In Hinblick auf die baldige DVD-Veröffentlichung möchte ich gerne wieder eine Einführung der Personen schreiben, um Nichtkenner der Wilkie-Collins-Geschichte neugierig zu machen:
Walter Hartright, Zeichenlehrer, 28 Jahre alt Zu Beginn erzählt er, dass er nach dem Tod seines Vaters in dessen Fußstapfen getreten sei und ebenfalls unterrichtet habe. "For my own poor part, the fading summer left me out of health, out of spirits, and, if the truth must be told, out of money as well." Man kann ihn als Gentleman bezeichnen, da sein Auftreten in jeder Situation ehrenwert ist. Da das Buch zu einem großen Teil aus seiner Perspektive geschrieben ist, liegt leider keine ausführliche Personenbeschreibung vor. Die meisten handelnden Personen werden von ihm eingeführt, was aus der Sicht eines Malers natürlich den großen Vorteil bietet, dass er ein geschultes Auge hat und somit sehr genau beobachtet.
Christoph Bantzer stammt wie seine Rollenfigur aus einer Künstlerfamilie, die in zwei Generationen Maler hervorgebracht hat. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war er 35 Jahre alt. Er kommt vom Theater und ist deshalb mit klassischen Stoffen bestens vertraut.
Anne Catherick, die Frau in Weiß "There, in the middle of the broad, bright high-road - there, as if it had that moment sprung out of the earth or dropped from the heaven - stood the figure of a solitary woman, dressed from head to foot in white garments, her face bent in grave inquiry on mine." So beschreibt Walter Hartright sein erstes Zusammentreffen mit der jungen Frau, die aus einem Sanatorium entflohen ist. Die österreichische Schauspielerin Heidelinde Weis war 31 Jahre alt, als sie die verängstigte Frau in Weiß sehr eindrucksvoll porträtierte. Ihre Anne Catherick ist sensibel, entschlossen und berührt den Zuseher. Wilkie Collins beschreibt sie als "colourless, youthful face, meagre and sharp to look at about the cheeks and chin; large, grave, wistfully attentive eyes; nervous, uncertain lips; and light hair of pale, brownish-yellow hue."
Marian Halcombe "with her firm masculine mouth, large hands and swarthy complexion, is a herione - even though a secondary one - again cast very much against the current type." Julian Symons beschreibt die Heldin als formidables Gegenstück zu Conte Fosco. Walter Hartright widmet der Beschreibung ihrer Erscheinung eine ganze Seite: "I was struck by the rare beauty of her form, and by the unaffected grace of her attitude. Her figure was tall, yet not too tall; comely and well-developed." Als sie sich zu ihm umdreht, bemerkt er erschüttert: "The lady is ugly!"
Eva Christian war 34 Jahre alt, als sie die Rolle der Marian Halcombe spielte und weit davon entfernt, hässlich zu sein. Sie bringt alle Voraussetzungen für den starken weiblichen Charakter mit, nur erforderte es wohl der Zeitgeist, dass man die Vorlage ignorierte und wir deshalb keinen "on her upper lip was almost a moustache" sehen, sondern eine angenehme Frau mit entschlossenem Auftreten. In der BBC-Verfilmung der Neunziger Jahre spielt Tara Fitzgerald die Rolle der Marian, ebenfalls eine Frau mit Charakter und einer wunderbar tiefen Stimme, aber natürlich immer noch keine exakte optische Entsprechung der Romanvorlage. Marian Halcombe "that early exemplification of Women`s Lib" ( W. Collins veröffentliche seinen Roman 1859/1860 ) steht im Gegensatz zur zurückhaltenden, sanften Laura Fairlie, die die Ungerechtigkeiten zwar spürt, jedoch keine Kraft hat, sich zu wehren.
Isidor Ottavio Baldassare Fosco, Count of the Holy Roman Empire - kurz Conte Fosco - wird folgendermaßen beschrieben: "He looks like a man who could tame anything." "Fat as he is and old as he is, his movements are astonishingly light and easy." "His manner and his command of our language may also have assisted him, in some degree, to establish himself in my good opinion. There are times when it is almost impossible to detect, by his accent, that he is not a countryman of our own." "His eyes have at times a cold, clear, beautiful, irrestible glitter in them."
Eric Pohlmann war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 58 Jahre alt und hatte die richtige Statur für die dominante Rolle des italienischen Grafen. Durch Auftreten, Wortwahl und Timbre, sowie einem nicht zu leugnenden dämonischen Charme schaffte er es, die Figur zum Leben zu erwecken und die These zu stärken, dass "we see at once that he is by a long chalk the more formidable character" ( im Vergleich zu seinem Freund Percival Glyde). Seine hintergründige Bosheit wird durch Höflichkeit und Aufmerksamkeit kaschiert und selbst in der Niederlage bewahrt er seine Contenance und seinen Sinn für Formen.
Sir Frederic Fairlie, der Onkel von Laura Fairlie und Marian Halcombe, Besitzer von Limmeridge House, wird wie folgt beschrieben: "Mr Fairlie`s age might have been reasonably computed at over fifty and under sixty years. His beardless face was thin, worn, and transparently pale, but not wrinkled. He was dressed in a dark frock-coat, of some substance much thinner than cloth, and in waistcoat and trousers of spotless white."
Helmut Käutner gelingt es verzüglich, diesen egozentrischen Hypochonder glaubhaft zu porträtieren. Seine exzentrischen Gesten, seine Exaltiertheit und die Weigerung, sein Turmzimmer zu verlassen (seine "Insel des Glücks") werden durch seine Aussagen noch unterstrichen: "Gently with the curtains, please - the slightest noise from them goes through me like a knife." Oder: "Nehmen Sie diese Gemme weg, Louis - sie bedrückt mich."