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Dieses Thema hat 582 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Stroheim Offline




Beiträge: 172

21.07.2013 00:20
#151 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Einer der eindringlichsten Neo Noirs und Gangsterfilme der vergangenen 40 Jahre, der meiner Ansicht nach in Stil & Stimmung an die einschlägigen alten Klassiker heranreicht: 'The Funeral' (Abel Ferrara, 1996).

Die Handlung spielt im Amerika der 30er Jahre (kurz nach dem Ende der Prohibition) und schildert die Sorgen und Nöte einer lokalen Mafiafamilie ...

Stroheim Offline




Beiträge: 172

17.08.2013 22:52
#152 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #7
Die Spur des Falken (The Maltese Falcon)

Der Film wirkt verstaubt und krankt an einer uninteressanten Liebesbeziehung zwischen einem Großmaul und einer Lügnerin, denen vor allem am Ende zu viel Platz eingeräumt wird. 3,5 von 5 Punkten.

Einmal mehr: jedem seine Meinung. Doch wenn einer meiner Lieblingsfilme hier derart "niedergemacht" wird, möchte ich zumindest eine Differentialdiagnose abgeben ...

Das Techtelmechtel Humphrey Bogarts und Mary Astors in John Hustons 'Maltese Falcon' aus dem Jahr 1941, teils schnöde zweckorientiert, teilweise aufrichtig romantisch motiviert, ist für mich bis heute eine herausragende, exemplarische Leinwand-Liaison und Charakterstudie - komplexer und komplizierter etwa als jene zwischen Bogart und Ingrid Bergman in 'Casablanca'.

Dashiell Hammetts Romanvorlage, John Hustons Drehbuch & Regie - absolut perfekt. Alle Rollen glänzend besetzt und gespielt - die Dialoge zwischen Bogart und den Cops, Elisha Cook, Greenstreet, Lorre und Astor sowie insbesondere auch Bogarts denkwürdigen Sätze im Finale, als er Mary Astor den Ermittlern ausliefert, suchen in ihrer zynischen Härte und Entschlossenheit bis heute im Hollywoodkino ihresgleichen. Keine Minute, keine Aufnahme ist hier verschenkt. Vielschichtiger, klischeeferner und klassischer geht's kaum.

Hustons Erstling nimmt meiner Ansicht nach in den Rankings führender Filmhistoriker zu Recht einen Platz under den Top 5 der grandiosesten Debütwerke aller Zeiten ein - knapp hinter Orson Welles, Jean Vigo und Erich von Stroheim ...

Stroheim Offline




Beiträge: 172

18.08.2013 11:25
#153 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Eine weitere sehr beachtliche Leistung liefert Humphrey Bogart in dem hierzulande weniger bekannten Film Noir 'In a Lonely Place' ('Ein einsamer Ort') unter der Regie von Nicholas Ray im Jahr 1950 ab, nach der vielgelobten Romanvorlage von Dorothy B. Hughes. Bogart verkörpert dort den zynischen Drehbuchautor Dixon Steele in Los Angeles, der unter Mordverdacht gerät und dessen Beziehung zur ebenfalls stark aufspielenden Gloria Graham von unkontollierten Wutausbrüchen und häuslicher Gewalt überschattet wird.

Einerseits ein klasischer Film Noir, sprengt das Werk in seiner Vielschichtigkeit doch die Grenzen des Genres, wie der renommierte US-Kritiker Emanuel Levy festhält:

Zitat von Emanuel Levy
Grim and haunting, this quintessentially film noir boasts iconic performances from Bogart and Gloria Grahame. But 'In a Lonely Place' is also an existential drama, a murder mystery, a self-reflexive film about Hollywood.


Auch andere amerikanische Filmjournalisten sind und waren voll des Lobes über den Streifen:

Zitat von Dennis Schwartz
A top-notch film noir about the loneliness and despair in Tinseltown.

Zitat von Ken Hanke
Tough as nails thriller with a dynamite noir feel.

Zitat von J. Hoberman
The grayest, most morally ambiguous of film noirs - and arguably the most self-reflexive.

Zitat von Dave Kehr
It's a breathtaking work, and a key citation in the case for confession as suitable material for art.

Zitat von Jeffrey Anderson
It's a truly great film.


http://www.rogerebert.com/reviews/in-a-lonely-place-1950
http://www.villagevoice.com/2009-07-15/f...-at-film-forum/

Stroheim Offline




Beiträge: 172

23.08.2013 11:46
#154 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin im Beitrag #79
Umleitung / Detour
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1945


Mittlerweile gibt's eine nicht gerade günstige deutsche Ausgabe von Koch Media in mittelprächtiger Güte. Qualitativ mindestens ebenbürtig und über Amazon UK deutlich preiswerter zu bekommen: die US NTSC Region 1 DVD von Image. Wer alle Regionalcodes abspielen kann, der sollte in England bestellen; zumal dort die Versandkosten beim Verschicken aufs europäische Festland mit 1,82 BP sogar noch unter dem überteuerten 3 Euro-Standardtarif beim nationalen Versand über Amazon Deutschland liegen. Außerdem sind Originalton und -stimmen einmal mehr erste Wahl und der deutschen Knödl-Synchro unbedingt vorzuziehen.

Unten eine ausführlichere Betrachtung zum Film und zum Regisseur. Dort wird auch erwähnt, dass der Transfer der Image DVD von einem 35mm Negativ aus der Wade Williams Sammlung gezogen wurde, welches weltweit als die am besten erhaltene Kopie von 'Detour' gilt:

http://brightlightsfilm.com/31/detour.php#.UhcmsNKpVAQ

Peter Offline




Beiträge: 2.887

23.08.2013 13:03
#155 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin im Beitrag #79
Umleitung / Detour
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1945


Buchempfehlung zur Filmempfehlung:
Stefan Grissemann: Mann im Schatten. Der Filmemacher Edgar G. Ulmer. Zsolnay (Kino) Verlag, Wien, 2003.

Stroheim Offline




Beiträge: 172

11.09.2013 14:28
#156 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin im Beitrag #76
Opfer der Unterwelt / D.O.A. (Dead on Arrival)
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1950
WOW – Was für ein Film! [...] D.O.A hat mich wirklich begeistert, daran konnte auch die mäßige Qualität der DVD nichts ändern. [...] Ich werde mir wohl die DVD von Image noch zulegen, die soll recht gut sein.

Unter den weltweit verfügbaren Ausgaben gilt die NTSC-DVD von Image in der Tat als die in Bild & Ton hochwertigste. Aktuell über Amazon UK ab 6 BP recht günstig zu beziehen.

'D.O.A.' ist nicht nur einer der pessimistischsten und fatalistischsten Film Noirs, sondern auch einer der zynischsten und härtesten. Zwei oder drei Augenblicke der Turtelei Frank Bigelows mit seiner Verlobten und anderen Schönheiten fallen etwas melodramatisch aus, doch der größte Teil von 'D.O.A.' ist eine einzigartige Tour de Force:

Ein resoluter, ja besessener Edmond O'Brien alias Frank Bigelow beim Befragen der beteiligten Zeugen in Wohnungen und Büros; ein nervenstarker und tatkräftiger Bigelow im Dialog mit dem Gangsterboss und im Clinch mit dessem psychopathischen Handlanger; ein verzweifelter und schockierter Bigelow, als er ungläubig die Diagnose der untersuchenden Ärzte erfährt - dies alles sind unvergessliche Momente, die meiner Einschätzung nach in ihrer Dichte und Intensität gar noch die besten Szenen anderer Schlüsselwerke geschätzter Regisseure des Genres wie Orson Welles, Fritz Lang, John Huston, Billy Wilder, Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick oder Carol Reed übertreffen.

Für die absolute Kraft & Kühnheit des Films steht auch der packende Auftritt der Fisherman Jazz Combo in einer legendären Kult-Kaschemme:

Kein anderer Film Noir-Regisseur hat in all den Jahrzehnten jemals eine Live-Band vor die Kamera geholt, die derart authentisch und energiegeladen aufgespielt hat ...

PS: Das '88er Remake 'D.O.A. – Bei Ankunft Mord' mit Dennis Quaid und Meg Ryan kann man dagegen voll vergessen.

Stroheim Offline




Beiträge: 172

28.09.2013 21:30
#157 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Auch der hierzulande nicht unbekannte tschechische Regisseur Zbyněk Brynych hat in den 60er Jahren einen bedeutsamen Beitrag zum Kanon des internationalen Film Noir bzw. Neo Noir beigesteuert - mit seinem in der Besatzungszeit spielenden Holocaust-Drama:

'A pátý jezdec je strach' ('Der fünfte Reiter ist die Angst', 1964)

Das amerikanische Time-Magazin und Kritiker-Koryphäe Roger Ebert lobten den Streifen damals nach Erscheinen in den höchsten Tönen: http://www.rogerebert.com/reviews/the-fi...an-is-fear-1968

Zitat von Roger Ebert
Superlatively photographed film ... nearly perfect ... beautiful, distinguished work.


Wenn auch Brynychs vier Kommissar-Folgen aus den Endsechzigern in den Augen nicht weniger Cinephiler zu den historischen, einsamen Highlights deutscher Fernsehproduktionen zählen - seinen künstlerischen Gipfelpunkt erreichte Brynych anno 1964. Hier der Originaltrailer vom 'fünften Reiter': http://www.sms.cz/film/a-paty-jezdec-je-strach/ukazka

....und noch drei weitere Besprechungen:

http://grunes.wordpress.com/2007/05/10/t...k-brynych-1964/
http://www.filmwalrus.com/2008/05/review...an-is-fear.html
http://www.noirfilmkokorin.cz/cz/a-paty-jezdec-je-strach/

Stroheim Offline




Beiträge: 172

12.10.2013 18:23
#158 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

In der Nacht zum Sonntag (im Anschluss an Ridley Scotts 'American Gangster') um 2.40 Uhr im ZDF:

'The Killers' ('Rächer der Unterwelt', 1946) von Robert Siodmak

Ein klassischer Film Noir, der zum Kanon der Schwarzen Serie gehört. Nach einer Kurzgeschichte von Ernest Hemingway. In den Hauptrollen Burt Lancaster & Ava Gardner. Der schwergewichtige und in den 70er Jahren populäre Fernsehdetektiv 'Cannon' alias William Conrad spielt hier in seinem Hollywood-Debüt einen kompromisslosen Auftragskiller; in weiteren Nebenrollen: Edmond O'Brien und Albert Dekker.

Eine Besprechung aus der 'Zeit': http://www.zeit.de/1990/28/muede-bis-zum-tod

Und ein Kritikervotum von 100 % bei Rottentomatoes: https://www.rottentomatoes.com/m/1080205-killers/

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

31.10.2013 09:58
#159 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

DER MANN MIT DER NARBE
(USA 1948, Original: Hollow Triumph)




Paul Henreid, als prinzipientreuer Widerstandskämpfer in „Casablanca“ zu Berühmtheit gelangt, fungiert in diesem stilvollen Noir-Drama zugleich als Hauptdarsteller und Produzent, während uns hinter der Kamera ein geschätzter Fachmann begegnet. John Altons Handschrift macht sich wieder in einer ausgesprochen eleganten Gestaltung bemerkbar, in einem virtuosen Spiel mit den Möglichkeiten, das nie nur wie routinierte Fingerübung, ewig gleiche Variation wirkt. Die vielfältigen Schauplätze der umfangreichen Handlung verschmelzen zu einem stimmigen Ganzen, mit einer großen Detailfreude fängt die Kamera die Welt der späten 1940er-Jahre ein. Keinerlei Durchhänger oder Aussetzer stören diesen künstlerischen Gesamteindruck, die gestalterische Perfektion gleicht geschickt manche Simplifizierungen der überbordenden Handlung aus, die in die relativ kurze Laufzeit von 80 Minuten gepresst wurde, verleiht der Raubersgschicht um Mord und Verrat, Selbstverstümmelung, Flucht und doppelte Identität eine Art „höhere Weihe“, eine Intensität weit weg von Kolportage und konstruierter Geschichte. Mit zu diesem Eindruck trägt sicher auch Henreids vornehme, leise verhaltene und wandlungsfähige Darstellung bei, die ihn nicht wie den Gewaltverbrecher und kalt kalkulierenden Gangster wirken lässt, als der er seinen Handlungen nach erscheinen könnte. Trotz aller krimineller Antriebskraft wirkt er wie ein von einem entwurzelten Leben Getriebener, sein raffiniert geplanter Spielbankencoup scheitert an manchen Details und Komplizen und führt dazu, dass er zu einem Gejagten wird, gezwungen, sich zu verbergen, ein anderes Leben anzunehmen, bittere Kompromisse und Herabwürdigung zu akzeptieren. Der Zufall macht ihn auf einen Doppelgänger aufmerksam, einen Psychiater, dessen eintöniges Leben zwischen Geliebter und neurotischen Patientinnen geschaffen scheint, für den Gehetzten jenen radikalen Identitätswechsel zu ermöglichen, der möglicherweise seine einzige Chance ist, den Häschern und der eigenen privaten Hölle zu entrinnen. Letzteres könnte man auch als Antriebsgrund für Joan Bennett sehen, die sich nur wenig ziert, als es gilt, die Fronten und den Mann an ihrer Seite zu wechseln.

Henreid scheint das Thema Identitätswechsel fasziniert zu haben, unter seiner Regie entstand 1964 ein deftiger Hollywood-Thriller, in dem die wenig subtil angelegte Bette Davis in der Haupt(Doppel)rolle glänzt und voller Spielfreude ihren damaligen Karriereschub, der mit „Baby Jane“ begann, auskostet.

Stroheim Offline




Beiträge: 172

12.11.2013 17:17
#160 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Zitat von Stroheim im Beitrag #153
Eine weitere sehr beachtliche Leistung liefert Humphrey Bogart in dem hierzulande weniger bekannten Film Noir 'In a Lonely Place' ('Ein einsamer Ort') unter der Regie von Nicholas Ray im Jahr 1950 ab, nach der vielgelobten Romanvorlage von Dorothy B. Hughes.

Vergangene Nacht mal wieder reingezogen. Unter vielen guten und sehr guten Bogart-Streifen ist und bleibt dies mein Topfavorit - und Gloria Graham Bogarts perfekte Filmpartnerin, klar vor Gattin Lauren Bacall, knapp vor Ingrid Bergman & Mary Astor.

Neben seinen sonstigen Qualitäten ist 'In a Lonely Place' für mich der bis heute ungeschlagene Titelträger in der Kategorie des Hollywoodfilms mit den sarkastischsten, zynischsten Dialogen und schlagfertigsten Antworten. Die Drehbuchschreiber Andrew Solt und Edmund H. North haben den vielschichtigen Roman von Dorothy Hughes hyperperfekt adaptiert.

Für drei lumpige Britische Pfund plus Versandkosten ein unbedingter Pflichtkauf.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

17.11.2013 11:03
#161 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

ZEUGE GESUCHT
(USA 1944, Original: Phantom Lady)




Enthält Spoiler!

Über Robert Siodmaks stilistisch reizvollen Noir-Thriller, der auf Deutsch eigentlich „Zeugin gesucht“ heißen müsste, finden sich im Netz unterschiedliche, teils widersprüchliche Bewertungen und Besprechungen. Ich fühle mich nach Sichtung auch zwiegespalten, tendiere zu einem leicht negativen Resümee, was neben den routinierten bis durchschnittlichen Darstellerleistungen vor allem der einfallslosen Story zuzuschreiben ist, die bis auf das Auftauchen des wirklichen Täters im Mittelteil belanglos und nach ‚Schema Vorhersehbar’ abgespult dahinplätschert, einen zu häufig den Blick auf Lauf- und Uhrzeit werfen lässt. Siodmaks im besten Sinne konservative, traditionelle Regie schafft es nicht, eine stimmige Ausgewogenheit zu schaffen, sodass die über weite Strecken eindringliche Noir-Gestaltung die Schwächen von Handlung und Schauspiel nicht zu neutralisieren vermag, diese Mängel eher in den Vordergrund drängt. Dass Ungenauigkeiten (Datumfehler: Prozess im Juli, Verbrechen im August, ungeklärt blieb für mich auch, wie und warum die Polizisten zu Beginn in die Wohnung des Mordopfers kamen) und manch gewagtes Handlungskonstrukt zusätzlich negativ auffallen, liegt dabei in der Natur der Sache. Darstellerisch konnte mich keiner der Handlungsträger wirklich mitreißen: Alan Curtis verkörpert den unschuldig zum Tode Verurteilten als blasses, hölzernes Männer-Klischee, dessen Latin Lover-Aussehen ihm mehr zum Nachteil gereicht; Ella Raines verfolgt hehre Ziele, setzt alle Hebel in Bewegung, um den heimlich geliebten Chef reinzuwaschen, wird dafür letztendlich mit einem zweifelhaften Happy End belohnt, ein patentes, attraktives Mädel zum Pferde stehlen, den Eindruck von Langeweile und 1950-Jahre-Hausbackenheit kann sie trotz all ihres Engagements nicht abschütteln; Franchot Tone hat als Wolf im Schafspelz den dankbareren Part ergattert, entwickelt in den Schlussszenen eine diabolische Gefährlichkeit, die latenten Wahnsinn im Smoking erahnen lässt. Thomas Gomez’ interessante Studie des engagierten, bodenständigen Detektivs wird durch das konventionelle Drehbuch, das ihm kaum Kanten verleiht, viel zuwenig ausgelotet, Elisha Cook jr. als geifernder junger Musiker, dessen Verwicklung in die Mordaffäre unweigerlich am Abgrund enden muss, sorgt für eine der beeindruckendsten Gänsehaut-Szenen des Films. Formal darf man „Zeuge gesucht“ wenig ankreiden, erlesene Ausstattung, gemischt aus klassisch und modern verbindet sich mit einer Vielzahl eindrucksvoll eingesetzter visueller Einfälle und Effekte.

Stroheim Offline




Beiträge: 172

30.12.2013 13:40
#162 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

After more than half a century still a classic, rarely matched masterpiece:

Abraham Polonsky's 'Force of Evil' (1948)

Just a little snippet ...


... plus a few reviews:

http://www.rottentomatoes.com/m/1007691-force_of_evil/
http://www.nytimes.com/movie/review?res=...en%2520Tomatoes

elvis Offline




Beiträge: 248

01.01.2014 19:28
#163 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Bezüglich "The Maltese Falcon" kann ich mich der Meinung von Stroheim nur anschliessen, eine der wirklich großartien Literaturverfilmungen, hier hat Gubanov voll danebengehauen. Er sollte mal Dashiell Hammett im Original lesen, bevor er Bogart als Großmaul bezeichnet!

Elvis

Stroheim Offline




Beiträge: 172

20.01.2014 15:13
#164 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Kürzlich bei Amazon UK für 9 BP erworben und gestern Abend nach Jahren mal wieder gesehen:

Fritz Langs 'While the City Sleeps' (1956)

Zugegeben: das Ende wirkt etwas konstruiert, 'While the City Sleeps' ist nicht rundum perfekt. Dennoch zählte ihn Fritz Lang in verschiedenen Interviews zeitlebens zu seinen Favoriten. Meiner Ansicht nach zu Recht. Allein schon die Dialoge: lakonischer / sarkastischer / zynischer geht's nimmermehr. Nicht einmal die besten Bogart-Passagen in Nicholas Rays 'In a Lonely Place' (1950), Hank Quinlan alias Orson Welles in 'Touch of Evil' (1958) oder einige knackige, von Ernest Hemingway ersonnene Sätze in Robert Siodmak's 'The Killers' (1946) erreichen diese Deftigkeit und Dichte.

Dana Andrews in seiner wohl denkwürdigsten Rolle: Journalist, Verlagsmitarbeiter, Medienprofi, selten nüchtern und auch nicht mit den besten Manieren ...

In den Dialogen ist 'While the City Sleeps' seiner Zeit wie gesagt weit voraus und "moderner" als viele andere Filme aus den 40er und 50er Jahren. Schaut man sich danach beispielsweise einige der besten Hitchcock-Streifen aus dieser Dekade an - 'Vertigo' (1958) oder 'North by Northwest' (1959) -, dann stellt man erstaunt fest, wie farblos und hausbacken doch im Grunde die Gespräche in diesen Werken verlaufen.

Nicht von ungefähr wurde 'While the City Sleeps' schon vor Jahren in einer Time Out-Besprechung als der am meisten unterschätzte Film von Fritz Lang bezeichnet. Und auch Genre-Kenner Blake Lucas schwärmt in seinem Buch 'Film Noir - An Encyclopedic Reference to the American Style':

Zitat von Blake Lucas
"Lang effecticely undercuts viewer certainty about everything... the true suspense of the film is manifest in the narrative probing of the critical relationship between society's illness and its normality; and the formal precision of each scene reasserts the existing of this relationship...."


Gottlob findet in den Redaktionen allmählich eine Neubewertung statt, wie auch das aktuelle Kritikervotum von 100 Prozent bei Rotten Tomatoes zeigt:

http://www.rottentomatoes.com/m/while_the_city_sleeps/

Stroheim Offline




Beiträge: 172

21.01.2014 12:28
#165 RE: Sammelthread "Film Noir" Zitat · Antworten

Auch Fritz Langs letzter in den USA gedrehter Film 'Beyond a Resonable Doubt' ('Jenseits allen Zweifels', 1956) ist sehenswert.

Während im vielschichtigen 'While the City Sleeps' die Jagd nach einem Serienmörder in der Großstadt nur einen Handlungsstrang bildet und der Rest bissige Sozialkritik transportiert (Machtkämpfe in einem großen Medienkonzern; unverhohlene, berechnende Promiskuität der männlichen & weiblichen Protagonisten etc.) ist 'Beyond a Reasonable Doubt' eine Mischung aus Drama, Gerichtsfilm und Thriller. Er hatte ein niedrigeres Budget als 'While the City Sleeps' und ist mit nur knapp 80 Minuten Laufzeit rund 15 Minuten kürzer.

Auch hier spielt Dana Andrews einen erfolgreichen Autor und Reporter. Und die Grundidee des Drehbuchs hätte wohl auch Alfred Hitchcock interessiert, wäre die Story ihm damals angetragen worden.

Aus Spoilergründen will ich hier nicht viel mehr verraten, nur so viel: Der Herausgeber jener Zeitschrift, bei der Dana Andrews angestellt ist, kämpft seit Jahren gegen die Abschaffung der Todesstrafe in seinem Bundesstaat. Um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und die Diskussion neu zu befeuern, ersinnt er einen vermeintlich perfekten Plan: Er will der Polizei in einem Mordfall an einem Revuegirl, in dem die Ermittler absolut im Dunkeln tappen und keinen plausiblen Verdächtigen besitzen, "unter die Arme greifen". Er überredet Dana Andrews, sich gezielt verdächtig zu machen und falsche Fährten zu legen. Dies klappt auch prima: Andrews wird schließlich verhaftet, verhört, angeklagt, verurteilt – zum Tode auf dem heißen Stuhl.

Dumm nur, dass der Herausgeber, der das Legen der falschen Fährten und all die fingierten "Beweise" mit seiner Kamera vorher akribisch dokumentiert hat und im Besitz von entlastenden Fotos ist, auf dem Weg zum Gerichtsgebäude mit seinem Auto in einen fatalen Unfall verwickelt wird und mit ihm zusammen alle Entlastungsfotos verbrennen. Begreiflicherweise ergreift den zuvor so abgeklärten Dana Andrews in seiner Todeszelle nun die Panik. Denn außer ihm und dem Zeitungsherausgeber war vorher niemand sonst in den Plan eingeweiht – sein Anwalt ebensowenig wie seine Freundin (übrigens die Tochter des verstorbenen Herausgebers). Und so geht der Überlebenskampf jetzt erst richtig los, denn Richter und Staatsanwalt schenken den neuen Erklärungen zunächst keinerlei Glauben. Bis plötzlich völlig überraschend ...

Die bei Amazon UK erhältliche DVD (englischer Originalton, wahlweise englische UT) ist auch in diesem Fall erste Wahl. Insbesondere die teilweise hochfrivolen Dialoge im Milieu der Showgirls und Tingeltangelsängerinnen kann man kaum adäquat in eine andere Sprache übertragen.

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