Zitat von greaves im Beitrag #210 Bei uns wird sicher das ccc filmgelände auf dem Tagesplan stehen(mal gucken was dort so gegangen ist.
Da war ich zufälligerweise kürzlich. Hat sich bislang nicht viel getan. Dieses Hütten ähnliche Gebäude links neben der großen Halle ist verschwunden. Das war schon zuvor eingestürzt. Ansonsten ist offensichtlich eine der Firmen auf dem vorderen Teil (irgendwas mit Autos) nicht mehr dort und man hat, mehr schlecht als recht, ein kleines weißes Schild mit der Aufschrift "CCC-Filmstudios" an der Einfahrt an den Zaun gehängt. Allerdings herrschte dort ein reges Treiben. Tore und Türen standen offen, Handwerksfirmen waren auf dem Gelände. Wenn dort der Atleirbetrieb wirklich wieder aufgenommen werden soll, wäre das ein Kraftakt sondergleichen.
Als Tipp, der zwar mit Film zu tun hat, mit Wallace aber nur indirekt: Es lohnt sich ein Abstecher nach Lankwitz in die Mühlenstraße. Dort befindet sich noch heute das Gebäude der einstigen Mosaik-Film, in dem u.a. auch Werner Peters' Rondo-Synchronisation, Wenzel Lüdeckes Berliner Synchron und die Ultra Film von Vohrer & Wolf untergebracht war. Das Gebäude ist zu Geschäftszeiten ganz normal betretbar und sieht noch 1:1 so aus wie in den 1950er und 1960er Jahren. Zumindest auf den Fluren. Da die Berliner Synchron dort noch heute tätig ist, wird es sich hinter den schweren Schallschutztüren sicher verändert haben. Hier sind alle großen Namen des deutschen Nachkriegsfilms ein- und ausgegangen.
Der Atelierbetrieb war doch nie eingestellt, die CCC-Filmstudios sind ununterbrochen seit Wallace-Zeiten aktiv und in Nutzung. Wenn man einfach Platz für Kulissenbauten braucht und eine auf Filmproduktionen ausgelegte Grundinfrastruktur, weniger jedoch auf moderne technische Studiodienstleistung angewiesen ist, kann man die CCC-Studios trotz des miserablen Geländezustands nach wie vor noch recht gut nutzen. Man dreht dort noch gelegentlich Atelier-Szenen für ein oder andere TV-Serie, häufig auch Musikvideos und Werbefilme.
Das habe ich nicht gewusst, und das hätte ich in Anbetracht des äußerlich wahrnehmbaren Zustandes auch nicht vermutet. Als ich mich dort im vergangenen Jahr einmal etwas läger herumtrieb, fiel mir auf, dass einige Türen und Tore wohl schon seit Wallace-Zeiten nicht mehr geöffnet wurden.
Gruß Jan
Gubanov
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08.05.2016 23:25
#214 RE: Forum-Thema Nr. 4000: Wallace-Tour in Berlin
Mitte April war ich mit @greaves und einem weiteren Wallace-Fan auf großer Drehorttour in Berlin. Dabei lagen zwar auch einige altbekannte Schauplätze auf unserem Weg, hauptsächlich aber solche, die bisher hier noch nicht dokumentiert sind. Beginnen möchte ich die Auswertung mit dem Hotel Palace an der Budapester Straße in der City West. Als Bestandteil des Europa-Centers befindet es sich in unmittelbarer Nähe von Zoo und Gedächtniskirche, ist also für (nicht knauserige) Städtetouristen ebenso attraktiv wie seinerzeit für Heidrun Hankammer und Uschi Glas.
Das Hotel Palace wurde nicht weiter verkleidet und tritt sowohl in „Der Mann mit dem Glasauge“ und „Die Tote aus der Themse“ als ... tadaa: Hotel Palace auf. Angefertigt wurden hier sowohl Innen- als auch Außenaufnahmen. Die Lobby wurde allerdings mittlerweile natürlich stark umgebaut. Auch der äußere Zugang wurde insofern grundlegend umgestaltet, als er ein deutlich ausladenderes Vordach erhielt und die sich drehende Skulptur gegen einige gepflasterte Pflanzhügel ausgewechselt wurde (siehe Bild 2).
Zudem entstand an der benachbarten Ladenpassage für die „Themsetote“ jene Szene, in der Fotograf Armstrong Danny Fergusson abpasst, als sie gerade von Scotland Yard kommt. Das dort untergebrachte Modegeschäft „Petite Maison“ ist in beiden Filmen zu sehen, scheint also damals tatsächlich echter Mieter gewesen zu sein. Heute befindet sich dort ein Reisebüro, das mit seinen Angebotszetteln für Pauschalreisen im Schaufenster leider die schöne Spiegelung verdeckte, die im Film hinter Vadim Glowna zu sehen ist.
Gubanov
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12.05.2016 11:38
#215 RE: Forum-Thema Nr. 4000: Wallace-Tour in Berlin
Nach Danny Ferguson standen die beliebten Schurken Pinkas Braun und Werner Peters auf unserer Liste. Zum Tee waren wir bei Fing Su zwar nicht eingeladen, aber als Zaungäste haben wir doch seine prächtige Behausung am Witzlebenplatz bewundert. Für „Der Fluch mit der gelben Schlange“ fand man hier einen beeindruckenden Schauplatz, den man allerdings auch mit einer Requisitenlaterne, die man günstig vor den Schriftzug „Haus Witzleben“ platzierte, nicht verkleiden konnte. Fing Su hat einen schönen Ausblick über den Lietzensee mit dazugehörigem Park, der zwischen Kaiserdamm und Kantstraße eine der wenigen grünen Lungen im dicht bebauten südlichen Charlottenburg darstellt. In der Einstellung in Bild 4 ist das benachbarte Gerichtsgebäude zu sehen, das zwischen 1936 und 43 traurige Berühmtheit als Reichskriegsgericht erlangte (1910 als Kaiserliches Reichsmilitärgericht eröffnet und zur Zeit der Weimarer Republik „entmilitarisiert“ als Wirtschafts- und Kartellgericht genutzt).
Ganz so formell ging es beim Stopp in Spandau nicht zu. William Baxter lässt darauf schließen: Hier bekommen wir es mit dem ehemaligen Spandauer Schlachthof zu tun. Dieser geht aufs Jahr 1899 zurück und war bis 1988 in Betrieb, weil für Schlachtungen in West-Berlin besondere Steuervergünstigungen gewährt wurden („Dadurch war es trotz der Transportkosten billiger, ein Schwein nach Berlin zu transportieren und hier zu schlachten, als in Westdeutschland. Ein Schlachttourismus war die Folge, der das Sterben des kommunalen Spandauer Schlachthofes nur hinausschob, aber letztlich nicht verhindern konnte.“ – Quelle).
Heute sieht man vom Schlachthof nichts mehr – die Gebäude wurden beseitigt und an gleicher Stelle die Zentralbäckerei des Filialisten Thoben neu gebaut – von den Rippchen zu den Schrippchen, sozusagen. Ein einsames Überbleibsel, über das man den Dreh zu „Die Tote aus der Themse“ noch nachvollziehen kann, ist der Wasserturm, der optisch stark an den Turm auf dem CCC-Gelände erinnert und von William Baxters Bürozimmer aus deutlich zu sehen ist. Eine genaue Nachstellung der Perspektive ist heute kaum mehr möglich.
Gubanov
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20.05.2016 21:04
#216 RE: Forum-Thema Nr. 4000: Wallace-Tour in Berlin
Wir bleiben in Spandau, wechseln dafür das Universum von Wallace zu Mabuse. Eiswerder war mit seiner Lage in der unmittelbaren Nähe zu den CCC-Studios nicht nur für die Rialto, sondern auch die CCC-Film selbst ein attraktiver Schauplatz – sogar wenn man dem Publikum britische Weiten vorgaukeln wollte. So überqueren in „Scotland Yard jagt Dr. Mabuse“ Peter van Eyck, Werner Peters und Klaus Kinski die ebenfalls aus den „1000 Augen“ und dem „Hexer“ bekannte Große Eiswerderbrücke. Das heißt: Sie kommen nicht bis zum anderen Ende, denn auf der Brücke ereignet sich ein kleiner Zwischenfall. Dieser soll hier in drei Bildern festgehalten sein, denn für die Nachstellung zweier weiterer Einstellungen fehlte uns leider die Leiter.
Was in „Das Testament des Dr. Mabuse“ die Stadtbank darstellt, auf die des Schurken Handlanger einen Überfall während der Diamantenbörse verüben, ist heute eine AOK-Niederlassung; gelegen in der Galenstraße nahe des Bahnhofs Spandau. Trotz Umbauten am Gebäude erkennt man die Grundstruktur noch gut und kleine Details wie die Balkone und der Stromverteiler in der Umgebung sind ebenfalls erhalten geblieben.
Gubanov
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19.06.2016 15:28
#217 RE: Forum-Thema Nr. 4000: Wallace-Tour in Berlin
Einen letzten Teil habe ich noch auf Lager von unserer Berlin-Tour im April: Nachdem unser Ausflug in Richtung Wannsee wegen des Wetters und einiger zeitlich unpassend gelegenen Brückenbauarbeiten ins Wasser gefallen war, zogen @greaves und sein Kumpel nochmal auf eigene Faust los, um zwei sehr unterschiedliche Drehorte abzulichten. Der eine liegt mitten im Grunewald: In „Der Hund von Blackwood Castle“ fährt der Krankenwagen mit der Leiche des von Hans Söhnker gespielten Anwalts an einer Sandgrube vorbei. Solche Drehorte abseits von Bebauung sind immer schwierig nachzuvollziehen; auch hier zeigen sich deutliche Veränderungen gegenüber dem Zustand im Film.
Nicht im, sondern in Grunewald, genauer gesagt in der Brahmsstraße 10, fanden Dreharbeiten zu „Der Mann mit dem Glasauge“ statt. Das heute als Schlosshotel Grunewald betriebene 5-Sterne-Haus hat nichts von seinem hochherrschaftlichen Charme eingebüßt – die Hotellobby stand 1968 überzeugend als Domizil der strengen Lady Sheringham ein; im Film kann man ebenfalls einen Blick in das benachbarte Kaminzimmer erhaschen.
Ich hätte noch eine Frage zum Hexer. Wo wurde denn das gedreht, als Warren und Higgins oberhalb der Treppe durch die Gitter ins Mädchenpensionat schauen? Ich kann mich zwar nicht mehr genau erinnern, aber ich glaube, dass man von der Treppe aus eine andere Aussicht hat.
Als kleine Info für unsere Mitglieder vom Edgar Wallace Treffen (und auch natürlich alle anderen interessierten) ...
Hier eine kleine Auflistung in welchen Studios der CCC welche Wallace Filme zwischen 1962 und 1968 gedreht wurden:
1962 : Der Fluch der gelben Schlange-In Halle?? 1963: der Zinker-in Halle 1 und 2 1963:der schwarze Abt-in Halle 1 und 7 1963:das indische Tuch-in Halle?? 1963:Zimmer 13- in Halle?? 1964: die Gruft mit dem Rätselschloss -in Halle 1 und 2 /und UFA Studio s. 1964:der Hexer-in Halle ? Und sicher Halle 4 mit dem Wasserbecken 1965: Neues vom Hexer-in den Hallen 1/2/7 1965:der unheimliche Mönch - in den Hallen?? 1966:der Bucklige von Soho -in den Hallen 1/2/7 1967:die blaue Hand -in den Hallen 1/2/5/7 1967:der Mönch mit der Peitsche -in den Hallen 1/7 1967:der Hund von Blackwood Castle -in den Hallen 1/2/6 1968:im Banne des Unheimlichen -in den Hallen 1/2/7 1968:der Gorilla von Soho -in den Hallen 1/6 1968:der Mann mit dem Glasauge-in den Hallen 1/2/7
Das wäre mal die Auflistung sämtlicher Edgar Wallace Filme,die in der Ccc für Innenaufnahmen genutzt wurden.
Man sieht das viele der Filme im "älteren Teil "in den Studio s um den Wasserturm gedreht wurden.Interessant wäre es natürlich wenn man mal ins Studio 1 hinein dürfte.Aber wer man fragen müsste,weis ich leider nicht.. Wie wir sehen ,die am Edgar Wallace Treffen waren,dass wir sicher in drei Studios drin waren ,in denen Wallace Filme gedreht wurden. Für den Hexer,Hund von Blackwood Castle und Gorilla von Soho. ..
Scheinbar ist Ende April das Gelände mit dem Wasserturm auf dem CCC Studio Gelände verkauft worden an eine Immobiliengesellschaft aus Düsseldorf,wenn mir recht ist. .. Fragt sich,ob es diesmal so bleibt und umgesetzt wird was geplant ist wie z.b eine Tiefgarage und Wohnungen intregriert mit den alten Gebäuden,die ja unter Denkmalschutz stehen. (Vielleicht hat /findet jemand einen Link dazu...)müsste so ab 22.April-30.April 2017in einer Berliner Zeitung gestanden haben