Albert R. Broccoli's EON Productions präsentiert: Daniel Craig als Ian Fleming's James Bond 007 in
Skyfall
Mit Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénice Marlohe, Ben Whishaw, Rory Kinnear, Ola Rapace sowie Albert Finney und Judi Dench als M. Buch: Neal Purvis, Robert Wade & John Logan Regie: Sam Mendes
An "Skyfall" stimmt so gut wie alles. Meine Vermutung, dass Sam Mendes sich wirklich in jedem Genre zurecht findet, erweist sich als zutreffend. Das Timing in den Actionsequenzen ist absolut perfekt - auf Stakkato-Schnitte á la Marc Forster wird dabei dankenswerter Weise verzichtet. Hochspannung - hier ist dieser inflationär verwendete Begriff tatsächlich angebracht. Was es an der Titelsequenz auszusetzen gibt, erschließt sich mir nicht - sie ist absolut stimmig und sinnvoll in den Kontext der Handlung integriert - und eines Maurice Binders durchaus würdig. In Kombination mit dem genialen Song von Adele stellte sich bei mir sogar eine Gänsehaut ein. Vielleicht sollte man sein Urteil nicht von einem verwackelten Handy-Video auf Youtube abhängig machen, sondern vom Live-Erlebnis im Kino.
Am Ende von "Skyfall" ist Daniel Craig in der Bond-Rolle endgültig angekommen. Zu Beginn des Films erwischt es ihn schlimm - er wird angeschossen und vom MI6 bereits für tot erklärt - tatsächlich rekonvalesziert er allerdings in südlichen Gefilden, wo er sich einen angegrauten Drei-Tage-Bart wachsen lässt und sich jeden Abend ordentlich die Kante gibt. Erst ein Anschlag auf das MI6-Gebäude in London treibt ihn zurück nach England. Dort befindet sich seine Chefin M in arger Bedrängnis. Nach dem Verlust einer Festplatte, der zur Enttarnung diverser britischer Agenten führt, wird sie vom zuständigen Ministerium, wo man die klassische Geheimdienstarbeit für ein Relikt aus anderen Zeiten erachtet, zum Rücktritt aufgefordert. Viel schlimmer jedoch: der Dieb der Festplatte hat es offenbar auf M persönlich abgesehen und will sich an ihr rächen. 007 wird, trotz miserabler Verfassung, von M wieder in den aktiven Dienst aufgenommen und verfolgt zunächst eine heiße Spur in Shanghai...
Es ist Judi Denchs Dernière als M - und einen würdigeren Abgang hätte man ihr kaum verschaffen können. Endlich darf diese brillante Schauspielerin ihre Figur wesentlich faccettenreicher anlegen, als in ihren vorherigen sechs Auftritten. Eigentlich nimmt sie in Bezug auf ihre Bildschirm-Präsenz sogar die Rolle des Bond-Girls ein.
Und kitschig ist ihr Ableben doch nun wirklich nicht inszeniert worden. Der Vergleich mit dem "Förster vom Silberwald" ist absoluter Schwachsinn. Entschuldige, wenn ich da so deutlich werde.
Natürlich ist auch "Skyfall" keine Rückkehr zu seeligen alten Bond-Zeiten, denen manch einer hier noch hinterher trauert. Aber das würde zum Beispiel - in Bezug auf einen Bösewicht, der, im Inneren einer Vulkaninsel residierend, kruden Weltherrschafts-Fantasien nacheifert, wohl auch nicht mehr funktionieren. Derartiges geht nur noch bei "Austin Powers". Stattdessen haben sich die Filmemacher ausgiebig im Fundus der "Dark-Knight"-Trilogie bedient. Javier Bardems Schurke ist sicherlich an Heath Ledgers Joker-Auftritt angelehnt, sein Motiv (Rache) ziemlich archaisch. Es dauert über eine Stunde bis Bardem das erste Mal auf der Leinwand erscheint, dann aber gleich mit einem absoluten Knalleffekt - fraglos ein Höhepunkt des Films. Bezüglich Bond selbst wiederum werden psychologische Traumata aus der Kindheit thematisiert. Schauplatz des unvergesslichen Showdowns ist Bonds Elternhaus in den schottischen Highlands, wo wir zudem auf einen völlig zugewucherten Albert Finney in der Rolle des Jagdverwalters eben jenes Gebäudes stoßen.
Der Umgang mit zahlreichen klassischen Bond-Ingredienzien ist mal augenzwinkernd (Wodka Martini), mal ironisch-spöttisch (Qs Äußerungen bezüglich den technischen Spielereien), mal anbetungswürdig (Aston Martin DB5, Miss Moneypenny). Auf jeden Fall waren hier Kenner und Liebhaber der Materie am Werk. "Skyfall" ist definitiv ein großer Bond-Film. Joachim, der diesen Thread eröffnet hat, lag also mit folgender Prognose nicht daneben.
Zitat von Joachim Kramp im Beitrag #43 ... der Dritte Connery war ein Meisterwerk*, der Dritte Moore war ein Meisterwerk* und auch der Dritte Brosnan war ein Meisterwerk ...
Also was spricht dagegen dass der Dritte Craig nicht in diesem Sinne auch ein Meisterwerk werden wird - zumal die Produzent und MGM wissen was auf dem Spiel steht.
Je mehr Werbung, je mehr Hype um den Film umso interessanter wird dieser und um dann schließlich nicht gegen die Masse zu entscheiden die vollkommen unbeeinflußt zu einem positivem Urteil gekommen ist, beugt man sich und findet diesen automatisch auch Klasse.
Die Masse entscheidet über den Erfolg, das nicht Erfolgreiche geht unter und wird nicht mehr fortgeführt. Wer die Mittel für die Werbung hat, wird erfolgreich sein. Wer darin investieren kann wird auch künftig die Gewinne machen.
Was machen wir denn mit unseren Filmpreisen die zur Verleihung anstehen. Werden wir diese dann nicht verleihen, wenn wir nichts sehr Gutes aus dem aktuellen Angebot gefunden haben ?
Alles nimmt seinen Lauf wie Joachim es formuliert hat und jede Generation wird folglich ihre Favoriten haben - Vergleiche sind nicht opportun.
Daß der dritte Connery- und Moore-Bond Meisterwerke waren bzw. sind, unterschreibe ich sofort. Der dirtte Brosnan-Film war sicher kein Meisterwerk. Da gefielen mir GOLDENEYE und STIRB AN EINEM ANDEREN TAG besser.
Daß auch die Zeit nicht stehen geblieben ist, ist sogar mir klar. Und die jüngere Generation, die nie einen Connery- oder Moore-Bond im Kino gesehen hat, wird SKYFALL vieleicht toll finden - ich jedoch nicht! Und nochmals, die Szene mit der sterbenden M und weinenden Bond war kitschig! Aber es ist doch schön, dass sich anscheinend viele mit mässiger Qualität heute zufrieden geben. Für Bond-Verhältnisse ist SKYFALL einfach nur Durchschnitt - da ändert auch ein psychopatischer, schwuler Gegenspieler nichts.
Danke Edgar für diesen Vergleich ! Das ist genau das Problem wenn mich ein Nicht-Bond-Kenner fragt, welchen Bond kann ich denn empfehlen. Also ein Schwenk vom ersten bis zum letzten Bond. Oder wie Matze-K richtig in seinem Thread Die neuen Krimi - warum nur... schreibt.
Hätte er nicht den Krimi-Background dieses guten Forums, hätte er das Werk sicher entsprechend der Ankündigung auch toll gefunden. Insofern freue ich mich immer an Erfahrungen und Beiträgen wie Deinem Edgar.
Zitat von Edgar007 im Beitrag #94 Und nochmals, die Szene mit der sterbenden M und weinenden Bond war kitschig!
Sehe ich anders. Es wurde doch alles unternommen, um Kitsch zu vermeiden. Weder wird penetrant-süßliche Musik eingespielt (das wäre mit Thomas Newman eh nicht zu machen), noch wird die Szene unnötig ausgewalzt. M hält beispielsweise keinen rührenden Abschiedsmonolog. Aber wenn Du das für Dich als kitschig empfindest, dann ist das eben so. "Kitsch" ist ja sowieso ein unscharfer Begriff, dessen Parameter jeder für sich selbst definiert.
Zitat von Edgar007 im Beitrag #94Aber es ist doch schön, dass sich anscheinend viele mit mässiger Qualität heute zufrieden geben.
Das wäre selbstredend überhaupt nicht schön. Nur ist "Skyfall" in meinen Augen kein Film von mäßiger Qualität. Schön ist allerdings, dass glücklicherweise nicht alle der selben Meinung sind.
Zitat von Havi17 im Beitrag #93Je mehr Werbung, je mehr Hype um den Film umso interessanter wird dieser und um dann schließlich nicht gegen die Masse zu entscheiden die vollkommen unbeeinflußt zu einem positivem Urteil gekommen ist, beugt man sich und findet diesen automatisch auch Klasse.
Aha. Das träfe ja auf "Ein Quantum Trost" schon mal nicht zu. Den empfand die Masse, trotz massiver Werbung, nämlich überwiegend als nicht gelungen. So dumm ist das Publikum nicht; das Gros ist in der Lage sich eine eigene Meinung zu bilden.
Zitat von Havi17 im Beitrag #93 Die Masse entscheidet über den Erfolg, das nicht Erfolgreiche geht unter und wird nicht mehr fortgeführt. Wer die Mittel für die Werbung hat, wird erfolgreich sein. Wer darin investieren kann wird auch künftig die Gewinne machen.
Binsenweisheit.
Zitat von Havi17 im Beitrag #93 Was machen wir denn mit unseren Filmpreisen die zur Verleihung anstehen. Werden wir diese dann nicht verleihen, wenn wir nichts sehr Gutes aus dem aktuellen Angebot gefunden haben ?
Da bin ich völlig Marmstorfers Meinung. Es gibt zwar viele Wege eine Meinung zu beeinflussen aber gerade bei Filmen machen sich viele trotzdem eine eigene und lassen sich nicht durch die Meinung der Kritiker oder Bekannten beeinflussen. Auch gerade der letzte Punkt mit den Filmpreisen ist mir auch eher schleierhaft geblieben wie das jetzt im näheren Zusammenhang mit dem restlichen Post steht?!
Ihr seid einfach eine andere, jüngere Generation. Das hat sicher auch einen Einfluß auf die Bewertung dieser Filme - und das finde ich auch gut so. Leider ist es Euch wahrscheinlich verwehrt geblieben, mal einen James Bond-Film mit Connery oder Moore im Kino zu erleben. Deshalb sind diese Vergleiche auch nicht ganz passend. Für mich war bis dato jeder James Bond im Kino ein Erlebnis - sogar die beiden Dalton-Filme. Aber es war doch schon immer so, daß jeder neue Bond-Film als der Beste, Actionreichste, spannendste und was weiß ich noch alles angepriesen wurde, obwohl wir alle mittlerweilen wissen, daß dies definitiv nicht der Fall war bzw. ist.
Zu Deiner Bemerkung zu EIN QUANTUM TROST möchte ich noch erwähnen, daß dieser in England das Rekord-Einspielergebnis am ersten Wochenende hält und um einiges mehr als sein (wesentlich besserer) Vorgänger CASINO ROYALE einspielte. So schlecht kann ihn die "allgemeine Masse" also nicht gefunden haben, oder warum gingen dann so viele Leute ins Kino?
Ich hatte SKYFALL auch nicht grundsätzlich als mäßige Qualität abgetan. Für Bond-Verhältnisse ist er eben nur Durchschnittsware. ABer SKYFALL im Kino ist wahrscheinlich erlebnisreicher als DER SPION DER MICH LIEBTE am heimischen TV-Gerät.
Edgar, du hast natürlich Recht - einen Bond mit Connery oder Moore habe ich nie im Kino gesehen. Insofern ist das natürlich auch eine Art Genrationen-Konflikt. Die cineastischen Erlebnisse aus der eigenen Jugend sind eben absolut prägend. Mein erster Kino-Bond war "Die Welt ist nicht genug", der erste Bond-Film überhaupt war allerdings "Der Mann mit dem goldenen Colt" - bis heute einer meiner absoluten Favoriten.
Was "Ein Quantum Trost" anbelangt, so war der Film kommerziell ein riesiger Erfolg. Das gute Startergebnis (in Deutschland war es übrigens ähnlich wie in England) erklärt sich allerdings auch durch die riesige Neugier des Publikums - eben weil "Casino Royale" so gut war. Dennoch wird der Film überwiegend kritisch beurteilt, da wirst du mir sicherlich zustimmen.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #99Dennoch wird der Film überwiegend kritisch beurteilt, da wirst du mir sicherlich zustimmen.
Absolut! Aber wir haben anscheinend einen unterschieldichen Geschmack. DER MANN MIT DEM GOLDENEN COLT zählt für mich zu den schwächsten Bond-Filmen - obwohl ich ihn erst vor einer Woche mal wieder angesehen habe. Aber das ist eben Geschmacksache.
Zitat von Marmstorfer im Beitrag #99Edgar, du hast natürlich Recht - einen Bond mit Connery oder Moore habe ich nie im Kino gesehen. Insofern ist das natürlich auch eine Art Genrationen-Konflikt. Die cineastischen Erlebnisse aus der eigenen Jugend sind eben absolut prägend. Mein erster Kino-Bond war "Die Welt ist nicht genug", der erste Bond-Film überhaupt war allerdings "Der Mann mit dem goldenen Colt" - bis heute einer meiner absoluten Favoriten.
Was "Ein Quantum Trost" anbelangt, so war der Film kommerziell ein riesiger Erfolg. Das gute Startergebnis (in Deutschland war es übrigens ähnlich wie in England) erklärt sich allerdings auch durch die riesige Neugier des Publikums - eben weil "Casino Royale" so gut war. Dennoch wird der Film überwiegend kritisch beurteilt, da wirst du mir sicherlich zustimmen.
Interessant, wie diametral entgegengesetzt die Geschmäcker sind - "Der Mann mit dem goldenen Colt" zählt für mich zu den allerschlechtesten Bond-Filmen, ebenso "Ein Quantum Trost".
Obwohl ich Timothy Dalton als ersten Bond im Kino gesehen habe und ihn damals besser als Roger Moore fand (hat sich heute relativiert, Moore war ja nicht immer gleich gut), hat mich doch Pierce Brosnan am meisten begeistert als Bond - dass die Produzenten ihn nicht halten konnten, ist ein riesiger Verlust für die Bond-Reihe gewesen! - Zumindest bis Craig sich in "Skyfall" gefunden hat.
Der obigen Logik nach hätte auf Grund der mageren Kritiken zum Quantum Trost das Interesse am neuen Bond gering sein müssen, er wird aber fast überall in den Himmel gelobt und die Besucherzahlen sind bisher Rekord!
Ohne Mundpropaganda oder Empfehlungen von Fans, die ihn schon gesehen haben, würde "Skyfall" nicht so einschlagen, das ist kein Hype, das ist echte Begeisterung wie schon seit vielen Bond-Filmen nicht mehr, auch "Casino Royale" hat nicht von Kritikern über alteingesessenen Fans bis zu Gelegenheits-Kinobesuchern so viel positives Feedback bekommen!
@Edgar007: Damit hast du nun wieder recht der erste Bond den ich im Kino sehen konnte war Casino Royale ich war damals gerade neun geworden Ich war damals total begeistert denn dies war auch einer meiner ersten Bondfilme (davvor nur im TV Man lebt nur zweimal). So hast du wahrscheinlich recht, wenn du behauptest dass es für uns anders ist, da wir die älteren Bonds nicht im Kino sahen.
Egal wann und wie ihr die Bond-Filme gesehen habt, ob Kino, Fernsehen oder DVD, habt ihr meist ja eine (subjektive) Rangliste der Filme von 1 bis 23 ( ab jetzt eben 24). Wo würdet ihr denn Skyfall nach dem ersten Sehen einreihen ?
Zitat von brutus im Beitrag #103Egal wann und wie ihr die Bond-Filme gesehen habt, ob Kino, Fernsehen oder DVD, habt ihr meist ja eine (subjektive) Rangliste der Filme von 1 bis 23 ( ab jetzt eben 24). Wo würdet ihr denn Skyfall nach dem ersten Sehen einreihen ?
Erst mal vorsichtig geschätzt liegt er bei #5 von oben.
Da bin ich mir noch nicht so ganz sicher, aber einen Platz in den Top-5 wird er bei mir bekommen. Allerdings kommt er nicht an Im Geheimdienst ihrer Majestät und an In tödlicher Mission heran.
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Vielleicht sollte man sein Urteil nicht von einem verwackelten Handy-Video auf Youtube abhängig machen, sondern vom Live-Erlebnis im Kino. 
zu einem 
