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Dieses Thema hat 46 Antworten
und wurde 7.020 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

16.11.2008 13:50
Bewertet TV: "Tim Frazer: Der Fall Salinger" (1964, 5) Zitat · Antworten

Im Booklet zur DVD-Box steht, dass der zweite Tim Frazer-Film vom Publikum nicht so gut angenommen worden wäre, da die einzelnen Folgen recht kurz seien (die erste Episode nur circa 20 Minuten). Ich bin der Ansicht, dass dies dem Erfolg keinen Abbruch tut, da man die Möglichkeit hat, die handelnden Personen erst einmal kennen zu lernen und der erste Mord den Zuschauer unvermittelt trifft und weitere Spannung verspricht.

Max Eckard gelingt es in der Rolle des Tim Frazer Vertrauen zu erzeugen. Er hat ein angenehmes Auftreten, bleibt besonnen und sachlich. Seine Stimme hat große Ähnlichkeit mit der von Paul Klinger. Ingrid Ernest obliegt die Aufgabe für Suspense zu sorgen. Sie ist die geheimnisvolle Frau, die für den Tod von Leo Salinger verantwortlich sein soll. Durch ihre charmante Art und ihre adrette Erscheinung zweifelt nicht nur Tim Frazer daran, dass sie eine kaltblütige Mörderin sein soll. Eine sehr kluge Besetzung! Wolfgang Wahl tritt als souveniersammelnder Amerikaner auf Europareise ins Bild. Er soll die Klischeevorstellungen über "Fünf Länder in drei Tagen" verstärken und möglichst wenig verdächtig erscheinen. Umso erstaunter ist der Zuschauer, als Tim Frazer einen Tag später seine Leiche in der Londoner Wohnung von Barbara Day (Ingrid Ernest) findet. Als Auftraggeber im Hintergrund fungieren Konrad Georg und Hartmut Reck. Sie schicken Tim Frazer auf seinen Weg und bringen den Fall damit ins Rollen.

Eva Pflug tritt erst in den letzten Minuten der zweiten Folge in Erscheinung, obwohl der Zuschauer ihre charakteristische Stimme bereits am Telefon hören konnte. Sie verspricht wieder einmal, die Geheimnisträgerin zu sein, die allein durch ihr wissendes Lächeln verrät, alle Fäden in der Hand zu haben. Als Kriminalinspektor Trueman wurde Siegfried Wischnewski besetzt, der hier schon einmal für "Melissa"
üben kann. Besonders hervorheben möchte ich die gelungenen Innenausstattungen der Wohnungen von Tim Frazer und Barbara Day. Schon allein der Aufzug, der Tim Frazer nach oben bringt, ist kunstvoll mit eleganten Ornamenten verziert und weist den Weg in ein stilvolles Appartment. Gerade da es sich um eine TV-Produktion handelt, die auf Gemütlichkeit nach Feierabend setzt, sind die Lebensräume der Protagonisten so wichtig, sorgen sie doch nicht umsonst für den Identifikationsfaktor im Publikum. Man verläßt mit dem Hauptdarsteller seine Wohnung, kehrt aber immer wieder dorthin zurück, in der Erwartung, nach erledigtem Tagesgeschäft dort Entspannung und Ruhe zu finden. Meistens erwartet den Hauptdarsteller - und somit uns - dort jedoch eine unliebsame Überraschung (Leiche / Kriminalinspektor / Einbrecher), was den großen Reiz der Durbridge-Mehrteiler ausmacht. Die Außenaufnahmen fanden in Köln, Amsterdam und London statt, was für sehr schöne Motive sorgt.

Lobenswert sind vor allem die Anfangsszenen im Flugzeug bzw. am Flughafen. Die Handlung baut sich langsam und ohne unlogische Übertreibungen auf. Dies ist der große Pluspunkt eines Sechsteilers. Die Spannung bleibt erhalten und verteilt sich auf angenehme Fernseh-Häppchen, denen am Ende ein raffinierter Cliffhanger folgt.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

23.11.2008 13:32
#2 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten

Nachdem ich nun den kompletten Sechsteiler gesehen habe, möchte ich gerne meine Eindrücke schildern.

Die ersten beiden Teile dienen dazu, den Zuschauer langsam in die Handlung einzuführen. Die Urlaubsstimmung der ersten Folge führt dazu, dass man Tim Frazer als sympathischen, höflichen Mann wahrnimmt, der zwar seinen Auftrag ausführt, dabei jedoch den Einsatz seiner Kombinationen dem Griff zur Waffe vorzieht. Er baut seine Bekanntschaft mit Barbara Day Schritt für Schritt auf und man wundert sich, weshalb die Dame darauf eingeht, ist sie doch angeblich glücklich verlobt. Bald lernen wir ihren künftigen Bräutigam Arthur Fairlee kennen. Er ist nervös, gereizt und ein Hypochonder. Auch Vivien Gilmore bekommt den Spielraum, der ihr zusteht. Sie ist Barbaras Teilhaberin an einem Antiquitätengeschäft, das man zwar nie sieht, aber ständig davon hört. Neue verdächtige Personen treten ins Licht und enthüllen das kriminelle Ambiente, in dem sich der Ermordete bewegte.

Mittendrin steht Barbara Day, die sich immer öfter mit Tim Frazer trifft, der diese Begegnungen anscheinend nicht nur aus beruflichem Interesse fördert. Die Szenen, in denen sich beide treffen, sei es in ihrer oder seiner Wohnung und im Kaffeehaus "The Dyke" versprühen ein gewisses "Knistern". Man rätselt ständig: Gilt Tim Frazers Aufmerksamkeit nur dem Fall Salinger oder will er gleichzeitig Barbara Day für sich gewinnen? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch den Sechsteiler und gibt ihm eine besondere Note, die z.B. "Das Halstuch" nicht hat. Es ist das prickelnde Gefühl, an geheimen Gefühlsempfindungen teilzuhaben.

Die Spannung steigert sich von Folge zu Folge und endet in einer Szene, die so ruhig und beiläufig inszeniert wurde, dass dem Zuseher das Entsetzen über die Wahrheit wie ein kalter Hauch entgegenweht. Tim Frazer zeigt, dass er ein Profi ist und deutet an, dass ein weiterer kniffliger Fall willkommen wäre. Dazu ist es aber leider nicht mehr gekommen.

Der Kriminalfall dreht sich um gestohlene Industriediamanten. Diese synthetisch hergestellten Diamanten finden vor allem als Schneidstoff für Bohr- und Schleifmaschinen Verwendung und wurden 1953 das erste Mal von einem schwedischen Physiker produziert. Die sich ausweitende Verzweiflung des Zwischenhändlers Dempsey wird von Max Mairich wunderbar gespielt und die gewählten Mittel zum Zweck (das Metronom, der Tulpenzwiebelkatalog und der Stand des Gemüsehändlers) sind originell und bieten den Reiz des Neuen. Die Nachtszenen im Park sind frisch inszeniert und bieten mit dem Treffpunkt im leerstehenden Haus atemlose Spannung. Während Frazer das Haus erkundet, erwartet der Zuschauer jeden Moment einen Angriff aus dem Hinterhalt. An potenziellen Verdächtigen mangelt es nicht, nur Inspektor Trueman kommt sehr selten zum Zug. Er agiert zwar in offizieller Mission, doch die Klärung des Falles liegt eindeutig in den Händen von Tim Frazer, der nicht nur seinen Auftraggeber Charles Ross zufriedenstellen will, sondern auch aus persönlicher Neugier ermittelt. Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiger Grund für das Gelingen eines Kriminalfilms: Das Interesse des Ermittlers. Ist seine Begeisterung zu spüren, wird auch der Zuschauer davon erfasst.

Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

23.11.2008 18:30
#3 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten

Vielen Dank Percy für die zutreffende Beschreibung eines leider sehr unterschätzten Durbridge-Mehrteilers.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.01.2009 17:33
#4 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten

Francis Durbridge – Tim Frazer: Der Fall Salinger (5)
Deutschland 1963, TV. Regie: Hans Quest. Drehbuch: Francis Durbridge. Mit: Max Eckard, Ingrid Ernest, Eva Pflug, Konrad Georg, Wolfgang Wahl, Hartmut Reck, Manfred Heidmann, Siegfried Wischnewski, Hermann Lenschau, Kurt Beck, Jan Hendriks, Max Mairich u.v.a.m.




„Tim Frazer: Der Fall Salinger, I. teil“

Das Tempo ist, als habe man aus der Schwäche des Vorgängers Lehre gezogen, wesentlich zügiger. Sofort in den ersten Minuten wird der Zuschauer gemeinsam mit Tim Frazer mit dem Fall Salinger bekannt gemacht. Dabei macht nicht nur Max Eckard wieder eine gute Figur, sondern auch und vor allem das Duo Konrad Georg – Hartmut Reck. Im Gegensatz zum Waitzmann-Pendant, das doch etwas statisch wirkte, ist das Zusammenspiel dieser drei Charaktere auch durch die überzeugende Verkörperung Recks wesentlich angenehmer zu betrachten. Auch hat das Büro inzwischen einen gewissen Wiedererkennungswert gewonnen, der nicht minder zum Gelingen der Szenen beiträgt und sich vor allem in der Szene niederschlägt, in der sich Frazer, Ross und Richards den Film aus Amsterdam ansehen – schließlich wurde eine ähnliche Szene bereits in „Tim Frazer“ geboten.

Abermals bekommt es Tim Frazer mit einer mysteriösen Dame zu tun, die dieses Mal den Namen Barbara Day trägt. Ingrid Ernest, die Schauspielerin, die hinter dieser Rolle steht, war mir bisher komplett unbekannt. Umso erfreuter war ich, eine ebenfalls glaubhafte und sympathische Darstellerin auf dem Bildschirm zu finden, die diese offenbar groß angelegte Rolle gut tragen kann, und keine TV-Halbstatistin.
Max Eckard harmoniert mit ihr ebenso wie mit Marianne Koch, was sich hier bereits in der ersten Szene ihres Zusammentreffens im Flugzeug bemerkbar macht.
Neben Georg und Reck begegnet man in der ersten Folge noch einem weiteren Wallace-Schauspieler, Wolfgang Wahl, der für die Rolle des aufdringlichen Amerikaners geboren zu sein scheint. Klein, rundlich und schwatzhaft – Wahl vermag, alle Register, die Durbridge hier zieht, umzusetzen, ohne den Zuschauer peinlich zu berühren. Wenn ich mir die Besetzungsliste darüber hinaus ansehe, so entdecke ich noch mehr bekannte Gesichter, auf die ich mich freue: Jan Hendriks, Siegfried Wischnewski, Hermann Lenschau, Eva Pflug...

Die erste Folge ist mit 22 Minuten besonders kurz, was allerdings, rechnet man dies auf die Gesamtlaufzeit des Sechsteilers von 191 Minuten auf, eine Ausnahme darstellen dürfte. Mir war’s nicht zu kurz, denn aufgrund des schnellen Einstiegs und der sich bereits im ersten Teil überschlagenden Ereignisse (Vertauschen des Filmmaterials, Inhalt des Päckchens, das Salinger trug, Leiche in Barbara Days Wohnung etc.) passiert trotzdem genug, um den Krimifreund zu verblüffen.

Hoffentlich kann „Tim Frazer: Der Fall Salinger“ dieses Niveau auch in den kommenden Episoden halten. Wenn ja, dann dürfte es ihm nicht schwerfallen, die Schönheitsfehler des Vorgängers auszubügeln.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.01.2009 14:00
#5 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
„Tim Frazer: Der Fall Salinger, II. teil“

Tim Frazer wird in diesem Teil zum Lügner. Zum Lügner gegenüber Barbara Day und vor allem gegenüber der Staatsgewalt in Form von Kriminalinspektor Trueman. Dass seine Falschaussage bezüglich seines Aufenthaltsorts zum Zeitpunkt des Mordes bzw. des Entdeckens der Leiche gegenüber dem Inspektor nicht bildlich gezeigt wird, war wohl dem Wunsch geschuldet, Frazer trotzdem weiter als integre Person für den Zuschauer haltbar zu machen. Schließlich wurde er ja zu einem kleinen Helden, zu einem „Fernseh-Paul Temple“.
Noch etwas passiert mit Frazer in dieser Folge, was die Glaubwürdigkeit der Geschichte sofort in ungeahnte Höhen katapultiert. Er bekommt endlich gehörig eins „auf den Deckel“. Nach seinen Ermittlungen in bisher schon zwei hochbrisanten Fällen war dies auch bitter von Nöten.

Leider kann der zweite Teil von „Tim Frazer: Der Fall Salinger“ nicht ganz mit dem ersten mithalten, offeriert dennoch weitere Rätsel und Charaktere. Die Geschwindigkeit wird wieder gedrosselt und es geht nun um weniger um den Tod Salingers als vielmehr um den Mord an Cordwell. Dabei treffen wir auf Siegfried Wischnewski, der hier, durch sein leicht wirres Haar etwas jünger wirkend als in „Melissa“, zwar eine ähnlich geartete, bisher aber weniger charismatische Rolle spielt als zwei Jahre später unter Paul May. Weitere Kostproben gibt es von Eva Pflug und Hermann Lenschau.

Bisher unbekannt war mir auch der Name William Keiper. Dieser Komponist, der für die Musik dieses Mehrteilers und somit auch für das tolle markante Titelmotiv (allein fünf Töne, aber die sitzen!) verantwortlich zeichnet, steht seinen Kollegen Thomas oder Jönsson in nichts nach. Eine schöne Variation des Titelthemas bietet er in der Szene, in der Frazer durch die Lennard Street schlendert.

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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.01.2009 13:36
#6 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
„Tim Frazer: Der Fall Salinger, III. teil“

Eine unglaubliche Spannungssteigerung erfährt der Zuschauer in der dritten Folge des Falles „Salinger“. Nach einem Cliffhanger am Ende des zweiten Teils, der eigentlich gar kein wirklicher Cliffhanger war, wird es fast die ganze darauffolgende Episode wesentlich geheimnisvoller. Es geht um einen Tulpenzwiebelkatalog, den Film aus Amsterdam, einen Mann namens Ericson, Industriediamanten und viel, viel „Fantasie“. Die Wendungen folgen schnell aufeinander; man kommt zwischendurch nur noch schnell zu einem Schlagabtausch zwischen Frazer und Ross beziehungsweise Frazer und Lewis. In einer spannenden Szene, in der man vermutet, Barbara Day stünde vor Frazers Haustür, während sich ihr eifersüchtiger Verlobter im Hause selbst befindet, atmet man einmal mehr über einen jener frischen Auftritte von Hartmut Reck auf. In doppelter Hinsicht...

Die Kulissen sind ebenfalls überaus bemerkenswert. Sowohl das kleine Café als auch das „Büro“ von „Tulpenzwiebelhändler“ Dempsey sind kleine Meisterwerke. Auch die Straße vor dem Café macht einen guten, echt britischen Eindruck. Da passt der mysteriöse „Gemüseverkäufer“ in Form eines altbekannten Ganovengesichts genau in die Szenerie.

Es geht wieder steil aufwärts mit dem Mehrteiler. So steil, dass der unerwartete und dieses Mal tatsächlich verdammt nervenzerreißende Cliffhanger den Zuschauer so unerwartet trifft wie Frazer selbst...

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Gubanov ( gelöscht )
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05.01.2009 21:55
#7 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
„Tim Frazer: Der Fall Salinger, IV. teil“

Im vierten Teil des Straßenfegers „Tim Frazer: Der Fall Salinger“ bedient man sich einer ebenso einfachen wie erfrischenden Art und Weise, die Geschehnisse wiederzugeben: Rückblenden. Dabei tritt Tim Frazer nicht nur als Protagonist, sondern auch als Erzähler auf. Die Stimme von Max Eckard begleitet die Szenen in angenehmem Maß. Mit seiner Theatererfahrung wusste er, sie einzusetzen: So kommen die Ereignisse gleich noch besser zur Geltung. Man hätte sich sogar überlegen können, in den Tim-Frazer-Verfilmungen, zumal Durbridge diese ja später auch in aus der Sicht Frazers formulierte Romane umzuformen verstand, mehr dieser Offkommentare des Helden einzusetzen.
Dazu gesellen sich auch sonst hohe Produktionsmaßstäbe. Einige fast schon ungewohnt kunstvolle Kameraeinstellungen (Tim Frazer, Ross und Richards hinter den drei Metronomen des Falles) tragen ihr übriges bei. Da ist es schade, dass eine zentrale Szene – die Ermordung Van Dakars – leider etwas überschnell und unangekündigt gezeigt wird, sodass sie weder dem Zweck der Spannungssteigerung noch der genüsslichen Auskostung eines weiteren Mordes (wie es etwa noch beim Auffinden der Leiche Cordwells), sondern nur dem schnellen, aber bald wieder verflogenen Schockeffekt dient.

Hermann Lenschau ist in seiner Ganovenrolle, die er in drei Teilen denkwürdig darstellte, wieder vollkommen überzeugend. Seine Auftritte gerieten stets zu Qualitäts- und Attraktivitätssteigerungen von Filmen oder TV-Produktionen – sei es „Die blaue Hand“, Durbridge oder Sherlock Holmes. – Leider muss man währenddessen in dieser Folge auf zwei wichtige Charaktere verzichten: Sowohl Inspektor Trueman als auch Vivien Gilmore lassen sich nicht blicken (letztere nur einmal kurz am Telefon hören). Durch die kontinuierlichen Erwähnungen bleiben sie nichtsdestotrotz in guter Erinnerung und hinterlassen, zumindest im Falle des Polizisten, einen noch klareren Eindruck als bei tatsächlicher Präsenz. Wie auch in „Melissa“ macht sich Wischnewski in seiner Ermittlerrolle durch aufdringliche Fragerei unbeliebt. Parallelen gibt’s...

Ingrid Ernest passt hervorragend zu Max Eckard – ein Duo, das sich sehen lassen kann und durch den Umstand, dass Barbara Day verdächtig und verlobt zugleich ist, auch leichtes Futter für moralische Anfälligkeiten, die den Zuschauer so interessieren, darstellt.

Anbei einige Screenshots zu "Tim Frazer: Der Fall Salinger":


- Menüshot /// - Vorspanntafel


- Beratung im Büro /// - Van Dakar besticht den Gemüsehändler

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Gubanov ( gelöscht )
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09.01.2009 19:36
#8 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
„Tim Frazer: Der Fall Salinger, V. teil“

Und wieder einmal war ein Mordanschlag nicht erfolgreich. Van Dakar ist nicht tot. Durbridge scheint derjenige Autor zu sein, der seinen Tätern die niedrigsten „Trefferquoten“ zuschreibt. Wie auch bei „Melissa“, wo neben den zwei tatsächlichen Leichen vier (!) andere Menschen dem Tod mehr oder weniger knapp von der Schippe gesprungen sind, gibt es auch hier und in anderen Mehrteilern verunglückte Mordanschläge „zuhauf“. Daran sollte ich mich als Wallace-Fan, wo den Tätern (fast) alles gelingt, was sie sich vorgenommen haben, noch gewöhnen...

Beide fehlenden Figuren des vierten Teils treten hier wieder in Erscheinung. Nach einer recht langwierigen Szene in der Wohnung Frazers (der gute Herr hat aber auch stets einen Durchgang!) gewinnt die Folge mit der Kaffeeszene an Fahrt. Durchaus spannend inszeniert und wiederum von Ingrid Ernest schön zweischneidig gespielt, gehört sie zu den Glanzpunkten des fünften Teils, der ansonsten eher durch die Ereignisse gen Ende punkten kann. Besonders die Fahrt Tims durch die Dunkelheit wirkt atmosphärisch und mit dem zugehörigen Zwischenfall auch gehörig schauerlich.
Tim Frazer bekommt in dieser Episode darüber hinaus einigen richtigen „Wild West Appeal“ – er belügt den Inspektor, Barbara Day und Vivien Gilmore nach Strich und Faden und bedroht Dempsey wenig gentleman-like mit einer Waffe. Erst hier bemerkt man, wie gesittet Frazer bisher ohne Schießkolben ausgekommen ist.

„Tim Frazer: Der Fall Salinger, VI. teil“

In Teil 6 wurde es extrem spannend. Das Zittern in der Szene im verlassenen Haus in Maida Vale steigerte sich bis beinah ins Unermessliche und wurde abermals von hervorragender Musik untermalt, die bei der Auffindung der Leiche Dempseys auf sehr schöne Weise kumuliert (durch Schlaginstrumente angedeutete Schritte und Herzklopfen), bis das Schrillen des Telefonapparats Frazer und den Zuschauer nach einer Schrecksekunde wieder auf den Boden der Tatsachen zurückführt:



SPOILER – Nur weiterlesen, wer die Auflösung kennt!

Sehr effektiv geschieht die Enttarnung der drei Haupttäter über die letzte Folge verteilt. Bereits recht zeitig erfährt man, was man schon seit Beginn gewusst hat, nämlich, dass Vivien Gilmore in die Sache verwickelt ist. Eva Pflug macht ihre Sache hervorragend. Der Kontrast zwischen sympathischem Spiel als Barbaras Freundin und eisig-geschäftstüchtiger Kriminellenmentalität kommt bei ihr hervorragend zur Geltung.
Der Mehrteiler schwächelt ein wenig daran, dass die Lösung, auch die folgende, doch recht vorhersehbar ist. Dass nämlich Manfred Heidmanns Arthur Fairlee mit von der Ganoven-Partie ist, war ebenfalls zwingend erforderlich, da seine Rolle ansonsten keinerlei Sinn und Nutzen für die Handlung ergeben hätte. Hierbei handelt es sich um die Art Auflösung, wie man sie etwa auch bei „Tod auf Gepäckschein 3311“ aus der Paul-Cox-Reihe findet und die eher gewollt als gekonnt erscheint. Glücklicherweise gibt man dem Zuschauer nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn am Schluss steht noch die Festnagelung „Ericsons“ an. Und wer sollte das anderes sein als Barbara Day? Richtig, niemand. Auch wenn ich zugeben muss, nicht auch noch auf sie getippt zu haben, so ist die Indizlast, die gegen sie spricht, doch erdrückend: Bedenkt man die Sache jedoch etwas länger (d.h. über die Narrenfreiheit der weiblichen Hauptrolle hinaus), nämlich, dass sie eindeutig dabei gefilmt wurde, wie sie Leo Salinger überfuhr, und dass Vivien Gilmore sie in der Nacht von Cordwells Tod anrief, so kann tatsächlich gar keine andere Schlussfolgerung als ihre Schuld möglich gewesen sein.




Zusammenfassend kann man sagen, dass „Tim Frazer: Der Fall Salinger“ eine merkliche Weiterentwicklung im Vergleich zum Vorgänger symbolisiert. Er wirkt temporeicher, moderner und oft auch spannender. Die Besetzung ist erstklassig, man sieht viele Gesichter, die man aus anderen Produktionen kennt, und gewinnt gleichzeitig neue, überzeugende Eindrücke (Ernest, Heidmann). Zu loben sind wiederum die hohen Produktionsstandards, die sich in exzellenter Fotografie sowie Musik und Szenerie niederschlagen. Wie man es von Durbridge gewohnt ist, werden alltägliche Gegenstände mysteriös in Szene gesetzt (hier etwa ein Metronom). Kleine Längen und Patzer waren trotzdem enthalten. Ich würde diesen Mehrteiler als in etwa gleichwertig wie „Das Halstuch“ ansehen. Gute 4 von 5 Punkten.

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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

10.01.2009 14:32
#9 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
SPOILER
Die Frage, die sich den Zusehern stellt, lautet nicht nur: "Ist Barbara Day schuldig?", sondern
vor allem auch: "Hat es zwischen Tim Frazer und Barbara Day gefunkt?".
Dieser Aspekt schafft zusätzlichen Nervenkitzel und ich finde, man ist beim ersten Mal doch
ein wenig verblüfft, wie gut es Frazer wegsteckt, dass Barbara Day die Haupttäterin ist.
Gubanov ( gelöscht )
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10.01.2009 14:40
#10 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
Das "Knistern" zwischen den beiden wird sehr effektiv dargestellt und trägt, durch die anfänglichen Zweifel an der Unschuld Barbara Days und die späteren Warnungen, Frazer solle unbefangen gegen jeden bleiben, einen gewissen verbotenen Charme mit sich. Dazu kommt die Verlobung, die zwar zum Scheitern verurteilt, aber letztlich doch zu berücksichtigen ist. Damit gerät die Beziehung zwischen Tim und Barbara (und das Wort "Beziehung" fasse ich hier ganz allgemein) tatsächlich zu einer der besten Personenkonstellationen bei Durbridge. Gerade vor diesem Hintergrund ist etwa die Haltung Hansjörg Felmys zum Charakter des Tim Frazer völlig unerklärlich, da es für einen Schauspieler doch erfüllend sein dürfte, persönliche Beziehungen zur Story darzustellen, wie sie bei Tim Frazer in beiden Teilen definitiv gegeben waren.

Durch den Ausgang der Geschichte (die Szene im Bahnhofslokal gehört ebenfalls noch einmal lobend erwähnt, denn sie ist extrem intensiv mit ihren Nahaufnahmen und der Stille inmitten der Menschenmenge) hat man überdies das Ziel erreicht, den Charakter des Tim Frazer für einen weiteren potenziellen Mehrteiler "offenzuhalten". War nicht "Das Messer" noch als TF-Straßenfeger geplant?

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

10.01.2009 16:02
#11 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov
Durch den Ausgang der Geschichte (die Szene im Bahnhofslokal gehört ebenfalls noch einmal lobend erwähnt, denn sie ist extrem intensiv mit ihren Nahaufnahmen und der Stille inmitten der Menschenmenge) hat man überdies das Ziel erreicht, den Charakter des Tim Frazer für einen weiteren potenziellen Mehrteiler "offenzuhalten". War nicht "Das Messer" noch als TF-Straßenfeger geplant?

Durch das sehr schlechte Abschneiden dieses Mehrteilers (auch die Politiker schalteten sich damals ein) nahm man Abstand einen weiteren Frazer-Mehrteiler zu produzieren. Ebenfalls negativ erwieß sich, dass es Sechsteiler waren. Nachdem Herr Hummel seit 1.01.1964 für Produktionen des WDR verantwortlich war, setzte er nicht nur Paul May als Regisseur durch, sondern auch dass es künftig nur noch Dreiteiler gab. Nach seinen Erzählungen mir gegenüber lief die Zusammenarbeit mit Peter Beauvais (Paul May stand wegen "Mittsommernacht" nicht zur Verfügung)bei "Ein Mann namens Harry Brent" nicht gut.(Ursprünglich sollte hier Joachim Fuchsberger "Harry Brent" verkörpern, was wegen "Der Tod läuft hinterher" zeitlich nicht möglich war.)
Was "Das Messer" betrifft, so war dieser nie als Tim-Frazer-Mehrteiler geplant. Der Roman (Tim Frazer weiß Bescheid) diente im Grundsatz nur als Vorlage für "Das Messer", wobei das Ende im positiven Sinne verändert wurde.

Joachim.
P.S.: Was die Auflösung von "Tim Frazer und der Fall Salinger" betrifft, so hatte ich bereits in einem anderen Thread geschrieben, dass es neben der Auflösung von "Der Andere", für mich die einzige wirkliche Lösungsüberraschung der gesamten Serien ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.01.2009 16:13
#12 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
Zitat von Joachim Kramp
Was "Das Messer" betrifft, so war dieser nie als Tim-Frazer-Mehrteiler geplant. Der Roman (Tim Frazer weiß Bescheid) diente im Grundsatz nur als Vorlage für "Das Messer", wobei das Ende im positiven Sinne verändert wurde. [...] Was die Auflösung von "Tim Frazer und der Fall Salinger" betrifft, so hatte ich bereits in einem anderen Thread geschrieben, dass es neben der Auflösung von "Der Andere", für mich die einzige wirkliche Lösungsüberraschung der gesamten Serien ist.

Dann hatte ich es wohl falsch in Erinnerung. Ich glaube nur, Georg hatte einmal etwas darüber geschrieben. Dass Hummel die Zusammenfassung der Durbridge-Filme zu Dreiteilern ab "Die Schlüssel" zu verdanken ist, sehe ich bei allem Respekt vor diesem Mann zweischneidig: Sicher hielt man so mehr Zuschauer an, den Mehrteiler zu verfolgen (Stichworte Schnelllebigkeit, Vergesslichkeit und Zeitmangel) und bescherte der Reihe länger Erfolg als mit weiteren Sechsteilern, doch als Rätselfreund kann man vom heutigen Standpunkt (Möglichkeiten der DVD) schon sagen, dass bei Sechsteilern noch mehr Spannung aufkommt, schlicht, weil es mehr Cliffhanger gibt.
SPOILER
Zur Auflösung in "Tim Frazer: Der Fall Salinger" hatte ich deinen Kommentar ebenfalls noch im Hinterkopf und habe deshalb schon in meiner Besprechung zum sechsten Teil versucht, zu beschreiben, wie überraschend die Auflösung für mich war: Nicht sonderlich. Rein konstellationsmäßig kann man es mit "Zimmer 13" vergleichen: Sobald man einmal erfahren hat, dass die Fassade der weiblichen Hauptrolle nicht immer auch für das Geschehen dahinter stehen muss, ist man nicht mehr sonderlich schockiert. Genug Indizien gab es hier (Attentat auf Salinger, Anruf in der Wohnung, Freundschaft mit Vivien etc.) wie da (Sequenzen vor dem Bild der Mutter, Anspielungen auf dunkle Familiengeschichte(n) etc.). Da war in beiden Fällen die Täterschaft durchaus erratbar.

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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

10.01.2009 19:41
#13 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten

Hier einmal etwas Zeizgenössisches zum Thema:

Tim Frazer und der Fall Salinger
Erstausstrahlung:
1. Teil: Freitag, 10.01.1964 21.00-21.30 Uhr
2. Teil: Montag, 13.01.1964 21.00-21.40 Uhr
3. Teil: Mittwoch, 15.01.1964 21.00.21.45 Uhr
4. Teil: Freitag, 17.01.1964 21.05-21.35 Uhr
5. Teil: Samstag, 19.01.1964 20.15-20.45 Uhr
6. Teil: Montag, 21.01.1964 21.00-21.45 Uhr

Bereits am 22.01.1964 fasste Filmecho/ Filmwoche in ihrer Ausgabe Nr. 7 mit der Überschrift „Nur Ärger mit Tim“ zusammen:

Der Westdeutsche Rundfunk hat sich mit seiner Bildschirm-Salami „Der Fall Salinger“ nicht viel Beifall eingehandelt. Das Fernseh-Publikum hat seinen Unmut über die sechs Folgen deutlich kundgetan. „Der Fall Salinger“ ist die fünfte Kriminalstory, die in Fortsetzungen im Fernsehen gelaufen ist. Drei davon waren von Durbridge. Verständlich, dass die Zuschauer Fernsehmüde werden.
„Glatteis ist schlimmer als Tim Frazer“ erklärte man der „Kölnischen Rundschau“ im Lux am Dom. Diese Feststellung sagt manches über die nachlassende Attraktivität der Serie. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Filmtheater – neben den Wirten – immer noch die hauptsächlichen Leidtragenden dieser Fernseh-Spielerei sind. Es gab Proteste beim Westdeutschen Rundfunk, von Parteien, Stellen der öffentlichen Hand, Organisationen, Interessenverbänden und Einzelpersönlichkeiten.
Der Westdeutsche Rundfunk hat sich daraufhin beeilt, festzustellen, der Autor, der seine Kriminalstücke in Fortsetzungen für BBC schrieb, habe auf der originalgetreuen Übernahme seiner Stoff bestanden. Außerdem habe jede Folge einen geschlossenen dramaturgischen Aufbau, und schließlich habe Durbridge seiner Serienarbeit einen großen Teil seiner Popularität und seiner Erfolge zu verdanken.
Diese Erklärung hat die „Welt“ nicht gelten lassen. Sie argumentierte in ihrer Ausgabe vom 18. Januar, dass die FDP, die gegen den Zwang der sechs Folgen dieser Tage polemisierte, im Irrtum sei, wenn sie meine, Durbridge ließe sich auf zwei Sendungen zusammenfassen. Das scheint schon deshalb ausgeschlossen, weil ja sechsmal Spitzenhonorar für Mr. Durbridge und seine deutschen Mitarbeiter dreimal mehr sei als zweimal. Die Frage habe zu lauten, ob das Fernsehvolk deutscher Zunge wirklich danach verlange, sechs Abende lang hingehalten zu werden und ob eine Anstalt des öffentlichen Rechts das Recht habe, dieser Neigung – falls sie vorliege – nachzugeben.
Der Westdeutsche Rundfunk musste die negative Reaktion der Öffentlichkeit zur Kenntnis nehmen. Bereits am 19. Januar meldete die „Welt am Sonntag“, der WDR prüfe, ob im Deutschen Fernsehen weitere Krimiserien nach Art von „Tim Frazer“ gezeigt werden sollen. Der WDR versicherte, alle Briefe, Kritiken und Meinungen würden sorgfältig registriert, die Stellungnahmen der Zuschauer, der Programmbeiräte des Deutschen Fernsehens, der Parteien und Organisationen würden „dem eigenen selbstkritischen Urteil gegenübergestellt“.
Das sieht zwar noch nicht sehr nach Einsicht aus, aber man ist diesen hochgestochenen Ton vom Fernsehen hinreichend gewöhnt. Der Mann von der Strasse hat es deutlicher und besser gesagt: „Das Fernsehen soll sich seinen Salami-Tim-Frazer an den Hut stecken.“ (Bildzeitung vom 17. Januar).

In Filmecho/ Filmwoche Nr. 8 vom 25. Januar 1964 steht:

Nächster Durbridge „Der Schlüssel“

Die „Tim Frazer“-Serien im Deutschen Fernsehen werden nicht fortgesetzt. Wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mitteilte, hat er aber das Manuskript einer neuen Kriminalserie des britischen Autors Francis Durbridge angenommen, das den Titel „Der Schlüssel“ trägt. Wann und in wieviel Fortsetzungen diese Serie gesendet wird, ist noch offen. Nach Angaben des WDR ist mit der Sendung kaum noch in diesem Jahr zu rechnen.

Sollte ich weitere Texte finden werde ich sie Euch ebenfalls mitteilen.

Joachim.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.01.2009 20:08
#14 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
Toll, vielen Dank für diese Zeitdokumente. Die Kritik an "Tim Frazer" war wirklich scharf. Nichtsdestotrotz sprechen die Zuschauerzahlen eine andere Sprache. Vor allem ist es ja beinahe erschütternd, Vergleiche zwischen Film und Fernsehen zu ziehen. Selbst in der damaligen Zeit, als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, erreichte ein Durbridge-Mehrteiler etwa sieben Mal mehr Zuschauer als ein erfolgreicher Edgar-Wallace-Film. Interessant darüber hinaus, zu erwähnen, dass auch Hauptdarsteller Max Eckard ein Verfechter der Drei-Folgen-Ansicht war.

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Georg Offline




Beiträge: 3.263

10.01.2009 23:15
#15 RE: Bewertet : Francis Durbridge : Tim Frazer - Der Fall Salinger ( 5 ) Zitat · Antworten
Man darf doch nicht vergessen, dass alle Kritiker nur die Art der Ausstrahlung, nicht aber die Inszenierung, die Darsteller oder die Story bemängelten. Hinter all dieser "Panik"mache wurde leider auch vergessen, dass TF II ein überaus spannender, gut gespielter und überraschender Mehrteiler geworden ist. Im Übrigen lief das Sechsteilerprinzip bei der BBC weiterhin sehr gut, SCHLÜSSEL (bzw. BBC-Titel The Desperate People), MELISSA, HARRY BRENT flimmerten in Großbritannien weiter als Sechsteiler im Wochenrhythmus über die Bildschirme, WIE EIN BLITZ (BBC: Bat Out Of Hell) als Fünfteiler. Sämtliche italienischen Durbridgeverfilmungen (bis zu ihrem Ende 1980) wurden als 6 Teiler (einzige Ausnahme: "Come un uragano"/ Wie ein Blitz (5 Teile)) gesendet und gut angenommen. "Un certain Richard Dorian" (frz. Version von Harry Brent) hatte gar 16 (!!) Teile à 12 Minuten.
Auch Regisseur Hans Quest sagte zur Kritik, dass "die beiden „Tim Frazer“ gar nicht so schlecht angekommen sind. Das Missvergnügen äußerte sich doch wohl hauptsächlich in dem Frontalangriff von Presse und Publikum gegen die sechs Folgen".
Wie die Sache mit Quest/ May war, kann man heute wohl nicht mehr genau nachvollziehen, mir liegt ein Zeitungsinterview mit Quest vor, in dem er erzählt, dass er bereits 1964 in den Vorbreitungen zum nächsten Durbridge war, als er schwer an der Lunge erkrankte und deshalb zwei Monate ins Krankenhaus musste. Wenn er die Regie an Paul May abtreten hätte müssen, hätte er wohl sicherlich keine Rolle in den SCHLÜSSELN übernommen, die er laut eigenen Angaben vom WDR als "Trostpflaster" für seinen krankheitsbedingten Ausfall als Regisseur erhielt.
Was TF III betrifft: natürlich war die Umsetzung der dritten TF-Serie "Melin Forrest Mystery" geplant, siehe auch Anspielung am Ende von TF II. Nach all den Kritiken und unnötigen Aufregungen zog man dann aber doch DIE SCHLÜSSEL vor. TF III wurde dann aber schon nochmal überarbeitet ehe Durbridge dann das Drehbuch 1970 mit anderen Rollennamen und bereits mit dem Titel "The Knife" dem WDR ablieferte.
Es ist auch Unsinn zu behaupten, Durbridge oder die Macher hätten bei sechs Teilen 6x kassiert, bei 3 Teilen nur 3x. Selbstverständlich wurde nur einmal ausbezahlt, Durbridge erhielt damals so um die 45.000 DM.

@ Joachim: Dass Fuchsberger den Harry Brent spielen sollte, war mir neu, ich bin aber eigentlich glücklich darüber, dass Ungeheuer die Rolle gekriegt hat, weil er den zwielichtigen Brent, von dem man nicht weiß, wie weit er in die Sache verwickelt ist, viel besser und "kälter" darstellen konnte. Von Fuchsberger hätte man von vornherein wohl angenommen, er sei "der Gute".
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