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Dieses Thema hat 65 Antworten
und wurde 5.887 mal aufgerufen
 Kurzgeschichten-Wettbewerb
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
INA Offline



Beiträge: 24

18.02.2010 19:42
#31 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Hallo, ich bin noch beim Lesen, habe noch nicht alle Geschichten geschafft. Ich hoffe, ich habe für die Bewertung noch einige Tage Zeit. Bis dann.
Ina

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

18.02.2010 19:55
#32 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Ja, keine Sorge. Noch ist kein Fristende in Sicht. Ihr dürft alle noch fleißig lesen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.02.2010 21:21
#33 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Der Flüsterer

Modul A - Inhaltsbewertung:
"Der Flüsterer" verwebt die Geschichte eines Erpressers gekonnt mit der eines Mörders. Spielte Billyboys letzte Geschichte noch mitten in London und geizte nicht mit ausführlichen Beschreibungen des Großstadtmolochs, so nimmt sich der Landsitz, auf dem sich ein Großteil der Handlung dieser zweiten Erzählung abspielt, dezent zurück und lässt den Fall als solchen noch prägnanter zur Geltung kommen. Da ist es kein Wunder, dass ich persönlich "Der Flüsterer" als eine Steigerung gegenüber "Der Todesbote" ansehe, zumal die Auflösung hier auch wesentlich abgerundeter und überraschender erscheint. Die geniale Ausführung des Mordes kann sich mit der in Count Villains "Die letzte Wette" voll und ganz messen und bringt den Zuschauer rund um die Fakten der geschlossenen Speisekammertür und des durchbohrten Fleischklopfers besonders "geschmackvoll" zum Grübeln. 5 von 5 Punkten.

Modul B - Formbewertung:
(B1) angemessener Aufbau: Der Autor führt in puncto Aufbau die Erfolgsschiene des "Todesboten" weiter und stellt abermals die längste Geschichte des Wettbewerbs. Dabei muss diese als vollkommen passend für die Komplexität der Ereignisse und damit in keinster Weise als Hemmschuh für eine rasche Fortentwicklung der Ereignisse angesehen werden. Gerade auch das Spiel des Autors mit verschiedenen kurzen Szenenfragmenten im Wechsel trug für mich nicht unwesentlich zum Charme und zur Spannungssteigerung in der Story bei. Die Exposition ist über alle Maßen gelungen; Humor, Verbrechen, Spannung und Ermittlungen werden auf den darauf folgenden 26 Seiten in ein sehr angenehmes Verhältnis zueinander gesetzt. 5 von 5 BE.
(B2) sprachliche Gestaltung: Die Erzählweise des "Flüsterers" entspricht der qualitativ hohen Leistung des Erstlings und stellt im Großen und Ganzen und vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Wettbewerb unter nicht professionellen Autoren ausgetragen wird, zufrieden. Ganz perfekt ist der Ausdruck für meine Begriffe dennoch nicht: Der Autor hat die Angewohnheit, jedem Substantiv und jedem Verb, wo es nur irgendwie möglich ist ein Adjektiv oder Adverb zuzuschießen. Dies zeugt zwar von einer blühenden Fantasie und guter Sprachbeherrschung, nimmt der Erzählweise auf Dauer aber ein nicht unwesentliches Maß an Dynamik und Vielfalt. Um in dieser Hinsicht noch näher an Wallace zu rücken, sollte das eine oder andere Adjektiv einfach durch einen schnippischen Nebensatz ersetzt werden, der Menschenkenntnis und trockenen Humor beweist. 4 von 5 BE.
(B3) Rechtschreibung: Einige wenige Flüchtigkeitsfehler, die jedoch sicher nicht beabsichtigt sind. An einer Stelle fehlte ein komplettes Wort ("Erst als draußen ein Motor angelassen wurde, wandte sich Belinda Menning ab (und) ging.". Im Verhältnis zur Gesamtwortzahl aber keine schwerwiegenden Nachlässigkeiten. 4 von 5 BE.
(B4) Charaktere: Sehr schön, dass Chefinspektor Elk wieder aufgegriffen wurde. Auch alle übrigen Figuren erscheinen völlig plastisch und erstehen vor dem inneren Auge leicht zu lebendigen Akteuren auf. Diese Geschichte ist die erste im Wettbewerb, bei der mir spontan Schauspieler der 1960er Jahre für viele der Hauptrollen einfallen. Eine Idealbesetzung, wenngleich sie sich nicht zwangsläufig an die wörtlich vorgegebenen Personenbeschreibungen hält und zeitlich auch recht unwahrscheinlich wäre, ist für mich: - Chefinspektor Elk: Siegfried Lowitz; - Sir John: Siegfried Schürenberg; - Roger Burdett: Robert Graf; - Belinda Menning: Gaby Gasser; - Lady Cynthia Menning: Françoise Christophe; - Sir Archibald Menning: Hans Epskamp. Sehr zu loben ist auch, dass sich der Autor in seiner Personenzeichnung und in Dialogen nicht vor schwarzem Humor und politisch unkorrekten Äußerungen scheut (Figur des Reverends, urkomische Aussage über den Neger und die Nonne) - dies gibt der Geschichte die passende Würze und den angemessenen Charme der 1960er Jahre. 5 von 5 BE.
(B5) Wallace-Faktor: Durch die Ermittler, die Schauplätze und die gewiefte Ausführung des Mordes an Sir Archibald Menning, durch den Erpressersubplot und die vortrefflichen Charaktere entsteht hier eine erstklassige Atmosphäre, deren leichter Agatha-Christie-Touch teilweise nicht zu leugnen ist, aber in perfekter Balance zum Wallace'schen Grundgefühl steht. Die liebevollen Einstreuungen wurden im Detail bereits von Count Villain angesprochen. 5 von 5 BE.
Gesamt Modul B: 23 von 25 BE. Macht: 4,6 von 5 Punkten.

Modul A und B ergeben zusammengezogen eine Gesamtwertung von 4,8 Punkten. Krumme Punkte sind nicht erlaubt, deshalb vergebe ich 5 von 5 Punkten. Schlusswort: Eine Geschichte, die von großem Talent und Einfallsreichtum zeugt. Bitte, bitte, bitte, Billyboy, beglücke uns mit einer ausgebauten (Kurz-)Roman-Fassung des "Flüsterers"!

horatio Offline




Beiträge: 577

19.02.2010 12:50
#34 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

So,drei Geschichten hab ich jetzt gelesen.Meine Bewertungen werden kurz und bündig sein.

SCHNEE ÜBER KAMBODSCHA VON DANNY FERGUSSON

Leider war schon nach den ersten Seiten erkennbar,das die Asiaten die Mörder sind.Zu offensichtlich waren die Beschreibungen.Schade auch,das wir nicht an Inspektor Angels Gedanken ein wenig teilhaben konnten.Woher wußte er,wo man die Asiaten findet?Und am Schluß wollte man Verwirrung stiften,in dem man jeden verdächtigt.Ein bißchen zu dick aufgetragen am Schluß.
2/5 Punkten


DAS GEHEIMNIS DES SCHWARZEN BRIEFS VON SIR OLIVER

Der Titel hört sich vielversprechend an...
Der Inhalt ist wallace-typisch
Ein junges hübsches Mädchen,ein Rechtsanwalt und noch weitere verdächtige Personen.
Der Schreibstil ist klar und unkompliziert,man liest klar und flüssig,das gefällt mir.
Ich hatte Doc Collins zum Schluß in Verdacht,allerdings wäre ich nicht drauf gekommen,das der Doc der Vater von Miss Moore ist.Die Geschichte gefällt.
3/5 Punkten


DIE LETZTE WETTE VON COUNT VILLAIN

Wallace-Flair:hoch
Da stand DIE BANDE DES SCHRECKENS Pate..
Diese Geschichte hält sich sehr eng an Edgar Wallace."altmodisch" zu lesen..
Anfangs hatte ich Vanessa St.Claire im Verdacht,so wie sie beschrieben wurde,war es naheliegend.Doch auch wie bei Wallace wurde man überrascht und jemand völlig unverdächtiges aus dem Hut zaubert.
4/5punkten

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

19.02.2010 18:01
#35 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Meine zweite Bewertung

Achtung, alle meine Wertungen können SPOILER enthalten

"Albtraum ohne Erwachen" von Melodie des Todes

Vorbemerkung: der Plot ist gut konstruiert und bietet viele falsche Fährten, Verdächtige und Wendungen. Die sprachliche Umsetzung bleibt dahinter etwas zurück.

Titel: "Alptraum ohne Erwachen" hat wenig mit Wallace zu tun, würde eher zu den Italo-Wallace-Filmen passen, klingt aber spannend, 3 Punkte.

Story: die Mitglieder der Familie Sharingham sterben nacheinander durch ein Gewaltverbrechen, Feindschaften und Erbschaftsstreitigkeiten spielen eine Rolle, ein junges Mädchen gerät in die Wirren einer Mordgeschichte um Rache, Liebe und Gier. Der Autor legt viele falsche Spuren, der gewiefte Krimileser erwartet dies und - rät richtig. Der unverdächtige Dr. Mortimer entpuppt sich als berechnender Täter. 3 Punkte.

Lesevergnügen: etwas zwiespältig. Es gibt noch immer zu wenig wörtliche Rede, grammatikalisch sind einige Dinge nicht ganz in Ordnung
"sehr zum Ärger seines Bruders Lord Edgars Sharingham"

oder der Ausdruck ist nicht eindeutig:
"seines Bruder Edgar, der nun das Testament zugunsten Brian Sharighams anfechten will" es klingt zunächst, als ob Edgar das Testament zugunsten von Brian anfechten will, also Brian profitieren soll von der Anfechtung, was ja nicht geht, weil er ja vom Testament schon profitiert, also ist Edgar gegen das Testament... Diese Stelle ist nur beispielhaft ausgewählt.

Leider erfahren wir die spannenden Dinge nur aus 2. Hand, stattdessen liest man 10 Zeilen Besuch und Begrüßung von Krieger bei Mary Jane.

"Von John erfuhr sie, dass sein Vater bereits der Hausarzt der Familie Sharingham gewesen war. Er selbst hatte damals seinen Vater manchmal begleiten dürfen und auf diesem Weg die Familie kennengelernt." Das dürfte Mary eigentlich nicht entfallen sein, wenn sie stets Alpträume aus dieser Zeit ertragen muß. Apropos: abgesehen von den Stellen, an denen ein anonymer Brief kommt, scheinen diese Alpträume in Marys leben keine sooo große Bedeutung zu spielen wie der Titel vermuten läßt. 3 Punkte.

Charaktere: die Personen erscheinen plausibel gezeichnet, bedienen die Klischees ausreichend, konterkarieren diese aber auch hin und wieder. Der Name "Inspektor Krieger" klingt etwas ungewohnt, aber sonst entsprechen die Namen den Erwartungen. 4 Punkte.

Wallace-Faktor: ist da, aber leider nicht immer so präsent. 3 Punkte.

Gesamtwertung: 3 Punkte für eine solide Story, die Potential besitzt, aber noch etwas ausgereifter präsentiert werden könnte.

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

20.02.2010 11:11
#36 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Achtung, alle meine Wertungen können SPOILER enthalten!

Meine dritte Wertung

Drei Leichen für Paul Gray von Kaeuflin

Vorbemerkung: ein clevere Geschichte mit Gespür für Details und einer überraschenden Auflösung

Titel: obwohl sicher nicht der klassische Wallace-Titel, empfinde ich "Drei Leichen für Paul Grey" als absolut passend und die Story gut charakterisierend. 4 Punkte

Story: guter Einstieg, neblige Gegend im Ostend, eine schleichende Gestalt, ein anonymer Brief... Auch danach geht es stimmig weiter, eine junge Frau mit dunklem Geheimnis, eine alte Geschichte um einen geflohenen Verbrecher, Rache, falsche Freunde... Aber auch mir kommt Mabels Wandel etwas zu plötzlich, sie wird als ein braves Mädchen eingeführt, welches unverschuldet in die Flucht ihres Bruder verwickelt wird und ins Gefängnis mußte. Daß sie nun Komplizin einer Mordserie ist, mag man nicht so recht glauben. 4 Punkte.

Lesevergnügen, Rechtschreibung: etwas zwiespältig. Es gibt noch immer zu wenig wörtliche Rede, ortographisch sind einige Dinge nicht ganz in Ordnung:

"Du weist also nicht mit Sicherheit, ob er Tod ist?" Drei Fehler in einem Satz sind zuviel!

"Es war neblig in der Nacht zum 13.05.1921, eine perfekte Nacht um unbemerkt zu bleiben. Es fiel schon Tagsüber wenig Licht..." Eine Datumsángabe in dieser Weise ist nicht gerade üblich in einem Text, man schreibt eher 13. Mai 1921, wenn denn der genaue Tag überhaupt von Bedeutung ist. (den gleichen Hinweis habe ich in der Story von Melodie des Todes übrigens vergessen, dort ist das Datum zu Beginn der Geschichte auch so geschrieben).

Teilweise berichtet der Erzähler einfach etwas, spannenderes Lesevergnügen könnte sich einstellen, den Leser an diesen Dingen mehr teilhaben zu lassen. 2 Punkte.

Charaktere: Janet Crump erscheint mir gradlinig und gut getroffen, gleiches gilt für Fred Turner, dessen Beziehung zu Mabel Grey ja nicht gleich klar auf dem Tisch liegt. Mabel kommt etwas unglaubwürdiger rüber (s.o.). Das gilt auch für ihren sozialen Status: sie arbeitet am Fließband einer Knopffabrik, das stellt so ziemlich das untere Ende im gesellschaftlichen Spektrum des beginnenden 20. Jahrhunderts dar. Gleichzeitig ist sie mit dem relativ erfolgreichen Geschäftsmann Fred Turner verlobt und steht unmittelbar vor der Hochzeit???

"Allerdings war es ihr inzwischen auch egal. Sie war mit Fred Turner verlobt, einem Freund ihres Bruders. Fred war ein erfolgreicher Geschäftsmann und hatte genügend Geld, so dass sie sich um ihre Zukunft keine Gedanken zu machen brauchte."

Das paßt in meinen Augen nicht zusammen, Fred wäre in seinem Bekanntenkreis sicher völlig unten durch, wenn er sich mit einer vorbestraften Fabrikarbeiterin einließe. Statt dessen hätte Mable sicher eher nichts getan und wäre von Fred ausgehalten worden. 3 Punkte.

Wallace-Faktor: ist ohne Zweifel vorhanden, die typischen Schauplätze vom nebelverhangenen Dock (hier Pier 13), die grauen Seitenstassen, Turners Club. Auch die Rache-Geschichte paßt. Daß am Ende aber zwei Frauen als Täter entkommen, ist sicher eher Neuland für den Altmeister? 3 Punkte.

Gesamtwertung: solide 3 Punkte für Paul Grey für eine Geschichte mit einer guten Grundidee, die allerdings in Details und in Ausdruck / Rechtschreibung nochmal gründlich überprüft werden müßte.

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2010 23:42
#37 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Albtraum ohne Erwachen

Modul A - Inhaltsbewertung:
"Albtraum ohne Erwachen" erzählt so umfangreich wie keine andere bisherige Einreichung des Wettbewerbs (eine steht für mich ja noch aus...) eine von Tod und Schuld bestimmte Familiengeschichte, ein klassisches Wallace-Motiv, das hier mit anonymen Briefen und einer nicht unbeachtlichen Anzahl von Leichen stilgerecht aufgefüllt wird. Die Entwicklung der Geschichte stellt sich grundsolide dar, wenngleich ich mir den Spannungsbogen ein wenig stärker gewünscht hätte. Ich kann Count Villain nur zustimmen, dass man dies mit einer Konzentrierung auf Mary Jane in der zweiten Hälfte der Geschichte und einer Steigerung des auf sie ausgeübten Drucks hätte erreichen können. Der Titel "Albtraum ohne Erwachen" ist darüber hinaus insofern zu kritisieren, als er sich nicht bewahrheitet. Am Ende der Geschiche hat der Albtraum für Mary Jane schließlich ein Ende, es bahnt sich eine Entwicklung an, die alles ins Positive umschwenken lässt. Der durch den Titel angedeutete niederschlagende Ausgang erfüllt sich also nicht. 3 von 5 Punkten.

Modul B - Formbewertung:
(B1) angemessener Aufbau: Die Geschichte ist in einzelne Kapitel eingeteilt, was der Orientierung sehr hilfreich ist. Dennoch sollte der Autor darauf achten, die einzelnen Passagen nicht zu kurz ausfallen zu lassen, um Glaubhaftigkeit und Charakterbildung nicht entgegenzuwirken. Einiges kam mir auch in dieser Geschichte zu überhetzt vor. 3 von 5 BE.
(B2) sprachliche Gestaltung: Eine einfache und leicht zu verfolgende sprachliche Aufarbeitung kennzeichnet die Geschichte vom "Albtraum mit Erwachen". Dass ich dennoch nur eine durchschnittliche Wertungspunktzahl in dieser Katerogie verteile, liegt daran, dass ich noch Steigerungsfähigkeit beim Autor vermute. Schreibübung und die aufmerksame Lektüre der Wallace-Romane und -Geschichten werden helfen, die auftauchenden Fahrigkeiten und Schönheitsfehler auszumerzen. 3 von 5 BE.
(B3) Rechtschreibung: Nicht perfekt. Was mich am meisten gestört hat, war die Schreibung der Namen. Einerseits sollte ein englischer Inspektor lieger "Creeger" oder "Creager" heißen und nicht "Krieger", andererseits taucht der Name "Sharingham" sicher in mindestens drei oder vier verschiedenen Schreibweisen auf. Sicher sind das keine Fehler aus Unwissen - bitte die Geschichte vor dem Versand deshalb in Zukunft unbedingt genauer auf Tippversehen überprüfen! 3 von 5 BE.
(B4) Charaktere: Die Charaktere bleiben bis auf Mary Jane leider völlig blass und können mich nicht überzeugen. Es ist zwar eine sehr schöne Idee, sich in Bezug auf die Namensgebung an Film- oder Buchoriginalen wie Creager, Craig und Sharingham zu orientieren, doch leider sehe ich die Charaktere aufgrund ihrer einfach gestrickten Beschreibungen und Verhaltensweisen in der Geschichte nicht vor meinem inneren Auge auferstehen. Sicher wird hier auch stetiges Üben zur Verbesserung beitragen, doch vielleicht kann ein weiterführender Tipp dir und anderen bei der Erschaffung mehrdimensionaler Charaktere helfen: Ich zumindest empfinde es zur Charakterbildung der Protagonisten als hilfreich, mir noch vor der Ausarbeitung der konkreten Kriminalhandlung eine Liste mit mindestens drei markanten Eigenschaften jeder Person anzufertigen, von der ich dann mehr als die Hälfte so in die Handlung einarbeite, dass sie nicht nur schmückendes Beiwerk sind, sondern wirklich die Aktion vorantreiben. Gleiches gilt für die Beziehungen der Personen untereinander. Solche "technisierten" Herangehensweisen wirken eventuell etwas pauschal, können aber auch in der Praxis nützlich sein. 2 von 5 BE.
(B5) Wallace-Faktor: Die Wallace-Einstreuungen in "Albtraum ohne Erwachen" sind für meine Begriffe ein wenig in sich selbst widersprüchlich. Für die Wallace-Originalerzählungen spricht, dass die Geschichte in den 1920er bzw. 1930er Jahren spielt und dass eine Familienhistorie erzählt wird. Für die Rialto-Wallaces sprechen die Charaktere und die Schauplätze. Die gesamte Atmosphäre an sich erinnert an Gialli und die Dialoge an die Jetztzeit. All das ruft in meiner Ansicht den Eindruck eines unvereinbaren Stilbruchs hervor. Was ich darüber hinaus von der deutlichen Anspielung auf den "Hund von Baskerville" mit Dr. Mortimer und den Zeitungsausschnitten halten soll, weiß ich noch nicht. Einerseits eine sehr schöne Insiderverbindung, andererseits geht die Hommage an Sherlock Holmes noch weiter zulasten des Edgar-Wallace-Gefühls. 2 von 5 BE.
Gesamt Modul B: 13 von 25 BE. Macht: 2,6 von 5 Punkten.

Modul A und B ergeben zusammengezogen eine Gesamtwertung von 2,8 Punkten. Krumme Punkte sind nicht erlaubt, deshalb vergebe ich 3 von 5 Punkten. Schlusswort: Ganz so schaurig wie der Titel erwarten ließ, war "Albtraum ohne Erwachen" doch nicht. Dafür erhält man einen gut geschilderten Kriminalfall, der in der Formnote einige Anfängerabzüge einstecken muss. Mit besserer Plan- und Schreibtechnik könnten hier noch versteckte Reserven aktiviert werden.

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

21.02.2010 13:58
#38 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Achtung, alle meine Wertungen können SPOILER enthalten!

Meine vierte Wertung:

Das Rätsel des schwarzen Briefs von Sir Oliver


Vorbemerkung: es handelt sich um eine typische Story im Wallace-Stil mit einem verborgenen Verbrechen aus der Vergangenheit, einer jungen Frau, rätselhaften Umständen und einer klassischen Auflösung.

Titel: der Titel klingt richtig wallace-like, im Detail hätte man etwas anders formulieren können: "Das Rätsel der scharzen Briefe" (es sind ja mehrere), alternativ "Das Geheimnis der schwarzen Briefe" vielleicht. 4 Punkte.

Story: im Grunde eine sehr schöne Geschichte, die viele Elemente der Wallace´schen Schauergeschichten aufgreift. Eine junge, unschuldige Frau gerät in einen Strudel aus Mord, Feindschaft und Erpressung, ein dunkles Verbrechen aus der Vergangenheit holt die Täter ein, ein unbekannter Rächer mordet mit Messern und Gift. Daß Dr. Collins der Täter sein könnte, kam mir allerdings gleich in den Sinn ("Doktor Collins, der seit wenigen Jahren in den Diensten von Scotland Yard stand..."). die "wenigen Jahre" machten ihn in meinen Augen sofort verdächtig! Wie schon in einer anderen Wertung vermerkt: ein großer Logikfehler ist es, daß ausgerechnet der Vater von Jane die Tochter in die Obhut des Mörders an seiner Frau übergibt, leuchtet in keiner Weise ein. Der Onkel hätte sich als cleverer Anwalt das Sorgerecht des Mädchens ergaunern können, um in den Besitz einer zu erwartenden Erbschaft zu gelangen, oder weil sich sein schlechtes Gewissen regt und er etwas von dem Unrecht wieder gut machen wollte vielleicht. Die Überführung des Täters ist wieder relativ klassisch, der recht blass gebliebene Inspektor stellt eine Falle und der Mörder fällt darauf herein. sehr knappe 4 Punkte.

Lesevergnügen, Rechtschreibung etc: ist insgesamt etwas getrübt. Es gibt nicht allzu viele Fehler, aber doch mehr als nötig wären. Störender sind Mängel in den Formulierungen. So z.B.:
"So schlenderte sie langsam durch die Gassen. Selbst jeder, der Jane nicht kannte, aber einige Menschenkenntnis besaß, konnte erkennen, dass sie völlig in Gedanken versunken war."
"Es klang nach zwei Männerstimmen."
"Sie stießen auf eine große alte Eichentür, welche der Eingang des Hauses war."
"Sein Mund fing ebenso an zu schäumen."

Der Einstieg mit dem Datum bietet gleich zwei Kritikpunkte:
1. "Es war Freitag, der 30.10.1965. Die Dämmerung begann ihr dunkles Antlitz über die menschenleere Londoner Innenstadt zu hüllen."
auch hier der Hinweis: Datumsangaben in Texten werden ausgeschrieben: "Oktober" wäre also unbedingt zu verwenden,
2. der 30. 10.1965 war ein Samstag!, kein Freitag, wie der Autor angibt. (auch hier die Frage, ob das Datum so genau eigentlich von Bedeutung ist? Man hätte auch schreiben können: "Es war einer jener nebelverhangenen Oktoberabende..."

Manchmal störend empfinde ich die auftretenden Redundanzen. Man ist als Leser dabei, wenn etwas geschieht (Jane als Ohrenzeugin des Mordes z.B., und anschließend wird in der Befragung dies alles in wörtlicher Rede nochmal wiedergegeben, ohne daß daraus ein Erkenntnisgewinn für den Leser entsteht:

"Als sich Jane etwas beruhigt hatte, begann sie auf die Fragen des Inspektors zu antworten. "Ich weiß es nicht. Ich war auf dem Heimweg, lief die Straße entlang. Plötzlich hörte ich Stimmen. Es müssen zwei Männer gewesen sein, die heftig miteinander stritten. Ich könnte ihre Stimmen hören, aber nicht worum es dabei ging. Danach vernahm ich nur noch einen furchtbaren Schrei und alles war still."

Ebenso hier:
„Und der Anruf? Was hat der damit zu tun?“ - „Der Anrufer sagte nur ärgerlich, dass es ihm nichts nützen würde den Brief zu verbrennen, dass er für seine Taten bezahlen müsste.“ Trotz guter Einfälle handwerklich eher mäßig ausgereift, daher nur 2 Punkte.

Charaktere: Jane und auch ihr Onkel sind bei aller Kürze recht gut gekennzeichnet, auch wenn der Autor viele Dinge nur behauptet, anstatt sie für den Leser erlebbar zu machen. Dr. Collins ist da etwas schwieriger zu beurteilen (s. o.), die Polizei bleibt recht blass, die Figur des Carter ist etwas aus dem Hut gezaubert, man hätte ihn vorher mal irgendwo erwähnen können (als er sich vor dem Büro des Anwalts herumgedrückt hat z.B.). 3 Punkte.

Wallace-Faktor: relativ hoch, die Namen sind gelungen (außer Smith als Bankdirektor), die Schauplätze typisch, das Verbrechen ebenso. Die Stimmung entspricht für mich den späteren, leicht trashigen Farb-Wallace´. 4 Punkte:

Gesamtwertung: 3 Punkte (17 Punkte) Es handelt sich bei dem Rätsel des schwarzen Briefs um einen gelungenen Einfall, der abgesehen von einem Logikfehler nur an der sprachlichen Ausgestaltung stark anziehen muß.

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

21.02.2010 19:48
#39 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

"Die letzte Wette" von Count Villain

Titelgebung: Der Leser entschlüsselt den Titel natürlich sofort als Hinweis auf den berühmten Kriminalbeamten "Wetter" Long und freut sich auf ein Wiedersehen, obwohl offenbleibt, ob es sich um die letzte Wette handelt, weil Long danach von dieser Welt abtreten muss. - 5 Punkte

Kriminalfall: Die Wahl einer bereits etablierten Figur aus dem Werk von Edgar Wallace stellt an den Autor eine Herausforderung, verleiht ihm aber auch Vorschusslorbeeren, da die Phantasie des Lesers immer wieder auf vertraute Muster zurückgreifen kann. Sir Arnold Long muss nicht erst eingeführt werden, sondern hat sich -gerade durch die Besetzung der Rolle mit dem sympathischen Joachim Fuchsberger- bereits in die Herzen der Zielgruppe gespielt. Der Kriminalfall hält eine wunderbare Balance zwischen Reminiszenzen an die Zeit des Falles Shelton und der aktuellen Situation in der Bank des verblichenen Sir Godley Long. Modernisierungen wurden sehr behutsam vorgenommen und der Autor läßt dadurch den Weg zu einer weiteren Fortsetzung offen, da er "nicht all sein Pulver verbraucht", sondern die Denksportaufgabe in den Mittelpunkt stellt. Selbst Nora Sanders, mittlerweile Lady Nora Long, wird erst im Schlusssatz erwähnt. - 5 Punkte mal zwei (Inhalt zählt doppelt)

Charaktere/Authentizität/Namensgebung: Zwei Dinge würden mich als Nichtkennerin des Romans interessieren: Ist Arnold wirklich der Vorname vom ehemaligen Chefinspektor Long? Kann ein Mann im Alter von fünfundzwanzig Jahren bereits Chefinspektor von Scotland Yard sein? Die Charaktere sind präzise und mit Liebe gezeichnet, wobei ein Gleichgewicht zwischen den handelnden Personen geschaffen wird und Lösungsansätze bereits im Frühstadium der Geschichte gegeben werden. Somit erscheinen spätere Deduktionen logisch und können vom kundigen Leser nachvollzogen werden.
SPOILER: Bei der Erwähnung des Bombenangriffs, der das Ausbrennen des Tresorraums verursachte, dachte ich sofort an die Anschläge vom 11. September 2001, bei dem Mitarbeiter einer Investmentfirma vor dem Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers alle Gelder ihrer Kunden auf ihre eigenen Konten transferierten und anschließend untertauchten. - 5 Punkte

Lesefluss/Sprachstil/Formulierung: Rund achtzig Beistriche fehlten, ein- oder zweimal wurde ein Flüchtigkeitsfehler begangen, "ihnen" zweimal klein geschrieben, ansonsten ist nichts zu beanstanden. Die Geschichte geht runter wie Schmieröl, fesselt, fasziniert und begeistert. Der Autor verfügt über einen reichen Wortschatz, drückt sich distinguiert aus, hat ein Auge für Details (sogar in Modefragen ist er bewandert) und wird auch im Gespräch mit Menschen niedrigen Bildungsniveaus nicht vulgär. - 5 Punkte

Stringenz/Eloquenz/dramatische Wichtigkeit: Jede Person erhält gerade so viel Spielraum, als ihr aufgrund der Entwicklung des Plots zusteht. Es gibt keine überflüssigen Szenen oder Abweichungen von der Grundidee. Geschickt werden Ereignisse aus der Vergangenheit aufgegriffen, um heutige Beweggründe der Figuren zu erläutern. Dies geschieht jedoch, ohne den Fluss der Handlung zu unterbrechen, z.B.: Die deutschen Luftangriffe auf London begannen 1940, neun Jahre später trägt Vanessa ein von Christian Dior kreiertes Kleid im "New Look". - 5 Punkte

Wallace-Faktor: Es ist ein kluger Schachzug, sich eine Originalgeschichte zum Vorbild zu nehmen und eine Fortsetzung danach zu stricken. Die Idee gefällt mir sehr gut und das Wallace-Gefühl stellt sich deshalb auch sofort ein. - 5 Punkte

Höchstpunktezahl: 35
"Die letzte Wette": 35 Punkte = 5 von 5 Punkten

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

21.02.2010 20:04
#40 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

"Das Rätsel des schwarzen Briefs" von Sir Oliver

Titelgebung: Ein typischer Titel der Rialtoreihe mit dem obligatorischen Farbbezug. - 4 Punkte

Kriminalfall: Anonyme Briefe mit Morddrohungen; ein Anwalt mit einem Geheimnis; die verwaiste Nichte, die bei ihrem Onkel arbeitet und ein Banktresor, der Dokumente aus der Vergangenheit enthält: Zutaten für eine klassische Kriminalgeschichte, die immer wieder ihren Reiz hat. - 5 Punkte mal zwei (Inhalt zählt doppelt)

Charaktere/Authentizität/Namensgebung: Dadurch, dass die Personen so eindeutig den Filmen der goldenen EW-Epoche der Sechziger Jahre zuzuordnen sind, erübrigt sich eine nähere Beschreibung der Charaktere. Man weiß, was man von ihnen zu erwarten hat. Der Mediziner ist schon aufgrund seines Namens verdächtig. Glaubwürdig sind die Figuren allemal. - 5 Punkte

Lesefluss/angemessener Sprachstil/Formulierung: Es fehlen ungefähr fünfzehn Beistriche, die Zahl der anderen Fehler beläuft sich auf zehn. Schwerer wiegen allerdings die Wortwiederholungen in einigen Absätzen. Hier hätte der Autor über alternative Formulierungen nachdenken sollen, dann wäre seine Geschichte noch reichhaltiger geworden. Zudem wurde gleich im ersten Satz wieder einmal ein Datum in Ziffern angegeben. Wann die Geschichte passiert, ist zudem völlig uninteressant.
Die Geschichte ist zu keiner Zeit langweilig, sondern überzeugt durch einen gekonnt gespannten Handlungsbogen. Die Dialoge geben typische Unterhaltungen aus den uns bekannten Filmen wieder. - 3 Punkte

Stringenz/Eloquenz/dramatische Wichtigkeit: Durch den schnellen Wechsel der Schauplätze, wobei mir besonders das Haus des ersten Mordopfers gefällt, wird der Autor seinem Vorhaben, allen Personen und Orten gleiche Aufmerksamkeit widerfahren zu lassen, gerecht. - 5 Punkte

Wallace-Faktor: Die Nennung des Zeitraums, in dem die Geschichte spielt, beweist, dass sich der Autor von den Filmen der Sechziger Jahre inspirieren ließ. Man denkt an Karin Dor, Joachim Fuchsberger und Siegfried Schürenberg. Gelungene Umsetzung des Wallace-Gefühls. - 5 Punkte

Höchstpunktezahl: 35
"Das Rätsel des schwarzen Briefs": 32 von 35 Punkten = 4,57 Punkte - Gesamtbild der Geschichte: 4 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

21.02.2010 21:56
#41 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister
Zwei Dinge würden mich als Nichtkennerin des Romans interessieren: Ist Arnold wirklich der Vorname vom ehemaligen Chefinspektor Long? Kann ein Mann im Alter von fünfundzwanzig Jahren bereits Chefinspektor von Scotland Yard sein?


Im Roman ist Long Inspektor (Scotland Yard versucht, jeglichen Zweifel daran zu zerstreuen, man könne ihn eventuell nur aufgrund seiner sozialen Herkunft begünstigen), sein kompletter Name lautet Arnold Murray Long.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

22.02.2010 00:44
#42 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov

Zitat von Percy Lister
Zwei Dinge würden mich als Nichtkennerin des Romans interessieren: Ist Arnold wirklich der Vorname vom ehemaligen Chefinspektor Long? Kann ein Mann im Alter von fünfundzwanzig Jahren bereits Chefinspektor von Scotland Yard sein?


Im Roman ist Long Inspektor (Scotland Yard versucht, jeglichen Zweifel daran zu zerstreuen, man könne ihn eventuell nur aufgrund seiner sozialen Herkunft begünstigen), sein kompletter Name lautet Arnold Murray Long.




Ich möchte dazu noch ergänzen, dass ich den "Chefinspektor" wohl unbewusst aus dem Film übernommen habe. Im Roman soll er - im Alter von 27 Jahren - am Ende zum Oberinspektor befördert werden, quittiert aber stattdessen seinen Dienst.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.02.2010 11:46
#43 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Gefährliches Dunkel

Modul A - Inhaltsbewertung:
Schnell fiebert man mit dem Helden der Geschichte, dem Taxifahrer Bobby, mit, wenn er - leider ein wenig unmotiviert - in das verlassene Haus schleicht, um die merkwürdige Versammlung der Rotgewandeten zu beobachten. Die Geschichte verläuft von da ab in hohem Tempo und fesselt den Leser in angemessenem Maße. Vielleicht sogar so gut, dass er die ganze Reihe von Logikfehlern, die sich hier eingeschlichen haben, nicht wahrnimmt. Warum beispielsweise untersucht Bobby nicht selbst die Unterlagen, die in Alex Bassingtons Schließfach liegen? Warum taucht überhaupt das rote Tribunal auf? Für die Pläne Rowleys ist es an sich absolut überflüssig. Welcher Teufel treibt Rowley, am Ende ein so gefährliches Geständnis abzulegen? Seine Sicherheit bestand aus einem Seil und weiter nichts. Nicht zuletzt stellt sich auch bei mir Verwunderung über die Sicherheitsvorkehrungen in einem zur Sprengung vorgesehenen Gebäude ein. 4 von 5 Punkten.

Modul B - Formbewertung:
(B1) angemessener Aufbau: "Gefährliches Dunkel" hat den großen Vorteil, dass es bis auf eine einzige Szene mit Bobby und Charlot nur und ausschließlich aus "Spannungsszenen" besteht und deshalb beim Lesen extrem fesselt. Die Geschichte kann sich somit sicher sein, als diejenige zu gelten, bei der ich die Lektüre zwischenzeitlich am widerwilligsten unterbrach. Leider geht die Spannungsmache aber zulasten der Ermittlungen Charlots und der Ausprägung der einzelnen Charaktere, dazu später mehr. 4 von 5 BE.
(B2) sprachliche Gestaltung: Die sprachliche Ausarbeitung kann sich sehen lassen. Nur einige wenige Wortwiederholungen trüben das Lesevergnügen und lassen die Frage aufkommen, ob der Autor nicht noch einmal eine gründlichere Überarbeitung der Geschichte hätte durchführen sollen. Ansonsten aber wimmelt es hier nur so von lebendigen Beschreibungen und bildhaften Ausdrücken, deren Charme sich dieses wie auch letztes Mal wohl kaum jemand entziehen kann. Zum Schriftsteller geboren, würde ich sagen. 5 von 5 BE.
(B3) Rechtschreibung: Nicht ganz, aber fast fehlerfrei und damit eine der besten Einsendungen auf diesem Gebiet. Leider stört auch mich der Name von Charlot immens. Sie müsste Charlotte heißen; bei Recherchen nach dem Namen "Charlot" stößt man dagegen auf einen - männlichen - schweizer Psychiater. 4 von 5 BE.
(B4) Charaktere: Abgesehen vom Fehler in Charlot Rampoles Namen muss ich hier explizit die Namensgebung lobend hervorheben. Konstrukte wie "Alex Bassington" oder eben - im besten Falle - "Charlotte Rampole" gehen herunter wie Schmieröl und wirken - im Gegensatz zu der Figurenbetitelung der meisten anderen Geschichten - wirklich realistisch, könnten gar tatsächlich muttersprachlicher Natur sein. Darüber hinaus gefällt mir die Fokussierung auf Bobby sehr gut: Man erlebt alle Ereignisse durch seine Augen, sodass man instinktiv eine enge Bindung mit ihm eingeht. Diese fördert die Spannung noch und macht ihn - gemeinsam mit Sir Arnold Long - zum stärksten, obgleich menschlichsten Helden des Wettbewerbs. Auch die Frauenrollen sind ansprechend gezeichnet. Probleme sehe ich darin, dass man den Charakteren von Rowley und vor allem von Alex Bassington - letzterer taucht als unglaublich wichtige Figur nur in einer kurzen Szene auf - wesentlich größeren Spielraum hätte geben müssen, um der Zentralität ihrer Parts Rechnung zu tragen, wohingegen die Handlanger Rowleys, die gleich mehrfach auftreten, absolut gar keine Persönlichkeit aufweisen. Dies wirkt doch ein wenig unausgewogen. 3 von 5 BE.
(B5) Wallace-Faktor: Beim Lesen des Teasers machte ich mir Sorgen, dass der Autor eventuell wie beim letzten Mal Spannungsaction mit Wallace-Stimmung verwechseln könnte. Doch dies ist hier glücklicherweise nicht mehr der Fall, was als die größte Weiterentwicklung von Mr. Wooler im Vergleich zum letzten Wettbewerb gesehen werden muss. Mag ich auch den "Henker von London", der hier eindeutig für das Tribunal als Vorbild fungierte, eigentlich überhaupt nicht leiden, so soll dies auf die Punktwertung nur insofern Einfluss haben, als ich das Tribunal, wie oben vermerkt, auch inhaltlich für überflüssig halte. Doch auch darüber hinaus gibt es Wallace-Bezüge in Hülle und Fülle. Da wäre die Blossom Lane, außerdem natürlich die pointiert getroffenen Hauptfiguren und nicht zuletzt schauplatzbezogene Romanverbindungen zu "Das geheimnisvolle Haus" und "Der viereckige Smaragd". 4 von 5 BE.
Gesamt Modul B: 20 von 25 BE. Macht: 4 von 5 Punkten.

Modul A und B ergeben zusammengezogen eine Gesamtwertung von runden 4 von 5 Punkten. Schlusswort: Der Autor hat eine Erzählung geschaffen, die einen bis zum Ende nicht mehr loslässt und bei der man auch über inhaltliche Schwächen in gewissem Ausmaß hinwegsehen kann. Handwerklich eine der besten Einreichungen des Wettbewerbs, wenngleich ein letzter sprachlicher Feinschliff sowie eine Namenskorrektur das Ergebnis noch ein wenig hätten verbessern können.

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

24.02.2010 19:23
#44 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

Meine fünfte Wertung

Achtung, alle meine Wertungen können SPOILER enthalten

Schnee in Kambotscha von Danny Fergusson


Vorbemerkung: die Geschichte um den ermordeten Jonathan Schmith weist eigentlich alle Bestandteile einer typischen Wallace´schen Kriminalgeschichte auf, aber so richtig will sich das wohlige Gefühl nicht einstellen. Zu viele Dinge passen nicht richtig zusammen.

Titel: "Schnee in Kambotscha" (wird im Text ja richtig mit D geschrieben, im Titel leider falsch), ist ein doppeldeutiger Titel, der gut zur Story paßt, aber nur mäßig zu Wallace. 3 Punkte.

Story: ein alter, reicher Mann wird ermordet in seinem Haus gefunden, erste Zweifel ob der Identität des Toten tauchen rasch auf, zwei Verwandte und drei Bedienstete geraten in den Kreis der Verdächtigen und eine Spur führt nach Kambodscha und in die Vergangenheit. Was hier gut klingt, ist leider im Ergebnis sehr enttäuschend. Viel zu viele handwerkliche Fehler berauben die Geschichte um ihren Reiz.
Eine Polizeistation mit Kriminalpolizei ist garantiert nicht in einem verschlafenen Dorf zu finden, eher in der Hauptstadt der Grafschaft oder anderen zentralen Städten. Auch das "hektische Treiben" von Menschen erscheint da nicht so sehr wahrscheinlich...

"Die Einwohner rannten mit Ihren Schirmen geschäftig durch die Straßen und versuchten noch einen Platz unter einem der Vordächer zu ergattern. Inspektor Angel stand am Fenster seines Büros und beobachtet das hektische Treiben auf der Straße."

"seine ehemals gelbe Uniform" ich vermute, die Postuniformen in England waren zumindest blau. Wer weiß das genauer?

Die ersten Verhöre der Angestellten finden im Prinzip nicht statt, bleiben komplett ohne genaue Erwähnung und Details! Gleiches gilt für die Befragungen der beiden O´Conners. Das ist ermittlungstechnisch nicht nachvollziehbar. Die Polizei befragt und verhört total plan- und ziellos unter den Zeugen.
Das Hauptmanko: die Mörder sind nicht Teil der aktiven Handlung, sie werden einfach aus dem Hut gezaubert, sie wurden nur mal am Rande erwähnt. Da bleibt bloß Enttäuschung beim Lesen. Zu einer guten Konstruktion eines Krimis gehört sicher mehr, als einen Mord zu beschreiben und dann zu behaupten, der oder der war der Täter. sehr knappe 2 Punkte.

Lesevergnügen, Rechtschreibung etc.: auch die vielen kleinen Fehler (Anrede oder Pronomen wahlweise groß oder klein falsch, diverse kleinere Schreibfehler, auch Formulierungen / Ausdruck ist manchmal gewöhnungsbedürftig:

"Die Menschen in Stollwing schienen nämlich, bei der Wahl ihre Kleider, im vorherigen Jahrhundert stehen geblieben zusein."

"Angel musterte sie der Reihe nach und fragte sich warum sie wohl, ausgerechnet heute Vormittag, alle aus dem Haus waren."

2 Punkte.

Charaktere: dieser Punkt ist etwas besser getroffen. Die Polizisten Angel und Cullen werden mit wenigen Worten recht präzise gezeichnet, auch Sir Charles und Henry erscheinen plastisch. Die Dienerschaft bleibt blaß, der Gärtner taucht gleich nie wieder auf, die Köchin ist sicher auf ungesetzliche Weise mit dem alten Schmith verbandelt, aber es ist nicht alles logisch, was sie tut. Insbesondere weiß ich nicht, warum sie beim zweiten Verhör geschwiegen hat. Sicher hat sie sich strafbar gemacht, aber das Leben sollte ihr ja auch lieber sein als die ständige Bedrohung durch die noch freien Mörder. An anderer Stelle wurde es bereits erwähnt: die so ernste Verletzung der Köchin schien dann sehr rasch wieder auskuriert...
Die namenlosen Täter und deren Helfer bleiben naturgemäß total blaß, weil wir fast nicht über sie erfahren. Schade. 3 Punkte.

Wallace-Faktor: ist nur gering ausgeprägt. Die Namen sind gewühnungsbedürftig, die Handlung weist zwar typische Elemente auf, bleibt aber in der Konstruktion hinter Wallace weit zurück. Die Variante mit der unklaren Identität des Toten erinnert eher an A.A. Milne "Das Geheimnis des roten Hauses". 2 Punkte.

Gesamtwertung: 2 Punkte (12 Punkte). Schade, die Zutaten zu dieser Geschichte bieten eine gute Grundlage, aber in meinen Augen macht die Autorin zu viele handwerkliche und stlistische Fehler (die ich nicht alle aufgezählt habe). Es könnte helfen, vor dem Schreiben mal eine Grundidee zu Papier zu bringen und die Personen und die Motivationen mal zu entwicklen und zu überprüfen.

"Wer die Bundesrepublik Deutschland mit einer Bananenrepublik vergleicht, tut den lateinamerikanischen Staaten arg unrecht!" TW
BillyBoy03

horatio Offline




Beiträge: 577

26.02.2010 15:36
#45 RE: Edgar-Wallace-Kurzgeschichtenwettbewerb 2010 Zitat · Antworten

So,meine nächsten Bewertungen:

ALBTRAUM OHNE ERWACHEN VON MELODIE DES TODES

Im EW-Stil geschrieben.
Manche Sätze sind viel zu lang und überflüssig
Bsp:
"Zuerst probierte sie zwei ihrer Freundinnen anzurufen,doch es wollte niemand abnehmen.
Wahrscheinlich waren die beiden zusammen fortgegangen wie sie es des öfteren tun.-Interessiert echt keinen

"Es sah beinahe so aus,als würden alle Personen sterben,die Brian Sharingham schaden konnten.Zuerst sein Gönner Lord Alfred,Elisabeth Sharingham,dessen einziges Kind und nun auch noch Charles Sharingham,der das Testament seines Onkels anfechten wollte.
ELISABETH STARB VOR 15 JAHREN BEI EINEM UNFALL-WARUM SO LANGE BIS ZUM NÄCHSTEN MORD WARTEN????-UNLOGISCH

Für Krieger war es sehr ärgerlich,das die Vergiftung erst jetzt,über einem Monat nach Alfreds Tod festgestellt wurde.
NIEMAND HAT IREGENDEINEN VERDACHT GESCHÖPFT;DAS ALFRED SHARINGHAM VERGIFTET WURDE-ALSO SATZ ÜBERFLÜSSIG ODER MAN HÄTTE ANDERS FORMULIEREN MÜSSEN!


Fazit:leider eine der unlogischten Geschichten
2/5 punkten



DER FLÜSTERER VON BILLY BOY 03

Der Autor hält sich sehr eng an EW
Die Geschichte ist klar geschrieben.
Man merkt,das Billy Boy Erfahrung beim Schreiben hat.
Gute Geschichte
4/5punkten


DREI LEICHEN FÜR PAUL GREY VON KAEUFLIN

Die Geschichte hat mir gut gefallen,
die Kapitelübergänge gehen Hand in Hand über,gut durchdacht,
allerdings kommen manche Wörter in einem Absatz ein bißchen zu oft vor,z.B. Nebel und Nacht

Kaeuflin,auch wenn du`s wahrscheinlich nicht mehr lesen kannst,aber die Rechtschreibfehler hindern mich daran,flüssig zu lesen und das nervt dann ein bißchen...

3/5punkten

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein1"

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