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Dieses Thema hat 337 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.03.2019 10:26
#256 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Spannend: Diese abweichenden Beurteilungen würden mich ja direkt wieder zu einer Rückkehr zum "Alten" verleiten. Aber es bringt nichts, noch ein Eisen ins Feuer zu legen. Erstmal muss "Derrick" zu Ende begutachtet werden. Stellt sich mir nur noch eine Frage: Ist "Liebe hat ihren Preis" nun eigentlich von Ashley oder von Grädler?

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

17.03.2019 01:43
#257 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Von Grädler. Es sei denn, Ashley hat diese Episode unter Pseudonym inszeniert (aber so schlecht ist sie nun wirklich nicht) und sich dafür ausgerechnet den Namen seines Regie-Kollegen geliehen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

17.03.2019 22:54
#258 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #255
Zitat von Ray im Beitrag #254
Die beste Episode der Box dürfte die oben von Percy Lister besprochene Episode "Liebe hat ihren Preis" mit Gaststar Horst Buchholz sein...

Da sieht man mal, wie die Geschmäcker auseinander gehen. Für mich ist das die schwächste Episode der Box. Grädlers Inszenierung ist mir da etwas zu bieder und einfallslos, das Skript von Müller zähle ich auch nicht zu seinen Glanztaten. Das große Plus sind tatsächlich die Darsteller, und so geht die Folge durchaus noch als solide durch - das spricht für die allgemein hohe Qualität der Serie. Aber auch deine beiden anderen Box-Highlights sind bei mir viel schlechter platziert. Dafür kann ich mich sehr für die von dir eher verschmähten Episoden "Umsonst ist der Tod" (mit genialer Atmosphäre und grandiosen Auftritten von Bongartz und Augustinski) und "Kahlschlag" (vielschichtiger Plot, famose Böttcher-Musik mit Wallace-Anleihen, eines der am meisten unterschätzten Vogeler-Bücher) erwärmen.

Das Kuriose ist ja, dass es bei der vorherigen Box genau umgekehrt war: Da belegte deine Lieblingsfolge "Tod am Sonntag" bei mir den letzten Platz. Zumindest können wir uns diesmal darauf verständigen, dass "Die Hellseherin" zu den weniger gelungenen Episoden der Box zu zählen ist. Mal schauen, wann ich den "Alten" abschließen kann. Box 5 ist ja ungleich schmaler mit 14 Folgen. Hoffe auf die ein oder andere gelungene Folge zum Abschluss.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

17.03.2019 23:44
#259 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

„Tod am Sonntag“ ist natürlich eine sehr polarisierende Folge. Ich verstehe jeden, der damit überhaupt nichts anfangen kann. Brynych halt...

Ich stecke ja auch mitten in der letzten Box, und da sind schon noch einige hervorragende Episoden dabei. Die ersten vier Folgen sind sehr stark (wobei „Der Selbstmord“ auch wieder ein „Love it or hate it“-Kandidat ist - ich finde ihn überragend) - im 90er-Bereich kommen aber noch einige Durchhänger - ein spätes, düsteres Highlight ist dann der letzte Köster-Brynych „Der Sohn“.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

06.06.2019 22:36
#260 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

So, inzwischen habe ich nun auch Collector's Box Vol. 5 durchgesehen. Wie von Marmstorfer in Aussicht gestellt, waren wirklich noch einmal ein paar Höhepunkte dabei. Allerdings dürften wir bei der Frage, um welche Folgen es sich dabei konkret handelt, nur teilweise auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Highlight war für mich die Folge "Die Angst des Apothekers" mit einem hervorragenden Wolf Roth in der Titelrolle. Dieser wird von einem Bekannten unter Druck gesetzt. Beide hatten bei einem Bootsunfall im Ausland einen Jungen getötet. Die Leiche des Jungen sei nach Angaben des Bekannten an Land gespült worden und ein Mann, der von den Vorkommnissen Kenntnis hat, erpresse ihn nun. Da er nicht alleine "blechen" will, wendet er sich an den honorigen Apotheker. Als dieser von einer gesetzlichen Regelung erfährt, die einem Erpressungsopfer unter Umständen Straffreiheit gewährt, wenn die Tat, um die es in der Erpressung geht, nicht schwer ist, weigert er sich, sich am "Freikauf" zu beteiligen. Kurz darauf ist der Bekannte tot. Die Story ist wirklich gut und darüber hinaus spannend inszeniert. Kösters Bekanntschaft zum Apotheker gibt der Folge noch eine besondere, persönliche Würze. Ebenfalls storytechnisch sehr interessant und noch dazu hervorragend besetzt ist die Folge "Flüstermord". Dort geht es um ein Nottestament, mit dem der Sterbende seine Frau (Christiane Krüger) und Kind enterbt und dafür seine Schwester (Christine Wodetzky) zur Haupterbin macht. Zeugen dieses Nottestaments waren Uwe Friedrichsen, Stefan Behrens und Gert Günther Hoffmann. Die Ehefrau ficht das Testament an, kurz darauf wird ihr Kind in anonymen Anrufen bedroht. Weitere Gaststars sind Harald Leipnitz und Paul Edwin Roth. Story und Besetzung ergeben hier eine wirklich gute Symbiose, kurios ist der unmotivierte Eva-Kostüm-Auftritt von Christiane Krüger, ihre 80er-Jahre-Frise ist aus heutiger Sicht obendrein ein ziemlicher "Abtörner". Komplettiert wird das Trio durch die Folge "Der Selbstmord", in der Charles Regnier einen echten Gala-Auftritt hinlegt. Zwischen ihm und Lowitz entwickelt sich im Laufe der Folge ein tolles Psycho-Duell, zumal schnell klar wird, dass er der Mörder ist.

Achtung Spoiler

Ich wusste zwar schon vorher, dass Köster in der letzten Folge sterben würde. Auch wenn die Folge auf diesem Wege natürlich dramatisch aufgeladen ist und mit einem echten Paukenschlag endet, frage ich mich, ob das wirklich nötig war. Lowitz war seinerzeit jenseits der 70, warum ihn also nicht einfach in den Ruhestand schicken? Hätte ich im Zweifel glaubwürdiger gefunden.

Spoiler Ende


Insgesamt würde ich die Folgen in folgende Rangfolge bringen:


01. Die Angst des Apothekers 5/5
02. Flüstermord 4,5/5
03. Der Selbstmord 4,5/5
04. Die Tote in der Sauna 4/5
05. Die Tote im Schlosspark 4/5
06. Der Leibwächter 3,5/5
07. Zwei Leben 3,5/5
08. Tödlicher Bumerang 3,5/5
09. "...tot ist tot" 3,5/5
10. Hals über Kopf 3/5
11. Eine Tote auf Safari 3/5
12. Gemischtes Doppel 2,5/5
13. Der Sohn 2,5/5
14. Wiederholungstäter 2,5/5

Gubanov ( gelöscht )
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03.02.2020 13:30
#261 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Der Alte: Collector’s Box 1 (Folgen 1-22, 1977-78)





Der Alte: Die Dienstreise

Episode 1 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Johannes Schaaf. Drehbuch: Oliver Storz, Jochen Wedegärtner. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Hans Brenner (Klaus Rott), Katharina Seyferth (Walburga), Michael Ande (Gerd Heymann), Henning Schlüter (Franz Millinger), Wolfgang Reichmann (Gala Teretti), Susanne Uhlen (Katja Ewers), Gert Haucke (Rudi Stallmann), Xenia Pörtner (Anna Gautier), Wolfgang Wahl (Einsatzleiter) u.a. Erstsendung: 11. April 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (1): Die Dienstreise
Überfall auf die Südbank: Während die Polizei die Bank von außen belagert, hält sich der Räuber drinnen drei Angestellte als Geiseln. Für seine Flucht verlangt er ein Auto und einen Polizeibeamten, der ihn unter vorgehaltener Waffe begleiten soll. Kommissar Köster bietet sich für den Job an. Geduldig chauffiert er den Verbrecher durchs Münchner Umland, wobei sich die beiden Männer ein regelrechtes Psycho-Duell liefern. Um sich zusätzlich abzusichern, verwickelt Rott, der Bankräuber, noch eine Anhalterin in die Geschichte. Schließlich bietet Köster dem hartnäckigen Ganoven einen schmutzigen Deal an, um an einen noch größeren Fisch heranzukommen ...


Schon in seinem ersten Fall stellt Kommissar Köster unter Beweis, welch ein kalter Hund er doch ist. Während er auf dem Revier seinem kindlichen Assistenten Heymann gelangweilt altkluge Befehle entgegenbellt, macht er im Angesicht der Gefahr und in Gegenwart des Bankräubers Rott eine ungleich bessere Figur. Siegfried Lowitz nimmt sich seiner neuen Paraderolle mit abgeklärter Kaltschnäuzigkeit und strategischer Raffinesse an – auch wenn der Plot der in Spielfilmlänge produzierten Pilotfolge einigermaßen flach ausfällt, so sorgt Köster mit seiner Fähigkeit, Publikum und Kollegen in Gedanken schon drei Schritte voraus zu sein, für manche Überraschung. Sein Handeln beruhigt Rott und schützt zunächst das Leben Unschuldiger, um schließlich doch in ein Blutbad zu münden, das aber immerhin der „guten Sache“ dient. So präsentiert sich der neue „Alte“ als effektiver Pragmatiker, der einerseits nicht einfach gemütlich mit Mördern Schnäpse trinken geht wie Vorgänger Keller und andererseits auch keine so hohen moralischen Standards ansetzt wie Zeitgenosse Derrick. Stattdessen steht der Erfolg im Vordergrund; die Maus muss in die Falle – egal wie.

Natürlich muss man in „Die Dienstreise“ (ein köst[-er-]lich ironischer Titel für die Geiselfahrt mit einem Schwerverbrecher) die Pille einer prinzipiell unglaubwürdigen Handlung schlucken. Erstens kann man davon ausgehen, dass kein Polizist der Welt – gleich ob er Kösters Reputation besitzt oder nicht – so freie Hand im Umgang mit Rott erhalten hätte. Spätestens im Wirtshaus in Pfaffenhofen wäre Schluss für Rott gewesen. Zweitens spielen sowohl der Beamte als auch der Räuber mehrfach unnötig mit dem Feuer; insbesondere die Involvierung der jungen Walburga erscheint wie ein vermeidbares Risiko und lässt den von Hans Brenner bis dato eiskalt gespielten Schurken plötzlich unversehens zum windelweichen Charmebolzen werden. Drittens erfüllt Hintermann Gala Teretti kaum mehr als die üblichen Gangsterboss-Klischees und wirkt deutlich zu platt, um wie gehofft als Köster-Erzfeind bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Doch das ist alles recht unwichtig, da die Inszenierung weniger auf inhaltliche Sauberkeit oder logische Charaktere ohne Brüche abzielt, sondern vielmehr ganz auf Action, Spannung und psychologischen Thrill gebürstet ist. Wird Rott austicken? Wie weit wird er gehen? Kann er sich gegen Teretti durchsetzen? Geht Kösters waghalsiger „Pakt mit dem Teufel“ auf? Dies alles sind Fragen, die den Zuschauer trotz gewissen Stolper-Potenzials sehr geschickt bei der Stange halten. Tolle Momente sind die Explosion des Benzinkanisters im Straßentunnel, der Besuch in der Wirtschaft, Kösters unfreiwilliges Bad und der Showdown in der Tiefgarage. Zudem ist man froh, den „Alten“ nicht in seinem muffigen Büro, sondern auf den Landstraßen des bayerischen Hinterlands kennenzulernen, wo Lowitz im Vergleich mit Brenner noch regelrecht sympathisch wirkt. Abgerundet wird der Fall, der noch ohne den typischen Serienvorspann auskommen muss, von der treffsicheren Besetzung der Nebenrollen (Reichmann, Uhlen, Dallmeier, Singer, Relin, van Husen, Berben u.a.) sowie von einem einprägsamen Synthie-Stampfer aus der Feder des ewigen Genies Peter Thomas.

„Die Dienstreise“ eignet sich als Visitenkarte für Köster hervorragend, denn sie ist ebenso unkonventionell und bissig wie der Ermittler, den sie neu in die deutsche Fernsehlandschaft einführt. Dabei teilt sie mit ihm auch die Eigenschaft, nicht restlos zu überzeugen, sondern Ecken und Kanten zu zeigen, die sie auch beim wiederholten Sehen interessant machen. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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04.02.2020 13:30
#262 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Jack Braun

Episode 2 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Peter Berneis, Karl Heinz Willschrei. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Peter Bollag (Jack Braun), Peter Pasetti (Dr. Margolis), Michael Ande (Gerd Heymann), Karl Renar (Hans Kraus), Günther Maria Halmer (Peter Engel), Henning Schlüter (Franz Millinger), Hans Beerhenke (Paul Dieckmann), Udo Thomer (Verkehrspolizist Beier), Xenia Pörtner (Anna Gautier) u.a. Erstsendung: 17. April 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (2): Jack Braun
Paul Dieckmann überlebt seinen Winterspaziergang nicht. Von einem falschen Freund vor einen rasenden Wagen gestoßen, erliegt er noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen. Am Steuer saß nicht – wie der Polizei glaubhaft gemacht werden soll – der Besitzer des Autos, der bekannte Gynäkologe Dr. Margolis, sondern die beiden zwielichtigen Gestalten Jack Braun und Peter Engel. Welchen Grund haben die beiden, Margolis das Tötungsdelikt in die Schuhe zu schieben? Köster sieht sich die Angelegenheit genauer an und schlüpft dabei in die Rolle eines hinterlistigen Erpressers ...


Nun sind wir angekommen: Das Serienuniversum um Siegfried Lowitz scheint nach der doch etwas aus dem Rahmen fallenden Pilotfolge komplett. Als zweite Episode ausgestrahlt, aber erst als fünfte gedreht, bietet „Jack Braun“ (fast) alles, was den „Alten“ in den Augen seiner Zuschauer so besonders macht: Der Vorspann ist da – Lowitz wendet sich in perfekter Seventies-Animation dem Zuschauer zu, während Peter Thomas’ aufpeitschender Score ertönt – und auch das gesamte Ermittlerteam hat sich in Kriminalrat Millingers Büro eingefunden. Dennoch waren die Autoren Peter Berneis und Karl Heinz Willschrei so clever, Kommissar Köster hauptsächlich allein auf die Pirsch zu schicken, wo er nicht von den teilweise albernen Maßregelungen seines Vorgesetzten oder den Einwänden seiner Assistenten zurückgehalten wird und erneut einen Weg jenseits der Legalität einschlagen kann. Mit guter, kompakt zusammengestellter Ermittlungsarbeit auf eigene Faust sowie undercover als Herr Schröder findet er schnell heraus, dass mehr hinter Dieckmanns „Unfall“ steckt als gedacht, und hat dabei offensichtlich eine diebische Freude.

Taucht Wolfgang Beckers Name als Regisseur auf, darf man in den 1970er Jahren fast immer eine gelungene Episode erwarten und bekommt diese hier auch zuverlässig geboten: Vor allem in den Szenen, in denen es handfester zugeht, beweist er ein gutes Händchen, lässt überfahren, erpressen und Schießereien veranstalten, baut während einer S-Bahnfahrt ordentlichen Suspense auf, bringt ein Auto zur Explosion und scheut sich nicht, die unappetitlichen Verletzungen der jeweils Betroffenen ins Bild zu rücken. „Jack Braun“ ist dennoch keine Gangsterposse wie noch „Die Dienstreise“: Der Plot ist feingestrickt, weist offene ebenso wie gut gehütete Geheimnisse auf und macht düstere Andeutungen bezüglich möglicher Feindschaften in der Vergangenheit. Das betrifft natürlich auch Peter Pasettis Rolle als Dr. Margolis. Seine perfekte Kultiviertheit bei gleichzeitigem arrogantem Tonfall lässt sofort erkennen, dass ein Mann wie er sich leicht Feinde macht. Insofern ist es eigentlich gar nicht nötig, den Part des streitbaren Gynäkologen weiter auszubauen; aufgrund der hochkarätigen Besetzung hätte ich es mir trotzdem gewünscht. Gerade die angespannte Atmosphäre zwischen Pasetti und Lowitz – eindeutig zwei Sturköpfen und Streithähnen – hätte in weiteren Zwiegesprächen sicher noch ungeahnte Höhen erreicht.

Stattdessen konzentrieren sich viele Szenen auf den titelgebenden „Jack Braun“ und seine Komplizen, womit die Episode beweist, wie spannungsgeladen auch ein Fall mit offener Täterkonstruktion sein kann, der lediglich noch die Frage nach dem Motiv offenlässt. Dieses wird kurz vor Schluss enthüllt, überrascht den Zuschauer und bietet Peter Bollag eine ideale Gelegenheit, seiner mysteriösen Figur, die bis dahin fast nur im dunklen Trenchcoat zu sehen war, zusätzliche Seelenschwärze zu verleihen. Passend zum melancholischen Ausklang bediente sich Becker bei Supertramps „Crime of the Century“ als musikalischer Begleitung, deren harmonische Klänge von kurzen, harten, fast subliminalen Schnitten auf verhärtete Gesichter konterkariert werden.

Ein Fall mit winterlicher Atmosphäre und viel Substanz, in den sich Kommissar Köster mit besonderem Gusto hineinkniet, sorgt für den ersten Höhepunkt in den Memoiren des „Alten“. Obwohl auf Pasetti und Bollag beeindruckende Streiflichter fallen, verdient „Jack Braun“ seine 5 von 5 Punkten in erster Linie wegen Siegfried Lowitz.

Gubanov ( gelöscht )
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05.02.2020 13:30
#263 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Der Alte schlägt zweimal zu

Episode 3 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie und Drehbuch: José Giovanni. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Jan Hendriks (Martin Brenner), Michel Robin (Eric Finberg), Loumi Jacobesco (Vanessa), Eleonore Noelle (Martha Finberg), Brigitte Horney (Finbergs Schwiegermutter), Uli Steigberg, Harald von Köppelle, Bert Laurin u.a. Erstsendung: 1. Mai 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (3): Der Alte schlägt zweimal zu
Eric Finberg steht zwischen zwei Frauen. Auf der einen Seite fühlt er sich zum aufregenden polnischen Fotomodell Vanessa hingezogen; auf der anderen Seite verweigert seine spröde Gattin Martha die Scheidung. Natürlich fällt nicht nur der Verdacht der Schwiegermutter, sondern auch der Polizei sofort auf Finberg, als Martha spurlos verschwindet. Ist der Fuhrunternehmer ein Mörder? Köster, Heymann und Brenner machen sich fieberhaft daran, sein Alibi zu knacken und ihm zu beweisen, dass er trotz Speditionsauftrag und knapper Fahrtzeit doch für das Ableben seiner Frau gesorgt haben könnte ...


Eine deutsche Krimiserie wird vor allem deshalb zum Exportschlager, weil sie offen und ehrlich deutsche Verhältnisse und Charaktere porträtiert. Das bewies „Derrick“ eindrucksvoll mit seinem Verkauf in unzählige inner- und außereuropäische Länder. Einer internationalen Besetzung bedurfte es dazu nie, denn wer sollte schließlich Temperament und Verhalten bayerischer Opfer, Täter und Verdächtiger besser ins rechte Licht rücken als hiesige Schauspielgrößen und Autoren? Es verwundert deshalb, dass sich Ringelmann gleich zu Beginn der „Der Alte“-Reihe für ein Gemisch französischer Mimen und für den „Endstation Schafott“-Regisseur José Giovanni entschied, mit dem sogar ursprünglich drei Folgen realisiert werden sollten. Dass es dazu nicht kam, liegt sicher zum Teil an der sehr ungewohnten Handschrift, die der Pariser hier demonstrierte und die neben einer teilweise ungeschickten Darstellerführung vor allem auch eine langwierige Erzählweise und Inszenierung mit einschließt. Zwar verströmen die Mordmethode und die mit ihr verbundenen Bilder der LKW-Fahrt über Wald- und Wiesenstraßen ein angenehmes Flair; vom Rätselstandpunkt ist das Drehbuch aber schlecht aufgebaut, da Finbergs Möglichkeiten, sich auf der Fahrt der Leiche seiner Frau zu entledigen, nicht non-existent, sondern praktisch unendlich sind.

In erster Linie dürften Ringelmann indes die Reaktionen abgeschreckt haben, die „Der Alte schlägt zweimal zu“ in der Presse einfuhr. Sie drückten die rigorose Ablehnung der unter Giovanni nicht mehr nur dubiosen, sondern regelrecht unrechtsstaatlichen Mittel aus, welche Köster bei der Lösung des Falles anwendet. Das „Zuschlagen“ des Titels besteht gemäß der Devise „Der Zweck heiligt die Mittel“ schließlich u.a. in der Fälschung eines Tonbandgeständnisses und Heymanns sexueller Zweckliaison mit der Hauptverdächtigen, woraufhin das Publikum wetterte: „Die Krimiserie ist eine öffentliche Diskreditierung unserer Polizei“. Die Episode wurde deshalb ironischerweise trotz ihrer internationalen Besetzung nie im Ausland gezeigt und landete nach ihrer Erstsendung auch in der BRD für mehrere Jahrzehnte im Giftschrank.

Uneinigkeit dürfte darüber bestehen, ob es eine gute oder schlechte Wahl war, den Hauptverdächtigen mit Komiker Michel Robin zu besetzen, der einerseits die hündische Unterwürfigkeit gegenüber seiner Geliebten überzeugend darstellt, sich andererseits damit vor der Kamera jedoch auch ausgiebig lächerlich macht und zum blauäugigen Gesellen abstempelt. Für Köster und sein Team ist er praktisch Freiwild, das nur noch eingefangen werden muss. Loumi Jacobesco spielt mehrere Ligen über Robin und streichelt ihm offensichtlich nur aus pragmatischen Erwägungen den behaarten Rücken, verhält sich aber ebenso wie Finberg nicht folgerichtig. Ihr amouröses Abenteuer mit Ande ist zum Beispiel äußerst fragwürdig, wenn sie ihn als angeblichen Beamten von der Fremdenpolizei eigentlich von einer baldigen Heirat mit Finberg überzeugen will. Verlockend bleiben die dunklen Schatten ihrer ersten Ehe, die sie bei besserer Auskostung zu einer klassischen Femme fatale hätten stempeln können. Neben Jacobesco verleihen auch der kurze Auftritt von Brigitte Horney sowie die romantische Klaviermusik der einigermaßen missglückten Folge einen gewissen Chic.

Episoden wie „Der Alte schlägt zweimal zu“ findet man nur in Serienanfangsphasen, in denen noch Experimente gewagt werden. Nicht immer gehen sie auf, aber sie zeugen von Risikobereitschaft und Kreativität. Wahrscheinlich ist es trotzdem besser, dass es bei diesem einmaligen Frankreich-Crossover des „Alten“ blieb. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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06.02.2020 13:30
#264 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Toccata und Fuge

Episode 4 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Peter Berneis, Karl Heinz Willschrei. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Heidelinde Weis (Tina Colucci), Harry Meyen (Frank Brack), Gracia Maria Kaus (Madeleine Manchot), Wolfgang Gasser (Toni Rautenstrauch), Peter Fricke (Rolf Meisel), Michael Maien (Francesco Colucci), Hanne Wieder (Gertrud Kaminsky), Michael Ande (Gerd Heymann), Jan Hendriks (Martin Brenner) u.a. Erstsendung: 1. Mai 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (4): Toccata und Fuge
Kommissar Köster wendet sich ans Fernsehpublikum, um einen mittlerweile ein Jahr zurückliegenden Mordfall aufzuklären. Damals wurde Anna Colucci im Schnellzug von Triest nach München ermordet. Der Verdacht fiel auf Annas Ehemann Francesco, dem jedoch die Clique um Tina Schöne ein Alibi gab. Pikant an der Geschichte: Tina heiratete daraufhin Colucci. Ihre Freunde wollen nun, da sich die beiden wieder auseinandergelebt haben, nichts mehr von ihren damaligen Aussagen wissen, sodass Colucci erneut ins Kreuzfeuer gerät. Ein weiterer Mord geschieht und Kommissar Köster glaubt, den Schlüssel zur Lösung in der Thomaskirche zu finden ...


Verwirrend ist wohl das Attribut, das „Toccata und Fuge“ am besten beschreibt. Gedreht als zweite Folge, fällt diese Episode in die Kategorie „Hauptsache anders“, was ihr unter Fans bis heute einen großen Kultstatus sichert. Das ist zunächst gar nicht zu erkennen, denn der aus der hochspannenden „Kommissar“-Episode „Der Tod fährt 1. Klasse“, einem Intermezzo im Mehrteiler „Babeck“ und dem komplett am Münchner Hauptbahnhof angesiedelten „fünfte Kolonne“-Abenteuer „Null Uhr Hauptbahnhof“ als Eisenbahn-Spezialist bekannte Wolfgang Becker begann den Fall Colucci mit einem klassischen Frauenmord auf schneller Schiene. Auch gegen die kreative Idee, dies in eine Film-im-Film-Hommage an „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ zu verkehren und Kommissar Köster als medialen Bittsteller ein ungelöstes Rätsel aus der Vergangenheit wieder aufrollen zu lassen, kann nichts eingewendet werden. Seine Ermittlungen im Hier und Jetzt führen den „Alten“ allerdings schnell in deutlich weniger erfreuliche Gefilde.

Den Hauptteil von „Toccata und Fuge“ nimmt das weitgehend ereignislose Geplänkel einer schläfrig, ja regelrecht tranceartig agierenden Gruppe wohlhabender Nichtstuer ein. Sie machen sich unter der Ägide von Harry Meyens Frank Brack einen Spaß daraus, die Polizei mit Falsch- und widerrufenen Aussagen zu necken – je nachdem, welche Verdächtigen gerade ihre willkürliche Gunst genießen oder in Ungnade gefallen sind. Dabei erliegen sie der Illusion, sich die Wahrheit und den Verlauf der Gerechtigkeit nach Belieben zurechtbiegen zu können, während sie aus Freude an der Sache das Auslöschen und Zerstören mehrerer Leben tolerieren. Neben dem Strippenzieher Brack steht vor allem Tina Colucci im Mittelpunkt der eingeschworenen Clique. In dieser Rolle kann Heidelinde Weis zwar durch schmeichelhafte Kameraführung und Kostümierung ihre zarte Schönheit unter Beweis stellen, sieht sich aber zugleich mit dem Problem konfrontiert, ein charakterloses Püppchen darstellen zu müssen, mit dem man weder Angst noch Mitleid empfinden kann. Dadurch missglückt auch die Schlussszene in der Kirche, die zwar prinzipiell spannend gemacht ist, aber völlig aus dem Rahmen fällt. Ihre Sakral- und Orgelthematik spiegelt sich sonst kaum in der Folge wider; selbst Becker – sonst ein erfahrener Connaisseur, was den Musikeinsatz angeht – hielt es nicht für nötig, Bachs titelgebende Komposition im Abspann noch einmal erklingen zu lassen.

Überhaupt muss man sich die Frage stellen, warum Ringelmann, wenn er schon die exzentrische Seite seines „Alten“ demonstrieren wollte, einen nüchternen Actionregisseur wie Becker für einen abgedrehten, aber dialoglastigen Stoff einsetzte. Alternativen vom Format eines Zbynek Brynych oder Alfred Vohrer hätten hier den nötigen Schuss Verrücktheit in den Zaubertrank träufeln können, um ein weniger beliebiges, unpersönliches Werk zustandezubringen – ganz unabhängig von den offensichtlichen Konstruktionsschwächen des Plots wie der Vorhersehbarkeit des Mörders oder dem Umstand, dass die mit erfreulichen Sidekicks wie Hanne Wieder oder Curt Bois ausgestattete Spur des Schmuckarmbands letztlich ins Nichts führt.

Kult-Episoden von 70er-Jahre-Krimiserien haben trotz ihrer individuellen Schwächen oftmals einen eindeutigen Vorteil: hohen Unterhaltungswert. Beckers „Toccata und Fuge“ muss in dieser Beziehung nach einem starken Anfang leider hintan stehen, denn die Ermittlungen im Colucci’schen Freundeskreis entfalten eine eher narkotische Wirkung – hübsch, aber oberflächlich wie die Beteiligten. Die Regie versucht ihre Hilflosigkeit gegenüber dem Stoff durch einige zugegeben nette Spielereien zu kaschieren – daher nur knappe 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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07.02.2020 13:30
#265 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Zwei Mörder

Episode 5 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Karl Heinz Willschrei. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Hans Caninenberg (Dr. Sartorius), Judy Winter (Gabriela Sartorius), Christian Reiner (Peter Sartorius), Michael Ande (Gerd Heymann), Henning Schlüter (Franz Millinger), Vadim Glowna (Gustav Peukert), Christine Wodetzky (Hanni Peukert), Xenia Pörtner (Anna Gautier), Günther Ungeheuer (Herr Glauber) u.a. Erstsendung: 26. Juni 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (5): Zwei Mörder
Am Tatort wartet der Mörder auf ihn: Kommissar Köster stellt sich auf einen leichten Fall ein, denn der Mann, der behauptet, die leichtlebige Erpresserin Anneliese Obermayer getötet zu haben, ist geständig. Es handelt sich um den vorbestraften Gustav Peukert, einen ihrer Liebhaber. Wenig später flattert ein zweites Geständnis in gleicher Sache ein – diesmal vom Fabrikantensohn Peter Sartorius. Köster nimmt beide Männer in Untersuchungshaft, doch Sartorius kommt durch eine Kautionszahlung bald wieder auf freien Fuß. Die Fragen, wer den Schuss abfeuerte und aus welchem Grund Sartorius an die Tote 90’000 Mark zahlte, sind damit noch lange nicht geklärt ...


Alfred Vohrer eröffnet sein Mitwirken am Erfolg des „Alten“ mit einem inszenatorischen Schmankerl besonderer Art: Über mehrere Stockwerke schwenkt ein Kamerakran über die Glasfront eines Treppenhauses und verfolgt einen aufgebrachten jungen Mann auf seinem Weg nach unten. Er ist ganz offensichtlich in Panik. Doch dass er gleich zur Polizei eilen wird, um einen Mord zu gestehen, vermutet man nicht. Selten genug kommt es schließlich vor, dass ein mutmaßlicher Mörder so schnell geständig ist – hier passiert es gleich zweimal. Ebenso wie sich Kommissar Köster zunächst verdutzt und dann fasziniert von der doppelten Offenbarung zeigt, verfolgt der Zuschauer die in klassischen Familiendrama-Bahnen verlaufende Geschichte mit immer weiter anwachsendem Interesse. In gemessenen, aber spannungsfördernden Abständen werden neue Aspekte eingeführt, z.B. das Auftauchen der Erpresser-Tonbänder (das einen schönen Mini-Auftritt von Günther Ungeheuer nach sich zieht), Kösters vergebliches Eindringen in die Privatklinik oder die Einblicke in die dysfunktionalen Privatleben der beiden Verdächtigen. Der einzige Haken an Karl Heinz Willschreis gut ausgetüftelter Geschichte ist, dass Kösters Feuerzeug-Parabel (finde den Lügner und verhafte den anderen als Mörder) so einfach und ohne akute Beweislage in der Realität kaum funktionieren dürfte.

Die Unterschiede zwischen den beiden Hauptverdächtigen – der eine ein liebenswerter Versagertyp mit Vorstrafe, der andere ein nicht weniger labiles Wohlstandssöhnchen, das gern Probleme herbeifantasiert – werden von Vadim Glowna und Christian Reiner gut hervorgehoben, ohne dass einer der beiden der Versuchung erliegt, seine Rolle zu überdramatisieren. Am Beispiel der beiden potenziellen Delinquenten verdeutlicht „Zwei Mörder“ auch den nicht immer gleichen Umgang der Justizia mit den ihr Anvertrauten: Während sich der Chef der Mordkommission für den einen brennend einsetzt, ein Heer von Rechtsanwälten und eine noble Klinik bereitstehen, wird der andere in U-Haft schmoren gelassen. Die Sympathien des Publikums sollen klar verteilt werden, sodass sich daraus ein Konflikt zwischen einem möglicherweise befriedigenden oder unbefriedigenden Ausgang des Geschehens ergibt.

Von großem Interesse ist neben dem Wettstreit zwischen Glowna und Reiner in erster Linie die Besetzung der anderen Sartorius-Familienmitglieder, die mit Hans Caninenberg und Judy Winter äußerst hochkarätig erfolgte. Caninenberg, der in seinen drei Köster-„Alte“-Auftritten und diversen anderen Ringelmann-Krimis stets Personen mit akademischem Titel spielte, tritt als kühl distanzierter Vater auf, der mit seinem professionell-geschäftlichen Desinteresse die psychologischen Eskapaden seines Sohnes durchaus mitbegründet haben dürfte. Neben seinem Versagen als Elternteil fällt auch seine Blindheit als Ehemann auf – Judy Winter, die mit sprödem Sex-Appeal auftrumpft, scheint er als repräsentativen Schirmständer misszuverstehen. So ist einer dramatischen Auflösung der Weg geebnet; allerdings ist Köster Gentleman genug, die pikanten Geheimnisse exklusiver Familien nicht an die große Glocke zu hängen.

Das falsche Spiel zweier Mordverdächtiger mündet in unaufgeregt edle Ermittlungen, bei denen Köster sich mit seinen unkonventionellen Methoden zum ersten Mal die Finger verbrennt. Der sehr prominente und überzeugende Cast trägt neben dem stillen Finale zum Gelingen der Folge bei. 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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11.02.2020 17:45
#266 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Blütenträume

Episode 6 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Karl Heinz Willschrei. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Luitgard Im (Marie Sandtner), Günther Ungeheuer (Hasso Sandtner), Thomas Astan (Toni Wiener), Henning Schlüter (Franz Millinger), Xenia Pörtner (Anna Gautier), Wolfrid Lier (Schorschi), Helen Vita (Konstanze), Walter Ladengast (Rolf) u.a. Erstsendung: 24. Juli 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (6): Blütenträume
Der Alkohol und die lange Abwesenheit des Mannes belasten die Ehe von Hasso und Marie Sandtner. Als er sie wieder einmal betrunken in ihrem Blumengeschäft aufsucht, wirft Marie ihn hinaus – nichtsahnend, dass es sich um das letzte Treffen vor Hassos gewaltsamem Tod handelt. Der Mord scheint mit dem unerhört vielen Geld in Verbindung zu stehen, mit dem sich Hasso am Tag seines Ablebens brüstete. Doch die erste Spur, die zu einigen befreundeten Stadtstreichern führt, erkaltet, als sich herausstellt, dass Hasso Mitglied einer Banknotenfälscher-Bande war. Wie Kommissar Köster feststellt, werden die Blüten unter anderem in Maries Geschäft in Umlauf gebracht ...


Es ist eine merkwürdige Hop-on-Hop-off-Beziehung, die Hasso und Marie Sandtner miteinander führen. Günther Ungeheuer spielt eine seiner üblichen Gangsterrollen, die diesmal durch zusätzliche Tragik angereichert sein soll, aber recht künstlich wirkt. Das Problem besteht darin, dass er – obwohl er über große Reichtümer in Falschgeld verfügt – nichts Besseres zu tun hat, als mit seinen Saufkumpanen, die die Polizei kurzerhand als „Wermutbrüder“ bezeichnet, unter einer Isarbrücke ein wenig statthaftes Zechgelage zu veranstalten und sich anschließend einen besonderen Brummschädel einzufangen (er wird mit einer Whiskyflasche erschlagen). Luitgard Im wirkt im Vergleich damenhaft, aber verkniffen, alles andere als folgerichtig und stellt durch ihr zwanghaftes, wenig identitätsstiftendes Verhalten den Hauptgrund dar, weshalb „Blütenträume“ nicht unbedingt zu den stärksten „Der Alte“-Folgen zu zählen ist. Während Hasso einfach wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen herumstampft, muss Köster, um Marie zu verstehen, das Wörterbuch „Frau – Deutsch“ in Gestalt seiner Freundin Anna Gautier konsultieren. Was sie in Bezug auf mütterliche Gefühle von Ehefrauen preisgibt, kann nur der Feder eines männlichen Fernsehautors entstammen. Ähnlich wie beim asketischen Derrick ist die Frauenbekanntschaft bei Kommissar Köster ebenfalls von kurzer Dauer und auch gleichsam fragwürdig im Hinblick auf den kriminalistischen Gehalt wie die kurzen Auftritte von Margot Mahler oder Margot Medicus.

Generell vernachlässigen die „Blütenträume“ ob der zentralen Beziehungskiste die eigentliche Haupthandlung sträflich: Die Falschmünzerbande besteht neben Hasso Sandtner offenbar nur aus einem einzigen Mann, bezüglich dessen Identität sich Willschrei keinerlei Mühe gab, dem Publikum eine Überraschung unterzujubeln. Alles läuft geradlinig ab, andere Verdächtige gibt es dank der karikaturesk überzeichneten Penner mit Standard-Visagen wie Wolfrid Lier weit und breit nicht und insgesamt macht es sich negativ bemerkbar, dass als Vorbild für diesen Fall eine Vorabend-Krimiepisode aus der „Wanninger“-Reihe diente, die nur mit einem höheren Bodycount aufpoliert wurde.

In Anbetracht der nicht weniger als drei Toten sowie des Anschlags auf sein eigenes Leben kann der „Alte“ froh sein, den Fall abgeschlossen zu haben, zumal ihm im Verlauf der Ermittlungen erneut steifer Gegenwind ins Gesicht bläst. Dieser kommt nicht nur von Millinger; auch wird Köster das Zepter beinah vom Falschgelddezernat aus der Hand genommen. Anstatt sich jedoch äußeren Kräften zu beugen, versucht der gewiefte Fuchs, das Beste aus der Situation zu machen. Dazu gehört eine Hommage an Sherlock Holmes’ Baker Street Dozen: Die Straßenjungen, die der Meisterdetektiv gern als Undercover-Spürnasen auf Pirsch schickte, sind diesmal – in erwachsener Ausführung – auch für die Münchner Kripo im Einsatz. Ob es ein Zufall ist, dass sie ausgerechnet an einem urbritischen Schauplatz wie einer Pferderennbahn aufschlagen?

Man kann den „Blütenträumen“ ein wildes Springen durch die sozialen Schichten attestieren, muss aber auch zugeben, dass weder die ganz unteren noch die ganz vornehmen wirklich überzeugend ausfallen. Vohrer griff aufgrund der mittelmäßigen Buchvorlage hier und da zum Stilmittel des Chargierens, das sich mit dem ernsten, romantischen Unterton beißt. 3 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
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13.02.2020 19:45
#267 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Konkurs

Episode 7 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Karl Heinz Willschrei. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Jan Hendriks (Martin Brenner), Dirk Galuba (Walter Müller), Christiane Krüger (Eva Müller), O.E. Hasse (Konsul Kerst), Karl-Heinz Thomas (Diener bei Kerst), Sky Dumont (Sekretär bei Kerst), Simone Rethel (Polizeisekretärin), Max Griesser (Streifenpolizist) u.a. Erstsendung: 4. September 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (7): Konkurs
Vor den Scherben seines Geschäftslebens und seiner Finanzen stehend, ersinnt Walter Müller einen waghalsigen Plan: Um einen Konkurs zu verhindern, will er die Entführung seiner Frau vorspiegeln und sich unter diesem Vorwand drei Millionen Mark von seinem ebenso reichen wie unausstehlichen Schwiegervater ausbezahlen lassen. Müller macht ernst und ist schon viel zu sehr in sein Lügengespinst verstrickt, als er über Probleme stolpert: Erstens will der Geldgeber die Summe nur leihen und zweitens kommt es zu Streitigkeiten mit seiner Frau, die ein echtes Kapitalverbrechen nach sich ziehen. Wie praktisch, dass Kommissar Köster schon auf den Fall angesetzt ist!


Nach dem Banküberfall in Folge 1 und dem Falschgeldfund in Folge 6 ist es spätestens mit dem Wife-napping in Folge 7 offensichtlich, dass das ZDF seinen Kommissar Köster möglichst breit aufstellen und jede Art von spannenden, Aufmerksamkeit erregenden Verbrechen für Serienzwecke nutzbar machen wollte. Telefonisch bejaht der „bunte Hund“ der Münchner Kripo prompt, auch für Entführung und Erpressung der richtige Mann zu sein (nur für Beschwerden ... ja da gibt’s den Anschluss Nummer 4612). Es entspinnt sich zunächst abseits der üblichen Morddelikte ein hochspannender Fall, der seinem Initiator schließlich so weit über den Kopf wächst, dass es doch noch zu einer schmerzlichen Tötung kommt. Diese lässt die vorangegangene Jagd nach dem schnöden Mammon wie eine Petitesse erscheinen und schleudert den Täter ebenso wie den engsten Angehörigen tüchtig aus der Bahn.

Bevor es soweit ist, streiten sich O.E. Hasse und Dirk Galuba publikumswirksam um Filmtochter bzw. -ehefrau Christiane Krüger sowie um drei Millionen Mark. Besonders Hasse, dessen deutliche Altersspuren von Anfällen greiser Geltungssucht begleitet werden, kann sich dabei durchsetzen. Es bereitet einerseits schelmische Freude, zu sehen, wie Konsul Kerst seinen Schwiegersohn aus dem Ohrensessel heraus zur Schnecke macht, ihn ohne Unterlass als Bankrotteur beschimpft und von Köster zurechtgewiesen werden muss, sich doch bitte nicht für den Herrgott persönlich zu halten. Andererseits ist Kerst, was das finanzielle angeht, noch hellwach und macht dem windigen „Entführer“ an entscheidender Stelle einen Strich durch die Rechnung. Müller dagegen muss sich nicht zu Unrecht auch vonseiten seiner Frau die Anschuldigung gefallen lassen, kein besonderer Geschäftsmann zu sein. Im Modebusiness scheint er sich in Anbetracht seiner horrenden Schulden ebenso planlos zu verhalten wie bei seinem kriminellen Coup. Anstatt den großen Zirkus zu veranstalten, wäre es für ihn wohl wesentlich leichter und profitabler gewesen, Kerst einfach unauffällig zu beseitigen und mit Eva das Erbe anzutreten.

Natürlich hätte das den Zuschauer um eine der unterhaltsamsten „Der Alte“-Folgen gebracht. Wie in vergleichbaren Krimis üblich, taugen vor allem die verdeckten Schutzbemühungen der Polizei und die ausgiebige Lösegeldübergabe für erstklassigen Nervenkitzel. Die Szenen im Wald wurden von Alfred Weidenmann und Franz Xaver Lederle besonders stimmig eingefangen und auch das edle Ambiente der Innenaufnahmen passt zum Spiel ums große Geld. Stellenweise sympathisiert man mit dem gescholtenen Underdog Galuba, der sich immerhin sehr angenehm außerhalb seiner üblichen Rollenklischees bewegen darf, – und doch ist es nach der überraschenden Tiefschlag-Wendung nach zwei Dritteln des Falles schlussendlich befriedigend, ihn überführt zu sehen. Wahrscheinlich ist es für Müller auch eine Erleichterung, im Gefängnis die Bande zu Rohrspatz Kerst endgültig kappen zu können.

Auge in Auge mit einem seiner entschlossensten Gegner, der nicht einmal ein Verbrecher ist: In diesem „Alten“ brillieren vor allem Siegfried Lowitz und O.E. Hasse. Aber auch das Script ist wasserdicht, lückenlos spannend und fällt diesmal in die Kategorie „angenehme Abwechslung“. 5 von 5 Punkten – „Konkurs“ zeigt, wie hochwertig ZDF-Krimis sein können!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.02.2020 17:00
#268 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten



Der Alte: Lohngeld

Episode 8 der TV-Kriminalserie, BRD 1977. Regie: Dietrich Haugk. Drehbuch: Herbert Lichtenfeld. Mit: Siegfried Lowitz (Erwin Köster), Michael Ande (Gerd Heymann), Jan Hendriks (Martin Brenner), Sigmar Solbach (Helmut Staufen), Brigitta Furgler (Eva Ströbel), Karl Lieffen (August Ströbel), Klaus Dierig (Prokurist Brock), Frithjof Vierock (Klaus Popp), Xenia Pörtner (Anna Gautier), Henning Schlüter (Franz Millinger) u.a. Erstsendung: 2. Oktober 1977. Eine Produktion der Neuen Münchner Fernsehproduktion fürs Zweite Deutsche Fernsehen.

Zitat von Der Alte (8): Lohngeld
Um der Tochter seines Chefs zu imponieren, inszeniert der Prokurist der Baufirma Ströbel, Helmut Staufen, einen Überfall auf sich selbst beim Transport der Lohngelder. Es geht ihm nicht um finanziellen Gewinn, sondern vielmehr darum, vorzugaukeln, dass er einen Verbrecher in die Flucht geschlagen habe. Es kommen jedoch bald berechtigte Zweifel an seiner Geschichte auf, die sich erst dann auflösen, als Staufen das Opfer eines zweiten Raubversuchs wird. Diesmal existiert tatsächlich ein Angreifer, der von Staufen kurzerhand erschossen wird. Es handelt sich allerdings merkwürdigerweise ebenfalls um einen Angestellten der Firma Ströbel ...


Ehrgeiz und Geltungssucht sind die zwei wesentlichen Schwächen von Helmut Staufen, dem Sigmar Solbach ein glaubwürdiges Gesicht verleiht. Der spätere „Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“ ist hier noch auf einer einigermaßen verzweifelten Suche nach einem weiblichen Gegenstück und ist dementsprechend bereit, so manche Dummheit auf seine Kappe zu nehmen. Sein gestellter Überfall auf sich selbst ist eher mittelmäßig clever ausbaldovert und lässt den von Horst Sachtleben gespielten Gastermittler schnell auf seine Schliche kommen. Interessant wird die Folge dann erst, als Kommissar Köster selbst nach dem zweiten Überfall an Staufens Fersen klebt und ihm getreu dem Motto „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ aufs Ärgste misstraut. Dies ebnet den Weg zu einem ausgezeichneten Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem gewieften Alten und dem verschlagenen Jüngling.

Bis Köster auftritt, dauert es eine knappe halbe Stunde, die der sonst so zackige Regisseur Dietrich Haugk gern etwas kompakter hätte gestalten dürfen. Dafür erscheint der clevere Fuchs mit einem Paukenschlag, nämlich bei der Küchenarbeit. Energisch trägt er mit Anna Gautier den Streit aus, ob sein Bratwerk korrekterweise „Kartoffelpuffer“ oder „Reiberdatschi“ heißt – und man erkennt daran augenfällig die Unterschiede zwischen dem querköpfigen Choleriker und seinem kultivierten Zeitgenossen Derrick, der statt Reibekuchen höchstens ‘mal eine Portion Spaghetti mit Harry isst. Was man Haugk zugestehen muss, ist, dass einige dieser eigentlich unnötigen Szenen eine recht wilde Stimmung in die Episode hineinbringen – erwähnt sei auch der Jiu-Jitsu-Kampf zwischen Solbach und Vierock sowie die expressionistische Fotokollage nach der vorgespiegelten Tat. Zudem atmet die Folge die frische Luft der Natur um den Starnberger See (mit dem Bismarckturm bei Assenhausen als optischem Glanzpunkt) und wird hauptsächlich von einer schön flexiblen Handkamera eingefangen sowie von träumerischer Musik von Hermann Thieme begleitet.

Ob das Verbrechen mit der von Köster schlussendlich vorgetragenen Erklärung wirklich viel Sinn ergibt, sei dahingestellt – die andere Erklärung, dass Popp Staufen nach dem gemeinsamen Kampf gehasst habe, klingt jedenfalls logischer. Um die Handlung ein wenig zu verwirren, wird mit Klaus Dierig ein gebührend unsympathischer Kontrahent für Solbach ins Rennen geschickt – ebenso wie das Mitwirken von Karl Lieffen als Bauunternehmer vermuten lässt, dass hinter seiner Rolle mehr stecken könnte. Das Fräulein Tochter kommt demgegenüber als Motivation der ganzen Charade leider etwas kurz und hätte gern zur tragischen Figur ausgebaut werden dürfen. Gerade das bittere, realistische Ende hätte sich dafür angeboten, denn es nimmt Abstand von den „sauberen Lösungen“ des klassischen Fernsehkrimis und lädt den Protagonisten einen Ballast auf, der sie immer wieder an den „Lohngeld“-Fall erinnern wird.

Ist Helmut Staufen dumm, dreist oder ein Opfer unglücklicher Umstände? Der Zuschauer wird im achten „Der Alte“-Fall mehrfach durch geschickte Wendungen beeinflusst, die „Tatort“-Schreiber Herbert Lichtenfelds ersten von zwei Exkursen zu einer insgesamt gelungenen Angelegenheit machen, auch wenn die Struktur etwas gewöhnungsbedürftig und die Besetzung insgesamt recht unprominent (aber trotzdem passend) ist. 4 von 5 Punkten.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

18.02.2020 20:13
#269 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Der Alte: Toccata und Fuge

Zitat von Gubanov im Beitrag #264
Auch gegen die kreative Idee, dies in eine Film-im-Film-Hommage an „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ zu verkehren und Kommissar Köster als medialen Bittsteller ein ungelöstes Rätsel aus der Vergangenheit wieder aufrollen zu lassen, kann nichts eingewendet werden


An diese Folge kann ich mich auch noch schwach erinnern, die wurde irgendwann mal in den 80ern im Vorprogramm wiederholt. Da hab ich mich damals schon irgendwie geärgert, dass man die an sich originelle Idee des XY-Beitrags so komplett "verschossen" hatte. Der Rest der Handlung hatte nun gar nichts damit zu tun, wobei doch gerade hierin mehr Potenzial gelegen hatte.
Da kann ich deine schlechtere Bewertung schon nachvollziehen.
Aber im Allgemeinen hat mir der "Alte" immer viel besser als "Derrick" gefallen, bei Kommissar Köster war immer mehr los und das Geschehen nicht häufig so verkünstelt wie bei Tapperts Lebensrolle.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

19.02.2020 22:21
#270 RE: Bewertet: "Der Alte" Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #269
Da hab ich mich damals schon irgendwie geärgert, dass man die an sich originelle Idee des XY-Beitrags so komplett "verschossen" hatte. Der Rest der Handlung hatte nun gar nichts damit zu tun, wobei doch gerade hierin mehr Potenzial gelegen hatte.


Dass das "XY-Thema" nicht sonderlich konsequent verfolgt wurde, gehört in meinen Augen klar zum Wesen der Episode. Ganz sicher wäre es interessant gewesen, eine solche Story einmal zu bringen. Aber nicht inmitten dieses surrealen Köster-Experimentes, in dem jeglicher Realismus eigentlicch wie ein Fremdkörper wirken muss.

Ohnehin ist "Toccata und Fuge" eigentlich eine der Folgen, die entweder geliebt oder gehasst werden muss. Ich kenne keine weitere derart extreme Wolfgang-Becker-Inszenierung. Selbst die Tatort-Episode "Drei Schlingen" fiel konventioneller als diese Köster-Episode aus und die ist schon in ihren Ausprägungen zwischen Vico Torriani und Brutalität recht eigen. Insofern ist "Toccata und Fuge" für mich immer vor allem Ausdruck Beckers beeindruckender Vielfältigkeit gewesen. Gemessen an den Maßstäben eines handfesten Krimis muss die Episode sicher Federn lassen. Als Produkt gewollter Andersartigkeit im schwülen Look einer völlig entrückten kleinen Kaste von Fantasie-Charakteren handelt es sich hingegen um einen einmaligen Volltreffer. Nach "Tote Vögel singen nicht" (Derrick) oder "Tod einer Zeugin" (Der Kommissar) rangiert "Toccata und Fuge" bei mir klar auf Platz 3 der "Ringelmann'schen Querschläger". Leider finden sich solche Experimente eigentlich ausschließlich in den 1970er Jahren. Später war der Mut dann irgendwie abhanden gekommen.

Gruß
Jan

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