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Dieses Thema hat 581 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

18.10.2019 20:23
#466 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Bei mir stehen die Europäer höher im Kurs. Siodmak würde ich spontan als Favoriten ausmachen, weil er mehrere Vorzeige-Noirs abgeliefert hat ("Gewagtes Alibi", "Die Killer", "Zeuge gesucht"), dazu noch eine ganze Reihe an guten bis sehr guten Beiträgen ("Strafsache Themlma Jordon", "Schrei der Großstadt", "Die Wendeltreppe" u.a.) Bei Lang würde ich den m.E. stark unterschätzten und oft als bloße "Auftragsarbeit" abgetanen "Gardenia" als erstes nennen, ganz einfach, weil Anne Baxter so ungeheuer sympathsich agiert und somit der Produktion neben den handwerklichen Stärken eine ordentliche Portion Wohlfühlfaktor verleiht. Aber auch "Gefährliche Begegnung", "Ministerium der Angst", "Heißes Eisen" oder "Lebensgier" sind sicher zu nennen. Hinter den beiden sehe ich dann schon eine Lücke. Wilder hat eben mit "Frau ohne Gewissen" und "Boulevard der Dämmerung" zwei sehr gute Beiträge abgeliefert, "Reporter des Satans" und "Das letzte Wochenende" haben mich in erster Instanz weniger überzeugt. Otto Preminger ist vielleicht noch zu nennen, der mit "Laura" und "Faustrecht der Großstadt" auch zwei echte Volltreffer abgeliefert hat.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

19.10.2019 12:43
#467 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Ein Regisseur, der durch den folgenden Film in meiner Gunst gestiegen ist, ist Jules Dassin ("Stadt ohne Maske", "Die Ratte von Soho")...


Zelle R 17 (Brute Force, USA 1947)

Regie: Jules Dassin

Darsteller: Burt Lancaster, Hume Cronyn, Charles Bickford, Yvonne De Carlo, Ella Raines u.a.



Film Noir Nummer 113:

Einige Insassen des Westmore-Gefängnisses um den Anführer Joe Collins planen den Ausbruch. Dieser will gut geplant sein, denn der Oberaufseher Captain Mumsey wartet nur auf Gelegnheiten, um "hart durchzugreifen" und sich auf diesem Wege profilieren zu können...

Ob der Fülle an hochwertigen Produktionen ist es zweifelsohne eine Kunst, sich qualitativ hervorzuheben. Dies ist Jules Dassin mit seinem Gefängnisdrama „Zelle R 17“ unzweifelhaft gelungen. Dem Regisseur, der sich auch für weitere als Klassiker geltende Werke wie „Die Ratte von Soho“ und „Stadt ohne Maske“ verantwortlich zeigte, gelingt es von Anfang an, eine unheilvolle, klaustrophobische Atmosphäre zu kreiieren. Darüber hinaus sind die Figuren trotz der gewöhnlichen Laufzeit sehr fein herausgearbeitet, die Darsteller sorgsam ausgewählt. Angeführt wird der Cast von keinem geringeren als Burt Lancaster („Gewagtes Alibi“, „Die Killer“). Ihm gelingt es ein weiteres Mal, seiner Figur eine enorme Authenzität zu verleihen. Seine Performance strotzt nur so vor Power. Als Antagonist fungiert Hume Cronyn – ein Jahr zuvor bereits in einer beachtlichen Nebenrolle in „Im Netz der Leidenschaften“ zu sehen – in der Rolle des machtgierigen Oberaufsehers Munsey. In Rückblenden darf der Zuschauer Anteil am Schicksal von vier Insassen nehmen. In diesen Episoden treten die einzigen Frauen im ganzen Film auf, darunter bekannte Genre-Stars wie Ella Raines („Zeuge gesucht“) oder Yvonne De Carlo („Gewagtes Alibi“). Besonders hervorzuheben ist das Finale, das für damalige Verhältnisse nicht nur ausgesprochen actionreich, sondern auch ungemein drastisch ausfällt. Nicht jeder Noir wollte oder konnte konsequent zu Ende geführt werden – diesen Vorwurf kann man „Brute Force“ (OT) gewiss nicht machen. Untermalt wird das Ganze von der wieder mal großartigen Musik des Noir-Spezialisten Miklós Rózsa.

Der Film ist bei Concorde auf DVD und Blu-Ray erschienen. Die mir vorliegende DVD bietet ein gutes Bild.


Ein gutes Gespür für beeindruckende Gefängnisfilme hat man in Hollywood nicht erst seit „Die Verurteilten“ oder „Flucht von Alcatraz“. Das beweist der bis zum Ende konsequente, stark inszenierte und gespielte Film Noir von Jules Dassin. 5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

21.10.2019 23:09
#468 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Das Todeshaus am Fluss (House by the River, USA 1950)

Regie: Fritz Lang

Darsteller: Louis Hayward, Lee Bowman, Jane Wyatt u.a.



Film Noir Nummer 114:


Der erfolglose Schriftsteller Stephen Byrne erwürgt im Affekt sein Dienstmädchen, nachdem es auf seine Zudringlichkeiten abweisend reagiert hatte. Als er seinem im Haus befindlichen Bruder zunächst einen Unfall vorspiegeln will, erkennt dieser umgehend, dass das Mädchen getötet wurde. Stephen gibt seinem Bruder gegenüber vor, seine Frau erwarte ein Kind, weshalb er sich unmöglich für die Tat strafrechtlich verantworten könne. Sein Bruder hilft ihm in der Folge, die Leiche im Fluss zu versenken...

Ohne große Exposition geht „Das Todeshaus am Fluss“ sofort in medias res. Kaum hat man die Hauptfigur kennen gelernt, wie sie im Garten im Pavillon sitzend den abweisenden Brief eines Verlags erhalten und anschließend eine kurze Unterhaltung mit der geschwätzigen Nachbarin geführt hat, kommt es umgehend zur die Handlung in Fahrt bringenden Szene: Lang zeigt das attraktive Dienstmädchen als Objekt der Begierde im Bademantel und mit nackten Beinen die Treppe herunterschreitend. Die Umstände des Todes wurden später zum gängigen Krimi-Klischee, das allein in der Frühphase von „Derrick“ mehrfach aufgegriffen wurde. Der Täter, der das Opfer wegen zu befürchtender Entdeckung ruhig stellen will, tötet es unabsichtlich im Würgegriff. In der Folge bezieht der Film seine Spannung daraus, ob Byrne heil aus der Geschichte herauskommen wird. Sichtlich genießt er die erhöhte Aufmerksamkeit, welche speziell ihm infolge des Verschwindens des Dienstmädchens zuteil wird. Seiner Marjorie entgeht sein verändertes Verhalten nicht. Sobald die Leiche gefunden wird, kommt es zu einem Cut. Die Handlung spielt sich erstmals nicht im oder um das Anwesen Byrnes herum ab, sondern bei Gericht. Verdächtigt wird nicht Stephen Byrne, sondern sein Bruder John. Wie das Ganze ausgeht, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Jedenfalls hat es das Finale durchaus in sich und lässt den Zuschauer zufrieden den Fernseher ausstellen.

Fritz Lang kreiert bereits mit den ersten Einstellungen, die den Fluss mit allerlei herumschwimmenden Gegenständen zeigen, eine unheilvolle Atmosphäre. Das Tempo des Werks ist solide, zumal der Regisseur regelmäßig gelungene Spannungsszenen einstreut und eine unterschwellige Spannung durchweg gegeben ist. Gelobt wird zurecht auch der romantische Charakter des Films und seine in der Ausstattung zum Ausdruck kommenden Reminiszenzen an die viktorianische Zeit. Lang musste sich wegen des Misserfolgs mit „Geheimnis hinter der Tür“ mit Republic Pictures ein kleineres Studio suchen und daher ohne größere Stars auskommen. Louis Hayward („Das letzte Wochenende“) macht seine Sache als diabolischer Schriftsteller jedoch sehr gut, auch Jane Wyatt („Bumerang“, „Pitfall“) weiß durchaus zu überzeugen, weshalb die Abwesenheit großer Namen im Endeffekt kaum ein Manko darstellt. Insgesamt reiht sich „Das Todeshaus am Fluss“ ein in eine Liste von sehr guten Beiträgen zum Film Noir, die Fritz Lang vorweisen kann.

„Das Todeshaus am Fluss“ ist der zweite Teil der neuen Édition Film Noir von Daredo/UCM.One. Die Bildqualität ist okay, das Mediabook macht abermals einen wertigen Eindruck. Allerdings bezieht sich das Booklet abermals nur bedingt auf den Film. Statt dessen gibt es eine Kurzbiografie Fritz Langs, ein paar Filmkritiken sowie die schon bekannte Begriffserklärung zm Film Noir. In dem Bereich bleibt daher für künftige Veröffentlichungen noch Luft nach oben. Dennoch lässt sich festhalten, dass die Lücke, welche die Film Noir Collection von Koch Media hinterlassen hat, mehr oder weniger geschlossen wurde. Man kann daher nur auf eine baldige Fortsetzung und eine weiter glückliche Titelauswahl hoffen.


„Das Todeshaus am großen Fluss“ besticht durch seine unheilvolle, romantische Atmosphäre, die Fritz Lang um das titelgebende „Todeshaus“ kreiiert. Da der „No Name-Cast“ ihn ebenfalls nicht im Stich lässt, springen sehr gute 4,5 von 5 Punkten heraus.

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

23.10.2019 21:22
#469 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #466
Bei mir stehen die Europäer höher im Kurs. Siodmak würde ich spontan als Favoriten ausmachen


Hier wirkt eben nach, dass die Herren in einer Zeit ihren Beruf aufnahmen, als der Deutsche Film noch obenauf war.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

01.11.2019 21:42
#470 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Der Scharlatan (Nightmare Alley, USA 1947)

Regie: Edmund Goulding

Darsteller: Tyrone Power, Joan Blondell, Coleen Gray, Helen Walker u.a.



Film Noir Nummer 115:


Stanton Carlisle verdingt sich auf Jahrmärkten als Gehilfe von "Gedankenlesern". Er heiratet eine Angestellte der Schausteller und tritt in der Folge als "Der große Stanton" in Chicagoer Nachtclubs auf. Als er die Psychotherapeutin Ritter kennen lernt, bittet er sie um Einsicht in ihre Patientenakten, um "Futter" für seine Auftritte als Gedankenleser zu erhalten...

"Der Scharlatan" fiel seinerzeit bei amerikanischen Kritikern einigermaßen durch und bildete einen (negativen) Wendepunkt in den Karrieren von Regisseur Goulding ("Menschen im Hotel") und Hauptdarsteller Power ("Zeugin der Anklage"). Und das ist durchaus nachvollziehbar. Denn Power liefert in der Rolle des hochstaplerischen Stanton zwar eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung ab. Doch das Porträt eines Betrügers kommt schwer in die Gänge und kann auch im weiteren Verlauf inhaltlich nicht recht überzeugen. Bis Power als "großer Stanton" in Chicagoer Nachtclubs auftreten darf, muss das Publikum erst den mühsamen Aufstieg über Gehilfentätigkeiten auf Jahrmärkten verfolgen. Diese Szenen sind optisch einigermaßen reizlos ausgefallen, irgendwann vermisst man einfach das "urbane Flair", das von Noirs ünblicherweise ausgeht. Und auch der storytechnisch entscheidende Impuls, der Einfall Stantons, mithilfe von Informationen aus Patientenakten sein Unwesen zu treiben, folgt erst, nachdem sich die Handlung bereits einige Zeit in Chicago abspielt. Was dann folgt, ist in weiten Teilen vorhersehbar, zwischendrin gibt es noch ein bisschen etwas für Hobbypsychologen. Insgesamt nichts, was einen über beinahe zwei Stunden locker bei der Stange halten kann.


Eher zähes Drama über Aufstieg und Fall eines Hochstaplers mit immerhin guten schauspielerischen Darbietungen. 2,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

06.11.2019 22:56
#471 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Ehe mit dem Satan/Maskierte Herzen/Eiskalte Rache (Sudden Fear, USA 1952)

Regie: David Miller

Darsteller: Joan Crawford, Jack Palance, Gloria Grahame u.a.



Film Noir Nummer 116:


Nachdem die berühmte Bühnenautorin Myra Hudson durch ihr Veto dafür gesorgt hat, dass der Schauspieler Lester Blaine nicht die gewünschte Hauptrolle in ihrem Stück erhält, trifft sie ihn wenig später zufällig auf einer Zugfahrt wieder. Es ist Liebe auf den zweiten Blick und die beiden heiraten rasch. Nach der Hochzeit taucht eine ehemalige Geliebte Lesters namens Irene auf und erpresst ihn mit seiner kriminellen Vergangenheit. Angesichts dessen lässt sich Lester auf einen Plan ein, nach dem Myrna ermordet werden soll, um an das hohe Erbe Myrnas zu gelangen. Durch Zufall erfährt das angedachte Opfer jedoch von dem gemeinsamen Entschluss des einstigen Paares...

"Sudden Fear" ist mal wieder ein Beispiel dafür, wie man es früher verstand, mit einer zügigen Exposition in die Filmhandlung einzusteigen. Bis sich Myrna und Lester nach dem "Fehlstart" im Zug erneut begegnen, vergehen keine fünf Minuten. Ob eines der in Deutschland vorhandenen Titel ("Eiskalte Rache") und der kantigen Ausstrahlung Jack Palances geht man zunächst von einem Racheplan Lesters aus und traut dem rosaroten Braten, der einem in den Folgeminuten aufgetischt wird, nicht so recht. Dass Lester letztlich durch einen Impuls seiner Ex-Geliebten auf den Mordplan kommt, überrascht insoweit. Viel wichtiger ist aber das, was danach passiert: Myrna wird über eine unintendierte Aufnahme eines Gesprächs zwischen den beiden Komplizen auf ihr Vorhaben aufmerksam. Und was macht die Autorin? Sie schmiedet selbst einen ausgetüftelten Plan, um Irene als Mörderin von Lester dastehen zu lassen! Von nun an kennt die Spannung wahrlich kein Halten mehr. Wessen Vorhaben mag wohl von Erfolg gekrönt sein? Das wird natürlich nicht verraten. Nur so viel: Regisseur Miller zieht nahezu alle Register, um beim Publikum Spannung zu erzeugen, so können sich beispielsweise das actionreiche Finale auf den Straßen San Franciscos oder die Traumsequenzen Myrnas, mit deren Hilfe sie ihren Plan durchgeht, sehen lassen. Dazu bringt Joan Crawford eine ideale Ausstrahlung für die ihr zugesprochene Rolle mit. In ihrer Art, wie sie die Figur anlegt, ist sie vielleicht entfernt ein Stück weit mit den Interpretationen Ruth Leuweriks im deutschen Kriminalfilm vergleichbar. Auf der Gegenseite punktet Jack Palance wie eingangs erwähnt von seinem markanten Äußeren, dessentwegen man ihm von Anfang an alles zutraut. Ein weiteres Mal großartig agiert Gloria Grahame in der Rolle der Femme Fatale. Sie benötigt nur ihr doppeldeutiges Lächeln aufzusetzen und es ist nicht nur um Lester, sondern auch um den Betrachter geschehen. Alles in allem ein absolut gelungener, geschickt konstruierter Thriller.

Die DVD von AmCo movie aus dem Jahre 2005 weist leider eine sehr schlechte Bildqualität auf, dafür ist sie nach wie vor ausgesprochen günstig zu haben. Angesichts der hohen Qualität des Films und des Mangels an besseren Alternativen sollten Interessierte dennoch zugreifen.


Geschickt konstruierter Thriller mit starker Besetzung. 5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

10.11.2019 13:33
#472 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Eher in einem Anflug von Sentimentalität ob der inzwischen eingestellten Film Noir-Edition von Koch Media und wegen des vergleichsweise günstigen Preises spontan bei Saturn gekauft, hab ich den Erwerb nicht einmal bereuen müssen...


Casbah - Verbotene Gassen (Casbah, USA 1948)

Regie: John Berry

Darsteller: Peter Lorre, Yvonne De Carlo, Tony Martin, Märta Toren u.a.



Film Noir Nummer 117:


Inspektor Silmane (Lorre) soll den berüchtigten Juwelendieb Pépé Le Moko dingfest machen. Das Problem: in den Gassen Casbahs ist dieser kaum zu greifen, weil er für die Einwohner ein Held ist und von ihnen beschützt wird. Silmane muss den Dieb also irgendwie aus dem Viertel herauslocken...

Von anderen Exotik-Noirs ("Macao", Abrechnung in Shanghai", erscheint übrigens Anfang Dezember bei Schröder Media) war ich bis dato wenig begeistert. Mit entsprechend geringen Erwartungen bin ich daher an dieses "Noir-Muical" herangegangen und bin doch positiv überrascht worden. Die in der abstrakten Vorstellung seltsam anmutende Kreuzung aus Noir und Musical geht im Falle von "Casbah" erstaunlich gut auf. Zum einen sind Gesangsnummern auch im Kriminalfilm und erst recht im Film Noir alles andere als Fremdkörper. In wie vielen Filmen hat man nicht etwa schon die Femme Fatale ein bittersüßes Lied trällern hören? Zum anderen ist der Anteil an Gesangseinlagen längst nicht so hoch wie der Ausdruck "Noir-Musical" befürchten lassen. Zuletzt sorgen die Gesangs-Nummern dafür, dass man als Betrachter die etwas weit hergeholte Story - Inspektor schleust junge Schönheit in ein kriminelles Viertel ein, um einen berüchtigten herauszulocken - besser "abkauft". Ein gewisses Maß an Theatralik steht im Musical nunmal auf der Tagesordnung. Darüber hinaus kann sich die Besetzung sehen lassen. Lorre spielt den gewieften Inspektor Silmane mit Verve, Yvonne De Carlo und Märta Toren sorgen für die nötige feminine Präsenz und der auf Musicals gebuchte Tony Martin macht ebenfalls eine gute Figur. Die Sets bewegen sich auf einem sehr ordentlichen Standard, die wenigen Tanzeinlagen sind gut choreogafiert. Nicht nur im Finale kommt sogar ein bisschen "Casablanca"-Gefühl auf.

Die DVD von Koch Media enthält sowohl die deutsche Kinofassung als auch die Original-Langfassung, die meiner Bewertung zugrunde liegt. Das Booklet ist ausgesprochen informativ und lässt angesichts der insoweit etwas schwachbrüstigen Vertreter der neuen UCM.One-Edition Wehmut aufkommen. Das Gesamtpaket kann man "Mutigen" durchaus empfehlen.


"Casbah" präsentiert sich überraschend als durchaus reizvolle Variation des Film Noir. Die Gesangseinlagen nehmen weniger Raum ein als erwartet und tragen sogar zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Der Cast um Lorre, De Carlo und Martin kann sich ebenso sehen lassen wie die Sets und die Inszenierung von John Berry ("Steckbrief 7-73"). 4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

12.11.2019 00:02
#473 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Wie schon in der Rezension zu "Casbah" geschrieben, erscheint "Abrechnung in Shanghai" bei Schröder Media auf DVD. Datum der Veröffentlichung ist der 5.12.

https://www.amazon.de/Abrechnung-Shangha...ps%2C217&sr=8-1


Aber auch UCM.One scheint seine Ankündigung, die neu ins Leben gerufene Edition Film Noir regelmäßig fortzusetzen, wahrzumachen. Auf der Homepage des Labels sind zwei vielversprechende Titel (noch) ohne Veröffentlichungsdatum angekündigt: "Blut im Schnee" mit Victor Mature und Vincent Price sowie "Am Strand der Sünde" mit Anne Baxter und Sterling Hayden.

https://ucm.one/en/film-labels/artkeim/

Sowohl "Blut im Schnee" als auch "Am Strand der Sünde" sind mir bisher unbekannt. Kann vielleicht jemand was zu den Filmen sagen?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.11.2019 18:14
#474 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Bei "Abrechnung in Shanghai" warte ich lieber die Reviews ab, ob das eine ordentliche oder eine Billig-VÖ wird. Die beiden Titel aus der UCM.One/Artkeim-Edition sind mir ebenfalls völlig unbekannt. Ich hoffe, man nimmt sich im Weiteren dann auch wieder einiger bekannterer Titel an. Die etwas zweifelhafte Filmauswahl war eigentlich gerade das eine Markenzeichen der Koch-Reihe, das man nicht hätte übernehmen müssen.

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

12.11.2019 21:21
#475 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Blut im Schnee habe ich früher unter dem Titel Dangerous Mission in 3D gesehen. Er ist eigentlich mehr ein Abenteuerfilm mit ein bisschen Western-Einschlag als ein Noir. Ich mochte den Film nicht ungern wegen der schönen Montana-Aufnahmen. Die Darsteller Victor Mature, Vincent Price und Piper Laurie allein sind es auf jeden Fall wert, sich darauf einzulassen. Man sollte sich aber nichts herausragendes erwarten.

Zum Noir 116 mit Jack Palance und Joan Crawford kann ich der obigen Kritik nur zustimmen. Ein Film, der trotz seiner für damaligen Verhältnisse recht stattlichen Länge wirklich fesselt und keine Sekunde langweilt. Die Richtung, in die das finale Ende geht, ist allerdings etwas vorhersehbar. Mann kann sich denken, dass es anders kommt als man in der Phantasiesequenz sieht. Und die beiden Damen sind gleich gekleidet. Worauf das hinausläuft ist nicht schwer zu erraten. Aber egal, Vergnügen bereitet er auf jeden Fall und Jack Palance und Joan Crawford garantieren eine untadelige Leistung.

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

12.11.2019 21:34
#476 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Die interessanten Kritiken motivieren wirklich dazu mir einige Noirs wieder anzusehen. Leider besteht meine Sammlung großteils aus uraltem VHS-Material und kann qualitativ nicht mehr mithalten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.11.2019 19:46
#477 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #474
Bei "Abrechnung in Shanghai" warte ich lieber die Reviews ab, ob das eine ordentliche oder eine Billig-VÖ wird. Die beiden Titel aus der UCM.One/Artkeim-Edition sind mir ebenfalls völlig unbekannt. Ich hoffe, man nimmt sich im Weiteren dann auch wieder einiger bekannterer Titel an. Die etwas zweifelhafte Filmauswahl war eigentlich gerade das eine Markenzeichen der Koch-Reihe, das man nicht hätte übernehmen müssen.


Der günstige Einstiegspreis von "Abrechnung in Shanghai" lässt natürlich befürchten, dass es sich um eine Billig-VÖ handelt. Aber warten wir es ab. Mir hat der Film damals ja nicht sonderlich gut gefallen. Allerdings habe ich ihn im Original gesehen und war mit dem Film Noir an sich und vor allem Victor Mature noch nicht so vertraut. Eventuell werde ich ihm eine zweite Chance geben.

Mit Blick auf die Titelauswahl von UCM.One muss ich dir insoweit zustimmen, als es natürlich in der Tat noch eine Fülle an prominenten Titeln gibt, die im europäischen Ausland schon längst auf DVD und sogar auf Blu-Ray erhältlich sind. Sofern unbekannte Titel ihre Qualität haben und wie hier gut besetzt sind, darf man aber gerne auch diese Schiene weiterfahren, solange sie sich verkaufen. Vielleicht wird es ja auch eine Mischung.


Zitat von Old Rascal im Beitrag #475
Blut im Schnee habe ich früher unter dem Titel Dangerous Mission in 3D gesehen. Er ist eigentlich mehr ein Abenteuerfilm mit ein bisschen Western-Einschlag als ein Noir. Ich mochte den Film nicht ungern wegen der schönen Montana-Aufnahmen. Die Darsteller Victor Mature, Vincent Price und Piper Laurie allein sind es auf jeden Fall wert, sich darauf einzulassen. Man sollte sich aber nichts herausragendes erwarten.

Zum Noir 116 mit Jack Palance und Joan Crawford kann ich der obigen Kritik nur zustimmen. Ein Film, der trotz seiner für damaligen Verhältnisse recht stattlichen Länge wirklich fesselt und keine Sekunde langweilt. Die Richtung, in die das finale Ende geht, ist allerdings etwas vorhersehbar. Mann kann sich denken, dass es anders kommt als man in der Phantasiesequenz sieht. Und die beiden Damen sind gleich gekleidet. Worauf das hinausläuft ist nicht schwer zu erraten. Aber egal, Vergnügen bereitet er auf jeden Fall und Jack Palance und Joan Crawford garantieren eine untadelige Leistung.


Danke für die Informationen zu "Blut im Schnee". Dass er in 3D gelaufen ist, habe ich auch gelesen. Insoweit dann vielleicht ein bisschen vergleichbar mit "Mörder ohne Maske".

Danke auch für die Einschätzung zu "Sudden Fear".


Zitat von Old Rascal im Beitrag #476
Die interessanten Kritiken motivieren wirklich dazu mir einige Noirs wieder anzusehen. Leider besteht meine Sammlung großteils aus uraltem VHS-Material und kann qualitativ nicht mehr mithalten.


Sehr schön. Mich hat dieser Thread vor ein paar Jahren auch dazu inspiriert, mich näher mit dem Film Noir zu beschäftigen und es hat sich mehr als gelohnt. Zumindest im Fall von "Sudden Fear" dürfte im Übrigen auch kein (nennenswerter) qualitativer Mehrwert zur VHS bestehen.

Old Rascal Offline



Beiträge: 86

14.11.2019 15:06
#478 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Die Kinos spielten früher gerne 3D-Filme. Irgendwann ist das dann wieder verschwunden. Mörder ohne Maske sah ich auch in 3D. Die Gondelszene war wirklich klasse mit einem herausragenden und schön bösen verschmähten liebenden Jack Palance. Ich würde diesem Film vor Blut im Schnee den Vorzug geben. Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Film mit Palance erinnern. Es war der Western Pfeilspitze, oder wie auch immer heute der Titel lauten mag. Er war dort als bösartiger Indianer besetzt und sein markantes Gesicht blieb mir von dort an im Gedächtnis.

Eigentlich bin ich besonders (nicht nur) durch die Noirs und Hitchcock bie diesem Forum hängen geblieben. Wenn wir schon bei den Abenteuer-Noirs sind kann ich den Schatz in der Sierra Madre mit Humphrey Bogart empfehlen, der glaube ich noch nicht hier besprochen wurde.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.11.2019 19:50
#479 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Old Rascal im Beitrag #478
Wenn wir schon bei den Abenteuer-Noirs sind kann ich den Schatz in der Sierra Madre mit Humphrey Bogart empfehlen, der glaube ich noch nicht hier besprochen wurde.

Einen Review gibt es schon hier.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

14.11.2019 21:37
#480 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Eigentlich ist dieses Genre auch mein Geschmack. Nur sind es so endlos viele Filme, dass man nicht weis wo man anfangen soll. Da fehlt mir hinten und vorne die Zeit. Einige kenne ich natürlich von früher. Schade ist, dass die Filme in der Regel als Einzel-DVD's angeboten werden. Gibt es nicht auch vernünftige Kollektionen? Mir ist beim schnellen recherchieren nur die Folgende in's Auge gesprungen. Allerdings wird einem bei dem Preis schon etwas schwindlig.

https://www.amazon.de/Meisterwerke-Schwa...vd%2C268&sr=1-8

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