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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 574 mal aufgerufen
 Giallo Forum
kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

05.10.2009 08:44
Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Italienischer Actionkrimi, der einige Merkmale späterer Poliziotteschi vorwegnimmt.

Die Klette (1969)

Originaltitel:    Un Detective
Produktionsland: Italien
Produktion: Mario Cecchi Gori
Erscheinungsjahr: 1969
Regie: Romolo Guerrieri
Drehbuch: Massimo d'Avak, Alberto Silvestri, Franco Verucci
Kamera: Roberto Gerardi
Schnitt: Marcello Malvestito
Musik: Fred Bongusto
Länge: ca. 97 Minuten

Cast: Franco Nero, Florinda Bolkan, Adolfo Celi,
Delia Boccardo, Susanna Martinková, Renzo Palmer,
Roberto Bisacco, Maurizio Bonuglia u.a.
Inhalt: Stefano Belli (Franco Nero) von der Fremdenpolizei ist korrupt und bestechlich. Gegen einige Lira soll er für Anwalt Fontana (Adolfo Celi) Sandy, die Geliebte seines Sohnes Mino, des Landes verweisen, indem er einen Grund findet, ihr die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Sandy lässt sich nicht so schnell einschüchtern wie geplant. Um den Auftrag erfüllen zu können, beginnt Belli in ihrem Freundeskreis zu ermitteln. Der Erste, den er aufsuchen will, ist ein weiterer Geliebter Sandys. Dieser liegt bereits tot in seiner Wohnung. Mit einem Mordfall, in den er nun hineingezogen wird, ist Belli völlig überfordert, zumal er seinen Kollegen gegenüber nicht offen sein kann, da er sonst zugeben müsste, bestechlich zu sein ...

Fazit: Ich weiß nicht, ob ich zuviel in den Film hineininterpretiere, aber der konfuse Aufbau und Bellis unbeholfene Ermittlungen spiegeln ziemlich genau wider, wie überfordert der „kleine Polizist“ mit dem großen Fall ist, in den er sich da verwickelt hat. Belli hat keine Ahnung, wie er vorgehen muss; den Druck baut er in Wutausbrüchen und unkontrolliertem Verhalten gegenüber Verdächtigen ab. Dadurch wirkt Bellis Charakter extrem unymphatisch und es fällt schwer, mit ihm mitzufiebern. Der Film an sich ist auch eher anstrengend. Oft endet eine Szene schon mit den ersten Gesprächen der nächsten Szene, bevor das Bild auf die Szene umschneidet.

Die Besezung ist erstklassig, gerade Celi und Bolkan spielen genial. Nero leidet ein wenig unter seiner Rolle - seine extremen Stimmungschwankungen sind für den Zuschauer zu Beginn nur schwer zu verstehen. Die Ausstattung ist klasse – gerade die Wohnungen im moderene End-60er-Stil. Der Score hat einige Highlights wie „It's a Man's World“ im Vorspann, wird zwischendurch allerdings recht belanglos.

Die DVD von Eyecatcher ist (wie deren letzte Veröffentlichungen alle) nur mäßig gelungen. Das Bild ist okay, der Ton rauscht gelegentlich deutlich hörbar und am Ende hat man vergessen, eine Szene, die nur auf Italienisch vorliegt, zu untertiteln – absolute Schlamperei!

Der Film ist etwas mühsam. Wer sich allerdings für den Ursprung des Poliziottesco interessiert oder mit Damiano Damianis Filmen etwas anfangen kann, sollte mal einen Blick riskieren. Einerseits zeigt der Film eine korrupte Welt wie bei Damiani, andererseits extreme Ermittlungsmetoden wie später Maurizio Merli. Von mir gibt es 3 von 5 Punkten.

Happiness IS the road! (Marillion)

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

05.10.2009 16:39
#2 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Der Film ist optisch und musiktechnisch eine wahre Perle für Spät-60er-Jahre-Nostalgiker. Der Film sieht einfach bombengeil aus!

Danny Fergusson Offline




Beiträge: 24

06.10.2009 13:19
#3 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Ich kann mich dem nur anschließen. Bei mir bekäme der Film maximal 2 von 5 Punkten. Die Handlung ist nicht gut umgesetzt und ziemlich wirr geschnitten. Außerdem gibt es bei mir Abzug für das pinke DVD-Cover.

Danny

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

06.10.2009 13:35
#4 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Zitat von Danny Fergusson im Beitrag #3
Außerdem gibt es bei mir Abzug für das pinke DVD-Cover.

Deshalb hab' ich mir auch "Cover A" geleistet, das sieht wesentlich schöner aus.

Gruß
Joe Walker

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

06.10.2009 14:28
#5 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Cover A sieht aus wie eine selbstgebastelte Collage, Cover B ist hässlich rosa - letztendlich wäre mir das Cover egal, wäre der Filminhalt in besserer Qualität auf der DVD gebracht worden (die fehlenden Untertitel sind schon ziemlich störend, wobei man erahnen kann, was gesagt wird).

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

06.10.2009 15:29
#6 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten

Bei Cover B steig' ich auch ganz klar aus wegen der rosa Farbgebung, aber A finde ich persönlich sehr gelungen. Wirkt wirklich nicht wie selbstgebastelt. Die DVD ist zwar leider nicht perfekt (das Bild ist eigentlich recht gut, leider rauscht der Ton doch deutlich) und die fehlenden UTs stören (wobei man sich das doch zusammenreimen kann, was Belli in der letzten Szene sagt), aber doch ein deutlicher Fortschritt gegenüber der alten VHS (zum Vergleich einfach mal den alten deutschen Vor- und Abspann ansehen).

Gruß
Joe Walker

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.12.2018 14:55
#7 RE: Die Klette (1969) Zitat · Antworten



Die Klette (Un detective)

Kriminalfilm, IT 1969. Regie: Romolo Guerrieri. Drehbuch: Franco Verucci, Alberto Silvestri, Massimo d’Avak (Romanvorlage „Macchie di belletto“: Ludovico Dentice). Mit: Franco Nero (Kommissar Stefano Belli), Florinda Bolkan (Vera Fontana), Adolfo Celi (Anwalt Fontana), Delia Boccardo (Sandy Bronson), Susanna Martinková (Emmanuelle), Renzo Palmer (Kommissar Baldo), Roberto Bisacco (Claudio), Maurizio Bonuglia (Mino Fontana), Laura Antonelli (Franca), Marino Masé (Romanis) u.a. Uraufführung (IT): 26. Juli 1969. Uraufführung (BRD): 29. Mai 1970.

Zitat von Die Klette
Der simple Auftrag, die Affäre eines verwöhnten Anwaltssohns mit der Engländerin Sandy zu beenden, weitet sich für Kommissar Belli plötzlich in ungeahntem Maße aus, als der zweite Liebhaber der Frau erschossen in seiner Wohnung an der Via Veneto aufgefunden wird. Weiterhin von Anwalt Fontana bezahlt, geht Belli den Spuren in diesem Mordfall nach und findet heraus, dass mindestens drei Frauen einen Grund hatten, den Mann zu beseitigen: So geraten neben Sandy auch die Sängerin Emmanuelle sowie Fontanas zweite Gattin Vera unter Verdacht. Ein Foto zeigt die vermeintliche Täterin, wie Gott sie schuf – allein fehlt der Aufnahme der Kopf zur einfachen Identifizierung. Und trotz seiner rauhbeinigen Befragungsmethoden bekommt Belli aus dem Fotografen kaum etwas heraus ...


Ein langer Kameraschwenk über die Via Veneto, der wie zufällig an einem Fenster endet, hinter dem ein Mann erschossen wird, lässt keine Zweifel darüber aufkommen, dass sich der Zuschauer wieder einmal in einem wohligen Italo-Krimi wiedergefunden hat. Und das obwohl einige Insignien der „Klette“ eher amerikanisch wirken und ganz klar vom Stil hollywoodesker films noirs beeinflusst sind: der abgewrackte, semioffizielle Detektiv, der eher aus finanziellen als aus Gerechtigkeitsgründen ermittelt, die gefährlichen femmes fatales unter den Verdächtigen sowie die rauen Umgangsformen drücken dem Film ihren markanten Stempel auf. Aber spätestens wenn Franco Nero und Florinda Bolkan die Szenerie betreten, wird klar, dass es für derlei Stoffe keines Humphrey Bogart und keiner Lauren Bacall bedarf. Neros Detektiv Belli ist sogar der Titelgeber für die italienisch- und englischsprachigen Verleihtitel des Films und kämpft sich mit entsprechender Präsenz durch den Fall: Wann immer er einen widerspenstigen Zeugen oder eine verlogene Mitwisserin vor sich hat, vergreift er sich nicht nur stilvollst im Ton, sondern möbelt auch immer wieder Wohnungseinrichtungen oder deren Besitzer handgreiflich auf, um das zu erfahren, was er in diesem Moment für die Wahrheit hält. Sicher ist Belli keine Identifikationsfigur im Sinne eines braven Spießbürgerkrimis, aber als radikal politisch unkorrekter und verletzender Schweinehund geht von ihm jene Faszination aus, für die Neros härtere Rollen so beliebt sind.

Mit Idealen wie Tugendhaftigkeit und Wahrheit nehmen es offenbar alle Beteiligten nicht so genau, denn „Die Klette“ gleicht einem riesigen Verwirrspiel, dessen Fäden man eigentlich schon verloren hat, bevor es so richtig an Fahrt aufgenommen hat. Man sollte daher einerseits eine gewisse Geduld beim Schauen mitbringen und andererseits höllisch aufpassen, wer sich da gerade in welche zweifelhafte Aussage verstrickt. Nur so hat man die Chance, bis zum Ende am Ball zu bleiben, was sich dank guter Leistungen von Florinda Bolkan und Susanna Martinková insbesondere im letzten Drittel des Streifens durchaus lohnt. Während Bolkan als hochmoralische, unnahbare Anwaltsfrau auftritt, deren kalte Schulter Belli herausfordert, nutzt die unstete Martinková den Ermittler als Spielball ihrer Launen und schickt ihn dabei von einer Sackgasse in die nächste. Delia Boccardo als dritte Frau im Bunde gibt gewissermaßen das ausgeglichene Pendant dieser beiden Extreme, verschwindet aber nach und nach aus dem Fokus, während Bolkan und ihre tschechische Kollegin an Präsenz gewinnen.



Auch wenn die rassige Synchronfassung von Arne Elsholtz im Zusammenspiel mit der auf Krawall gebürsteten Performance von Franco Nero den Unterhaltungswert des Films immer auf einem guten Niveau hält, muss man dem von drei Autoren zusammengeschusterten Werk dramaturgisch doch einige Schwierigkeiten attestieren, die es trotz einer engagierten, aber gelegentlich langatmigen Regie von Romolo Guerrieri leicht hinter dessen anderen Früh-Giallo „Der schöne Körper der Deborah“ zurückfallen lassen. Guerrieri drückt dem Film nicht nur mit teilweise poetischen Großstadtaufnahmen einen Stempel auf, sondern nutzt auch eine interessante Schnitttechnik, bei der zwei Szenen asynchron ineinander übergehen, indem Bild und Ton zu unterschiedlichen Zeiten von A nach B wechseln. Genretypische Einsprengsel wie latente Erotik, ein heißes Autorennen über Roms Straßen (diesmal mit dem Zweck, die Beifahrerin vor Angst zum Reden zu bringen) oder ein sauberer Auftritt des stets geheimnisumwitterten Adolfo Celi wirken im Rahmen des Gesamteindrucks dagegen eher bemüht. Immerhin wird Celis Charakter Fontana, der als Auftraggeber für Belli zunächst eine gewisse Immunität genießt, nach und nach ein interessanter schwarzer Punkt in der Familiengeschichte angedichtet. Die Frage, wie seine erste Ehefrau starb, führt nicht nur zu klassischen Szenen, in denen Franco alte Zeitungsausschnitte wälzt, sondern auch geradewegs zu einer atmosphärisch sehr stimmigen, wenn auch nicht bis ins letzte Detail verständlichen Auflösung. Ein italienischer Filmkritiker ehrte die finale Szene sogar durch einen Vergleich mit den Werken des französischen Filmschaffenden Jean-Pierre Melville.

Unterm Strich ist „Die Klette“ sicher kein Meilenstein der Filmgeschichte und Udo Rotenberg weist zu Recht darauf hin, dass der Film trotz interessanter Tendenzen „noch der traditionellen Erzählform der 60er Jahre verpflichtet blieb“ (Quelle). Das gilt zum Beispiel für die noch nicht so ausgefeilte und einprägsame Musik wie bei späteren Italo-Krimis – Komponist Fred Bongusto beschallt den Zuschauer eher mit sanften Jazz-Klängen, denen die deutsche Fassung sehr prominent mit James Browns Evergreen „This Is a Man’s World“ unter die Arme greift. Eine kuriose Wahl für einen Film, in dem der Protagonist seine Ratlosigkeit und Überforderung mit unwirscher Gewalt zum Ausdruck bringt, während drei Frauen ihn abwechselnd zum Narren halten ...

Was als „saubere Sache, nur ein bisschen Geschreibe, Verwaltungskram“ angekündigt wird, wächst sich für Stefano Belli zu einem Abenteuer mit bösem Erwachen aus. „Die Klette“ ist ein eigenwilliger Krimihybrid zwischen traditioneller Färbung und modern-italienischer Würze, auch wenn beide Zutaten nicht immer ganz stilsicher vermischt werden. Für Polizeifilm-Freunde ist „Die Klette“ vermutlich lohnenswerter als für reine Giallo-Liebhaber, aber auch diese sollten einen Blick riskieren, wenn sie Franco Nero oder Florinda Bolkan zu schätzen wissen. 3,5 von 5 Punkten.

PS: Optisch gefällt mir das auf dem Originalplakat basierende rosafarbene Cover im Gegensatz zu den anderen Meinungen hier im Thread besser als das andere Artwork, das letztlich nur deshalb in meiner Sammlung gelandet ist, weil ich keine Lust hatte, mehr für eine unpraktische große Hartbox auszugeben.

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