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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 3.920 mal aufgerufen
 Romane
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.06.2009 15:39
Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Das indische Tuch (The Frightened Lady)

Erstausgabe (Großbritannien): 1932, Hodder & Stoughton, London
Erstausgabe (Deutschland): 1935, Wilhelm-Goldmann-Verlag, Leipzig
Erstübersetzer: Hans Herdegen (= Karl Döhring)
Derzeit erhältlich: 2007, Portobello-Topseller*

*) in einem Band mit „Geheimagent Nr. 6“ und „Der Diamantenfluss“

Wichtige Personen

  • Lord Willie Lebanon
  • Lady Lebanon
  • Dr. Amersham
  • Brooks, der erste amerikanische Diener
  • Gilder, der zweite amerikanische Diener
  • Kelver, der Butler
  • Studd, Chauffeur
  • John Tilling, einer der Parkwächter
  • Mrs. Tilling
Inhalt

Zitat von Rückentext Goldmann, Ausgabe von 1990
Mr. Briggs hörte einen furchtbaren Schrei. Kurz danach sah er im schwachen Mondlicht einen Mann, der eilig näher kam. Aber der hatte offenbar nichts gehört. Dann fand Briggs im Gebüsch einen Toten. Höchste Zeit für Mr. Briggs, sich aus dem Staube zu machen! Sicher, er war unschuldig am Tod dieses Fremden – aber in seinen Taschen hatte er Falschgeld. Bündelweise...!


Die Inhaltsangabe des Goldmann-Verlags, die sich in ähnlicher Form auch auf der CD-Ausgabe von Airplay Entertainment befindet, ist leider nicht sehr aussagekräftig, trifft sie doch nicht sonderlich den Kern der Romanhandlung. Ich werde mich deshalb selbst versuchen:

Zitat von Inhaltszusammenfassung „Das indische Tuch“
Lord Willie Lebanon hätte jeden Grund, glücklich zu sein. Seine Heirat mit der schönen Isla ist beschlossene Sache und er regiert als Herr auf Schloss Marks Priory. Doch halt – tut er dies wirklich? Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass der schwächliche Lord nichts zu sagen hat. Seine Mutter überwacht die Vorgänge auf dem alten Adelssitz mit eiserner Hand. Ihr Verbündeter, der undurchsichtige Dr. Amersham, steht ihr dabei in seiner vollen Arroganz zur Seite. Ein ums andere Mal entlassen sie Dienstboten, die ihnen unbequem werden, wenn sie sich mit Willie anfreunden. Die düsteren Diener Gilder und Brooks hingegen scheinen sich alles herausnehmen zu können. Als der Chauffeur Studd schließlich ankündigt, er wisse dunkle Details aus Dr. Amershams Vergangenheit als Armeearzt in Indien, dauert es nicht lange, bis seine Leiche nahe Marks Priory gefunden wird. Er war auf dem Weg zu einem Dorffest – seine Kostümierung: ein Inder. Erdrosselt wurde er mit einem indischen Tuch. Als die Scotland-Yard-Ermittler Tanner und Totty die Spurensuche im Schloss aufnehmen, verwickelt sich vor allem Lady Lebanon in Widersprüche. Was hat sie zu verbergen – und was verbirgt sich hinter der verschlossenen Tür?




Buchbesprechung

„The Frightened Lady“ ist einer der letzten Romane von Edgar Wallace und entstand im Jahr seines tragischen Todes. Es basiert wie so viele andere Stoffe auf einer zuvor erprobten Theaterfassung, die neben „The Ringer“ zu seinen größten Erfolgen zählte und den noch etwas mysteriöser klingenden Titel „The Case of the Frightened Lady“ trug. Das Theaterstück wurde im August 1931 im Wyndham Theatre London uraufgeführt, dem Theater von Gerard du Maurier, in dem zahlreiche andere Wallace-Stücke bereits das Rampenlicht erblickt hatten (eben zum Beispiel „The Ringer“). Der Erfolg des britischen Stücks hatte zur Folge, dass auch in den USA die Story auf die Bühne kam: Unter dem dritten Titel „Criminal at Large“ feierte der Stoff seine US-Premiere am Belasco Theater in New York im Jahr 1932.

Doch zurück zum Roman: Dieser schaffte seinen Weg in deutsche Gefilde aufgrund des späten Verfassungsdatums nicht mehr in den großen 1932 von Ravi Ravendro übersetzten Schub von Goldmann-Veröffentlichungen, sondern wurde erst drei Jahre später, 1935, von Hans Herdegen ins Deutsche übertragen. Wichtig und amüsant ist hierbei aber, anzumerken, dass es sich bei Ravendro und Herdegen um ein und dieselbe Person handelt, nämlich den Wallace-Stammübersetzer Karl Döhring.

Verfasst für eine räumlich eingeschränkte, aber mitreißende Theateraufführung mit prominenten Gesichtern, merkt man dem „indischen Tuch“ seinen Ursprung teilweise noch an. Die meisten Szenen spielen auf Schloss Marks Priory, was sich besonders zum Ende hin immer mehr bemerkbar macht. Vergessen sind dann Nebenschauplätze wie Dr. Amershams Wohnung oder das Büro von Inspektor Tanner im Scotland Yard; ins Hauptaugenmerk gerückt ist das klassische Setting des alten, ehrwürdigen Landschlosses mit seinen strahlenden Salons und den unheimlichen Nischen und Gängen. Dass dies kein Makel ist, verdeutlicht der merkliche Anstieg von Action- und Nachtszenen im späteren Verlauf, worauf ich im kommenden noch genauer eingehen werde. Zunächst jedoch noch einige Worte zu den Personen.

„The Frightened Lady“ ist allein schon bezüglich des Titels ein Beweis dafür, dass Edgar Wallace oftmals große Anstrengungen unternahm – die leider mindestens genauso oft verkannt wurden –, die junge weibliche Hauptrolle in den Stoff einzubinden und damit aus ihr mehr zu machen als die schreiende junge Schönheit, die vom Inspektor gerettet wird. Hier gelingt dies Wallace auf eine besonders interessante Art, denn Isla Crane wird nicht durch ein persönliches Interesse an den behandelten Verbrechen getrieben, sondern von einer Abneigung dagegen, die so stark ist, dass sie sich selbst damit verdächtig macht. Dieser Umstand erscheint von Mal zu Mal klarer, wenn man den Roman mehrfach zur Hand nimmt, und zeigt immer geschickter, wie das Publikum auf diese Weise dazu verleitet wird, um Isla zu bangen und somit Position zu ihr zu beziehen. Dies ist dann sogar mehr wert als eine ausführliche Beschreibung Islas, die zugegebenerweise im Buch nämlich reichlich kurz kommt. Dort heißt es lediglich:

Zitat von Goldmann, Ausgabe von 1960, Kapitel 2, S. 10
Isla war vierundzwanzig Jahre alt. Sie hatte dunkle Haare, dunkle Augen und eine schlanke, anmutige Gestalt.


Die übrigen Figuren entfalten ihre Wirkung vor allem in Paarungen, die einerseits passend ergänzender und andererseits sich gegenseitig ausschließender Art sind. Man kann wichtige Personen unter anderem in folgende Kleingruppen aufteilen:

Lord Willie Lebanon und Lady Lebanon – eine Mutter-Sohn-Beziehung ohne Beziehung: Sicher das interessanteste „Paar“ des Buches, das durch ein Dominanzverhältnis bestimmt wird. Die Mutter ist hierbei der lenkende Part, was den Sohn vollkommen entmündigt. Obwohl Willie (schon die kindlich wirkende Abkürzung des Namens weckt die gewünschten Assoziationen) eigentlich den Titel eines Lords trägt, hat er auf Marks Priory nichts, aber auch gar nichts zu sagen. Das liegt nicht nur in dieser speziellen Beziehung, sondern zieht sich durch die gesamte Familienhistorie der Lebanons, bei denen, so Lady Lebanon, „die Frauen immer stärker waren als die Männer“. So ist es den männlichen Lebanons nur beschieden, ein tristes Leben auf dem Schloss zu fristen – das möglichst lang genug, um einen Stammhalter zu zeugen, und möglichst unauffällig genug, um die Ergebnisse von jahrhundertelanger Inzucht zu verbergen. Wahnsinnsanfälle sind, so wird uns vermittelt, nicht an den individuellen Charakter gebunden, sondern an die Vererbung, an das Geschlecht, dem man angehört. Dennoch ist Lady Lebanon, und das zeigt, dass es um ihren geistigen Zustand nicht besser steht als um den des Mörders, der festen Überzeugung, dass die Linie fortgesetzt werden muss. Schließlich „gab es schon eine Geschichte der Lebanons, bevor es eine Geschichte Englands gab“.

Lady Lebanon und Dr. Amersham – der mysteriöse Sidekick, eine Abhängigkeit: Über lange Strecken hinweg präsentiert Wallace dem Leser Dr. Amersham als Hauptverdächtigen parallel zu den Zweifeln, die er an Islas Aufrichtigkeit einstreut. Doch ist es Isla, die – besonders in den Szenen, in denen beide Charaktere gemeinsam auftreten – die Sympathien gewinnt, während man für Dr. Amersham keinen Funken Freundschaft aufbringen kann. Dunkle Andeutungen über seine Vergangenheit in Indien lassen uns schon von Anfang an um seine Dubiosität wissen, verstärkt wird die Abneigung durch sein aufdringliches Verhalten gegenüber Isla.

Doch es ist Lady Lebanon, an die Dr. Amersham im Buch am meisten gebunden ist. Im Gegensatz zum einseitigen Verhältnis zwischen Lady Lebanon und ihrem Sohn wird hier eine gegenseitige Abhängigkeit vorexzerziert, die, gefasst in wunderbar eiskalte Dialoge, für beide trotz der Unfreiheit letztenendes auf eine egomanische Nutznießerschaft hinausläuft. Dies stellt beide Charaktere in ein düsteres Licht.

Inspektor Tanner und Sergeant Totty: Mit Inspektor Tanner stellt uns Wallace einen ganz eigenen Typen von Kriminalinspektor vor, der so in kaum einem anderen Werk auftaucht. Zumeist handelt es sich beim zuständigen Ermittler entweder um den jungen Helden und Liebhaber (meist mit Blitzkarriere) oder um den kauzigen und mit mindestens drei merkwürdigen Eigenschaften belegten alten Fuchs, der von seiner Erfahrung profitiert. Letzteres tut zwar auch Inspektor Tanner, aber er ist viel zu „normal“, um wirklich in die zweite Kategorie gezählt werden zu können. Vielmehr handelt es sich um einen väterlichen Typ, von dessen Kompetenz man jedes Mal ehrfurchtsvoll zurückweicht und der seine Spitzen in den Gesprächen mit der ihm ebenbürtigen Lady Lebanon erreicht. Lediglich seine Vorliebe für den Sarkasmus und die Geringschätzung seines Mitarbeiters zählen zu seiner „dunklen Seite“.

Dieser Mitarbeiter, Sergeant Totty (der Name verrät uns sofort wieder etwas über den Charakter, dieses Mal über die Ernsthaftigkeit seiner Rolle), wurde von Wallace dem britischen Komödianten Gordon Harker, der in vielen seiner Theaterstücke und Filme auftrat, auf den Leib geschrieben und in der ersten Bühnen- und Filmfassung auch von ihm verkörpert. Mit dieser Rolle streut Wallace seinen omnipräsenten, aber sehr feinen Humor ein, der typisch für einige seiner Werke und Protagonisten ist, so z.B. auch für Inspektor Sneed in „Die Tür mit den sieben Schlössern“ oder den Butler Sunny Harvey in „Die toten Augen von London“.

Gilder und Brooks, die beiden geheimnisvollen Amerikaner: Mit den Dienern Gilder und Brooks schaffte es Wallace, die Grundzutaten gleich zweier wichtiger „criminal devices“ miteinander zu verbinden. Auf der einen Seite sind es die unheimlichen Männer, die des Nachts durch die Flure des Schlosses schleichen und einen düsteren Eindruck verbreiten, auf der anderen Seite illustriert er damit das Klischee des geheimnisumwobenen Amerikaners – des Fremden, ja fast des Aussätzigen, in einer sonst so trauten oder zumindest traut erscheinenden Umgebung eines urenglischen Schlosses. Vertrauen ist da zu den beiden düster dreinblickenden Angestellten keines zu holen.

Es sind neben Willie Lebanon jedoch vor allem die beiden Diener, die vor Ende des Buches, kurz vor dem Finale, für die meiste Spannung sorgen und dem Lord Zugang zu der Waffe ermöglichen, mit der er am Ende alle Pläne seiner Mutter vereiteln kann. So wendet sich das Blatt, das zunächst von der alle Fäden in der Hand haltenden Lady Lebanon nach Belieben durchmischt wurde, gegen sie und stürzt ihr Dasein und ihren Lebenszweck in eine tiefe Farce. Von seinen dahingehenden interessanten Ansichten und Verknüpfungen vom familiären Wert und der Skrupellosigkeit einer imaginären Adelsfamilie abgesehen, die wohl den prominentesten Platz in diesem Buch einnehmen und es am deutlichsten von seinen anderen Werken unterscheiden, bietet „Das indische Tuch“ klassische Spannungsunterhaltung. Mit am bohrendsten gestaltet sich die Frage, was sich hinter einer verschlossenen Tür im oberen Geschoss des Schlosses befindet – ein Geheimnis, das im Menschen sofort eine unglaubliche Neugier erweckt und mit dem Wallace vor allem in der Auflösungssequenz geschickt zu spielen versteht.

Auch die Mordwaffe verdient abschließend noch eine genauere Betrachtung. Handelt es sich beim Erdrosseln zwar um eine Mordart, die unblutig und ohne großes Aufsehen vonstatten geht, so ist es doch eine äußerst brutale, rohe und kraftfordernde Aufgabe. Sie steht in direktem Kontrast zu der Verwendung eines eigentlich als weich, zart und kunstvoll geltenden Seidentuchs, ein Kontrast, der sich in der roten Farbe des Tuches widerspiegelt, die Blut und Tod symbolisiert.

Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein. Dieser Spruch bewahrheitet sich auch hier, in einem der letzten Bücher von Wallace, das keinerlei Verschleißerscheinungen aufweist. Im Gegenteil: Detaillierter und abgründiger sind die Ränkespiele einer adligen Familie bei ihm nie analysiert worden, sind die Wertlosigkeit des Rufes und die Verdammungswürdigkeit der Geschichte dem Leser nie vor Augen geführt worden. Trotz dieses ernsten und sehr hinterfragenden Tons und des Aufgreifens der Folgen von Inzest und den ständig gleichen Familienkreuzungen verliert „The Frightened Lady“ nie den Anspruch, ein packender Kriminalfall zu sein. Die Charakteristik der Figuren funktioniert dabei ganz hervorragend und wird durch geschickt verwickelte Beziehungen bestimmt, die bei all ihrer Komplexität nie die Grenze der Märchenhaftigkeit überschreiten. Das macht „Das indische Tuch“ so gut: Es ist eine Geschichte, deren Themen und Personen, vielleicht nicht in den 1930er Jahren, aber zu einem früheren Zeitpunkt, tatsächlich so existiert haben könnten.





Übersetzungsdiskussion / Hörbuch (Das indische Tuch, BRD 2005)

Schwierigkeiten und Probleme beim Lesen des Buches bereitete mir die Frage nach den Übersetzungen von „Das indische Tuch“. In meiner Sammlung habe ich lediglich zwei Goldmann-Taschenbuchausgaben, eine aus dem Jahr 1960 und eine von 1990. Die 1960er-Ausgabe trägt den Aufdruck „Ungekürzte Ausgabe“, was ich aber nach Anhörung des Hörbuchs von Airplay Entertainment bezweifeln möchte. Während zwar gegenüber dem Buch bei der Lesung die ersten zwei Kapitel und andere kleine und größere Passagen unterschlagen werden, gibt es auf der anderen Seite doch zahlreiche Zusatztexte und Formulierungen, die auf eine vollständigere und vor allem originalgetreuere Übersetzung schließen lassen. Hier würde ich zu gern wissen, welche Ausgabe den Machern des Hörbuchs als Grundlage diente. Schade ist, dass Weltbild „Das indische Tuch“ nicht mehr in seiner Jubiläumsausgabe veröffentlichte, obwohl der Band schon fest eingeplant war.

Die beiden Goldmann-Ausgaben sind indes übrigens vollkommen identisch. Sie verfügen über 26 Kapitel und stellen (angeblich) die Erstübersetzung von „Hans Herdegen“ dar – eine Tatsache, die ebenso anzweifelbar ist. Sicher hingegen scheint für mich, dass auch die 2007er-Portobello-Auflage über die gleiche Textgrundlage verfügen und somit gekürzt sein wird. Als Beispiel für die Versionsunterschiede zwischen den Büchern und dem Hörbuch hier ein Auszug vom Beginn des vierten Buchkapitels bzw. des zweiten CD-Tracks:

Zitat von Goldmann, Ausgabe von 1960, Kapitel 4, S. 20
Ein gewisser Zibriski hatte sich den etwas hochtrabenden Namen Mont Morency zugelegt. Im Allgemeinen gaben ihm die Leute weniger gutklingende Namen, wenn sie plötzlich Geldscheine besaßen, die in einer Geheimdruckerei dieses Hochstaplers hergestellt wurden. Da die Banknoten außerordentlich gut waren, machte er ein ausgezeichnetes Geschäft.
Er selbst verteilte die gefälschten Scheine nicht, er betrieb das Geschäft nur im Großen. Mehrere Druckereien arbeiteten für ihn, eine in Luxemburg, eine andere in den Hintergebäuden eines kleinen Hotels in Ostende.


Zitat von Airplay Entertainment, gekürzte 3-CD-Fassung, CD 1, Track 2
Es gab da einen gewissen Zibriski, der sich, da er eine poetische Ader besaß, auch Mont Morency nannte. Manche Mitmenschen hatten keine Mühe, andere weniger poetische Namen für ihn zu finden, wenn sie unerwartet Geldscheine am Hals hatten, die im Offsetdruck auf einer von Zibriskis Druckmaschinen hergestellt worden waren. Zibriski führte das Leben eines angesehenen Bürgers, reiste im Winter nach Monte Carlo und im Sommer nach Baden Baden, hielt sich eine teure Wohnung in London – eigentlich zwei, nur wusste das seine wasserstoffblonde Frau nicht – und fuhr einen chromblitzenden amerikanischen Wagen.
Er war kein kümmerlicher kleiner Blütenstecher, sondern ein Großunternehmer. Er hatte eine Druckmaschine in Hannover stehen, eine zweite in der Hinterstube eines kleinen Hotels in einem der Sträßchen am Kai von Ostende. Seine Fünf-Pfund-Noten waren sorgfältig gedruckt und beachtlich numeriert. Sie waren schon von vielen Bankkassierern akzeptiert worden und die Adleraugen der Croupiers von Deauville hatten sie anstandslos passieren lassen.


Anhand dieses Vergleichs dürfte sich leicht erkennen lassen, welches Chaos, bei zusätzlicher Berücksichtigung des Umstands der Kürzung der der Airplay-Version zugrunde liegenden Fassung, beim Lesen und gleichzeitigen Hören des Hörbuchs bei mir entstanden ist.

Robert Giggenbach, der Sprecher der Airplay-Lesung, macht seine Sache gewohnt perfekt und kann mit seiner Stimme den Zuschauer auch ohne Schauspieleraufgebot, Effekte und Musik in die Welt von Edgar Wallace entführen. Dass er „etwas auf der Pfanne“ hat, beweist er auch in seinen übrigen drei Wallace-Lesungen „Der Zinker“, „Der Rächer“ und „Die Bande des Schreckens“, die allesamt zu den besten Umsetzungen der Hörbuch-Reihe zählen. Das Cover zeigt einen unheimlich stilisierten Halstuchmörder, der seine Mordwaffe schon bedrohlich in Händen hält und sich dem Zuhörer nicht minder furchterregend nähert. Fazit: Rundum gelungene Fassung, erzählt in 233 Minuten auf 3 CDs.





Verfilmung I (The Case of the Frightened Lady, UK 1940)

Erfreulich nah am Roman, hat die 1940er Verfilmung „The Case of the Frightened Lady“ den Respekt, aus der Geschichte keine reißerische Horrorstory zu formen, sondern – freilich unter Ausnutzung der ihr immanenten Schockeffekte – den Stil des gepflegten Schlosskrimis beizubehalten. Doch nicht nur vom Stil, auch vom Inhalt her kann man an dieser Umsetzung nichts – oder zumindest nicht viel – aussetzen. Die wichtigen Inhalte wurden fast komplett in den Film übernommen und durch eigene Ideen ergänzt. Besonders charmant sind die Szenen auf dem Kostümfest des Dorfes und bei einer polizeilichen Besprechung. Durch Ronald Shiners Verkörperung wird der benötigte, aber nicht übertriebene Humor in die Rolle des Sergeant Totty gebracht, wenngleich mir persönlich das entstaubte Hörspielpendant Herbert Schäfers von 2004 noch etwas besser gefällt.

Besonders spannend sind die Schlussminuten des Films, die sich in Anschluss an die eine oder andere „Action“-Szene im nächtlichen Schloss recht originalgetreu mit dem enttarnten Wahnsinn des Lord Lebanon und seiner eigenen Auslöschung gestalten. In diesen Einstellungen trumpft Marius Gohring richtig auf. Wer ihn nur als den mehr oder minder korrekten Mr. Milburgh aus dem 1961er „Geheimnis der gelben Narzissen“ kennt, mag kaum glauben, wie der junge Gohring hier als Verrückter brilliert. Dabei stellt er, und das ist eine hervorragende Leistung von Darstellern und Regie, seine übermächtige Mutter – auf superbe Weise von Helen Haye exakt wie im Roman porträtiert – nicht in den Schatten. Stets bleibt sie als weitaus majestätischeres, aber ebenso irres Familienmitglied Fokus der Geschehnisse.

Auch die saubere DVD-Umsetzung dieses Klassikers von Odeon Entertainment in ihrer Reihe „Best of British“ macht den Film zu einem Vergnügen. Die verhältnismäßig gute Bildqualität und das nette Booklet, in dem kurz auf den Stoff und dann recht ausführlich auf die Schauspieler und den Regisseur eingegangen wird, macht das Fehlen digitaler Extras wieder wett. Besser als amerikanische Billigreleases ist diese Scheibe auf jeden Fall – und eine wunderbare Möglichkeit, diesen Film wieder in alter Pracht zu erleben.

Besetzung der wichtigen Rollen im Kinofilm Nr. 1 (Regie: George King)
  • Lord William Lebanon: Marius Gohring
  • Lady Lebanon: Helen Haye
  • Isla Crane: Penelope Dudley-Ward
  • Sergeant Ferraby (im Film Richard Ferraby): Patrick Barr
  • Studd: John Warwick
  • Dr. Amersham: Felix Aylmer
  • Detective Sergeant Totty: Ronald Shiner
  • Detective Inspector Tanner: George Merritt
  • Jim Tilling: Torin Thatcher
  • Mrs. Tilling: Elizabeth Scott
  • Gilder: Roy Emerton
  • Brooks: George Hayes




Verfilmung II (Das indische Tuch, BRD 1963)

Wer große Anleihen an Edgar Wallace’ Roman erwartet, wird enttäuscht. Nur grobe Parallelen lassen sich zwischen der Vorlage und der Verfilmung entdecken, so vor allem die Namen der Protagonisten und die Identität des Täters. Aus der locker auf dem Schloss Marks Priory angesiedelten Geschichte machte man innerhalb der Wallace-Reihe einen „Ten Little Niggers“-Verschnitt mit eingeschränktem Schauplatz. Was Christie die Negerinsel war, ist Hurdalek und Petersson das alte Schloss mit seiner großen Halle, den studioartig anmutenden Zimmern und den spinnwebenverhangenen Kellergewölben, die es zwischendurch lockerleicht gruseln lassen. Nur vereinzelt gibt es Außenaufnahmen (die oftmals getätigte Behauptung, sie seien komplett fortgelassen worden, muss ein für alle mal entkräftet werden!), die jedoch im Verhältnis zur Gesamtlänge des Films wirklich einen schlicht marginalen Anteil der Laufzeit einnehmen. Die Scotland-Yard-Ermittler wurden durch einen findigen, aber nicht findig genug agierenden Rechtsanwalt ersetzt, der von Heinz Drache in seiner gewohnt resoluten Art dargestellt wird. Obwohl man Hans Clarins Spiel im Film sehr loben muss, kann man sich seine Verkörperung des Lords im Originalbuch nicht vorstellen. Willie ist hier kein kränkelnder stummer Kämpfer, der von den anderen zwar als Schwächling wahrgenommen wird, aber äußerlich den Anschein eines Gesunden erweckt, sondern wird dem Kinozuschauer von vornherein als geistesabwesend und sonderbar gezeigt. Nur in den Szenen mit Isla gewährt man ihm einen völlig „normal“ anmutenden Zustand, ansonsten sieht man ihn durch Schweigsamkeit, die Nichtexistenz des eigenen Willens und ein manisches Klavierspiel mit ebenso manischem Gesichtsausdruck charakterisiert. Auch das Verhältnis zu seiner Mutter entspricht mitnichten dem des Romans. Während es hier durch Mutterliebe in ihrer stärksten und krankhaftesten Form gekennzeichnet ist (die Todesszene der einmaligen Flickenschildt ist der beste Beweis dafür), herrscht im Roman ein Verhältnis der Angst und der Verzweiflung Willies gegenüber seiner übermächtigen Mutter, die nicht um seiner selbst, sondern nur und ausschließlich um der Erhaltung der Lebanon-Familie willen einige der Fäden in der Hand hält.

Recht romannah zeigen sich die Figuren des Dr. Amersham, der sich mit Lady Lebanon gegenseitig erpresst und dafür schmutzige Dienste einer- wie andererseits verrichtet, sowie des Ehepaars Tilling, das sich nicht mehr allein aufgrund von Eifersucht auseinandergelebt hat, sondern weil sich Mrs. Tilling inzwischen etwas besseres leisten kann als ihren groben Mann. Ähnliches wird auch im Roman, wenngleich subtiler, angedeutet.

Viele sind von der Umsetzung enttäuscht, eben weil „Das indische Tuch“ zu den starken Wallace-Werken gehört und für die Verfilmung gegen einen rechten Allerweltsplot ausgetauscht wurde. Die Umsetzung desselben jedoch muss unumwunden als hochkarätig und einfallsreich angesehen werden. Dass man sich weniger Wallace’ Originalstoff widmete, mag sicherlich schade sein, allerdings hat man ja in diesem Fall eine oder mehrere gelungene Ausweichmöglichkeiten.

Besetzung der wichtigen Rollen im Kinofilm Nr. 2 (Regie: Alfred Vohrer)
  • Superintendent Tanner (im Film Frank Tanner): Heinz Drache
  • Isla Crane (im Film Isla Harris): Corny Collins
  • Mrs. Tilling: Gisela Uhlen
  • Mr. Tilling: Hans Nielsen
  • Dr. Amersham: Richard Häussler
  • Lord Willie Lebanon (im Film Lord Edward Lebanon): Hans Clarin
  • Lady Lebanon: Elisabeth Flickenschildt
  • Des weiteren: Klaus Kinski, Siegfried Schürenberg, Alexander Engel, Ady Berber, Eddi Arent


Verfilmung III (The Case of the Frightened Lady, UK 1983, TV)

Die vielleicht vielversprechendste Verfilmung des Stoffes, eine originalgetreue BBC-Umsetzung aus dem Jahr 1983, liegt mir leider nicht zur Besprechung vor. Ausgehend von der Produktionsfirma und dem Zeitrahmen kann man jedoch davon ausgehen, dass es sich um eine qualitativ äußerst hochwertige Fassung handelt (die BBC nahm sich des gleichen Stoffs übrigens schon im Jahr 1938 an). Sie basiert auf Wallace’ gleichnamigen Theaterstück, also nicht auf dem „The Frightened Lady“ betitelten Roman, und spielt überdies in der Originalentstehungszeit des Werks in den 1930er Jahren. Ein Blick in die Besetzungsliste lässt ebenfalls erkennen, dass die Figuren ohne namentliche Änderungen übernommen worden sind. Die Laufzeit beträgt 75 Minuten.

Besetzung der wichtigen Rollen im TV-Film (Regie: Christopher Menaul)
  • Brooks: James Berwick
  • Det. Chief Superintendent Tanner: Warren Clarke
  • Kelver: Derek Francis
  • Aisla Crane: Elizabeth Garvie
  • Det. Sergeant Ferraby: Jeffrey Hardy
  • Briggs: Dean Harris
  • Studd: Edward Hibbert
  • Sergeant Totty: William Maxwell
  • Lady Lebanon: Virginia McKenna
  • Doctor Amersham: Anthony Powell
  • Gilder: Edward Wiley
  • Lord Lebanon: Tim Woodward




Hörspiel (Das indische Tuch, BRD 2004)

Zweifellos liegt mit „Das indische Tuch“ neben dem „Joker“, bei Bezugnahme auf Originalität allerdings konkurrenzlos, das beste Edgar-Wallace-Hörspiel vor. Über weite Strecken hält sich Autor Marc Gruppe an den Wortlaut des Originals, den er mit passenden und gleichsam herausstechenden, weil in ihrer abweichenden Wortwahl durchaus auffallenden (aber nicht negativ auffallenden) Pointen würzt. Durch die Wahl bestimmter Szenen entwickelt der Hörer auffällige Sympathien für das erste Opfer des Halstuchmörders wie auch für den Täter selbst. Der Chauffeur Studd und Lord Willie Lebanon, gesprochen von Jens Hajek und Daniel Werner (letzterer läuft natürlich erst gen Ende zur Höchstform auf), vermitteln einen freundschaftlichen und angenehmen Kontakt zwischen einem Lord und seinem Dienstboten, was das Eingreifen durch Lady Lebanon umso herrischer erscheinen lässt. Überhaupt kann sich kaum etwas mit der Dämonie dieser „eisernen Lady“ messen, die bravourös von der Krimi-Klassiker-Stimme überhaupt, Dagmar von Kurmin, gegeben wird. Sie durfte eine ganz ähnliche Rolle im dritten Teil der „Krimiklassiker“-Serie, dem Wallace-Hörspiel „Die blaue Hand“, übernehmen und dort einerseits ihre Bösartigkeit noch einmal, andererseits aber auch ihre Verletztbarkeit unter Beweis stellen, die der Hörer von „Das indische Tuch“ nur erahnen kann, wenn er Lady Lebanons Lebenswerk, die Aufrechterhaltung der Lebanon-Linie, am Ende des Hörspiels zerstört sieht.

Neben diesen Glanzleistungen stellen sich mit Lothar Didjurgis und Herbert Schäfer angenehm unaufgeregte Polizeibeamte vor, die über Charme und Witz verfügen – und zwar keinen von der aufdringlichen Sorte. Sie bieten den erzählenden, erklärenden und feststehenden Rahmen, der die spannenden Ereignisse auf Marks Priory umschließt.

Besetzung der wichtigen Rollen im Hörspiel (Regie: Marc Gruppe)
  • Chief Inspector Tanner: Lothar Didjurgis
  • Detective Sergeant Totty: Herbert Schäfer
  • Lord Willie Lebanon: Daniel Werner
  • Lady Lebanon: Dagmar von Kurmin
  • Isla Crane, Sekretärin: Manja Doering
  • Dr. Amersham: Christian Rode
  • Gilder, Butler: Jürg Löw
  • John Tilling, Parkwächter: Gero Wachholz
  • Joan Tilling, seine Frau: Dörte Lyssewski
  • Studd, Chauffeur: Jens Hajek


Fazit

„Das indische Tuch“ gehört in jede Auflistung der „gelungenen Wallace-Romane“. Seine Popularität kommt nicht von ungefähr, sondern von der klugen Vermischung einer geheimnisvollen Adelsfamilie mit anderen stereotypischen Krimizutaten wie einem wahnsinnigen Mörder, einer Gummizelle und einem intriganten Doktor. Trotz dieser auf den ersten Blick abgehalftert erscheinenden Mischpoke strahlt der Stoff die Wallace eigene Frische und Originalität des Plots aus, die etwa durch eine so ungewöhnliche Mordwaffe wie ein indisches Tuch begründet werden. Glück hatte „Das indische Tuch“ auch bei den meisten seiner Umsetzungen in andere Medien. Durch die Bank weg sind alle von einer ansprechenden Qualität und die Großzahl von inhaltlicher Originaltreue. Doch selbst dort, wo es mit dieser hapert, bleibt der Unterhaltungswert der Vorlage unangetastet.

Selwyn Offline



Beiträge: 82

24.06.2009 11:40
#2 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Zu Deiner Frage:

Zitat von Gubanov im Beitrag #1
Hier würde ich zu gern wissen, welche Ausgabe den Machern des Hörbuchs als Grundlage diente.

Es handelt sich um die Ausgabe des Scherz-Verlags von 1984. Zumindest die von Dir zitierte Passage stimmt wortwörtlich überein.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.06.2009 11:57
#3 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Super, danke für die Aufklärung!

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

09.11.2010 21:59
#4 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Wer des Englischen mächtig ist, der kann sich die Verfilmung von 1940 übrigens unter dem folgenden Link als Stream ansehen und scheinbar auch herunterladen. Letzteres habe ich allerdings noch nicht probiert.

http://www.archive.org/details/Case_of_t...tened_Lady_1940

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

10.11.2010 18:44
#5 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Auf der Seite sind auch THE TERROR (Der unheimliche Mönch), THE DARK EYES OF LONDON und MYSTERY LINER (Der Geist des John Holling) hochgeladen. Scheinen alles Public-Domain-Lizenzen zu sein ...

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

14.11.2010 11:35
#6 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Wie alle 50er- / 60er-Jahre-Wallace-Romane wurde auch DAS INDISCHE TUCH von einem Goldmann-Verlagslektor überarbeitet - mit Nennung des Erstübersetzers. In diesem Falle wurde zwar die Kapitelanzahl beibehalten, aber gewisse Kürzungen vorgenommen, wie z.B. der Beginn des zweiten Kapitels, welches nicht in allen neuen Veröffentlichungen bzw. Übersetzungen vorhanden ist:

"Der Herrensitz Marks Priory war schon zur Zeit der Sachsen gegründet worden, und der Westturm hatte ein hohes Alter. Die anderen Teile des Gebäudes stammten aus den verschiedensten Zeiten. Lord Willie Lebanon, der Herr von Marks Priory, ärgerte sich über das Haus, obwohl ihn der Aufenthalt hier in gewisser Weise beruhigte. Dr. Amersham hielt es für ein Gefängnis, in dem er eine unangenehme Pflicht zu erfüllen hatte, und nur Lady Lebanon sah darin den Stammsitz ihres uralten Geschlechts."

Soweit ein Teil der 35er-Fassung, die in späteren Veröffentlichungen teilweise fehlt.

Ansonsten gab es 1948 von Edmund Thomas Kauer für den Wiener Mundus-Verlag eine weitere Übersetzung unter dem Titel DER WÜRGER - aber nur mit XXV Kapiteln.

Zu Beginn der 40er-Filmfassung steht der Hinweis "Adapted from the Play by Edgar Wallace" - was mehr das Theaterstück als den bearbeiteten Roman in den Vordergrund stellt. Im Film wurde auch die Geldfälscher-Geschichte gänzlich fallengelassen. Diese Verfilmung wurde in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel DER SCHRECKEN VON MARKS PRIORY veröffentlicht.

Joachim.
*Filme und Bücher werden niemals alt!*

Der Schwede Offline



Beiträge: 25

14.11.2010 15:46
#7 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Obwohl "Adapted from the play", haben die Filmemacher auch das Buch verwendet, denn Dr. Amersham kommt kaum im Stück vor, die Rolle ist aber im Film nicht so klein. Zum Beispiel wird Tanners Besuch beim Doktor im Film gezeigt.

Übrigens, die Fälschergeschichte kommt in der Version von 1983 vor, hier hält man sich aber fast ganz zum Stück, die Dialoge sind aber vom Manuskriptverfasser überarbeitet und viel "ernster" gemacht.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

15.11.2010 10:26
#8 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp im Beitrag #6
Diese Verfilmung wurde in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel DER SCHRECKEN VON MARKS PRIORY veröffentlicht.

Hat jemand diesen Film mit deutscher Synchro?

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

12.10.2016 19:32
#9 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Welche Übersetzung nutzt eigentlich die Billigheimer-Ausgabe vom Anaconda-Verlag? Bei den "Sherlock-Holmes-Geschichten" waren es ja sehr alte Übertragungen, die seinerzeit im Franckh-Verlag erschienen. Hat man beim "Indischen Tuch" vielleicht auch die ursprüngliche Übersetzung genutzt, oder wurde die aktuelle (verstümmelte) Goldmann-Version lizensiert?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.10.2016 20:12
#10 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Die Anaconda-Ausgabe enthält eine Goldmann-Nachkriegsübersetzung. Die Frage wurde schonmal hier im Detail geklärt.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

12.10.2016 20:19
#11 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

OK, danke. Damit hat sich diese Ausgabe erledigt. Die Scherz-Variante dürfte also die einzige vollständige Ausgabe sein, die auch relativ leicht erhältlich ist, oder?

Neben der Goldmann- liegt mir zwar auch die alte Mundus-Übersetzung vor, aber auch die ist nicht komplett ...

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

31.10.2016 17:54
#12 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Hab spaßeshalber mal die Goldmann- und die Mundus-Ausgabe miteinander verglichen.

Die Goldmann-Übersetzung ist eindeutig die sprachlich schönere, aber doch recht stark gekürzt. Die von Joachim zitierte Stelle zu Beginn des zweiten Kapitels ist allerdings enthalten.

Die Mundus-Ausgabe ist sprachlich recht salopp gehalten, aber deutlich ausführlicher als die Goldmann-Variante. Sie hat ein Kapitel weniger, was allerdings daran liegt, dass Kapitel 19 und 20 aus unerfindlichen Gründen zusammengefügt wurden. Völlig ungekürzt ist allerdings auch diese Übersetzung nicht, hier fehlt bspw. der Anfang des zweiten Kapitels.

Wenn man also keine Erstausgabe aus den 30ern sein Eigen nennt, bleibt nur der Griff zur Scherz-Übersetzung ...

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 643

25.10.2017 19:15
#13 RE: Das indische Tuch (1932) Zitat · Antworten

Eine wirklich sehr schöne Besprechung dieses von mir persönlich sehr geschätzten Wallace-Buches. Hier ist die Umwandlung eines Theaterstückes in eine Roman sehr gut gelungen.
Leider habe ich noch keine ungekürzte Fassung des Buches gelesen.

Ich kann mich außerdem noch gut erinnern, als "Der Fall der verängstigten Lady" damals erstmals im DDR-Fernsehen gezeigt wurde. Das ist ja so ähnlich wie "Das indische Tuch", dachte ich da noch. Später erst wusste ich dann, dass es ja eine sich sehr nahe an das Original haltende Verfilmung ist. Nur der arme amerikanische Diener mußte im Film ins Gras beißen, obwohl er es im Buch ja überlebt hat. Ansonsten, schöne Zwanziger-Jahre-Atmosphäre. Und schöne Erinnerungen ...

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