Eingehen möchte ich noch einmal auf den Part der von Percy Lister hier so hervorgehobenen Helen Baker (dieser Name entstammt doch übrigens hoffentlich nicht dem Durbridge-Original, oder?).
Auch im Roman heißt Harry Denstons Verlobte Helen Baker, leider wird sie von Durbridge in dem in "Ich-Form" geschriebenen Buch nicht näher beschrieben, nur, dass sie kastanienbraunes Haar hat, eine bekannte Schauspielerin, die sich eben von ihrer letzten Scheidung erholte und sich mit Denston - nachdem sie sich ein paar hektische Wochen kannten - schon verlobte ...
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
31.12.2008 20:57
#17 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Tim Frazer (4)
Danke für die schnelle Rückmeldung. Ich dachte nur, der Name höre sich so unprofessionell gewollt englisch an, dass er deutsch sein muss. Bei den deutschen Verfilmungen wurden ja doch hin und wieder Namen abgeändert. Die Sache mit der Scheidung ist ja eigentlich auch noch interessant. Sie gibt der Rolle noch zusätzlichen "Fass mich nicht an"-Charme.
Übrigens: Wenn man "Tim Frazer" zum ersten Mal sieht, könnte man glauben, Helen und er seien miteinander befreundet. Sie nennt ihn im Laufe der Zeit auch zweimal "Liebling". Zudem kommt sie fast täglich bei ihm vorbei und sie gehen zusammen essen. Und so einen Freund belügt sie schamlos, um dem zweifelhaften Harry aus der Klemme zu helfen? Unverständlich...
Bin auch über die wahre Beziehung der beiden etwas im unklaren *grins*, beim Schauen des ersten Teiles hab ich sogar mal zurückgespielt, weil ich zuerst dachte, ich hab mich verhört, als Helen Tim "Liebling" nannte. Diese "intime" Ton herrscht allerdings im Roman auch, da taucht auch gelegentlich die Bezeichnung "Liebling", "mein Lieber" usw. im Umgang der beiden auf ...
Die Nachforschungen führen Frazer erneut nach Henton, in die Straßenkneipe der Mrs. Dodsworth und zu Tankwart Tupper. Am wichtigsten erscheint jedoch, dass Helen Baker endlich mit der Wahrheit herausrückt. Die schwer verletzte Ruth Edwards deutet an, dass sie ihrem Mann misstraut und deshalb mit Tim Frazer ungestört sprechen muss. Ihr Autounfall weckt die schlimmsten Befürchtungen und es ist ein Wunder, dass sie mit dem Leben davonkommt und Frazer noch einen entscheidenden Hinweis erhält: Seine gute Bekannte Helen Baker weiß, wo sich Harry Denston versteckt hält. Klaus Kindler tritt erneut in einer Rolle auf, mit der man ihn so gut identifiziert, da er auf sie abonniert scheint: Der Kleinganove, der sehr von sich eingenommen ist und rohe Gewalt klugen Überlegungen vorzieht. Beim "Stahlnetz" war es nicht anders. Josef Dahmen muss dies mit dem Leben bezahlen, obwohl er seine Auftraggeber nicht verraten hat. Wie Gubanov bereits so treffend bemerkt hat: Warum werden nur die kleinen Helfer getötet, nicht aber der große Detektiv? Es ist mir auch ein Rätsel, warum Helen Baker nach ihrem Geständnis in Gegenwart von Charles Ross nicht Personenschutz erhält. Immerhin könnte sie nach ihrem Verrat das selbe Schicksal ereilen, wie bereits Ruth Edwards und Edgar Tupper.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
01.01.2009 14:32
#21 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Tim Frazer (4)
Zitat von Jack_the_RipperBin auch über die wahre Beziehung der beiden etwas im unklaren *grins*, beim Schauen des ersten Teiles hab ich sogar mal zurückgespielt, weil ich zuerst dachte, ich hab mich verhört, als Helen Tim "Liebling" nannte. Diese "intime" Ton herrscht allerdings im Roman auch, da taucht auch gelegentlich die Bezeichnung "Liebling", "mein Lieber" usw. im Umgang der beiden auf ...
Das wird damals, besonders im überfreundlichen England, nichts Ungewöhnliches gewesen sein. Man denke auch nur an die Gespräche zwischen Paula Hepburn und Guy Foster. Auch sie nennt ihn "Liebling", "Schätzchen" oder ähnliches.
Es ist ja dank Georgs Recherchearbeit bekannt, dass die Akzeptanz der Zuschauer für den Mehrteiler „Tim Frazer“ nach der ersten Hälfte der sechs Teile zurückging (Sehbeteiligungen 80, 83, 89, 85, 86 und 93 Prozent), bevor sie gen Ende hin wieder anstieg. Dieser Verlauf ist durchaus mit der Qualität der Teile vergleichbar, die ich beim Sehen für mich konstatiert habe. Teile 1 bis 3 sind Krimi-TV auf hohem Niveau – mit den typischen durbridge’schen Wendungen und Rätseln, während die zweite Hälfte dieses Straßenfegers eher lustlos wirkt. Klar steigt gen Ende noch einmal die Spannung – schließlich möchte man ja wissen, wer’s gewesen ist, aber wirklich vom Hocker hat mich auch die Auflösung nicht gefegt.
SPOILER – Nur weiterlesen, wer die Auflösung kennt
Wie bei so manchem Durbridge sonst schon war der potenzielle Täterkreis extrem beschränkt. Eigentlich kamen nur Dr. Killick und Mr. Edwards als Haupttäter in Frage. Wer von beiden war es also? Wer auf einen der beiden tippt, so wie ich es getan habe, liegt also schon gar nicht so schlecht, wenngleich er sicher nicht Recht haben wird. Der verblüffende Punkt liegt bei der Auflösung nämlich nicht darin, dass es einer von beiden war, sondern alle zwei. Viel mehr gibt es dann auch eigentlich nicht mehr zu sagen. Der Trick um Anstrow war nicht schlecht. Geschadet wird dem Mehrteiler jedoch dadurch, dass er nicht richtig abgerundet wirkt. Während im Verlauf der Teile 4, 5 und 6 immer wieder Längen auftauchten, so wirkte das Ende schließlich etwas gehetzt. Eine abschließende Sequenz, etwa mit Ruth Edwards, Helen Baker oder Harry Denston, oder wenigstens eine Verlängerung des Gesprächs mit Mr. Ross hätte dem Ganzen gut getan.
„Tim Frazer“ ist ein Mehrteiler an den ich mit hohen Erwartungen herangetreten bin und der mich zunächst nicht enttäuscht hat. Dann jedoch stellte sich eine Ernüchterung ein. Unterm Strich addieren sich alle Faktoren dennoch zu einem Plus. 3,5 von 5 Punkten.
Tim Frazer erkennt, dass alle Fäden in Henton zusammenlaufen und sein Freund Harry die ganze Zeit dort versteckt gehalten wurde. Warum? Wer hat ihn entführt und warum hat man ihn nicht einfach getötet?
SPOILER:
Der Zuseher muss sich vom Gedanken trennen, Dr. Killick wäre ein ehrenwerter Arzt und Donald Edwards ein freundlicher Schiffsmodellbauer. Die beiden üben diese Tätigkeiten natürlich aus, doch ihr eigentliches Interesse gilt dem schnellen Geld, weshalb sie sich zu Diebstahl, Erpressung und sogar Mord hinreißen ließen. Die Szenen an der alten Glocke wirken leider sehr gedehnt und Klaus Kindler benimmt sich absolut unprofessionell. Sein langsames Anpirschen mit einem dümmlichen Grinsen im Gesicht wird zu Recht von Tim Frazer mit einem Fausthieb quittiert. Paul Klinger und Ernst Fritz Fürbringer können kurz ihre diabolische Ader zeigen, wobei Fürbringer aufgrund seiner Physiognomie die besseren Karten hat. Sein Gesicht verdunkelt sich, als er Frazer mit der Waffe bedroht. Leider erfahren wir nicht, inwiefern Ruth Edwards in die Geschäfte ihrer Verwandten eingeweiht war. Harry Denstons Auftritt ist sehr kurz und man kann sich deshalb sein angeblich cleveres Vorgehen im Fall der gestohlenen Metalllegierung nicht vorstellen. Max Eckard ein großes Kompliment - durch seine Präsenz wird die Geschichte aufgewertet. Man freut sich gen Ende richtig mit ihm, als Charles Ross (sehr überzeugend von Konrad Georg gespielt) ihm eine feste Stellung beim Geheimdienst anbietet.
Interessantes Detail: für die Rolle des Tim Frazer war ursprünglich Hansjörg Felmy vorgesehen, der die Rolle aber ablehnte. Felmy sagte dazu in einem Interview: "Als ich bei "Tim Frazer" abwinkte, haben mich alle für verrückt gehalten! Mensch, haben die Kollegen gesagt, einen Durbridge, einen solchen Straßenfeger kann man doch nicht ausschlagen. Aber die Rolle war einfach unattraktiv. Der Frazer steht doch bloß rum. Da kann man spielen, was man will, es ändert nichts".
Mehr Informationen über die britischen Originalverfilmungen "The World of Tim Frazer", "The Sallinger Affair" (Tim Frazer: Der Fall Salinger) und "The Mellin Forrest Mystery" (Das Messer) unter: http://www.startrader.co.uk/Action%20TV/...s/timfrazer.htm
Mal eine Frage, die mich auch beim x-ten Sehen von "Tim Frazer" beschäftigt: Wer setzt die Anzeige, dass der Hilman Minx von Harry Danston zu verkaufen ist (Teil 2), in die Zeitung? Ist es die Abteilung von Mr. Ross? Oder sind es die Hintermänner? Es ist jedenfalls ziemlich unlogisch und wird auch nicht erklärt (auch nicht im Roman).
Eine sehr gute Frage. Ich denke, es muss die Abteilung von Mr. Ross gewesen sein, da dem Auto durch die Auffindung der Parkquittung in der Brieftasche des toten Russen eine größere Bedeutung beigemessen wurde. Die Gangster selbst können es nicht gewesen sein, da Tim Frazer doch abgestritten hätte, das Inserat in die Zeitung gesetzt zu haben. Wie hätten sie ihn dazu bringen wollen, das Auto dem Händler Tupper zu überlassen? Andererseits ist es wohl ein großer Zufall, dass Tupper die Anzeige gelesen hat und sofort von seinen Auftraggebern instruiert wurde, sich mit Frazer in Verbindung zu setzen. Seltsam, dass sich im Roman keine näheren Hinweise finden.
In Teil 3 ist Ross selbst über das Inserat erstaunt. Die Gangster selbst werden es wohl auch nicht aufgegeben haben, das wäre unlogisch. Es dürfte ein Fehler in der Handlung sein, bei Durbridge wird zwar selten etwas nicht ganz genau erklärt, hier hat er allerdings nachgelassen...