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Dieses Thema hat 286 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.09.2010 13:29
#16 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Der Fahrplan" (Folge 11/ Erstausstrahlung am 10. September 1964)
Drehbuch: Stefan Gommermann / Regie: Theodor Grädler
mit: Paul Klinger, Hans W. Hamacher, Albert Hehn, Marlies Schönau, Karl-Georg Saebisch, Rosemarie Fendel, Wilfried Borell, Hans Zesch-Ballot u.a.

Die Vorbereitungen des Täters erinnern an "Bei Anruf Mord". Das Treffen mit dem gedungenen Mörder; die Nervosität, die der Ehemann zeigt, als sich seine Frau früher als geplant nach Hause begibt und das Spiel mit den Wohnungsschlüsseln sind wichtige Elemente aus dieser Vorlage.
Paul Klinger steht seinem aalglatten Vorbild Ray Milland in nichts nach. Er schafft es stets, auch finstere Charaktere mit Würde und Charisma in Szene zu setzen, sodass man das Ausmaß seiner Verbrechen nicht sogleich voll erfasst. Klinger bezeichnete sich einmal selbst als "viel zu unpathetisch für einen Schauspieler". Dennoch erscheint jede seiner Handlungen feierlich zu sein; nichts ist dem Zufall überlassen oder geschieht beiläufig oder wird von ihm nachlässig angegangen.
In diesem Zusammenhang stören die Anwesenheit der Geliebten und ihrer Familie. Die Barsängerin und ihr Bruder passen nicht die Welt des Geschäftsmannes, der primär aus pekuniärer Verlegenheit - seine Firma steht vor dem Bankrott - handelt. Die Anwesenheit dieser zusätzlichen Verdächtigen mag für den Rätselfaktor nützlich sein, ist letztendlich jedoch überflüssig, wie die Enttarnung des Auftragsmörders beweist. In Ermangelung einer Gerda-Maria Jürgens erleben wir eine andere redselige Dame als Zeugin im Polizeibüro. Die Zusammenarbeit zwischen der Kripo Düsseldorf und ihren Kollegen in München (passenderweise vertreten durch Fritz Strassner vulgo Kriminaldirektor Mitterer) funktioniert ausgezeichnet. Die "Beamten als reine Funktionsträger" ("Der deutsche Fernsehkrimi", Verlag J.B. Metzler, S. 135) werden von unbekannten Darstellern verkörpert, da die Handlungsweise des Verbrechers im Mittelpunkt steht. Besonders zu Beginn der Folge gibt es viele atmosphärische Momente, in denen der gekaufte Mörder der Kamera stets den Rücken zuwendet. Der missglückte erste Mordanschlag und die Auffindung der Leiche durch den Nachbarn verlängern die Phase der Spannung, die durch die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung und den Wechsel der Schauplätze bereichert wird.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.09.2010 14:38
#17 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Fünf Fotos" (Folge 1 / Erstausstrahlung am 04. April 1963)
Drehbuch: Helmuth Ashley, Hans Maeter / Regie: Helmuth Ashley
mit: Horst Niendorf, Reinhard Glemnitz, Horst Naumann, Katrin Schaake, Herbert Tiede, Hubert von Meyerinck, Ellen Umlauf, Heinz Spitzner, Franziska Liebing u.a.

Die erste Folge der Krimireihe hieß noch "Das Kriminalmuseum erzählt" und rückte einen Gegenstand, in diesem Fall fünf Fotografien, in den Mittelpunkt des Geschehens. Das wichtige Indiz ging in die Polizeiakten ein und fand seinen Platz am "Ort der Überlieferung authentischer Geschichte" ("Der deutsche Fernsehkrimi", S. 136).

Jutta Merkel, Angestellte in einer Drogerie, entwickelt einen abgegebenen Film und erkennt darauf die Leiche eines Mannes im Wald. Ihr Vater, der Inhaber des Geschäftes, bringt die Bilder auf Rat seines Mitarbeiters Hillmann zur Kriminalpolizei. Diese ermittelt bald, dass der Mann auf dem Bild vor einigen Tagen mit 135.000 DM verschwunden ist.
Die Eckpfeiler der Handlung bilden die Drogerie, das Polizeibüro, die "Pension Daheim" und das "Hotel Splendid". Zudem gibt es einige Szenen auf verschneiten Landstraßen und im Wald nahe des Starnberger Sees. Dies ermöglicht es, bereits der ersten Folge der Reihe zu bescheinigen, dass sie sich nicht nur an der bereits bekannten Fernsehspiel-Dramaturgie orientiert, sondern dem Zuseher bei allem Anspruch auf sachgerechte Information auch Abwechslung und "Action" bieten möchte.
Mit den Darstellern Niendorf und Glemnitz eröffnet die Kriminalserie den Reigen der "ruhigen, peinlich genauen deutschen Berufskriminalisten, die ihre Arbeit fast wie ein Handwerker erledigen, ohne Spektakel, ohne Superman-Effekte." ("Der deutsche Fernsehkrimi", S.139) Die beiden versierten Synchronsprecher strahlen Vertrauen und Zuverlässigkeit aus; Eigenschaften, die sie als Begleiter durch das Dickicht des Verbrecher-Gestrüpps benötigen. Das Publikum will an der Aufklärung des Falles teilhaben und jeden Schritt mitverfolgen. Die Darsteller sind sympathisch und passend gewählt: Katrin Schaake, die bereits eine kleine Rolle in "Das Haus an der Stör" spielte (die Studentin aus Göttingen), Herbert Tiede - wohlbekannt aus dem "Stahlnetz", Hubert von Meyerinck als Rittmeister von Rellstab (natürlich eine komödiantische Rolle!) und Horst Naumann, der mit schnellen Autos und schönen Frauen in Zusammenhang gebracht wird.
Die Auflösung gestaltet sich diesmal komplizierter als zunächst gedacht und birgt zudem ein überraschendes, fast ein wenig unglaubwürdiges Ende. So leicht wird es der Polizei nicht immer gemacht, wenn sie einen Verbrecher auf seiner Flucht stoppen möchte.......

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

27.09.2010 17:02
#18 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER FAHRPLAN

Geschickt aufgebaute Geschichte, bei der man lange über das Wie und Wer rätselt, obwohl der diabolische Paul Klinger schon zu Beginn als Anstifter feststeht. Spannende Szenen (der erste misslungene Mordversuch oder auch der wagemutige Nachbar, der übers Balkongeländer turnt) wechseln mit Bildern von Ermittlungen und Befragungen und werden durch witzige Einsprenkel aufgelockert (der Assistent liest im Zug Edgar Wallace, Rivalitäten zwischen den Abteilungen).

Insgesamt bleibt für mich Grädlers Regie nach spannendem Anfang trotzdem wieder uneinheitlich, wobei manche hell-dunkel-Ausleuchtungen und Nahaufnahmen zu loben sind, eher störend für mich in einem „realistischen“ Krimi die zu offensichtlichen Studioaufnahmen (Büro, Wohnung, Kommissariat).

Die Darsteller durchwegs sehr gut, Paul Klinger charmant und verbindlich und trotzdem eiskalt, Hans W. Hamacher und Fritz Strassner als gemütliche Ermittler alter Schule, die hartnäckig am Ball bleiben, Karl Georg Saebisch in einer kleinen feinen Nebenrolle. Die Fendel in einem relativ kleinen Auftritt wie immer etwas larmoyant, Töchterchen Susanne von Borsody im ersten Fernsehauftritt (?).


AKTE DR. W.

„Nur“ eine Fahrerflucht, und für mich doch eine der besten Kriminalmuseum-Folgen. Konrad Georg glänzt als Ingenieur Dr. Watzmann, der auf einer bayerischen Landstraße einen Fußgänger totfährt und verzweifelt versucht, seine Spuren zu verwischen. Bis zum Unfall wirkt er nervös und ungeduldig, nach der Schrecksekunde agiert er kaltblütig und arrogant.

Ashleys Regie kommt der eigentlich unspektakulären Geschichte zugute, er versteht sowohl actionbetonte Szenen wie die hektische Fahrt Watzmanns über die Landstraße und den tödlichen Unfall sowie später die rasante Verfolgungsjagd durch das München der 60er Jahre als auch ruhige Szenen (Verhör der Geliebten des Automechanikers, Schlussszene im Büro) mitreißend zu inszenieren. Heinz Engelmann agiert als abgeklärter Ermittler, den die Schicksale hinten seinen Fällen betroffen machen.

Witziges bayrisches Lokalkolorit (Sedlmayr als wichtigtuerischer Bahnwärter, Paula Braend als resolute Wirtin, Klaus Löwitsch als frecher Autodieb) runden die gelungene Folge ab. Erstaunlich für damalige Zeiten der relativ offene homosexuelle Auftritt („Dressman“) eines der Verdächtigen.

Tarzan Offline



Beiträge: 1.038

27.09.2010 19:05
#19 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

AKTE DR. W.

Den spanischen Automechaniker mimt Gustavo Rojo. Seinerzeit beliebt in den Karl-May-Verfilmungen. Besonderheit hier: Es ist seine Originalstimme zu hören.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

28.09.2010 22:44
#20 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

TÖDLICHES SCHACH

Eine der schwächeren Folgen der "Kriminalmuseum"-Reihe, kommt trotz Ashley-Regie nicht richtig in Schwung. Nach einem recht interessanten Anfang - in der rauchgeschwängerten Atmosphäre eines Schachclubs, der im Hinterzimmer eines Hotels sein Quartier hat, geraten einige Mitglieder aneinander - plätschert die Episode trotz zweier Kapitalverbrechen unspektakulär, fast langweilig dahin und bleibt im Mittelmaß stecken. Die überraschende Auflösung, eine flotte Musikuntermalung und ein paar schöne Sommerbilder aus München lassen sich immerhin positiv vermerken.

Die Darsteller agieren routiniert, einzig Günther Neutze als zwielichtiger Angestellter des Opfers vermag zu überzeugen, äußerst blass die beiden Ermittler Harry Riebauer und Heinz Weiss (ein charismatischerer Darsteller a la Engelmann oder Ode hätte hier vielleicht ein paar bleibendere Eindrücke hinterlassen), in weiteren Gastrollen Jan Hendriks als Neffe in Geldnöten, Reinhard Kolldehoff als cholerischer Immobilienhändler, der als Sündenbock herhalten soll und Sigfrit Steiner als eifersüchtiger Hotelbesitzer. Für witzige Akzente sorgen in der ersten Hälfte Walter Sedlmayr und Monika John als Hausmeistersehepaar.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

29.09.2010 16:08
#21 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER BRIEF

Nicht die Jagd nach einem Sexualtäter steht im Mittelpunkt dieser Episode, erzählt wird die Geschichte eines Handelsvertreters, der zu Unrecht, wenn auch nicht ganz unverschuldet, in den bösen Verdacht gerät, ein gesuchter Sexualverbrecher zu sein. Wolfgang Kieling ist die Idealbesetzung für die Rolle des von Presse und Polizei Gejagten, zunächst als erfolgsverwöhnter Vertreter für Damenmoden, dann als Gehetzter, der verzweifelt versucht, seine Unschuld zu beweisen - manche Parallelen zu seiner Darstellung und Rolle im "Waldweg"-Derrick drängen sich zwangsläufig auf.

Auch Erik Ode bietet Gelegenheit zu Vergleichen - in seinem Auftritt als Oberinspektor Gareis kann er bereits für seine spätere Rolle als "Der Kommissar" üben und zeigt schon hier alle Attribute, die ihn später so sympathisch und zu einer Idealbesetzung machen, ausgestattet mit Mantel und Jägerhut, die unvermeidliche Zigarette im Mundwinkel - freundlich, verschmitzt, menschlich, aber auch hart und unerbittlich im Verhör und unermüdlich in seinen Ermittlungen. In weiteren Rollen: Monika Peitsch als unglückliches junges Mädchen, eingepfercht in ein strenges Elternhaus, das ungewollt die Katastrophe auslöst und sich dann trotzig zurückzieht, Christian Wolff als gefühlloser, egoistischer Student, Gudrun Thielemann wie immer etwas spröde als Ehefrau Kielings, in kleineren Rollen Wolfgang Völz als Kriminalassistent, Emely Reuer als verwöhnte Fabrikantentochter und Volker von Collande als Chef des Modehauses.

Jürgen Goslar inszeniert gekonnt, flotte, jedoch nicht abgehackte Szenenwechsel, schnelle Schnitte, interessante Drehorte im winterlich verschneiten München runden die gelungene Folge ab, das Ende kommt allerdings etwas abrupt, hier hätten ein paar erklärende Worte im Kommissariat nicht geschadet.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

01.10.2010 16:25
#22 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DIE MÜTZE

Die Jagd nach einem brutalen Taximörder hält in dieser Folge den Zuschauer in Atem. „Die Mütze“ zeigt einmal mehr, welch unterschiedliche Geschichten die Kriminalmuseum-Serie schildert, nicht nur, was die verübten Verbrechen betrifft, sondern auch in der Erzählweise, Darstellung und Inszenierung.

Peter Kuiper zieht als skrupelloser Raubmörder eine blutige Spur durch München, wirkt in seiner oft dumpfen Schwerfälligkeit sehr furchteinflößend. Er schreckt keine Sekunde davor zurück, seine Waffe einzusetzen, bedroht und misshandelt sowohl seine Exfreundin (Rosemarie Fendel mal nicht als Hausfrau, sondern in der schmucken Uniform einer Straßenbahnschaffnerin) als auch seine betagte Zimmerwirtin (Lisa Helwig als Alte vom Dienst steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben). In kleineren Rollen Wolfgang Völz als Taxifahrerkollege, Reinhard Glemnitz (unterbeschäftigt) als Kriminalassistent, Art(hur) Brauss als US-Soldat, dem der Taximord anhand der titelgebenden Mütze zunächst in die Schuhe geschoben werden soll und Maria Landrock als bedauernswerte Frau des Opfers. Heinz Engelmann spielt agil und zupackend den zuständigen Ermittler.

Wolfgang Becker inszeniert abwechslungsreich, vieles geschieht nachts und zeigt ein düsteres München, die Bilder vom Verbrechen am Anfang auf regennassen Straßen bis zum dramatischen Showdown in einer alten Brauerei kontrastieren mit der miefig-altjüngferlichen Atmosphäre der Wohnung der beiden Frauen. Berührend fand ich auch die Szene, in der Wolfgang Völz der Frau des Opfers in einem lautem, fröhlich-krachenden Bräuhaus die Todesnachricht überbringen muss.


DER SCHLÜSSEL

Diese Episode führt uns in die höheren Kreise von München, in die Welt der Fabrikanten und Wirtschaftskapitäne, die hinter verschlossenen Türen zwielichtige Geschäfte abwickeln, während ihre Frauen bei einem Cocktail kleine Gehässigkeiten austauschen, die aktuelle Mode und Schönheitstipps besprechen.

Peter Pasetti zieht als skrupelloser Pharma-Produzent alle Register seines schauspielerischen Könnens. Mit seiner starken Persönlichkeit beherrscht er seine Familie und seine Angestellten gleichermaßen. Erst als bei einer Geschäftsbesprechung während einer kleinen Party in seinem Hause sein Prokurist (Karl John in einem kleinen, aber prägnanten Auftritt) auf mysteriöse Weise zu Tode kommt, beginnt sein Einfluss zu wanken, obwohl er weiterhin versucht, die Zügel fest in der Hand zu halten.

Auch die weitere Besetzung ist durchwegs vorzüglich: Gisela Uhlen als Ehefrau zwischen Verunsicherung und Auflehnung, Günter Schramm als gehemmter jüngerer Bruder, vom Gewissen geplagt, Eva Pflug beweist als verzweifelte Ehefrau des Toten, das sie auch Rollen abseits von Burschikosität und Zwielichtigkeit beherrscht, weiters Grit Boettcher als Pasettis Geliebte, in kleineren Rollen Hans Cossy als ebenso skrupelloser Compagnon und Olga von Togni als dessen Ehefrau.

Als gelungener Gegenpart zur Welt der „Schönen und Reichen“ tritt Rene Deltgen als bodenständiger Kommissar auf den Plan, klein, zurückhaltend, angenehm ruhig und doch hartnäckig in seinen Ermittlungen. Man sieht ihn nie in seinem Büro oder Kommissariat, lieber spricht er mit den Verdächtigen und Zeugen bei einer Tasse Kaffee oder Tee.

Ashleys setzt die sehr feinen, gelungenen Dialoge (der Autor der Folge ist mir unbekannt) geradlinig in Szene.

Leider ist das Bild der Folge auf der DVD-VÖ sehr dunkel, möglicherweise lag kein besseres Material mehr vor.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

02.10.2010 15:40
#23 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

1. Fünf Fotos
Ein rasant inszenierter und gelungener Auftakt. Bereits hier zeigt sich Helmut Ringelmanns Geschick, jede Rolle erstklassig durchzubestzen. "Fußballtrainer Wulff" Horst Niendorf gibt einen erstklassigen wie sympathischen Kommissar ab, Glemnitz als Assistent Dr. (warum aber promoviert?) Gottlieb übt für seine spätere Rolle als Heines. Das komische Element wie es damals auch in den Kinokrimis vertreten war scheint der Produktion in dene ersten Folgen der Reihe ebenfalls wichtig gewesen zu sein, in Folge eins sorgt Hubert von Meyerinck dafür, in Folge 2 Kurt Schmidtchen und in Folge 3 Ralf Wolter. Rasante Regie von Helmuth Ashley vor allem am Ende, schöne hell-dunkel-Ausleuchtung bei der Verfolgungsjagd durch seinen Stammkamermann Franz Xaver Lederle. Positiv hervorzuheben bleiben auch Heinz Spitzner in seiner "Doppelrolle" sowie die anderen Nebenrollen: Herbert Tiede, Horst Naumann und Gerd Vespermann.

Zitat
Die Auflösung gestaltet sich diesmal komplizierter als zunächst gedacht und birgt zudem ein überraschendes, fast ein wenig unglaubwürdiges Ende. So leicht wird es der Polizei nicht immer gemacht, wenn sie einen Verbrecher auf seiner Flucht stoppen möchte.......


Das Ende fand ich allerdings auch etwas übertrieben und wohl eher von den Autoren erfunden.

2. Die Frau im Nerz
Auch hier zeigt sich Ringelmanns Gespür für geniale Besetzungen, die häufig "gegen die Norm" der üblichen Schauspielerrollen war: Hanns-Ernst Jäger - sonst eher auf zwielichtige Typen aboniert - als Kommissar ist für mich eine kongeniale Besetzung, Hans Elwenspoek als sein Assistent passt sehr gut zu ihm. Jäger hätte ich mir gerne öfter als Kommissar angesehen, er hätte gar das Potential zu einem Serienermittler gehabt. Neben der gewohnt guten Wolfgang-Becker-Regie besticht der Film durch einen gelungenen Soundtrack von Herbert Jarczyk. Nett auch die Geschichte mit dem neugierigen Reporter, die Auflösung ist doch etwas überraschend. Die kleinen Gags (Kurt Schmidtchen als Spirituosenverkäufer, Herta Konrad als Fräulein Konrad/ Frau Ritter) bieten eine nette Abwechslung, interessant auch der Abspann mit den Bildern der Darsteller. Passt.

3. Nur ein Schuh
Auch hier: Hut ab vor der Besetzung!! René Deltgen könnte auch das Telefonbuch vorlesen, man würde ihm mit Freude zusehen. Auch Konrad Georg - einer meiner Lieblings-60er-Darsteller - ist immer eine Freude, diesmal gibt er sich als gehörnter Ehemann gekonnt souverän. Erneut setzt diese Folge auf Humor: einerseits durch die alten Zwillingsjungfern Amelie und Elisabeth, andererseits durch "Karotten-Willy", gespielt von Ralf Wolter. Maria Sebaldt gibt sogar eine Gesangseinlage zum Besten, ein klassischer Krimi wie er im Buche steht. Macht Spaß. Erneut gute s/w-Kameraarbeit von Franz Xaver Lederle, gewohnt gute Ashley-Regie.

10. Akte Dr. W
Diese Folge habe ich mit Abstand am öftesten gesehen, sie war auch die erste KM-Folge, die ich je gesehen habe. Und sie macht immer wieder Spaß. Konrad Georg als Dr. Watzmann spielt eiskalt (alleine wie ruhig er nach der Tat zu der Besprechung am Flughafen geht), gewohnt grantlerisch spielt Walter Sedlmayr als deutscher Bahnbeamter, der "weiß, was er weiß" und siegessicher einen Fiat als Opel identifiziert ;-), dadurch bringt er wieder etwas Humor in die Folge. Heinz Engelmann ist hier wohl auf dem Höhepunkt seiner Karriere und spielt den Kommissar wie immer glaubwürdig und sympathisch.

Zitat
„Nur“ eine Fahrerflucht, und für mich doch eine der besten Kriminalmuseum-Folgen. [...]
Ashleys Regie kommt der eigentlich unspektakulären Geschichte zugute, er versteht sowohl actionbetonte Szenen wie die hektische Fahrt Watzmanns über die Landstraße und den tödlichen Unfall sowie später die rasante Verfolgungsjagd durch das München der 60er Jahre als auch ruhige Szene


Sehe ich auch so. Dass die Folge so toll ist, hat wohl sehr viel mit der gelungenen Besetzung und dem hervorragenden Spiel der Darsteller sowie der Regie von Helmtuh Ashley zu tun.

Zitat
Witziges bayrisches Lokalkolorit


Auch das macht die Folge so sympathisch: die bayerischen Darsteller wie Fritz Strassner, Elfie Bertramer, Walter Sedlmayr, Karl Baierl oder Paula Braned verleihen der Folge Authentizität.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

02.10.2010 19:29
#24 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

4. Die Fotokopie
Ein raffinierter Krimi, in dem es diesmal mal nicht um Mord, sondern "nur" um eine Erbschaftsangelegenheit geht. Die Geschichte ist geschickt konstruiert (Buch: Matray/ Krüger) und offenbart am Ende das Drama einer Frau, die auf einen Schwindler hereinfällt und ihm zuliebe einen Betrug versucht, um an Geld zu kommen.
Großartig ist Dinah Hinz, aber auch Jürgen Goslar als Kommissar ist eine angemessene Besetzung. Sein Assistent Appel (Klaus Dahlen) wirkt jedoch reichlich unterfordert und ist als Gehilfe in meinen Augen eher eine Fehlbesetzung. Wunderbar auch Theo Frisch-Gerlach und Helmuth Rudolph als Anwälte, Günther Schramm als Erbe und Bert Fortell als Gangster. Erstmals gibt es in dieser Folge keinen Schauspieler, der für "komische" Einlagen sorgt, obwohl z.B. Klaus Dahlen von seiner Statur und seinem Auftreten dazu prädestiniert gewesen wäre.
Wie üblich ist an der gekonnt flotten Regie von Wolfgang Becker nichts auszusetzen. Störend wirkt allerdings bei manchen Gegenschnitten, dass das Bild für wenige Bilder dunkler wird. Das dürfte aber so schon im Original gewesen sein.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

02.10.2010 22:23
#25 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DIE FRAU IM NERZ

Ein unterhaltsamer und amüsanter Krimi, den Wolfgang Becker mit viel Gespür und 60er-Jahre-Zeitgeist inszeniert hat. Der mysteriöse Tod einer jungen Frau in einem sündteuren Nerzmantel auf den Gleisen des Münchner Hauptbahnhofs bildet den Auftakt zu einer spannenden Kriminalstory, die in einer unerwarteten Auflösung mündet – wenn man auch als versierter Krimischauer schon manche Verdachte hegte. Bilder vom bitterkalt-verschneiten München begleiten die beiden Ermittler und sorgen für eine passende Atmosphäre.

Ich kann Georgs lobenden Worten über Hanns Ernst Jäger als Kommissar nur zustimmen, ich kenne ihn auch nur aus eher zwielichtig-unsympathischen Rollen, sein Ermittler in dieser Folge ist witzig und schlitzohrig, lässt sich aber nicht hinters Licht führen. Seine Leidenschaft für asiatische Kunst trägt sogar ungewollt zur Auflösung des Falles bei. Hans Elwenspoek ergänzt ihn perfekt als Assistent, die beiden scheinen in manchen Szenen fast wie ein altes Ehepaar.

Ufa-Star Gustav Fröhlich als verdächtiger Antiquitätenhändler, Marlies Schoenau neuerlich als betrogene Ehefrau, Anne Book als seltsam zwielichtige Freundin der Toten, die mehr zu wissen scheint als sie sagt, ergänzen die wie immer sorgfältige Besetzung. Und auch die eher komödiantisch angelegten Auftritte von Kurt Schmidtchen als geschwätzigen Spirituosenvertreter und Herta Konrad als Braut bzw. Ehefrau fügen sich passend in die Geschichte ein.


NUR EIN SCHUH

Diese frühe Folge ist in gewisser Weise ein Unikat der Reihe, entstand sie doch komplett im Atelier und enthält überhaupt keine Außenaufnahmen. Ein reines Krimikammerspiel also, das aber dank Ashleys Inszenierung und der Darstellung weniger an Durbridge oder ähnliche Fernsehfilme erinnert, sondern fast ebenso „realistisch“ wirkt wie die anderen Folgen. Demzufolge wird hier auch kein actionbetonter Kriminalfall geschildert, sondern ein Drama um Liebe und Mord.

Rene Deltgen spielt auch in dieser Folge den Kommissar, und seine sympathisch angenehme Art nimmt einen sofort wieder gefangen. Unterstützt von einem kompetenten jungen Kollegen – Thomas Reiner – ermittelt er in einem Frauenmord. Die viel jüngere Ehefrau des Direktors König wird in ihrer Villa erschossen, hat wohl im Todeskampf noch den Schuh ihres Mörders umklammern können. Die folgenden Ermittlungen führen zu manchen Verdächtigen und Verdachtsmomenten, enden schließlich bei einer unerwarteten Person.

In Gastrollen sieht man Konrad Georg als nervösen Ehemann der Toten, Claus Wilcke in einer kleinen Rolle als lebenslustigen Studenten, den in Vergessenheit geratenen Johannes Grossmann als Geliebten des Opfers und Maria Sebaldt als aparte Nachtclubsängerin. Für amüsante Akzente sorgen Ellen Frank und Melanie Horeschowksy als neugierige Nachbarinnen und Ralf Wolter als berlinernder Kleingauner. Diese eher lustig angelegten Rollen, denen man immer wieder in der Serie begegnet, sind aber nie nur Selbstzweck, sondern dienen immer wieder auch zur Fortführung der Handlung.


FÜNF FOTOS

Für die erste Folge der Reihe hat man einen raffiniert konstruierten Kriminalfall ausgesucht, der in Helmuth Ashleys souveräner Regie – tatkräftig unterstützt von Musik und Kamera - unterhaltsam und abwechslungsreich dargeboten wird. Der Beginn, einmal mehr im kalt-verschneiten Umland von München, erinnert fast an einen alten XY-Filmfall: ein unheimlicher Mann wird abseits einer Landstraße beim Fotografieren einer blutüberströmten Leiche gezeigt. In einer Drogerie nehmen dann die Dinge ihren weiteren Lauf, als die Tochter des Besitzers beim Fotoentwickeln diese Aufnahmen entdeckt. Die Polizei denkt zunächst an einen Scherz, bis der Angestellte der Drogerie in seinem Untermietzimmer erschlagen aufgefunden wird.

Als Ermittler der ersten Stunde sind Horst Niendorf und Reinhard Glemnitz gleichberechtigt aktiv, Herbert Tiede als Drogist, Kathrin Schaake als seine Tochter, Horst Naumann als Angestellter, dem seine kriminellen Verwicklungen zum Verhängnis werden und Ellen Umlauf als Schauspielerin mit Ambitionen spielen routiniert. „Rittmeister“ Hubert von Meyerincks Auftritt als Pensionsbesitzer ist natürlich ein Gustostückerl, obwohl er’s ein klein Bisschen übertreibt.

Kritisieren kann man tatsächlich das abrupte und wenig glaubwürdige Ende, hier hätte sich Ashley, der ja auch am Buch mitgearbeitet hat, um eine etwas erweiterte Aufklärung bemühen müssen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.10.2010 14:12
#26 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Der Schlüssel" (Folge 12/ Erstausstrahlung am 5. November 1964)
mit: Peter Pasetti, Gisela Uhlen, René Deltgen, Grit Boettcher, Eva Pflug, Günther Schramm, Hans Cossy, Karl John, Olga von Togni u.a.
Drehbuch: Georg Stuck / Regie: Helmuth Ashley

Die Atmosphäre und die Art, auf die der Prokurist der Firma ums Leben kommt, erinnern an "Mörderspiel". Der elegante Empfang, der von gedämpften Gesprächen über Geld und Gesellschaft untermalt wird, soll dem Zuseher ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. Die teuren Roben der Damen und die korrekte Abendkleidung der Herren sollen suggerieren, dass rohe Gewalt in diesen Kreisen nicht zu finden ist. Nur schleichender Tod. Tod auf Rezept, könnte man sagen, denn der Pharmakonzern hat seine Abnehmer jahrelang betrogen, indem statt teurer Medikamente Gips geliefert wurde. Diesen Schwindel hat der Prokurist mitgemacht und gedeckt. Die Gier treibt ihn nun jedoch dazu, aus diesem Wissen Kapital zu schlagen. Das Publikum ahnt, wie die Geschichte weitergeht.
Die Riege der prominenten Darsteller ist beachtlich und macht diese Folge zu einem besonderen Vergnügen. Allen voran der "höfliche, verbindliche, aber eiskalte" Peter Pasetti; die beherrschte, aber misstrauische Gisela Uhlen und Grit Boettcher, die hier besonders attraktiv wirkt und deren Rolle mehr hergibt, als auf den ersten Blick ersichtlich wird. René Deltgen gefällt vor allem durch sein ruhiges Vorgehen. Er bemäntelt seine Pläne nicht, schafft es aber trotzdem, die Zeugen zu überraschen und in die Offensive zu treiben. Seine Bemerkungen bringen die Mitglieder der feinen Gesellschaft dazu, zu handeln und säen Zweifel innerhalb der homogen wirkenden Gruppe. Einige Beispiele seien hier kurz erwähnt: Günther Schramm darf völlig aus sich herausgehen. So impulsiv war er als Kriminalinspektor Grabert beim "Kommissar" nie. Eva Pflug und Grit Boettcher erfreuen den Zuseher ebenfalls durch neue Facetten ihres Könnens. Die Fassade beginnt zu bröckeln, aber zunächst erscheint es schwierig, den angeblichen Selbstmord als Mord zu überführen. René Deltgens Kriminalermittler nimmt sich deshalb das schwächste Glied der Kette (Günther Schramm) vor und erschüttert somit die Contenance des Duos Pasetti/Cossy. Die Auflösung erscheint natürlich und nachvollziehbar.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

03.10.2010 14:32
#27 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

5. Die Nadel
Der Film hat eine spannende Story und beginnt recht rasant. In meinen Augen sind aber gerade die ersten Gespräche in der Villa etwas in die Länge gezogen. Insgesamt sehr gut besetzt, Karel Stepanek als geplagter Ehemann mit Liebhaberin, der den Tod der verhassten Gattin, einer Kranken, die das gesamte Haus tyrannisiert hat, herbeigesehnt hat, Olga von Togni als Haushälterin mit Hang zum Übersinnlichen und Walter Wilz als junger, etwas unerfahrener Student sind die Höhepunkte in diesem Film. Mit dem sonst eher unbekannten Gerd Brüdern wurde von Helmut Ringelmann erneut eine interessante und originelle Kommissarsfigur geschaffen (hinkend, mit einer Kriegsverletzung), Horst Naumann als sein Assistent gibt eine glaubwürdige Figur ab. Das Ende ist klassischer Krimi pur: der Kommissar versammelt alle Verdächtigen im Wohnzimmer, erläutert nochmals die Motive jedes einzelnen und überführt zum Schluss den wahren Täter/ die wahre Täterin mit einem – wie er selbst sagt – nicht allzu feinen Trick. Trotz des kleinen Durchhängers um Minute 15 herum gewohnt gute Helmuth-Ashley-Regie, ein gewohnt cooler Soundtrack von Roland Kovać.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

03.10.2010 19:41
#28 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

6. Zahlen-Code N
Zum ersten Mal sehe ich die Reihe "Das Kriminalmuseum" chronologisch und muss festhalten: "Zahlen-Code N" ist für mich unter den ohnehin ausgezeichneten ersten sechs Folgen die beste. Alles beginnt harmlos in der "Marokko-Bar", wo Kriminaler Wolfgang Völz einen gefälschten Geldschein zufällig als Retourgeld erhält. Dann geht's aber rasant: eine hübsche junge Dame wird in einer Telefonzelle erwürgt! Und plötzlich muss der hier äußerst seriös agierende Völz mit dem gemütlichen Kommissar vom Morddezernet, gespielt von Jochen Brockmann, zusammen arbeiten. Brockmann isst sehr gerne und bestellt - was in den 60ern wohl noch möglich war - "Schinkensemmel oder Würstchen und ein Bier dazu" bei Völz' Sekretärin, die daraufhin prombt von ihrem kleinen Schreibmaschinentischchen in der Ecke aufspringt und Essen und Getränk organisiert. Erwin Halletz' Soundtrack nimmt eindeutig Anleihen beim Stahlnetz-Motiv von Ray Anthony (vor allem zwischen Minute 16 und 17 und dann nochmals gegen Ende). Außerdem hat er eine schöne Abspannmelodie komponiert. Erneut beweist Helmut Ringelmann Gespür für ein kongeniales Kommissar-Duo: Völz und Brockmann bei den Ermittlungen zuzusehen macht einfach Spaß, die Besetzung des Drogisten mit Sigfrit Steiner, des "Kriminalrats" mit Fritz Strassner und des Pianisten mit Alexander Malachovsky ist äußerst gelungen. Immer wieder humorvolle Einlagen (eine Frau meldet ihren Hund, eine Mischung aus "Dackel und Jagdhund" ;-), als vermisst, Franz Muxeneder als Kunde des Drogisten, der Taxifahrer, der seine Mütze vergisst) sind wohl auf Rolf und Alexandra Becker zurückzuführen, die für das erstklassige Buch zuständig waren. Das Ende bietet eine doch überraschende Auflösung und man sieht einen der Darsteller in einer doch für ihn ungewohnten Rolle als Drahtzieher. Mehr will ich hier aber nicht verraten. Bleibt natürlich noch ein wichtiger Punkt: dass diese Episode so gelungen ist, ist natürlich zu einem großen Teil der hervorragenden Regie zu verdanken und hier verwundert es nicht, dass kein anderer als Jürgen Goslar auf dem Regiestuhl saß. Eine absolute Toppfolge!

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

03.10.2010 20:41
#29 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

DER FÜLLFEDERHALTER

Diese Folge schildert einen besonders perfiden Fall von Veruntreuung bzw. Raub und spannt sowohl zeitlich – vom Dritten Reich bis in die 60er-Jahre – als auch geographisch – von München nach Wien – einen relativ weiten Bogen. Allroundtalent Jürgen Goslar als idealistischer junger Inspektor, der Freizeit und Urlaub opfert, um den in seinen Augen unschuldig eingesperrten Dr. Martin Nova Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen. Anstatt eines Assistenten unterstützt ihn seine charmante Ehefrau (Gardy Granass genauso bezaubernd wie als Heinz Draches Gemahlin im „Halstuch“) bei den Ermittlungen.

Der Jurist Dr. Nova wurde für schuldig befunden, das ihm anvertraute Vermögen der jüdischen Geschäftsfrau Johanna Mendelsohn veruntreut zu haben. In Rückblenden wird die Vorgeschichte der Verurteilung geschildert: wie Frau Mendelsohn Anfang 1943 in ständiger Angst vor der Deportation Dr. Nova einen Lageplan ihres Gartens übergibt, der den Platz markiert, an dem sie ihr Vermögen vergraben hat über das Entsetzen, als beim Öffnen des Behälters viele Jahre später mysteriöserweise nur der Füllfederhalter des Doktors zu finden ist bis hin zum Prozess. Die Untersuchungen führen den Inspektor bald nach Wien, wo sich die gesamte zweite Hälfte der Folge abspielt und wo auch die wirklich Schuldigen sitzen.

Besonders Hans Zesch-Ballot als verurteilter Notar, dem seine Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft zum Verhängnis werden und Edith Schultze-Westrum als jüdische Geschäftsfrau sorgen für schauspielerische Glanzpunkte, in kleineren Rollen Nina Sandt als Ehefrau und Elisabeth Wiedemann als Hausmädchen. Beckers Regietalent zeigt sich wieder in kleinen Szenen (das Gähnen des Gefängniswärters, die Atomsphäre der latenten Bedrohung, als Frau Mendelsohn vor ihrer Flucht im Haus des Doktors vorspricht), die Aufnahmen in Wien (wo es einmal mehr tief winterlich und sehr kalt ist) flott und amüsant, mit viel Lokalkolorit und "Wiener Charme" inszeniert, vielleicht mit ein bisserl zu viel Sightseeing unterlegt.


GESUCHT: REISEBEGLEITER

Die Jagd auf die Schmuggler und Händler von Rauschgift steht im Mittelpunkt dieser eher unspektakulären Folge. Jürgen Draeger gerät durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in den bösen Verdacht, Marihuana aus Spanien nach München schmuggeln zu wollen. Wegen seiner frechen, vorlauten und unverschämten Art rätselt man lange, ob er wirklich nur unschuldiger Sündenbock ist oder selbst Dreck am Stecken hat.

Als Ermittler im Rauschgiftdezernat begegnet uns wieder ein Inspektor alter Schule, perfekt verkörpert von Paul Dahlke. Nachdem sich sein Verdacht zunächst auf den widerspenstigen jungen Studenten konzentriert hat, muss er bald in die Niederungen der Münchner Rauschgiftszene hinabsteigen, wo er einigen obskuren Gestalten begegnet, u.a. Franz Muxeneder als zwielichtigen Wirt, Erwin Strahl als schmierigen Geschäftsmann und besonders Alwy Becker als mysteriösen Schönheit. Auf der Seite des Gesetzes stehen u.a. noch Thomas Alder als Assistent und Isar-12-Polizist Karl Tischlinger, diesmal in der Uniform eines Zöllners. Erwähnenswert noch Ellen Frank als Zimmerwirtin.

Eine unterhaltsame Folge, von Ashley ohne besondere Höhepunkte in Handlung und Schauspiel inszeniert, allerdings mit sehr flotter und abwechslungsreicher Erwin Halletz-Musik unterlegt, würde ich im Mittelfeld der Reihe einordnen.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

06.10.2010 21:14
#30 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

ZAHLENCODE N

Ein unterhaltsamer und amüsanter Krimi, von Jürgen Goslar mit Augenzwinkern und ironischem Unterton inszeniert und mit verspielter Musik von Erwin Halletz unterlegt. Wolfgang Völz und Jochen Brockmann ermitteln mit großer Spielfreude in einem abwechslungsreichen Fall um einen Mädchenmord und eine gut organisierte Geldfälscherbande. Ausgangs- und Fast-Schlusspunkt des Falles ist die wenig exotische „Marokko-Bar“.

Spaß macht es auch, Fritz Strassner gegen seinen üblichen Part als gemütlich bayerischer Kriminaler/Pfarrer/Bauer besetzt zu sehen, in weiteren Rollen Norbert Kappen, Alexander Malachowsky und Hans Richter als hilfsbereite Belegschaft der Marokkobar, Sigfrit Steiner als gelegentlicher Barbesucher und Drogist, Nino Korda als südländischer Ganove und Thomas Braut als Assistent, in vergnüglichen Kleinrollen u.a. Ethel Reschke als Zimmerwirtin und Franz Muxeneder als Landei.


DIE NADEL

Helmuth Ashley präsentiert ein ernstes, fast klassisches Kriminalkammerspiel, das trotz eines relativ banalen Kriminalfalles – der Mord an einer kranken Frau, die ihre Umgebung terrorisiert - fesselnde Unterhaltung bis zum Schluss bietet. Der Anfang mit der Einlieferung des Opfers in eine Klinik ist noch recht dramatisch, danach bezieht der Fall seine Spannung aus den diversen Befragungen und Verhören, nach und nach werden Umstände enthüllt, Verdächtige und Verdachtsmomente präsentiert, bis der Kommissar in einem fast ebenso klassischen Ende – alle Verdächtigen im Wohnzimmer des Opfers versammelt – den wahren Täter entlarvt. Nicht nur diese Schlussszene, auch der Trick, mit dem der Ermittler dem Mörder eine Falle stellt, erinnert an Agatha Christie.

Zur Qualität der Folge tragen neben den feinen Dialogen auch die mir eher kaum bekannten, doch durchwegs sehr guten Darsteller bei: Gerd Brüdern als Kommissar, den seine Kriegsverletzung streng und unerbittlich gemacht hat, die leider früh verstorbene Adelheid Seeck als Schwester des Opfers, Olga von Togni als unterdrückte und verschlagene Haushälterin, Karel Stepanek als nervöser Ehemann (mit markanter Synchronstimme), Walter Wilz als Neffe in Geldverlegenheiten (eine weitere durch und durch klassische Krimifigur also), weiters Narziss Sokatscheff als fremdländischer Geliebter der Schwester, Horst Naumann als relativ unfreundlicher Assistent und Hans Zesch-Ballot als Arzt.

Was den Handlungsstrang mit der kranken, ihre Verwandten und Bediensteten terrorisierenden Frau betrifft, sind mir ein paar auffallende Parallelen zum 1979-Derrick „Das dritte Opfer“ aufgefallen, ob Zufall, oder ob Reinecker mal ins ZDF-Archiv gegriffen hat, kann ich nicht beurteilen .

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