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Dieses Thema hat 286 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

02.01.2011 13:21
#91 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

BEWERTET "Die Kiste" (Folge 26/ Erstausstrahlung am 3. März 1967)
Drehbuch: Bruno Hampel, Regie: Wolfgang Becker
mit: Wolfgang Kieling, Hannelore Schroth, Elke Aberle, Heinz Engelmann, Hannelore Elsner, Hanna Burgwitz, Ralf Gregan, Heinz Spitzner, Clemens Wilmenrod, Dietrich Thoms, Anni Mewes, Wolfried Lier, Uli Steigberg u.a.

Wolfgang Kieling zeigt in dieser Episode die verschiedenen Gesichter eines Verbrechers und macht es dem Zuseher auf diese Weise nicht einfach, ihn zu verurteilen. Einerseits leidet man mit ihm, wenn er tage-und nächtelang in seiner engen Transportkiste ausharren muss, andererseits möchte man nicht, dass seine Betrügereien unaufgedeckt bleiben. Dass man sich am Ende mit seiner Verhaftung abfinden kann, liegt vor allem an der Art, wie seine Familie diese Form der Geldbeschaffung billigt und gutheißt. Vor allem die Tochter des Hauses, die von Elke Aberle mit einer Mischung aus ahnungsloser Unschuld und eigensinniger Frechheit gespielt wird, trägt dazu bei, dass der Gentleman-Verbrecher Hubert Köpke die Sympathien des Publikums einbüßt. Heinz Engelmann gibt erneut den Ermittler "mit altväterlichem Aufklärungsstil" (Der deutsche Fernsehkrimi, J.B. Metzler-Vlg.). In Zusammenarbeit mit den beiden Mitarbeitern der Bank kann er Köpke relativ rasch festnehmen, doch der große Coup kommt erst noch. Aus der Sichtweise der Holzkiste wird gezeigt, wie ein Frachtgut auf alltägliche Weise weitergeleitet wird, wobei die Technik zwar ausgefeilt ist, das Vorankommen einer Ware oder einer Person letztendlich doch immer von den Menschen abhängt, die damit betraut werden. Das Flugzeug muss auf einen anderen Flughafen ausweichen; am Bahnhof wartet man auf eine andere Sendung, die unbedingt mitgeschickt werden soll; das Wochenende verheißt frühere Arbeitsniederlegung und manchmal hängt es auch nur davon ab, ob ein Angestellter früh aufsteht oder nicht. Die fleißige Postbeamtin, die sich geschmeichelt fühlt, wenn es jemandem auffällt, dass sie eine neue Schleife am Haarknoten trägt; der aufmerksame Bankangestellte, der vergeblich versucht, seinen Vorgesetzten über Unregelmäßigkeiten in Kenntnis zu setzen und der Autohändler, der zwischen Misstrauen und dem Wunsch, einen möglicherweise finanzstarken Kunden zu gewinnen hin- und hergerissen ist. Diese kleinen Geschichten innerhalb des Rahmens der Haupthandlung regen dazu an, sich Gedanken über die Beteiligten zu machen. Die Maniküre, die mit Köpke verreist, ist in diesem Zusammenhang weniger interessant und hinterläßt auch keinen nachhaltigen Eindruck. "Ihre Herrschaft ist die des Augenblicks", um es mit Hercule Poirot zu sagen.
Hubert Köpke geht zurück ins Gefängnis und wenn er nach seiner Haftentlassung noch rüstig ist, wird er wohl ein neues "Ding" drehen....

Grabert Offline



Beiträge: 257

13.01.2011 12:50
#92 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Bezüglich "Akte Dr. W." würde ich zu 3 von 5 Punkten neigen, da der Folge jeglicher Überraschungsmoment fehlt. Gefallen haben mir die Darsteller, über Heinz Engelmann, der als erklärender Ermittler an seine Stahlnetz-Auftritte erinnert, und Konrad Georg zu Klaus Löwitsch und Walter Sedlmayr. Letztere geben dem Film mehr als eine Prise Humor. Klasse auch die Filmmusik von Friedrich Meyer.

Georg Online




Beiträge: 3.259

24.01.2011 18:57
#93 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat
"Der Brief" (Folge 14/ Erstausstrahlung am 23. Februar 1965)
mit: Erik Ode
"[...] Ich bin der Meinung, dass diese eine Folge aus der Serie "Kriminalmuseum" das eigentliche Modell für die "Kommissar"-Serie gewesen ist." (Erik Ode in "Der Kommissar" von Gerald Grote, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 1. Auflage 1999, Seite 9)



Hierzu eine kleine Anekdote. Ich hatte vor zwei Monaten Gelegenheit, den Regisseur Jürgen Goslar persönlich kennenzulernen und mit ihm für die DVD-Veröffentlichung von "Im Busch von Mexiko" ein 75minütiges Interview zu führen. Am Rande des Interviews, in dem wir auch ca. 25 Minuten über die Zusammenarbeit mit Helmut Ringelmann sprechen, erzählte er mir in der Pause auf Erik Ode angesprochen: "Wissen Sie, ich glaube ich bin schuld daran, dass es die Serie "Der Kommissar" in dieser Form überhaupt gegeben hat. Ich habe unter der Regie von Erik Ode in Berlin ein Fernsehspiel gedreht und da hat er sich beschwert, dass ihn niemand mehr als Schauspieler besetzt. Da habe ich gesagt: "Kannste haben" und ihn als erster in einer Ringelmann-Produktion als ermittelnden Kommissar besetzt. Von da an, ist er dann immer wieder besetzt worden".

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

03.05.2011 14:03
#94 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Bewertet: "Die Reifenspur" (Folge 36/ Erstausstrahlung am 2. Februar 1968)
mit: Horst Tappert, Gisela Uhlen, Margit Saad, Jürgen Draeger, Christian Rode, Krikor Melikyan, Paul Edwin Roth, Marianne Pohlenz, Frank Nossack, Ursula Lillig u.a.
nach Unterlagen der Kriminalpolizei frei gestaltet von Inge Dorsky u. Hans Maeter, Regie: Rudolf Jugert

Obwohl es sich um eine der letzten Folgen der Erfolgsreihe handelt, vermittelt sie klassische Krimispannung, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Das liegt vor allem an den ausgesuchten Darstellern, die für ihre abwägenden Interpretationen einer Rolle bekannt sind. Horst Tappert als Modeschöpfer Friedrich Groth bleibt während der gesamten Spielzeit gefasst und ein leichtes Heben der Augenbrauen ist die einzige Bewegung, die sich auf seinem Gesicht abspielt. Das Wissen um Formen ist ihm ebenso angeboren wie seiner Partnerin Gisela Uhlen, die als Direktrice des Modeunternehmens die eigentliche Dame des Hauses ist. Margit Saad stört diese distinguierte Atmosphäre bloß, weshalb der Zuseher es durchaus nachvollziehen kann, dass nach ihrem Tod die alte Ordnung wieder hergestellt ist. Ihre Rastlosigkeit und die gelangweilte Suche nach Zerstreuungen - ohne dabei den gewohnten Komfort ihres Lebensstils aufgeben zu wollen - zeigt sie vor allem in Gesellschaft ihrer Freunde, wobei Paul Edwin Roth als Kunsthändler und Jürgen Draeger als Schauspieler die Schwerpunkte in ihrem Bekanntenkreis bilden. Draeger erhält hier vier Jahre nach seiner erstklassigen Performance als dänischer Student Lars Alnor (Folge 9 "Gesucht: Reisebegleiter") eine Rolle, in der er sich zurücknehmen kann, ohne seinen Esprit zu vernachlässigen. Als Kriminalkommissar sehen wir den sachlichen Christian Rode, dessen Stimme Synchronsprechertätigkeit verrät. Nach dem Einsatz einiger exaltierter Schauspieler als Ermittler (die in anderen Produktionen vorwiegend negativ besetzt sind), kehrt man mit der Wahl Rodes zum ursprünglichen Prinzip der Serie zurück, den Kriminalfall und nicht die Person des Kommissars in den Mittelpunkt zu stellen. Die Schauplätze lassen die Folge wie aus einem Guss erscheinen; die vornehme Villa, die gleichzeitig Wohn- und Arbeitsbereich ist; das ebenso stilvolle Wohnzimmer des Kunstsammlers und die nächtlichen Szenen auf den Straßen, wobei das Finale auf dem Friedhof den krönenden Abschluss bildet. Horst Tappert in Cut und Zylinder, umrahmt von drei Grazien, bewahrt bis zum letzten Augenblick Haltung.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

07.05.2011 20:32
#95 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Bewertet: "Der Füllfederhalter" (Folge 8/ Erstausstrahlung am 2. April 1964)
mit: Jürgen Goslar, Gardy Granass, Hans Zesch-Ballot, Nina Sandt, Edith Schultze-Westrum, Gunther Malzacher, Hans Elwenspoeck, Horst Rüschmeier, Robert Klupp, Franz Mosthav, Elisabeth Wiedemann, Ellen Umlauf u.a.
nach einem Fall aus der Kriminalgeschichte, berichtet von Ilse Lotz-Dupont, Regie: Wolfgang Becker

Jürgen Goslar spielt als Kriminalinspektor Manfred Beyer die Hauptrolle in dieser Folge der Reihe "Das Kriminalmuseum". Mit der ihm eigenen Tatkraft und Zielstrebigkeit greift er einen zehn Jahre alten Fall auf, der ihn aus persönlichen Gründen interessiert und den er auf Weisung des Kriminalrats nur in seiner Freizeit untersuchen darf. Er nimmt sich kurzerhand Urlaub und verfolgt eine heiße Spur, die ihn nach Wien führt. Er möchte beweisen, dass der Rechtsanwalt Dr. Martin Nova unschuldig im Gefängnis sitzt. Ihm wird vorgeworfen, das Vermögen der jüdischen Geschäftsfrau Johanna Mendelsohn an sich genommen zu haben, als die Frau im Jahr 1943 aus dem Dritten Reich flüchtete, um ihr Leben zu retten. Den Lageplan mit dem Versteck ihres Schmucks und ihrer Goldbarren hatte sie dem Anwalt vor ihrer Abreise ausgehändigt. Als sie 1950 nach Deutschland zurückkehrt, sucht sie Dr. Nova auf, um mit ihm im Garten ihres ausgebombten Hauses den Eimer mit ihren Wertsachen zu bergen. Dieser ist jedoch -bis auf einen Füllfederhalter, der Dr. Nova gehört- leer. Das Gericht befindet den Anwalt für schuldig und er wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Mithilfe der geschädigten Johanna Mendelsohn, die weiterhin an die Unschuld des Juristen glaubt, recherchiert Inspektor Beyer nach dem Verbleib des Schmucks und stößt bald auf ein Komplott.
Von beeindruckender Glaubwürdigkeit und Intensität ist das Spiel der beiden älteren Darsteller Schultze-Westrum und Zesch-Ballot. Beide Opfer der Zeit und der Umstände, stehen sie für Gefasstheit und Würde auch in Notsituationen. Sie beklagen nicht den Verlust der weltlichen Annehmlichkeiten, sondern den Mangel an Vertrauen, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, der ihnen widerfährt. Gerade deshalb ist es für den jungen idealistischen Polizeibeamten so wichtig, den wahren Täter zu finden. Das verschneite Wien wartet mit vielen nostalgischen Motiven auf und bietet Manfred und Doris Beyer Gelegenheit, zusammen auszugehen. Leider stört die Figur der mitreisenden Ehefrau in den Szenen im Nachtlokal, wurde sie doch als beschwipster Komödienfaktor angelegt, der zum ernsten Grundton der Geschichte nicht passt. Gardy Granass, die seit 1949 vor allem in Heimatfilmen zu sehen war und als beste Nachwuchsschauspielerin 1952 den Bundesfilmpreis erhielt, beendete ihre Karriere Ende der Sechziger Jahre, als die Rollenangebote weniger wurden und sie vor allem im Fernsehen zu sehen war.
Schwerer noch als die verlorenen Jahre hinter Gittern wiegt für Dr. Nova am Ende die menschliche Enttäuschung. Wollen wir hoffen, dass er und seine Klientin nach seiner Freilassung viel gemeinsame Zeit verbringen werden.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.05.2011 13:12
#96 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

"Eine Strafanzeige kann - anders als ein Strafantrag - nicht zurückgezogen werden, da sie kein Verfahrensrecht ist, sondern ein tatsächlicher Vorgang der Kenntnisgabe, an den die Strafverfolgungsbehörden eigene Ermittlungen knüpfen."
(Begriffsdefinition auf wikipedia.de)

Im vorliegenden Fall bestand Dr. Martin Nova selbst darauf, die Polizei einzuschalten, um das Verschwinden der Wertgegenstände und die Anwesenheit seines Füllers im leeren Behältnis zu klären.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.05.2011 13:38
#97 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Bewertet: "Die Ansichtskarte" (Folge 18/ Erstausstrahlung am 23. November 1965)
mit: Paul Dahlke, Dieter Kirchlechner, Erik Schumann, Michael Hinz, Peter Thom, Xenia Pförtner, Paula Denk, Hans Epskamp, Thomas Reiner, Anna Vankova, Dietrich Thoms u.a.
nach Unterlagen der Kriminalpolizei frei gestaltet von Maria Matray und Answald Krüger, Regie: Gedeon Kovacs

Seitdem ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal "Drei Männer im Schnee" gesehen habe, freue ich mich jedes Mal, Herrn Geheimrat Schlüter pardon: Paul Dahlke zu sehen. Sein gemütliches Aussehen mit den strahlenden Kinderaugen, dem Schalk im Nacken und den pointierten Bemerkungen hebt sich vom durchschnittlichen Ermittler der "KM"-Reihe ab. Als Kriminaloberamtmann bekommt er es mit einem Selbstmord zu tun, der sich bald als Mord herausstellt. Dabei bekommt man das Gefühl, als ob die Episode aus zwei Geschichten bestünde. Zunächst sehen wir Xenia Pförtner und Erik Schumann als Paar mit erheblichen Meinungsverschiedenheiten. Die großzügige Schauspielerin, die ihre Putzfrau mit der selben ausgesuchten Höflichkeit behandelt wie ihre Gäste, und der brüske, sich überschätzende Architekt planen einen gemeinsamen Urlaub, der dann doch nicht stattfinden kann. Angelika Tessner bringt ihren Wagen zur Überholung in die Autowerkstatt, Tage später findet man sie erschossen in ihrem Wohnzimmer auf. Da Markus Renn der Alleinerbe ihres Vermögens ist, -in einer kleinen Rolle als überkorrekter Anwalt der steife Hans Epskamp- wird er verhaftet. Die Verhöre des Architekten, der Putzfrau und des Hausverwalters ("Ein Reserveschlüssel ist auch ein Schlüssel," bemerkt der Inspektor trocken, während der Zuseher ob der Dummheit der Hausgehilfin den Kopf schüttelt.) bringen wenig erhellende Erkenntnisse. Erst als die fast vergessenen Jungs von der Tankstelle ins Spiel kommen, gewinnt die Geschichte wieder an Fahrt. Nettes Detail am Rande: Peter Thom hängt in seinem Zimmer das Filmplakat des BEW-Krimis "Das Phantom von Soho" (schwarze Hand mit einer erschrockenen Karin Dor in der Mitte) auf, während er und Michael Hinz über das Alibi für die Mordnacht sprechen.
Die Überführung des Täters mittels einer Ansichtskarte dient als Beweis, dass Polizeibeamte auch keine Magier sind, sondern jeder banalen Spur nachgehen müssen und sich auch einmal irren können. Zusammenfassend würde ich sagen, dass man die Episode im guten Mittelfeld einreihen kann.
PS: Der Titel "Die Ansichtskarte" wäre für Folge 19 ("Die Brille") viel treffender gewesen. Hier hätte ich eher auf den vierten Wohnungsschlüssel verwiesen.

Grabert Offline



Beiträge: 257

10.05.2011 12:36
#98 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat
15. Die Mütze
Einer der perfidesten Morde - ein Taximord und einmal kein Whodunit. Mich hat der Film dennoch überzeugt, spielt er doch gewissermaßen auf drei Ebenen: der Taxifahrer-Ebene, der Polizei-Ebene und der Ebene des Taximörders, genial gespielt von Peter Kuiper. Reinhard Glemnitz wirkt als Kommissarassi etwas schwach, die Szenen mit Kuiper und Lisa Helwig in der Wohnung sind eiskalt inszeniert. Der Folge fehlt es an Musik, dann wäre sie vielleicht noch spannender, aber vielleicht wollte Regisseur Becker gerade höchstmögliche Authentizität erreichen und hat deshalb auf musikalische Untermalung gänzlich verzichtet.

Georgs Bewertung fasst diese gelungene Episode gekonnt zusammen. Reinhard Glemnitz habe ich als Assistenten von Heinz Engelmann jedoch besser gesehen. Seine Rolle erinnert schon ein wenig an Heines. Die Musik von Herbert Jarczyk ist zwar unauffällig, wird jedoch an einzelnen Stellen durchaus gut eingespielt. Wiolfgang Becker zeigt ein München bei Nacht von der bedrohlichen Seite.
Gut besetzt sind die Nebenrollen: Wolfgang Völz als Freund des Opfers, Arthur Brauss als Tatverdächtiger, Rosemarie Fendel als Exfreundin und mögliches Opfer, Lisa Helwig als verarmte Rentnerin und potenzielles Opfer. Etwas unbefriedigend bleibt, dass das Motiv des Täters keinerlei Erwähnung findet.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

22.05.2011 12:38
#99 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die Zündschnur" (Folge 32/ Erstausstrahlung am 4. August 1967)
nach Unterlagen der Kriminalpolizei frei gestaltet von Bruno Hampel
mit: Monika Peitsch, Paul Dahlke, Joost Siedhoff, Werner Pochath, Herbert Tiede, Ilsemarie Schnering, Til Erwig, Friedhelm Ptok, Nora Minor, Liesl Neumann-Viertel, Julio Pinheiro, Karl Bockx u.a.
Regie: Erich Neureuther, Musik: Erich Ferstl

Monika Peitsch war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten dreißig Jahre alt, spielte aber wieder einmal eine weitaus jüngere Frau: Sabine Farian, zweiundzwanzig, Angestellte in einem Reisebüro. Sie ist verlobt und ihre Kollegen schätzen sie wegen ihrer offenen Art und ihres Einsatzes für den Erfolg der Firma Afrotours. Ihr Freund Jochen möchte Sabine so schnell als möglich heiraten und "verräumen"(= den Blicken und dem Zugriff der Öffentlichkeit entziehen), seine Wertvorstellungen hat er von seiner Mutter übernommen, die den Sohn mit ihrer bevormundenden Art von allen Aufregungen fern halten möchte und ihn bei der ersten Schwierigkeit sofort in den Zug nach Genf verfrachtet. Und was möchte Sabine? Sie arbeitet seit zwei Jahren in dem auf Afrika- und Nahostreisen spezialisierten Reisebüro, von denen sie elf Monate in Nordafrika verbracht hat. Sie liebt ihre Unabhängigkeit und kann es durch ihr aufrichtiges Interesse für andere Kulturen, Sprachen und Menschen in ihrem Beruf noch weit bringen. Ihre Verbindung zu dem biederen Deutschen Jochen birgt mindestens so viel Sprengstoff wie ihre Kontakte zu fremden Kulturkreisen. Ironischerweise will gerade der "aufgeklärte" mitteleuropäische Student seine Frau so behandeln wie man es sonst von den patriarchalischen Gesellschaften der Länder erwartet, die den Kunden des Reisebüros vermittelt werden. Saladin, der junge Maschinenbau-Student aus Kairo, tritt weitaus offener, toleranter und freundlicher auf. Inwiefern das Erbe seiner Väter eine mögliche Beziehung mit Sabine überschatten könnte, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Dennoch ist diese Kernaussage der Episode nicht von der Hand zu weisen und wird durch die Auflösung der Geschichte bestätigt: Es ist selten der große Unbekannte, der einer Frau hinterm Gebüsch auflauert und ihr Leid zufügt; der Großteil aller Gewalttaten geschieht im vermeintlich sicheren Heim oder im Freundes-und Familienkreis. So dient das Sprengstoff-Attentat auf Reinhard Glemnitz zu Beginn als roter Hering und baut einen Verdacht auf, der durch geschickte Einstreuungen verstärkt wird. Die Rolle der Presse -glänzend Til Erwig als aufdringlicher Sensationsreporter- und die Doppelmoral der Hausverwaltung ("Sabine Farian ist nur leicht verletzt." - "Ja, eben!") tun das Übrige, um die Polizei zu beeinflussen. Der besonnene Paul Dahlke erhält hier Unterstützung vom angenehm ruhig auftretenden Joost Siedhoff, dessen Ermittlertyp so gar nicht dem Klischee des zupackenden Beamten entspricht. Der väterliche Herbert Tiede und Ilsemarie Schnering (Mrs. Green aus "Ein Mann namens Harry Brent") bilden die Ersatzfamilie für Sabine, wobei Werner Pochath als geschniegelter Blondschopf den unauffälligen Kollegen mimt, der gerne bastelt und seine Kollegin still liebt. Eifrige "Kommissar"-Seher trauen der Idylle natürlich keine Minute und machen in Pochath sofort einen höchst verdächtigen Burschen aus. Seine subtile Darstellung eines angepassten jungen Mannes, dessen Charakter so treffend in dem Gespräch zwischen dem Kriminalobermeister und der Großmutter beschrieben wird, gereicht Pochath erneut zur Ehre. Ich habe noch keinen Film gesehen, in dem er nicht überzeugt hätte. Die Musik von Erich Ferstl untermalt die Episode mit stimmigen Rhythmen; die arabischen Klänge im Tanzlokal kontrastieren mit den schmissigen Tönen, die den Lauf gegen die Zeit(bombe) symbolisieren. Der Abspann ist hier ein gutes Beispiel.
Fazit: Eine sehr gelungene Episode, in der Monika Peitsch und Werner Pochath zeigen können, was in ihnen steckt. Kriminalistisch und psychologisch vielschichtig und aktueller, als man es von einer "KM"-Episode der späten Sechziger Jahre denken würde.

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

06.06.2011 19:30
#100 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Könnte jemand von den "Kriminalmuseum"-Spezialisten mal nennen, welche Episoden der Reihe in Berlin spielen (komplett oder auch auszugsweise)? Besten Dank.

Gruß
Joe Walker

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.06.2011 14:05
#101 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

BEWERTET: "Die Frau im Nerz" (Folge 2/ Erstausstrahlung am 25. April 1963)
mit: Hanns-Ernst Jäger, Hans Elwenspoeck, Gustav Fröhlich, Marlies Schoenau, Anne Book, Peter Garden, Herta Konrad, Konrad Scheuer, Wolf Parr, Richard Rüdiger, Kurt Schmidtchen, Monika John u.a.
Drehbuch: Hans Maeter, Regie: Wolfgang Becker

Wider Erwarten macht Hanns-Ernst Jäger als Kriminalkommissar eine gute Figur, obwohl er sich durch Hinterlistigkeit in Blick und Wesen eigentlich vor allem für Bösewichterrollen empfohlen hat. Man denke nur an seinen Auftritt als Zahnarzt in "Es ist soweit" (Francis Durbridge) oder später in "Das Haus zu den Blutbuchen" (Sherlock Holmes, WDR). Seine Bärbeißigkeit und die Kühnheit seiner Gedankengänge lenkt er in "Die Frau im Nerz" in legale Bahnen, indem er sich in den Dienst der Münchner Mordkommission stellt. Er und seine beiden Sparringspartner Elwenspoeck und Garden werfen sich die (verbalen) Bälle zu, was für einige Schmunzler sorgt. Dafür wünschte man sich, jemand hätte Fräulein Umlauf, respektive Frau Ritter vom Bahnsteig geschubst; Gnade dem, der mit dieser Quasselstrippe im selben Abteil reisen muss! Der Fall beginnt schwungvoll und lotet die klassische Bahnhofsatmosphäre voll aus. Eine elegante Frauenleiche auf den Geleisen; ein schnaubender Zug, der sich dezent entfernt; die Tatsache, dass man zur damaligen Zeit eine Bahnsteigkarte lösen musste, um überhaupt zu den Gleisen zu gelangen und das Verhör der Augenzeugen weisen auf einen vielversprechenden Fall hin. Das gehobene Ambiente im Pelzhaus Körber, dessen Harmonie durch ein Flüstern zerstört werden kann (frei nach Edith Wharton "The Age of Innocence"), fügt sich ebenso ins Bild, wie das Gespräch mit dem Spirituosenhändler Gluck, der seine Kunden nach gekauften Getränken einordnet. Seltsamerweise wirkt die Auflösung auf mich ein wenig enttäuschend. Es fügt sich zwar alles logisch ins Konzept und erklärt die Zusammenhänge mit dem teuren Mantel, der die Polizei so lange beschäftigt hat, doch ein Hauch von Ernüchterung bleibt. Vermutlich sind die Motive, die der Tat zugrunde liegen, zu prosaisch, um mit den geheimnisvollen Vorgängen in der ersten Hälfte der Episode zu konkurrieren.
Eine abgerundete Geschichte, die mit der zweiten Sichtung an Wohlgefallen gewinnt.

Georg Online




Beiträge: 3.259

26.06.2011 15:53
#102 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat
Wider Erwarten macht Hanns-Ernst Jäger als Kriminalkommissar eine gute Figur, obwohl er sich durch Hinterlistigkeit in Blick und Wesen eigentlich vor allem für Bösewichterrollen empfohlen hat. Man denke nur an seinen Auftritt als Zahnarzt in "Es ist soweit" (Francis Durbridge) oder später in "Das Haus zu den Blutbuchen" (Sherlock Holmes, WDR).



Seine großartige Wandlungsfähigkeit zeigt dieser großartige Schauspieler nicht nur hier und in den von Dir erwähnten Filmen als fieser Zahnarzt und perfider Mr. Rucastle, sondern z.B. auch als am Schicksal zerbrechender Mann in seinen beiden Kommissar-Rollen "Mord an Frau Klett" und vor allem in der ansonsten eher lahmen Folge "Das Ende eines Humoristen", die wie zugeschnitten auf ihn scheint und die er einzig durch seine Darstellung trägt. In Erinnerung seien außerdem seine subtilen Darstellungen in Kafkas "Schloss", Wolfgang Beckers "Hotel Royal" oder als Rudenko in "Die U2-Affäre" gerufen . Ein Schauspieler, der in jedem Maße einen Film durch seine Charakterdarstellungen immens aufwertete und in meinen Augen viel zu selten besetzt wurde. Helmut Ringelmann, der wohl das beste Händchen für gelungene Besetzungen hatte, beweist, dass er die zahlreichen Facetten des Schauspielers erkannt hat, indem er ihn in seinen Produktionen vielfältig - mal als Inspektor, mal als Gangster, mal als gescheiterte Existenz - besetzt hat.

Grabert Offline



Beiträge: 257

21.10.2011 13:48
#103 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Folge 21: Der Koffer

Zitat
von Georg
Eine äußerst interessante Geschichte, die da erzählt wird. Ein junger Mann gesteht einen Mord, um gegen seine snobistischen Eltern zu rebellieren. Kurt Meisel als Kommissar ist äußerst sympathisch, das stellt sich vor allem immer mehr gegen Ende des Films heraus (...) Mich hat der Film ebenso gut unterhalten und das trotz der Regie von Theodor Grädler, der ja sonst immer für gediegene Langeweile sorgt. Da fragt man sich dann schon, was ein Regisseur wie Becker oder Goslar aus der Folge herausgeholt hätte.



Dieser psychologisch brisanten und gut erzählten Geschichte fehlt es aus meiner Sicht etwas an Spannung, was nicht nur am Regisseur (Theodor Grädler), sondern auch am Drehbuch (Walter Forster) liegt, das sehr auf die Pysche des Hauptdarstellers abhebt. Grädler versucht die von ihm geschätzte Kammerspielatmosphäre durch viele Ortswechsel und Münchener Außenaufnahmen immerhin aufzulockern. Beim Kriminalfall interessiert nicht das "Wer", sondern das "Wie" der Auflösung. Willy Semmelrogge spielt den Assistenten schon ganz im Stil der Haferkamp-Tatorte. Atmosphärisch gut auch die passende Musik von Erwin Halletz.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

22.10.2011 11:58
#104 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich weis nicht, ob ich weitere Folgen freiwillig angesehen hätte, wäre Frau Im Nerz der erste gewesen....

Die Story ist OK, die Umsetzung, der Humor und die unsympatischen Darsteller machen das Anschauen aber extrem mühsam... Für mich eine der schwächsten Folgen aus Box 1.

Mag der Buchswald tot sein, der Buchsgeist lebt weiter!

Happiness IS the road ! (Marillion)

Grabert Offline



Beiträge: 257

12.11.2011 12:57
#105 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Bewertet: DER BAROCKENGEL

Zitat
von Jack_the_Ripper
In „Insiderkreisen“ wird diese Folge als langweiligste der ganzen Serie gehandelt, dem kann ich leider nach dem diesmaligen Wiedersehen wenig entgegensetzen.



Ich ehrlicherweise auch nicht. Ist dann wohl mittlerweile keine Insiderbewertung mehr, wenn wir alle übereinstimmen; denn auch Georgs Bewertung zielt genau in diese Richtung. Außer dem starken Günther Neutze als Ermittler und Joseph Offenbach als Ganove überzeugt nicht viel. Immerhin hebt sich Dieter Lemmels Regie durch den Versuch der Dynamik wohltuend von den beiden vorherigen Folgen der Reihe (Das Etikett, Der Koffer) ab. Die von Georg erwähnte Minirolle von Arthur Brauss fiel mir auch auf. Schön sind noch die Landschaftsaufnahmen vom Schwarzwald und die Bilder aus dem Straßburg der 1960er Jahre. Aber insgesamt sind wohl kaum mehr als 2/5 Punkten zu vergeben.

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