DORIS KIRCHNER (* 04.05.1930 in Graz)
Doris Kirchner im Film (Auswahl):
♦ Seitensprünge im Schnee (1950)
♦ Abenteuer im Schloss (1952)
♦ Ich und Du (1953)
♦ Ja, ja die Liebe in Tirol (1955)
♦ Lügen haben hübsche Beine (1956)
♦ Skandal in Ischl (1957)
♦ Die Försterchristel (1962)
♦ Der Fluch der gelben Schlange (1963)
♦ Das Geheimnis der schwarzen Witwe (1963)
♦ Tante Trude aus Buxtehude (1971)
Ende der Vierziger Jahre absolvierte Doris Kirchner ihre Schauspiel-Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar und spielte unter anderem am renommierten Burgtheater in Wien. Im Kino war sie vor allem in den Fünfziger Jahren zu sehen, und in dieser Dekade spielte sie in über dreißig Produktionen mit. Im Zeitfenster von 1950 bis Angang der Siebziger Jahre sah man sie in 44 Arbeiten für das Kino und TV, ihre Karriere beendete sie bereits schon 1971. Im Jahre 1988 übernahm Doris Kirchner die Leitung der Schauspielschule Bühnenstudio in Hamburg. Hier machte sie sich einen Namen hinsichtlich ihrer speziellen Herangehensweise an die Schauspielerei, und sie unterrichtete das Prinzip der Perzeption, der Improvisation und der Phonetik. Doris Kirchner leitete das Institut bis zum Jahre 2003, bis gesundheitliche Gründe sie zur Aufgabe zwangen. Die nach einem Apoplex an Demenz erkrankte Schauspielerin lebt heute in einem Seniorenheim bei Hamburg. 2011 wurde ein etwa 50-minütiger Dokumentarfilm mit dem Namen
"Müllerstochter, Königin... - Porträt der Schauspielerin Doris Kirchner" produziert. Doris Kirchner war jeweils kurz mit den Regisseuren Franz Josef Gottlieb und Helmuth Ashley verheiratet, und sie hat eine Tochter.
Da ich in den letzen Tagen nicht nur
"Das Geheimnis der schwarzen Witwe", sondern auch
"Der Fluch der gelben Schlange" angeschaut habe, möchte ich noch gerne einige Worte zu ihr verlieren. Für mich hat sie im Bereich Edgar Wallace eine der prägnantesten Rollen, und einen der nachhaltigsten Charaktere interpretiert, und ich hätte mir Doris Kirchner in einigen anderen Produktionen der Reihe sehr gut vorstellen können. Allerdings sind die Partizipationen der Österreicherin wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass sie damals mit Regisseur F.J. Gottlieb verheiratet war. Kirchner bedient keine vollkommen klassischen Frauenrollen in den beiden oben genannten Produktionen, und auch überhaupt ist sie nur schwierig für Paraderollen zuzuordnen, obwohl sie in den 50er Jahren ein fester Bestandteil im Heimatfilm und in Liebeskomödien war. Oft wurde ihr eine
"aparte Schönheit" attestiert, und je nach Einsatz konnte sie beispielsweise ihre mysteriöse, humorvolle, zynische oder einfühlsame Seite zeigen. Für mich persönlich wurden ihre Kapazitäten rückblickend gesehen einfach nicht ausreichend genutzt, und ihre Auftritte waren einerseits zu sporadisch, und hinsichtlich so mancher Genre-Filme andererseits eher belanglos. Bewusst wahrgenommen habe ich Doris Kirchner erst bei Wallace und Weinert-Wilton, jedoch sah ich sie erstmals bereits in einigen Roy Black- und Rudi Carell-Filmen, die leider auch gleichzeitig das Ende ihrer Schauspielkarriere darstellen. Erwähnenswert ist das Prinzip der Perzeption, das tatsächlich bei Doris Kirchners Interpretationen aufzufallen scheint. Sie appelliert an die Wahrnehmung des Zuschauers, sie nutzt raffinierte Kniffe, führt ihn unter Umständen auch gerne einmal aufs Glatteis, Kirchner wirkt immer besonders überzeugend, auch wenn manchmal der Eindruck von kleineren Selbstinszenierungen entstand. Mir hat sie immer eine ziemlich harte Note vermittelt, so dass man sich oftmals einer Gratwanderung zwischen Sympathie und Misstrauen ausgesetzt gefühlt hat. Die Präzisionsauftritte und die Szenen-Dominanz der Österreicherin stellen für mich immer wieder kleine Highlights dar, und so manchen Film habe ich mir erst wegen ihr überhaupt angeschaut. Eine beeindruckende Darstellerin, die innerhalb einer filmischen Zwangsjacke häufig wie ein Chamäleon wirkte.