Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 14 Antworten
und wurde 870 mal aufgerufen
 Edgar-Wallace-Forum
Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

03.01.2010 07:25
Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Diese Frage kam mir jetzt im Zuge des aktuellen Kurzgeschichtenwettbewerbs. Ich hab auch noch mal den letzten Revue passieren lassen. Der ist ja nur aus dem Gedanken heraus entstanden, neue Geschichten im Stile des Altmeisters zu schreiben. Und auch bei der Bewertung spielt ja der Wallace-Faktor der eingereichten Geschichten eine große Rolle. Doch was macht Wallace eigentlich aus? Was die Filme und was die Romane? Vielleicht können wir hier ja mal darüber diskutieren und gegebenenfalls auch die verfassten Kurzgeschichten besispielhaft mit einbeziehen. Ich würde mich freuen.

Also, lasst uns der Sache mal auf den Grund gehen.

horatio Offline




Beiträge: 577

11.01.2010 20:49
#2 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Nun denn,dann will ich mal anfangen...

für mich persönlich ist Edgar Wallace nicht der "beste" Krimischreiber und doch fesseln mich seine Geschichten sehr.

Seinen ersten Krimi schrieb er 1904?(bitte Berichtigung,falls falsch)

Die Kriminaltechnik steckt noch in den Kinderschuhen und doch hat er es geschafft,spannende Krimis mit manchmal verblüffender Auflösung zu schreiben.

Zwar wurde auch bei Wallace gemordet,vergiftet,gehängt,stranguliert...usw,doch geschah dies bei ihm noch ohne Blutvergießen oder detaillierter Beschreibung der Todesart.

Außerdem gefällt es mir,das die Verbrecher damals noch eher "gentlemanlike" ihre Verbrechen begangen haben.
Meistens ging es um junge Mädchen,Erbschaften oder Rache.
Und doch hat Wallace es geschafft, unzählige Romane und Geschichten zu erfinden.

Ein Buch ist für mich dann gut,wenn ich mich in dem Buch "verliere",die Welt um mich herum vergesse und einfach nur auf dieses Buch konzentriert bin und meiner Fantasie freien Lauf lassen kann.
So geht es mir mit den meisten Büchern und Filmen von Edgar Wallace.

Und wenn man Bücher oder Filme mehrmals im Jahr lesen oder anschauen kann,dann würde ich sagen,hat der Autor gute Arbeit geleistet...

horatio

DAS MACHT FREUDE

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

11.01.2010 21:21
#3 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Nun ja , viele der Wallace Romane sind eine art Kriminalmärchen....

Total unrealistisch - selbst zu ihrer Entstehungszeit - und gerade deshalb die Möglichkeit in eine andere Welt abzutauchen.....

Was auffällt, im gegensatz zu anderean Autoren neigt Wallace in seien Romanen nicht zu schwarz Weiss Mahlerei - Selbst für die "Bösen" Verbrechen hat man etwas sypatie, kann die Beweggründe nachvollziehen. Die "Guten" Verbrecher dürfen sogar de öfteren entkommen und werden zu Helden....

Wie bei Christie, dürfen die Romane gerne jedes Vorurteil bestätigen und Klischee erfülllen - Hier kommt es nicht auf Realitätsnähe und Hochgeistigen Inhalt an, sondern "nur" um gute Unterhaltung.

Die Filme funktionieren anders - Bei den ersten Sichtungen als gut gemachte, spannende Krimiräzel, bei öfterem Anschauen, wunderbare Filme für Fan des 60 + 70 Jahre Kinos!

Peter

Don't think twice, it's all right ...
Bob Dylan

Happiness IS the road ! (Marillion)

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

11.01.2010 22:10
#4 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

für mich schrieb Wallace moderne Schauermärchen, weniger Kriminalromane im engen Sinne. Es sind eher Formen des Thrillers, bevor es dieses Genre eigentlich gab. Beim Lesen der Bücher stelle ich immer wieder fest, daß es dort häufig nicht darum geht, auf der letzten Seite den Mörder zu entlarven. Den kennt oder ahnt man schon lange vorher. Sondern erstaunlich vielschichtige Gestalten, die sich oft nicht ganz eindeutig dem Guten oder Bösen zuordnen lassen, bevölkern seine Handlungen.
Bei den Filmen sind es für mich i.d.R. eher die früheren, werkgetreueren Verfilmungen in s/w, die mir meist besser gefallen, obwohl der nostalgische Charme auch in den späten 60ern noch rüber kommt.
Mir gefällt auch, daß es im Grunde unrealistische Handlungen und Abläufe sind, die man zu lesen oder zu sehen bekommt. So entsteht eine eigene Welt, eben die Wallce-Welt.

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.01.2010 22:39
#5 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Mich würde direkt einmal interessieren, wo die Stimmen hier das besonders Unrealistische bei Wallace im Vergleich zu anderen, auch heutigen Krimiautoren sehen. Mir erschließt sich diese stets eingetrichterte Meinung nicht so ganz, vor allem nicht in Zusammenhang mit den hier richtig vorgebrachten Äußerungen zu Wallace' keineswegs kindlich schwarzweißen Schilderungen von Gut und Böse. Zugegeben, gewisse "merkwürdige Zufälle und Verhältnisse" gibt es sicherlich - doch die sind in jedem Krimi unumgänglich und finden sich auch bei Christie, Doyle, Sayers und auch heute noch in den Barnaby- oder Monk-Krimis, um nur einige zu nennen. Man hört ja immer nur vage Anspielungen bezüglich dieses Themas, die nie konkret werden und die deshalb eine gewisse Skepsis aufkommen lassen dürfen.

Auch was die oft vermisste formale Klasse der Wallace-Bücher angeht: Einfach 'mal das Goldmann-Taschenbuch im Regal lassen und in eine Erstübersetzung hineinlesen. Hier findet sich mustergültiger Schreibstil auf hohem Niveau. Bemerkenswert sind auch Wallace' menschendurchschauende, oft sehr süffisante Personenbeschreibungen.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

12.01.2010 06:50
#6 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Schön geschrieben, Gubanov. Hier hast Du meine 100%-ige Zustimmung.

Mr. Wooler Offline




Beiträge: 443

12.01.2010 08:25
#7 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Ich glaube, man muss hier wirklich zwischen den Romanen und den Filmen trennen.

1) Romane
Wallace wird gern als Autor von Trivialliteratur verschrieen. Dem kann ich allerdings auch nur eingeschränkt zustimmen.
Sein großes Plus ist sein flüssiger und durchaus fesselnder Schreibstil, mit dem er den Leser damals wie heute zu unterhalten wusste. Die Handlung ist nicht allzu kompliziert und manches Mal durchschaubar. Oftmals steht nicht die Klärung der Identität des Täters im Vordergrund, sondern die Schilderung der Aktivitäten von Ermittler und Bösewicht, bis es schließlich zur Überführung des Letztgenannten kommt. Mir gefällt die Atmosphäre, die Wallace in vielen seiner Romane aufbaut. Und zum anderen auch die Schilderung der in der Tat oft vielschichtigen Figuren und deren Zusammenhänge untereinander. Wallace-Romane funktionieren anders als Christie-Romane, sind aber deswegen nicht unbedingt schlechter einzustufen.

2) Filme
Der Wallace-Faktor bedeutet hier für mich ein Mix aus folgenden Komponenten:
- eine schaurige Szenerie (Schloss / Abtei / Nebel)
- zwielichtige Personen (Butler, Anwalt, Arzt, Reverend, etc.)
- spektakuläre Morde und Mordwaffen
- unbekannte Identität des Mörders oder Drahtziehers
- der Einsatz der damals bewährten Wallace-Darsteller und des bewährten Produktionsteams

Kommen diese Komponenten zusammen, so kann man das Ergebnis fast schon als "echten Wallace" bezeichnen, auch wenn die Vorlage gar nicht von Wallace stammt. Wobei es mir stets lieber war, wenn eine Original-Vorlage von Wallace verwendet wurde.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

12.01.2010 08:52
#8 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Mich würde direkt einmal interessieren, wo die Stimmen hier das besonders Unrealistische bei Wallace im Vergleich zu anderen, auch heutigen Krimiautoren sehen. Mir erschließt sich diese stets eingetrichterte Meinung nicht so ganz, vor allem nicht in Zusammenhang mit den hier richtig vorgebrachten Äußerungen zu Wallace' keineswegs kindlich schwarzweißen Schilderungen von Gut und Böse. Zugegeben, gewisse "merkwürdige Zufälle und Verhältnisse" gibt es sicherlich - doch die sind in jedem Krimi unumgänglich und finden sich auch bei Christie, Doyle, Sayers und auch heute noch in den Barnaby- oder Monk-Krimis, um nur einige zu nennen. Man hört ja immer nur vage Anspielungen bezüglich dieses Themas, die nie konkret werden und die deshalb eine gewisse Skepsis aufkommen lassen dürfen.

Auch was die oft vermisste formale Klasse der Wallace-Bücher angeht: Einfach 'mal das Goldmann-Taschenbuch im Regal lassen und in eine Erstübersetzung hineinlesen. Hier findet sich mustergültiger Schreibstil auf hohem Niveau. Bemerkenswert sind auch Wallace' menschendurchschauende, oft sehr süffisante Personenbeschreibungen.



Ich meine mit Unrealistisch z.B. die Anzahl zu beschützender Erbinnen - Wie viele liefen denn zu der
Zeit durch GB ?
Auch, das es meist auf ein Happy End rausläuft - für fast alle symphatisch gezeichneten Figuren - Ist nicht sehr realitätsnah - genauso wie der Ermittlungsstiel mancher Romafiguren....

Wobei ich nicht sagen will, das heutige Autoren das Besser treffen - und wenn, dann will ich meist
gar nicht lesen.

Was Wallace wirklich gut konnte, war Charaktäre erschaffen (eben nicht nur Schablohnen) und diese öfter mal zu überzeichen - er war Reporter, er hatte lange genug über echte Menschen geschrieben!

Übrigens: Ich glaube ich habe gar keine Goldmann Taschenbücher mehr zuhause - Hab die alle Weitergereicht....
Allerdings liegt die Qualität der Erstübersetzung auch am Übersetzter.... Der eine liegt einem mehr als der andere... Ähnlich ist es auch mit den Scherz Ausgaben, von denen ich einige bei mir habe... (Diamantenfluss war da so ein Fall, obwohl die Änderungen sich wirklich in Grenzen halten)

Peter

Don't think twice, it's all right ...
Bob Dylan

Happiness IS the road ! (Marillion)

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

12.01.2010 21:52
#9 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Was Edgar Wallace für mich so spannend macht ist die sagenhafte Vielfalt in der er geschrieben hat. Ob Krimi, Thriller, Abenteuer, Komödien oder sogar Science Fiction hat er geschrieben - und kaum eine Geschichte ist wirklich langweilig. Auch hat er meines Erachtens den ersten Roman über das organisierte Verbrechen geschrieben. Damals wollte er für Al Capone, den er kennenlernte, ein Denkmal setzen.*

Joachim.
*Weitere Erläuterungen folgen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

20.01.2010 22:57
#10 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

So, da ich diesen Thread schon eröffenet habe, will ich nun auch endlich einmal zur Diskussion beitragen. Ich denke auch, man sollte da zwischen Roman-Wallace und Film-Wallace trennen, da die Rialto-Reihe ja auch zunehmend ein Eigenleben entwickelt hat.

Romane

Wie horatio schon erwähnt hat, ist die Nostalgie ein unbestreitbarer Faktor des ganz eigenen Wallace-Flairs. Und kaeuflin bringt es meiner Ansicht nach mit dem Begriff "Kriminalmärchen" exakt auf den Punkt. Man taucht in eine andere, eigene Welt ab. Gubanov gebrauchte in Bezug auf die Charaktere in Wallace-Romanen bei der Bewertung der Kurzgeschichten einmal das Wort "pseudorealistisch". Und so etwas lese und schreibe ich selbst auch unheimlich gerne. Und so mag es nicht verwundern, dass ich in unserem ersten Wettbewerb "Der Mann, der spazieren ging" favorisiert habe, der sehr nostalgisch daherkommt und dessen Hauptfigur mit seinen Schlussfolgerungen beinahe schon kriminalmagisch zu nennen ist. Der hochintelligente Zauberer, der sich an einem Problem festbeißt. Selbst eine erpresste Prinzessin in Not ist vorhanden. Ich selbst habe schließlich auch eine kriminalmagische Gestalt in meiner Kurzgeschichte benutzt, den Hexer. Aber wir wollen es hier auch nicht übertreiben mit den Märchenanalogien. Die Hauptsache ist diese ganz eigene spezielle Wallace-Welt. Ich weiß nicht, wie aktuell oder realistisch diese Romane zu ihrer Entstehungszeit waren, denn ich lebe heute, viele Jahrzehnte später, doch von unserer Warte aus ist es schon fast eine fremde Welt, in die wir hinabtauchen dürfen und die uns trotzdem sehr vertraut ist, denn Verbrechen ist zeitlos und auch die Beweggründe, aus denen Menschen handeln, sind im Grunde gleich geblieben. Es mag sein, dass purer Wallace nur in den 20er Jahren und in England spielend funktioniert, notfalls noch in den 50ern durch unsere deutsche Rialto-Serien-Prägung (wie es ja trefflicher Streitpunkt im Neuverfilmungsthread ist), doch sollten solcherart Kriminalmärchen eigentlich auch jenseits von Zeit- oder Ortgrenzen funktionieren, wenn man sie als pseudorealistische Kriminalgeschichten versteht, die einen aus der vertrauten Welt heraus entführen. Natürlich hat es Wallace da sehr leicht, da alleine schon die zeitliche Distanz dafür sorgt trotz aller Zeitlosigkeit menschlichen Handelns und Strebens. Der Nennung Christies in dem Kriminalmärchenzusammenhang von kaeuflin schließe ich mich überdies ebenfalls an.

Billyboy gebraucht den Begriff des Märchens ja ebenfalls, in dem er die Romane als "moderne Schauermärchen" betrachtet und sie in die Nähe zu Thrillern rückt. Das mag in den 20er Jahren durchaus der Fall gewesen sein. Ich kann es nicht genau sagen, ich war nicht dabei. Aber dass viele der Romane in so eine Richtung gehen, ist auch aus heutiger Sicht unbestreitbar. Teilweise spürt man ja sogar noch Einflüsse aus Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts. Wallace hat also sicher zur Entwicklung des Thrillergenres beigetragen. Und auch hier werden noch einmal die vielschichtigen Gestalten in seinen Werken erwähnt, die auch für mich einen großen Teil der Faszination der Romane ausmachen, selbst wenn sie noch so stereotyp (aus unserer heutigen Sicht) dargestellt werden. Das ist ein Aspekt, den wir in unseren Kurzgeschichten ja aufgrund der Seitenbeschränkung leider nur emhr anreißen können. Dennoch bin ich meine aktuelle Kurzgeschichte "Die letzte Wette" dieses Mal bewusst von der Charakterseite aus angegangen bei der Planung. Ob und wie es mir geglückt ist, werden wir bald sehen.

Das Unrealistische, das Gubanov ansprach und das Kaeuflin weiter ausführte, macht hingegen wieder das Märchenhafte der Kriminalgeschichten aus. Und rein praktisch betrachtet, sollte es bei einem Vielschreiber wie Edgar Wallace auch nicht weiter auffallen, dass seine Geschichten eben nicht die reale Welt abbilden. Er schreibt schließlich über ausgeklügelte Verbrechen und nicht über alltägliche Verbrechensbekämpfung. Es sind nun einmal Kriminalromane und keine Polizeiberichte. Im Grunde erwartet man da doch Außergewöhnliches und teilweise über die Realität Hinausgehendes. Das gehört doch zum Sinn der Fiktion. Denke ich zumindest. Und ich denke, dass Wallace schon ganz gut im Gebiet von Realismus und Pseudorealismus segelt.

Mr. Woolers Kommentar zu den Romanen, dem Schreibstil und Aufbau der Geschichte kann ich auch nur so unterschreiben. Da habe ich eigentlich nichts weiter hinzuzufügen. Und auch Dank an Joachim, der die Vielfalt des Wallaceschen Werkes noch einmal lobt. Das ist auch ein Punkt, der mir positiv aufgefallen ist. Aber auch im Genre ist die VIelfalt groß. Beinahe jeder Roman hat seine ganz eigene Atmosphäre und ist mal näher an dem einen Genre und ein anderer Roman ist näher an einem anderen. Diese Vielfalt kann ich in der Weise bei Christie z. B. nicht finden.

Ich freue mich jedenfalls über die Resonanz hier im Thread und werde die Tage dann auch noch zu den Filmen etwas schreiben.

Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

23.01.2010 18:16
#11 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Mich würde direkt einmal interessieren, wo die Stimmen hier das besonders Unrealistische bei Wallace im Vergleich zu anderen, auch heutigen Krimiautoren sehen.



z.B. der Roman "Das geheimnisvolle Haus". Da wird in fast utopischer Manier die geheimnisvolle Villa eines Millionärs beschrieben, in welcher sich Stockwerke räumlich nach oben oder unten bewegen können, Fahrstühle weit unter die Erde fahren und diverse technische Starkstromgeneratoren diese unterirdische "Stadt" versorgen. Aus der Sicht der fünfziger oder sechziger Jahre wäre dass vielleicht schon möglich, aber in den ersten Jahren des 20. Jhd. sicher ziemlich unrealistisch. Auch die Struktur der Geschichte, die am Ende aufgeklärten Verwandschaftverhältnisse des Haupthelden zu den übrigen Protagonisten, ist ziemlich an den haaren herbei gezogen, sber man nimmt es EW nicht übel, es gehört halt dazu. Das sind für mich Bestandteile von modernen Schauermärchen, wie die gothic novels ja auch genannt werden. Und als Thriller bezeichne ich die Bücher von EW auch, weil es zu den wichtigen Eigenschaften dieses Genres gehört, die handlung stets voran zu treiben, ohne allzuviel Zeit mit Reflexionen und Nachdenken und Analysieren zu verbringen. Die Spannung, der Thrill, entsteht aus den stes neuen Wendungen und Verstrickungen, nicht aus der kühlen Analyse der Geschehnisse.
Das beherrschte EW wie kaum ein Zweiter seiner Zeit!

Mit der Lizenz zum Verhüten



BillyBoy03

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

23.01.2010 19:08
#12 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Zitat von Billyboy03

Zitat von Gubanov
Mich würde direkt einmal interessieren, wo die Stimmen hier das besonders Unrealistische bei Wallace im Vergleich zu anderen, auch heutigen Krimiautoren sehen.



z.B. der Roman "Das geheimnisvolle Haus". Da wird in fast utopischer Manier die geheimnisvolle Villa eines Millionärs beschrieben, in welcher sich Stockwerke räumlich nach oben oder unten bewegen können, Fahrstühle weit unter die Erde fahren und diverse technische Starkstromgeneratoren diese unterirdische "Stadt" versorgen. Aus der Sicht der fünfziger oder sechziger Jahre wäre dass vielleicht schon möglich, aber in den ersten Jahren des 20. Jhd. sicher ziemlich unrealistisch. Auch die Struktur der Geschichte, die am Ende aufgeklärten Verwandschaftverhältnisse des Haupthelden zu den übrigen Protagonisten, ist ziemlich an den haaren herbei gezogen, sber man nimmt es EW nicht übel, es gehört halt dazu. Das sind für mich Bestandteile von modernen Schauermärchen, wie die gothic novels ja auch genannt werden. Und als Thriller bezeichne ich die Bücher von EW auch, weil es zu den wichtigen Eigenschaften dieses Genres gehört, die handlung stets voran zu treiben, ohne allzuviel Zeit mit Reflexionen und Nachdenken und Analysieren zu verbringen. Die Spannung, der Thrill, entsteht aus den stes neuen Wendungen und Verstrickungen, nicht aus der kühlen Analyse der Geschehnisse.
Das beherrschte EW wie kaum ein Zweiter seiner Zeit!




Diese unterirdische Gänge, Fahrstühle etc. waren bereite Ende 18. Jahrhunderts möglich. Man denke an die vielen Untergrundbahnen die zu dieser Zeit bereits erbaut wurden. Daher ist der Aspekt des unrealistischen nicht haltbar. Wallace hat hier seinen Phantasien zwar freien Lauf gelassen aber immer im Verhältnis dass es irgendwie möglich ist. Siehe auch seinen zweiten Roman "Der verteufelte Herr Engel" / "Der Safe mit dem Rätselschloß".

Joachim.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

25.01.2010 14:56
#13 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

bei den romanen vom krimispezialisten ist für mich ein typisches merkmal, dass wallace sehr detailliert und dennoch sehr kurzweilig schreibt. das gefällt mir sehr gut und es liest sich toll. das ist für mich ein typisches merkmal von wallace. ebenfalls finde ich das wallace sehr oft zwischen der adligen schicht engalnds und den verschrobenen kleinkriminellen unterscheidet und sich das auch in seinem schreibstil wiederfindet. das gefällt mir sehr gut und ich halte es für typisch.

"der da war's! der und die kleine nutte!"

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.01.2010 18:40
#14 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Zitat von Blinde Jack
ebenfalls finde ich das wallace sehr oft zwischen der adligen schicht engalnds und den verschrobenen kleinkriminellen unterscheidet und sich das auch in seinem schreibstil wiederfindet. das gefällt mir sehr gut und ich halte es für typisch.


Ein guter Punkt. Im Gegensatz zu anderen Krimiautoren wie Agatha Christie oder Dorothy L. Sayers sind Wallace' Romane nicht "schichtenspezifisch". Das erweitert gleichsam die Zielgruppe.

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

26.01.2010 15:30
#15 RE: Was ist Wallace? Zitat · Antworten

Merkmale sind sicher die Fülle an Charakteren und auch eine ebensolche Fülle an Handlungsschauplätzen. Teilweise sind die Romane auch recht trashig. In "Der schwarze Abt" wird nach einem Lebenselixier gesucht. In "Die blaue Hand" will Digby Groat, sofern ich mich richitg erinnere, das Gehirn eines noch lebenden Welpen untersuchen. In "Der Fluch der gelben Schlange" greift die Marine ein und rettet die Helden des Romans.
Ich würde schon behaupten, dass Wallace echte Thriller geschrieben hat, da Verbrecher- und Ermittlerseite klar aufgeteilt sind und es, wie bereits angesprochen, nicht um die Entschlüsslung des Verbrechens geht.

 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz