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Dieses Thema hat 581 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

12.04.2016 23:13
#316 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Stimmt, jetzt wo du es sagst, kann man auch sie gut erkennen.

Das mit "etwas in der Hand haben" sehe ich grundsätzlich ganz genauso. Nur bin ich ja im Noir (für den Giallo gilt das Gleiche) noch immer in der Orientierungsphase. Da bin ich doch ganz dankbar, wenn ich nicht sofort alle kaufen muss, zumal viele ja auch nur als Import zu bekommen sind. Und ich besitze zudem lediglich einen herkömmlichen Blu Ray-Player, was ja dann bei US-VÖen schwierig ist...

Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.04.2016 19:53
#317 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Geheimagent T (T-Men) (USA 1947)

Regie: Anthony Mann

Darsteller: Dennis O´Keefe, Mary Meade, Alfred Ryder u.a.



Film Noir Nummer 58:

Nach dem Tod eines Informanten geraten die Ermittlungen der Finanzbehörde bezüglich eines Geldfälscherrings ins Stocken. Zwei Steuerfahnder ermitteln in der Folge undercover...

Ein paar einleitende Worte des Chefs des Schatzamtes, dazu ein bestimmter und belehrender Ton aus dem Off. Was sich früh andeutet, bestätigt sich im Laufe des Films. Man hat es hier mit einem stark patriotisch bis propagandistisch angehauchten Film zu tun, was gerade beim Ende für Kopfschütteln sorgt. Optisch ist „Geheimagent T“ wenig bis gar nicht „Noir“, obwohl immerhin John Alton für die Kameraarbeit zuständig war, der Jahre später in „Geheimring 99“ mit seiner Arbeit Begeisterung hervorrufen würde, inhaltlich noch weniger. Man bekommt einen semi-dokumentarischen Polizeifilm geboten, erzählt wird äußerst detailliert wie die beiden Fahnder sich Stück für Stück näher an die Verantwortlichen heranarbeiten, sonderlich mitreißend ist das nicht. Ausnahme ist eine Szene, in der einer der Fahnder in Begleitung eines „echten“ Gangsters Ehefrau samt Freundin auf der Straße trifft und diese verleugnen muss, nachdem die (nicht eingeweihte) Freundin der Gattin den Fahnder angesprochen hatte. Ein trauriger Blick der Gattin – sie wird ihren Gatten zum letzten Mal sehen.

Was die Darstellerriege anbelangt, so sucht man Genre-Größen vergebens. Es ist ein weiterer Schwachpunkt des Films, dass ihm eine charismatische Figur abgeht, die den Zuschauer bei Laune hält. Das Finale schließlich fällt – im Widerspruch zum semi-dokumentarischen Stil – ziemlich theatralisch aus. Dafür, dass der Film einen ziemlich guten Ruf genießt (Ursini & Duncan listen ihn in ihrem Buch „Film Noir“ unter den Top 10 ein) ist das Produkt doch ziemlich enttäuschend.


Semi-dokumentarischer Kriminalfilm mit stark patriotischer Note, der hohen Erwartungen nicht gerecht werden dürfte. Dafür ist der Kommentar zu belehrend, die Story zu wenig mitreißend und das Ende zu theatralisch ausgefallen. 2/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

14.04.2016 22:18
#318 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Der blonde Tiger (Too Late for Tears) (USA 1949)

Regie: Byron Haskin

Darsteller: Lizabeth Scott, Don DeFore, Dan Duryea, Arthur Kennedy, Kristine Miller u.a.



Film Noir Nummer 59:


Dem Ehepaar Jane und Alan Palmer wird auf einer abendlichen Autofahrt von einem Unbekannten eine Reisetasche voller Geld ins Auto geworfen. Offenbar handelt es sich um eine Verwechslung. Während Alan das Geld so schnell wie möglich der Polizei abliefern will, sieht Jane ihre große Chance gekommen. Wenig später steht Danny Fuller auf der Matte, der das Geld für sich beansprucht. Jane gelingt es, Danny von einer "Zusammenarbeit" zu überzeugen...

Verändert Geld die Menschen oder lässt es lediglich Eigenschaften zu Tage treten, die dem Individuum seit jeher innewohnten? Dieser und weiterer Fragen geht der vorliegende Film nach. Jane Palmer, gespielt von Lizabeth Scott, ist nicht die typische "Femme Fatale", die aus der Unterwelt kommt und dort einen nach dem anderen um ihren Finger wickelt. Sie ist aus purem Zufall zu Geld gekommen - "Schicksal" könnte man meinen. Dies treibt sie zu Handlungen, zu welchen sie ohne das Geld wohl nie fähig gewesen wäre. Oder doch?

Nach starkem ersten Drittel nimmt sich der Film Byron Haskins im zweiten Drittel eine kleine Auszeit, bevor er zum Ende wieder Fahrt aufnimmt. Das Geschehen lebt ganz von Lizabeth Scott. Eine solche Geschichte, das ist der Stoff, aus dem Schauspier(innen) zu Noir-Ikonen werden. Scott spielt geradezu mit ihrer Mimik, ihren großen Augen, die sie mal Freude oder Freundlichkeit vortäuschend weit aufreißt, mal verkleinert und gleichzeitig einen Schmollmund formt, um ihr Gegenüber zu manipulieren. Dies gelingt ihr ganz prächtig. Eines ihrer "Opfer" wird Dan Duryea, der Klaus Kinski des Film Noir, der hier einmal mehr den "Ganoven vom Dienst" spielen darf. Don DeFore gibt den "bad guy turned out to be a good guy", der mitsamt Kristine Miller, die Scotts Schwägerin spielt, den Film mit einer zumindest vorsichtig positiven Grundstimmung verlassen darf.


"Der blonde Tiger" erfindet das Rad sicher nicht neu, liefert aber eine gekonnte Parabel über das, was Geld aus Menschen macht und bietet eine perfekte Bühne für die groß aufspielende Lizabeth Scott. 4,5/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

15.04.2016 20:48
#319 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Mord in der Hochzeitsnacht (Fallen Angel) (USA 1945)

Regie: Otto Preminger

Darsteller: Dana Andrews, Linda Darnell, Alice Faye u.a.



Film Noir Nummer 60:


Lebenskünstler Eric Stanton wird auf einer Durchreise in der Nähe von Los Angeles aus dem Bus geworfen. Er betritt eine Kneipe und lernt dort die Kellnerin Stella kennen. Stanton verliebt sich rasch in sie und möchte mit ihr gemeinsam in ein neues Leben aufbrechen. Doch Stella ist ob der bescheidenen Verhältnisse Erics mehr als skeptisch. Um an Geld zu gelangen, heiratet er die reiche June Mills. Doch in der Hochzeitsnacht geschieht ein Mord...

"Mord in der Hochzeitsnacht" markiert die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Otto Preminger mit Hauptdarsteller Dana Andrews nach dem Vorzeige-Noir "Laura". Fünf Jahre später sollten die beiden ein drittes Mal zusammenarbeiten, dann wieder mit Gene Tierney ("Faustrecht der Großstadt"). Dieser Film muss ohne Tierney auskommen. An ihrer Stelle sieht man Linda Darnell in der Rolle der Stella. Ihre Einführung ist die wohl beste einer Femme Fatale nach Lana Turner in "Im Netz der Leidenschaften". Sie betritt mitsamt einem auffälligen Hut das Lokal, in dem sie arbeitet, und lässt sich erschöpft hernieder. Ihr Gesichtsausdruck, die Art wie sie sich bewegt, fasziniert. So sind es auch die gemeinsamen Szenen zwischen ihr und Andrews, die am meisten im Gedächtnis bleiben. Die Chemie der beiden ist vortrefflich, ihre Figuren stark gezeichnet und die Dialoge zwischen ihnen hervorragend.

Leider geht dem Film lange Zeit ein kriminalistisches Element ab, man bekommt über weite Strecken ein gepflegtes Drama garniert, dass allerdings einige Längen aufweist. Die Krimihandlung im letzten Drittel ist dann auch nicht mehr der Rede wert, so dass man am Ende konstatieren muss, dass "Mord in der Hochzeitsnacht" doch deutlich hinter den beiden anderen Preminger/Andrews-Werken zurückbleibt. Schade, denn die Ansätze sind gut.


Gepflegtes Noir-Drama mit zwei guten Hauptdarstellern, dem es jedoch lange Zeit an einer zugkräftigen Handlung fehlt. 3,5/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

19.04.2016 18:14
#320 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Update zu den Blu-Ray-VÖen der Bogart & Bacall-Klassiker "Gangster in Key Largo" und "Tote schlafen fest":


"Gangster in Key Largo" erscheint am 09.Juni,

"Tote schlafen fest" am 14. Juli.


http://www.amazon.de/Gangster-Largo-Blu-...gart+und+bacall

http://www.amazon.de/Tote-schlafen-Blu-r...gart+und+bacall

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

19.04.2016 19:16
#321 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Mal sehen ob sie es diesmal einhalten die waren beide schon 2x angekündigt und zum
Vorbestellen und dann war nix

Happiness IS the road ! (Marillion)

Ray Offline



Beiträge: 1.930

19.04.2016 22:17
#322 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

In den USA sind die beiden Filme inzwischen erschienen und für "Key Largo" gibt es ja auch schon ein deutsches Cover, was vorher noch nicht der Fall war. Das sollte einen optimistisch stimmen. In den USA ist zudem "Dark Passage" angekündigt. Gut möglich also, dass dieser ebenfalls im Laufe des Jahres hier erscheint.

Im Übrigen ist es löblich, dass zumindest Warner in dem Bereich was tut. Von der Konkurrenz der großen Label kommmt ja gar nichts. Wo bleibt etwa eine Blu-Ray-VÖ von "Laura"?

Auch wenn natürlich die noch gar nicht veröffentlichten Titel Priorität haben, im Blu-Ray-Bereich besteht noch erhöhter Nachholbedarf, vor allem bei Titeln, deren DVDs vergriffen sind.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

20.04.2016 20:45
#323 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Späte Sühne/Ein Mensch verschwindet (Dead Reckoning) (USA 1947)

Regie: John Cromwell

Darsteller: Humphrey Bogart, Lizabeth Scott, Morris Carnovsky



Film Noir Nummer 61:


Captain Murdock ist auf der Suche nach einem Kriegsgefährten. Die beiden Fallschirmjäger sollen in Washington einen Orden erhalten. Kurz nachdem Murdock dessen Aufenthaltsort ausfindig gemacht hat, hat sein Kamerad einen tödlichen Autounfall. Er verbarg ein Geheimnis, dem Murdock auf die Spur kommen will. Einen ersten Anhaltspunkt bietet die schöne Sängerin Coral, die ein Verhältnis mit dem Toten hatte. Ihr Ehemann soll von Murdocks Gefährten getötet worden sein...

"Späte Sühne" steht eindeutig im Schatten der Bogart-Klassiker "Die Spur des Falken", "Tote schlafen fest" oder "Gangster in Key Largo". Meines Erachtens zu Unrecht. Der Film bietet eine von Anfang an interessante Story, die ein wenig an die deutschen Straßenfeger der 1960er-Jahre erinnert, in denen ja ebenfalls mitunter - der alternative deutsche Titel illustriert dies - "Menschen verschwinden". Bogart mimt den integren, einfach gestrickten Captain Murdock listig und sympathisch. Eine Hauptfigur, mit der man mitfühlt. Mit Frauen hingegen scheint er schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, was sich an einigen Aussagen von ihm zeigt. Dennoch erliegt auch er dem Charme der wunderbaren Lizabeth Scott, die wie schon in "Too Late for Tears" ihre Sache als Femme Fatale ganz herausragend macht - schillernder Gesangsauftritt inklusive. Der Film kommt ohne Länge aus und offeriert ein inhaltlich stimmiges, konsequentes und verbildlichtes Ende. Die Inszenierung ist darüber hinaus auf hohem Niveau.

In erzählerischer Hinsicht auffallend sind die steten noir-typischen Ich-Erzälungen aus dem Off sowie die teilweise Schilderung der Ereignisse in Rückblenden.

Alles in allem der erste Bogart-Noir, der mich vollends überzeugt hat.


Ein Wort zur DVD-Lage. Die wohl sehr gute DVD von Sony ist vergriffen. Mir liegt die günstige VÖ von FNM vor. Die hat jedoch einen Haken: sie enthält nur deutschen Ton. Die Synchronisation ist zudem nicht die Beste. Ansonsten gibt es ebenso günstig die Import-DVD aus UK zu erwerben.


Ein Noir wie aus dem Bilderbuch. 5/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

25.04.2016 21:11
#324 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Rattennest (Kiss Me Deadly) (USA 1955)

Regie: Robert Aldrich

Darsteller: Ralph Meeker, Maxine Cooper, Albert Dekker u.a.



Film Noir Nummer 62:


Privatdetektiv Mike Hammer nimmt eine junge Frau auf einer Autofahrt mit, die ihm plötzlich barfüßig auf der Fahrbahn entgegenkommt. Nach einiger Zeit werden die beiden angehalten und verschleppt. Die Frau wird getötet, Hammer kommt mit einem Aufenthalt im Krankenhaus davon. Nach seiner Entlassung stellt er entgegen der eindringlichen Warnung von Seiten der Polizei eigene Ermittlungen an...

"Rattennest" gehört schon rein zeitlich zur Spätphase des klassischen Noir. Davon abgesehen hebt er sich durch seine relativ harte Gangart von seinen Vorgängern ab. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wie etwa Fritz Langs "Heißes Eisen" beweist. Doch nach vielversprechendem Beginn gestaltet sich der weitere Handlungsverlauf erstaunlich zäh. Die Überlänge von mehr als 100 Minuten ist einigen unnötigen Verwicklungen und überzogenen Figuren (etwa der Automechaniker) geschuldet. Das Ende fällt recht spektakulär aus, allerdings gleichsam noir-untypisch. Fast ein wenig "Bond-like" brennt am Ende das Haus des Bösen ab und Mike Hammer entschwindet mit seiner Assistentin...

Ralph Meeker macht seine Sache als hartgesottener Privatdetektiv ganz ordentlich, bei den Damen hebt sich jedoch niemand sonderlich hervor, was sicherlich einer der Schwachpunkte des Films ist. Ein starker Noir braucht einen starken weiblichen Part, einen solchen gibt es bis kurz vor Schluss im Grunde nicht.


"Rattennest" bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. Eine recht langatmige Handlung sowie die ein oder andere überzogene Nebenfigur sorgen dafür, dass es dem Film nie so richtig gelingt, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. 2,5/5 Punkten.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

27.04.2016 17:20
#325 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Rattennest ist "Plub" hoch 10 - bewusst überzeichnet - muss man nicht mögen und hat mit "realistischen" Noir Dramen wenig am Hut wenn man den Film
allerdings als das nimmt was er will - Unterhalten dann finde ich ihn recht gelungen: Meeker ist Cool das wird beinahe betont wie später bei Bond die Damen
sind nur dazu da das zu zeigen, ni cht um ihn in Schatten zu stellen ;-) - zumindest im Englischen Orginal - die deutsche Fassung hatte
ich als leicht ähm Überzogen in Erinnerung ist aber auch ne weile her

Happiness IS the road ! (Marillion)

Ray Offline



Beiträge: 1.930

04.05.2016 21:36
#326 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Die Narbenhand (This Gun For Hire) (USA 1942)

Regie: Frank Tuttle

Darsteller: Veronica Lake, Alan Ladd, Robert Preston u.a.




Film Noir Nummer 63:


Auftragskiller Raven (Alan Ladd) wird von einem seiner Auftragskiller "gelinkt" und sinnt auf Rache...

"Die Narbenhand" war die erste Zusammenarbeit der als "Traumduo" geltenden Verbindung Alan Ladd/Veronica Lake, "Der gläserne Schlüssel" (just in der Film Noir Collection von Koch Media auf DVD & Blu-Ray erschienen) und "Die blaue Dahlie" sollten folgen.

Veronica Lake war zum Zeitpunkt des Erscheinens gerade einmal neunzehn Jahre alt, in Konsequenz gibt sie das unbekümmerte, pfiffige Mädel von nebenan. Von den "Femme Fatales", die die Welt des Film Noir in Zukunft bevölkern sollten, ist sie dabei doch ein ganzes Stück entfernt.

So leichtfüßig wie Lakes Gesang- und Showeinlagen wirkt der gesamte Film, dem man durchaus ansieht, dass er für den Thriller eine Art Vorbild-Funktion einnehmen würde. Viele Schauplätze, vergleichsweise wilde Verfolgungsjagden und durchaus beachtliche Stunts bekommt der Zuschauer hier geboten. Gleichwohl erfüllt Ladd die Vorgaben, die man an einen männlichen Hauptdarsteller eines Films dieser Stilrichtung stellt: eine von der Gesellschaft entfremdete Figur, die scheinbar nur für Katzen Sympathien zu hegen scheint. Diese seien genau wie er Individualisten, erklärt Ladd einmal gegenüber Veronica Lake. Bei einem beiläufigen Kuss, den Lake ihm auf die Wange gibt, zeigt er dann trotzdem menschliche Gefühlsregungen.

Trotz aller Leichtfüßig- und Kurzweiligkeit muss man dem Film vorwerfen, dass er mitunter ein wenig den Fokus verliert, insbesondere die Szenen zwischen Ladd und Lake sind oft zu lang und wenig zielführend.
Dazu gehören vor allem auch jene, in denen die neunzehn jährige Lake ihrem männlichen Gegenüber moralische Vorträge hält, die freilich dem Entstehungsjahr geschuldet sind und so ein wenig pathetisch klingen.


Leichtfüßiger Noir mit dem "Traumduo" Ladd/Lake, dem es bisweilen ein bisschen an Stringenz fehlt. 4/5 Punkten.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

05.05.2016 20:18
#327 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #324
Rattennest (Kiss Me Deadly) (USA 1955)

Regie: Robert Aldrich

Darsteller: Ralph Meeker, Maxine Cooper, Albert Dekker u.a.



Film Noir Nummer 62:


Privatdetektiv Mike Hammer nimmt eine junge Frau auf einer Autofahrt mit, die ihm plötzlich barfüßig auf der Fahrbahn entgegenkommt. Nach einiger Zeit werden die beiden angehalten und verschleppt. Die Frau wird getötet, Hammer kommt mit einem Aufenthalt im Krankenhaus davon. Nach seiner Entlassung stellt er entgegen der eindringlichen Warnung von Seiten der Polizei eigene Ermittlungen an...

"Rattennest" gehört schon rein zeitlich zur Spätphase des klassischen Noir. Davon abgesehen hebt er sich durch seine relativ harte Gangart von seinen Vorgängern ab. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wie etwa Fritz Langs "Heißes Eisen" beweist. Doch nach vielversprechendem Beginn gestaltet sich der weitere Handlungsverlauf erstaunlich zäh. Die Überlänge von mehr als 100 Minuten ist einigen unnötigen Verwicklungen und überzogenen Figuren (etwa der Automechaniker) geschuldet. Das Ende fällt recht spektakulär aus, allerdings gleichsam noir-untypisch. Fast ein wenig "Bond-like" brennt am Ende das Haus des Bösen ab und Mike Hammer entschwindet mit seiner Assistentin...

Ralph Meeker macht seine Sache als hartgesottener Privatdetektiv ganz ordentlich, bei den Damen hebt sich jedoch niemand sonderlich hervor, was sicherlich einer der Schwachpunkte des Films ist. Ein starker Noir braucht einen starken weiblichen Part, einen solchen gibt es bis kurz vor Schluss im Grunde nicht.


"Rattennest" bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. Eine recht langatmige Handlung sowie die ein oder andere überzogene Nebenfigur sorgen dafür, dass es dem Film nie so richtig gelingt, den Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. 2,5/5 Punkten.


Der Film ist auch ein Musterbeispiel für die damalige Zensurpraxis in der Synchronisation:

Aus "You almost wrecked my car!" wurde ein stilsicheres "Beinahe hätte ich Sie überfahren!" Und dies schon beim ersten im Film gesprochenen Satz, viele weitere folgen noch. Lustig auch die Szene, in der der böse Doktor Hammer ein Wahrheitsserum gibt und von einer "kleinen Tablette" faselt, während er eine Spritze vorbereitet (diese Szene wurde allerdings für die DVD neu synchronisiert und ist so nur noch im TV zu hören).

Ray Offline



Beiträge: 1.930

12.05.2016 22:54
#328 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Macao (Macao) (USA 1952)

Regie: Josef von Sternberg, Nicholas Ray

Darsteller: Robert Mitchum, Jane Russell, William Bendix, Gloria Grahame, Thomas Gomez u.a.



Film Noir Nummer 64:


Drei Fremde treffen in Macao ein: der raubeinige Draufgänger Nick, die atemberaubend schöne Barsängerin Julie und der bescheidene Kaufmann Lawrence. Ein korrupter Polizist informiert den Gangsterboss Halloran über die Ankunft, denn Halloran weiß aus sicherer Quelle, dass ein Undercoveragent unter ihnen ist, der Halloran dingfest machen soll... (Rückseite DVD von Kinowelt)

Ein Stimme aus dem Off gibt dem Zuschauer eine Einführung über eine faszinierende Stadt in Fernost. Der Anfang erinnert ein wenig an "Ein Mädchen von Hongkong" von Jürgen Roland, in dem ein solche dokumentarische Note ebenfalls am Anfang zu finden ist. Ähnlich wie im Action-Abenteuer mit "Blacky" Fuchsberger ist das letztlich nur Schall und Rauch, denn was folgt, ist eine eher grob gestrickte Geschichte ohne Anspruch auf Realismus.

Es ist immer einfach, die Mängel eines solchen Films auf die Turbulenzen hinter den Kulissen zu schieben. Nach einigermaßen launigem Beginn gestaltet sich der weitere Verlauf der Handlung wenig aufregend, selbst bei einer Laufzeit von unter 80 Minuten kommt zwischendrin ein ums andere Mal Langeweile auf. Einen wirklichen - durch Regiewechsel bedingten - Bruch kann man dennoch nicht wirklich feststellen.

Robert Mitchum ist eben Robert Mitchum. Über nahezu die gesamte Laufzeit des Films kommt er gefühlt mit einem Gesichtsausdruck aus. Das empfindet man je nach Geschmack entweder als "lässig" oder schlicht als "gelangweilt". Bei Ice Cube ist es heutzutage ähnlich. Jane Russell ist "gut", aber keineswegs "sehr gut" und kann den Film somit nicht über das Mittelmaß hinaus hieven.

Schließlich gibt die Schlussszene Rätsel auf: Robert Mitchum kommt pitschnass aus dem Wasser gestiegen, um seiner holden Julie nach Hongkong zu folgen, die ihm verwundert erklärt, wie nass er doch sei. Ach nee...


Von der Hitze Macaos schwappt wenig auf den Zuschauer über, hat er es bei dem gleichnamigen Film doch mit einem eher lauwarmen Noir-Süppchen zu tun. Eine trotz kurzer Laufzeit mit Längen behaftete Story, bestenfalls durchschnittliche Leistungen von Seiten der Darsteller sowie eine haarsträubende Schlusspointe lassen mehr als 2,5/5 Punkten nicht zu.

Stroheim Offline




Beiträge: 170

13.05.2016 13:19
#329 'Kiss Me Deadly' und andere Film Noir-Klassiker Zitat · Antworten

´
'Kiss Me Deadly' war seiner Zeit voraus und zählt in meinen Augen zu Recht zu den bis heute weltweit am höchsten eingeschätzten Film Noir-Klassikern überhaupt.

In diesem Fall sind 97 Prozent positive Kritikerstimmen bei Rotten Tomatoes vollauf verdient. Jeffrey Anderson, Dennis Schwartz & Co. bringen es auf den Punkt....

http://www.combustiblecelluloid.com/classic/kissmed.shtml

http://homepages.sover.net/~ozus/kissmedeadly.htm

http://www.filmsite.org/kiss.html


Unten im Bild-Anhang und passend zum Genre - zwölf empfehlenswerte DVDs,
die ich kürzlich in Edinburgh günstig ergattert habe....

|addpics|7mg-1-4cba.jpg|/addpics|

Stroheim Offline




Beiträge: 170

13.05.2016 17:25
#330  Film Noir-Sammelthread Zitat · Antworten

Unten 12 weitere DVDs mit empfehlenswerten Genrewerken aus den 40er & 50er Jahren

Im Bildanhang von oben links nach unten rechts:

- Where the Sidewalk Ends (Otto Preminger, 1950)
- Call Northside 777 (Henry Hathaway, 1948)
- Panic in the Streets (Elia Kazan, 1950)
- Asphalt Jungle (John Houston, 1950)
- Crossfire (Edward Dmytryk, 1947)
- In a Lonely Place (Nicholas Ray, 1950)
- The Killing (Stanley Kubrick, 1956)
- Ride The Pink Horse (Robert Montgomery, 1947)
- White Heat (Raoul Walsh, 1949)
- Pool of London (Basil Dearden, 1951)
- The Set-Up ( Robert Wise, 1951)
- Side Street (Anthony Mann, 1950)
- Act of Violence (Fred Zinnemann, 1948)


|addpics|7mg-4-5819.jpg|/addpics|

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