Ich möchte noch einmal Bezug nehmen auf denm Post von Georg am 27.1.2018
Ich zitiere mal eine Passage aus dem Film "Der Engel mit dem Saitenspiel" Der Herr meint es sei kein Glücksengel es sei ein Unglücksengel, ich aber denk mir die Leut in der Stadt haben ihn nicht recht verstanden, deswegen hat er ihnen kein Glück gebracht. Da haben sie sicher recht, auch das Glück will verstanden sein
Kein anderer Schauspieler den ich kenne hätte diese fast kindliche Naivität spielen können wie Max Eckhard. Die ganze Handlung ist auf sein Denken und handeln fokussiert und zugegeben er ist möglicherweise für viele nicht der Typ Mann den man sich und das gar heutzutage vorstellen kann. Sensibel, verletzlich eben naiv und von einer großen Barmherzigkeit, wie man das bei vielen Schauspielern aus der alten Zeit kennt. Mir fällt eventuell noch der große Heinz Rühmann ein, der eine solche Rolle ohne Kantigkeit hätte spielen können. So hängt der Erfolg des Filmes ganz extrem davon ab, ob man sich mit dem Typ Mensch Eckhard in Gänze indentifizieren kann. Auch das ... will verstanden sein dann benötigt der Film keine enorme Geduld und wie schon Georg schrieb, da gibt es nicht schon in der zweiten Minute eine Leiche.
Ich kann an "Tim Frazer" auch keine so harsche Kritik üben; ich weiß indes auch nicht, ob sich solche Lesermeinungen nicht evtl. nach jeder Ausstrahlung fanden. Max Eckard ist eine durchaus mutige Besetzung: Kein wirklicher Strahlemann, kein Held durch und durch und - ja! - er kommt bisweilen schon recht bundesdeutsch daher. Insofern geht der Hinweis mit den Filzpantoffeln nicht völlig ins Leere. Allerdings ist Tim Frazer als Figur ja auch als völliger Laie in Bezug auf das Kriminalistische angelegt - wie so oft bei Durbridge. Stellt man sich eher einen wohlsituierten Londoner Ingenieur vor, so mag der Darsteller Eckard schon erheblich stimmiger ins Raster passen. Dieser Ingenieur kommt eher unverhofft zum Kriminalistischen und eben das habe ich Eckard stets glaubhaft abkaufen können. Im Falle von "Tim Frazer" sogar deutlicher als beim Nachfolger "Der Fall Salinger", bei dem Eckard auf die adrette Ingrid Ernest trifft und sich da mehr verklemmt als gelöst so eine Art Romanze andeuten soll.
Von allen Quest-Inszenierungen bei Durbridge erscheint mir "Tim Frazer" die geglückteste.
Nach der ersten Episode glaubt man, es mit einem vielleicht etwas unspektakulären TV-Krimi zu tun zu haben. Beginnend mit der zweiten Episode bauen sich aber die Geheimnisse und Seltsamkeiten Stück für Stück schön aufeinander auf, so dass ich zunächst auch kaum Tempo vermisse. Die Tatsache, dass Frazer sich nicht von Berufswegen her mit dem Verschwinden von Personen oder Mord beschäftigt, sondern als Privatmann Stück für Stück in ein Netz aus mysteriösen Vorfällen gerät, bietet einige Möglichkeiten. In Nuancen fühlte ich mich dabei sogar an die großen Kino-Thriller erinnert, DER DRITTE MANN, in dem sich statt um Harry Denston alles um Harry Lime dreht oder Hitchcocks epischer NORTH BY NORTHWEST, in dem Cary Grant als Werbefachmann zwischen die Fronten von Geheimdiensten gerät. Daher ist es für mich auch ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bietet Max Eckard eine willkommene Abwechslung zum stereotypen und zigfach bemühten britischen Ermittlertypen in den deutschen Produktionen. Er wird nicht an Tatorte gerufen, sondern von Tag zu Tag nisten sich mehr mysteriöse Dinge in sein Leben ein, auf die er mehr und mehr lernen muss aktiv zu reagieren, um der Lage Herr zu werden - Die zunächst kleinen Ungereimtheiten in Henton, der Zufall mit dem Namen "Anja", der Tote in der eigenen Wohnung und - mein Lieblingscliffhanger - das Schiff auf dem Kaminsims, das hier kein "fehlendes Puzzlestück" ist, sondern in dem Moment "das eine zuviel", dass dem ganzen eine mysteriöse Ebene verleiht und Frazer davon abbringt, den Weg über die ordentliche Polizei zu gehen. Andererseits stelle ich mir so aber auch ein bisschen die Frage: Wäre vielleicht in die Richtung nicht noch viel mehr drin gewesen? Hätte man das von Hitchcock perfektionierte Einbrechen des geordneten Alltags im Umfeld einer Person nicht noch mehr auskosten können? Was wäre, wenn Frazer nicht so rasch von Charles Ross "unter die Fittiche" genommen worden wäre? Wenn er wohlmöglich tatsächlich wegen seines Geldes ein wenig geschnüffelt hätte und erst etwas später hätte Ross sich zu erkennen gegeben... Hätte es nicht die Gelegenheit für noch mehr mysteriöse Momente gegeben, in denen sich Frazer fragt, in welches Wespennest er da wohl gestochen hat? So erahnen er - und der Zuschauer - schon früh, dass Denston in etwas verwickelt sein muss, dass eine Tragweite besitzt, dass irgendeine Regierungsorganisation sich dafür interessiert. Und hätte dann ein Felmy wohlmöglich mit seiner Art auch noch etwas mehr dazu beigetragen, die persönliche Heldengeschichte vom Ermittler aus der Not zum Held der Geschichte zu erzählen? Der Stoff hätte in kinematografischer Form mit entsprechenden Inszenierungen sicherlich auch die Möglichkeit gehabt, den Jäger hier auch noch vor dem Finale stärker zum Gejagten werden zu lassen.
Das Verhältnis zwischen Frazer und Helen Baker scheint in der Tat so freundschaftlich, wenn nicht intim, dass man ihr tatsächlich am Ende die Geläuterte nicht mehr abnimmt und ihr auch nicht mehr Verzeihen kann. Immerhin hat sie Frazer tatsächlich entscheidend betrogen, selbst als klar war, dass es um Leben und Tot geht. Hätte man das Verhältnis der beiden etwas distanzierter angelegt, hätte man das doppelbödige Spiel eher abgekauft und schließlich auch das Spiel von Marianne Koch noch besser bewertet. So wirkt es dann etwas schablonenhaft.
Bestens unterhalten worden. Gutes Fernsehspiel, dass bei mir jedoch im Nachgang auch Gedanken wachrief, ob nicht etwas noch besseres daraus hätte werden können. 4/5.
Die Durbridge ( und Wallace ) haben bei mir den Grundstein zu einer lebenslangen Krimi Sucht gelegt .Seltsamerweise fand und finde ich die steife /naive Art von "T. Frazer " als Laienermittler absolut angemessen und eine wohltuende Abwechslung zu dem üblichen Ermittler Typ.Kein super Jerry Cotton sondern eher ein Typ wie du und ich ( naja fast....) Rätsel-Verwirrkrimi mit den damals wahnsinnig nervenzerfetzenden Cliffhanger . Das hat mich geprägt fürs Leben .Daher von mir immer die volle Punktzahl für T Frazer
Ich persönlich finde, dass die beiden "Tim Frazer" Filme mit Max Eckard so mit die besten "Francis Durbridge"-Verfilmungen waren!!!.
Max Eckard ( * 1914 - + 1998 ) als "Tim Frazer" war WELTKLASSE, ich hätte mir keinen anderen in dieser Rolle vorstellen können, er spielte ihn sehr glaubhaft, mal zurückhaltend, mal aufbrausend schreiend ( die Szene mit Marianne Koch im ersten Film, als er von ihr alles wissen wollte, was mit dem Fall zu tun hatte...ECHT KLASSE )!!!.
Der zweite Film, "Tim Frazer und der Fall Salinger" von 1964 war, 1992, sogar der erste "Francis Durbridge" den ich im TV gesehen hatte, er lief noch auf "1 Plus" ( habe die Aufnahme sogar noch auf VHS )...Mann, waren das noch Zeiten gewesen!!!.
Habe jetzt alle beiden Filme von "Tim Frazer" auf DVD in der "Strassenfeger"-Kollektion!!!.
Wobei ich sagen muß, dass mir der erste Film, "Tim Frazer" noch einen Ticken besser gefällt, als der Nachfolgefilm, "Tim Frazer und der Fall Salinger"!!!.
Bekomme in den nächsten Tagen eine Autogrammkarte aus Österreich ( weil sie so selten ist, habe ich sie von dort geordert ) von Ebay, von Max Eckard...diese Karte ist aus den 60 er Jahren, also aus "Tim Frazers"-Zeiten!!!.
Ich habe gerade nochmals einige Kommentare hier bezüglich der Fehlbesetzung oder der Darstellung des Hauptdarstellers Max Eckard gelesen und muß denen gegen rudern und eine Lanze brechen!!!.
Hier mein Stand-Punkt:
Ich finde Max Eckard ÜBERHAUPT NICHT fehlbesetzt, er macht seine Sache sehr gut und ein anderer, wie Felmy ( der ihn erst spielen sollte ) oder Fuchsberger ( den viele gerne in der Rolle gesehen hätten ), hätte ihn auch nicht besser spielen können ( Felmy und Fuchsberger sind tolle Schauspieler...keine Frage ), Max Eckard hier für zu besetzen halte ich sogar für einen Glücksgriff, denn es muß nicht immer ein Herr Fuchsberger, Drache oder Leipnitz etc. sein, diese haben schon bei "Edgar Wallace" - en masse - mitgespielt und man will ja auch keine Übersättigung eines Darstellers, auch wenn er noch so beliebt beim Publikum und ein gerngesehener Gast in allen Talkshows ist!!!.
Als ich 1992 als 17 jähriger meinen ersten "Durbridge", "Tim Frazer und der Fall Salinger" gesehen habe, war ich sofort von der Darstellung Max Eckards angetan, er verkörperte man nicht einen Draufgänger-Typ, der keine Türen einrennt und am Ende die schöne Frau bekommt, wie man ihn zu Dutzend in bisherigen Krimis gesehen hatte und man es mit Verlaub "leid gewesen" war, immer den gleichen Typus eines Kriminalbeamten oder sonstiges, im Fernsehen zu sehen, den es in der Realität so NICHT gegeben hätte oder hätte geben können, weil es schlichtweg unrealistisch gewesen war!!!.
Max Eckard spielte den "Tim Frazer" sympathisch, zurückhaltend, aber dennoch energisch als Ermittler, der, trotz aller Besonnenheit, die er als "Tim Frazer" an den Tag legte, auch schon mal an die Decke gehen konnte, wenn man ihn beim Bock tun wollte ( besagte Szene mit Marianne Koch...seine Darstellung...allererster Güte ), was man auch verstehen kann, denn Lügereien hat niemand gerne...ich auch nicht!!!.
Dazu kommt noch, dass Max Eckard auch nebenher ein bekannter und viel beschäftigter Theaterschauspieler gewesen war, der schon unter Gustav Gründgens gespielt hatte und da kommen nur die BESTEN her, denn wer mit Gründgens zusammengearbeitet hatte, tja, der war eben was und das hatte man bei Max Eckard auch in jeder Hinsicht bei der Auslegung seiner Rolle gesehen, seine Mimik, Gestik, wie er die Rolle spielte ( auch wenn der Regisseur Hans Quest ja der Chef am Set war und die Darsteller dirigiert hatte ), dass war alles von vorne und hinten durchdacht!!!.
Ebenso für Max Eckard spricht auch, dass man ihn im deutschen TV ( leider ) nicht so viel gesehen hatte und er damit folglich beim Fernsehpublikum darstellerisch nicht übersättigend gewesen war, wie z.B., ein Herr Fuchsberger, Drache, Felmy etc. und das spricht auch für ihn, definitiv!!!.
Ich bin mir sogar sicher, wenn jemand anderes "Tim Frazer" gespielt hätte ( nenne jetzt persönlich keinen Schauspieler, egal ob tot oder noch lebend...), wäre der 12-Teiler ( beide Filme ), bestimmt nicht so ein Erfolg gewesen und hätte bei mir eine so positive Resonanz erzeugt, wie unter Max Eckards Mitwirkung!!!.
Er ist mein "Francis Durbridge" Lieblingsermittler ( danach kommt Drache und Leipnitz ), schade das Eckard nicht auch mal bei "Wallace" zu sehen war, ich hätte ihn sehr gerne mal als Inspektor oder gar als Bösewicht gesehen!!!.
Zitat von Der Mönch mit der Peitsche im Beitrag #66Max Eckard spielte den "Tim Frazer" sympathisch, zurückhaltend, aber dennoch energisch als Ermittler, der, trotz aller Besonnenheit, die er als "Tim Frazer" an den Tag legte, auch schon mal an die Decke gehen konnte, wenn man ihn beim Bock tun wollte...
Was ist das denn für eine lustige Redewendung? Habe ich noch nie gehört. Aus welcher Ecke kommt das? 😉
Zitat von Der Mönch mit der Peitsche im Beitrag #66Max Eckard spielte den "Tim Frazer" sympathisch, zurückhaltend, aber dennoch energisch als Ermittler, der, trotz aller Besonnenheit, die er als "Tim Frazer" an den Tag legte, auch schon mal an die Decke gehen konnte, wenn man ihn beim Bock tun wollte...
Was ist das denn für eine lustige Redewendung? Habe ich noch nie gehört. Aus welcher Ecke kommt das? 😉
Ich will damit sagen, dass er den "Tim Frazer" mit einem sehr wandelbaren Charakter ( Szenen-Bezogen ) spielte, was ist daran nicht zu verstehen???!!!.
Kleiner Tipp...einfach auf "Zitat" klicken beim posten ( wie ich das gemacht habe ), dann ist mein geschriebenes besser abgegrenzt!!!.
Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, dass Produzent Wilhelm Semmelroth im sechsten Teil einen Cameo-Auftritt als Polizist mit beigem Trenchcoat und schwarzem Hut hat? Ist das schon bekannt oder habe ich mich da am Ende gar verguckt?
Zitat von Percy Lister im Beitrag #20Es ist mir auch ein Rätsel, warum Helen Baker nach ihrem Geständnis in Gegenwart von Charles Ross nicht Personenschutz erhält. Immerhin könnte sie nach ihrem Verrat das selbe Schicksal ereilen, wie bereits Ruth Edwards und Edgar Tupper.
Das ist mir auch direkt aufgefallen!
Zudem würde mich nach Sichtung des Films mal interessieren: Warum war Ruth Edwards Brille in Denstons Wagen? Warum und was wusste der sterbende Seemann von Anya?
Und woher wusste Ross am Ende, dass Denston als Hamilton bereits in Henton war? Seit wann wusste er es? Warum wurde die Spur in Henton nicht schon früher weiterverfolgt? Wenn man weiß, dass Denston sich dort mit Anstrow treffen wollte, warum hat man dort nicht schon früher ein Foto Denstons herumgezeigt? Warum wurde das Umfeld inklusive der Verwandtschaft von dem Ehepaar Edwards und Nichte Anya nicht gründlicher überprüft? Dann hätte man schnell festgestellt, dass der Arzt der Vater ist und damit eine Verbindung nach Henton besteht. Eine Überprüfung des Arztes und seines Umfelds hätte dann sicher auch zu dem Schiff Anya geführt und man hätte sich die ganzen mittleren Folgen des Mehrteilers sparen können. Oder noch einfacher: Einmal in Henton herumfragen, ob es dort eine Anya gibt. Irgendjemand hätte dann bestimmt direkt auf das Boot verweisen können.
Ich verzeihe Unterhaltungskrimis - und unterhaltsam ist Tim Frazier, keine Frage - gerne jedes Logikloch, aber wenn eine Geschichte nur durch Arbeitsverweigerung der Ermittler eine Existenzberechtigung hat, kann ich dennoch nur den Kopf schütteln. Natürlich wird als Entschuldigung vorgeschoben "wollen nicht offiziell in Erscheinung treten" etc., aber das befriedigt mich auch nicht. Man hätte weit mehr und sogar viel bessere Anknüpfungspunkte gehabt als den Garagenschein. Was der überhaupt sollte, habe ich auch nicht hundertprozentig verstanden.
Das ist der erste Durbridge, bei dem die Logikpolizei in meinem Kopf mit mir durchgeht. Das will schon was heißen. Angetan bin ich auf jeden Fall wieder von den Darstellern, Eckard - der mich vom Typus her an Rainer Penkert erinnert hat - ganz vorne mit dabei. Und der Mehrteiler versteht es, einen gekonnt bei der Stange und das Interesse aufrecht zu halten. Dennoch steht das für mich diesmal alles sehr auf den tönernen Füßen einer durch Ignoranz/Inkompetenz der Ermittlungsbehörde gestreckten Handlung.
In der Durbridge-Edition von Williams & Whiting ist jetzt als Band 22
TIM FRAZER UND DAS RÄTSEL VON MELYNFFOREST
erschienen. Es handelt sich dabei um das dritte Frazer-Drehbuch, das in der BRD nicht verfilmt wurde und - von Durbridge überarbeitet - 1971 als DAS MESSER realisiert wurde.
Der Band DAS MESSER ist ja samt Produktionsgeschichte im Dezember als Volume 21 erschienen
MELYNFFOREST bietet nun erstmals die Gelegenheit zum direkten Vergleich und zusätzlich auf rund 80 Seiten alles zu sämtlichen Frazer-Verfilmungen.
Außerdem enthält es das Filmtreatment TIM FRAZER UND DIE MELVIN-AFFÄRE, das Durbridge zum Auftakt einer geplanten deutschen Kinoreihe 1964 für einen Berliner Produzenten schrieb und das nie umgesetzt wurde.