Zitat von brutus im Beitrag #45Je länger die Sache sich hinzieht, desto mehr passt sich Tim Frazer aber den Gegebenheiten an, er beginnt zu bluffen und kann sich auch körperlich zur Wehr setzen, wenn nötig. Letztendlich gelangt er zum Ziel. Er findet den gesuchten Freund und ist auch derjenige, der das eigentliche Objekt der Begierde, den versteckten Mikrofilm, findet und den gesammten Fall damit erfolgreich löst. Max Eckard verkörpert Tim Frazer auch ideal, ein symphatischer, etwas gemütlich wirkender Hauptdarsteller, dem man den neugierigen Ingenieur sofort abnimmt, welcher mit einer gewissen Hartnäckigkeit auch dann auf der Spur des gesuchten Freundes bleibt, als die Sache rauher wird.
Eine ideale Analyse, Brutus. Ich sehe das ähnlich. Durbridge hat hier wirklich nach dem Halstuch-Erfolg etwas ganz anderes geschaffen, was ja nicht leicht war.
Gestern ist mir (erstmals - und ich habe den Mehrteiler sicher schon 15-20x gesehen) ein Lapsus von Paul Klinger aufgefallen, der jenem ähnelt, der Heinz Drache im "Halstuch" passiert (dort spricht Drache Gerald Quincey als Mr. Collins an). In der vierten Folge von "Tim Frazer" nennt Paul Klinger den Wirt Gibson "Frazer" und zwar in folgendem Zusammenhang: Frazer lädt Killick zum Abendessen ein und geht dann auf sein Zimmer. Daraufhin sagt Klinger zu Gibson: "Geben Sie mir eine Schachtel Zigaretten, Frazer!" - im Gegensatz zu Heinz Drache korrigiert er sich aber nicht.
Darsteller: Max Eckard, Marianne Koch, Paul Klinger, Konrad Georg, Ernst Fritz Fürbringer, Friedrich Joloff, Kurt Waitzmann, Hans Quest u.a.
Auch diesen Durbridge-Mehrteiler habe ich mir nach Jahren mal wieder angesehen.
Im Vergleich zu "Harry Brent" fand ich ihn deutlich schwächer. Zunächst ist Eckard eine satte Fehlbesetzung. Sein Schauspiel wirkt ungemein linkisch und steif. Einem solchen Snob würde kaum eine Behörde einen dermaßen wichtigen Auftrag geben. Hier hätte es eines dynamischen Darstellers bedurft. Der Name Felmy ist schon gefallen. Fuchsberger wäre hier wohl noch besser gewesen. Die Chemie zwischen Eckard und Koch ist äußerst durchwachsen, Frau Koch spielt zudem bisweilen arg aufgesetzt. Wirklich überzeugend empfand ich nur Konrad Georg, Klinger macht seine Sache auch noch recht ordentlich.
Die Inszenierung ist ausgesprochen bieder. Die Exposition deutlich zu lang, generell hätte man den Film kürzen können. Das Format eines Sechsteilers steht der Spannung ein ums andere Mal im Wege. Hier hätte ein Dreiteler von 180 Minuten Abhilfe geschaffen. Trotz des letztendlich durchaus brisanten Inhalts ist das Ganze wenig aufreibend, ein "Straßenfeger" sieht für mich anders aus. Im krassen Widerspruch dazu steht die peitschende Musik, die Tempo suggeriert, welches man im Film selbst vergeblich sucht.
Schwacher Hauptdarsteller, biedere Inszenierung, mäßige Spannung. Das geht deutlich besser. 2,5/5 Punkten.
Gubanov
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26.01.2018 22:15
#49 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Tim Frazer (4)
Teile 1 und 2 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1962. Regie: Hans Quest. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Max Eckard (Tim Frazer), Marianne Koch (Helen Baker), Konrad Georg (Charles Ross), Kurt Waitzmann (Arthur Crombie), Ernst Fritz Fürbringer (Donald Edwards), Ursula Herking (Ruth Edwards), Paul Klinger (Dr. Killick), Friedrich Joloff (Captain Nikiyan), Walter Jokisch (Norman Gibson) u.a. Erstsendungen: 14. und 16. Januar 1963. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Tim Frazer (Teile 1 und 2)In einem wilden Sturm kentert ein russisches Frachtschiff vor der Küste des englischen Dörfchens Henton. Der Großteil der Besatzung wird gerettet, doch ein Matrose namens Anstrow überlebt das Unglück nicht. Kurz bevor er die Augen schließt, ruft er den Namen einer Frau: „Anya!“ – Der Ingeneur Tim Frazer ist zu diesem Zeitpunkt zufällig in Henton anwesend, um seinen flüchtigen Kompagnon Harry Denston zu treffen. Zu seiner Überraschung wird Frazer in einen Kriminal- und Spionagefall verwickelt, der sich um eine Verbindung zwischen dem verschwundenen Harry Denston und dem toten Anstrow dreht. Da Denston Frazer Geld schuldet, kann dieser „unauffällig“ nach seinem Kollegen suchen, welcher ein Geheimnis aufklären könnte, für das manche Leute sogar über Leichen gehen ...
Das heftige Unwetter, das über Henton niedergeht und von Hans Quest in zahlreichen Einstellungen gebührend gezeigt wird, ist ein metaphorischer Vorbote der Abenteuer, auf die sich Tim Frazer bald unvorbereitet einlassen wird. Der Titelheld dieser Geschichte ist für diese Art Rollentypus ein Außenseiter – eine ironische Umkehrung, denn das liegt gerade daran, dass Frazer ein absoluter Durchschnittsmensch ist und eben nicht stolz die Insignien eines heldenhaften Superschnüfflers vor sich herträgt. Frazer nutzt zwar Köpfchen und Eloquenz, nimmt sich im Umgang mit den in den Fall verwickelten Personen so harmlos aus, dass man ihm den delikaten Auftrag des Geheimdienstes, den er erfüllen soll, nie und nimmer anmerken würde. Die Idee, einen richtiggehenden Biedermann wie Max Eckard in der Rolle zu besetzen, überzeugt gerade nach dem für dörflich-provinzielle Verhältnisse etwas sehr glamourösen Heinz Drache aus „Das Halstuch“. Eckard hingegen passt sich auch in seinem zurückhaltend-freundlichen Duktus der harmlosen Ausgangslage von „Tim Frazer“ an.
Auch wenn der Mehrteiler sehr gemächlich einsteigt, so ist doch von Anfang an eine ganz eigenwillige Spannung zu spüren. Tatsächlich scheint das Durbridge-Schema in den ersten Jahren der Reihe darin zu bestehen, die typischen erst-Leiche-dann-Ermittlungs-Krimis immer im Wechsel mit etwas ausgefalleneren Storylines zu präsentieren. Nachdem „Der Andere“ und „Das Halstuch“ eher den tradierten Weg beschritten, zeigt sich „Tim Frazer“ ebenso wie „Es ist soweit“ als unkonventioneller Stoff, der nicht unmittelbar mit der Mordtat des großen Unbekannten einsteigt. Dies kommt dem vierten Durbridge-Krimi sehr zugute, denn das Bootsunglück, die Hinweise auf eine Frau namens Anya, das Geheimnis des Autos von Harry Denston und die Schiffsmodelle von Donald Edwards sind willkommene Abwechslungen vom Schema F herkömmlicher Fernsehkost. Besonders die Modelle sind reizvoll, weil sie kriminalistische und optische Raffinesse sowie – ein typisches Durbridge-Charakteristikum – den Inbegriff von Harmlosigkeit auf der einen und ein tödliches Rätsel auf der anderen Seite miteinander verbinden.
Man merkt daher sehr deutlich, wie hinter scheinbar bourgeoisen Fassaden Geheimnisse schlummern. Besonders das passend besetzte Ehepaar aus Ursula Herking und Ernst Fritz Fürbringer gibt sich vordergründig, als könne es kein Wässerchen trüben, und verbirgt doch offenkundig so manches bisher Ungesagte. Auch Marianne Koch gibt nicht das übliche Inspektorenliebchen, sondern darf schon in Teilen 1 und 2 Reibungspunkte sichtbar machen, während Konrad Georg und Kurt Waitzmann engagiert als Geheimdienstmitarbeiter auftreten. Die beiden späteren Wallace-Mimen passen perfekt in ihre Rollen als Auftraggeber bzw. Undercover-Ermittler und der Cliffhanger, der den zweiten Teil beendet, schlägt dadurch als großer Schock ins Kontor. Hier zeigt sich zum ersten Mal ganz deutlich, dass unter der idyllischen Oberfläche des ersten „Frazer“-Mehrteilers teuflische Absichten stecken, die sich erst langsam und sukzessive enthüllen werden ...
Ich finde Deine Beschreibung sehr passend und treffend! Tim Frazer war sicherlich eine Ausnahme, weil er wie kein anderer Durbridge-Mehrteiler die Spannung ganz langsam und subtil aufbaut. Diese Zeit hätte man heute wohl leider nicht mehr, da müsste in spätestens in der 2. Minute eine Leiche da sein ... Wie aus den Unterlagen Durbridges hervorgeht, war die Frazer-Serie wohl ursprünglich nicht als 3 x 6-Teiler geplant, weshalb der ursprüngliche Arbeitstitel auch Deadline for Harry lautet und Frazer den Namen Marquard hatte.
Gubanov
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27.01.2018 20:30
#51 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Tim Frazer (4)
Aber gerade durch den regulären Tim-Frazer-Charakter gewinnt dieser und der folgende Mehrteiler an Profil. Ich bedaure, dass „Das Messer“ nicht wie in Großbritannien schon direkt im Anschluss an den „Fall Salinger“ als Tim-Frazer-Fall entstand. Man hätte dann beim WDR wohl mehr Sorgfalt auf diese Vorlage verwendet als 1971.
Francis Durbridge: Tim Frazer (Teile 3 und 4)
Teile 3 und 4 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1962. Regie: Hans Quest. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Max Eckard (Tim Frazer), Marianne Koch (Helen Baker), Ernst Fritz Fürbringer (Donald Edwards), Ursula Herking (Ruth Edwards), Konrad Georg (Charles Ross), Paul Klinger (Dr. Killick), Josef Dahmen (Edgar Tupper), Klaus Kindler (Mr. Lester), Ethel Reschke (Ma Dodsworth) u.a. Erstsendungen: 18. und 21. Januar 1963. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Tim Frazer (Teile 3 und 4)In seiner Wohnung entdeckt Tim Frazer die Leiche des Geheimdienstmitarbeiters Crombie, der Frazer gerade noch auf das Modell des Segelschiffs North Star hinweisen kann, welches sich plötzlich auf dessen Kaminsims wiederfindet. Frazer ist umso perplexer, als Crombie und das Schiff verschwunden sind, als er mit Geheimdienstchef Ross in seine Wohnung zurückkehrt. Auf verschlungenen Wegen erhält Frazer den Hinweis, dass der Matrose Anstrow gar nicht tot ist – und tatsächlich muss Dr. Killick Zweifel darüber einräumen, dass der verstorbene Russe wirklich Anstrow war. Auch Ruth Edwards, die Frau des Modellbastlers Donald Edwards scheint mehr zu wissen, verunglückt aber in ihrem Auto ...
Als Laie muss Tim Frazer zugeben, eine Heidenangst zu haben, als ihm plötzlich Crombie in seinen letzten Atemzügen vor die Füße stolpert und er später erfährt, dass Crombies Mörder zu diesem Zeitpunkt noch in seiner Wohnung waren. Frazer repräsentiert den normalen Bürger, der wider Willen in einen Strudel aufregender Ereignisse hineingezogen wird. Dabei spult sich in den mittleren Teilen sauber und ordentlich eine Fährte nach der anderen wie an einem roten Faden ab; Durbridges durchstrukturierte Erzählweise erlaubt keine Szene ohne weiterführende Hinweise oder unangenehme Überraschung. Dazu zählt auch der Umgang mit Harry Denstons eingebildeter Freundin Helen Baker, der bekannten Schauspielerin, die zwischen ihren Auftritten offenbar auch in das Geschehen verwickelt ist. Die Besetzung mit Marianne Koch erweist sich als Volltreffer, da Koch aufgrund ihrer sonstigen Rollentypen eigentlich über damenhafte Immunität verfügt, hier aber so verschlagen und herausfordernd auftritt, dass sie gänzlich anders wirkt als in ihren vielen harmlosen Rollen.
Wer an „Das Ungeheuer von London-City“ denkt, wird vielleicht bedauern, dass Hansjörg Felmy die ihm angebotene Hauptrolle für diesen Mehrteiler ausschlug, doch auch Max Eckard trifft in den Szenen, in denen sein Tim Frazer auf die hinterlistige Helen Baker trifft, den passenden Ton. Überhaupt geht er mit den meisten Verdächtigen erstaunlich offen um – eine ungewöhnliche Strategie, die vielleicht seiner fehlenden Erfahrung als Ermittler zu verdanken ist, sich aber zugleich auch bezahlt macht, da er ohne Versteckspiele rasch vorankommt. Die Jagd nach Harry Denston, der sich immerhin schon telefonisch gemeldet hat, führt ihn u.a. in ein Fernfahrercafé (ein Schauplatz, den Durbridge zu mögen scheint, wenn man an „Es ist soweit“ denkt) und ein Spielzeuggeschäft.
Einige amüsante Einlagen vor allem an der Tankstelle von Edgar Tupper lockern das Geschehen auf und der von Paul Klinger gespielte Arzt verbindet ein für seinen Berufsstand merkwürdiges Verhalten mit äußerlicher Seriosität. Durch diese vielseitigen Einsprengsel und die aufpeitschende Musik von Hans Jönsson, der nach den Paul-Temple-Hörspielen des (N)WDR nun seit „Das Halstuch“ auch die Fernseh-Durbridges untermalte, bewahren die Teile 3 und 4 von „Tim Frazer“ die Faszination der Anfangsfolgen lückenlos. Der Fall mag wirklich nicht der abenteuerreichste sein, aber dennoch lohnt der Blick über Max Eckards Schulter jede Minute. Das Publikum dankte mit hervorragender Sehbeteiligung von bis zu 93 Prozent – was sicher auch daran liegt, dass Quest das schwierige Aufnahmeverfahren nach seinen Erfahrungen mit dem „Halstuch“ bei „Tim Frazer“ offenkundig schon weiter perfektioniert hatte, was sich in einer vergleichsweise weniger theaterhaften Inszenierung niederschlägt.
Gubanov
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28.01.2018 14:45
#52 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Tim Frazer (4)
Teile 5 und 6 des TV-Kriminalmehrteilers, BRD 1962. Regie: Hans Quest. Drehbuch: Francis Durbridge. Übersetzung: Marianne de Barde. Mit: Max Eckard (Tim Frazer), Marianne Koch (Helen Baker), Konrad Georg (Charles Ross), Klaus Kindler (Mr. Lester), Ernst Fritz Fürbringer (Donald Edwards), Paul Klinger (Dr. Killick), Hans Quest (Harry Denston), Walter Süßenguth („Rembrandt“ Walters), Josef Dahmen (Edgar Tupper) u.a. Erstsendungen: 23. und 25. Januar 1963. Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks.
Zitat von Tim Frazer (Teile 5 und 6)Ruth Edwards, Ma Dodsworth und Edgar Tupper liefern Tim Frazer im letzten Moment Hinweise, die alle auf Helen Baker deuten. Unter großem Druck gesteht diese schließlich, Harrys Aufenthaltsort zu kennen. Frazer reist Harry nach und riskiert Kopf und Kragen, um seinen Freund zu befreien. Dieser hatte sich auf ein gefährliches Spiel um eine atemberaubende Erfindung eingelassen, die er sowohl den Russen als auch den Engländern angeboten hatte. Es gelingt Frazer, Harry zu retten und die Hintermänner, die für sein Verschwinden verantwortlich waren, zu überführen. Auch das Rätsel, warum alle an der North Star so interessiert waren, kann geklärt werden ...
Die letzten Wendungen der anfangs so rätselhaften „Tim Frazer“-Story fügen sich ein bisschen zu selbstverständlich ins Gesamtbild und lassen daher sowie aufgrund des ähnlich wie bei „Es ist soweit“ recht eingeschränkten Verdächtigenkreises nicht die allergrößte Spannung in den letzten Teilen aufkommen, obwohl Hans Quest sich in doppelter Hinsicht – sowohl auf dem Regiestuhl als auch in der Rolle des verlorenen Harry Denston – bemühte, Salz in die Suppe zu streuen. Dies vor allem in Form einer herrlichen Nachtszene im Hafen von Henton, in der Tim Frazer beinahe in eine plumpe, aber in schönster Schwarzweiß-Ausleuchtung eingefangene Falle tappt. Auch die mehrschrittige Überführung weiß zu gefallen, obwohl die Frage nach dem Hauptverantwortlichen eben leider nicht die größte Herausforderung der Durbridge-Geschichte darstellt.
Kreativer als Durbridge selbst zeigte sich ein Trittbrettfahrer des berühmten Wolfgang-Neuss-„Halstuch“-Skandals, der in der Kronen Zeitung eine reizvolle Alternativlösung veröffentlichen ließ. In der Rückschau ist weniger bekannt, dass ein Besserwisser auch zu „Tim Frazer“ einen Lösungsversuch vor Ausstrahlung des letzten Teils inserierte. Dass der Versuch keine so hohen Wellen schlug, lag wohl vor allem daran, dass der Unbekannte kein solches „Ratetalent“ wie Neuss besaß. In der Spiegel-TV-Rubrik „Telemann“ witterte man indes sogar ein abgekartetes Spiel und sparte in diesem Zuge nicht an verachtenden Worten über den im Großen und Ganzen doch wieder gut gelungenen Durbridge-Mehrteiler:
Zitat von Telemann: Frazernisation, Der Spiegel, 05/1963, S. 63Da plötzlich das Inserat in der Wiener „Kronen Zeitung“: Einer, der nicht wollte, dass sich „Millionen Menschen um einer billigen Pointe willen vor die Fernsehapparate zwingen lassen“, setzte für 3000 Schilling in Umlauf, „der Mörder“ höre auf den Zunamen Anstrow. Ein Irrtum, wie sich einen Tag später herausstellte, gleichwohl knisterte Spannung auf. Nicht der Enthüllung wegen – dieser Durbridge hätte selbst dann kein Pulsjagen verursacht, wenn als Mordbube ein Kurienkardinal in Frage gekommen wäre –, sondern ob des Rätsels: Wer war der Inserent? Die Anzeigen-Damen der „Kronen Zeitung“ beschrieben ihn als einen „richtigen Rock-Hudson-Typ“, sehr gepflegt, des wienerischen Tonfalls zur Gänze entratend und „25 bis 40 Jahre alt“. ‚Rock-Hudson-Typ?‘ grübelte Telemann genüsslich – war es vielleicht der WDR-Fernsehdirektor Dr. Lange, dem wie kaum einem daran gelegen sein musste, dass der Langweiler Tim ins Gerede käme?
Der Erfolg gab den Machern trotz hämischer Spiegel-Presse Recht und am Ende des letzten Teils wird Tim Frazer gefragt, ob er sein Talent nicht dauerhaft in Mr. Ross’ Dienste stellen möge. Die Zusammenarbeit zwischen Max Eckard und Konrad Georg scheint ausgemachte Sache, wird aber leider nur noch einen statt der eigentlich vorgesehenen zwei Mehrteiler anhalten. Der dritte „Tim Frazer“-Krimi, „The Mellin Forest Mystery“, wurde erst gen Ende der Durbridge-Welle mit veränderten Rollennamen und Besetzungen als „Das Messer“ realisiert.
Die letzten zwei Teile von „Tim Frazer“ wahren nicht in jeder Hinsicht die Qualität der Anfangsepisoden, doch der Fall als Ganzes überzeugt abermals durch eine clevere und durbridge-typisch spionagebezogene Backstory. Ein besonderes Lob gebührt der hervorragenden Besetzung, die mit Max Eckard einen ungewöhnlichen, aber überzeugenden Anführer vorweist und von Namen wie Marianne Koch, Ernst Fritz Fürbringer und Konrad Georg stimmig ergänzt wird. Auch die maritime Atmosphäre passt bestens ins nostalgische Durbridge-Schema, daher gute 4 von 5 Punkten.
Die Geschichte aus der Kronen Zeitung (die in Österreich übrigens den Glaubwürdigkeitsstatus der deutschen Bild hat) kannte ich noch gar nicht. Schöne Ausgrabung! Ich hätte auch gerne die 3. Frazer-Geschichte mit Eckard gesehen, die immerhin in Planung war (Tim Frazer und das Geheimnis von Mellin Forest - klingt sogar wie ein Wallace-Titel). Das Messer kann gar nicht als Vergleich herangezogen werden, da Durbridge die Geschichte so stark umschrieb, dass es eigentlich ein ganz neuer Film (inklusive neuem Täter und neuer Tatwaffe!) geworden ist. So empfand er es wohl auch selbst, denn im Gegensatz zu anderen ausländischen Verfilmungen führte er diesen Film in seiner Who-Is-Who-Biographie lange als eigenständigen Titel. Aber diesbezüglich werde ich bei Deiner wohl zu erwartenden Messer-Besprechung mehr verraten, Gubanov :).
Zitat von Gubanov im Beitrag #51 Wer an „Das Ungeheuer von London-City“ denkt, wird vielleicht bedauern, dass Hansjörg Felmy die ihm angebotene Hauptrolle für diesen Mehrteiler ausschlug, doch auch Max Eckard trifft in den Szenen, in denen sein Tim Frazer auf die hinterlistige Helen Baker trifft, den passenden Ton.
Nicht nur wegen "Das Ungeheuer von London-City", sondern ganz generell bedauere ich, dass Felmy die Rolle ausgeschlagen hat, außerordentlich. Mit ihm in der Hauptrolle läge der Film in meiner Gunst vermutlich bedeutend höher.
Zu der immer wieder geäußerten Kritik, Max Eckard sei eine Fehlbesetzung, zitiere ich hier mal einen Ausschnitt aus meinem in Planung befindlichen Durbridge-Buch...
In einem Zeitungsinterview wurde Max Eckard selbst darauf angesprochen, dass einige meinten, er sei als Frazer eine Fehlbesetzung. Eckard dazu:
„Das müsste man mir erst einmal erklären! Mir kommt es bei meiner Rolle darauf an, Durbridge echt und richtig zu interpretieren. Sein „Tim Frazer“ ist im ersten Teil ein Herr Schulze, wie ich immer sage, nicht mutig und kein Held, sondern ein normaler Mensch und kein junger forscher Mann, der sich mit Elan in ein kriminalistisches Abenteuer stürzt. Beliebter beim Publikum ist zweifellos dieser letzte Typ, etwa ein Draufgänger vom Schlage Eddie Constantines, doch so hat Francis Durbridge seinen „Tim Frazer“ nicht angelegt, und so konnte ich ihn darum auch nicht spielen. Es ist eben schwer, es zwanzig Millionen Fernsehzuschauern recht zu machen.“
Wer das Skript Francis Durbridges liest, der sieht auch, dass Frazer kein Felmy-Typ war, wenngleich er natürlich wesentlich populärer und wohl deshalb von der Produktion gefragt worden war. Siehe auch Joachim Fuchsberger, der als Harry Brent geplant war und als solcher eine gänzliche Fehlbesetzung gewesen wäre, da man ihm die notwendige Zwielichtigkeit (ist er ein Krimineller oder nicht?) nicht abgekauft hätte. Frazer ist ein 08/15-Bürger, kein jugendlicher Haudrauftyp.
@Georg: Deine Erklärung ist stimmig und einleuchtend. Ich hätte dem hilflosen Frazer am liebsten am Bildschirm geholfen und gerade das hat es ausgemacht.
In der ganzen Durbridge Reihe "fehlt" doch irgendwie der (jugendliche) Haudrauf Hans Dampf in allen Gassen.Auch H.Leipnitz spielt eher zurückgenommen und nicht den coolen Draufgänger.Sogar H. Krüger empfinde ich passend besetzt wie er die Rolle auslegt (obwohl er da den klassischen Agenten gibt) Eckard spielt den "einfachen"Mann der ohne verschulden ins Verbrechen mit reingezogen wird .Er muss nicht perfekt sein und nicht korrekt, nichts von alledem.Er versucht nur aus der Sache wieder raus zu kommen/Mörder des Bruders/Frau/Entführer/Erpresser usw. zu finden .Das war (glaube ich)auch ein Erfolgsrezept.Der Gedanke das jemand auf die Idee gekommen wäre zB. E. Constantin zu besetzen .....das hätte wohl den Charme von Durbridge komplett geschreddert.
Das würde ich auch so sehen, Felmy ist doch auch kein "Haudrauftyp". Es geht mir auch gar nicht darum, Tim Frazer nicht als "Normalo" darzustellen, aber man kann einen "Normalo" eben so oder so spielen. Und Eckard tut dies in meinen Augen in einer befremdlich-linkischen Art und Weise, die dazu führt, dass ich zu der Figur nach seiner Spielart schlicht keinen Zugang finde, woran so ein Mehrteiler, der auf diese Figur zugeschnitten ist, natürlich zwangsläufig leidet. Entsprechend froh bin ich, dass es keinen dritten Tim Frazer-Mehrteiler gegeben hat. "Das Messer" war dagegen meiner Meinung nach haushoch überlegen.
Befremdlich -linkisch trifft es wirklich gut.Er spielt wirklich anders als von den meisten erwartet,er ist auch nicht wirklich immer sympathisch aber irgendwie mag ich seinen Frazer (vielleicht gerade weil er etwas anders ist ?) Ich freue mich auf das hoffentlich bald erscheinende Buch um mehr Hintergrund zu erfahren.
... die langweiligste Krimi-Serie, die das Fernsehen je gebracht hat. Max Eckard fehlten nur noch karierte Filzpantoffeln.
Obwohl es in der dritten, vierten und fünften Folge jeweils einen Toten (oder Beinah-Toten) gab, war die Story selber ganz uninteressant.
Es waren einfach zuviel Verdächtige in dem Stück. Keiner der Mitwirkenden war sympathisch. Uns war es ganz schnuppe, ob Harry Denston "ein Geheimnis" hatte oder nicht.
Dass Geheimagent Crombie mit Tim Frazer wichtige Gespräche in Anwesenheit eines Dritten führte, war so leichtsinnig, dass uns sein Tod nicht wunderte.
An Marianne Koch war nur eines bemerkenswert: der tolle Leopardenmantel, den sie in der dritten Folge trug.
Bei "Tim Frazer" konnte man nur gähnen. Armer Max Eckard, mit diesem Stück hat er sich was angetan. Das grenzt ja schon an Harakiri.
Auch der Kritiker (Televisor) war nicht begeistert:
Der endlose, zerdehnte "Tim Frazer" wäre besser auf zwei Fortsetzungen zusammengestrichen worden. Vier Abende geschah garnichts. Autor und Regisseur verstanden nur die Kunst, nach 40 Minuten Leere einen Fortsetzungsschluss zu bauen, der den Zuschauer zu der irrigen Annahme verleiten musste, in der nächsten Folge werde nun endlich etwas passieren. Ein boshaftes Spiel mit der Gutgläubigkeit des Publikums.