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Dieses Thema hat 581 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

10.01.2016 21:01
#271 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Auch ich habe es im neuen Jahr nicht lange ohne einen Klassiker der Schwarzen Serie ausgehalten:


Die Ratte von Soho (UK 1950)

Regie: Jules Dassin

Darsteller: Richard Widmark, Gene Tierney, Herbert Lom u.a.




Film Noir Nummer 33:


Lebenskünstler Harry Fabian, stets nach dem großen Glück strebend und dabei nur wenig erfolgreich, glaubt endlich den großen Wurf zu landen: mit Wrestling-Kämpfen Geld verdienen. Doch er hat seine Rechnung ohne die Konkurrenz gemacht, die sich aus geschäftlichen und familiären Gründen herausgefordert fühlt...

"Die Ratte von Soho" beginnt mit Aufnahmen, welche gut und gerne aus einem deutschen Edgar Wallace-Film stammen könnten. Schwarzweiße Bilder von einigen Wahrzeichen der britischen Metropole. Danach lernt der Zuschauer das Paar Widmark/Tierney kennen, welches in bescheidenen Verhältnissen lebt. Wer glaubt, ein "Tierney-Vehikel" wie "Laura" oder "Frau am Abgrund" präsentiert zu bekommen, wird im weiteren Verlauf des Films enttäuscht, denn Gene Tierney spielt in diesem Noir eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Im Fokus ist ganz klar Richard Widmark und dieser Umstand ist auch nicht weiter tragisch, da dieser formidabel aufspielt. Wer Widmark nur als "harten Hund" aus Filmen wie "Nur noch 72 Stunden" oder "Achterbahn" kennt, dem offenbaren sich hier neue Facetten seiner Schauspielkunst. Äußerst leichtfüßig, gleichsam mit einem guten Gespür für tragische Momente, lässt Widmarks Performance keine Wünsche offen. Ebenfalls sehr charismatisch kommt Herbert Lom als sein Gegenspieler daher. Von ihm geht immer eine latente Bedrohung aus, sobald er die Szenerie betritt.

Die Story dagegen ist nur mäßig interessant, obwohl man konstatieren muss, dass ein Noir im Wrestler-Milieu mal etwas anderes ist als die sonst üblichen Bar-Locations. Dennoch hätte man sich für den sympathischen Harry Fabian ruhig eine reizvollere Geschichte ausdenken dürfen, um seinen Verfall zu illustrieren. So bleiben die optischen Reizpunkte - vom Anfang und vom Ende abgesehen - Mangelware. Schade.


"Die Ratte von Soho" besticht durch seine starken Akteure, wird aber aufgrund seiner wenig reizvollen Story abgewertet. 3,5/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

15.01.2016 21:35
#272 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Als Ergänzung zu Gubanovs jüngsten Bogart/Bacall-Ausflügen habe auch ich mich dem Duo gewidmet:


Gangster in Key Largo (USA 1948)

Regie: John Huston

Darsteller: Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Edward G. Robinson u.a.



Film Noir Nummer 34:


In der Rolle eines Kriegsveteranen auf der Durchreise macht Humphrey Bogart in einem Hotel in Key Largo Halt, das von Lauren Bacall betrieben wird. Was er nicht weiß: just in diesem Etablissement hat sich auch Gangster Johnny Rocco (Robinson) samt Gefolge einquartiert...

So schlicht, wie es die ersten Zeilen vermuten lassen, kommt das Endprodukt tatsächlich daher. Drei Superstars in einem Noir, welcher kaum Noir-Elemente aufweist, sondern eher als Melodram mit Gangsterfilm-Zutaten erscheint. Die Geschichte ist äußerst seicht und das Geschehen plätschert gerade im zweiten Drittel dahin. Für so manches entschädigt der für damalige Verhältnisse recht spektakuläre und actionreiche Showdown zu Wasser, in dem "Dirty Humphrey" seinen Gegnern äußerst listig mit der Handfeuerwaffe entgegentritt.

Aus dem Ensemble sticht Edward G. Robinson heraus, der als Gangsterboss von dem Star-Trio noch die dankbarste Rolle ergattert hat und einmal mehr zeigt, welch vielseitiger Schauspieler er ist. Bogart hingegen erhält abgesehen vom Showdown wenig Raum zur Entfaltung und Bacalls Part kitzelt nur einen Bruchteil ihres Könnens heraus.

Die Inszenierung ist relativ bieder geraten, noir-typische Licht/Schatten-Spiele sucht man vergebens.



Als Noir taugt "Gangster in Key Largo" nicht viel, im Übrigen bietet er seichte Unterhaltung. Bogart-Fans werden sich den Film ohnehin nicht entgehen lassen, für alle anderen dürfte es einige Genrefilme geben, die vorzugswürdig sind. 3/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

23.01.2016 22:34
#273 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Im Netz der Leidenschaften (USA 1946)

Regie: Tay Garnett

Darsteller: Lana Turner, John Garfield, Cecil Kellaway u.a.



Film Noir Nummer 35:


Ein Vagabund hält an einem Fernfahrerlokal, an dem vor einer Tür ein Schild mit der Aufschrift: "Man Wanted" zu sehen ist. Bald wird sich ihm und dem Zuschauer die doppelte Bedeutung dieses Schildes erschließen, denn der Wirt ist verheiratet mit einer hoch attraktiven Frau, die ihren Mann einst heiratete, obwohl sie keine Liebe zu ihm verspürte...

Direkt in den ersten Minuten ergibt sich eine für den Noir-Zuschauer bekannte und geliebte Perspektive: der Film läuft auf eine klassische Dreieckskonstellation hinaus. Nicht umsonst drängt sich rasch ein Vergleich zu "Frau ohne Gewissen" auf, denn der Film basiert auf einem Roman James M. Cains, der auch die Vorlage zum Billy Wilder-Klassiker lieferte. Die möglicherweise einprägsamste Szene liefert Regisseur Garnett in den ersten Minuten. Die Rede ist von der Einführung der Lara Turner-Figur: John Garfield nimmt im Lokal Platz. Sein Blick geht zu Boden, über den ein Lippenstift auf ihn zurollt. Sein Blick geht nach oben, im Eingang zum Treppenhaus steht eine Frau. Die Kamera fährt von ihren Beinen hoch über ihre weißen Hot Pants, das bauchfreie Top bis hin zu ihrem ausdrucksstarken Gesicht. Selten wurde eine "Femme Fatale" dermaßen vielversprechend eingeführt.

Der Film läuft auf die auswegslose Konsequenz wesentlich schneller zu als erwartet, liefert im weiteren Verlauf sowohl story- wie auch figurentechnisch eine 180-Grad-Drehung nach der anderen, so dass einem fast schwindelig wird und die Glaubwürdigkeit des Films ein ums andere Mal ins Wanken gerät. Das Ganze ist sehr unterhaltsam, auch wenn die Bildsprache weniger in Richtung Noir, sondern mehr in die Rubrik große Hollywood-Romanze tendiert und so nicht ohne überschwängliche Theatralik auskommt. Im Übrigen ist die Chemie zwischen Garfield und Turner alles andere als perfekt, wobei Turner, nicht nur aufgrund ihrer Einführungsszene mehr Eindruck hinterlässt. Dass die Erotik aufgrund des Hays-Codes nur unterschwellig transportiert wird, kommt dem Film hingegen zugute. Auch hier zeigt sich mal wieder, dass weniger oft mehr ist.

Der Roman "The Postman always rings twice" wurde im Übrigen noch mehrfach verfilmt. Die bekannteste Adaption ist jene aus dem Jahre 1981 mit Jack Nicholson und Jessica Lange in den Hauptrollen.



Trotz einer Länge von 113 Minuten kurzweiliger, weil wendungsreicher Noir, dessen Noir-untypische Bildsprache und die ausbaufähige Chemie des Hauptdarstellerduos den ganz großen Wurf im Genre verhindern. 4/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

28.01.2016 21:28
#274 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Die Spur des Fremden (USA 1946)

Regie: Orson Welles

Darsteller: Orson Welles, Edward G. Robinson, Loretta Young



Film Noir Nummer 36:


Nazi und Kriegsverbrecher Kindler (Welles) vernichtet nach Kriegsende alle Beweise seiner Taten und taucht in einer amerikanischen Kleinstadt unter. Am Tag seiner Hochzeit holt ihn seine Vergangenheit ein. Ein alter Weggefährte sucht ihn auf und rückt diesem derart "auf die Pelle", dass Kindler ihn kurzerhand tötet und im Wald vergräbt. Was er nicht weiß: sein alter Weggefährte hatte seinerseits jemanden, der ihm gefolgt war, Detective Wilson (Robinson). Dieser soll im Auftrag der Alliierten Kindler ausfindig machen...

Im weiteren Verlauf entwickelt sich sodann ein Duell zwischen dem mehr und mehr in Bedrängnis geratenen Welles und dem findigen Robinson. Beide gehören zu den großen Stars des Noir und erfüllen die in sie gesteckten Erwartungen. Mitunter etwas theatralisch gerät hingegen die Darstellung Loretta Youngs, welche die frisch getraute Frau Kindlers mimt und ihm aufgrund einer Mischung aus Naivität und blinder Liebe ein wenig zu lange die Treue hält, als dass der Zuschauer ihr zu einhundert Prozent die Treue halten würde. Formal ist der Film gelungen, Welles fängt die Kleinstadt mitsamt dem großen Glockenturm in beklemmenden Bildern ein und präsentiert einen durchaus packenden Showdown. Dass die Story nicht an jeder Ecke stimmig daherkommt, lässt sich jedenfalls z.T. damit erklären, dass das Werk seitens des Studios vor Veröffentlichung um satte dreißig Minuten gekürzt wurde.


In jeder Hinsicht ambitionierter Noir mit den beiden Stars Orson Welles und Edward G. Robinson in den Hauptrollen, der allerdings ein wenig unter einer nicht unerheblichen Kürzung seitens des Studios und der etwas theatralischen Darbietung Youngs leidet. Trotzdem 4 von 5 Punkten.

Stroheim Offline




Beiträge: 170

29.01.2016 11:47
#275 Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

´
Aus der Sparte der sogenannten Noir-Western empfehle ich hier Day of the Outlaw von André de Toth aus dem Jahr 1959. Mittlerweile auch in Deutschland auf DVD erhältlich, Verleihtitel: 'Tag der Gesetzlosen'.


Die ersten drei Minuten: https://www.youtube.com/watch?v=Xumq8YAZJ7A


Die Handlung (Drehbuchautor: der renommierte Philip Yordan) spielt in- und außerhalb von einem abgelegenen, eingeschneiten Kaff, umgeben von Wäldern und Bergen. Kameramann Russell Harlan & de Toth haben ganz bewusst und gegen den Willen der Produzenten in schwarz-weiß gedreht, in Farbe wäre die Atmosphäre lange nicht so düster und trostlos.

In den Hauptrollen brillieren die Hollywood-Haudegen Robert Ryan und Burl Ives. Aber auch sämtliche Nebenrollen sind glänzend besetzt, psychopathischer und bedrohlicher kann man die verschiedenen Gangmitglieder - alle passend gekleidet - kaum darstellen.

Zwei kurze Besprechungen in englischer Sprache, in denen nichts verraten oder vorweggenommen wird:

http://www.chicagoreader.com/chicago/day...ilm?oid=1070976

http://www.telegraph.co.uk/culture/film/...utlaw-1959.html


Unten ein kurzer Ausschnitt, der zeigt, dass selbst trainierte Schützen am Morgen nach einer frostigen und stürmischen Nacht in freier Natur, total erschöpft und mit erfrorenen Fingern, nicht mehr allzu fix und zielsicher am Abzug sind. Für die musikalische Untermalung der Szene sorgt Johnny Cash:

.................... https://www.youtube.com/watch?v=C2tTfU2bf0s



´

Ray Offline



Beiträge: 1.930

31.01.2016 20:36
#276 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Ein einsamer Ort (USA 1950)

Regie: Nicholas Ray

Darsteller: Humphrey Bogart, Gloria Grahame, Frank Lovejoy u.a.



Film Noir Nummer 37:


Der abgehalftete Drehbuchautor Dixon Steele (Bogart) soll eine Liebesschmonzette adaptieren und so zu einem Comeback in Hollywood kommen. Weil er zu faul ist, das Buch selbst zu lesen, nimmt er eine Garderobiere mit zu sich, welche das Buch gelesen hat, damit sie ihm den Inhalt schildert. Doch er ist schnell genervt von der jungen Dame und gibt ihr Geld für ein Taxi. Am nächsten Tag wird die Garderobiere tot aufgefunden. Hat der höchst impulsive Steele etwas mit der Sache zu tun? Nachbarin Laurel Gray (Grahame) verschafft ihm ein falsches Alibi. Die beiden lernen sich daraufhin näher kennen und lieben...

Das Schöne am Film Noir ist, dass man, wenn man nicht die Inhaltsangabe eines Films vorher studiert hat, nie so recht weiß, worauf man sich genau einlässt. Im vorliegenden Falle bekommt man ein Kriminaldrama geboten. Die Story ist nicht sonderlich komplex, dafür überzeugen Dialog und Chemie der beiden Hauptdarsteller. Spannung ist zumindest latent vorhanden, mit jedem Ausbruch traut nicht nur Laurel, sondern auch der Zuschauer Steele eine solche Gräueltat mehr und mehr zu. Spätestens in der Szene, in der er seine Vision vom Hergang der Tat mit leuchtenden Augen seinen Zuhörern offeriert, kippt die Stimmung.

Grahame und Regisseur Ray lebten zur Zeit der Dreharbeiten in Trennung, man liest, einige Aspekte in der Beziehung Laurel/Dixon seien ein Abbild ihrer eigenen. Später heiratete Grahame übrigens einen von Rays Söhnen aus erster Ehe.

Für eine besonders stimmungsvolle Szene sorgt die Sängerin Hadda Brooks, die eine wunderbare Soul-Nummer am Piano zum Besten gibt, an dem um sie herum Gäste eines Lokals, u.a. die (noch) verliebten Laurel und Dixon, sitzen.

Alles in allem ein sehenswerter Noir, dessen mitunter etwas zu melodramatisch geratenen Momente einen Spitzenrang verhindern.

Erst im Jahre 2011 (!) wurde eine deutsche Synchronisation angefertigt, die 2012 bei arte ausgestrahlt worden sein soll. Hat sie vielleicht jemand hier gesehen und kann etwas dazu sagen? Eine DVD-VÖ steht noch aus, bis dato gibt es den Film nur als Import.


Humphrey Bogart in einem sehenswerten Krimnaldrama in der Rolle eines sich im Karrieretief befindlichen Autors, der einen Hang zu Gefühlsausbrüchen hat. 4/5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2016 20:50
#277 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Koch Media erweitert wieder einmal sein Noir-Sortiment. Neben dem Klassiker "The Glass Key" mit Traumpaar Ladd & Lake, den ich allerdings als etwas uninteressant und verworren in Erinnerung habe, wagt man mit "Casbah" erneut einen Genre-Spagat (die IMDb weist den Film als "Crime" und "Musical" aus, eine kuriose Mischung!).



#22: Der gläserne Schlüssel (The Glass Key, USA 1942)
Mit der Senatorentochter Janet Henry (Veronika Lake) als künftiger Gattin hofft der schmierige Politiker Paul Madvig (Brian Donlevy), seine kriminelle Vergangenheit gegen eine rosige Zukunft an der Spitze Baltimores eintauschen zu können. Aber Madvigs Berater Ed Beaumont (Alan Ladd) wittert ein doppeltes Spiel, das mörderische Züge annimmt, als man den Mord an Janets Bruder Taylor plötzlich Madvig in die Schuhe schieben möchte.
Regie: Stuart Heisler. In den Hauptrollen: Alan Ladd, Veronica Lake, Brian Donlevy u.a.
Laufzeit: 82 Minuten. Sprachen: Deutsch, Englisch. Untertitel: Englisch. FSK: Ab 12 Jahren. Extras: Booklet, Trailer, Bildergalerie. Erscheinungstermin: 28.04.2016.

#23: Casbah - Verbotene Gassen (Casbah, USA 1948)
Nichts hätte der neue Polizeichef von Algiers lieber, als den berüchtigten Juwelendieb Pepe Le Moko (Tony Martin) hinter Gitter zu bringen. Inspektor Silmane (Peter Lorre) wird mit der scheinbar unmöglichen Aufgabe betraut: Denn Pepe ist ein Volksheld bei den Bewohnern des alten Viertels, die ihn und seine Bande immer wieder vor dem langen Arm des Gesetzes beschützen. Nun soll Pepes einstiger Komplize Carlo (Douglas Dick) als Informant das Vertrauen des Gaunerkönigs erschleichen und seinen Taten ein Ende setzen. Doch zu Fall bringen wird den tragischen Held Pepe die Liebe ...
Regie: John Berry. In den Hauptrollen: Yvonne de Carlo, Tony Martin, Peter Lorre u.a.
Laufzeit: 82 Minuten. Sprachen: Deutsch, Englisch. Untertitel: Keine. FSK: Ab 16 Jahren. Extras: Booklet, Bildergalerie. Erscheinungstermin: 28.04.2016.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

01.02.2016 21:10
#278 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Gute Nachrichten! Hatte schon befürchtet, dass die Reihe vor meinem Einstieg ins Genre klammheimlich eingestellt wurde.

Gibt zwar Titel, die m.E. naheliegender gewesen wären, aber das ist natürlich auch immer eine rechtliche Frage...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2016 14:40
#279 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Nach der Enttäuschung von @Ray über „Briefe aus dem Jenseits“ habe ich mir diesen Film auch einmal vorgenommen. Überrascht stellte ich fest, wie ungewöhnlich er für einen Genrevertreter ist, dass er mir dennoch ausgesprochen gut gefiel und ich ihn sogar der bekannteren und renommierteren Henry-James-Verfilmung „Schloss des Schreckens“ vorziehen würde.



Briefe aus dem Jenseits (The Lost Moment)

Gruselkrimi, USA 1947. Regie: Martin Gabel. Drehbuch: Leonardo Bercovici (Buchvorlage „The Aspern Papers“: Henry James). Mit: Robert Cummings (Lewis Venable), Susan Hayward (Tina Bordereau), Agnes Moorehead (Juliana Bordereau), Joan Lorring (Amelia), Eduardo Ciannelli (Pater Rinaldo), John Archer (Charles Russell), Frank Puglia (Pietro), Minerva Urecal (Maria), William Edmunds (Vittorio), Martin Garralaga (Kellner) u.a. Uraufführung (USA): 21. November 1947. Uraufführung (BRD): 17. Juni 1985. Eine Produktion von Walter Wanger Productions für Universal Pictures.

Zitat von Briefe aus dem Jenseits
Der amerikanische Verleger Venable reist inkognito nach Venedig, um im Haus der steinalten Juliana Bordereau nach Liebesbriefen zu suchen, die ihr Verehrer – der auf mysteriöse Weise verschwundene Poet Jeffrey Ashton – in ihrer Jugendzeit an sie geschrieben hatte. Im einsamen Haus am Kanal wird er feindselig und misstrauisch empfangen. Das hat einen guten Grund: Nach nicht allzu langer Zeit entdeckt Venable, dass die Nichte der Ashton-Geliebten sich nachts als ihre Tante herausputzt und um 80 Jahre in der Zeit zurückreist ...


Durchaus melodramatisch, dabei aber enorm düster und stimmungsvoll schlägt „The Lost Moment“ einen Bogen zwischen Amerika und Europa, Gegenwart und Vergangenheit, Wirklichkeit und Einbildung. Ohne Zweifel weist der Film deutlich größere Überschneidungen mit den Schauergeschichten des 19. Jahrhunderts als mit modernem, geerdetem Noir und ist damit wohl auch eher für die Freunde klassischer Grusel- und Spukstorys geeignet. Dennoch soll gleich vorausgeschickt werden, dass man auch Noir-Motive finden kann, ohne sich auf zu interpretative Pfade zu begeben: Der Verlust einer geordneten Realität, schwere psychische Störungen, sexuelle Frustration und die Vergeblichkeit der Bemühungen des Protagonisten binden den Film trotz eines völlig anderen Looks inhaltlich recht eng und offensichtlich an den Kanon der Schwarzen Serie.

Auch wenn sie artifiziell sind und man das Studio offenkundig für keine einzige Szene verließ, so kann „The Lost Moment“ sich doch auf äußerst beeindruckende Kulissen verlassen, in denen ein amerikanisiertes nächtliches Venedig wiederaufersteht und das unheimliche Doppelleben der mit der Gegenwart unzufriedenen Tina Bordereau fast logisch nachvollziehbar erscheint. Dem Film gelingt der spannende Kontrast, das Flair des mittleren 19. Jahrhunderts auszuströmen, ohne dabei angestrengt historisch zu wirken oder seine Herkunft aus den 1940er Jahren in Machart und Besetzung zu verleugnen. Einzig die Szene, in der sich Tina von Lewis in ein Restaurant begleiten lässt, fällt völlig aus dem Rahmen. Hier fällt die gesamte Anspannung, die der Film so mühevoll aufgebaut hat, von den beiden Protagonisten ab, was man ihnen eigentlich erst nach Überstehen des gelungenen und sehr befriedigenden Finales gönnen möchte.



Wenn „The Lost Moment“, der seinerzeit ein Misserfolg an den Kinokassen und für Walter Wanger ein schwerer finanzieller Verlust war, sich über die Jahrzehnte in einem Punkt als „Klassiker“ gehalten hat, so zeichnet dafür der den meisten Lesern wohl unbekannte Name Bud Westmore verantwortlich. Er schuf in stundenlanger Sisyphusarbeit die Maske für Agnes Moorehead, unter der die zur Unkenntlichkeit entstellte Charakterdarstellerin eine famose Leistung als blinde, unbewegliche, alte Frau abgibt. Der Verstand Juliana Bordereaus ist noch immer hellwach, ihre frühere Schönheit jedoch vollkommen verflogen. Kurioserweise sind es genau die Beschreibungen jener Schönheit, die dem Film als kraftvoller Macguffin dienen. „The Lost Moment“ trifft damit auch dezidierte Aussagen über die Dauerhaftigkeit von Kunst und wie Dinge, die heute nicht mehr real sind, durch sie auf lange Sicht hin festgehalten werden können.

Bob Cummings, der heute wohl seines Aussehens und seiner positiven Rollen wegen als schauspielerischer Leichtfuß verschrien ist, erhält in „The Lost Moment“ die Gelegenheit, eine mehrdeutige Figur zu spielen, deren eigentliches Ansinnen ein Diebstahl ist und bei der man sich bis kurz vor Schluss nicht sicher sein kann, ob er die begonnene Liebschaft nicht am Ende doch wieder gegen die begehrten Papiere eintauschen wird. Man sieht seinen Lewis Venable zögern und täuschen, wobei er dennoch immer Identifikationsfigur bleibt. Susan Hayward hingegen, die das Pech hatte, ein Ein-Mann-Produkt Wangers zu sein, scheint mit den konträren Seiten ihrer Rolle zeitweilig überfordert, vielleicht weil der Wechsel zwischen frigider Tina und hingebungsvoller Jung-Juliana eine Kapriziose des Drehbuchs ist, die nur auf dem Papier perfekt funktionieren kann.

Ein Verleger versinkt in den Versuchungen des Venedigs der Vergangenheit: „The Lost Moment“ thematisiert Noir-Elemente im Gewand klassischer Schauerromantik. Das Historische wird dem Zuschauer dabei nicht als hübscher, aber unnötiger Pomp vorgesetzt, sondern findet eine inhaltliche Begründung, die selbst den bizarren Plot auf wundersame Weise natürlich wirken lässt. Sehenswert ist der Film auch wegen Agnes Moorehead. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

02.02.2016 18:28
#280 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Das war wohl nichts mit dem geteilten Leid...

Für mich persönlich gleich in mehrerer Hinsicht bemerkenswert:

1.) Der erste Noir, bei dem du in Sachen Rezensionen "nachgelegt" hast.

2.) Soweit ich das sehe, punktemäßig der bis dato größte Abstand. Das wird wohl an dem von dir genannten Umstand liegen, dass ich nicht so sehr ein Freund alter Geister- und Spukstorys bin. "Schloss des Schreckens" werde ich mir daher vorerst sparen. Gut möglich also, dass der "Fehler" insoweit bei mir liegt. Mir war das Ganze einfach "zu dick aufgetragen". Aber das ist natürlich wie immer Geschmacksfrage.


Wenn dir dieser Noir gefallen hat, kann ich dir "Der unheimliche Gast" wärmstens empfehlen. Auch wenn mir das in Sachen "Gruselwusel" ab einem gewissen Punkt ebenfalls "too much" war, ist er mir in wohliger Erinnerung. Er war mir bei der Sichtung immerhin 4/5 wert, mithin eine doppelt so hohe Wertung wie der vorliegende Film.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2016 22:30
#281 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Ich würde deshalb auf niemandes Seite auf Fehlersuche gehen. Einfach ein Fall unterschiedlicher Geschmäcker. Aber mit dem Nachlegen mache ich gleich weiter:



Gangster in Key Largo (Key Largo)

Thriller, USA 1948. Regie: John Huston. Drehbuch: Richard Brooks, John Huston (Vorlage: Maxwell Anderson). Mit: Humphrey Bogart (Frank McCloud), Edward G. Robinson (Johnny Rocco), Lauren Bacall (Nora Temple), Lionel Barrymore (James Temple), Claire Trevor (Gaye Dawn), Thomas Gomez (Richard „Curly“ Hoff), Harry Lewis (Edward „Toots“ Bass), John Rodney (Deputy Clyde Sawyer), Monte Blue (Sheriff Ben Wade), Marc Lawrence (Ziggy) u.a. Uraufführung (USA): 16. Juli 1948. Uraufführung (BRD): 6. April 1950. Eine Produktion von Warner Bros.

Zitat von Gangster in Key Largo
Key Largo, Florida, der südlichste Punkt der USA, erwartet einen Hurricane. Kurz vorher trifft Frank McCloud im Hotel der Temples ein. McCloud hatte mit Temples Sohn im Krieg in Italien gekämpft. Es stellt sich heraus, dass das Hotel von der Gangsterbande um den des Landes verwiesenen Mobster Johnny Rocco gemietet wurde. Sie nehmen Vater Temple und seine Schwiegertochter sowie McCloud während der Sturmnacht als Geiseln, bis der Abnehmer ihrer heißen Ware in Key Largo eingetroffen ist. Dann wollen sie mit McClouds Hilfe nach Kuba fliehen ...


Ein Hotel an der Küste von Florida, das von ehemaligen Prohibitionsgangstern in Begleitung einer dem Alkohol zugeneigten Musikerin bei tropischen Temperaturen bezogen wird: herzlich willkommen in einer Vorwegnahme von „Manche mögen’s heiß“ ...

Mit „Key Largo“ begegnet dem Zuschauer ein inhaltlich extrem simpel strukturierter Film, dessen Effekt allein auf Stars und Atmosphäre beruht. Und man muss anerkennen: Atmosphäre hat dieser Streifen, der menschliche und Naturgewalt gegeneinander ausspielt und einen Soldaten mitten im Frieden in eine Situation führt, in der er seinen Kampfinstinkt und seine kriegstaktischen Erfahrungen einsetzen muss, um sich und die Seinen zu retten. Man spürt die drückende Hitze, den peitschenden Regen und den nahenden Sturm fast vom heimischen Fernsehsessel aus, wenngleich man es als enttäuschend bezeichnen muss, dass John Huston in den Höhepunktszenen des Hurricanes Material zweitverwendete, das eigentlich für den Film „Night Unto Night“ gedreht worden war (der aber erst im Juni 1949 uraufgeführt wurde).



Das männliche Duell des Freiheitskämpfers gegen den Unterdrücker ist ein erprobtes, um nicht zu sagen ausgelutschtes Modell, einen Thriller aufzuziehen. Huston gelingen die besten Szenen zweifellos in den Momenten der Ohnmacht gegen die Verbrecher. Bogart und Robinson stehen sich in erbitterten Wortduellen gegenüber, doch darüber hinaus wird auch geschickt die bröckelnde Loyalität der Gauner untereinander angesprochen. Misstrauen, falsche Bekenntnisse von Solidarität und die Bloßstellung des Ganovenliebchens Gaye Dawn (oscar-prämiert in dieser Rolle: Claire Trevor) offenbaren die Abgründigkeit des Robinson-Charakters, dessen Ausgestaltung an den im Vorjahr der Produktion verstorbenen Al Capone angelehnt ist.

Der Film hätte ein starker Vertreter seiner Gattung werden können, wenn er simultan mit dem Sturm auf sein Finale zugesteuert hätte. Alles, was sich jedoch in der halben Stunde nach Abklingen des Hurricanes abspielt, wirkt wie ein müdes, überlanges Nachspiel zu dem, was eigentlich schon ausdrucksvoller gesagt worden war: Weder der naiven Untersuchung durch den Sheriff noch des eher uninteressanten Grundes für die Anwesenheit im Hotel in Form des Treffens mit Ziggy hätte „Key Largo“ wirklich bedurft. Endgültig seinen roten Faden verliert der Film dann, als er sich im Finale von seinem bisher so markanten Schauplatz verabschiedet und einen halbgaren Showdown auf einem Boot präsentiert, in dem – so scheint es – ein bisschen geballert wird, um den für einen Gangsterfilm zu niedrigen Bodycount zu schönen. Immerhin löst sich „Key Largo“ zufriedenstellend mit einem Happy End auf, das man den malträtierten Temples von ganzem Herzen gönnt.

Wie jeder Geiselnahmefilm riskiert „Key Largo“, auf eine clevere Handlung zugunsten einer simplen, aber dafür umso präsenteren Bedrohung zu verzichten. Edward G. Robinson war für diese Quelle der Gewalt und Selbstüberschätzung sicher eine ebenso treffliche Wahl wie Humphrey Bogart in der seines Gegenspielers. Allerdings gelingt es dem Film nicht, den mit Längen ausgestatteten Zweikampf ohne einen eher unnötigen Bruch aufzulösen. 3,5 von 5 Punkten.

Humphrey Connery Offline




Beiträge: 44

03.02.2016 09:45
#282 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Key Largo ist mein Lieblings-Bogart, gefolgt von "Haben und Nichthaben" (Casablanca-Kopie von 1944).

Ray Offline



Beiträge: 1.930

03.02.2016 21:25
#283 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Heißes Eisen (The Big Heat) (USA 1953)

Regie: Fritz Lang

Darsteller: Glenn Ford, Gloria Grahame, Lee Marvin u.a.



Film Noir Nummer 38:


Ein Polizist (Ford) kommt bei seinen Ermittlungen einem Verbrechersyndikat auf die Spur - mit verheerenden Folgen...

Bereits in den ersten Sekunden schaut der Zuschauer einem Mann bei einem Selbstmord im wahrsten Sinne des Wortes "über die Schulter". Schon zu diesem frühen Zeitpunkt wird daher klar, dass man es einmal mehr mit einem ungewöhnlichen Vertreter der "Schwarzen Serie" zu tun hat, aber was ist im Noir schon gewöhnlich? Im weiteren Verlauf zeichnet sich zunächst ein scharfer Kontrast ab: einerseits die Ermittlungen im dreckigen Unterweltsmilieu, anderseits die "heile Welt" im Privatleben des Mannes, denn zu Hause warten stets Frau und Tochter. In dem Moment, in dem die Darstellung der heilen Welt etwas überstrapaziert zu werden droht, kommt der große Knall.

Wollte man "Heißes Eisen" außerhalb des Noir einem Genre zuweisen, so käme wohl am ehesten "Gangsterfilm bzw. -thriller" in Betracht. Dieser für seine damalige Zeit recht deftige Beitrag nimmt in vielerlei Hinsicht Aspekte vorweg, die den amerikanischen Actionthriller und Gangsterfilm der kommenden Jahrzehnte mitprägen sollte. Ein Mann erleidet ein schweres Schicksal und nimmt Rache, zerlegt eine ganze Organisation, um ans Ziel zu gelangen. Das geschieht freilich nicht ganz so drastisch wie im Neo-Noir-Klassiker "Point Blank" mit Lee Marvin (der im Übrigen auch hier auf Seiten der Gangster vertreten ist), denn die Hauptfigur bedient sich überwiegend legaler Methoden und reagiert mehr, als dass sie agiert. Unterstützt wird unser Held von einer Frau, welche die Seiten im Laufe des Films wechselt, weil auch ihr Unrecht widerfahren ist. Diese wird von Gloria Grahame porträtiert, welche - wie auch in "Ein einsamer Ort" - eine überzeugende Performance abliefert. Gangsterboss Lagana (Alexander Scourby) hingegen bleibt rückblickend, wenn man bedenkt, welch charismatische Nachfolger er in Hollywood inzwischen hatte, einigermaßen blass.

Trotz aller relativen Heftigkeit ist Fritz Langs Inszenierung gewohnt hochwertig und elegant.



Vergleichsweise deftiger, aber gewohnt edel inszenierter Gangsterthriller von Fritz Lang. 4,5/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

05.02.2016 21:50
#284 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

An einem Tag wie jeder andere (The Desperate Hours) (USA 1955)

Regie: William Wyler

Darsteller: Humphrey Bogart, Fredric March, Martha Scott u.a.




Film Noir Nummer 39:


Drei Sträflinge auf der Flucht besetzen das Haus einer Vorzeigefamilie aus der oberen Mittelschicht, um auf eine Geldlieferung zu warten...

Warum ein Noir mit einer derart dünnen Story eine solche relative Überlänge von knapp 20 Minuten aufweist, ist eine Frage, die sich dem Betrachter dieses Werks geradezu aufdrängt. Bereits nach knapp 30 Minuten ist eine Perspektive für eine Gesamtlänge von 108 Minuten kaum erkennbar. Einmal im Haus eingenistet, gibt es die erwartbaren Scharmützel zwischen den Gangstern und der Familie auf der einen sowie zwischen den Gangstern untereinander auf der anderen Seite, die auf Dauer allerdings ermüden. Der Film spitzt sich zu auf das Duell des Anführers (Bogart) gegen den Familienvater (March), holt aber aus diesem nicht uninteressanten Grundkonflikt letztlich zu wenig heraus.

Auf Seiten der Darsteller überzeugt Humphrey Bogart in seiner vorletzten Rolle. Schon sichtlich vom Krebs gezeichnet, gelingt ihm eine differenzierte Darstellung, die den Film trotz aller dramaturgischer Schwächen sehenswert erscheinen lassen.

Bemerkenswert an diesem Noir erscheint noch, dass er in 16:9 vorliegt. Einen Film dieses Genres bekommt man selten im Breitbildformat geboten. Dies eröffnet zwangsläufig ganz andere Perspektiven als das in diesem Genre gewohnte Vollbild.


Auch wenn Humphrey Bogart in seinem vorletzten Film zu großer Form aufläuft, leidet der Film unter einigen Längen und dramaturgischen Schwächen. 3/5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

08.02.2016 22:29
#285 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Gardenia - Eine Frau will vergessen (The Blue Gardenia) (USA 1953)

Regie: Fritz Lang

Darsteller: Anne Baxter, Richard Conte, Raymond Burr u.a.



Film Noir Nummer 40:


An ihrem Geburtstag erfährt die Telefonistin Norah (Baxter) durch einen Brief ihres Verlobten, dass dieser sich in eine andere Frau verliebt hat und diese heiraten möchte. Völlig aufgelöst schliddert sie in ein Date mit einem berüchtigten "Schürzenjäger". Als dieser - bei sich zu Hause angekommen - zudringlich wird, wehrt sich Norah mit Händen und Füßen und verlässt fluchtartig seine Wohnung. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden...

Die Grundthematik erinnert ein Stück weit an Langs "Gefährliche Begegnung": unbescholtene Person gerät durch eine Zufallsbekanntschaft in eine scheinbar auswegslose Lage. Anne Baxter gibt der Figur eine ungeheure Menschlichkeit, weswegen der Zuschauer sich unweigerlich auf ihre Seite schlägt und mit ihr mitfiebert. Auch wenn das Ende wenig konsequent daherkommt, überwiegen die positiven Aspekte bei weitem: Langs edle Inszenierung hält wieder einmal einige Höhepunkte parat (z.B. die Szene, in der Norah das Pressebüro
betritt oder jene, in der sie aufgelöst durch die Straßen läuft), die von Nat King Cole dargebotene Nummer "Blue Gardenia" spiegelt die Theatralik der sich ihr anschließenden Szenen wunderbar wider. Insgesamt ein "Wohlfühl-Noir", der es dann zum Ende mit eben jenem "Wohlfühl-Faktor" ein bisschen übertreibt.


"Gardenia" ist ein "Wohlfühl-Noir" mit einer verblüffend menschlichen Grundkonstellation, die leider zu inkonsequent zu Ende erzählt wird, mit der Folge, dass keine allzu nachhaltige Botschaft vom Film übrig bleibt und das Prädikat "Meisterwerk" knapp verfehlt wird. Trotzdem sehr gute 4,5 von 5 Punkten.

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