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Dieses Thema hat 286 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
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30.07.2019 22:15
#166 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten



Das Kriminalmuseum: Tödliches Schach

Episode 13 der TV-Kriminalserie, BRD 1964. Regie: Helmuth Ashley. Drehbuch: Rolf Becker, Alexandra Becker, Stefan Gommermann. Mit: Harry Riebauer (Kriminalinspektor Petersen), Heinz Weiss (Polizeiinspektor Hans Grabert), Rolf von Nauckhoff (Robert Bräuning), Jan Hendriks (Gerd Bräuning), Günther Neutze (Benno Matz), Irene Marhold (Sybille), Reinhard Kolldehoff (Immobilienhändler Struck), Christiane Jansen (Sonja Häuser), Sigfrit Steiner (Anton Häuser), Walter Sedlmayr (Hausangestellter Schmiedl) u.a. Erstsendung: 3. Dezember 1964. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (13): Tödliches Schach
Dass Robert Bräuning erneut die Schachclub-Meisterschaft gewinnen konnte, obwohl er nicht der stärkste Spieler ist, ärgert den Drittplatzierten Struck aufs Äußerste. Er vermutet Schiebung. Aber ist das ein Grund, Bräuning bald darauf zu töten? Im Umfeld des wohlsituierten Strategen finden sich noch weitere Verdächtige – sei es sein undurchsichtiger Kompagnon und Vize-Schachmeister Matz, der chronisch verschuldete Neffe Gerd oder Bräunings abgelegte Liebelei Sybille. Auch Matz, der sich auf undurchsichtige Pfade begeben hatte, stirbt wenige Tage später und seine Schachfiguren scheinen einen wichtigen Hinweis auf den Täter zu bergen ...


Obwohl Helmuth Ashley auch diese „Kriminalmuseum“-Episode nicht zur temporeichsten gelang, so muss man eindeutig die schöne und stringente Themeneinbindung bezüglich der Schachspieler und ihrer Marotten loben. Ähnlich wie „Der Schlüssel“, der mit einer Auftakteinstellung auf Herrn Mansfelds Schlüssel begann, blendet „Tödliches Schach“ mit dem schachbrettartigen Fußbodenmuster des Hotelzimmers auf, in dem der Club seine Spiele austrägt, und etabliert damit den Titelaspekt der Folge von Anfang an. Mit höchster Konzentration sitzen die Männer an den Tischen, das Licht ist gedämpft, die Luft rauchgeschwängert. Man kann die elektrisierende Faszination des Strategiespiels geradezu mit den Händen greifen, wozu auch die von Reinhard Kolldehoff aufgebracht vorgetragenen Vorwürfe des Betrugs zwischen Bräuning und Matz beitragen. Auch die anschließenden Streitigkeiten prädestinieren Rolf von Nauckhoff als Mordopfer, sodass alle Szenen bis zu dessen Ermordung von hoher atmosphärischer Dichte sind.

Mit dem Einsetzen der Ermittlungen kommt es zu größeren Längen in der Erzählführung. Neben dem von drei Autoren zusammengeflickten Drehbuch tragen auch die recht farblosen Ermittler eine Teilschuld an diesem Aspekt, denn Harry Riebauer und Heinz Weiss können trotz namhafter Kino-Erfahrung als Krimi-Hauptdarsteller kaum Akzente setzen und bleiben hinter ihren TV-Kollegen aus früheren Episoden zurück. An ihrer Stelle hält Günther Neutze als zwielichtiger Mitwisser mit erpresserischer Schlagseite die Spannung hoch. Noch nicht auf sarkastische oder allzu schmierige Rollen festgelegt, überzeugt Neutze auf ähnliche Weise wie ein gutes Jahr später in „Die Gentlemen bitten zur Kasse“. Auch Jan Hendriks und Christiane Jansen erhalten interessante Verdächtigenrollen – einerseits als Berufsneffe und halbseidener Hallodri, andererseits als von der Eifersucht ihres Mannes geplagte Hoteliersfrau.

Trotz erzählerischer Mängel geht von „Tödliches Schach“ eine ausgesprochen gemütliche Ausstrahlung aus, zu der auch gewiefte Kombinationen beitragen, auf die – typisch für die Blässe von Riebauer und Weiss – nicht etwa die Polizeibeamten, sondern die befragten Schachspieler kommen. Dass sich die Fingerabdrücke des Verdächtigen Struck nur auf den schwarzen, nicht aber den von ihm geschlagenen weißen Figuren befinden, ist eine sehr befriedigende Schlussfolgerung. Auch die Auflösung überzeugt aus dem reinen Genuss heraus, eine unsympathische Figur als Täter abgeführt zu sehen. Mit entsprechend wohlgelaunter Musik klingt eine Folge aus, die vielleicht nicht alle Ansprüche erfüllt, aber sich doch sehr angenehm anschauen lässt.

Gleich zwei Spieler werden in diesem Fall endgültig schachmatt gesetzt und auch wenn ihre Ermordungen nicht für Hochspannung oder spektakuläre Polizeiaktionen sorgen, so hat man es doch mit einem soliden Ausflug in die Welt der Geistesgrößen und geschickten Taktierer zu tun, für den ich gern 4 von 5 Schachfiguren vergebe.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

03.08.2019 22:20
#167 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Folge 8: Der Füllfederhalter

Außerhalb der Dienststunden stellt Kriminalinspektor Beyer Nachforschungen im Hinblick auf einen Jahre zurückliegenden Fall an. Dort wurde ein Anwalt wegen Diebstahls verurteilt. Frau Mendelsohn hatte vor Depotation durch die Nazis diesem einen Lageplan mit ihren Habseligkeiten anvertraut. Als sie nach dem Krieg mit dem Anwalt die Wertsachen ausgraben möchte, findet sich nur ein Füllfederhalter des Anwalts...

Die Story mit ihrem historischen Kontext hat ebenso ihren Reiz wie der Umstand, dass hier ein Ermittler in der Freizeit quasi private Ermittlungen anstellt, um einen vermeintlichen Justizirrtum zurechtzubiegen. Jürgen Goslar gibt der Ermittlerfigur einen glaubhaften und sympathischen Anstrich. Unterstützt wird er nicht durch einen Kollegen, sondern von der eigenen Ehefrau, die zunächst verärgert ist, weil der Gatte nicht mit ihr ins Kino gehen möchte, sich im Anschluss aber durchaus angefixt zeigt von der Idee, einem Unschuldigen den Weg in die Freiheit zu ermöglichen. Die in Rückblenden gezeigten Szenen aus dem Prozess bilden eine willkomene Abwechslung zum sonstigen Stil der Episoden, wenngleich in dessen Rahmen Elisabeth Wiedemann einen eher unpassenden Auftritt als mitteilsame Zeugin hat. Wirklich viele Verdächtige gibt es nicht, im wesentlichen rankt sich daher die Frage darum, ob der Anwalt nun unschuldig verurteilt wurde oder nicht. Eine kleine Überraschung hält die Auflösung dann aber dennoch parat.

Dank der reizvollen Story und dem sympathischen Ermittler Goslar darf "Der Füllfederhalter" getrost zu den besseren Folgen der Serie gezählt werden. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2019 22:35
#168 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Interessant! Ich bin gespannt, wann du einen vollen Fünfer fürs Kriminalmuseum ziehen wirst.

Mr Keeney Online




Beiträge: 1.365

04.08.2019 11:37
#169 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich möchte wetten, dass es beim Fahrplan soweit sein wird. Auch wenn ich "Akte Dr. W" ebenfalls besser als Du beurteile (aufgrund des immensen Lokalkolorits und der vielen schönen Autoszenen sowie der irgendwie sympathisch bodenständigen Ermittlungen) stimme ich mit Dir überein, dass "Der Fahrplan" geradezu ein Musterbeispiel eines gelungenen 60 Minuten Krimis ist, anfangs ein sehr an Hitchcock erinnernder Psychokrimi, dann eine faszinierende Mischung aus whodunit und howcatchem. Gehört meines Erachtens wirklich zu den Highlights unter den 60 Minuten Krimis ganz allgemein.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.08.2019 20:50
#170 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

@Mr Keeney: Das ist gut möglich. Es freut mich außerdem nicht nur ganz allgemein, ‘mal wieder etwas von dir zu lesen, sondern im Speziellen, dass du auch Partei für „Der Fahrplan“ ergreifst. Bei meinem Wiedersehen der Folge im Juli dachte ich nämlich auch daran, dass mein positives Urteil nicht nur rationale Gründe hat, sondern auch daran liegt, dass das damals meine erste Begegnung mit dem „Kriminalmuseum“ war, die dadurch auch auf jeden Fall einen zusätzlichen Stein im Brett hat.

Hier nun die einzige Folge aus „KM“-Box 1, die ich vorher überhaupt noch nicht kannte:



Das Kriminalmuseum: Der Brief

Episode 14 der TV-Kriminalserie, BRD 1965. Regie: Jürgen Goslar. Drehbuch: Bruno Hampel, Igor Sentjurc. Mit: Erik Ode (Kriminalkommissar Gareis), Wolfgang Völz (Kriminalassistent Ossi Möller), Wolfgang Kieling (Werner Barth), Gudrun Thielemann (Frau Barth), Monika Peitsch (Monika Lenz), Emely Reuer (Evi Ahlers), Christian Wolff (Lothar Gersdorff), Volker von Collande (Friedrich Ahlers), Walter Knaus (Oskar Lenz), Ilse Petri (Frau Lenz) u.a. Erstsendung: 23. Februar 1965. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (14): Der Brief
Auf dem Heimweg von der Geburtstagsfeier ihrer Freundin Evi wird Monika Lenz zunächst von einem anderen Partygast im Auto mitgenommen und anschließend in der Nähe der elterlichen Wohnung von einem Unhold angefallen. Die Presse überschlägt sich förmlich, denn schon mehrere Mädchen sind vom sogenannten „Unhold von Einsiedel“ belästigt worden. Monika kann sich zwar an keine Einzelheiten erinnern, doch der Verdacht der Polizei richtet sich gezielt auf Werner Barth, der vor dem Überfall mit Monika zusammen war und zwei Vorstrafen wegen Verführung Minderjähriger hat. Doch manchmal ist die einfache Lösung nicht unbedingt die richtige ...


Sexuellen Übergriffen wohnt noch immer eine besondere Abscheulichkeit inne; zum Produktionszeitpunkt dieser Episode waren sie aber beinahe ein Tabuthema. Es versteht sich daher von selbst, dass Jürgen Goslar den „Brief“ als taktvolle, regelrecht vorsichtige und in gewissen Aspekten naturalistische Inszenierung anlegte, die mit der leichtherzigen Nostalgie-Romantik vergangener „Kriminalmuseums“-Episoden kaum etwas zu tun hat. Das spiegelt sich nicht nur in der schockierenden Wirkung, die der angebliche Überfall auf Monika Lenz für die Betroffene und ihre Familie hat, sowie in dem nachdenklich stimmenden offenen Ende wider, sondern auch in der Betrachtung dessen, wie ein ungerechtfertigter Verdacht das Leben eines Unschuldigen erschweren oder ggf. sogar ruinieren kann. Als fälschlich Verdächtigter gibt Wolfgang Kieling eine Galavorstellung seines wandlungsreichen Könnens ab. Er spannt den Bogen vom schmierigen Schürzenjäger über den aufbrausenden Kämpfer bis hin zum resignierten Trinker. Zuschauer, die seine gruselige Vorstellung als Mörder und Sittenstrolch im allerersten „Derrick“-Krimi „Waldweg“ in Erinnerung haben, werden hier bereits gewisse Parallelen entdecken und die Variation der ikonischen Kieling’schen Mörderrolle zu schätzen wissen.

In „Der Brief“ ist es im Vergleich deutlich schwieriger, Täter und Opfer klar zu benennen. Das Script von Bruno Hampel und Igor Sentjurc bemüht sich um detaillierte Charakterzeichnungen, die jeder Figur Positives und Negatives, Schuld, Lust, Laster und Bürden auferlegen. Neben Kieling zeigen sich auch Monika Peitsch, Gudrun Thielemann, Volker von Collande und Christian Wolff um Differenzierung bemüht. Insbesondere Thielemann als Ehefrau, die um die amourösen Neigungen ihres Mannes weiß und aus ihrem Gerechtigkeitsempfinden heraus trotzdem für ihn kämpft, setzt ein starkes darstellerisches Ausrufezeichen. Aber auch Monika Peitsch legt ihre Rolle schön doppelbödig an – man weiß nie genau, ob man es bei ihr mit einem bedauernswerten Vergewaltigungsopfer oder einer verschlagenen Lügnerin zu tun hat. Immerhin bezichtigt Monika Lenz Werner Barth niemals direkt, was die Handlung stets in der Schwebe hält.

Die Feingliedrigkeit der Figuren lenkt lediglich bisweilen vom Kriminalfall ab, den man bei weniger „gedankenverlorener“ Herangehensweise (etwa gekürzten Szenen auf der Geburtstagsfeier im Hause Ahlers) innerhalb des einstündigen Zeitkorsetts auch problemlos zu einem abschließenden Ende hätte bringen können. Es wirkt etwas unbefriedigend, den wahren „Unhold“ nicht überführt zu sehen, zumal Goslar die Episode ausgesprochen abrupt beendet. Den Ermittlern – offensichtlichen Experten ihres Fachs und mit Erik Ode und Wolfgang Völz brillant besetzt – hätte man einen Ermittlungserfolg jedenfalls ohne Weiteres zugetraut. Ode zeigt hier als Kommissar Gareis noch deutlich erkennbarere Vorzeichen seiner späteren Verkörperung des Kommissar Keller als in „Der stumme Kronzeuge“, demonstriert Vertrauenswürdig- und sogar ein wenig Väterlichkeit, begibt sich damit Monika gegenüber aber geschmackvollerweise nie auf zu dünnes Eis.

Wer vom „Kriminalmuseum“ ein amüsantes Throwback in die „gute alte Zeit“ erwartet, wird hier mit einem ungewöhnlichen, sogar einigermaßen unangenehmen Fall aus nostalgischer Träumerei wachgerüttelt. Mit überaus kundigen Darstellern spinnt Jürgen Goslar nach seinem nicht ernstzunehmenden Garn „Zahlen-Code N“ hier einen möglichen Vergewaltigungsfall, der auf den Magen schlägt, wenn er auch nicht in jeder Hinsicht ausgereift erscheint. 4 von 5 Briefen.

Zitat von Georg im Beitrag #93
"Ich habe unter der Regie von Erik Ode in Berlin ein Fernsehspiel gedreht und da hat er sich beschwert, dass ihn niemand mehr als Schauspieler besetzt. Da habe ich gesagt: "Kannste haben" und ihn als erster in einer Ringelmann-Produktion als ermittelnden Kommissar besetzt. Von da an, ist er dann immer wieder besetzt worden".

PS: Falls Jürgen Goslar sich in diesem Kontext auf „Der Brief“ bezogen hat, hat er trotz aller zugegebenen Parallelen zum „Kommissar“ etwas dick aufgetragen. Denn Kollege Wolfgang Becker hatte Ode schon vorher in der „KM“-Folge „Der stumme Kronzeuge“ als Kriminalrat im Team mit Horst Niendorf und Wolfgang Weiser besetzt.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

09.08.2019 11:56
#171 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #170
Zitat von Georg im Beitrag #93
"Ich habe unter der Regie von Erik Ode in Berlin ein Fernsehspiel gedreht und da hat er sich beschwert, dass ihn niemand mehr als Schauspieler besetzt. Da habe ich gesagt: "Kannste haben" und ihn als erster in einer Ringelmann-Produktion als ermittelnden Kommissar besetzt. Von da an, ist er dann immer wieder besetzt worden".

PS: Falls Jürgen Goslar sich in diesem Kontext auf „Der Brief“ bezogen hat, hat er trotz aller zugegebenen Parallelen zum „Kommissar“ etwas dick aufgetragen. Denn Kollege Wolfgang Becker hatte Ode schon vorher in der „KM“-Folge „Der stumme Kronzeuge“ als Kriminalrat im Team mit Horst Niendorf und Wolfgang Weiser besetzt.
Das muss man nicht so eng sehen: Ode hatte doch im Kronzeugen die Rolle eines Kriminalrats und nicht die des ermittelnden Beamten. Mit Sicherheit wusste Herr Goslar von der Becker-Folge nichts. Im Übrigen hat mir Erich Neureuther früher auch mal erzählt, dass Ode aufgrund seiner Darstellung in der später gedrehten Folge Die Reisetasche zum Kommissar wurde. Kann ja auch eine Zusammenspiel aller drei Rollen sein, was wohl am wahrscheinlichsten ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.08.2019 15:37
#172 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Ich denke auch. Hier braucht sich kein Einzelner ans Revers heften, das Ei des Kolumbus gefunden zu haben. Ode dürfte für die Titelrolle im "Kommissar" eher durch seinen in "KM" und "fünfter Kolonne" mehrfach und sukzessive aufgebauten Ruf als Ermittler ausgewählt worden sein.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.08.2019 18:00
#173 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten



Das Kriminalmuseum: Die Mütze

Episode 15 der TV-Kriminalserie, BRD 1965. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Walter Forster. Mit: Heinz Engelmann (Kriminalkommissar Dr. Bayer), Reinhard Glemnitz (Kriminalassistent Bernhard), Peter Kuiper (Karl Bednar), Wolfgang Völz (Rudolf Berghaus), Lisa Helwig (Frau Übel), Rosemarie Fendel (Erna Langmann), Arthur Brauss (Sergeant Jack B. Kessler), Charlie Hickman (Sergeant Stanley), Maria Landrock (Anna Schmittner), Jochen Schröder (Ludwig Schmittner) u.a. Erstsendung: 8. Juni 1965. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (15): Die Mütze
In München kommt es wiederholt zu Morden an Taxifahrern. Am Fundort des aktuellen Opfers Ludwig Schmittner stellt die Polizei die Mütze eines US-Soldaten sicher. Ein Verdächtiger – der dem Alkohol und gelegentlichen Gewaltausbrüchen nicht abgeneigte Sergeant Jack Kessler – ist schnell gefunden. Da ahnt die Polizei noch nicht, dass der Täter in Wahrheit Karl Bednar heißt. Erst eine als Aschenbecher zweckentfremdete Munitionspackung überführt Bednar, sodass dieser aus München türmen muss. Um dafür Geld zusammenzubringen, tyrannisiert Bednar seine ehemalige Freundin und seine wehrlose alte Vermieterin ...


„Die Mütze“ teilt sich in zwei eigenständige Teile, die durch das Interesse, den Taximörder zu finden und zur Verantwortung zu ziehen, zusammengehalten werden. Obwohl man dessen Motivation ebenso wenig kennt wie das bzw. die Mordopfer, so macht die Reaktion der Ehefrau (Maria Landrock) und des guten Freundes (Wolfgang Völz) auf den Tod von Ludwig Schmittner das Publikum betroffen. Im ersten Teil der Episode verfolgt man also – im typischen Stil der Serie – die polizeiliche Routinearbeit mit Verhören und Verdachtsmomenten. Dieser Abschnitt tut sich nicht nur durch einige schön fotografierte Momente hervor (Fund der Leiche nahe des Taxis, Rückkehr von Kessler in die Kaserne), sondern ist auch von darstellerisch hoher Qualität. Gerade Heinz Engelmann als Kommissar hat sich gegenüber seinem ersten „Kriminalmuseums“-Auftritt in „Akte Dr. W.“ hier nun besser in die Reihe eingelebt, strahlt die aus „Stahlnetz“ von ihm gewohnte Zuversicht des Überlegenen und dennoch die gesunde Selbstreflexion aus, eine falsche Spur auch als solche erkennen zu können. Gemeinsam mit Assistent Reinhard Glemnitz bildet er ein starkes Duo, das den von Arthur Brauss typgerecht verkörperten Schläger-Ami gehörig in die Zange nimmt.

Die zweite Hälfte ist ganz anders strukturiert und wird statt aus der Polizei- aus Verbrecherperspektive geschildert. Wolfgang Becker gelingt der Übergang zwischen diesen Handlungsbereichen einigermaßen nahtlos, sodass sich in der zweiten Hälfte, in der die Lösung dann offen auf der Hand liegt, die Spannung vielmehr aus den unvorhersehbaren und völlig skrupellosen Aktionen des Killers Karl Bednar ergibt. In dieser Rolle zelebriert der sich damit dauerhaft für derartige Rohlinge empfehlende Peter Kuiper eine geradezu sadistische Schurkerei. Gerade das Katz-und-Maus-Spiel mit den Leuten, die ihm bei der Flucht helfen sollen und die seiner Willkür hilflos ausgesetzt sind, meistert er sehr eindrucksvoll. Es geht nicht nur durch seine Waffe, sondern auch allein schon durch Kuipers grobschlächtige körperliche Präsenz eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben der nunmehr bedrohten Frauen aus.

Auch in der zweiten Hälfte gelingen Franz Xaver Lederle sehr stimmungsvolle Aufnahmen – sowohl von der nächtlichen Geldübergabe an der Telefonzelle, der Rache Bednars an Erna auf dem dunklen Fußweg und der abschließenden ebenfalls bei Nacht stattfindenden Flucht in die Hubertus-Brauerei als auch von der klaustrophobischen Stimmung in der kleinen Rentnerwohnung von Frau Übel, der Bednar besonders übel mitspielt. Als fragile Seniorin spielt Lisa Helwig passender als sonst, weil sie hier ihre anderweitig obligatorische ironische Brechung weglässt, sodass die Szenen mit ihr und Kuiper ernsthaft unheilvoll wirken. „Die Mütze“ erhält und steigert die am Anfang einsetzende Spannung damit sehr effektiv, auch wenn es natürlich eine im Vergleich zu etwas feinsinnigeren Episoden recht plakative Erzählweise ist, die Becker hier wählt. Aber wer will es ihm verübeln, wenn das Ergebnis stimmt?

„Die Mütze“ lebt von einer dauerhaften Anspannung, scharf umrissenen und entsprechend der Anforderungen glaubhaft dargestellten Charakteren sowie schön anzusehenden Licht-Schatten-Effekten aus schwarzweißen Münchner Unterweltnächten. Dass die Geschichte keinen hohen inhaltlichen Anforderungen entspricht und eher auf Effekte und Schauwerte hin ausgelegt ist, verzeiht man als Abwechslung in einem sonst eher konservativen Folgenverbund gern. 4,5 von 5 Mützen.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

13.08.2019 22:37
#174 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Folge 9: Gesucht: Reisebegleiter

Ein Student wird im Rahmen einer Routinekontrolle an der deutschen Grenze mit Rauschgift erwischt. Er beteuert seine Unschuld und verweist auf eine Reisebegleiterin, die bereits zuvor ausgestiegen war. Inspektor Brugger glaubt ihm nicht recht, stellt aber dennoch weitere Ermittlungen an.

Fraglos geht von der Episode "Gesucht: Reisebegleiter", deren Titel sich erstmals nicht auf einen Gegenstand bezieht, eine ausgewiesene Leichtigkeit aus. Eingebracht wird dieser Aspekt von Jürgen Draeger, der mit seinem kessen Auftreten jedoch nicht nur den Inspektor, sondern auch das Publikum bald auf eine arge Geduldsprobe stellt. Ausgeglichen wird dieser "Nerv-Faktor" durch die Präsenz von Paul Dahlke, der für eine altersweise Ermittlerrolle absolut prädestiniert ist. Ihm schaut man bei seiner Ermittlungsarbeit einfach gerne zu. Dennoch haut die Rauschgiftstory nicht so recht vom Hocker und die Verdächtigen bzw. Täter werden ähnlich wie in "Zahlen-Code N" erst spät eingeführt. Summa summarum eine der bisher schwächeren Episoden.


Leichtfüßige Episode mit einem überzeugenden Paul Dahlke als Ermittler und einem zunehmend anstrengenden Jürgen Draeger als bemüht sorgloser Student. Noch 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2019 18:00
#175 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Da gehen unsere Einschätzungen – gerade was Jürgen Draeger betrifft – sehr auseinander. Ich finde, er trifft genau den richtigen Ton. Die Einbindung der Gangster ist freilich wirklich eine Schwäche der Episode, aber zumindest die von Alwy Becker verkörperte femme fatale erinnert mich auf nostalgische Weise an jene verwegenen Frauen, die den Privatdetektiven Paul Cox oder Philip Odell damals gern zum Verhängnis wurden.

Zum Abschluss der ersten „KM“-Box muss ich hingegen eine kritische Betrachtung ansetzen:



Das Kriminalmuseum: Der Ring

Episode 16 der TV-Kriminalserie, BRD 1965. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Walter Forster. Mit: Werner Peters (Kriminalkommissar Walther), Hans Zander (Kriminalassistent Agering), Klaus Krüger (Kriminalassistent Klammer), Willy Semmelrogge (Franz Riedler), Johannes Grossmann (Karl Hacker), Helmuth Rudolph (Hans Obermayer), Christa Berndl (Pensionsangestellte Anna), Christine Oesterlein (Pensionsgast Frau Blei), Hans Zesch-Ballot (Pensionsgast Herr Pollmann), Wolf Rathjen (Staatsanwalt Dr. Weißmann) u.a. Erstsendung: 27. Juli 1965. Eine Produktion der InterTel fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Das Kriminalmuseum (16): Der Ring
Mord in der Pension Obermayer! Die Besitzerin der Unterkunft liegt tot in ihrem Zimmer – erstochen mit einem Brieföffner, nachdem sie mit ihrem Mann, der sich von ihr scheiden lassen wollte, einen heftigen Streit hatte. Obwohl sich auf der Tatwaffe Fingerabdrücke von Herrn Obermayer finden, nimmt Kriminalkommissar Walther auch andere Verdächtige ins Visier – so zum Beispiel den Wäschereiangestellten Franz Riedler, der ungewöhnlich viel Geld auf dem Pferderennplatz verwettet. Auch bleibt die Frage zu klären, wie der Bundeswehrring von Karl Hacker ins Treppenhaus der Pension kam ...


So nervenaufreibend wie Theodor Grädlers Einstieg ins „Kriminalmuseum“ („Der Fahrplan“) gelang, so langwierig und über weite Strecken uninteressant nimmt sich seine zweite Arbeit aus. Sie ist damit ein Vorbote der teilweise massiven Tempoprobleme, an denen einige Episoden aus dem chronologischen Mittelfeld der Serie kranken. Schon die mittelmäßige Pension, in der große Teile des Geschehens spielen und die man nach Mord und Anfangsermittlungen erst nach 13 langen Minuten verlassen darf – um das Geschehen im nicht viel interessanteren Polizeipräsidium weiterzuverfolgen –, deutet auf das kleinbürgerliche Niveau und die betuliche Inszenierung von „Der Ring“ hin. Entsprechend finden sich im Umfeld der Herberge hauptsächlich uninteressante Figuren – tratschende, verbitterte Frauen, Kleingeister, Prügelknaben und Aufschneider. Sie werden von nicht weniger zweitreihigen Darstellern verkörpert, unter denen der weinerliche Willy Semmelrogge und der seit „Nur ein Schuh“ unvorteilhaft gealterte Johannes Grossmann noch die bekanntesten Namen sind.

Werner Peters ist als leitender Kriminalkommissar demnach ohne Zweifel der unangefochtene Star dieses „KM“-Ausflugs. Obwohl er es sichtlich genießt, seinem festgefahrenen Rollenfach als skrupelloser Verbrecher oder duckmäuserischer Tunichtgut zu entkommen, und von Hannes Schindlers sonst recht unauffälliger Kamera mit verdächtig vielen Großaufnahmen ins rechte Licht gerückt wird, kann er doch nicht an die Natürlichkeit seiner Dienstvorgänger in anderen Episoden anschließen. Seine Rolle ist zwischen „hartem Hund“ und kollegialem Scherzer nicht recht ausgereift und sorgt daher in einigen Kernszenen für unangenehme Überraschungen. Und schließlich färbt es natürlich auch auf Peters’ Kommissar-Darstellung ab, wenn er drehbuchbedingt einen schwachen Fall erwischt hat. Denn womit bekommt Kriminaler Walther es bei nüchterner Betrachtung überhaupt zu tun? Mit dem Raubmord an einer gesichtslosen Frau für 2’000 Mark Mieteinnahmen, verübt im Affekt mit einem herumliegenden Brieföffner, begangen aus kleinbürgerlicher Gier, die in umso unglücklicherem Licht erscheint, als ein deutscher Durchschnittsversicherter im Jahr 1965 bereits nicht weniger als 9’229 Mark verdiente. Wahrlich keine repräsentative Fallauswahl!

Ausgleichendes Lob fährt „Der Ring“ für seine winterlichen München-Aufnahmen ein. Selbst wenn die Isar-Metropole als Schauplatz aller bisherigen „KM“-Folgen mittlerweile ein bisschen abgegriffen wirkt, so scheut sich Grädler diesmal nicht vor einer dicken Portion Lokalkolorit, die in Form Dialekt sprechender Kleindarsteller (Max Griesser, Rosl Mayr), typischer Touristen- und Alltagsaufnahmen aus dem bayerischen Straßenbild sowie eines Ausflugs auf die Trabrennbahn Daglfing zum Ausdruck kommt. Wenn Grädler jedoch über die lokalpatriotische Schiene versucht, den muffigen Krimi aufzulockern, so hätte er dabei auch noch wesentlich konsequenter vorgehen können. Insbesondere weniger schnöde Innenaufnahmen und ein Verzicht auf ein Berliner Hauptdarsteller-Duo hätten sich angeboten.

Zum ersten Mal langweilt das sonst so flotte und anheimelnde „Kriminalmuseum“. Der Mordfall Obermayer ist weder von sich aus besonders attraktiv, noch spielt er in einem Milieu, in dem man gern länger verweilen möchte. Trotz Werner Peters als Chefermittler will auch die Besetzung nicht richtig gefallen, weil sie über ihn hinaus von vielen No-Names geprägt und sowohl Verdächtige als auch Polizisten wenig charismatisch ausgearbeitet sind. Da hilft es dann erst recht nicht mehr, dass man am Ende der zähen Untersuchung bewogen werden soll, Mitleid mit dem schmierigen Willy Semmelrogge aufzubringen. 2,5 von 5 Ringen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.08.2019 18:30
#176 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Fazit zu „Das Kriminalmuseum“ – Box 1 (Folgen 1 bis 16, 1963-65)

Die erste „Kriminalmuseum“-Box bietet zumeist sehr kurzweilige Unterhaltung in gutem altem Serienstil. Wem die späteren „Kommissar“- und „Derrick“-Folgen zu siebzigerjahremäßig und sozialproblematisch waren, der findet hier klassischere Stoffe, die manchmal etwas betulich, aber immer mit gutem Gespür für die Tonlage des jeweiligen Sujets umgesetzt wurden. Die dominierenden Regisseure Becker, Ashley, Goslar und Grädler sind Meister ihrer Profession und die Besetzungen weisen immer interessante, altbekannte Darsteller auf – in einigen Folgen sogar in beträchtlicher Dichte. Große (Wiedersehens-)Empfehlung also auch an alle Wallace-Fans, und an die Ringelmann-Follower sowieso.

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 08 | Der Füllfederhalter (Becker)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 05 | Die Nadel (Ashley)
Platz 03 | ★★★★★ | Folge 11 | Der Fahrplan (Grädler)

Platz 04 | ★★★★☆ | Folge 09 | Gesucht: Reisebegleiter (Ashley)
Platz 05 | ★★★★☆ | Folge 15 | Die Mütze (Becker)

Platz 06 | ★★★★★ | Folge 04 | Die Fotokopie (Becker)
Platz 07 | ★★★★★ | Folge 14 | Der Brief (Goslar)
Platz 08 | ★★★★★ | Folge 02 | Die Frau im Nerz (Becker)
Platz 09 | ★★★★★ | Folge 13 | Tödliches Schach (Ashley)

Platz 10 | ★★★☆★ | Folge 01 | Fünf Fotos (Ashley)
Platz 11 | ★★★☆★ | Folge 12 | Der Schlüssel (Ashley)
Platz 12 | ★★★☆★ | Folge 07 | Der stumme Kronzeuge (Becker)

Platz 13 | ★★★★★ | Folge 03 | Nur ein Schuh (Ashley)
Platz 14 | ★★★★★ | Folge 10 | Akte Dr. W. (Ashley)
Platz 15 | ★★★★★ | Folge 06 | Zahlen-Code N (Goslar)

Platz 16 | ★★☆★★ | Folge 16 | Der Ring (Grädler)

Ray Offline



Beiträge: 1.929

16.08.2019 22:05
#177 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Folge 10: Akte Dr. W.


Dr. Watzmann fährt auf dem Weg von Bad Tölz nach München einen betrunkenen Mann zu Tode. Von der Situation überrascht und ohnehin in Eile, begeht Dr. Watzmann Fahrerflucht...

Ausnahmsweise mal nicht als Whodunit angelegt, begleitet die Geschichte um Dr. W. statt dessen den profilierten "Stahlnetz"-Ermittler Heinz Engelmann bei der Suche nach dem Flüchtigen. Zwar baut man die ein oder andere Wende in die Ermittlungen ein, nach vielversprechendem Beginn lässt sich ein gewisser "Spannungseinbruch" jedoch kaum verleugnen. Dennoch gefällt "Akte Dr.W." insgesamt besser als die Vorgänger-Episode. Denn zum einen sorgen die vielen Schauplätze für Abwechslung, zum anderen fördern die Zeugenbefragungen manchen Schmunzler zutage, so z.B. im Falle des "Dressman", der dem ungläubigen Engelmann seine Profession mit Hingabe erläutert. Konrad Georg darf schon mal einen notorisch nervösen, eher unsympathischen Verbrecher mimen, wie er es drei Jahre später in prominenter Art und Weise in "Der Mönch mit der Peitsche" wieder tun sollte. Das Duell zwischen Konrad und Engelmann hat durchaus seinen Reiz, so dass man insgesamt trotz der Vorhersehbarkeit nicht unzufrieden das Abspielgerät ausstellt.


"Akte Dr. W" bietet zwar keine klassische Whodunit-Story. Stetig wechselnde Schauplätze und unterhaltsam angelegte Nebenfiguren sowie zwei überzeugende Hauptdarsteller (Konrad und Engelmann) sorgen gleichwohl für ordentliche Unterhaltung. 3,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

18.08.2019 21:12
#178 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Kann die Lobeshymnen für den "Fahrplan" zwar absolut nachvollziehen, für die Höchstwertung langt es jedoch abermals nicht (ganz)...


Folge 11: Der Fahrplan


Herbert Forster möchte zwecks anschließender Erlangung der Versicherungssumme für den Tod seiner Frau sorgen. Um den Verdacht nicht auf sich zu lenken, engagiert er einen Auftragskiller. Doch der fein geschmiedete Plan scheitert zunächst an Forsters Gattin, die der Dramaturgie in Forsters vorgestelltem Geschehensablauf einen empfindlichen Streich spielt...

Wie schon geschrieben wurde, weckt "Der Fahrplan" Erinnerungen an "Bei Anruf Mord". Doch die Folge ist keine flache Kopie, sondern setzt durchaus eigene Akzente. Am effektvollsten erweist sich dabei die Nichtkenntlichmachung des Auftragmörders, wodurch die Handlung nicht nur aus der Frage, ob Forsters Plan aufgehen möge, sondern auch auch aus der Frage nach der Identität des Killers seine überdurchschnittliche Spannung bezieht. Paul Klinger, häufig eher auf Figuren mit positiven Eigenschaften gebucht, überzeugt hier als diabolischer Mann ohne Gewissen, der seine fiskalischen Interessen über das Interesse am Leben seiner Frau stellt. Der Oberlippenbart unterstreicht dabei seine überhebliche Attitüde. Marlies Schoenau und Karl Georg Saebisch gehen nicht nur optisch wie Geschwister durch, sondern agieren obendrein absolut überzeugend. Dafür muss man bei den Ermittlerfiguren Abstriche machen: Hans W. Hamacher agiert keineswegs schlecht, im Vergleich zu Ermittlern vorangegangener Episoden kann man sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, dass an diesem Punkt Potential offen geblieben ist. Albert Hehn als Hamachers Assistent fällt eher durch nervige Nebenbemerkungen auf und erscheint daher tendenziell überflüssig.


Spannend inszenierte und inhaltlich überzeugende Episode mit einem starken Paul Klinger als diabolischem Ehemann, die in der Ermittlerrolle jedoch Luft nach oben übrig lässt. 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.08.2019 19:30
#179 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #178
Kann die Lobeshymnen für den "Fahrplan" zwar absolut nachvollziehen, für die Höchstwertung langt es jedoch abermals nicht (ganz)...

Schade. Aber auch deine Sichtweise könnte ich unterschreiben. Immerhin hat "Der Fahrplan" und das andauernde Hinweisen auf "Bei Anruf Mord"-Ähnlichkeiten jetzt auch dafür gesorgt, dass ich mir 10 Jahre nach Erscheinen der DVD endlich auch die deutsche Version des Hitchcock-Klassikers mit Heinz Drache, Charles Regnier und Siegfried Lowitz geholt habe. Mal sehen, ob dieses Fernsehspiel spannungstechnisch auf einem ähnlich hohen Niveau spielt wie die vorliegende "KM"-Folge.
Zitat von Ray im Beitrag #178
Dafür muss man bei den Ermittlerfiguren Abstriche machen: ... Potential offen ... nervige Nebenbemerkungen ... tendenziell überflüssig

Das ist leider ein Merkmal, das sich viele Folgen der mittleren "Kriminalmuseums"-Ära vorwerfen lassen müssen. Den früheren Folgen gelang es - vermutlich in Anlehnung ans "Stahlnetz" - viel häufiger, gute, charismatische Ermittlerduos zu kreieren. Davon ist bei späteren Folgen oft nicht mehr so viel zu merken ("Tödliches Schach" ist in dieser Beziehung zum Beispiel als Bilderbuch-Beispiel zu nennen, aber auch z.B. "Das Feuerzeug"; selbst Werner Peters in "Der Ring" gelang es nicht, etwas Interessantes zu erspielen, das drehbuchbedingt nicht da war).

Ray Offline



Beiträge: 1.929

25.08.2019 12:56
#180 RE: Bewertet: „Das Kriminalmuseum“ / „Das Kriminalmuseum erzählt“ (1963-70) Zitat · Antworten

Niun ist es soweit...


Folge 12: Der Schlüssel

Der Prokurist Mansfeld der Firma von Herrn Vilessen ist an die Information gelangt, dass Vilessen gepanschte Medikamente nach Afrika exportiert. Im Rahmen einer privaten Feier versucht Mansfeld Vilessen in Gegenwart von Vilessens Bruder und dem Leiter der Fabrik zu erpressen. Doch dann stürzt Mansfeld aus dem Fenster...

Die ersten Minuten von "Der Schlüssel" erinnern in der Tat an Helmuth Ashleys kleines Meisterwerk "Mörderspiel". Der Betrachter wird Zeuge einer Feier unter Mitgliedern der "feinen Gesellschaft". Auf männlicher Seite sieht der Krimifreund mit strahlenden Augen einen herrlich glatten Peter Pasetti als Firmeninhaber Vilessen, einen spielfreudigen Karl John als gerissenen Erpresser Mansfeld sowie Günther Schramm in der Rolle des Bruders von Vilessen und Hans Cossy als Fabrikleiter. Während es zwischen diesen im Büro zur Auseinandersetzung kommt, fahren im Wohnzimmer Gisela Uhlen, Grit Böttcher, Eva Pflug und Olga von Togni die Krallen aus.

Natürlich ist von Anfang an klar, dass es kein Selbstmord, sondern Fremdeinwirkung war, so eindeutig ist die Identität des Täters jedoch nicht. Davon abgesehen kann auch in der offensichtlichen Lösung mitunter eine Überraschung liegen. Auch habe ich die Produktion nicht als "studiolastig" empfunden. Im Gegenteil, bieten doch die Befragungen des souveränen René Deltgen als Inspektor Bracht im Café, die Szenen auf dem Tennisplatz oder die Szene im Garten des großzügigen Anwesens von Maraun für optische Abwechslung. Die Autofahrt zwischen Pasetti und Böttcher wurde für damalige Verhältnisse bemerkenswert nicht mit Rückprojektion, sondern "real" mit Pasetti am Steuer und noch dazu mit verschiedenen Einstellungen gedreht. Solche Szenen unterstreichen die Hochwertigkeit der Folge ebenso wie der wunderbar jazzige Score oder der geschickte optische Einsatz des titelgebenden Schlüssels. Unter den Darstellern ragen Uhlen und Pasetti heraus, aber auch Grit Böttcher schlägt sich für ihre Verhältnisse wacker. Insgesamt erweist sich "Der Schlüssel" als die erste rundum gelungene Episode des "Kriminalmuseums".


Ein prachtvoller Cast gepaart mit der erstklassigen Inszenierung Helmuth Ashleys und dem jazzigen Score sorgen für beste Krimi-Unterhaltung. 5 von 5 Punkten.

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