. Von dort kam das letzte Lebenszeichen ihres Vaters, eine Ansichtskarte. Doch die Ermittlungen verlaufen mehr oder weniger im Sande. Spuren führen schließlich nach Frankfurt, wo der Vermisste kurz vor seinem Verschwinden bei einem der beiden Geschäftsfreunde zu Gast war …

Auch schauspielerisch besticht diese Folge dank namhafter Darsteller: die bezaubernde Hannelore Elsner, die es mit einer zurückhaltenden Hartnäckigkeit schafft, das grausame Schicksal ihres Vaters aufzudecken und dabei selbst ins Lebensgefahr gerät, Helmuth Lohner als Geschäftspartner und Erfinder, den sein schmales Brillengesicht und der widerspenstige Haarschopf wie einen großen Jungen erscheinen lassen, hinter dessen hilfsbereiter Zuvorkommenheit jedoch Abgründe lauern und die beiden Ermittler, Klaus Schwarzkopf etwas trocken-spröde, seine große Zeit als Kommissar Finke steht noch bevor, und Günther Ungeheuer, der als Kommissar genauso überzeugt wie als Verbrecher. Elisabeth Volkmann als falsches Alibi und Friedrich Georg Beckhaus als zweiter Geschäftspartner sowie Werner Abrolat als kompetenter Hotelportier runden das Ensemble gelungen ab. Etwas störend die auffällige Nachsynchronisation vieler Szenen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

10.11.2010 20:27
#88 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Das Kabel" (Folge 34/ Erstausstrahlung am 8. September 1967)
mit: Günther Ungeheuer, Klaus Höhne, Werner Bruhns, Otto Stern, Peter Neusser, Angela Hillebrecht, Hilde Ziegler, Wolfgang Völz, Karl Tischlinger u.a.
Drehbuch: Walter Forster, Regie: Helmuth Ashley

"Günther Ungeheuer ist ein durch und durch moderner Schauspieler, er ist intellektuell, ohne arrogant oder weltfremd, kritisch, ohne überheblich zu sein, und er hört nie auf, sich selbst zu beobachten, zu kontrollieren. [.....] Für ihn bedeutet jede Rolle, die er übernimmt, eine geistige Auseinandersetzung, eine Arbeit, die ihn reizt und fasziniert, die er nie hinschleudert, sondern mit Präzision und Vitalität gestaltet." (aus dem Booklet zu "4 Schlüssel", Text: Frauke Hanck)
Die Anwesenheit Günther Ungeheuers adelt jede Episode der Reihe "Das Kriminalmuseum", obwohl die Folge "Das Amulett" ein langweiliger Tiefpunkt der Serie ist.
In "Das Kabel" tritt er fast beiläufig in Erscheinung. Konzentriert sich die Handlung zunächst auf einen nächtlichen Einbruch in eine Elektrohandlung, bei dem Wolfgang Völz als Verkehrspolizist zu Tode kommt, so schwenkt die Geschichte bald auf Günther Ungeheuer und Klaus Höhne um, die im Obdachlosenheim übernachten und tagsüber überlegen, wie sie wohl an Geld herankommen könnten. Ungeheuer mit seinem Charisma und der Fähigkeit, sich glaubhaft zu verstellen, schafft es bald, eine junge Frau zur Heirat zu bewegen; vorausgesetzt, er kann die Fassade des unbescholtenen Bürgers aufrechterhalten. Unterdessen nimmt die Kriminalpolizei seinen Freund ins Visier, wobei Ungeheuer immer mehr in den Mittelpunkt rückt. Die ermittelnden Beamten werden von Werner Bruhns (beruhigend, souverän), Otto Stern und Peter Neusser gespielt, wobei die drei Herren sonst meistens auf der anderen Seite des Gesetzes stehen. Obwohl das eigentliche Mordopfer männlich ist, sind drei Frauen die Leidtragenden dieser Geschichte. Ihnen allen bereitet die von Ungeheuer gespielte Figur Kummer: die Freundin des Erschossenen, die stumm im Polizeiwagen weint; die Verlobte von Ungeheuer, die von der Kripo über die wahren Absichten ihres Bräutigams aufgeklärt wird und nicht zuletzt Angela Hillebrecht als Barbesitzerin, die für den Verbrecher nur eine Anlaufstelle bei Geldsorgen darstellt. Im spannenden Finale zeigt er noch einmal seine Skrupellosigkeit und Kälte.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

11.11.2010 17:21
#89 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DAS FEUERZEUG

Unfall auf einer steilen Straße in den bayerischen Bergen: ein LKW mit wertvoller Fracht stürzt in die Tiefe und verbrennt, der Fahrer kann sich durch einen Sprung aus dem Führerhaus retten. Ein Landpolizist (der köstliche Eduard Linkers) erinnert sich an zwei ähnlich gelagerte Fälle einige Jahre zuvor. Er informiert die Münchner Kripo. Die kommt einem windigen Geschäftsmann, Gregor Schimanski, und einem raffinierten und groß angelegten Versicherungsbetrug auf die Spur. Während es gelingt, einen der LKW-Fahrer auf frischer Tat zu ertappen, kann Schimanski in letzter Minute untertauchen …

Die Folge gehört für mich zu jener Kategorie Krimis, die einen etwas enttäuscht und unbefriedigt zurücklässt, obwohl man nicht wirklich den Finger in die Wunde legen kann. Die Story ist nicht langweiliger oder raffinierter als viele andere, die Schauspieler überzeugen (nur Rosemarie Fendel nervt schnell mit ihrer weinerlichen Penetranz), die Schauplätze verströmen authentisches Flair (Gereuth-Villa, tiefwinterliches Oberbayern, nur die ital. Szene holpert ziemlich) - und trotzdem fehlt das letzte Quäntchen zur Gewissheit, eine lohnenswerten Krimiabend verbracht zu haben.

Ernst Stankovski überzeugt als schmieriger Betrüger mit ungarischem Akzent und Hang zur Spielbank, als seine Komplizen: Paul Bös, alter Stadelheimgefährte mit österr. Tonfall und Klaus Schwarzkopf, LKW-Fahrer mit vielen wechselnden Qualitäten. Klaus Höhne und Alexander Allerson ermitteln couragiert und engagiert, die Fendel als Versicherungsangestellte in Vertrauensstellung wird von ihrer Tochter Verena Hallau etwas an die Wand gespielt.

Grabert Offline



Beiträge: 257

22.12.2010 12:02
#90 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Kann mich dem Urteil von Georg nur anschließen. "Reisebegleiter gesucht" ist sicherlich kein Höhepunkt dieser ausgezeichneten Reihe, denn es gelingt Ashley nicht die Geschichte bis zum Ende spannend zu halten. Aber: Paul Dahlke gefällt als hintersinnig und clever ermittelnder Kommissar, die Atmosphäre der unterschiedlichen Handlungsorte wird gut eingefangen und die Musik von Erwin Halletz passt gut dazu. Dazu wieder eine ausgezeichnete Besetzung der Nebenrollen.

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