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Dieses Thema hat 337 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

28.05.2020 22:38
#301 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Selwyn im Beitrag #300

Zu deiner Brynych-Theorie: Sowohl Vogeler als auch Brynych liebten die Offenheit (um es einmal positiv zu formulieren). Und nicht umsonst bestand zwischen ihnen eine Wahlverwandtschaft, die sich in vielen gemeinsamen (Kress-)Folgen niederschlug (wohingegen das Duo Reinecker/Brynych keine Liebesheirat war und Reinecker oft verzweifelte ob des leichtfertigen Umgangs mit seinem – für ihn – in Stein gemeißelten Drehbuch). Vogelers Bücher wiesen manchmal Lücken groß wie Scheunentore auf, und bei textnah arbeitenden Regisseuren wie Grädler oder Ashley trat das dann um so schmerzlicher zutage – während Brynych eben durch seine Spielereien den Anschein erwecken konnte, es sei vielleicht eine kafkaeske Genialität im Spiel. Der einzige Regisseur, der meines Wissens Vogeler-Lücken eigenhändig schloss und bei dem Vogeler-Folgen auf einmal auffallend logisch und rund wirkten, war Alfred Weidenmann. So gab es bei Vogeler eigentlich niemals die Rückblende am Schluss, die alles erklärt – es sei denn, Weidenmann inszenierte.

Interessante Beobachtung! Ich bin mit den Kress-Episoden nicht so wirklich vertraut, und habe gerade einmal durchgezählt, dass von den 14 Weidenmann-Episoden tatsächlich neun von Vogeler geschrieben wurden. Da auch Weidenmann ja recht zügig beim Alten eine "Lowitz-Pause" eingelegt hat, finden die sich alle unter den Kress-Episoden. Da ich auch die Kress-Boxen habe, werde ich das sicher alsbald mal beobachten. So richtig kann ich da bislang noch nicht dran.

Dass Herbert Reinecker mit Zbynek Brynychs Interpretationen sicher so seine Probleme hatte, verwundert mich auch nicht so wirklich. Er ertrug es aber ja doch letztlich wie ein Mann. Es betraf ja auch (zeitlebens!) Alfred Vohrer: "Mit Herbert ist das so eine Sache. Da macht's zuerst einmal >>Bumm<< und dann - ganz langsam - nähern wir uns wieder an!", wusste der Regisseur 1977 einem schweizer Filmreporter zu berichten. Besagter Herbert stand daneben, rollte erst mit den Augen und grinste schließlich twas gequält-verlegen. Ich denke, dass sich Herbert Reinecker irgendwann einfach abfand und sich auf die Position zurückzog, er sei für's Schreiben zuständig und nicht für's Inszenieren.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

29.05.2020 08:00
#302 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Marholms Erben

Episode 22 der TV-Kriminalserie, BRD 1978. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Bruno Hampel. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Jochen Brockmann (Konrad Marholm), Ruth Niehaus (Marianne Marholm), Heinz Baumann (Knut Breker), Corinna Genest (Doris Marholm), Karl Heinz Vosgerau (Lothar Kray), Ursula Heyer (Anke Marholm), Krista Keller (Sylvia Klatt), Rudolf Platte (Boris Bolander), Günther Ungeheuer (Paul Jänicke) u.a. Erstsendung: 29. Dezember 1978. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (22): Marholms Erben
Zwei Jahre nach dem ungeklärten Mord am ebenso reichen wie tyrannischen Bäckermeister Marholm taucht ein wichtiges Indiz, das Schachspiel des Toten, in einem Antiquitätengeschäft wieder auf. Der Ermordete hielt damals die schwarze Dame fest umklammert in seiner Hand. Köster rollt den alten Fall wieder auf und befragt erneut Marholms drei Töchter und deren Ehemänner – mit dem Ergebnis, dass einer von ihnen damals einen Auftragsmörder angeheuert haben muss. Welcher Angehörige war bereit, soweit zu gehen, und welche Rolle spielt Marholms frühere Privatsekretärin Sylvia Klatt?


Nach einer etwas drögen Phase der Serie lockert Alfred Vohrer mit einem Ausrufezeichen die Stimmung wieder auf: Bei „Marholms Erben“ handelt es sich um eine explosive Mischung aus traditionellem Erbenkrimi, neuen Ideen mit großem Potenzial sowie exaltierter Show. Es gibt etwas mehr von allem als nötig: ein bisschen zu viel Handlung für eine Stunde Fernsehen, ein paar zu viele Charaktere und Konflikte und einen ganzen Haufen Drama – Vohrer verleiht dem Übermaß dabei eine extrem unterhaltsame äußere Form. Das beginnt mit einem mysteriösen Einstieg, der über das Schachspiel eines offenbar Ermordeten eine ganze Reihe spannender Andeutungen macht und den Zuschauer damit für die kommenden Enthüllungen anfüttert. Man wird auch nicht enttäuscht: Die gesamte Familie Marholm entpuppt sich als eine einzige Schlangengrube. Zunächst lernt man nach und nach alle Angehörigen und schließlich – in Form einer Rückblende – sogar den Toten selbst kennen. Abneigungen, Präpotenz, Jähzorn, Rivalität, Geiz, Untreue und Schuld treiben die Marholms untereinander um – aber gegenüber Kommissar Köster verhalten sie sich kein bisschen kooperativer.

Das sind ideale Voraussetzungen für eine standesgemäß vertrackte Suche nach einem Gesetzesbrecher – insbesondere wenn man sich vor Augen führt, wie on point die einzelnen Darsteller, die jeweils nur zwei, drei Szenen beanspruchen können, agieren. Natürlich thront der „ewige Frosch“ Jochen Brockmann als Familienpatriarch über der gesamten Folge. Konrad Marholm wird bereits als schwierige Persönlichkeit angekündigt, doch Brockmanns Kurzauftritt ist eine Übererfüllung aller Erwartungen und ein echtes Gustostück. Seine Filmtöchter sind passend verstockt und als durchaus elegante Millionärsbaggage besetzt – man hätte den insgesamt eher selten gesehenen Darstellerinnen auch größeres Rampenlicht in anderen Krimis gegönnt. Der sonst eher auf galante Geheimnisträger abonnierte Karl Heinz Vosgerau tritt als notorisch fremdgehender Ehemann so verachtenswert wie selten auf und Rudolf Platte absolviert als Antiquar, wie von ihm gewohnt, eine Gratwanderung zwischen gewitztem Mitwisser und Comic Relief. Die sonst oft überdrehte Krista Keller bleibt aufgrund der Größe ihres Parts auch für Skeptiker ihrer Darstellungsweise „verdaubar“, zeigt aber in den Szenen ganz am Anfang und Ende unverkennbare Kostproben. Austauschbar in ihren Rollen bleiben ironischerweise einzig Günther Ungeheuer und Heinz Baumann, wobei man nicht behaupten kann, die beiden würden etwas falsch machen – sie gehen nur im allgemeinen Gewitter mit ihrer eher bodenständigen Art ein Stückweit unter.

Bruno Hampel hatte sich vielleicht allzu viel vorgenommen, doch insgesamt überzeugt sein ambitioniertes Drehbuch trotz einiger loser Fäden am Ende. Die Folge wirkt dank Vohrers Handschrift rund, aber nicht rundgelutscht, wild, aber nicht vergaloppiert. Nach längerer Zeit hat man hier wieder den Eindruck, alles serviert bekommen zu haben, was den frühen Köster auszeichnet.

Ein Familiendrama, wie es im Buche steht – noch dazu als ungelöster Fall neu aufgerollt. „Marholms Erben“ ist attraktiv konzipiert und mit griffigen, erinnerungswürdigen Figuren ausgestattet. Manches wirkt etwas klamottig, aber insgesamt bleibt ein starker 4-von-5-Punkte-Eindruck zurück.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.05.2020 22:38
#303 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Ich bin quasi im Windschatten Gubanov gefolgt und habe die erste Köster-Box chronologisch durchgesehen. Ich habe nicht zu jeder Episode Episches zu schreiben. Einerseits deswegen, weil ich schon immer mal wieder etwas schrieb. Auch ist nicht immer viel zu schreiben. Insofern habe ich mich nicht zuletzt aus einer gewissen Bequemlichkeit heraus dazu entschieden, ein Punkteschema anzuwenden. In den Kategorien Buch, Regie, Darsteller, Musik/Musikauswahl, Drehorte und einer freien Wertung habe ich unwissenschaftlich und mehrheitlich gefühlsmäßig geurteilt. Die ersten drei Kategorien haben doppelte Gewichtung, und so ergibt sich ein Ranking der ersten 22 Köster-Episoden, das ich nachfolgend einmal festhalten möchte. Die Platzierungen 22 bis 1 insofern in aufsteigender Fassung.

Platz 22: Der Pelikan
Regie: Johannes Schaaf • Buch: Jan Gutova (d.i. Rosemarie Fendel) • Gastdarsteller: Rosemarie Fendel, Christian Berkel, Dieter Schidor, Sigmar Schneider, Gustl Halenke, Ralf Wolter, Eva-Ingeborg Scholz, Erni Singerl, Xenia Pörtner, uvm.
Abgeschmackte, pseudointellektuell konstruierte Geschichte voller Geschwätzigkeit und verlogener Moral. Das Werk ist und bleibt die späte Rache der Rosemarie Fendel an Produzent Helmut Ringelmann. Ob Frau Fendels Ehegatte Johannes Schaaf hier aktiv zum Kreise der Mittäter gezählt werden darf oder ob er sich nur als letztlich unfähiger Geselle in den Regiestuhl setzte, gehört zu den Fragen, die gottlob nicht mehr geklärt werden müssen. Den einen Gesamt-Punkt vergebe ich aus Anerkennung dafür, dass die Beteiligten des Morgens den Elan aufbrachten, sich aus dem Bett zu quälen und ans Set zu kommen.

Wertung
Buch 0,5/5
Regie 0,5/5
Darsteller 2/5
Musik/Musikauswahl 0,5/5
Drehorte 2/5
Freie Wertung 0,5/5
Gesamt 1 von 5 Punkten


Platz 21: Die Kolonne
Regie: Günter Gräwert • Buch: Bruno Hampel • Gastdarsteller: Marius Müller-Westernhagen, Wolfgang Müller, Andreas Seyferth, Reinhard Koldehoff, Gisela Dreyer, Walter Schmidinger, Xenia Pörtner, Lisa Hellwig, Bruno Dallansky, uvm.
Und noch ein Einstieg: Erstmals trifft der zukünftige Stammregisseur Günter Gräwert auf denAlten. Neben Theodor Grädler war es Günter Gräwert, der im weiteren Verlauf bei Hauptdarsteller Lowitz noch auf Akzeptanz stieß und beschäftigt werden konnte. Verwunderlich könnte dies sein, müsste man von Gräwerts Erstling aus urteilen, denn von einem Einstand nach Maß ist die Episode deutlich entfernt (nebenbei bemerkt wird seine zweite Episode auch nicht besser sein). Quälend langatmig vollzieht sich das Geschehen inmitten einer Drückerkolonne für Zeitungsabos. Geradewegs mühsam trachtet Gräwert danach, die Gruppe als einen verschworenen Haufen zu skizzieren, aus dem der weinerlich umherschleichende Marius Müller-Westernhagen auszubrechen gedenkt. Es misslingt Gräwert schlussendlich, echte Spannung zu generieren und das Geschehen verliert sich im Wesentlichen in den (sehr treffsicher) besetzten Nebenrollen. Immerhin hält das Ende dann doch noch eine Überraschung parat.

Wertung
Buch 2/5
Regie 3/5
Darsteller 3/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 2,5/5
Freie Wertung 2/5
Gesamt 2,61 von 5 Punkten


Platz 20: Verena und Annabelle
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Krista Keller-di Cerami, Heinz Drache, Paul Hoffmann, Günter Tabor, Werner Pochath, Max Strecker, Thomas Braut, Matthias Eyssen, uvm.
Über die Freude der Re-Union der alten Wallace-Veteranen Drache und Vohrer legt sich schnell die Ernüchterung über den restlichen Zustand dieser Episode. Sei es die penetrante Allgegenwärtigkeit der für ihr Missverstehen des Wortes Zurückhaltung sattsam bekannten Krista K. oder sei es die letztlich unglaubwürdig abgerockte Playboy-Attitüde des Heinz Drache: Alfred Vohrer findet einfach nicht den richtigen Drive in das Geschehen; zudem die Geschichte an sich bereits reichlich mau bleibt. Was hier um die beiden Schwestern Verena und Annabelle vor sich geht, ist kaum schwer zu erraten. Viel schwerer zu erraten ist eher, wen die nahe dem Durchdrehen begriffene Krista Keller in den Schlussminuten im Nachbarhaus beobachtet. Die von ihr Vermutete kann es ja nicht gewesen sein... Übrigens taucht der im Abspann genannte Alf Marholm in der ganzen Episode nicht auf. Dafür hingegen bizarrerweise das wild schwäbelnde Urgestein Max Strecker; ein Weggefährte Alfred Vohrers aus alten Stuttgarter Zeiten und von Vohrer immer einmal wieder in unterschiedlichen Nebenrollen beschäftigt (z.B. auch in „Drei Männer im Schnee“).

Wertung
Buch 2,5/5
Regie 3/5
Darsteller 2,5/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 3/5Freie Wertung
2,5/5
Gesamt 2,72 von 5 Punkten


Platz 19: Zwei Mörder
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Vadim Glowna, Christine Wodetzky, Judy Winter, Hans Caninenberg, Christian Reiner, Günter Ungeheuer, Friedrich G. Beckhaus, uvm.
Was nützt der spektakulärste Kameraschwenk aus der Köster-Frühphase, wenn sich daran kaum mehr als heiße Luft anschließt? Es ist löblich, dass Regisseur Vohrer über weite Strecken der Episode versucht, der laschen Story mit allerlei inszenatorischen Gimmicks beizukommen. Die Mär vom vermeintlich bevorzugten Jungen aus gutem Hause bleibt unglaubwürdig und matt vorgetragen. Vor allem der Mittelteil ist teils reichlich zäh und vermittelt vor allem inhaltlichen Leerlauf. Schauspielerisch vermag vor allem der spätere Alte-Regisseur Vadim Glowna zu punkten.

Wertung
Buch 2,5/5
Regie 3/5
Darsteller 3/5
Musik/Musikauswahl 3,5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 3/5
Gesamt 2,94 von 5 Punkten


Platz 18: Nachtmusik
Regie: Helmuth Ashley • Buch: Herbert Lichtenfeld • Gastdarsteller: Hellmut Lange, Alexander Kerst, Horst Naumann, Maria Sebaldt, Kornelia Boje, Emily Reuer, Andreas Seyferth, Katharina Jacob, Manfred Seipold, Hanno Pöschl, Emmerich Schäfer, uvm.
Unterhaltsame, wenngleich wenig aufregende Geschichte um einen Bankrotteur, der die Gunst der Stunde erkennt, als er den Sohn seines vermögenden Freundes beim Diebstahl ertappt. Ashley, dessen Einstand dies beim Alten ist, präsentiert eine bessere Gesellschaft inder ihm eigenen Wohlfühl-Inszenierung. Weitegehend makellos aber eben auch weitgehend glattgebügelt wie ein Symphonie-Legato wogt die Geschichte dem erwartbaren Ende entgegen. Hellmut Lange und Alexander Kerst liefern sich ein sehenswertes kleines Duell ohne allzu harten Waffengebrauch, wohingegen der ewige Junge Andreas Seyfarth der Rolledann doch etwas entwachsen wirkt.

Wertung
Buch 2,5/5
Regie 3/5
Darsteller 3,5/5
Musik/Musikauswahl 2,5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 3,5/5
Gesamt 3,00 von 5 Punkten

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.05.2020 23:01
#304 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Platz 16: Bumerang
Buch und Regie: Alfred Vohrer • Gastdarsteller: Alwy Becker, Hans Caninenberg, Joachim Ansorge, Xenia Pörtner, Richard Münch, Roland Renner, Andrea Dahmen, Ilse Petri, Michael Maien, uvm.
Eine sich langsam öffnende Tür, die Hand des Bösewichtes greift um den Türgriff, ein Schwenk auf die Füße und mit langsamen Schritten betritt der Mörder den Raum: Ja, wir sind in der Welt des Alfred Vohrer. Unverkennbar. Was Freddy hier auftischt, gehört sicher nicht zur Hautevolee des schriftstellerischen Schaffens, es ist vielmehr die bildgewordene Wiederkehr längst vergangen geglaubter Kriminalfilm-Zeiten. Mit wenig Sorge um die Frage nach der Glaubwürdigkeit (wie viele Personen können die gleiche Hose-Schuhe-Kombinationeigentlich tragen?) vermengt Autor und Regisseur Vohrer alles zu einem eifrigen Potpourri der Unterhaltung. Weder interessiert ihn eine tiefergehende Charakterstudie noch hegt er Interesse an einer lückenlosen Herleitung des Geschehens. Die Freude am Irreführen machtdiese Episode letztlich aus. Dass Alfred Vohrer dies noch deutlich stringenter umzusetzen weiß, werden erst spätere Episoden zeigen.

Wertung
Buch 2,5/5
Regie 4/5
Darsteller 3,5/5
Musik/Musikauswahl 2,5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 3/5
Gesamt 3,17 von 5 Punkten


Platz 16: Konkurs
Buch: Karl-Heinz Willschrei • Regie: Alfred Weidenmann • Gastdarsteller: O.E. Hasse, Dirk Galuba, Christiane Krüger, Simone Rethel, Max Griesser, Sky du Mont, uvm.
Weidenmanns Erstling beim Alten hätte alle Trümpfe in der Hand gehabt: Schauspielerisch hier der altgediente – vielleicht etwas überagierende – O.E. Hasse, dort die jungen Nachwuchstalente Dirk Galuba und Christiane Krüger. Dass das Unterfangen letztlich scheitert, liegt im Wesentlichen an einer misslich konstruierten Geschichte. Ist das Thema um die eng miteinander vertrauten Eheleute noch so behände vorgetragen, ergibt ihr Tun und Handeln zunächst Sinn und ist es nachvollziehbar, endet diese Nachvollziehbarkeit spätestens mit der widersinnigen Vorgehensweise Galubas im letzten Drittel. Wie es scheint,diente dies einzig dem Zwecke des erhobenen Zeigefingers zum Ende. Patriarch Hasse sollte mit ganzer Wucht die Folgen seines Handelns zu spüren bekommen. Wäre die ursprüngliche Erpressungsgeschichte in ihrer Glaubwürdigkeit beibehalten worden, hätte aus„Konkurs“ eine weit überdurchschnittliche Episode werden können.

Wertung
Buch 2,5/5
Regie 3,5/5
Darsteller 3,5/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 3,5/5
Freie Wertung 3/5
Gesamt 3,17 von 5 Punkten


Platz 15: Die Dienstreise
Regie: Johannes Schaaf • Buch: Oliver Storz und Jochen Wedegärtner • Gastdarsteller: Hans Brenner, Wolfgang Reichmann, Susanne Uhlen, Iris Berben, Gert Haucke, Dan van Husen, Wolfgang Wahl, Katharina Seyferth, Xenia Pörtner, Ralf Wolter, Uwe Dallmeier, Maria Singer, uvm.
Der Alte in Spielfilmlänge: Der Pilotfilm erinnert aus heutiger Sicht stark an das Geiseldrama von Gladbeck, prangert letztlich die Vorgänge rund um ein medial ausgeschlachtetes Kidnapping an. Alles in allem ein durchaus sehenswerter Auftakt (besonders prägnant: Wolfgang Reichmann), der die Erwartungen der Zuschauer indes in eine falsche Richtung gelenkt haben könnte. Mit dem, was sich hier zutut, haben die weiteren Episoden kaum nochetwas gemein.

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 3,5/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 3,5/5
Freie Wertung 2,5/5
Gesamt 3,44 von 5 Punkten


Platz 14: Die Sträflingsfrau
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Oliver Storz • Gastdarsteller: Dirk Galuba, Eleonore Weisgerber, Wolf Roth, Bruno Dietrich, Benno Sterzenbach, Ursula Heyer, Beate Hasenau, Toni Berger, Gudrun Genest, Anne Bennent, Christoph Eichhorn, Holger Hagen, Werner Schulenberg, uvm.
Die durchaus ambitioniert geschriebene Episode, bei der es sich empfiehlt, zwecks des gegebenen Rätselfaktors um den vermeintlich rückfälligen Straftäter auch auf kleinste Begebenheiten zu achten, punktet durch Vohrers fähige Schauspielerführung (einen ersten kleinen Auftritt hat auch Heiner Lauterbach). Bedauerlicherweise entglitt selbst dem erfahrenen Regie-Veteranen letztlich, die Episode völlig rund zu machen. Das völlig verkitschte Ende voller geläuterter Familienangehöriger sowie der altväterlich dreinblickende Siegfried Lowitz erinnern dann doch eher an einen Heimatfilm der 1950er Jahre.

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 4/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 2,5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 3/5
Gesamt 3,50 von 5 Punkten


Platz 13: Der Alte schlägt zweimal zu
Buch und Regie: José Giovanni • Gastdarsteller: Michel Rubin, Laomi Jacobesco, Eleonore Noelle, Brigitte Horney, Evely Palek, uvm.
Ringelmanns Versuch, der Reihe mit dem Engagement des Franzosen José Giovanni internationales Flair zu verpassen, trägt ambivalente Züge: Einerseits verleiht Giovanni dem Geschehen tatsächlich eine Art behutsame Noblesse (durchaus unterstützt durch Peter Thomas‘ eingängigem Score), andererseits verwässert diese das typische Lokalkolorit, von dem die über weite Strecken auf dem bayrischen Lande spielende Episode unter deutscher Führung vermutlich mehr profitiert hätte, als dies unter der gegebenen Konstellation der Fall ist. Die Verpflichtung des französischen Komikers Michel Rubin darf überdies als zumindest diskussionswürdig angesehen werden.

Wertung
Buch 3/5
Regie 3,5/5
Darsteller 3/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 4/5
Freie Wertung 4/5
Gesamt 3,56 von 5 Punkten

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.05.2020 23:12
#305 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Platz 12: Der schöne Alex
Regie: Theodor Grädler • Buch: Maria Matray • Gastdarsteller: Thekla Carola Wied, Christine Wodetzky, Götz George, Kristina Nel, Gerd Baltus, Xenia Pärtner, Elfriede Kuzmany, Lola Müthel, Margot Mahler, uvm.
Der einzige Beitrag der veritablen Vielschreiberin Maria Matray zum Alten besticht durch konservative wie gradlinige Krimiunterhaltung. Die von ihr erschaffenen Figuren der vom schönen Alex geprellten Damen reicht von der naiv-verhuschten Thekla Carola Wied bis hin zur abgeklärten Lola Müthel. Grädler inszenierte ohne Schnörkel ebenso gradlinig, wie es das Buch vorgibt; Götz George darf, wenn auch nur kurz, dem Affen Zucker geben.

Wertung
Buch 3/5
Regie 3,5/5
Darsteller 4,5/5
Musik/Musikauswahl 2,5/5
Drehorte 3/5Freie Wertung 5/5
Gesamt 3,61 von 5 Punkten


Platz 11: Blütenträume
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Günter Ungeheuer, Luitgard Im, Thomas Astan, Xenia Pörtner, Helen Vita, Wolfried Lier, Walter Ladengast, Jan Groth, uvm.
Willschreis mehrfach verwendete Vorlage in Vohrer’scher Bearbeitung: Krachlederne Wehrmutbrüder (darunter u.a. Walter Ladengast und Helen Vita), ein perfider Günther Ungeheuer, viele rasante Kameraschwenks, gekonnte Musikuntermalung. Alles in allem sicher kein Meisterwerk, jedoch handwerklich solide Krimiunterhaltung für den deftigen Geschmack.

Wertung
Buch 3/5
Regie 3,5/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 4,5/5
Gesamt 3,72 von 5 Punkten


Platz 10: Der Spieler
Regie: Zbynek Brynych • Buch: Volker Vogeler • Gastdarsteller: Bernd Herzsprung, Art Brauss, Ulrich Beiger, Sepp Wäsche, Willy Schultes, Werner Asam, uvm.
Auftakt für gleich zwei zukünftige Veteranen beim Alten: Autor Vogeler und Regisseur Brynych treten gemeinsam ihren ersten Einsatz an (wobei sich Regisseur Zbynek Brynych, wie einige seiner Kollegen auch, bei den Lowitz-Episoden irgendwann rarmachte und erst nach dem Wechsel zu Rolf Schimpf wieder überaus aktiv wurde). Was die beiden hier in ihrem Erstling präsentieren, profitiert ganz wesentlich von Hauptdarsteller Bernd Herzsprung,der den jungen Bonvivant quasi in sich trägt. Brynychs Regie, für seine Verhältnisse fast zurückhaltend, garniert gewohnt mit musikalischer Dauerbeschallung – in diesem Fall trifft esLeonard Cohen, Richard Clayderman und die Mondscheinsonate von Beethoven. Was letztere in der Untermalung der Szenen mit Art Brauss zu suchen hat, bleibt einmal mehr dasGeheimnis des umtriebigen Tschechen.

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 3,5/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 4/5
Drehorte 4/5
Freie Wertung 4/5
Gesamt 3,78 von 5 Punkten


Platz 8: Ein Koffer
Regie: Dr. Michael Braun • Buch: Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Harald Leipnitz, Uschi Glas, Lilo Pulver, Werner Pochath, Hans Söhnker, uvm.
Michael Brauns einzige Verpflichtung beim Alten liefert subsummarum durch und durch konservative Unterhaltung, punktet indes mit einem fantastischen Harald Leipnitz, der seine Chance gekommen sieht, einmal bei den ganz Großen mitspielen zu können. Kaum weniger enthusiastisch versucht Liebchen Uschi Glas, ihr Bärli einzubremsen und kaum weniger überzeugend trachtet die gehörnte Ehefrau Lilo Pulver, aus der selbstempfundenen Überlegenheit ihres Gatten letztlich Kapital zu schlagen. Ein nettes Wiedersehen mit dem altgedienten Hans Söhnker rundet das Bild vollends ab.

Wertung
Buch 3/5
Regie 3,5/5
Darsteller 5/5
Musik/Musikauswahl 3,5/5
Drehorte 3/5Freie Wertung 5/5
Gesamt 3,83 von 5 Punkten


Platz 8: Zeugenaussagen
Regie: Theodor Grädler • Buch: Herbert Rosendorfer • Gastdarsteller: Bruno Hübner,Erni Singer, Walter Sedlmayr, Maria Stadtler, Ralf Wolter, Heinz Stadtmüller, Werner Asam, Karl Obermaier, Willy Harlander, Volker Eckstein, uvm.
Jo mei, is‘ denn scho wieder Wies’n? Was sich anlässt wie ein bajuwarisches Volksfest in den Straßen eines Münchner Vorortes entpuppt sich als ironische, kleine Groteske zum alltäglichen Voyeurismus. Nicht nur der pensionierte Kammergerichtsrat spitzt hier das
Fernglas, ein Panoptikum skurriler Straßenbewohner tut es ihm gleich und macht KommissarKöster das Leben nicht gerade leicht. Überaus amüsant

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 4/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 3,5/5
Freie Wertung 5/5
Gesamt 3,83 von 5 Punkten

Jan Offline




Beiträge: 1.753

29.05.2020 23:24
#306 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Platz 7: Die Rache
Regie: Dietrich Haugk • Buch: Detlef Müller • Gastdarsteller: Norbert Kappen, Edith Schneider, Edwin Noel, Michael Boettge, Hans Brenner, Irene Clarin, Max Mairich, Renate Grosser, uvm.
Müllers Erstling zum Alten mag noch nicht die wandlungsreiche Raffinesse seiner späteren Bücher haben, liefert jedoch hier mit dem schweren Thema Selbstjustiz einen durchaus glaubhaften und anlassbezogen nicht einmal übertrieben dargestellten Plot. Was Müller ausführlich, streckenweise leicht dialoglastig beschreibt, kompensiert Dietrich Haugk mit reichlich aufwändiger Action aus dem Hubschrauber. Die Besetzung mit Norbert Kappen undEdith Schneider ist wie auch die Verpflichtung des Musiker Herrmann Thieme eher ungewöhnlich.

Wertung
Buch 4/5
Regie 4/5
Darsteller 3,5/5
Musik/Musikauswahl 4/5
Drehorte 4/5Freie Wertung 4,5/5
Gesamt 3,94 von 5 Punkten


Platz 6: Marholms Erben
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Bruno Hampel • Gastdarsteller: Heinz Baumann, Krista Keller-di Cerami, Karl-Heinz Vosgerau, Rudolf Platte, Jochen Brockmann, Günther Ungeheuer, Corinna Genest, Ursula Heyer, Ruth Niehaus, Nora Minor, uvm.
Ein hemmungsloser Jochen Brockmann wütet durch seine Familie, schafft sich zahlreiche Feinde und wird schlussendlich Opfer seiner eigenen Niedertracht. Das Sujet wirkt nicht eben neu, gewinnt indes durch die extrovertierte Darstellung und die – typisch Vohrer – auf den Effekt pointierte Regie. Gelungener Soundtrack von Frank Duval!

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 4,5/5
Darsteller 4/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 5/5
Freie Wertung 4/5
Gesamt 4,22 von 5 Punkten


Platz 5: Ein unkomplizierter Fall
Regie: Dietrich Haugk • Buch: Leopold Ahlsen • Gastdarsteller: Klausjürgen Wussow, Silvia Lukan, Lisa Kreuzer, Diana Körner, Hans Zander, Christian Spatzek, Gaby Blum, uvm.
Streckenweise durchaus absonderlich anmutende Geschichte typisch Ahlsen’scher Machart über ein an der Trauer über den Tod der Tochter ersticktes Ehepaar, das seinen besonderenReiz aus der abgrundtiefen Verachtung der beiden Eheleute zueinander bezieht. Besonders Klausjürgen Wussows brillante Darstellung des macht- und kraftlosen Ehemannes macht aus der Episode ein ungewöhnliches aber doch sehenswertes, musikalisch toll hinterlegtes Highlight. Von den drei Ahlsen-Büchern des Alten dürfte dieses fraglos das beste sein.

Wertung
Buch 4/5
Regie 4/5
[i]Darsteller[i] 5/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 4,5/5
Gesamt 4,28 von 5 Punkten


Platz 4: Toccata und Fuge
Regie: Wolfgang Becker • Buch: Peter Berneis und Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Heidelinde Weis, Harry Meyen, Peter Fricke, Gracia-Maria Kaus, Xenia Pörtner, Michael Maien, uvm.
Man liebt sie oder man hasst sie: Beckers Parabel auf die satte Gesellschaft, schwül-verschwommene Bilder, alkoholgeschwängerte Dialoge, Laissez-faire am Pool und ein Mord zum Zeitvertreib. Dass Harry Meyen nur mehr am Vormittag drehen konnte und Regisseur Wolfgang Becker ihn selbst dabei noch stützen musste, passt traurigerweise letztlich in das Gesamtwerk.

Wertung
Buch 3,5/5
Regie 5/5
Darsteller 4,5/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 4/5
Freie Wertung 5/5
Gesamt 4,44 von 5 Punkten


Platz 3: Jack Braun
Regie: Wolfgang Becker • Buch: Peter Berneis und Karl-Heinz Willschrei • Gastdarsteller: Peter Pasetti, Peter Bollag, Karl Renar, Günther-Maria Halmer, Xenia Pörtner, Margot Mahler, Udo Thomer, uvm.
Effektvolle inszenierte Episode, die ihren Reiz im Wesentlichen aus ihren rasanten Abläufen bezieht. Die Geschichte mag etwas konstruiert wirken, die winterlichen Bilder vom Starnberger See wiegen das indes voll auf. Der optische Kniff, mit dem Wolfgang Becker dasÜberrollen des ahnungslosen Opfers arrangierte, gehört fraglos in die Gattung der Alltime-Favourits.

Wertung
Buch 4/5
Regie 5/5
Darsteller 5/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 3/5
Freie Wertung 4,5/5
Gesamt 4,50 von 5 Punkten


Platz 2: Erkältung im Sommer
Regie: Alfred Vohrer • Buch: Oliver Storz • Gastdarsteller: Anaid Iplicjian, Christian Quadflieg, Helmuth Lohner, Charlotte Kerr, Werner Schnitzer, uvm.
Eiskalte Figuren, toll gespielt (vor allem Lohner und Iplicjian) in einer abgeklärten Episode voller Überraschungen und einem ungewohnten Ende. Auch ohne Whodunit kriminalistisch interessant. Eine mitreißende Inszenierung, wohlausgesuchte Musik (u.a. Peter Thomas) gibt es obendrauf.

Wertung
Buch 5/5
Regie 4,5/5
Darsteller 4,5/5
Musik/Musikauswahl 5/5
Drehorte 4,5/5
Freie Wertung 5/5
Gesamt 4,72 von 5 Punkten



Platz 1: Lohngeld
Regie: Dietrich Haugk • Buch: Herbert Lichtenfeld • Gastdarsteller: Siegmar Solbach,Karl Lieffen, Brigitte Furgler, Klaus Dierig, Frithjof Vierock, Xenia Pörtner, Horst Sachtleben, Michael Gahr, uvm.
Ein durch und durch geglückter Fall mit einem Plot aus dem alltäglichen Leben, natürlichen Charakteren und der gewohnt-bewährten Haugk-Regie; überdies aus heutiger Sicht wohlgealtert mit reichlich Zeitkolorit. Es ist unter dem Strich vermutlich der Drive, der das Flair dieser Episode bestimmt und ihr zum 1. Platz verhilft. Weniger finden sich absolut herausragende Einzelleistungen. Die Summe aller Ingredienzien führt hier zum Erfolg und macht aus „Lohngeld“ eine Vorzeige-Episode. Eine bessere Bewertung in der Kategorie Musik hätte ein noch deutlicheres Ergebnis erzielt.

Wertung
Buch 5/5
Regie 5/5
Darsteller 5/5
Musik/Musikauswahl 3/5
Drehorte 5/5
Freie Wertung 5/5
Gesamt 4,78 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

30.05.2020 08:05
#307 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

@Jan: Danke für deine interessant zu lesenden Einschätzungen – gerade nachdem du bei deinen Jahre zurückliegenden Reviews am Anfang dieses Threads nach „Die Kolonne“ aufgehört hattest. Ich stimme dir in vielen Punkten zu; allerdings unterscheiden sich unsere endgültigen Rankings doch recht deutlich voneinander, insbesondere z.B. was die Folgen „Zeugenaussagen“, „Rache“ und „Spieler“ angeht. Die haben mir alle nicht wirklich gefallen. Ausgerechnet beim „Spieler“ lässt du dich dann auch (regelrecht als Rechtfertigung für die gute Wertung, wie es scheint) auf die gewagte Behauptung ein, Brynych habe hier zurückhaltend inszeniert. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn man nicht gerade mit den auch für seine Verhältnisse aus dem Rahmen fallenden „Kommissar“-Arien vergleicht. In Anbetracht der Entstehungszeit wären hier eher einige „Derricks“ als Messlatte heranzuziehen, und da fällt das Urteil eher andersherum und nicht zum Vorteil von „Der Spieler“ aus. Zu „Toccata und Fuge“ muss ich auch der immer wieder getätigten Behauptung widersprechen: Love it or hate it stimmt nicht; ich fand die Folge eher mittelmäßig und ihre Stimmung wirkt wie betäubt. Auf jeden Fall ist das nichts, was meine Haare so zu Berge stehen lässt wie die drei vorgenannten Episoden, sondern eher eine Stunde Langeweile.

Fazit zu „Der Alte“ – Collector’s Box Vol. 1 (Folgen 1 bis 22, 1977-78)

Schon allein aufgrund der variierenden Drehbuchautoren ist „Der Alte“ ein Kessel noch bunterer Krimi-Variationen als „Der Kommissar“ oder „Derrick“. Das kann im Einzelfall nach oben oder nach unten ausschlagen und sorgt sicher auch dafür, dass die Meinungen der Fans zu einzelnen Folgen weiter auseinandergehen. Hinzu kommt, dass wir uns am Anfang der Reihe, wo Kommissar Kösters Spielraum noch austariert wird, und zudem in den wilden Siebzigern bewegen – beide Faktoren sorgen für attraktive Experimentierfreundlichkeit. In meiner persönlichen Rangliste finden sich im oberen Bereich trotz allem eher die klassischen Fälle: der erpresste Schwiegervater O.E. Hasse, der Rachefeldzug gegen Peter Pasetti und die tanzende Femme fatale Anaid Iplicjian.

Platz 01 | ★★★★★ | Folge 007 | Konkurs (Alfred Weidenmann)
Platz 02 | ★★★★★ | Folge 002 | Jack Braun (Wolfgang Becker)

Platz 03 | ★★★★☆ | Folge 010 | Erkältung im Sommer (Alfred Vohrer)
Platz 04 | ★★★★☆ | Folge 017 | Die Sträflingsfrau (Alfred Vohrer)

Platz 05 | ★★★★★ | Folge 012 | Ein Koffer (Michael Braun)
Platz 06 | ★★★★★ | Folge 022 | Marholms Erben (Alfred Vohrer)
Platz 07 | ★★★★★ | Folge 005 | Zwei Mörder (Alfred Vohrer)
Platz 08 | ★★★★★ | Folge 001 | Die Dienstreise (Johannes Schaaf)
Platz 09 | ★★★★★ | Folge 013 | Ein unkomplizierter Fall (Dietrich Haugk)
Platz 10 | ★★★★★ | Folge 019 | Der schöne Alex (Theodor Grädler)
Platz 11 | ★★★★★ | Folge 008 | Lohngeld (Dietrich Haugk)

Platz 12 | ★★★☆★ | Folge 009 | Verena und Annabelle (Alfred Vohrer)
Platz 13 | ★★★☆★ | Folge 018 | Die Kolonne (Günter Gräwert)
Platz 14 | ★★★☆★ | Folge 016 | Der Pelikan (Johannes Schaaf)

Platz 15 | ★★★★★ | Folge 003 | Der Alte schlägt zweimal zu (José Giovanni)
Platz 16 | ★★★★★ | Folge 006 | Blütenträume (Alfred Vohrer)
Platz 17 | ★★★★★ | Folge 004 | Toccata und Fuge (Wolfgang Becker)
Platz 18 | ★★★★★ | Folge 014 | Bumerang (Alfred Vohrer)
Platz 19 | ★★★★★ | Folge 021 | Der Spieler (Zbynek Brynych)

Platz 20 | ★★☆★★ | Folge 020 | Die Rache (Dietrich Haugk)
Platz 21 | ★★☆★★ | Folge 015 | Zeugenaussagen (Theodor Grädler)
Platz 22 | ★★☆★★ | Folge 011 | Nachtmusik (Helmuth Ashley)

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

30.05.2020 10:40
#308 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Bei den Vergleichen mit dem Kommissar und Derrick fällt mir auf das es dort meist bodenständiger zuging.( trotz einiger überzeichneter Personen ) Mit Ermittlerteams die ohne große Ausreißer ihre Arbeit machen.Ohne das besonders hervorgehoben werden musste das Derrick bzw. Kommissar Keller die Männer mit den genialen Ideen sind.
Schon bei Lowitz hat man den Eindruck das man mit noch verschrobeneren /seltsameren überzeichneten Charakteren die Vorgänger toppen will . Gerade Lowitz hätte das eigentlich nicht nötig gehabt.

Schon bei Kress sieht das ja anders aus. Da versucht man krampfhaft seine Einführung als einsamer Wolf darzustellen und den biederen R. Schimpf uns als Leitfigur schmackhaft zu machen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

31.05.2020 20:17
#309 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #307

Ausgerechnet beim „Spieler“ lässt du dich dann auch (regelrecht als Rechtfertigung für die gute Wertung, wie es scheint) auf die gewagte Behauptung ein, Brynych habe hier zurückhaltend inszeniert. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn man nicht gerade mit den auch für seine Verhältnisse aus dem Rahmen fallenden „Kommissar“-Arien vergleicht. In Anbetracht der Entstehungszeit wären hier eher einige „Derricks“ als Messlatte heranzuziehen, und da fällt das Urteil eher andersherum und nicht zum Vorteil von „Der Spieler“ aus.


Ich habe das im Wesentlichen ins Verhältnis zu Brynychs 1970er-Jahre-Inszenierungen gesetzt. Das ist häufig Brynych in Reinkultur. Nimmt man als Beispiel einen mit Damenhut im Pool zum Sound von Vicky Leandros umherschwimmenden Gert Haucke ("Derrick - Alarm auf Revier 12"), so sucht man Vergleichbres beim "Spieler" doch vergeblich. Sicher ist Brynychs Arbeit beim "Spieler" immer noch exaltierter als bei Ashley oder Grädler, den letzten Knalleffekt hat er da aber m.E. nicht mehr gezündet. Als Rechtfertigung für die gute Punktezahl ziehe ich das indes nicht heran. Als ausgemachter Freund Brynychs Eskapaden kann mir das an sich gar nicht so recht sein.

Ansonsten aber hat mich mein eigenes Ranking letztlich doch etwas überrascht. Dass beispielsweise Alfred Vohrer beim Alten (ganz im Gegenteil zum Derrick) nur schwer hinein gefunden hat, daran konnte ich mich gut erinnern. Dass mir seine ersten Episoden allerdings derart missfallen, ist schon etwas verwunderlich. Vohrer wurde eigentlich mit jeder Episode besser. Seine beiden besten sind aus meiner Sicht seine letzte beiden, die aber erst in der Nachfolgebox enthalten sind.

Ebenso ungewöhnlich ist, dass der mir ansonsten zu lieb- und ideenlos inszenierende Theodor Grädler zwei richtig gelungene Episoden beisteuerte. Dass "Zeugenaussagen" nicht jedermans Geschmack ist, verwundert mich nicht. Bei mir ruft die Episode ein ebensolches Augenreiben hervor wie die Derrick-Episode "Dr. Römer und der Mann des Jahres", bei der ich stets nicht glauben kann, wenn der Regisseur im Abspann genannt wird. "Der schöne Alex" ist in meinen Augen eine ebenso rundum gelungene Folge, die sicher auch breiteren Anklang finden dürfte und deren Abschneiden im hiesigen Mittelfeld doch eher der (noch) stärkeren Konkurrenz geschuldet ist.

Bei Haugk und Becker gibt's dann gottlob doch noch das altbekannte Bild. Das beruhigt (mich) dann wieder.

Zitat von Gubanov im Beitrag #307

Zu „Toccata und Fuge“ muss ich auch der immer wieder getätigten Behauptung widersprechen: Love it or hate it stimmt nicht; ich fand die Folge eher mittelmäßig und ihre Stimmung wirkt wie betäubt. Auf jeden Fall ist das nichts, was meine Haare so zu Berge stehen lässt wie die drei vorgenannten Episoden, sondern eher eine Stunde Langeweile.


Wobei "eher eine Stunde Langeweile" bei mir klar in die Kategorie "hate it" fällt.

Grundsätzlich liegen wir im Wesentlichen tatsächlich bei den eher drastischer ausgelegten Episoden auseinander. Nicht unerwähnt muss ich dabei natürlich lassen, dass es mir ein Rätsel ist, was Dich dazu gebracht hat, den "Pelikan" ins Mittelfld zu hieven. Sicher, "Verena und Annabelle" ist ganz bestimmt kein Meisterwerk. Auf einer Stufe aber mit dem "Pelikan" - das hat selbst Krista Keller nicht verdient. Aber ich fange nicht wieder an. Ich habe mich ausreichend darüber ausgelassen.


Zitat von schwarzseher im Beitrag #308
Bei den Vergleichen mit dem Kommissar und Derrick fällt mir auf das es dort meist bodenständiger zuging.( trotz einiger überzeichneter Personen ) Mit Ermittlerteams die ohne große Ausreißer ihre Arbeit machen.Ohne das besonders hervorgehoben werden musste das Derrick bzw. Kommissar Keller die Männer mit den genialen Ideen sind.
Schon bei Lowitz hat man den Eindruck das man mit noch verschrobeneren /seltsameren überzeichneten Charakteren die Vorgänger toppen will . Gerade Lowitz hätte das eigentlich nicht nötig gehabt.

Ich würde eher sagen, dass das Ermittlerteam gerade in der Anfangsphase des Alten gar keine vernünftig ausgeklügelte Struktur hatte. Die Zusammenstellung wirkt nicht durchdacht, die Charaktere wackelig. Es wirkt, als habe man mit allen Mitteln versuchen wollen, ein Revival des Kommissars zu vermeiden. Zunächst werden Heymann und Brenner vom Alten gesiezt. Brenner muss das sicher 15 Episoden lang ertragen. Ab dann gibt es die dem Kommissar entlehnte Struktur vom duzenden Chef und den siezenden Mitarbeitern. Die Figur des Köster ist zunächst ein recht grobschlächtiger Geselle, der es selbst mit dem Recht nicht ganz so genau nimmt. Erst im weiteren Verlauf legt sich das etwas, wobei er nie das ganz glattgebügelte Reinecker-Weltbild bekommt, wie der Kollege Derrick von ein paar Zimmer weiter.

Die Nebenfiguren sind - je nach Autor - bisweilen prägnanter als bei den Reinecker-Büchern von Derrick und Kommissar. Vor allem Volker Vogeler fällt durch seine gangsterähnlichen Charaktere auf. Zu Beginn allerdings noch nicht so gravierend, wie das in späteren Episoden der Fall sein wird.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2020 07:45
#310 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #309
Ich habe das im Wesentlichen ins Verhältnis zu Brynychs 1970er-Jahre-Inszenierungen gesetzt. Das ist häufig Brynych in Reinkultur. Nimmt man als Beispiel einen mit Damenhut im Pool zum Sound von Vicky Leandros umherschwimmenden Gert Haucke ("Derrick - Alarm auf Revier 12"), so sucht man Vergleichbres beim "Spieler" doch vergeblich.

Das würde ich so nicht sagen. Die Szenen bei der Gegenüberstellung auf dem Polizeirevier und im Transvestitenclub sind schon sehr heftig. Aber dein Bezug ist auch wieder zu einer recht frühen Folge von 1975. Mit "Alarm auf Revier 12" kam Brynych nach langer Pause mit Knalleffekt zu Ringelmann zurück, wo er vorher, wenn ich's richtig überblicke, nur seine Kommissar-Heuler verbrochen hatte. Nimmt man tatsächlich den passenden Vergleichszeitraum drei Jahre später, als Brynych sich in den Münchner Studios routinemäßig eingekurbelt hatte, entstanden bei "Derrick" eher harmlose Folgen wie "Mord im TEE 91", "Der Spitzel" oder "Tandem". Da finde ich den "Spieler" in der Gegenüberstellung nicht so zurückhaltend.
Zitat von Jan im Beitrag #309
Dass beispielsweise Alfred Vohrer beim Alten (ganz im Gegenteil zum Derrick) nur schwer hinein gefunden hat, daran konnte ich mich gut erinnern. [...] Vohrer wurde eigentlich mit jeder Episode besser.

Zu Vohrers Folgen aus Box 2 kann ich noch nichts sagen (steigert die Vorfreude), aber "Erkältung im Sommer" ist schon ein immenses Highlight in der ersten Hälfte von Box 1. Und über "Zwei Mörder" gehen unsere Wahrnehmungen bekanntlich auseinander.
Zitat von Jan im Beitrag #309
Wobei "eher eine Stunde Langeweile" bei mir klar in die Kategorie "hate it" fällt.

Nicht unbedingt. Die Folge löste in mir auch beim zweiten Sehen keine Emotionen - auch keine sonderlich negativen - aus, also ist sie auch kein ordentlicher Hate-it-Kandidat, sondern eher ein Fall fürs "Mittelfeld zum Vergessen". Bei "Zeugenaussagen" oder "Die Rache" war das anders. Daran erinnere ich mich "gern" mit Schaudern zurück.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

01.06.2020 13:37
#311 RE: "Der Alte" - Die ersten 22 Folgen 1977/1978 Zitat · Antworten

Zunächst bin ich einmal hoch erfreut, dass Gubanov sich nun doch noch dieser von mir hochgeschätzten Serie angenommen hat; ich weiß, dass er ziemlich lange damit gerungen hat, ob er sich das tatsächlich antun soll, habe aber bisher den Eindruck, dass er es nicht bereut hat.

Es ist wunderbar, hier mal wieder ausführliche Diskussionen zur hochspannenden Köster-Frühphase zu verfolgen. Wie Gubanov schon richtig angemerkt hat - die Meinungen gehen hier zum Teil weit auseinander, aber das ist doch nur zu begrüßen - unterstreicht es doch umso stärker, wie vielfältig und mutig die Herangehensweise von Helmut Ringelmann damals war. Eine weitere Reinecker-Serie brauchte niemand, obwohl ich es durchaus interessant gewesen wäre, wenn Reinecker zwischendurch mal die ein oder andere Folge geschrieben hätte. Aber offensichlich gab es da eine Brandmauer - errichtet von Reinecker, von Ringelmann oder vom ZDF - wer weiß das schon?

Ich habe aus den Untiefen des Threads meine Rangliste zur ersten Box hervorgekramt - und da gibt es im Vergleich zu Euch teilweise extreme Abweichungen. "Jack Braun" scheint die Folge zu sein, auf die sich wohl alle einigen können. Was Vohrer betrifft, so bin ich, ganz anders als bei Wallace, nur mit wenigen seiner Beiträge so richtig warm geworden. Auch in Box 2 gibt es mit "Die tote Hand" nur einen positiven Ausreißer.

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #97


01. Toccata und Fuge - 5 von 5 Punkten
02. Jack Braun - 5 von 5 Punkten
03. Die Kolonne - 5 von 5 Punkten
04. Ein unkomplizierter Fall - 5 von 5 Punkten
05. Die Rache - 5 von 5 Punkten
06. Die Dienstreise - 4,5 von 5 Punkten
07. Lohngeld - 4,5 von 5 Punkten
08. Der Spieler - 4,5 von 5 Punkten
09. Konkurs - 4,5 von 5 Punkten
10. Erkältung im Sommer - 4 von 5 Punkten
11. Der Alte schlägt zweimal zu - 4 von 5 Punkten
12. Ein Koffer - 4 von 5 Punkten
13. Zeugenaussagen - 4 von 5 Punkten
14. Die Sträflingsfrau - 4 von 5 Punkten
15. Nachtmusik - 3,5 von 5 Punkten
16. Der schöne Alex - 3,5 von 5 Punkten
17. Verena und Annabelle - 3,5 von 5 Punkten
18. Blütenträume - 3,5 von 5 Punkten
19. Marholms Erben - 3 von 5 Punkten
20. Zwei Mörder - 3 von 5 Punkten
21. Der Pelikan - 2,5 von 5 Punkten
22. Bumerang - 2 von 5 Punkten



Auf jeden Fall ist es wunderbar, dass hier durch Gubanovs Besprechungen mal wieder richtig Leben eingekehrt ist. Ich hoffe, dass ich in diesem Sommer endlich eine Köster-Gesamtrangliste erstellen kann - zwei Folgen müssen dafür noch gesichtet werden.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

01.06.2020 15:08
#312 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zu Volker Vogeler: er kam ja nur zu Ringelmann, weil er eigentlich einen Tatort schreiben wollte, man ihn aber nicht ließ bzw. das Buch ablehnte. Dann ging er zum Münchner Produzenten. (Näheres: http://krimiserien.heimat.eu/a/der_alte_volker_vogeler.htm)

Zitat von Gubanov im Beitrag #310
Mit "Alarm auf Revier 12" kam Brynych nach langer Pause mit Knalleffekt zu Ringelmann zurück, wo er vorher, wenn ich's richtig überblicke, nur seine Kommissar-Heuler verbrochen hatte.
1971 inszenierte Brynych für Ringelmann an Originalschauplätzen nach eigenem Drehbuch die Erich-Maria-Remarque-Verfilmung Die Nacht von Lissabon mit einem großartigen Martin Benrath und einem hervorragenden Vadim Glowna, weiters mit Horst Frank, Musik: Peter Thomas. Ich bin kein großer Brynych-Fan, hier passte aber seine Art der Inszenierung. PS: Wie ich eben zufällig sah, findet sich der Film in sehr guter Qualität bei einem bekannten Online-Videodienst.

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #311
Eine weitere Reinecker-Serie brauchte niemand, obwohl ich es durchaus interessant gewesen wäre, wenn Reinecker zwischendurch mal die ein oder andere Folge geschrieben hätte. Aber offensichtlich gab es da eine Brandmauer - errichtet von Reinecker, von Ringelmann oder vom ZDF - wer weiß das schon?
In der ersten Planungsphase war Herbert Reinecker sehr wohl als Autor (wie etwa auch Hans Gottschalk, der im November 1975 als geistiger Vater der Serie bezeichnet wurde) vorgesehen und auch als solcher angekündigt. Warum seine Bücher letztlich nicht verwendet wurden, weiß ich nicht.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

02.06.2020 16:03
#313 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #310

Zitat von Jan im Beitrag #309
Dass beispielsweise Alfred Vohrer beim Alten (ganz im Gegenteil zum Derrick) nur schwer hinein gefunden hat, daran konnte ich mich gut erinnern. [...] Vohrer wurde eigentlich mit jeder Episode besser.

Zu Vohrers Folgen aus Box 2 kann ich noch nichts sagen (steigert die Vorfreude), aber "Erkältung im Sommer" ist schon ein immenses Highlight in der ersten Hälfte von Box 1. Und über "Zwei Mörder" gehen unsere Wahrnehmungen bekanntlich auseinander.


Richtig, "Erkältung im Sommer" und wie ich finde auch "Marholms Erben" sind tatsächlich sehr gelungen. In Box 2 finden sich ohnehin (aus der Erinnerung heraus) nur zwei Vohrer-Episoden. Zwei weitere, die ich als sehr stark abgespeichert habe, finden sich erst in Box Nr. 3. Soweit ich das recht erinnere, liegen diesen jeweils sehr starke Müller-Drehbücher zugrunde.

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #311

01. Toccata und Fuge - 5 von 5 Punkten
02. Jack Braun - 5 von 5 Punkten
03. Die Kolonne - 5 von 5 Punkten
04. Ein unkomplizierter Fall - 5 von 5 Punkten
05. Die Rache - 5 von 5 Punkten
06. Die Dienstreise - 4,5 von 5 Punkten
07. Lohngeld - 4,5 von 5 Punkten
08. Der Spieler - 4,5 von 5 Punkten
09. Konkurs - 4,5 von 5 Punkten
10. Erkältung im Sommer - 4 von 5 Punkten
11. Der Alte schlägt zweimal zu - 4 von 5 Punkten
12. Ein Koffer - 4 von 5 Punkten
13. Zeugenaussagen - 4 von 5 Punkten
14. Die Sträflingsfrau - 4 von 5 Punkten
15. Nachtmusik - 3,5 von 5 Punkten
16. Der schöne Alex - 3,5 von 5 Punkten
17. Verena und Annabelle - 3,5 von 5 Punkten
18. Blütenträume - 3,5 von 5 Punkten
19. Marholms Erben - 3 von 5 Punkten
20. Zwei Mörder - 3 von 5 Punkten
21. Der Pelikan - 2,5 von 5 Punkten
22. Bumerang - 2 von 5 Punkten


Wobei das so meilenweit von meiner Beurteilung alles gar nicht weg ist. Wesentlich besser als mir scheint Dir "Die Kolonne" zuzusagen, währenddessen "Marholms Erben" wie auch nahezu alle übrigen Vohrer-Arbeiten bei mir zwar auch nicht gerade frenetisch, jedoch aber wohlwollender wegkommen. "Ein unkomplizierter Fall", bei der ich mich schon als alleiniger Fan sah, findet sich auch bei Dir recht weit oben. "Toccata und Fuge" sogar führend. Ich müsste noch einmal meine früheren Texte durchsehen, würde aber vermuten, dass ich diese früher vermutlich auch auf 1 gesetzt hätte. Deine hohen durchschnittlichen Punktewerte zeigen schon, dass die Serie in ihrer Frühphase reichlich starke Episoden hatte. Nur zwei von 22 liegen auf bzw. unter dem Schnitt, was ich schon als generellen Qualitätsindikator sehen würde. Da ist letztlich dann das Bessere des Guten Feind.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
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06.06.2020 10:00
#314 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Der Alte: Collector’s Box 2 (Folgen 23-47, 1979-80)

  • #023: Der Abgrund (Theodor Grädler)
  • #024: Lippmann wird vermisst (Günter Gräwert)
  • #025: Mordanschlag (Alfred Vohrer)
  • #026: Neue Sachlichkeit
  • #027: Der Auftraggeber
  • #028: Pensionstod
  • #029: Nach Kanada
  • #030: Teufelsbrut
  • #031: Ein Parasit
  • #032: Alte Kameraden
  • #033: Eine große Familie
  • #034: Die Lüge
  • #035: Illusionen über einen Mord
  • #036: Der Neue
  • #037: Morddrohung
  • #038: Magdalena
  • #039: Die tote Hand
  • #040: Das letzte Wort hat die Tote
  • #041: Mord nach Plan
  • #042: Sportpalastwalzer
  • #043: Bruderliebe
  • #044: Der Detektiv
  • #045: Der Freund
  • #046: Der Irrtum
  • #047: Vertrauensstellung




Der Alte: Der Abgrund

Episode 23 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Theodor Grädler. Drehbuch: Leopold Ahlsen. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Xenia Pörtner (Anna Gautier), Pierre Franckh (Anselm Kausch), Ida Krottendorf (Frau Kausch), Werner Kreindl (Dr. Koll), Joachim Wichmann (Kommissar Huber), Alexander Hegarth (Herr Gaubel), Wolfrid Lier (Parkwächter), Gaby Herbst (Frau Obermeier) u.a. Erstsendung: 19. Januar 1979. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (23): Der Abgrund
In immer kürzeren Abständen werden in den abendlichen Isarauen und dem nahen Grünwald Frauen überfallen. Kommissar Köster stößt nur aus Zufall auf die zunächst harmlosen Sittendelikte, die jedoch eine zunehmende Eskalation vermuten lassen. Der Gedanke daran, dass der unbekannte Täter – ein 18-jähriger Mopedfahrer – vielleicht bald ein noch schlimmeres Verbrechen begehen könnte, lässt den Kriminaler nicht mehr los. Mithilfe eine Psychiaters versucht er, in den Kopf des Jungen zu blicken und ihm damit einen Schritt voraus zu sein. Wird Köster den gehemmten Unhold finden, bevor dieser seinen ersten Mord begeht?


Auch in Leopold Ahlsens zweiter (eigentlich dritter) „Der Alte“-Arbeit tritt der eigentliche Krimi hinter ein psychologisches Drama zurück. Im Vergleich mit „Ein unkomplizierter Fall“ gerät „Der Abgrund“ – man erahnt es bereits am Titel – noch düsterer, aber auch noch experimenteller. Denn Kommissar Köster muss sich diesmal an einem Mord die Zähne ausbeißen, der noch nicht geschehen und von dem unklar ist, ob und wann er stattfinden, wer Täter und wer Opfer sein wird. Zumindest ein Psychogramm des Täters bastelt sich der unermüdliche Alte mühevoll zusammen – die genervte Anmerkung seiner Freundin Anna Gautier, er sei von einer „fixen Idee“ besessen, ist nicht ganz unzutreffend. Man erkennt daran, wie wichtig Köster die Gerechtigkeit ist: Er versucht nicht nur, sie nach einem Gesetzesbruch wiederherzustellen, sondern setzt auch alles daran, dass sie nicht erst verletzt wird. Er verzichtet dafür auf Urlaub, wälzt dicke Lehrbücher und bespricht sich ausführlich mit dem von Werner Kreindl dargestellten Geistesklempner.

Immer wieder wechselt die Erzählung zwischen eben jenen intellektuellen Abwägungen, die dem Fall einen substanziellen Unterbau geben, und den Einblicken in das Leben von Anselm Kausch. Pierre Franckh spielt den Lüstling in spe und verleiht damit der Episode gleichzeitig sowohl einen veritablen Kult- als auch einen nicht zu verachtenden Cringe-Faktor. Sinnvollerweise wird der Kommentar eingeflochten, Sexualverbrecher seien meist keine sadistischen, bedrohlichen Monster, sondern zurückhaltende, unsichere Persönlichkeiten – doch die Menge an Jämmerlichkeit, die Franckh und seine Filmmutter Ida Krottendorf darbieten, erschlägt den Zuschauer förmlich. Die beiden Darsteller trumpfen intensiv und glaubhaft auf, übertreiben es mit ihren Komplexen und ihrer Weltfremdheit aber auch gelegentlich. Theodor Grädler, sonst sehr beflissen in der Schauspielerführung, hielt seine Mimen diesmal offenbar an der langen Leine, sodass die im Grunde stimmigen seelischen Färbungen allzu grell und grobschlächtig herüberkommen. Dadurch wirken die Szenen im Hause Kausch sowie Anselms Ausflüge im Dunkeln sehr unangenehm – immerhin: Man kann nicht leugnen, dass sie (auch wegen der spekulativen Sex-Komponenten) einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Subtilere Töne, die dem gehobenen Ahlsen’schen Anspruch tatsächlich gerecht werden, hört man eher von den Nebenrollen. Da gibt es zum Beispiel einen Kaufhausdirektor (Thomas Reiner), der behauptet, sich an alle in den letzten vier Jahren eingestellten Mitarbeiter erinnern zu können, aber gleichzeitig nicht in der Lage ist, sich Kösters Namen zu merken. Auch die oftmals verletzenden Verhaltensweisen von Anselms Mitmenschen – mobbende Kommentare, wütendes Gemecker oder unverhohlene Tuscheleien – kommen gut zur Geltung, sodass der schwarze Peter nicht allein bei dem Jungen selbst, sondern auch in seinem abfälligen Umfeld (Uwe Dallmeier, Paula Braend) zu suchen ist. Umso schockierender erscheint das Finale, das einige dramaturgisch unfreiwillig komische Schnitzer vergessen macht.

Der Blick in den Kopf eines potenziellen Mörders hält den Zuschauer trotz ungewöhnlicher Episodenstruktur gut bei der Stange – einer plakativen Darstellung von Pierre Franckh sei Dank. 3,5 von 5 Punkten für ein manchmal übermäßig scharf gewürztes Psychodrama, in dem am Ende alle Fäden mit zweckdienlichem Knalleffekt zusammengeführt werden.

Gubanov ( gelöscht )
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09.06.2020 10:00
#315 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Lippmann wird vermisst

Episode 24 der TV-Kriminalserie, BRD 1979. Regie: Günter Gräwert. Drehbuch: Detlef Müller. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Eckhard Heise (Philipp Radtke), Sonja Sutter (Frau Radtke), Elisabeth Volkmann (Ute Kepich), Diether Krebs (Harry Scholte), Ferdinand Dux (Herr Breszak), Henry van Lyck (Andreas Bauer), Jan Hendriks (Martin Brenner), Otto Kurth (Rechtsanwalt) u.a. Erstsendung: 16. Februar 1979. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (24): Lippmann wird vermisst
Wo steckt sein Ziehvater? Philipp Radtke ist auf einer verzweifelten Suche nach Walter Lippmann, der sein Haus spurlos verlassen hat. An seiner Stelle führt dort nun seine aktuelle Freundin, die Tänzerin Ute Kepich, den Haushalt. Hat sie Lippmann ermordet, um sich dessen Besitz – insbesondere seine wertvolle Briefmarkensammlung – zu erschleichen? Philipp trägt seinen Verdacht bei der Kriminalpolizei vor, welche nach und nach Hinweise findet, die tatsächlich für einen Mord sprechen. Aber ob die Geschichte sich tatsächlich so verhält, wie Philipp sie sich vorstellt – dessen ist sich Kommissar Köster noch nicht sicher ...


Insgesamt eher ungewöhnlich für Ringelmann-Verhältnisse präsentiert sich nach dem Ahlsen’schen Kracher die eher ruhig gehaltene, teilweise etwas schleppende Folge „Lippmann wird vermisst“. In ihrer langsamen Spannungssteigerung und ihrer etwas untypischen Besetzung ähnelt sie eher einem „Tatort“, obwohl es gleichfalls verschiedene Parallelen zur im Vormonat ausgestrahlten Episode „Der Abgrund“ anzumerken gibt. Erneut steht ein vaterloser Protagonist im Mittelpunkt, der durch die Abwesenheit einer männlichen Bezugsperson aus der Bahn geworfen wird. Und wieder wird das Pferd von hinten aufgezäumt, d.h. ein Todesfall schwebt ähnlich lange diffus in der Luft und materialisiert sich erst ganz kurz vor Ende. Damit wird „der Alte“ schon zum zweiten Mal in Folge auf einen Fall angesetzt, den er rein formell eigentlich gar nicht bearbeiten dürfte. Diesmal muss er sich dafür aber wenigstens nicht in den Urlaub begeben – es scheint sonst eher ereignislos im Münchner Morddezernat zuzugehen.

Ungefragt erhalten Köster und Heymann einen Hobbydetektiv zur Seite gestellt. Dieses Kniffs bediente sich sonst eher Herbert Reinecker, der in „Derrick“ und „Der Kommissar“ gern einmal Hinterbliebene von Mordopfern zu Gerechtigkeitsfanatikern oder Racheengeln emporhob. Detlef Müller hatte sich von dieser Praxis offenbar eine Scheibe abgeschnitten und schickte mit Philipp Radtke eine Figur ins Rennen, die haarscharf auf der Grenze zwischen besorgtem Wahrheitssucher und nervigem Vorbehaltskrämer balanciert. Ähnlich wie bei Anselm Kausch in „Der Abgrund“ bedingen auch bei Philipp körperliche Handicaps Folgeschäden auf die Psyche: In einer Phase kindlichen Beurteilungsvermögens steckengeblieben, ist er keines vernünftigen Verhaltens mehr fähig, wenn er eine enorme Zu- oder Abneigung zu einem Menschen gefasst hat. Eckhard Heise ist für diesen Part eine gute Wahl, obwohl (oder gerade weil) er die Prominenz und Exaltiertheit anderer „Der Alte“-Gaststars vermissen lässt. Er überzeugt demnach vor allem in den leiseren Szenen mit Sonja Sutter als seiner Filmmutter. Im Duell mit der unheimlich chargierenden Elisabeth Volkmann werden hingegen allzu plumpe Stereotype bedient.

Die Folge ist dank des niemals lebendig auftretenden Gönners Lippmann hauptsächlich in gehobenen Verhältnissen angesiedelt; seine Villa erscheint anfangs noch wie eine uneinnehmbare Burg. Dies ändert sich im Laufe der Handlung, als Philipp mit seinem bestechlichen Kumpel (ein schmieriger Diether Krebs) auf eigene Faust einen Einbruch verübt. Auch werden zwischendurch zur Auflockerung immer wieder interessante Abstecher eingebaut – auf den schlammigen Schrottplatz, den Flughafen oder ins geheimnisvolle Sumpfgebiet. Wirkt „Lippmann wird vermisst“ stellenweise trotzdem ein bisschen dröge, so bietet die Auflösung eine positive, weil unerwartete Überraschung, die der Folge eine herbe Note verleiht. Sicher kein herausragendes Highlight, aber allemal gepflegte Unterhaltung.

Die Frage, was mit Lippmann geschah, hält dauerhaft eine auf niedriger Flamme brodelnde Spannung aufrecht, während Eckhard Heise und Elisabeth Volkmann für spitze Obertöne und Sonja Sutter für elegante Dramatik sorgen. 3,5 von 5 Punkten.

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