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Dieses Thema hat 213 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Stroheim Offline




Beiträge: 170

16.06.2013 17:45
#106 Vertigo auf DVD Zitat · Antworten

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Zitat

Die neue Blu Ray Bearbeitung soll korrekter sein....



Auch der Sound der aktuellsten Blu-ray-Fassung verfälscht den originalen Charakter einiger Szenen von 'Vertigo'. Deshalb warten nicht wenige Sammler darauf, dass das Studio endlich in einer weiteren Ausgabe auf DVD unbedingt das restaurierte Bild optional mit der alten, werkgetreuen Monotonspur anbietet. Dass dies bisher nicht geschehen ist, obwohl es bei der Auflage kaum nennenswerte Zusatzkosten verursacht hätte, ist und bleibt ein echtes Ärgernis für einige eingefleischte Hitchcock-Fans....



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Stroheim Offline




Beiträge: 170

25.06.2013 17:21
#107 I Confess (1953) Zitat · Antworten

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Zu den zuweilen unterschätzten Hitchcock-Filmen zählt für mich auch 'I Confess' ('Ich beichte', 1953)


Während Kameramann Robert Burks in 'The Wrong Man' die Straßen New Yorks und in 'Vertigo' San Francisco höcht stilvoll eingefangen hat, besticht 'I Confess' durch ungeheuer atmosphärische Bilder von Quebec.


Manche Originalschauplätze in dieser alten kanadischen Stadt haben sich bis heute wenig verändert.

Unten der Link zu einer liebevoll gestalteten Seite, die vielen Filmfotos jeweils eine neuere Aufnahme vom gleichen Ort aus dem Jahr 2002 gegenüberstellt:


......................... http://www.hitchcockwiki.com/wiki/Locati...ec,_Summer_2002



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Peter Offline




Beiträge: 2.886

25.06.2013 19:49
#108 RE: I Confess (1953) Zitat · Antworten

Vielen Dank, die Fotoserie führt zu echter Film-Nostalgie!
Bin alter Hitchcock-Fanatiker und werde auch diesen Film, der wirklich unterschätzt - weil grundbescheiden angelegt - ist, nach langer Zeit mal wieder schauen. Monty Clift & O.E. Hasse sind unvergesslich.

Stroheim Offline




Beiträge: 170

25.06.2013 21:32
#109 Geschichten aus Quebec Zitat · Antworten

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Hitchcock selbst hat in einem späteren Interview gegenüber Francois Truffaut erklärt, dass er 'I Confess' zu seinen weniger gelungenen Filmen zählt und er das Projekt im Rückblick nicht hätte verwirklichen sollen.

Sicherlich hat dies mit dem kommerziellen Misserfolg von 'I Confess' zu tun. Hitch war ja bekanntlich trotz seiner künstlerischen Ambitionen stets auch bestrebt, immer möglichst viele Zuschauer ins Kino zu lotsen und diese gut zu unterhalten. Floppte tatsächlich einmal eines seiner Werke an der Kasse, ging er hinterher unnötig und ungerecht hart mit sich selber und dem Film ins Gericht.


Quebec als Schauplatz hatte Hitchcock im Vorfeld mit Bedacht gewählt: Aufgrund des hohen Anteils von Menschen katholischer Religionszugehörigkeit und der klerikalen Aura dort erhoffte er sich noch mehr Authentizität und Verständnis für die Rahmenhandlung und das Verhalten des Priesters.



Wer sich ein wenig für die Geschichte Quebecs und für Quebecer Geschichten interessiert:


Zu den bis heute populärsten ehemaligen Einwohnern der Stadt gehört ein gewisser Émile Nelligan. Der war im ausgehenden 19. Jahrhundert die große Dichterhoffnung des Landes und wird nach wie vor in einschlägigen literarischen Zirkeln als poetisches Wunderkind und kanadischer Arthur Rimbaud verehrt.

Jedoch war seine Karriere - ähnlich wie bei Rimbaud - von kurzer Dauer, seine Lebensgeschichte noch um einiges tragischer:

Bereits im Alter von 19 Jahren verfiel der Hochbegabte in geistige Umnachtung und fristete die trostlosen restlichen 42 Jahre seines Lebens in einem Sanatorium....


http://www.collectionscanada.gc.ca/wapp/...s/enelligan.htm

http://www.youtube.com/watch?v=UNSZCMGIKPk



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Stroheim Offline




Beiträge: 170

25.06.2013 22:25
#110 Geschichten aus der Provinz Zitat · Antworten

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Kleine Korrektur in Sachen Émile Nelligan und Québec:


Zwar bleibt der oben erwähnte Nelligan bis heute einer der populärsten Einwohner & Künstler der Provinz Québec - doch lebte er bis 1899 in der Stadt Montreal.


Ich hab dies mit Gedanken an Monty Clift in Hitchcocks 'I Confess' durcheinandergeworfen, weil Nelligans Förderer und Entdecker damals ebenfalls ein katholischer Priester in Gewissensnöten war: Pastor Eugène Seers, der unter dem Pseudonym Louis Dantin eigene literarische Ambitionen verfolgte, was von der Kurie seinerzeit nicht gern gesehen wurde....




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Peter Offline




Beiträge: 2.886

25.06.2013 23:08
#111 RE: Geschichten aus Quebec Zitat · Antworten

Zitat von Stroheim im Beitrag #109

Hitchcock selbst hat in einem späteren Interview gegenüber Francois Truffaut erklärt, dass er 'I Confess' zu seinen weniger gelungenen Filmen zählt und er das Projekt im Rückblick nicht hätte verwirklichen sollen.
Sicherlich hat dies mit dem kommerziellen Misserfolg von 'I Confess' zu tun. Hitch war ja bekanntlich trotz seiner künstlerischen Ambitionen stets auch bestrebt, immer möglichst viele Zuschauer ins Kino zu lotsen und diese gut zu unterhalten. Floppte tatsächlich einmal eines seiner Werke an der Kasse, ging er hinterher unnötig und ungerecht hart mit sich selber und dem Film ins Gericht.


Ja, Hitchcock lag mit seinen Wünschen nach zu späten Korrekturen bei Mißerfolgen desöfteren daneben, auch wenn "I Confess" natürlich bei weitem nicht zu seinen Meisterwerken gehört. Aber es ist schön, dass es in den Oevres der ganz Großen auch die ganz kleinen Filme gibt. "Grundbescheiden" war in diesem Zusammenhang auch gar nicht negativ gemeint. Nur ist dieser Film unaufwändig, unspektakulär und thematisch unpopulär inszeniert und damit zum kommerziellen Mißerfolg verurteilt. Dass all dies zunächst mal mit der Filmqualität nicht viel zu tun haben muss, wissen wir. Auch dass der Film einige Schwächen hat. Aber bei aller "Unwichtigkeit" solcher Zwischenfilme ist es doch wunderbar, dass es sie gibt.
Getäuscht hatte sich Hitch zum Beispiel auch mit der berühmten Bombe in Sabotage, deren Detonation (statt Rettung des Jungen) der Meister ein Leben lang bereute. Das war aber Quatsch, da jemand, der dauernd Suspense erzeugt, auch eine gewisse Glaubwürdigkeit benötigt. Die Thriller-Freunde (und die Realisten) dieser Welt wollen nicht dauernd mit Happy-Endings befeuert werden, denn dafür schauen sie ja Sonntags "Grün ist die Heide"....

Stroheim Offline




Beiträge: 170

26.06.2013 10:47
#112 Opfer der Zensur Zitat · Antworten

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I zähle 'I Confess' zum erweiterten Kreis seiner Meisterwerke und zu meinen Top 10 Hitchcocks.


'I Confess' war nicht unbedingt bescheiden angelegt und unaufwendig produziert. Kein anderer Hitchcockfilm hatte eine derart lange Vorlaufzeit: circa zehn verschiedene Autoren wurden über die Jahre für das Schreiben und Überarbeiten des Drehbuchs bezahlt und verschlissen.

Der Dreh an den vielen Originalschauplätzen war ebenfalls nicht gerade billig, noch war der damals recht angesagte Hauptdarsteller Montgomery Clift 1953 günstig zu haben.


Hätte der begabte Co-Autor George Tabori damals seine Ideen gegenüber dem Studio und der pingeligen Zensur vollumfänglich durchsetzen können, wäre 'I Confess' womöglich noch besser und ein absolutes Ausnahmewerk geworden:

Ein Geistlicher mit einem unehelichen Kind, der am Ende unschuldig auf dem elektrischen Stuhl hockt oder am Galgen baumelt - diese schaurige Schlusseinstellung hätte 'I Confess' in die Spitzengruppe der besten und düstersten Film Noir-Kultstreifen hieven können...


.......................
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Viva La Muerte!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.06.2013 13:04
#113 RE: Opfer der Zensur Zitat · Antworten

Hätte es nicht. "I Confess" profitiert unglaublich stark davon, dass der Film keine so plumpe Schockwirkung erzielen möchte wie etwa "The Wrong Man".

Stroheim Offline




Beiträge: 170

26.06.2013 14:32
#114 The Wrong Man Zitat · Antworten

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Ansichtssache.


Meiner Meinung nach hätte der Dreh nach dem Originalskript von Tabori 'I Confess' eine noch größere Dichte und Geschlossenheit gegeben.



Eine plumpe Schockwirkung ausgerechnet 'The Wrong Man' zu unterstellen, kann ich nicht nachvollziehen.
Gerade in diesem Film bemüht sich Hitchcock um eine recht sachliche Schilderung der Ereignisse.


Man kann unmöglich immer mit allen Kritikermeinungen konform gehen. Doch bei 'The Wrong Man' stehe ich voll auf der Seite von Ulrich Gregor, Enno Patalas & Francois Truffaut:

......................

>>In den besten Hitchcock-Filmen ist die Bedrohung so intensiv beschworen, dass das Happy-End als Beschwichtigungsmanöver durchschaubar wird; kaum ein anderer Film (irgendeines Regisseurs) hat so eindringlich die Not des Individuums beschrieben, das in den Mechanismus des modernen Polizeistaates gerät, wie 'The Wrong Man'....<<



Gregor & Patalas: 'Geschichte des Modernen Films', Seite 96



>>Hitchcock zeigt uns einen Film über die Funktion des Angeklagten, über die Rolle des Angeklagten, über den angeklagten Menschen, über die Fragwürdigkeit menschlicher Zeugenaussagen und der Justiz; nur dem äußeren nach ist es ein Dokumentarfilm.... Auf jeden Fall ist es wahrscheinlich sein bislang bester Film, weil er am weitesten in die Richtung vorstößt, die Hitchcock seit langem schon eingeschlagen hat....<<



Francois Truffaut, 1957 ('Die Filme meines Lebens', S.94)

...........................




Nun bin ich kein Missionar und will hier niemanden bekehren. Ich sage einfach meine Meinung.
Und manchmal deckt die sich weitgehend mit anderen Schreibern, manchmal überhaupt nicht....





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Mamba91 Offline



Beiträge: 745

18.07.2013 11:55
#115 RE: The Lodger - A Story of the London Fog Zitat · Antworten


(Quelle: http://auteurcast.files.wordpress.com)

The Lodger – A Story of the London Fog
(Der Mieter, GB 1927)


Mit: Ivor Novello, June Tripp, Malcolm Keen, Marie Ault, Arthur Chesney / Buch: Eliot Stannard, nach dem Roman von Marie Adelaide Belloc / Kamera: Baron Vetimiglia / Schnitt: Ivor Montagu / Produktion: Michael Balcon / Regie: Alfred Hitchcock


Zitat
In London sorgt eine Mordserie an blonden Mädchen für Aufsehen. Bei den Ermordeten wird stets eine Karte mit einem aufgezeichneten Dreieck und dem Wort "Avanger" gefunden. Zur gleichen Zeit gewähren die Eltern von Daisey einem Mann Untermiete, der sich zur Zeit dieser schrecklichen Ereignissen mehr als mysteriös verhält.



Nach "Pleasure Garden (Irrgarten der Leidenschaft)" und "The Mountain Eagle (Der Bergadler)" ist THE LODGER der dritte Stummfilm dem Alfred Hitchcock in Großbritannien als Regisseur realisierte und der bereits viele Merkmale aufweist, die Hitchcock in seinen späteren Werken noch weiter ausgearbeitet hat. So gibt es hier bereits die klassische Figurenkonstellationen. Der unschuldig verfolgte Held, der letztlich Opfer einer aufgebrachten Meute wird, Der aus privaten Interesse handelnden Polizisten, der eher eine durchschnittliche Polizeiarbeit leistet und die dominate Mutter, die die ihrer Tochter zu beeinflussen versucht sowie das tragische Familienschicksal des Helden, erinnern an spätere Werke wie SPELLBOUND, MARNIE oder FRENZY (um nicht zu weit auszuholen ).
Insgesamt zeigt Hitchcock hier schon recht deutlich sein Talent für Bildsprache, "Suspense" und Narration. Die Atmosphäre ist sehr dicht. Teilweise erinnert das Auftreten Novellos schon ein wenig an Murnaus NOSFERATU, insbesondere dann wenn er das erste mal vor die Kamera tritt.

Insgesamt ein sehr gelungener Film. Wer jedoch nur Hitchcocks spätere Werke aus den 1950-1970er Jahren kennt, wird sich hier erst mal umstellen müssen. Für die eher mäßige Auflösung über die Identität des "Avengers" gibt es jedoch einen Minuspunkt.

4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

22.05.2014 22:24
#116 RE: Sammelthread: Die Filme des Alfred Hitchcock Zitat · Antworten

Rebecca


Originaltitel: Rebecca
Alternativtitel: Rebekka
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1940
Regie: Alfred Hitchcock

Darsteller:
Joan Fontaine: Die zweite Mrs. de Winter
Laurence Olivier: Maxim de Winter
Judith Anderson: Mrs. Danvers
George Sanders: Jack Favell
Reginald Denny: Frank Crawley
Nigel Bruce: Giles Lacy
Gladys Cooper: Beatrice Lacy
Florence Bates: Mrs. van Hopper
C. Aubrey Smith: Colonel Julyan

Genre: Klassiker, Thriller




Auftakt von Hitchcock´s Hollywood Kariere.Dieser Film beginnt recht langsam und gemächlich und erweckt zu Beginn den Anschein einer Liebesgeschichte,wobei stets eine Distanz zwischen dem steif wirkenden De Winter und seiner zweiten Frau spürbar ist.Schon früh ist erkennbar, dass auf De Winters Seele eine große Last liegt, die auf den Verlust seiner, offenbar über alles geliebten, ersten Frau zurückgeführt wird.Diese ist, wie man erfährt, bei einem Bootsunfall ertrunken.
Joan Fontain spielt das eingeschüchterte, verunsicherte, einfache junge Mädchen, mit dem sich das Filmpublikum wohl allzugut identifizieren kann in jeder Hinsicht überzeugend. Auf eine überstürzte Hochzeit mit dem wohlhabenden De Winter in Monte Carlo wird die Handlung in das wildromantische südenglische Cornwall verlegt,wo eine subtile Gothic-Atmosphäre präsentiert wird.Rebecca, die verstorbene erste Mrs.De Winter, schein alles und jeden über ihren Tod hinaus in ihrem Bann zu ziehen.Vor Allem die Haushälterin Mrs.Danvers, der Inbegriff eines weiblichen Eisklotzes ohne den geringsten Funken Charme,scheint Rebecca völlig verfallen zu sein. Großartig gespielt von Judith Anderson verzieht sie keine Mine und strahlt keinerlei menschliche Wärme aus,ja versucht Joan Fontain`s Charakter in einer düsteren Nacht sogar in den Selbstmord zu treiben.
Sherlock Holmes Fans erkennen Nigel Bruce,dessen, hier sehr bescheidene, Rolle ganz seinem Dr.Watson Charakter entspricht.
Der sympathische Frank Crawley ist der Einzige, der auf dem Herrensitz Manderley Menschlichkeit ausstrahlt.
George Sanders als arroganter und verschlagener Möchtegern-Snob spielt seinen Part ebenfalls perfekt.Auch hier ist wieder Hitchcock`s Misstrauen gegen die nicht-arbeitenden Müssiggänger zu erkennen.Zwar outet sich Sanders als Autoverkäufer, doch verfolgt er die Absicht, durch Erpressung der Notwendigkeit für Geld arbeiten zu müssen zu entgehen.Darstellerisch ist dieser Streifen bis in´s kleinste Detail überzeugend.
Es dauert bis weit in die zweite Hälfte des Films, bis der Zuschauer erfährt, das die Dinge nicht so sind wie sie scheinen,dass die Beziehung zwischen De Winter und Rebecca nicht so war, wie angenommen. Hier wird der Film so richtig Hitchcock-typisch und der suspense beginnt so richtig zu greifen. Nachdem Mr.De Winter seiner zweiten Frau sein furchtbares Geheimnis verraten hat,beginnt die Beziehung zwischen den Beiden erst richtig Fuß zu fassen, wird dann aber auf eine harte Probe gestellt, nachdem die Handlung in den Gerichtssaal verlagert wird.
Und wieder hat der "Master of suspense" eine überraschende Wendung eingebaut.
Rebecca ist ein Hitchcock-Film, für den man, aufgrund seiner langsamen Entwicklung etwas Geduld aufbringen muss.Im weiteren Verlauf wird man allerdings mit Hitchcock-typischer Hochspannung belohnt, welche die zweite Hälfte des Films dominiert.
Für mich ist Rebecca wahrscheinlich einer von Hitchcock´s top 3. "Wahrscheinlich" deshalb, weil sich meine Hitchcock-Sichtungen über eine Zeitraum von ca.35 Jahren strecken und ich vielen Streifen noch nicht die Gelegenheit gab, sie mit heutigen Augen neu zu entdecken. Auf jeden Fall ein subitler Gothic-Thriller erster Güte, der völlig ohne dick aufgetragene Effekte versteht Spannung zu erzeugen. Ein einzigartiges Talent das der Meister dann auch in Filmen wie "Lifeboat", "Rear Window", "Dial M for Murder", usw.weiterhin entfaltet hat.

Fazit: 5 von 5 Punkten

patrick Offline




Beiträge: 3.245

29.05.2014 00:23
#117 RE: The Lodger - A Story of the London Fog Zitat · Antworten


Deutscher Titel Psycho
Originaltitel Psycho

Produktionsland USA, Originalsprache:Englisch, Erscheinungsjahr:1960, Länge:109 Minuten

Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Joseph Stefano
Produktion Alfred Hitchcock
für Shamley Productions
Musik Bernard Herrmann
Kamera John L. Russell
Schnitt George Tomasini
Besetzung
Anthony Perkins: Norman Bates, Janet Leigh: Marion Crane,Vera Miles: Lila Crane,John Gavin: Sam Loomis,Martin Balsam: Det. Milton Arbogast,John McIntire: Sheriff Al Chambers,Simon Oakland: Dr. Fred Richmond,Frank Albertson: Tom Cassidy,Patricia Hitchcock: Marions Bürokollegin,Vaughn Taylor: George Lowery,John Anderson: California Charlie,Mort Mills: Highwaypolizist,Lurene Tuttle: Mrs. Chambers

Ich habe mir nach langer Zeit Psycho wieder mal angesehen und muss sagen, dass der Streifen nichts an Wirkung verloren hat. Obwohl der Film aus einer Zeit stammt,in der Hitchcock sich bereits vom Schwarzweiß abgewandt hatte, ist Psycho nicht ohne Grund ohne Farbe, da die düster dunklen Bilder hier erst die perfekte Atmosphäre ausmachen . Das an das Bates-Motel angrenzende Privathaus ist in schönem ,schaurigen Gothic-Stil aufgenommen und noch heute ein Aushängeschild für das "Horrorhaus" schlechthin. Norman Bates wird von Anthony Perkins perfekt verkörpert. Als sympathisch,verklemmt wirkendes Muttersöhnchen, stotternd und herumkauend, liefert er eine Performance ab, die man als schauspielerische Meisterleistung anerkennen darf.Man kann wahrlich mit dessen kindlicher Unsicherheit mitfühlen. Dieser Film baut bereits sehr früh einen Spannungsbogen auf, nachdem die liebreizende, in Versuchung geratenen, Janet Leigh gleich nach dem begangenen Diebstahl auffällig und vom schlechten Gewissen verfolgt wird. Die Begegnung mit Ihrem Chef auf der Strasse und in Folge der, sie beobachtende, Polizist erzeugen eine Spannung , die von der begleitenden Musik gekonnt unterstrichen wird. Hitchcock hat hier wohl auch seine eigene,oft dokumentierte , Angst vor Gesetzeshütern portraitiert.
Im abgelegenen Bates Motel angekommen,entwickelt sich ein nettes Gespräch mit dem verklemmten Einsiedler und Motelbesitzer Norman, wobei sie zwischendrin Ohrenzeugin einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen diesem und dessen offenbar äußerst dominanten Mutter wird. Diese ist immer nur kurz und schemenhaft am Fenster erkennbar.
Von der Kamera gekonnt schaurig eingefangen sind auch die ausgestopften Vögel,ein Fingerzeig für das, was der nichtsahnende Zuschauer noch nicht weiss.
Der Messermord unter der Dusche ist für damalige Verhältnisse ungemein brutal inszeniert und lässt sensible Gemüter auch heute noch zusammenzucken. Die schemenhafte Erscheinung und die niederfahrende Klinge sind bereits Filmgeschichte. Nachdem Norman in treuer Ergebenheit seiner Mutter gegenüber, alle Spuren zu beseitigen versucht, wird er vom findigen Detektiv Arbogast unter Druck gesetzt,welcher die Fährte der vermissten Marion aufgenommen hat.
Kurz danach wird auch er Opfer eines, offenbar von einer älteren Damen begangenen, brutalen Messermordes, diesmal aus der Vogelperspektive gefilmt. Beider Morde sind in sehr rascher,kurzer Bilderfolge in Szene gesetzt und lassen wahrlich das Blut gefrieren.
Als erwähnt wird, dass Normans Mutter tatsächlich bereits seit zehn Jahren tot ist, ist der typisch Hitchkock`sche Mysterie-Bogen zum Zereissen gespannt und man kann sich von dem Filem nicht mehr loslösen
Nachdem Marions Geliebter zusammen mit ihrer Schwester die Ermittlungen selbst in die Hand nehmen, mündet die extrem kurzweilige Story in eine Auflösung,mit der damals wohl kein Kinobesucher gerechnet hat. Hitchcock hat zu dieser Zeit in Punkto "innovative Idee" wohl so ziemlich alles hinter sich gelassen was 1960 als Psychothriller auf dem Markt war.
Das Thema "psychologische Verdrängung","Schuldgefühle" und "Verleugnung inakzeptabler Realitäten" wurde von Hitchcock bereits im Film "Spellbound", der ebenfalls auf der psychologischen Schiene unterwegs ist, angeschnitten, in Psycho allerdings um ein Vielfaches übertroffen.

Es ist wirklich schade, dass man eine Erstsichtung nicht wiederholen kann, sofern man nicht an Alzheimer laboriert. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich den Film als Teenager zum ersten Mal sah und von Handlung und Idee so fasziniert war, wie noch nie vorher von einem Film. Die Story fand 1998 ein ebenso misslungenes, wie überflüssiges Remake.

Fazit: Psycho ist nicht nur mein Lieblings-Hitchcock, sonder überhaupt einer meiner All-time-favourites. 5 von 5 Punkten ohne wenn und aber.

Mr. Krimi Offline




Beiträge: 297

29.05.2014 19:58
#118 RE: The Lodger - A Story of the London Fog Zitat · Antworten

Wenn ich mich recht erinnere, ist dies der erste Hitchcock den ich gesehen habe, und trotz der mittlerweile ältesten und damit auch am längsten laufenden Film-Dusche, bis heute ein Meisterwerk des "Master of Suspense".

Ja, und nach wie vor, für alle die noch mit über 30 bei "Mama" wohnen, nicht der richtige Film...

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.06.2014 23:09
#119 RE: Sammelthread: Die Filme des Alfred Hitchcock Zitat · Antworten


https://encrypted-tbn3.gstatic.com/image...g4iIuv6d56Fdn6A
Deutscher Titel Aus dem Reich der Toten (Erstaufführung)
Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Wiederaufführung)
Originaltitel Vertigo
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1958
Länge 129 (ehem. 128) Minuten
Altersfreigabe FSK 12 (ehem. 16)
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Samuel A. Taylor
Alec Coppel
Maxwell Anderson (ungenannt)
Produktion Alfred Hitchcock
Herbert Coleman (Associate Producer)
Musik Bernard Herrmann
Kamera Robert Burks
Schnitt George Tomasini
Besetzung James Stewart: John „Scottie“ Ferguson Kim Novak: Judy Barton („Madeleine Elster”)Barbara Bel Geddes: Marjorie „Midge“ Wood Tom Helmore: Gavin Elster Henry Jones: Untersuchungsrichter Ellen Corby: Hotelmanagerin Konstantin Shayne: Pop Leibel

Vertigo (englisches Wort für Höhenangst oder Schwindel) ist ein weiterer interessanter Film Hitchcocks. Dieser Streifen fängt, wie viele andere Filme Hitchcock`s,sehr, sehr gemächlich und langsam an. Man wird zuerst mit dem von Jimmy Stewart dargestellten John Ferguson und dessen Schicksal vertraut gemacht, der nach einem schweren Unfall, aufgrund massiver Höhenangst als Polizist pensioniert wird. Sein alter Freund Gavin Elster beauftragt ihn damit, seine, von der wunderschönen Kim Novak dargestellten, Ehefrau Madeleine Elster zu beschatten, da diese sich mehr und mehr in einer Geisteskrankheit zu verlieren scheint und ein möglicher Suizid befürchtet wird. Sie hält sich, in einer Art Schizophrenie (ein häufiges Thema bei Hitchcock), für deren eigene Urgroßmutter, welche nach tragischen Ereignissen in geistiger Umnachtung Selbstmord verübte.
Als Zuseher wird man dann mit vielen Szenen konfrontiert, in welchen die Beschattung recht eingehend und genau dargestellt wird.Es werden die Wege Madeleines recht minutiös verfolgt,welche sich wie im Trance zu bewegen scheint. Hitchcock präsentiert ein weiteres Mal eine beeindruckende Bildersprache und scheint mit dem Medium Farbfilm seine rechte Freude zu haben.Die Farbe rot tritt in einigen Szenen recht eindringlich in Erscheinung. So zum Beispiel Novak im roten Morgenmantel, oder das Restaurant mit den in stechendem Rot gehaltenen Wänden.
Der Film ist großteils in recht bunten Farben gehalten und enthält auch eine surreale Traumsequenz Stewards,welche für´s Auge recht interessant gestaltet ist. Nebenbei hat man auch die Gelegenheit, in das San Francisco der 50er Jahre, mit seinen typischen Strassenkreuzern und eigenen Atmosphäre, einzutauchen.
Als Ferguson Madleine nach einem Selbstmordversuch das Leben rettet, verlieben sich beide ineinander. Madeleine´s Zerissenheit, wegen ihrer offensichtlichen Bessesenheit durch den Geist ihrer Urgrossmutter, spitzt sich immer mehr zu,was durch Musik und Bilder gekonnt unterstrichen wird. Dabei gefällt mir besonders die Szene mit der unruhigen, rauhen See im Hintergrund.

Achtung Spoiler:
Als Ferguson aufgrund seiner Höhenangst, einen offensichtlichen Selbstmord Madeleines durch Sturz von einem Kirchturm nicht verhindern kann, verfällt er in eine depressive Starre, aus welcher er erst herausgerissen wird, nachdem ihm das Ebenbild Madeleine`s in Gestalt der attaktiven Judy begegnet. Er verliebt sich erneut und will Judy äußerlich nach und nach in Madleine verwandeln,erkennt dann aber, dass Judy und Madleine ein und dieselbe Person sind und er Opfer eines abgekarteten Mörderspiels wurde. Er nötigt Judy, ihn zum Kirchturm zu begleiten und stellt diese dort zur Rede, verliert dabei seine Höhenangst, aber auch ein zweites Mal seine Geliebte.
Die aufrichtig liebende, reumütig gewordene, Madeleine/Judy wächst einem irgendwie an´s Herz, was den tragischen Schluss etwas schwer verdaulich werden lässt.

Fazit: Ein weiterer Hitchcock-Klassiker, für welchen man aufgrund seiner langsamen Entwicklung Geduld aufbringen muss.Der Streifen ist sehr sorgfältig inszeniert und definitiv nicht das Richtige, wenn man oberflächliche Unterhaltung sucht. In diesen Film muss man eintauchen, um ihn genießen zu können. Hier Punkte zu verteilen fällt mir etwas schwer, da dieser Streifen, zumindest bei mir, der passenden Stimmung bedarf.
Ich würde ihn aber unter meine Top-ten Hitchcock´s oder zumindest in deren Nähe platzieren. Drum mindestens 4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

09.08.2014 17:39
#120 RE: Sammelthread: Die Filme des Alfred Hitchcock Zitat · Antworten

Frenzy



Deutscher Titel Frenzy
Originaltitel Frenzy
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1972
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Alfred Hitchcock
Drehbuch Anthony Shaffer
Produktion Alfred Hitchcock
Musik Ron Goodwin
Kamera Gilbert Taylor,
Leonard J. South
Schnitt John Jympson
Besetzung
Jon Finch: Richard Blaney,Barry Foster: Bob Rusk,Barbara Leigh-Hunt: Brenda Blaney,Anna Massey: Babs Milligan,Alec McCowen: Chief Inspector Oxford,Vivien Merchant: Mrs. Oxford,Billie Whitelaw: Hetty Porter,Clive Swift: Johnny Porter,Bernard Cribbins: Felix Forsythe,Elsie Randolph: Gladys,John Boxer: Sir George,Jean Marsh: Monica Barling,Michael Bates: SergeantSpearman

Achtung: Dieser Bericht enthält Spoiler.

Der Einstieg in den Film erfolgt mit einer Vogelperspektive auf die Themse und die London Bridge, begleitet von einem eingängigen, typisch britischen, Soundtrack. Danach sehen wir, wie die populistische Rede eines Politikers vom Fund einer ,auf dem Wasser treibenden, und mit einer Krawatte erdrosselten nackten Frauenleiche unterbrochen wird. Nicht der erste Mord nach dieser Fasson.
Im weiteren Verlauf des Films lernen wir den verkrachten und sozial abgestürzten Ex-Staffelführer der Royal Air Force, Richard Blaney, kennen. Dieser verliert nach einem heftigen Streit mit seinem Chef, gespielt von Carry-on-Star Bernhard Cribbins, seinen Job als Barkeeper. Frustriert,abgebrannt und voller Wut, wendet er sich an seine Ex-Gattin Brenda, welche trotz Differenzen nach wie vor ein offenes Ohr für ihn hat.
Ein weiterer "Freund" von Blaney ist Bob Rusk. Der Obst- und Gemüsehändler Rusk ist nach Außen hin "Der nette Junge von Nebenan", freundlich, humorvoll und immer hilfsbereit. Tatsächlich wird der Zuseher sehr früh mit Rusk´s tatächlichem Charakter vertraut gemacht.
Die Erdrosselung Brendas und deren Todeskampf sind, wie für Hitchcock typisch, sehr detailliert und sorgfältig inszeniert. Nachdem auch Blaney`s neue Freundin Babs erdrosselt aufgefunden wird, führen natürlich alle Spuren zu dem glücklosen underdog , welcher in Folge zu Lebenslänglich verurteilt wird.
Auch sehr detailliert ist die Szene im Kartoffeltransporter, wo der Mörder nach der dort von ihm entsorgten Leiche der Babs sucht, da diese im Todeskampf dessen Aufstecknadel entrissen hat, was der Mörder erst später bemerkt. Die nahezu komödiantische Tölpelhaftigkeit, die Rusk hier zum
Besten gibt, ist fast dazu angetan,das eine oder andere Lächeln zu entlocken. Nach Finden der Leiche,entdeckt er die Nadel in der, von der Totenstarre verkrampften, Hand und kann diese nur durch Brechen der Finger mit grosser Mühe an sich nehmen.
Hier begegnet uns wieder das von Hitchcock bereits in den 20er und 30er Jahren verwendete Motiv des unschuldig Verfolgten. Dennoch wirkt der Film in keinster Weise abgedroschen, ist doch die Handlung gewohnt spannend und unterhaltsam. Ewas wenig glaubwürdig allerdings ist, dass der "blinde Passagier" Rusk nach Verlassen des Kartoffeltransporters, verschmutzt und verstaubt, selbst jene Raststätte aufsucht, in welcher der Fahrer sich vorher etwas genehmigt hat und dort sogar nach einer Kleiderbürste fragt.Ein Verhalten, das wohl eines gerissenen Verbrechers sicher in keinster Weise gerecht wird.. Auch marschierte er nach dem Mord an Brenda einfach frisch und fröhlich,für jedermann sichtbar, aus dem Gebäude, dass deren Büro beherbergt.
Der britische Humor kommt in diesem Streifen nicht zu kurz. Besonders unterhaltsam ist die Szene, in welcher der Inspektor von den Kochkünsten seiner Frau "verwöhnt" wird. Schwimmen doch nahezu ganze Tintenfische in der Suppe, mit denen er praktisch Augenkontakt hat. Allerdings scheint die Inspektorsgattin, trotz, oder villeicht sogar wegen, ihrer Naivität, die Zusammenhänge um den tatsächlichen Täter intuitiv zu begreifen.
Nachdem Blaney durch eine Finte aus dem Gefängnis in´s Krankehaus gebracht wird, gelingt ihm dort die Flucht und er macht sich auf, um sich an dem, ihm wohlbekannten, wahren Krawattenörder, zu rächen.
Frenzy ist ein angemessenes Alterswerk Hichcocks, dass seine lange Schaffensperiode von über 50 Jahren, würdevoll abrundet. Begegnet uns doch von den verrückten 20er Jahren bis in die swinging 70`s immer wieder seine unverkennbare Handschrift. Es ist wirklich eine Freude, dass sich seine Filme über so viele, für die Entwicklung des Films so wichtige, Dekaden, erstrecken.
Das ist der Erste Hitchkock-Film, welcher auch Nacktszenen zeigt, allerdings nur sehr dezent und verhalten.

Ich finde Frenzy (deutsch: Wahnsinn, Raserei) zwar nicht Hitchcock`s besten Film, aber trotzdem einen weit überdurchschnittlichen Thriller-Beitrag.

4 von 5 Punkten.

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