Mit: Harald Leipnitz, Albert Lieven, Peter Thom, Hans Quest, Dagmar Altrichter, Friedrich Joloff, Helmut Peine, Ruth Scheerbarth, Anna Smolik, Christian Wolff, Benno Hoffmann, Herta Worell, Gerd Wiedenhofen, Annemarie Schlaebitz, Rudolf Kleinfeld-Keller, Bum Krüger, Magda Hennings, Reinhard Glemnitz, Henry van Lyck, Halo Lüönd, Beatrice Föhr-Waldeck, Doris Swoboda, Waltraut Habicht, Peter Herkenrath, Lilly Towska, Heinz Schacht
Handlung:
Der englische Modefotograf Eric Martin erwartet Besuch von seinem jüngeren Bruder Philip, der in Hamburg als Soldat stationiert ist und nun Urlaub macht. Zu Erics großer Enttäuschung muss Philip aber gleich weiter nach Dublin, da er die unangenehme Aufgabe übernommen hat, die Brieftasche eines tödlich verunglückten Kollegen dessen Witwe zu übergeben. Kurz nach seiner Abfahrt stirbt Philip in einem Hotel durch einen angeblich selbst beigebrachten Kopfschuss. Dies geschieht jedoch nicht im irischen Dublin, sondern im englischen Maidenhead, unweit von London. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass Philips Geschichte von A bis Z erlogen war. Außerdem schien er im Hotel ungeduldig auf jemanden zu warten und blätterte wie ein Besessener in einem unauffälligen Gedichteband, der ganz und gar nicht seinen Lesegewohnheiten entsprach. Das Buch scheint jedoch eine besondere Bedeutung zu haben. Sein Bruder Eric setzt nun alles in Bewegung, Licht in den mysteriösen Todesfall zu bringen und begibt sich dabei selbst in akute Lebensgefahr, denn weitere Morde und Mordversuche lassen nicht lange auf sich warten und auch das Buch taucht immer wieder auf...
Anmerkungen:
Der vorliegende Dreiteiler hat eine ausgesprochen spannende und mysteriöse erste Folge um einen Mord, aus dem man sich absolut keinen Reim machen kann, und völlig undurchschaubaren Verhaltensweisen des Mordopfers und anderer Protagonisten. Bei den Teilen 2 und 3 schleichen sich dann ab und zu Längen ein, die den Spannungsbogen aber nicht ernsthaft gefährden. Nachdem in der letzten Folge der Blick auf die tatsächlichen Vorkommnisse langsam geklärt wird, ist die Auflösung nicht mehr sonderlich überraschend. Die Leiche mit dem verunstalteten Gesicht ist ein verfrühter und leider allzu deutlicher Fingerzeig um überhört zu werden.
Harald Leipnitz fungiert als sehr ansprechender Hauptdarsteller, der mit der biederen, aber sympathischen, Ruth Scheerbarth ein angenehmes Gespann bildet. Auch wenn er mir als Bösewicht (Ölprinz, Gruft) mehr zusagt, gibt es an seiner Performance als Modefotograf Eric Martin, der mit bösen Strolchen ganz schön hässlich werden kann, nichts auszusetzen. In den Actionszenen bleibt er durchwegs glaubwürdig und versteht es, andere Saiten aufzuziehen. Peter Thom erscheint als Philip Martin trotz seiner damals immerhin schon 29 Jahren sehr jugendlich, was im Sinne der Rolle ist. Etwas gewöhnungsbedürftig ist Albert Lieven als Ermittler. Er kommt anfangs stocksteif und zugeknöpft daher und nützt nicht annähernd den Entfaltungsspielraum aus, der ihn in zwielichtigen Rollen so auszeichnet. Später taut er mit zunehmender Vertrautheit Eric Martin gegenüber allerdings etwas auf. Es ist dies gewiss nicht sein bester Auftritt, geht aber im Großen und Ganzen in Ordnung. Benno Hoffmann ist die perfekte Verkörperung einer Ganoven-Karikatur im Stile von Disneys Kater Karlo und wirkt etwas überzeichnet. Hans Quest spielt als wohlhabender Antiquitätenhändler mit tadellosen Umgangsformen, aber zwielichtigem Hintergrund, einen interessanten Part. Darstellerisch wird man hier also größtenteils auf durchaus hohem Niveau verwöhnt. Den faden Bum Krüger hätte man allerdings ruhig austauschen dürfen.
Nachdem dies meine erste Bekanntschaft mit den Schlüsseln war, ließ ich sie rein unterhaltungstechnisch auf mich wirken und wurde dabei angenehm bei Laune gehalten. Die zahlreichen, teilweise verwirrenden, Begebenheiten habe ich dabei in Bezug auf Logik nicht sonderlich hinterfragt, sodass ich den weiter oben im Thread geäußerten Kritiken zu den Ungereimtheiten nicht wirklich viel entgegenhalten kann. Dass hier ein geheimnisvoller Code im Spiel ist, habe ich zwar sehr rasch erkannt, dessen Bedeutung aber auch nie so richtig verstanden. Ich habe dies vielmehr dem Umstand angelastet, nicht immer in der Lage zu sein alles im Auge zu haben, als dem Drehbuch selber. Ein genaueres Erforschen der Sinnhaftigkeit sämtlicher Vorkommnisse ist wohl eher ein Luxus, zu dem eine wiederholte Sichtung einlädt. Solange der Unterhaltungswert stimmt, bleibt bei mir trotzdem der sprichwörtliche Stein im Brett.
Die Restaurierung ist auffallend hochwertig und das Bild sehr scharf. Der mysteriöse Grundton der Geschichte, aber auch der von manchen als "Doktor-Mabuse-ähnlich" eingestufte Mordanschlag mit der Maschinenpistole und der in Wallace-Manier geheimnisvoll und cool in Erscheinung tretende blinde Mann sind Elemente, welche das ganze für mich weiter aufwerten. Auch Peter Thomas Musik wird hier wesentlich intensiver und wirkungsvoller wahrgenommen als in Melissa, obwohl es eigentlich dieselbe ist.
Fazit:
Als mysteriöser, spannender und stellenweise recht turbulenter Krimi bieten die Schlüssel eine angenehme Unterhaltung mit recht guten Schauspielern, sodass man bei der teilweise etwas holprigen Logik und den gelegentlichen Längen durchaus ein Auge zudrücken darf. 4 von 5 Punkten.
"Die Schlüssel" habe ich auch jüngst noch einmal wieder aufgewärmt. Ich hatte den Dreiteiler sicher 15 Jahre nicht mehr gesehen, was nicht an miesen Qualitäten liegt. Es hatte sich nicht anders ergeben. Meine im Großen und Ganzen guten Erinnerungen haben sich auch wieder bestätigt, auch was meinen Eindruck in Bezug auf Albert Lieven betrifft. Es ist nicht wirklich Lieven, dem man diese sonderbare Zurückhaltung anlasten muss. Seine Figur ist einigermaßen ungünstig ausgefallen. Schon im ersten Teil steht außer Zweifel, dass Eric Martin nicht als Tatverdächtiger in Betracht kommt. Folglich gesteht dies Inspector Hyde auch frühzeitig zu. Insofern beraubt dieses frühzeitige Bekenntnis den Ermittler etwas um seine Aufgabe. Die Geschichte wird fortan im Wesentlichen aus Martins Blickwinkel erzählt. Der Inspector läuft nebenher und erhält allgemein nur wenig Raum, sich zu entfalten. Lievens übrige Auftritte bei Durbridge waren da sicher günstiger für ihn.
Alles in allem aber liegt mir dieser Paul-May-Durbridge mehr als der zweite!
Darsteller: Harald Leipnitz, Ruth Scheerbarth, Albert Lieven, Friedrich Joloff, Dagmar Altrichter, Helmut Peine, Hans Quest, Reinhard Glemnitz, Christian Wolff, Peter Thom, Benno Hoffmann, Bum Krüger, Magda Hennings, Anna Smolik u.a.
"Die Schlüssel" ist der dritte und letzte Durbridge-Mehrteiler, den ich mir zur Auffrischung anlässlich des bevorstehenden Durbridge-Grand-Prixs nochmal angesehen habe. Alles in allem kann ich mich den eher positiven Stimmen anschließen. Gleich zu Anfang gelingt es Harald Leipnitz in der Rolle des Eric Martin, das Publikum auf seine Seite zu bringen. Wie er eine besonders aufgesetzt-nervige Kundin aus seinem Atelier herauskomplimentiert, ist große Klasse. Eine längere Exposition gibt es nicht, vielmehr wird der Betrachter recht schnell in die Geschichte um Martins Bruder Philip hineingeworfen. Diese gibt sich gewohnt mysteriös mit dem ominösen Gedichtband, den Philip Martin erhält und dessen Bedeutung für den Fall sich dem Zuschauer ebenso wenig erschließt wie Martin selbst. Eben jener Gedichtband wird im weiteren Verlauf abgelöst von den merkwürdigen Akkordeon-Bildern, bei denen man ebenfalls beim besten Willen nicht weiß, was diese mit der ganzen Geschichte zu tun haben sollen sowie den titelgebenden "Schlüsseln". Diesen zunächst unerklärlichen Begebenheiten folgt der Zuseher mit Interesse, da er mit dem von Harald Leipnitz dargestellten Eric Martin endlich wieder eine Figur vorfindet, dessen Schicksal ihn tangiert. Man möchte den Hintergrund für Philip Martins Tod ebenso erfahren wie man wissen will, wie die mysteriösen Umatände damit zusammen hängen. Erwartungsgemäß bedarf es dann am Ende einigen Erklärungsbedarfs, um die Zusammenhänge klar zu machen. Bereitwillig lauscht man dabei dem charismatischen Albert Lieven, der auch die ungewohnte Rolle des Inspektors gut ausfüllt, wenngleich ihm seine vorangegangenen Rollen sicher mehr Gelegenheit gaben zu glänzen.
Ohne nochmals in die inhaltlichen Details gehen, möchte ich zwei Kritikpunkten gerne beipflichten. Erstens bleibt die Sache mit dem Bankraub bis zum Ende für das Publikum zu "dunkel", weil davon nur in Erzählform berichtet wird. Hier wäre es angezeigt gewesen, diesen ähnlich wie bei der Sequenz, in der Reinhard Glemnitz und seine Film-Ehefrau Magda Hennings die Geschichte mit dem Foto nacherzählen, in Rückblenden optisch darzustellen. Auf diesem Wege hätte man noch ein bisschen Dynamik und Action in das letzte Drittel bringen können. Zweitens ist die Auflösung sicher zu einfach. Hier kann ich mich Gubanovs Vorschlag, Dr. Linderhof zum Täter zu machen, nur anschließen. Helmut Peines Darstellung der letztlich wenig bedeutungsvollen Rolle ist grandios. Wenn er ein Gedicht aus dem Philip Martin vorliegenden Band im Aufenthaltsraum des Hotels frei vorträgt, kann man eine Stecknadel fallen hören. Seine mystische und scheinbar allwissende Aura, die sich in der Szene in Martins Atelier fortsetzt, hätte vortrefflich als Täterfigur getaugt. Neben ihm verdient sich vor allem Hans Quest als Antiquitätenhändler und "Eric Martin-Double" Meriten. Generell gehört der Cast sicher zu den Stärken des Mehrteilers, der diesen allgemein über den Durchschnitt zu heben imstande ist. Die Inszenierung der sich zwischen Harald Leipnitz und der eher hausbackenen Ruth Scheerbarth anbahnenden Liebesbeziehung am Ende erinnert an diverse Schlussszenen in Wallace-Filmen und rundet den Mehrteiler altbacken, aber doch sympathisch ab. Untermalt von der gelungenen Musik von Peter Thomas bieten "Die Schlüssel" vier Stunden gute Durbridge-Unterhaltung.
Trotz inhaltlicher Schwächen reihen sich "Die Schlüssel" im oberen Mittelfeld des Durbridge-Rankings ein. Zurückführen lässt sich dies auf den überzeugenden Cast, die Durbridge-typisch ominösen Gegenstände, die hier besonders mysteriös herüberkommen und zum Rätseln einladen, und den guten Score von Peter Thomas. 4 von 5 Punkten.
Ein Durbridge-Krimi, von dem ich mir mehr erwartet hätte. Rätsel, die sich obligatorisch um eine Reihe von geheimnisvollen Items drehen (Buch, Schlüssel, Foto, Koffer) wecken zunächst Interesse, werden aber nicht ausreichend plausibel aufgelöst, verlieren sich in unbefriedigenden Unwahrscheinlichkeiten oder bleiben mit Logikfehlern verbunden.
Das Buch: Als Zeichen schon eine komplizierte Wahl, die man jedoch zum Zwecke des üblichen Verwirrspiels verstehen kann. Warum jedoch wird ein weiteres Buch an Phil verschickt? Warum ist Linderhof der Absender oder warum wird vorgegeben, dass er der Absender sei? Warum interessiert sich Claire Seldon für das Buch, müsste ihr doch bekannt sein, dass es außer der bekannten Aussage keinen weiteren Mehrwert bietet? - Die Schlüssel: Gehören zu einer unwahrscheinlich komplizierten Geheimkommunikation. Warum genau die Situation eine Codierung erfordert, wird letztlich nicht wirklich aufgelöst. - Das Foto: Hat mich besonders enttäuscht, war meine Spannung doch geweckt, warum man Erics Identität und Studio benutzte. Schön und gut, dass die Fotos auch zum Code-Puzzle gehören - was ja gleich sehr offensichtlich ist. Warum aber der Weg ins Studio gesucht wird, warum all diese Mühe statt ein einfache Variante, warum Phil Anfangs Eric überhaupt genau dieses Foto als Ausrede für eine Reise unterbreitet - bleibt offen und nichts als eine verkrampft konstruierte Nebelkerze. - Koffer: Wie schon oft erwähnt: Lancelot stößt mit relativ wenig Not das Geld ab, wenig später wohnen wir einer quälend langgezogenen Szene bei, in der er wie besessen bei Quayle nach Geld sucht. Ein besonderes Aha-Erlebnis rund um die Mordserie stellt sich auch nicht ein, wie oft erwähnt ist auch die Bezugnahme zum Hamburger Raubüberfall unzureichend.
Von Paul May als Mann vom Kino, hat er doch offenbar bei der Produktion gerade auf diesem Hintergrund wert gelegt, und dem neuen Aufnahmeverfahren (Film statt Ampex), hätte man durchaus eine rasantere und galantere Inszenierung erwarten dürfen. Stattdessen kam mir das Werk stellenweise träger vor als die Vorgänger. Die häufig genannte "Action"-Szene mit dem Mordanschlag auf Andy Wilson wirkt auf mich zweitklassig inszeniert. So bleiben am Ende einzelne schöne Szenen und ein nettes Darstellerensemble, bei dem ich allerdings auch kaum Raum für besondere Erwähnungen sehe (Leipnitz, Lieven, Scheerbarth, Altrichter, Hoffmann, Peine solide; Joloff, Wolff bleiben etwas blass, Krüger ist eine unglaubwürdige Besetzung. Peter Thomas' Titelthema bleibt im Gedächtnis - ansonsten bleibt es aber auch bei gelegentlich hinmontierten Versatzstücken.
Ohne Spektakel, aber mit durchaus interessanter Geschichte wird man zwar über den Mehrteiler getragen, doch zu viele Unzulänglichkeiten verhindern letzten Endes ein allzu positives Stimmungsbild. Viele Mankos wurden erwähnt, dennoch vergeben die meisten doch ein besseres Gesamturteil. Für mich nur 2,5/5!
Die Darsteller als naja ...."nett" zu bezeichnen empfinde ich eher abwertend . H. Leipnitz hat den Laien der unverschuldet in ein Verbrechen gerät punktgenau umgesetzt.Er darf nicht plötzlich zum Westentaschen James Bond mutieren der plötzlich vom Fotograf zum Einzelkämpfer wird und auch nicht so naiv sein das man denkt ...und der soll den Fall geklärt haben ?was ihm gut gelungen ist. Krüger erinnert mich in seiner Rolle ein wenig an Jochen Brockmann im Frosch. Die Story hat wieder alles was ein Durbridge ausmacht inkl. Cliffhanger und alles getreu nach dem Motto " nichts ist so wie es aussieht und keiner sagt die Wahrheit " ( oder so ähnlich
Das Wort "nett" scheint mittlerweile durch das immer bekanntere Sprichwort "Nett ist der kleine Bruder von..." als Ausdruck für etwas, dass gefällt, beschädigt zu sein. Tatsächlich hat mir Leipnitz in seiner Rolle gut gefallen (Abgesehen von der gleich allerersten Szene, wo ich mich Frage, warum sein Eric Martin so offensichtlich genervt mit Kunden umgeht). Für eine enthusiastischere positive Bewertung fehlt mir aber einfach etwas, dass nachhaltiger von seiner Performance hängenbleibt. Ein Westentaschen-James-Bond vermisse ich sicher nicht. Ganz ähnlich Lieven, der in einem zeitgenössischen Kommentar ja für sein "unterkühltes" Spiel kritisiert wurde. Das störte mich gar nicht, ohne dass ich jedoch etwas anderes als nüchtern, aber durchaus gut, attestieren könnte. Benno Hoffmann hätte man nicht in einen Lackmantel stecken sollen, so wird er ein wenig zum Abziehbild.
Bei Krüger gehe ich mit der Meinung, die irgendwo in diesem Thread schon formuliert wurde - er ist gegenüber den anderen Figuren kein glaubhafter Freund und Komplize. Da stimmt einfach nur die Besetzung für mich nicht, ansonsten hätte ich ihn gerne noch mal in einer anderen Rolle gesehen.
Die Story legt für mich einfach zu viele Fährten aus, die in keinem befriedigenden Ergebnis enden. Ein gewisser "Schalk" - auch gegen manch Logik -, der mit dem Publikum getrieben wird gehört zum Metier und lasse ich mir gern gefallen. Aber hier versanden mir ein paar zu viele Rätsel sang und klanglos...
Bei Benno Hoffmann war ja immer die Gefahr des "umkippens" in die Parodie bei seinen Gangster Darstellungen .Der Lackmantel ..geschenkt...ich habe diesen Durbridge ja noch als Kind zum Erstenmal gesehen ,da hat man das noch nicht so wahrgenommen ..ok ..später schon. Klar wenn man die Filme heute analysiert ist natürlich einiges anzumerken,aber damals war der Eindruck enorm.( zB. Hoffmann schleicht die Treppe hoch und Krüger steht mit dem Schraubenzieher hinter der Tür )da konnte man das einschlafen später vergessen ......
Der erste Eindruck war prägend fürs (Krimi -) Leben.
Für Unlogik und Fehler in der Besetzung gibt es in meinen Augen nur einen Verantwortlichen: Paul May. Es war in meinen Augen ein großer Fehler, diesem Regisseur die Durbridges zu übertragen. Jeder andere Durbridge-Regisseur hat und hätte mehr Tempo in die Geschichte gebracht. Dass May ausgerechnet auch den großen Klassiker Melissa inszenierte, ist endlos schade. Man denke, was ein Rolf von Sydow daraus gemacht hätte. Man braucht sich ja bei diesem Stoff, wo es viele ausländische Versionen gibt, nur mal diese Ansehen, um zu sehen, was May vergeigt hat. Die s/w-Version der BBC ist viel flotter. Und das gilt auch für The Desperate People. Im britischen Original von Die Schlüssel sind die Charaktere völlig anders besetzt. Das gilt v. a. für Lancelot (im Original: Luther, den Namen änderte man, weil in Deutschland dieser Name wohl zu stark mit dem Reformator assoziiert wurde) Harris. Bum Krüger ist zweifellos ein guter Darsteller, aber als Freund der jungen Soldaten, der wie diese ein Partytiger ist, unglaubwürdig. Auch alle anderen Figuren sind im Original mit gänzlich anderen Charakteren besetzt.
Zur Inszenierung Paul Mays (man denke an die endloslange Szene im Polizeirevier am Beginn des 2. Teils): hier spielen einige Szenen an verschiedenen Orten (Wagen des Inspektors, Park, beim Spaziergang), was alles viel dynamischer wirkt, als im Inneren des Polizeibüros. Mrs. Seldons Tod wird viel unheimlicher inszeniert: mit langen unheimlichen Szenen im nächtlichen Park. Auch was die Kostüme und Ausstattung betrifft, wird vieles in der deutschen Version recht klobig: man sieht doch recht deutlich, dass nahe Köln und nicht in England gedreht wurde, Fletcher hat im Original keinen Lackmantel, und auch Talbot trägt weder Hörgerät noch aufdringlichen Anzug.
SPOILER: Warum auch immer - im Original ist es Fletcher, der Harris tötet - in der dt. Version ist es umgekehrt. SPOILER ENDE
Selbst die polnische Version wirkt dynamischer.
Was die Unlogik betrifft: hier fehlen in der dt. Version einige Textpassagen, die aufklären, die im Original vorhanden sind. Warum aber Linderhof das Buch schickt, bleibt unklar. Die Geschichte an sich ist von Cliffhangern und Drehungen und Wendungen sicherlich eine der gelungensten Durbridge-Geschichten, die viel Freude macht, v.a. wegen der großartigen Schauspieler. Allerdings - und das gebe ich auch zu - in der Auflösung manchmal etwas unbefriedigend bzw. zumindest unglaubwürdig. Aber es ist ja ein Märchenkrimi ...
LEICHTER SPOILER: Die Kritik bemängelte damals (in meinen Augen zurecht), dass es bei so vielen Ganoven letztlich irrelevant sei, wer wen umgebracht habe. Eine wirklich große Anzahl, an unverdächtigen Hintermännern, gibt es nicht. Durbridge war aber auch kein Meister zahlloser Verdächtiger sondern ein wahrer Künstler was Drehungen, Wendungen und Cliffhanger anging, die dafür sorgten, dass man kaum Zeit hatte, über die eigentliche Täterfrage nachzudenken.
Ich muss zugeben das ich von Durbridge fast nur die Filme und Hörspiele kenne. Der Vergleich zu den Büchern fehlt mir.Das finde ich schon bei EW interessant und werde mir die Durbridge Romane wohl auch mal besorgen müssen.
Missverständnis: Ich sprach ja hier nicht von den Büchern, sondern vom BBC-Originalsechsteiler von 1963. Dieses Drehbuch war - wie immer - erst Grundlage für den später erschienen Roman, den wie fast immer ein Ghostwriter für Durbridge auf Basis von dessen Drehbuch verfasste. Die dt. TV-Version wurde auf Basis des übersetzten BBC-Drehbuchs realisiert.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
26.04.2020 11:51
#41 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6)
Zitat von Georg im Beitrag #38Dass May ausgerechnet auch den großen Klassiker Melissa inszenierte, ist endlos schade. Man denke, was ein Rolf von Sydow daraus gemacht hätte.
An der Stelle muss ich jetzt doch mal eingreifen. Dass Paul May mit "Die Schlüssel" eine Gurke landete, ist geschenkt. Aber wenn "Melissa" immer wieder als der oder einer der beliebteste(n) Durbridge(s) bestätigt wird, erscheint dein ewiges May-Bashing doch eher weit hergeholt. So ein bisschen wie meine persönliche Abneigung gegen den "uMönch" bzw. Harald Reinl bei Wallace. Im Gegensatz zu dir wünsche mir nicht, dass "Melissa" von Rolf von Sydow inszeniert worden wäre. Sydow hat zwar mit "Wie ein Blitz" sehr gute Arbeit geliefert, aber auch er verbrach gelegentlich totale Langweiler und ist im Vergleich zu May nicht der totale Regie-Heiland, für den du ihn hinstellst. Im letzten Durbridge-Grandprix schnitten die May-Mehrteiler im Schnitt sogar besser ab (4,27 Punkte) als die von-Sydow-Mehrteiler (4,19 Punkte), wobei dafür sicher in erster Linie andere Faktoren als die alleinige Regiearbeit verantwortlich sind.
Also nun mal langsam. Ich betreibe kein Bashing. Ich kenne sieben Melissa-Versionen und wenn man sich einige davon ansieht, dann kann man schon erkennen, was May an Tempo und Dynamik, aber auch Schauplatzwechseln vernachlässigt hat. Zudem hat er bei beiden Filmen die Bücher bearbeitet, also kann man ihm schon anlasten, wenn klärende Szenen entfielen. Ich kenne nicht alle May-Filme, aber, das, was ich kenne, finde ich durchaus verbesserungswürdig. May war ein sehr langsamer Erzähler. Das muss man mögen. Bei Rolf von Sydow kenne ich wesentlich mehr (v. a. 60er-TV-Spiele), da waren auch Langeweiler wie manch Tatort dabei, aber im Großen und Ganzen ließen mich seine Arbeiten selten enttäuscht zurück.
… und noch als Nachtrag, mir ist doch ein Paul-May-Film eingefallen, den ich gut fand: der TV-Krimi Die Truhe mit Heinz Weiss. Damit auch kein falscher Eindruck entsteht: ich mag Die Schlüssel und Melissa. Wegen der Schauspieler und natürlich wegen der spannenden Story. Letztere ist es sicherlich auch, die den Film auf den 1. Platz des FD-Grandprix gehievt hat. Ich fand die dt. Melissa-Umsetzung, die ich erstmals vor 30 Jahren sah, auch lange sehr gut, bis ich gesehen habe, was andere Regisseure aus dem gleichen Stoff gemacht haben und was noch möglich gewesen wäre. Gleiches gilt für Die Schlüssel.
Schaue gerade sämtliche Durbridge-Mehrteiler chronologisch, bis auf wenige Ausnahmen weitgehend zum ersten Mal. Gestern beendete ich die Sichtung der Schlüssel und muss sagen, dass ich bislang noch bei keiner Produktion derart gespannt auf die Auflösung war. Ganz entgegen meiner sonstigen wohldosierten Sichtungsetappen habe ich sogar ab Mitte des zweiten Teils alles in einem Ritt durchgezogen. Leider bestätigt sich das Urteil mancher Vorschreiber: die Auflösung selbst fällt mehr als enttäuschend und unlogisch aus.
Da ich bis dahin aber mehr als gut unterhalten wurde von einer Vielzahl toller Darsteller würde ich das jetzt aber bei der Bewertung nicht zu sehr ins Gewicht fallen lassen und den Mehrteiler trotzdem als leicht überdurchschnittlich beurteilen.
Ärgerlich ist jedenfalls, dass der vorher so prominent eingeführte und zelebrierte Code nicht mal ansatzweise für den Zuschauer entschlüsselt wird. Auch das Geflecht der Gauner und deren jeweilige Motivationen werden nicht wirklich deutlich. Wer ist zum Beispiel für den Anschlag an der Hotelbesitzerin verantwortlich und warum beging er ihn? Und warum war deren Bruder ebenfalls so scharf auf den Schlüssel, wenn er doch offenkundig die Informationen selbst chiffriert hatte? Und wer hatte nun überhaupt welchen Anteil an der Beute in seinem Besitz? Je mehr man darüber nachdenkt, desto seltsamer wird es. Auch die finale Zusendung des ominösen Buches ergibt nur wenig Sinn…