Geschmäcker sind natürlich verschieden, aber Cary Grant auf profillos und glattgeleckt zu reduzieren finde ich sehr oberflächlich. Für mich ist er einzigartig und ich freute mich immer über den erfrischenden Humor, den er aus seinen Comedies dann auch in eigentlich ernste Filme hineinbrachte und damit die Kinobesucher wachrüttelte. Grant hatte einen ganz eigenen sehr menschlichen und sympathischen Stil, den man mögen kann oder auch nicht, aber profillos war er wohl für die Wenigsten. Inhaltlich ist Northnorthwest ausgesprochen unterhaltsam und so wie in der Besprechung betont wirklich keine Sekunde langweilig. Effekthascherei vorzuwerfen finde ich auch übertrieben, wenn ich das als Vergleich nehme was heute geboten wird. Ich brauche nicht unbedingt immer die Super Action, aber es muss auch nicht nur ein Kammerspiel sein. Unter einer vernünftigen Handlung versteht sicher ein jeder etwas anderes. Grant ist auch nicht zufällig als erster Bond vorgesehen gewesen. Ich bin aber sehr glücklich, dass er es dann doch nicht wurde:) Hier war jüngeres Blut die richtige Entscheidung.

P.S.: Ich hoffe es ist keine Schande wenn ich zugebe, dass ich Vohrer-Farb-Filme gar nicht kenne:), die da immer als Vergleich genommen werden. Bezieht sich dieser Vergleich auch auf den Inhalt?

Richtig. Da Geschmäcker verschieden sind, besteht kein Grund, mir Oberflächlichkeit vorzuwerfen. Ich glaube, da bin ich auch die falsche Adresse.

Kein persönlicher Vorwurf, nur ein Hieb gegen die Aussage.

Cary Grant war eiinst der erfolgreichste und beliebteste Hollywood-Star. Ich denke, das sagt ales - auch wenn Geschmäcker verschieden sein können. Schau Dir den Film nochmal an, Gubanov. Mir hat er beim ersten mal auch noch nicht so gut gefallen.

Was soll das denn sagen? Dass viele Leute ihn gut fanden. Habe ich das bestritten? Es besteht ja aber deshalb wohl keine Verpflichtung, selbst Fan von ihm sein zu müssen. Ich habe Cary Grant in "Notorious", "North by Northwest", "Suspicion" und "Penny Serenade" gesehen und fand ihn in allen vier Filmen "lappig" und uncharismatisch. Für meine Begriffe kein Vergleich mit z.B. einem Jimmy Stewart. Manchmal mag man eben einzelne Personen nicht.

Zitat von Gubanov im Beitrag #195

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Die Ausgangslage ist bei uns offenbar ähnlich, @Ray; doch ich bezweifle, dass "Der unsichtbare Dritte" bei mir nach einer enttäuschenden Erstsichtung im zweiten Anlauf eine solche Punkte-Aufholjagd starten können wird. Zum einen ist Grant der glattgeleckteste, vielleicht sogar profilloseste aller damaligen Hollywood-Stars, den ich bislang in fast jedem Film enttäuschend fand; zum anderen passt auch der harmlose, voll auf Effekt gemachte und dafür inhaltlich wenig substanzielle Film zu seinem Hauptdarsteller. Da hat fast jeder andere kleinere Hitchcock-Thriller mehr Fleisch auf den Rippen hängen; aber wer sich halt statt einer vernünftigen Handlung lieber für die eine spektakuläre Maisfeld-Szene und bunte andere bunte Tempotreiber begeistert, findet halt Gefallen an "North by Northwest". Der Vergleich zu den Vohrer-Farb-Wallace-Filmen ist da schon ganz richtig.

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Zitat von Old Rascal im Beitrag #196

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P.S.: Ich hoffe es ist keine Schande wenn ich zugebe, dass ich Vohrer-Farb-Filme gar nicht kenne:), die da immer als Vergleich genommen werden. Bezieht sich dieser Vergleich auch auf den Inhalt?

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@Ray: Du hast Recht damit, dass all diese misslichen Eindrücke schon eine Weile her sind. "Charade" habe ich auf jeden Fall noch ungesehen im DVD-Regal und da ich mich Hitchcock ja auch irgendwann wieder widmen will, werde ich sowieso gar nicht umhin kommen, mich nochmal zur Freude aller mit Grant auseinanderzusetzen.

Gubanov, dann kann es ja nur besser werden:))

Danke Ray für die Aufklärung. Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich zu dieser Zeit nicht im deutschen Raum war und mit Wallace nur spärlich in Berührung kam. Ich kenne die Filme erst später aus dem TV, farbige sind mir da aber keine untergekommen.

Das ist verständlich, die Farbfilme fristen bis heute bei TV-Ausstrahlungen ein ausgesprochenes Schattendasein.


Die Vögel (The Birds, USA 1963)

Regie: Alfred Hitchcock

Darsteller: Tippi Hedren, Rod Taylor, Jessica Tandy u.a.


In dem kleinen am Wasser gelegenen Ort Bodega Bay geschehen unerklärliche Dinge. Vögel verschiedenster Arten greifen allein und im Schwarm gezielt Menschen an...

„Die Vögel“ gehört zu denjenigen Hitchcock-Filmen, die weniger gut gealtert sind als andere. Das erste Drittel erscheint auch aus heutiger Sicht noch sehr gut gelungen. Im Stile einer Screwball-Komödie führt Hitchcock die Hauptfiguren ein. Melanie Daniels, gespielt von Hitchcocks damaliger Neuentdeckung Tippi Hedren, betritt ein Vogelgeschäft. Kurze Zeit später kommt Mitch Brenner herein und tut so, als halte er die adrette Daniels für eine Verkäuferin, weil er sie attraktiv findet und sie gerne kennen lernen will. Nach einem kurzen Moment der Ungläubigkeit geht Daniels auf das Spiel ein und agiert als Verkäuferin. Im weiteren Verlauf des „Verkaufsgesprächs“ bringt Mitch Melanie durch bohrende Fragen immer mehr in die Bredouille, der Höhepunkt ist erreicht, wenn Melanie zur Demonstration einen Käfig öffnet und die Vögel darauf aus dem Käfig gelangen und kreuz und quer durchs Geschäft fliegen. Als „Rache“ sucht Melanie Mitch in dessen Heimatort Bodega Bay auf, in dem er sich an Wochenenden stets aufzuhalten pflegt. In einem unbemerkten Moment stellt sie bei offener Türe einen Käfig mit Vögeln in das Haus und will sogleich verschwinden. Mitch identifiziert Melanie jedoch mit dem Fernglas, während diese mit einem Motorboot „türmen“ will. Der Mann, der sein Privatleben seiner Mutter zuliebe, die schwer mit dem Tode ihres Mannes vor einigen Jahren zu kämpfen hat, weitgehend opfert, ist erfreut über den Besuch. Eine plötzliche Attacke einer Möwe an Melanie lässt die romatische Stimmung kippen.

Anschließend wird die unterschwellige Bedrohung durch die Vögel gut in Szene gesetzt, so z.B., wenn Melanie vor der Schule eine Zigarette raucht und sich hinter ihr auf einem Gerüst mit der Zeit ein Vogel nach dem anderen ansammelt. Auch die Explosionsszene an der Tankstelle ist ein Musterbeispiel an Suspense. Allerdings lebt(e) der Film gerade ab dem zweiten Drittel natürlich sehr von seinen Effekten, die aus heutiger Sicht nicht mehr durchweg beeindrucken, auch wenn die Leistung der Verantwortlichen in der damaligen Zeit dennoch (sehr) beachtlich war. Dies führt dazu, dass der eigentlich recht gelungene Film, wenn man sich auf das etwas eigenwillige (Haupt-)Thema, ein Angriff von Vögeln auf Menschen, einlässt, ab dem zweiten Drittel etwas verflacht. Immerhin hält er noch einen sehr gelungenen Showdown auf dem Dachboden bereit. Das Ende, das bewusst ohne die entsprechenden Letter auf dem Bildschirn auskommt, ist offen und lässt Raum für Spekulation und Interpretation, ähnlich wie hinsichtlich des Grundes für die Attacken der Vögel. Inhaltlich geht es ansonsten wieder um das von Hitchcock bevorzugte Thema der Mutter-Sohn-Beziehung, das ebenfalls schon viele Menschen beschäftigt hat. In Bezug auf die Darsteller gibt es nichts auszusetzen. Tippi Hedren liefert ein bemerkenswertes Hitchcock-Debüt ab, indem sie nicht nur blendend aussieht, sondern auch eine gute Präsenz in den Szenen entwickelt. Auch Rod Taylor schlägt sich wacker. An hiesiger Stelle von besonderem Interesse ist noch die Mitwirkung Oskar Salas („Der Würger von Schloss Blackmoor“, „Der Fluch der gelben Schlange“) an den Toneffekten des Films, der ganz ohne klassische musikalische Unternalung auskommt.


„Die Vögel“ gehört zu den weniger gut gealterten Werken des Meisters. Während das erste Drittel mit seinem Screwball-Komödien-Ansatz noch voll zu überzeugen weiß, fallen die beiden folgenden Drittel etwas ab. Dank auch in dieser Phase noch einiger gelungener Szenen und gut aufgelegter Darsteller trotzdem 4 von 5 Punkten.

Eigentlich finde ich nicht, dass der Film schlecht gealtert ist. Er legte ein Thema vor, dass später immer wieder verwendet worden ist. Natürlich hat sich das inzwischen längst totgelaufen. Aber irgendwie ist "The Birds" die Mutter der Tierinvasions-Filme.

Für mich einer der besten H. Filme .Gerade auch die "stillen" Situationen wie die langsame Ansammlung der Vögel im Hintergrund zeigen wie Spannung aufgebaut wird .Es gibt Filme die man immer mal wieder sehen kann obwohl man fast jede Szene kennt.....dieser gehört dazu.

Ich muss zugeben, dass ich im Bereich "Tierinvasions-Filme" echt kein Experte bin. Kenne nur "Die Vögel" und "Der weiße Hai", wenn man den noch darunter fasst. Vergleiche "Die Vögel" daher eher mit anderen Hitchcock-Filmen oder anderen Thrillern der Zeit.

Der Film hätte bei mir wahrscheinlich auch einen (noch) besseren Stand, wenn Hitchcock nicht so viele andere hochwertige Thriller gemacht hätte, die mich auch thematisch mehr ansprechen. Nach längerer Hitchcock-Pause würde ich daher immer zu anderen Filmen greifen.

Der "Weiße Hai" bedient ein ganz anderes Genre. "Kingdom of Spiders" und "Frogs" sind Filme, die sich an "The Birds" orientieren. Man erkennt an denen deutlich, dass Hitchcock Pate gestanden hat. Natürlich hat der Film nichts mit Hitchcocks Krimis zu tun. Mir gefällt er aber trotzdem außerordentlich gut. Ich mag Tierhorror und auch den Aufbau der Atmosphäre und die Gegend in der er sich abspielt sehe ich immer wieder gern. Der Darstellerriege kann man auch keine Vorwürfe machen. Für mich ein 5 von 5-Punkten-Film.

Als Die Vögel in die Kinos kamen war ich erst etwas enttäuscht, da ich von Hitchcock eigentlich etwas anderes erwartet hätte. Gerade nach dem wirklich hervorragenden Psycho ging ich davon aus, Hitchcock würde ewig seinem bisherigen Stil treu bleiben, den er bis dahin mehr und mehr ausgebaut hatte. Ich bin nach wie vor kein Anhänger seiner Spät Phase, möchte aber zugeben, dass mir Die Vögel im Laufe der Zeit immer besser gefallen haben. Das mag sicher auch damit zusammenhängen, dass das Fernsehprogramm sich im Laufe der Jahre immer mehr von meinem Geschmack entfernt hat und ich für den von euch benannten Tierhorror offener geworden bin. Zu dieser Zeit war das Thema für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Ich ertappte mich immer wieder dabei, den Film bei seinen zahlreichen Wiederholungen im TV sogar richtig zu genießen. Ich habe den Film als zwar besonderes aber eben doch nicht so ganz befriedigendes Kinoerlebnis in Erinnerung. Für mich bleibt Psycho der allerletzte wirklich großartige Hitchcock-Film und ich hätte mir gewünscht, es wäre so weitergegangen.

Du sprichst da etwas ganz entscheidenes an. Du gehörst zu den Menschen die in klassische Filmentwicklungen hineingewachsen sind.
So ist solch ein "Ausstieg" gut nachzuvollziehen. Als Beispiel bin ich später mit der Serie Wilsberg groß geworden. Als es dann
wie bei vielen anderen Serien einen Wechsel z.B. der Nebendarsteller gab, bin ich ausgestiegen. Desgleichen auch beim Tatort, die
Qualität der Drehbücher und die Storys, die sich leider seit Ende der 70er verändert haben. So waren für mich Joachim Kramps
Kommentare immer eine wichtige Information gewesen.