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Dieses Thema hat 86 Antworten
und wurde 13.030 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

27.10.2009 09:32
#16 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov

Zitat von INA
Hallo, Gubanov, Deine Idee der Beschreibung und Bewertung der einzelnen Folgen von "Dem Täter auf der Spur" finde ich ganz prima. Ich habe damals bei der Erstausstrahlung keine Folge verpasst, lag aber mit meinen Tätervermutungen meistens daneben. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich sehr enttäuscht war, dass Günther Stoll plötzlich nicht mehr dabei war, ich glaube es hiess er sei auf Kommissarlehrgang. Aber Karl Lieffen hat mir dann doch auch ganz gut gefallen mit seine eher humorvollen Art. Ich freue mich schon auf die Bewertungen der nächsten Folgen. Da werden Erinnerungen wach.


Vielen Dank, Ina, für dieses Lob, das natürlich auch Percy Lister zusteht. Es ist sehr interessant, dass du die Folgen noch von den Erstausstrahlungen her kennst. Da auf den DVDs bei bisher allen Folgen „nur“ Raterunden aus den 1990er Jahren enthalten waren, wäre es spannend, zu erfahren, wer da bei den ersten Sendungen in den 1960er Jahren mit Roland im Studio saß.


Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Walter Jokisch, Mady Rahl, Rudolf Schündler, Gaby Gasser, Hans-Jürgen Bäumler, Hilde Sessak, Francisca Tu, Ruth Scheerbarth u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Drehbuch: André Maheux, Henry Grangé. Erstsendung: 04.10.1969.


Die Episode „Familienärger“ beschert uns einen Blick in die – erwartungsgemäß – eher ungewöhnliche und teilweise auch undurchsichtige Familienstruktur eines Forscherklans. Es ist inzwischen zwei oder drei Tage her, dass ich die Episode gesehen habe, aber wenn man mich heute fragen würde, in welcher Beziehung welche Figuren zueinander standen, so müsste ich mich ziemlich geschlagen geben. Gut, Walter Jokisch und Mady Rahl waren wohl verheiratet und Rudolf Schündler Mady Rahls Bruder. Aber dann... – ach du meine Güte! Entsprechend reden sich gewisse Familienmitglieder in der Höflichkeitsform an und agieren so, als hätten sie sich noch nie in ihrem Leben gesehen. Und wie war das überhaupt mit der geplanten Heirat? Waren das nicht Cousin und Cousine? Und sprach Ratekandidat Wiebgen nicht Schündler als „Mann von Mady Rahl“ aus?
Was aus dieser ganzen Verwirrung ersichtlich wird, ist immerhin, dass entweder das Drehbuch für die Spielzeit zu umfangreich gestaltet oder dass Jürgen Roland selbst aus irgendwelchen Gründen ins Straucheln gekommen war und seinen klaren, geradlinigen Regiestil hier einmal zugunsten zahlreicher ungewöhnlicher Wendungen und Szenen, deren Umfang er wohl selbst nur zum Teil überblickte, zurücksteckte. So ist schon die Opferfrage in diesem Film beispielsweise keineswegs so klar wie in anderen Produktionen der Reihe. Zunächst glaubt man fest, der in seinem Labor überfallene Louis Robiac würde der Polizei eine gut genährte Leiche stellen. Doch schließlich ist es – schon zu weit fortgeschrittener Spielzeit – Serge Nuschkin, der ins Gras beißen muss. Und am Ende stellt sich schließlich auch noch die Frage, ob nicht vielmehr der Täter als das Opfer der ganzen Geschichte aufgeführt werden muss.
Auch bei den Darstellern macht sich ein Zwiespalt bemerkbar. So gibt es auf der einen Seite diejenigen, die glaubhaft und makellos wie immer agieren. Zu dieser Gruppe zählt eindeutig Mady Rahl, wenngleich sie – wie Percy Lister bereits ausführte – äußerlich hier keineswegs makellos und damit in bester Serientradition von Margot Trooger auftritt. Auch an den vortrefflich besetzten Altstars Hilde Sessak und Karl Schönböck ist nichts auszusetzen. Und selbst neue Typen wie Eiskunstläufer-mit-TV-Ambitionen Hans-Jürgen Bäumler oder das charismatische Sommersprossengesicht Gaby Gasser überraschen mit lobenswerten Leistungen. Anders dagegen die zweite Hälfte der Besetzung, eindeutig angeführt von einer die Augen zum verzweifelten Rollen animierenden Francisca Tu, deren „Schauspiel“ so gekünstelt und übertrieben wie nur irgend möglich ausfällt. Walter Jokisch enttäuscht mit seiner gänzlich unwandelbaren, von Haus aus viel zu bodenständigen Art der Interpretation seiner Rolle des Finanzverantwortlichen (!) im Institut noch stärker als in „Tim Frazer“ und wirkt eher wie ein einfältiges, gutmütiges Landei als wie ein Mitglied der Pariser Verstandesgesellschaft. Bliebe noch Rudolf Schündler, mit dessen Rolle ich persönliche Schwierigkeiten habe. Ihn als Leidtragenden der ganzen Angelegenheit ansehen zu müssen, fällt mir schwer, da sich sein darstellerischer Schwerpunkt ja ansonsten eher auf Fieslinge, Verbrecher oder bösartige Lateinlehrer konzentriert.


... falsch.
In dieser Episode saß ich wieder einmal dem „Schrott“-Faktor auf. Allerdings eine Runde zu spät, denn Jürgen Roland war so klug, ihn in dieser Episode nicht schon wieder anzuwenden. Nicht Eifersucht war das Motiv, sondern tatsächlich das ominöse Heft mit den medizinischen Forschungsergebnissen, das ich – ebenso wie Ratekandidatin Heidrun von Goessel – lediglich für schmückendes Beiwerk gehalten hatte. Mein Tipp ging also an die undurchsichtige Mady Rahl, die nach der eindringlichen Szene in Hans-Jürgen Bäumlers Garderobe ein hervorragendes Motiv gehabt hätte, ihn, der sie abgelehnt und sie verspottet hatte, zu töten.

Eine ungewöhnliche Episode, deren Komplexität sowohl vom Regisseur als auch von einigen Darstellern offenbar unterschätzt, vom Drehbuch dagegen überbewertet wurde. Dafür präsentiert man uns einige herausragende Szenen, schöne Musik und eine von der logischen Warte aus sehr überzeugende Auflösung. 4 von 5 Punkten.




Bin im Moment auch dabei mir die Episoden mal wider anzusehen und hatte Gestern abend „Familienärger“ im Player ...
Muss sagen ich war positiev überrascht!
Eine tolle Episode, mit guter Story und guter Auflösung - Ausserdem eine klasse Besetzung, in der für mich lediglich die "erste Laborassistentin" etwas abfällt. Deine Kritik an Rudolf Schündler kann ich überhaupt nicht nachvollziehen...
Er spielt seine Rolle sehr überzeugend und sollte nicht immer nur auf den fiesen Lehrer reduziert werden !

Von den Folgen, die ich bisher "wiedeholt" hatte hatt mir „Familienärger“ am besten
gefallen (selbst Karl Lieffen nervt mich hier nicht so sehr wie in manch anderer Episode)

Innerhalb der Serie 5/5 von mir

Peter

Don't think twice, it's all right ...
Bob Dylan

Happiness IS the road ! (Marillion)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2009 12:40
#17 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin
nicht immer nur auf den fiesen Lehrer reduziert


Das habe ich nicht geschrieben. Ich habe ihn allgemein dem fiesen Rollenfach zugeordnet. Darunter fällt ja nicht nur Dr. Knörz, sondern eine Unmenge von Rollen aus den Edgar-Wallace-Filmen und anderen Produktionen dieser Zeit, z.B. auch sein erster Auftritt bei "Dem Täter auf der Spur" als Clown. Dennoch sind Einzelinterpretationen in den besagten (TV-)Filmen oft nicht so prägnant wie eine Rolle, die er in sieben Filmen und verschiedenen Epigonen bis zur Perfektion vollendete. Unterm Strich kann man Rudolf Schündler schon als Garanten für eine makellose Darstellung in so ziemlich allen Produktionen, die mir mit ihm bekannt sind, anführen - er ist eben ein Könner alter Schule. Aber bei manchen Figuren hat man nun einmal gewisse persönliche Geschmäcker: Rudolf Schündler finde ich als Bösewicht besser, wohingegen ich Siegfried Lowitz zum Beispiel lieber auf der Seite des Gesetzes sehe.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.11.2009 20:35
#18 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten


Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Will Quadflieg, Edith Schultze-Westrum, Violetta Ferrari, Hans Korte, Margot Trooger, Jan Hendriks, Horst Beck, Dieter Borsche u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Drehbuch: Henry Grangé, André Maheux. Erstsendung: 27.06.1970.


Puppen sind das Motto dieser Folge. Puppen allerdings, die es heute gar nicht mehr so gibt. Puppen für den Handel, Schaufensterpuppen. Aber keine zur Präsentation neuester Mode. Sondern solche, die sich ein wenig hin- und herbewegen und nur den Zwecken der Aufmerksamkeit dienen. Bedient wird eine Aufmerksamkeit, die in unserer heutigen Zeit wohl kaum mehr zustande kommen könnte, denn was ist heute schon eine bewegliche Puppe?
Nun, immerhin ist sie (oder vielmehr: eine Vielzahl von ihnen) eine stimmungsvolle Kulisse für einen Kriminalfall. In den Arbeitsräumen der Firma Vernet und Chazal – die Monsieur Chazal schon „Chazal und Vernet“ nennt – herrscht eine ganz eigene Atmosphäre: Puppen stehen auf Tischen und Schränken, hängen von der Decke, schauen freundlich lächelnd oder schaurig dreinblickend in den Raum. Ein perfektes Setting für ein in sich selbst schon sehr kurioses Stück. Nicht weniger illuster die Figuren, in die sich die Schauspieler sicher mit Freude hineinversetzten. Keine 08/15-Charaktere sind es, sondern herausgearbeitete Typen von Tyrannen bis Versagern, von Matriarchen über liebende Frauen bis hin zu windigen Gesellen und ehrenwerten Ganoven. In den beiden letztgenannten, wunderbar kontrastierenden Rollen sieht man Jan Hendriks und Dieter Borsche, die – gemeinsam mit einem dritten Auftritt von „Hexer“-Gattin Margot Trooger – das darstellerische Niveau der Folge bis in die Nebenrollen beweisen. In den Hauptrollen sieht es nicht weniger glänzend aus: Hans Korte überzeugt wie immer, Will „Faust“ Quadflieg porträtiert eine tragische Figur und Edith Schultze-Westrum zeigt, dass sie mehr kann als ihre übertriebene Darstellung der Mrs. Hudson in „Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“ vermuten lässt.


... richtig.
Nach „Das Fenster zum Garten“ war dies die zweite Folge, in der mir die exakte Beweisführung zur Enthüllung des Täters genauso gelang wie Commissaire Bernard. Trotzdem kann man der Lösung dieser Episode nicht unbedingt die Offensichtlichkeit der erstgenannten attestieren, waren die Hinweise (außer eben der Sache mit der Verdauung) dem Zuschauer doch nicht allzu auffällig unter die Nase gerieben worden.
Anzumerken bleibt auch, dass hier zum ersten Mal eine authentische Raterunde der 1970er-Jahre zu sehen ist. Statt eines kleinen Fernsehstudios hat man nun eine ganze Halle mit Publikum vor sich und neben dem Ratevorgang gibt es noch ein kleines Showprogramm (welches übrigens mit Fifi Brix’ „Küchenmoritat“ passend bedient wird). Das ist ein rundum gelungener Rahmen für eine rundum gelungene Folge.

Für mich ist der Fall klar: Das ist die bisher beste „Dem Täter auf der Spur“-Folge. 5 von 5 Punkten – ohne Abstriche.




Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Heidelinde Weis, Uwe Friedrichsen, Gerd Baltus, Arthur Brauss, Carl Lange, Anita Höfer, Günther Ungeheuer, Günther Lüders u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Drehbuch: Henry Grangé, André Maheux. Erstsendung: 19.09.1970.
Dass Gut und Schlecht eng beieinander liegen, zeigt nicht nur die klassische Konstruktion eines jeden Krimis, sondern im Speziellen auch der Kontrast der „Dem Täter auf der Spur“-Folgen „Puppen reden nicht“ und „Froschmänner“. Während die erste nämlich spielerisch und lockerleicht daherkommt, bemüht sich die zweite kaum, die in der schneller gewordenen Serienproduktion langsam auftauchenden Ermüdungserscheinungen des Teams zu kaschieren. Die achte Episode schleppt sich mühsam über die Laufzeit und nagt an dem Nachteil, dass durch den ersten Mord der Täterkreis auf eine einzige im Titel genannte Berufsgruppe festgelegt ist. Dies könnte spannend und atmosphärisch sein, hätte man stimmungsvollere Bilder eingefangen. Doch der größtenteils entfernt vom Wasser spielende und kaum Pariser Stimmung einfangende Handlungsverlauf lässt den Zuschauer schnell ermüden. Die Darsteller können den Figuren nur wenig Leben einhauchen. Im Gegensatz zu denen aus der Vorgängerfolge gebärden sich die Protagonisten dieses Spiels flach und uninteressant. Es lässt daher auch tief blicken, dass man als eine der Hauptpersonen einen betrunkenen Stadtstreicher auf den Plan führte, dessen Aussagen am Ende im Verhältnis zu seinem beschämenden Stören lediglich marginal sind.


... gar nicht.

Langweilige Folge, in der Darsteller und Drehbuch an der Wasseroberfläche kratzten und auch der Regisseur offenbar keine Neigungen hatte, den stillen Wassern Tiefe zu verleihen. 2 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.11.2009 13:14
#19 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

"Frau gesucht"

Die siebente Folge der Serie polarisiert. Einerseits wartet sie mit vielen Szenen auf, die dem Fall Würze geben, andererseits gibt es einige Einfälle der Regie, die offensichtlich aus reiner Spielfreude ergänzt wurden, ohne, dass sie für die Handlung oder den Fortgang der Geschichte von Nutzen wären. Ich betone es wieder: 84 Minuten sind hier nicht nötig, eine Kürzung um zehn Minuten hätte dem Fall gutgetan. Die Handlung wird von drei starken Darstellern getragen: Werner Peters, Barbara Rütting und Francisca Tu, die hier eine völlig andere Rolle als in "Familienärger" spielt. Das Ambiente mit dem Sägewerk und dem verschneiten Wald bildet einen angenehmen Kontrast zu den zugeparkten Straßen von Paris. So schaffen die Autofahrt des Ehepaars, das Auffinden der Leiche und die Flucht eines Verdächtigen schöne Kontraste zu dem miefigen Geschäft des Motorradfritzen, der ein typisches Bild des abgehalfterten Ekels gibt, das in fröhlicher Selbstüberschätzung einem Lebenstil frönt, der sein Bankkonto enorm strapaziert. Leider müssen wir uns minutenlang ansehen, wie er und sein Kumpel mit den knatternden Maschinen im Kreis herumfahren, so, als hätten sie die Vorschulzeit noch nicht hinter sich. Die Prügelei im Lokal von Karl Heinz Gerdesmann dient ebenso nur dazu, überschüssige männliche Energie abzulassen. Einen Sinn hat sie nicht. Umso erfreulicher ist es, dass man pointierte Gespräche zwischen Tu und Rütting zu sehen bekommt und im Hotel sogar einen Günther Neutze, der für einen Portier gehalten wird. Die Auflösung ist allerdings nicht besonders überzeugend und es ist kein Wunder, dass Commissaire Bernard das Geständnis des Täters mit einem desinfizierenden Glas Alkohol hinunterspülen muss. Wie es Gubanov einmal in Bezug auf "Stahlnetz: Spur 211" gesagt hat: "Der Täter war einfach nur dumm."


falsch. Der flüchtende Karl Heinz Gerdesmann führte mich auf eine falsche Spur. Wenigstens kann ich zu meiner Ehre sagen, dass ich nicht auf den offensichtlich verdächtigen Werner Peters getippt habe.



Nachdem ich mir nach der Enttäuschung mit "Frau gesucht" eine kleine Pause gegönnt habe, wagte ich mich an die erste Farbfolge heran: "Puppen reden nicht".
Die Welt der Automatikpuppen, das Blumengeschäft von Margot Trooger und das Büro der Kriminalpolizei sind abgeschlossene kleine Inseln, die nur von den Personen betreten werden, die Grund dafür haben und somit den Fall davor bewahren, sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Commissaire Bernard wendet bei seinen Ermittlungen erneut die präzise Überprüfung von Tatzeit und Alibis an, ohne sich von seinem eifrigen Kollegen Janot durch dessen Geltungsdrang beeinflussen zu lassen. Die Rollen der Edgar-Wallace-Altstars Borsche und Trooger sind so angelegt, dass sie sich auf ihre Stärke berufen können, ohne durch dem Zeitgeist entsprechende Gepflogenheiten einer modernen Sprache oder Modetrend frönen zu müssen. Borsche tritt resolut und stilsicher mit Anzug und Burberry-Trench auf, während Trooger dem Kommissar Einzelheiten ihres Lebens erzählt, während sie Nelken in einer Vase sortiert (In "Das Halstuch" gibt es fast exakt die gleiche Szene.)
Korte, Quadflieg und Schultze-Westrum schlüpfen gekonnt in ihre Rollen. Ihr Verhalten ist nie übertrieben, sondern immer glaubhaft. Einzig die Ehefrau des Mordopfers erhält für meinen Geschmack zu viel Spielraum, besonders zu Beginn im Filmstudio.


falsch. Ich hatte angenommen, dass die Sekretärin Maurice Chazal um 18 Uhr ein Sandwich geholt habe und er folglich "in der ersten Stunde seiner Verdauung" VOR 20 Uhr gestorben sei. Zu diesem Zeitpunkt trug die Schwester seines Partners noch ihr Hörgerät und hätte somit den Schuss hören müssen, was sie abstritt. Ich kombinierte also, dass sie es gewesen sein musste und ließ dabei außer Acht, dass die Puppe am nächsten Tag repariert war, was länger in Anspruch genommen hatte und nur von einem Fachmann, also ihrem Bruder, gemacht worden sein konnte.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

29.11.2009 20:03
#20 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Wie ich gerade herausgefunden habe, wurden zumindest Teile der französischen Originalversion "Les cinq dernières minutes", die zwischen 1959 und 1974 produziert und dann nochmal sporadisch bis 1995 fortgesetzt wurde und auf deren Drehbüchern "Dem Täter auf der Spur" basiert, für das Fernsehen der DDR synchronisiert. Die erste von 19 Folgen wurde am 2.10.1986 gezeigt. Konkret handelt es sich um:

1 Tod eines Bäckers (Le goût du pain)
2 Mord bei Minus 30 Grad (Mort à la criée)
3 Die achte Walze (La mémoire longue)
4 Die Amerikanerin in Paris (Grande truanderie)
5 Aus einer anderen Welt (Les petits d’un autre planète)
6 Mord im Theater (Les loges du crime)
7 Hütten und Paläste (Château en Champagne)
8 Der Clochard (Régis)
9 Nadine (Nadine)
10 Mord im Fahrstuhl (Patte en griffe)
11 Der Tote im Kessel (Le fil conducteur)
12 Eine hübsche kleine Kur (Une si jolie petite cure)
13 Mord in der Klinik (La boule perdue)
14 Eine todbringende Antiquität
15 Sanfte Täubchen
16 Mord auf Megahertz
17 Die Quadratur des Kreises
18 Mord ohne Trinkgeld
19 Schüsse im Forum

Inwieweit diese Folgen mit den bundesdeutschen Versionen übereinstimmen, kann ich leider nicht sagen. Es wäre aber sicher interessant, auch diese Synchronfassungen mal zu sehen. Im Original gibt es immerhin 56 Folgen, die Möglichkeit, dass zumindest eine der 19 DDR-Folgen mit einer der Jürgen-Roland-Episoden übereinstimmt, ist immerhin gegeben.
Fünf der französischen s/w-Folgen habe ich im Original und sie haben ein sehr angenehmens s/w-60er-Krimiflair, sind sehr gut gespielt, der Kommissar ist wesentlich sympathischer als Günter Neutze. Schöne Studioatmosphäre. Kann vielleicht jemand hier zur deutschen Synchro etwas sagen oder hat das jemand sogar im DDR-Fernsehen gesehen?

P.S.: Es passt hier zwar nicht ganz her, aber das Fernsehen der DDR hat einige britische Serien und Mehrteiler synchronisiert, die in der BRD nicht zu sehen waren, weil sie einfach neuverfilmt wurden. So gibt es auch eine DDR-Synchronfassung von Durbridges "Melissa" aus dem Jahr 1974.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

17.01.2010 14:53
#21 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

"Tod am Steuer"

Die Episode beginnt nahezu dokumentarisch in einer Pariser Funktaxizentrale, wo zwei Telefonistinnen Nachtdienst haben. Als am Ende der Leitung ein Schuss ertönt, kommt ein Fall ins Rollen, der fast ausschließlich im Stammlokal der Fahrer und den Wohnungen der betreffenden Personen spielt. Günther Ungeheuer gibt erneut den angeblichen Frauenheld, der diesmal - im Gegensatz zu seiner Rollen in "Polizeirevier Davidswache" - bereit ist, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen. Dass dies wieder einmal mit Erpressung erreicht wird, wird erst gegen Ende der Geschichte erwähnt. Zu den teils schmierigen, teils milieutypischen Charakteren zählen Karl-Heinz Gerdesmann als informierter Wirt, Horst Frank als genervter Bierkutscher und vor allem Hubert Suschka, der in seiner Verkommenheit weitaus heruntergekommener wirkt als fünf Jahre zuvor in "Melissa". Der Auftritt der Tänzerin ist dabei ebenso langweilig, wie er die Handlung streckt. Solche Füller setzt Roland des öfteren in seiner Serie ein und strapaziert damit die Nerven des Publikums. Gegen Ende der Folge gewinnt die Geschichte wieder an Fahrt und bietet mehrere Möglichkeiten, den Fall zu lösen. Nicht nur Inspektor Janot kennt sich bald nicht mehr aus: Kommissar Bernard zeigt eine saubere Lösung auf, die mit dezenten Rückblenden arbeitet und selbst den Gesangsauftritt von Herbert Fux logisch einbaut. In fast jeder Episode gibt es den Auftritt eines Zeugen, der dem Ermittler lästig fällt, aber dessen Aussage einen wichtigen Hinweis zur Ergreifung des Täters liefert.


falsch. Wer denkt am Schluss der Episode schon noch an Horst Franks ersten Auftritt in der Bar, als er seine Freundin singend ins Lokal trägt? Wenigstens hätten alle Alarmglocken schellen sollen, als Hubert von Meyerinck ausgerechnet als russischer Taxifahrer besetzt wird. Seine Nationalität dient - wie bei allen Russen in Kriminalromanen - nur dazu, die Zuschauer dadurch zu verwirren, dass einige Buchstaben des Alphabets im Russischen einen anderen Lautwert haben. Besonders gern werden dabei "P" und "H" verwendet (siehe "Mord im Orient-Express", "Die russische Gräfin" - beides Werke von A. Christie).
Der Unterhaltungswert der Episode schwächelt zwar im Mittelteil wegen der Szenen im Nachtlokal und der zu ausführlich erzählten Beziehung von Denise mit Pierre und Raoul, dennoch liegt hier ein Fall vor, der im Nachhinein keine weiteren Fragen aufwirft und zum guten Durchschnitt zählt.


"Flugstunde"

Erfrischend viele Außenszenen gibt es in dieser Episode, die den Mief der Pariser Kneipen und dunklen Garagen hinter sich läßt und sich hinaus auf einen kleinen Flugplatz wagt, wo es sogar einen Schäfer samt Herde gibt, der bei strahlendem Sonnenschein über Starts und Landungen philosophieren darf und anschließend sogar von den betuchten Mitgliedern des Flugclubs zum Sekt eingeladen wird. Der kurz darauf folgende Absturz eines Kleinflugzeugs wird realistisch in Szene gesetzt und stimmt den Zuschauer in die Geschichte ein, die von seelischen Abstürzen und Hochs & Tiefs zu berichten weiß. Die strahlende Fassade der kühnen Flieger/innen bekommt noch vor dem ersten Mord Kratzer, als Margot Trooger erneut eine verlassene Frau spielt, die ihr Liebhaber wegen einer Jüngeren stehenläßt. Im Grunde genommen werden dem Publikum drei wichtige Mordmotive serviert: Eifersucht, Geldgier und Angst. Durch das überzeugende Spiel der Darsteller wird eine kompakte Handlung geschaffen, die ohne Durchhänger und Abweichungen vom Hauptthema auskommt. Erneut gibt es eine komische Figur, die den entscheidenden Hinweis liefert.
Der Schauplatz des Verbrecherns wird von allen Seiten beleuchtet. Man sieht eine wichtige Unterhaltung auf regennasser Rollbahn; Kommissar Bernard wagt sich in die Lüfte; ein Mordverdächtiger steht kurz davor, Bernard hinterrücks zu erschlagen und die Nebengebäude auf dem Fluggelände bieten den passenden Rahmen für Verhöre.


falsch. Das Mordmotiv Eifersucht wird einem schon in den ersten Filmminuten serviert und zwar so eindringlich, dass man mit Kombinationen schnell zur Hand ist. Hans-Georg Panczak überzeugt als verliebter Junge, der Cordula Trantow für sich gewinnen will. Seine Handlungsweise wird realistisch aufgearbeitet und die Szenen der beiden wirken nie aufgesetzt oder einstudiert. Man ist so damit beschäftigt, die Leiden des Jungen zu verfolgen, dass man andere Mordverdächtige zu wenig beachtet. Der Täter verrät sich durch das Leugnen der Bekanntschaft mit dem Arzt Dr. Landry schon in seiner ersten Aussage und die Uniformjacke wurde schließlich auch nicht ohne Grund auf dem Weideplatz der Schafe begraben. Kurzum: Erneut ärgert man sich am Ende über die vergebene Chance, mit Kommissar Bernard gleichzuziehen, freut sich aber, eine gelungene Folge gesehen zu haben, bei der alles stimmt: Schauplätze, Drehbuch und Mitwirkende.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.01.2010 21:12
#22 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

"Schlagzeile: Mord"

Eines vorweg: Selten eine Folge der Serie hat die Rollen der handelnden Personen so treffend besetzt, wie in dieser Episode. Wolfgang Lukschy in einer kleinen Rolle als Verleger bringt den alten Glanz und die Würde des Vorzeigegeschäftsmanns mit; Karl Walter Dies zeigt Kaltschnäuzigkeit und Berechnung, wie bei seinem Auftritt beim "Kommissar"; Heidi Brühl mit elegantem Haarknoten lebt die scheidungswillige Gattin überzeugend, bis man ihren berüchtigten Liebhaber sieht; Jürgen Draeger erneut als Herausforderer der Ermittler, diesmal wenigstens ordentlich gewandet; Herbert Mensching als Mann im Abseits, der sich geradeso durchs Leben hangelt und Ernst Stankovski als forscher Reporter, der seinem Kameraden Inspektor Janot Schützenhilfe leistet. Besonders möchte ich das Ermittlerduo loben, das im Laufe der Serie immer pfiffiger und eingespielter wird. Die trockenen Bemerkungen von Günther Neutze und die offensive gute Laune eines Karl Lieffen könnten auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein, doch je weiter die Reihe voranschreitet, desto grimmiger werden die Kommentare des gekränkten Lieffen und Günther Neutze zeigt sogar ab und zu ein Lächeln oder ein wenig Charme.
Zum Fall: Endlich wieder ein echter Whodunit mit Kalibern, Einschusswinkeln und falschen Fährten. Schade nur, dass sich die Aufmerksamkeit des Drehbuchs ab dem letzten Drittel meistens von den zuvor als verdächtig präsentierten Personen abwendet und somit immer offene Fragen bleiben. In diesem Fall hätte ich gern die Reaktion der Witwe gesehen, wenn sie erfährt, dass ihr edler Verehrer heimlich zweigleisig fährt und es mit der Treue nicht so genau nimmt. Dennoch: Im Gegensatz zu einigen späten Folgen der Reihe, wird der Tatablauf hier in einer Rückblende noch einmal gezeigt und es gibt eine plausible Überführung des Täters.


teilweise richtig. Der Umstand, dass über dem Einschussloch in der Wand ein Foto hing, unbeschädigt, und die Tatsache, dass dieser Schuss bereits einige Zeit vor dem Mord abgegeben wurde, konnte von mir richtig entschlüsselt werden. Wer jedoch den künftigen Chefredakteur der Zeitung ermordet hatte, war mir nicht klar.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

20.06.2010 15:11
#23 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Ich habe mir gestern Abend den TV-Film EINER FEHLT BEIM KURKONZERT angesehen, der ja in der DVD-Edition wie bereits erwähnt ohne jegliche Legitimation als vierte DEM TÄTER AUF DER SPUR Folge enthalten ist. Auffällig ist, das zwischen der Ausstrahlung von Folge 3 SCHROTT vom 08.06.1968 und der tatsächlichen Folge 4 DAS FENSTER ZUM GARTEN (31.05.1969) eine ungewöhnlich Lange Zeitdifferenz lag. Sonst gab es ja mindestens jedes halbe Jahr eine neue Folge. Da Jürgen Roland wohl stattdessen in diesem Zeitraum KURKONZERT für den NDR realisiert hat, hat man sich vielleicht bei ARD Video dazu entschlossen, diesen TV-Film mit in die Box zu nehmen. Warum man dies nicht wenigstens, auch in eigenem werbewirksamen Interesse, als Bonus herausgegeben hat, statt die Episodenliste durcheinanderzubringen, bleibt indes ein eigenes Rätsel der DVD-Box. Obendrein mogelt die DVD-Darstellerliste zu KURKONZERT auch noch Günther Neutze und Karl Lieffen in die Besetzung. Sei's drum!

Von EINER FEHLT BEIM KURKONZERT bin ich jedenfalls hellauf begeistert! Was für ein kleines Krimijuwel das doch ist! Jürgen Roland inszenierte hier wahrlich ein erfrischendes, augenzwinkerndes Krimistück aller erster Güte. Manche Szenen sind schon eine reinrassige Parodie auf das Krimi-Genre, ohne das die Spannung des klassischen Krimi-Settings verloren geht! Gubanov hat ja in diesem Thread bereits eine ausführliche Bewertung vorgenommen, die auch meine vollständige Zustimmung findet. Eigentlich hätte der Film aber dennoch einen eigenen Thread verdient. Besonders witzig ist der Anfang mit den Stahlnetz-Anspielungen und dem Auftritt von "Kommissar Maigret" und "Emma Peel" während der Einleitung von Jürgen Roland. Außerdem haben mich besonders die Dialoge mit Ralf Wolter als "Polizeiarzt von Kleinkleckersdorf" zum lachen gebracht. Natürlich erinnert der ganze Aufbau des Krimiplots, der ja auf dem gleichnamigen Roman von Hansjörg Martin beruht, an Agatha Christie, was aber keinesfalls ein Nachteil ist. Sicherlich einer der heitersten Kriminalfilme von Jürgen Roland. Die Darsteller gefallen mir allesamt, Hans Putz ist schon ein Playboy aber dennoch durch seine unaufgeregte Spielweise eine willkommende Abwechslung zu den Ermittlern in vergleichbaren Filmen. Jana Novaková finde ich entzückend. IMDB (wie immer mit Vorsicht zu genießen) will als Todestag der jungen Schauspielerin den 4. Dezember 1968 kennen, womit sie bereits die dt. Erstausstrahlung nicht mehr erlebt hätte. Hat hier jemand Kenntnis?

Gruß,
Daniel

guenter19650 Offline



Beiträge: 29

21.06.2010 01:16
#24 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Hallo.

Habe Deinen Beitrag gelesen und nachgeforscht und bin auch fündig geworden in einer alten Ausgabe
der Frankfurter Rundschau (

http://originalausgaben.fr-online.de/_19.../1968-12-05.pdf (auf Seite 20)

Gruesse

Guenter

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

21.06.2010 09:44
#25 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Wie schrecklich! 40 Jahre Altersunterschied finde ich im Übrigen auch heftig!

Gruß,
Daniel

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2010 15:30
#26 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten


Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Jürgen Draeger, Heidi Brühl, Ernst Stankovski, Denes Törzs, Herbert Stass, Ursula Herking, Herbert Mensching, Wolfang Lukschy u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Erstsendung: 19.12.1970.


Es ist bereits mehrere Monate her, dass ich „Schlagzeile: Mord“ gesehen habe – meine Erinnerungen an Detailfragen dieser Folge sind bereits weitgehend verblasst. Dass ich dennoch jetzt einen Review schreiben möchte, liegt daran, dass es sich direkt nach „Froschmänner“ um eine zweite sehr enttäuschende Folge der Reihe handelt, bei der ich eine zweite Sichtung in absehbarer Zeit nicht in Betracht ziehe. Zur Erwähnung kommen sollen deshalb nur einige kurze Worte zur Folge selbst, vor allem aber allgemeine Anmerkungen zur Serie „Dem Täter auf der Spur“.
„Schlagzeile: Mord“ wartet wie die meisten anderen Episoden prinzipiell mit einem interessanten Schauplatz, dieses Mal einer Pariser Zeitungsdruckerei, auf. Jürgen Roland schaffte es aber nicht, charmante oder zumindest angenehm realistische Aufnahmen an diesem Schauplatz einzufangen. Alles wirkt trist, heruntergekommen, Grau in Grau und dort, wo dann einmal Farbe ins Spiel kommt, geschmacklos. Die Prominenz der Schauspieler hilft nicht, dieses Manko auszugleichen, insbesondere weil die meisten von ihnen jeweils für mindestens zwei Folgen verpflichtet worden sind. Durch diese Organisation sicherte man zwar den „Stargehalt“ von „Dem Täter auf der Spur“, tat aber der Glaubwürdigkeit der Handlungen keinen Gefallen. Wen man in den vorangegangen Folgen noch in einem gänzlich anderen Part gesehen hatte, bei dem sieht man eine neue Rolle nur bei herausragender schauspielerischer Leistung als eigenständig und passgenau abgestimmt an. Von „gelungenem Spiel“ sehe ich in der Serie einiges, aber nur vereinzeltes Aufblitzen von „herausragender schauspielerischer Leistung“.

Überhaupt enttäuscht mich die Herangehensweise an „Dem Täter auf der Spur“ auf breiter Linie. Formal ist diese Serie als großes Zugpferd des Abendprogramms konzipiert: Mit einer starbesetzten Hallenshow baut man einen geschmackvollen und vielversprechenden Rahmen auf. Die Filmbeiträge, die indes den Hauptteil der Sendung ausmachen, sind schludrig aufgenommen und hängen sich in einer Weise an die „neue Optik der Siebziger“ an, die nur als misslungen gelten kann. Der Wackelkamera, unausgegorener Beleuchtung, abgewrackten Kostümen und Schauplätzen, allen möglichen Objekten vor der Kamera (durch Gläser fotografierte Gespräche etc.) und hastigem Schnitt zu huldigen, war in der präsentierten Form niemals en vogue, sondern stellt den gescheiterten Versuch des Regisseurs dar, sich mit allen Mitteln an einen imaginären Zeitgeist anzuhängen, der nicht der eigenen Schule und nicht den eigenen Fähigkeiten entspricht.
Es spricht Bände, dass der nicht zur Serie gehörige TV-Film „Einer fehlt beim Kurkonzert“ technisch allen anderen bisher gesehenen Elaboraten in der „Dem Täter auf der Spur“-Box haushoch überlegen ist. Nur „Einer fehlt beim Kurkonzert“ konzentriert sich auf eine saubere und gediegene Präsentation der Ereignisse, ohne jemals unkreativ oder langwierig zu wirken. Auch Jürgen Rolands andere konservativer erzählte Krimis der Serie „Stahlnetz“ müssen sich solche Vorwürfe nicht machen lassen: Da inszenierte Roland nämlich noch so, wie er es gewohnt war und eben auch am besten konnte.

Eindeutig gesagt soll aber werden, dass dies keinen Rundumschlag gegen „Dem Täter auf der Spur“ darstellen soll. Wenn auch die handwerkliche Seite der Inszenierung in so gut wie jeder Folge für mich ziemlich unbefriedigend ist, so stellen die Storys an sich doch in vielen Fällen gelungene und clevere Konstrukte dar.
Der negative Eindruck mag ebenfalls nicht vollkommen an Roland selbst, sondern zum Teil auch an ARD-Video liegen, die in der DVD-Edition teilweise so schlechte Bildmaster verwendeten, dass sich der Eindruck von Trübheit und fehlendem Glanz zwangsläufig aufdrängen muss.


... falsch.

„Schlagzeile: Mord“ erhält von mir 2 von 5 Punkten.




Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Ulli Philipp, Evelyn Künnecke, Hubert von Meyerinck, Günther Ungeheuer, Hubert Suschka, Herbert Fux, Gerhard Frickhöffer, Horst Frank u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Erstsendung: 15.05.1971.
Mit dem Einstieg in die Handlung findet sich der Zuschauer in einer Taxizentrale wieder, in der er Ulli Philipp beim live mitangehörten Mord an ihrem Verlobten Raoul „über die Schulter blicken kann“. Die Jungschauspielerin Philipp, die ihre Karriere in den 1960er Jahren startete und 1973 in Agatha Christies „Black Coffee“ abermals kriminalistisch tätig werden durfte, liefert eine überzeugende Darstellung einer hin- und hergerissenen Frau ab, die gegen Schockierung und Trauer zu kämpfen hat. Ein weiterer memorabler Moment der Folge findet genau dann statt, wenn Hubert von Meyerinck seinen ersten Auftritt hat. Als russischer Taxifahrer Gregory strahlt er eine so verwegene Extravaganz aus, dass man kaum glauben mag, was man da auf dem Bildschirm sieht. Sein Pelzpullunder, die Uschanka, der Dialekt – die geballte Kuriosität, die dennoch einen ernsthaften und tragenden Platz in den Geschehnissen des Falles eingeräumt bekommt, beeindruckt doch nachhaltig. Selbstverständlich wählte man, wie Percy Lister schon zurecht herausstrich, seine Nationalität nur um des Endtwists willen, doch man präsentierte dem Zuschauer keine Standardrolle, sondern eine vielschichtige Ausgestaltung dieser läppischen Notwendigkeit.

Die als fester Bestandteil eingebundenen Zeugen- und Verdächtigenverhöre wirken sich auch auf die Geschwindigkeit dieser Folge negativ aus, sodass man nicht davon sprechen kann, einen starken Spannungsbogen oder dramaturgische Präzision zu verspüren. Das Prinzip des Ratekrimis, der sich völlig an die Ermittlerrolle bindet, macht den Storyverlauf in gewisser Weise starr und unvariabel. Als Erleichterung empfindet man es da sogar schon, wenn man in der Taxifahrerkneipe ein Gespräch zwischen der „Gräfin“ und Pierre serviert bekommt, bei dem Commissaire Bernard nur im Hintergrund mitlauscht anstatt selbst einmal mehr aktiv zu werden.
Entschädigung erhält man einmal mehr in der Raterunde. Neben Grandprix-Sängerin Katja Ebstein (1970 und 1971 Bronze sowie 1980 Silber, damit eine von Deutschlands erfolgreichsten Teilnehmerinnen und perfekt geeignet für die knifflige Raterunde!) tritt auch Hansjörg Felmy auf, der gerade „Die Tote aus der Themse“ abgedreht hatte. Felmy zeigt sich als eher mittelmäßiger Ratekandidat, bereichert mit seinem Auftritt und Rolands zahlreichen Wallace-Anmerkungen die Sendung aber trotzdem.


... falsch.
Das Rätselraten um die Auflösung gerät in dieser Folge zu einer besonderen Erinnerungsprüfung. Zwar gelang mir die wie auch zwei der Studiogäste die Rekonstruktion des Lösungswegs, nämlich dass der Mörder die bislang unbekannte Melodie aus Raouls Taxi aufgegriffen und in Anwesenheit des Commissaires in irgendeiner Form verwendet haben musste, doch an welcher Stelle dies gewesen sein mochte, konnte ich nicht mehr einwandfrei belegen. Zu prominent schien mir der Verdacht auf Karl-Heinz Hess und vor allem Horst Frank gelenkt, sodass ich darauf tippte, das Lied könnte vielleicht in der Tanzbar von George Grandais zu hören gewesen sein. Naja, knapp daneben ist auch vorbei...

„Tod am Steuer“ zeigt sich bereits wesentlich inspirierter als seine beiden Vorgängerfolgen, kann aber generelle Kritikpunkte am Schema der Serie nicht in besonderer Weise überwinden. Hubert von Meyerinck und Ulli Philipp legen bestechende Auftritte ab. 3,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.09.2010 18:14
#27 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten


Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Margot Trooger, Cordula Trantow, Hansjörg Felmy, Hans-Georg Panczak, Karl-Heinz Hess, Reinhard Kolldehoff, Lotti Krekel, Gerhard Frickhöffer u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Erstsendung: 27.11.1971.


Nach den tristen und verfallenen Gemäuern von Paris stellt „Flugstunde“ die bestmögliche Entwicklung der Serie und eine hochwillkommene Abwechslung dar. Auf einem kleinen Flugplatz im Grünen angesiedelt, wird dem Zuschauer ein perfekter Hintergrund für einen interessanten Fall geboten. Die Mordmethode – nichts wäre passender –: ein manipuliertes Flugzeug. Fühlt man sich zunächst noch an Gemütlichkeit à la Franz Josef Wanningers „Es liegt in der Luft“ und „Der Fremdenführer“ erinnert (nicht zuletzt durch die hier wie da auftauchende Rolle des Schäfers – amüsant aufdringlich von Josef Offenbach verkörpert), so erkennt man bald, dass man es mit einem Kriminalfall zu tun hat, der bis nach Indochina reicht und mit vielen Verdächtigen aufwartet.
Margot Trooger liefert eine routinierte Leistung in jenem Rollenfach ab, das sie innerhalb der Reihe nicht zum ersten Mal bedient. In diesem Auftritt hat man ihr allerdings snobistischen Humor auf die Zunge gelegt, was ihrem verbitterten ersten Auftritt und dem Zickenkrieg mit Cordula Trantow in befriedigender Weise entgegenwirkt. Karl-Heinz Hess ist dieses Mal weniger verdächtig und hat sich, besser frisiert als noch in „Tod am Steuer“, vom Taxifahrer zum Flugplatzchef emporgearbeitet. Hansjörg Felmy war zuletzt Studiogast und darf nun selbst mitspielen. Er passt gut in die mürrische Rolle des Mechanikers, der mehr verschweigt, als gesund ist. Schließlich wäre da noch das intensive, aber von typischer Siebzigerjahredramatik geprägte Zusammenspiel von Trantow und Hans-Georg Panczak, der für die notwendige Ablenkung vom eigentlich doch arg mäandrierenden Täter sorgen muss.
Auch wenn die Kamera noch nicht vollkommen in respektable Zustände zurückversetzt wurde, so darf doch auch die Bemühungen, wieder einmal ein paar mehr erkennbare, nicht verwackelte Bilder zustande zu bringen, nicht ignoriert werden. Beseitigt Roland in Zukunft noch den holprigen Taktschnitt während der Titelmusik, ist seine künstlerische Rehabilitation wieder in erreichbare Nähe gerückt.


... richtig.
Schemata sind eine wunderbare Sache, wenn man hinter sie gestiegen ist. Und die Penetranz, mit der in Zeugenaussagen auf gewisse scheinbar unwichtige Punkte hingewiesen wird, muss den Zuschauer stutzig machen. Nach Herbert Fux’ Eigenkomposition ist nun also Josef Offenbachs Jacke an der Reihe, die sich umgehend in den Fokus des kriminalistischen Interesses rückt. Was die Lösung von „Flugstunde“ wesentlich einfacher macht als die von „Tod am Steuer“, ist die Tatsache, dass der lösungsrelevante Gegenstand in Verbindung mit dem Mörder erst nach dem Aha-Moment zum zweiten Mal auftaucht. So fiel es mir nicht schwer, die Jacke auf dem Foto an Felmy zu erkennen und die fraglichen Rückschlüsse zu ziehen, die auch Herr Genscher in der Raterunde zum Besten gab. Ein nochmaliges Heranziehen des Fotos direkt vor der Unterbrechung zur Raterunde wäre gar nicht notwendig gewesen. Als besonders erfreulich darf aber gelten, dass sich die Macher noch einen zusätzlichen Clou haben einfallen lassen, der mit den Wetten, Manieus Geld und dem neuen Ausweis zu tun hat. So weit kombinieren dann doch nur die Drehbuchautoren selbst.

Endlich frische Luft und ein guter Schub Szenen ohne Commissaire Bernard. Die Umstellung der Raterunde wirkt noch etwas linkisch im Vergleich zu ihrer Vorgängerversion, doch daran soll’s am Ende nicht liegen. Ich würdige stattdessen wohlwollend die Bemühungen von Script, Regie und Cast mit 4,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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01.09.2010 23:16
#28 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten


Mit: Günther Neutze, Karl Lieffen. Als Gaststars: Eva Pflug, Monika Peitsch, Hans Söhnker, Klaus Löwitsch, Eva Astor, Ingrid Kelemen, Peter Lehmbrock, Harry Tagore u.v.a. Regie: Jürgen Roland. Erstsendung: 10.06.1972.


Auf eine weitere famose Weise gelingt den Machern der Ausbruch aus der Alltäglichkeit: In einem bonbonfarbenen, rundgelutschten Schönheitsinstitut, das den Chic der frühen Siebziger geradeheraus vermittelt, geschieht ein Mord mit einem unter Starkstrom gesetzten Cellulitestraffer. Dieses illustre Milieu bevölkert Eva Pflug als ein geborenes Mordopfer: gehässig, bösartig, unverfroren, eitel. In ihrem Styling und ihren Attitüden erinnert sie an Vivan Leigh, die in der ebenfalls in der Kosmetikbranche spielenden „Columbo“-Episode „Ein Hauch von Mord“ (OT: „Lovely but Lethal“) einen Gastauftritt absolvierte. Während „Ein Hauch von Mord“ eher zu den schwachen „Columbo“-Folgen zu zählen ist, darf man „In Schönheit sterben“ – sicher übrigens der bislang kreativste aller Titel der Serie – als eine der besten Errungenschaften von „Dem Täter auf der Spur“ anpreisen. Dass Eva Pflug einen Anteil daran hat, erwähnte ich bereits: Ihre Interaktion mit dem ergreifend spielenden Hans Söhnker und der besonders glaubwürdigen Eva Astor sorgt für wahrliche Glanzlichter. Monika Peitsch und Klaus Löwitsch tragen für die namhafte Seite des Unterfangens Sorge und gehen in ihren Rollen gut auf.

Das Script ermöglicht viele Scherze zwischen den Ermittlern Bernard und Janot, aber auch im Einzelspiel der beiden Akteure. Lieffens komödiantisches Talent wird als Leichendouble und Hundesitter im Schönheitssalon sowie als nächtlicher Einbrecher voll ausgekostet. Doch alle diese Szenen stecken die Inhalte nicht zurück: Der Fall bleibt stets präsent und ist von haargenau austangierter Komplexität. Der Zuschauer kann auf die Lösung kommen, darf sich aber – wie Jürgen Roland zu Beginn der Folge bereits betont – nicht einfach „begruseln lassen, nein: Bei uns müssen Sie auf der Hut sein und wachsam wie ein Luchs.“


... richtig.
Obwohl mir die Kombination der Zusammenhänge dieses Mal nicht so gut gelang wie der famosen Ursula Herking, die auch Beckenbauer-Frau Brigitte zu wahren Höhenflügen anspornte, ging mein Tipp doch korrekterweise auf Hans Söhnker. Der Kernpunkt, dass sich Commissaire Bernard nämlich in seinem Hause jenen unschönen blauen Azulenfleck eingefangen hatte, war mir im Gedächtnis geblieben.

Denksport in Kombination mit ungewöhnlichem Flair und tollen Schauspielern in anrührender Story. 5 von 5 Punkten.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

02.09.2010 10:42
#29 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
In ihrem Styling und ihren Attitüden erinnert sie an Vivan Leigh, die in der ebenfalls in der Kosmetikbranche spielenden „Columbo“-Episode „Ein Hauch von Mord“ (OT: „Lovely but Lethal“) einen Gastauftritt absolvierte.



Im Columbo war's - der Vollständigkeit halber - nicht Vivien Leigh (die leider schon 1967 gestorben ist), sondern Vera Miles.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.09.2010 11:57
#30 RE: Bewertet: "Dem Täter auf der Spur" (TV, 1967-73) Zitat · Antworten

Na jetzt geht's ja völlig drunter und drüber - ich sollte also nach 23 Uhr keine Beiträge mehr schreiben. Danke für die Korrektur. Vera Miles habe ich mit Janet Leigh, Janet Leigh dann noch einmal mit Vivian Leigh verwechselt und somit auch noch die Folge, denn Janet Leigh sieht man in "Tödliches Comeback" (OT: "Forgotten Lady") zwei Jahre später.

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