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Dieses Thema hat 46 Antworten
und wurde 6.513 mal aufgerufen
 Francis Durbridge
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2008 12:06
Bewertet TV: "Die Schlüssel" (1965, 6) Zitat · Antworten

Bewertet: Francis Durbridge – Die Schlüssel
Deutschland 1964, TV. Regie: Paul May. Drehbuch: Francis Durbridge, Bearbeitung: Paul May. Mit: Harald Leipnitz, Albert Lieven, Peter Thom, Hans Quest, Dagmar Altrichter, Friedrich Joloff, Helmut Peine, Ruth Scheerbarth, Magda Hennings, Reinhard Glemnitz u.v.a.m.




„Die Schlüssel, 1. Teil“

Die Betrachtung des ersten Teils von „Die Schlüssel“, der ja stattliche 80 Minuten läuft, habe ich, entsprechend der alten Sechsteilergewohnheit in zwei Abschitte eingeteilt. Dabei schneidet die zweite Hälfte des ersten Teils wesentlich besser ab als die erste. Ganz zu Beginn sieht man sich, nachdem man „Der Andere“, „Es ist soweit“ und „Das Halstuch“ geschaut hat, unsanft mit einer völlig neuen Atmosphäre konfrontiert. Irgendwie wirken die „Schlüssel“ nämlich nicht mehr wie ein gemächliches und gepflegtes Stück britischer Krimiunterhaltung, sondern wie ein actionlastiger 1960er-Jahre-Film deutscher Herkunft. Dass dies nichts schlechtes sein muss, beweist „Die Schlüssel“ vor allem gen Ende des ersten Teils zur Genüge.

Doch zunächst einige Punkte, die mich stören: Da wären zunächst einige völlig überzeichnete Figuren, deren Darstellung hier jenseits von Gut und Böse liegt: Die Kundin Martins zu Beginn des Films, die aufgebrachte Dame vor dem Gasthaus, der Hoteldiener Arthur, der das Tablett wie in einem schlechten Stummfilm fallen lässt... Harald Leipnitz’ Schauspiel ist da zwar schon wesentlich differenzierter, kann mich allerdings, erwartungsgemäß, nicht vollständig überzeugen. Mit ihm geht es mir wie mit Lowitz, nur umgekehrt: In den „guten Rollen“ ist Leipnitz für mich fehlbesetzt (daher sehe ich „Gruft“ als seinen einzigen wirklich guten Auftritt an, den ich bisher gesehen habe).
Der Mordanschlag auf den jungen Christian Wolff tut den „Schlüsseln“ darüber hinaus ebenso keinen wirklichen Gefallen. Er erinnert an einen Dr.-Mabuse-Film oder an einen Actionreißer, aber nicht an das, was ich in einem Durbridge-Film sehen möchte.
Schließlich noch einige typisch deutsche Probleme: Die ständige falsche Aussprache des Vornamens Sean, die mir unendlich auf die Nerven fällt, zeugt genauso von der Herkunft dieses Mehrteilers wie einige offensichtlich deutsche Außenaufnahmen, bei denen man sich geradezu erschreckend wenig Mühe gab, ihre wahre Lage zu vertuschen (v.a. Fahrt Erics zum Treffen mit Vanessa Curtis).

Genug gemosert. Neben diesen vielen Kritikpunkten stellen „Die Schlüssel“ wiederum viele verquickte Rätsel und (zumindest teilweise) unerwartete Wendungen bereit. Einige der Darsteller sind ganz hervorragend. Hier sind vor allem Hans Quest, der Regisseur der vorherigen Durbridge-Mehrteiler, der hier nun als Schauspieler mitwirkte, sowie Helmut Peine als Dr. Linderhof zu nennen.
Das stetige Auftauchen des mysteriösen Bildes sowie das Finale in Thomas Quayles Antiquitätengeschäft, das mich unweigerlich an „Sherlock Holmes in Washington“ mit Basil Rathbone erinnert, wirken zwar manchmal etwas arg konstruiert, halten aber die Spannung effektiv hoch.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

23.10.2008 16:29
#2 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten
Auch ich habe DIE SCHLÜSSEL vorige Woche zum x-ten Mal wiedergesehen und sie haben mir diesmal außerordentlich gut gefallen.

In Antwort auf:
genauso von der Herkunft dieses Mehrteilers wie einige offensichtlich deutsche Außenaufnahmen


Ja, die beiden Paul-May-Filme sind leider fast nur in Deutschland gedreht worden, was man offensichtlich merkt (später in Teil 3 ganz besonders). Bei Harry Brent gab es dann immerhin 2 (von insg. 10) Wochen London-Dreharbeiten, bei WIE EIN BLITZ und DAS MESSER (und DIE KETTE) wurden alle Außenaufnahmen in England gedreht. Das Budget wurde aber auch von Mal zu Mal erhöht, so kostete HARRY BRENT 450.000 DM, WIE EIN BLITZ schon 1,2 Millionen, was man an den schönen Außenaufnahmen in London, Winchester und an der Kanalküste aber auch sieht.

Zurück zu "Die Schlüssel": die Peter Thomas-Musik kommt hier wesentlich besser zum Einsatz als bei MELISSA, wo ja die gleiche Titelmusik verwendet wurde. Sie unterstreicht die Spannung äußerst gelungen. Sehr interessant unt toll gespielt finde ich auch Dr. Linderhoff, Leipnitz in der HAuptrolle gefällt mir auch sehr.
Albert Lieven - nun schon bei Auftritt 3 von 4 - diesmal in der Rolle des Inspektors, macht seine Sache auch sehr gut. (Übrigens konnte er gar nicht früher wieder mitspielen, weil Durbridge per Vertrag festsetzen ließ, dass jemand, der in einem Durbridge mitspielt, beim nächsten Film pausieren muss).

Die Geschichte mit den Fotos finde ich auch sehr originell und die Geschichte, wie es zu den Aufnahmen gekommen ist (siehe Teil 2), ist auch verblüffend.

Das etwas primitive Attentat auf Andy Wilson hätte man allerdings besser inszenieren können.

Die Überzeichnung der Figuren stört mich auch etwas: vor allem Cliff Fletcher als Gangsterboss ist fast wie eine Charikatur, auch wenn er seine Sache sehr gut macht...

Nachdem hier aber erst der 1. Teil besprochen wurde, werde ich mich noch etwas zurückhalten.
Jan Offline




Beiträge: 1.753

23.10.2008 22:10
#3 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten
Zitat von Georg
so kostete HARRY BRENT 450.000 DM, WIE EIN BLITZ schon 1,2 Millionen


Wobei an letzterem Kostenaufwuchs auch Paul Hubschmid nicht ganz unschuld gewesen sein dürfte!

Gruß
Jan
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2008 23:56
#4 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten
„Die Schlüssel, 2. Teil“

Nach einem Cliffhanger, der eigentlich kein Cliffhanger war, weil man das Auffinden der Leiche im Kofferraum völlig vorhersehen konnte, geht die Geschichte in rasantem und dennoch angenehmem Tempo weiter. Die bereits von Georg erwähnte Historie der Fotografien des Ehepaars Stansdale hat es wirklich in sich und ist ein hochinteressanter Zeitvertreib. Dabei muss sich der Zuschauer immer noch fragen, welche Bedeutungen die dissonanten Akkorde haben, die Freda auf dem Akkordeon spielt.

Albert Lieven wird in diesem Teil eine größere Position als Inspektor eingeräumt. Er macht seine Sache gut, kommt jedoch nicht an seine Auftritte der zu Unrecht Verdächtigten aus anderen Durbridges heran. Einen ebenso großen Part nimmt der auch schon erwähnte Cliff Fletcher ein. Tatsächlich wirkt er keineswegs lebensnah, sondern eher wie einem Groschenheft entsprungen. Benno Hoffmann ist aber, sollte dieser Effekt beabsichtigt gewesen sein, die ideale Besetzung für diese Rolle.

Auch wenn die Außenaufnahmen nicht sonderlich britisch wirken – was wohl daran lag, dass man das komplette Produktionsbudget unangetastet in einem Koffer verwahren musste ;-) –, so möchte ich an dieser Stelle doch das Fotostudio Eric Martins loben. Es ist eine vorzügliche Kulisse, die in verschiedenen Beleuchtungssituationen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehr differenzierte Stimmungen auszudrücken vermag. Neben Harald Leipnitz macht übrigens seine Sekretärin Ruth Scheerbarth eine gute Figur als weiblicher Ko-Ermittler.
Der Auftritt von Reinhard Glemnitz freute mich ganz besonders. Er passte in seine Rolle ebenfalls wie die berüchtigte Faust aufs Auge.

Die Bildqualität von „Die Schlüssel“ ist irgendwo in der Grauzone zwischen „Es ist soweit“ und den anderen beiden Mehrteilern anzusiedeln. Zwar kann man dieses Mal an der Schärfe nicht mäkeln, allerdings findet man oft Artefakte im Bild, welches zumeist auch recht kontrastarm und zu hell (Graufärbung schwarzer Flächen) daherkommt, was sich unter anderem darin niederschlägt, dass man im Abspann die Klebestellen der einzelnen Titeleinblendungen sieht. Da man diese Probleme aber manuell in den Fernsehereinstellungen beheben kann, sind sie nicht allzu tragisch.


- Texttafel aus dem Vorspann des ersten Teils
- Dr. Linderhof gibt Eric Martin eine wichtige Information


- Eric und Ruth erhalten eine Warnung
- Wiedersehen auf dem Ball: Eric und Lancelot Harris unterhalten sich


- Texttafel aus dem Abspann des zweiten Teils
- Screenshot aus der Dokumentation „TV-Juwelen – Die Straßenfeger im neuen Glanz“

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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2008 19:13
#5 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten
„Die Schlüssel, 3. Teil“

Nachdem im zweiten Teil das Tempo recht gut angezogen hatte, musste ich mit Erstaunen die lahme Inszenierung des dritten Teils bemerken. Viel Spannung kam nicht auf, was nicht allein daran lag, dass die Geschichte zur völligen Farce wurde, sondern auch an unendlich langen Szenen im Keller des Antiquitätenhandels.



SPOILER – Nur weiterlesen, wer die Auflösung kennt

Ersteres ist den schreienden Logiklöchern – vor allem einem, auf welches ich gleich eingehen werde – zu verdanken. Warum um alles in der Welt überlässt einer der Verbrecher Eric Martin den Koffer mit dem Geld? Nur um einen (marginalen) Verdacht von sich abzulenken? Diese Aktion ist nicht nur völlig verwirrend, sondern soll wohl vor allem der Irreführung des Zuschauers dienen. Eine weitere Frage, die nie wirklich geklärt wird, ist, warum man eigentlich den Code entwerfen musste. Gut, dass die Akkordeontasten für einen solchen standen, konnte man sich ja denken (dass der Schlüssel noch damit zu tun hatte, war eine einigermaßen überraschende Ergänzung; leider wurde dem Zuschauer nicht mitgeteilt, wie sich der Code aus Tasten und Schlüsselinschrift zusammensetzte), aber die Notwendigkeit desselben möchte ich doch einmal stark in Frage stellen.



Wenn Story und Inszenierung, wie von Paul May gewohnt nicht gerade mitreißend, den Zuschauer im Stich lassen, so bleiben eigentlich nur die meist guten Darstellerleistungen und die schönen Kulissen.

Insgesamt reicht es bei den „Schlüsseln“ nicht für mehr als 2,5 Punkte.

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Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

27.10.2008 20:46
#6 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Deine Kritik am Kriminalfall und an der Auflösung ist ziemlich berechtigt und schmälert den Spaß doch einigermaßen, zumal für mich auch die Entlarvung des Haupttäters recht nebenher und lieblos gestaltet wurde

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2008 20:56
#7 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

SPOILER

Zitat von Jack_the_Ripper
zumal für mich auch die Entlarvung des Haupttäters recht nebenher und lieblos gestaltet wurde

Da hast du vollkommen Recht. Die Enttarnung des Mörders geschieht unmotiviert und ohne großes Interesse des Zuschauers. Der dazu vorher angewandte Trick, den Täter als Leiche zu präsentieren (mit unkenntlichem Gesicht), sollte doch wohl reichlich durchschaubar gewesen sein.


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Jack_the_Ripper Offline




Beiträge: 388

27.10.2008 21:48
#8 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Einige Schuld am zwiespältigen Eindruck muss man wohl Regisseur Paul May zuschreiben, gelungene Einstellungen und Szenen wie z.B. das Verhör in der Polizeistation oder das Aufeinandertreffen von Leipnitz und Altrichter in der geschlossenen Gaststätte stehen einer teilweise seltsam uninspirierten Inszenierung gerade in den spannenderen Szenen gegenüber (Anschlag auf Christian Wolff und der seltsame blinde Mann, Auffinden der ermordeten Frau im 3. Teil), auch manche überzeichnete Charaktere in Nebenrollen (wie sie Gubanov schon erwähnt hat) scheinen Mays "Spezialität" zu sein, meine, auch in MELISSA kommen solche Figuren vor

Mamba91 Offline



Beiträge: 745

29.12.2008 14:14
#9 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

*SPOILER*

So nun habe ich auch diesen Dreiteiler vollständig gesehen.
Beim anschauen des zweiten Teiles kommt man richtig in Rätselstimmung. Was hat es mit den Fotografien aufsich? Was die Verbrecher damit? Positiv fällt noch auf, dass es weniger Studioaufnahmen gibt so werden die Folgen meiner Meinung "lebendiger". Die Darsteller finde ich alle recht überzeugend, wobei mir Thomas Quayle mit seinem Hund eher wie der Guru einer Sekte vorkommt.
Der letzte Teil wirkt jedoch etwas schwächer. Das es am Ende nur der Chiffrecode für die Aufteilung der Beute eines Raubzuges ist- damit habe ich freilich nicht gerechnet. Was wie eine große Spionagestory aufgebaut ist, verpufft wie eine Seifenblase in der Luft. Zudem finde ich einige Sachen sehr vorhersehbar. Als Douglas Talbot mit diesem grausamen karierten Anzug bei Eric Martin erscheint, dachte ich mir bereits das er quasi eine "Alibi" für seine "Ermordung" sucht.
Unfreiwillig komisch fand ich den "Sprint" von Cliff Fletcher, der fliehen will, nachdem er von Eric Martin bei der Durchsuchung seiner Wohnung ertappt wurde.
Trotzdem finde ich "Die Schlüssel" sehr gelungen. Gerade der erste und zweite Teil bieten spannende und verblüffende Momente. 4/5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

01.02.2009 13:32
#10 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Nachdem ich "Die Schlüssel" im Herbst das erste Mal gesehen habe, habe ich gestern begonnen, den Mehrteiler erneut zu begutachten, da ich nach einmaliger Betrachtung keine Wertung abgeben wollte.

Machte die Geschichte beim ersten Sehen noch einen gewöhnungsbedürftigen Eindruck, so wusste der erste Teil diesmal gut zu unterhalten und bot reichlich Abwechslung. Harald Leipnitz ist ein angenehmer Hauptdarsteller und sein trockenes Auftreten im Zusammenspiel mit der seriösen Ruth Scheerbath verleiht diesem Ermittlerpaar Glaubwürdigkeit. Albert Lieven spielt Inspector Hyde absolut korrekt, aber auch humorlos und steif, was er Eric Martin zu erklären versucht. Er sei leider kein Privatmann und dürfe sich deshalb keine persönliche Meinung bilden, was leider auch jeden Anflug von Eigenheiten (siehe Heinz Draches saloppe Art, Peter Ehrlichs aufbrausendes Entsetzen) verbietet.

Der Fall beginnt mit einer Szene, die der geübte Kriminalfilmseher sofort als Lüge enttarnt: In einer Kamera-Umkreisung des späteren Mordopfers Philip Martin schildert dieser - ohne seinem Bruder ins Gesicht zu sehen - die Geschichte eines Unfalls, der eine Reise nach Dublin erfordert. Stattdessen begibt er sich nach Maidenhead, wo er im "Royal Falcon Hotel" wohnt und interessanten, aber natürlich verdächtigen Menschen begegnet. Besonders Dr. Linderhof (Helmut Peine) bleibt im Gedächtnis. Als roter Hering wird diesmal ein Gedichtband präsentiert, der zu Deduktionen verleitet und später als Objekt des Interesses von einem Schlüssel abgelöst wird.

Hans Quest ist eine jener Personen, die den Schlüssel unbedingt in die Hände bekommen möchten und zahlt dafür mit seinem Leben. Benno Hoffmann ist erneut in seiner Paraderolle als Gangster zu sehen und wer ihn noch nicht aus den Edgar-Wallace-Filmen kennt, dem wird durch seinen schwarzen Lackmantel eindeutig gezeigt: Das ist ein gedungener Mörder!

Vermutlich saß er auch am Steuer des Autos, aus dem in "Stahlnetz-des-Dr.-Mabuse"-Art auf den jungen Christian Wolff geschossen wurde. Schade, dass dem Blinden keine weitere Szene eingeräumt wurde. Ich fand ihn sehr interessant. Dagmar Altrichter ist als geprüfte Hotelbesitzerin zu sehen, die einiges weiß, aber auch einiges fürchtet. Vielleicht sogar ihren Geschäftsführer, den kalten Friedrich Joloff. Die Schauplätze gefallen mir sehr und zeigen die Liebe zum Detail. Alfons Windau hat gute Arbeit geleistet. Interessant, dass man sich entschloss, die spritzige Musik von Peter Thomas bei "Melissa" erneut (etwas verfeinert) einzusetzen.

Der Cliffhanger am Ende der ersten Folge läßt Böses ahnen: Im Kofferraum befindet sich aller Wahrscheinlichkeit die Leiche von Thomas Quayle, der eben noch auspacken wollte.

Fazit: Kurzweilig, ohne Längen mit einem disziplinierten Ensemble.

PS: Zu den beiden anfangs geäußerten Kritikpunkten von Gubanov:

  • Arthur läßt das Tablett erst nach einigem Zögern fallen, was absolut gestellt wirkt.
  • Weshalb spricht ein Mann von Welt wie Albert Lieven, der seit den Dreißiger Jahren in England weilte, die britische Staatsbürgerschaft hatte und mit zwei Engländerinnen verheiratet war, den Namen "Sean" falsch aus?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

01.02.2009 23:14
#11 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister
Weshalb spricht ein Mann von Welt wie Albert Lieven, der seit den Dreißiger Jahren in England weilte, die britische Staatsbürgerschaft hatte und mit zwei Engländerinnen verheiratet war, den Namen "Sean" falsch aus?


Vermutlich, weil die Produktion (wer auch immer) dies von ihm verlangte. Der Name kann nicht von ihm anders ausgesprochen werden als von allen anderen Darstellern, nur weil er evtl. weiß, wie man's in England ausspräche.

Gruß
Jan

Georg Offline




Beiträge: 3.263

02.02.2009 10:28
#12 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten
Im Englischen (im Gegensatz etwa zum Französischen) gibt es überhaupt keine Regeln für Aussprache und Betonung, wenn man das Wort "SEAN" liest und noch nie gehört hat, ist [sin] die naheliegende Aussprache. Die Aussprache "scho" (etwa wie frz. Jean) ist für das englische atypisch, in welchem Wort spricht man "s" sonst noch "sch" aus? Aber das sind linguistische Grundsatzdiskussionen, die uns hier nicht weiter zu interessieren brauchen. Ich zitiere hier nur das bekannte Beispiel eines renomierten Anglisten, wonach man englisch "fish" auch "ghoti" schreiben könnte ("gh" wie "f" in tough, "o" wie "i" in "women", "ti" wie "sh" in "nation")...
Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

04.02.2009 21:15
#13 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Zweiter Teil

Erwartungsgemäß findet Eric Martin im Kofferraum seines Wagens die Leiche von Thomas Quayle, der ihm eben noch gestanden hatte, dass Philip Martin ermordet worden sei. Es empfiehlt sich, die folgende Sequenz nicht am späten Abend zu sehen, wenn man bereits müde ist. Inspektor Hyde und sein Mitarbeiter bitten den Fotografen, Vanessa Curtis und Douglas Talbot zu nächtlicher Stunde ins Büro, wobei die Beleuchtung unerbittlich auf die müden, erschöpften Gesichter der Personen gerichtet ist. Alles deutet darauf hin, dass nicht nur der Inspektor einen langen Tag hinter sich hat.

Den wichtigsten Abschnitt des zweiten Teils bildet jedoch der Ball, den Eric Martin und Ruth Sanders besuchen. Sie treffen dort auf das Ehepaar Stansdale, das bereitwillig von seinem Treffen mit dem angeblichen Fotografen Martin erzählt, der seltsame Wünsche für die Posen hatte. Reinhard Glemnitz und Magda Hennings spielen diese Szenen völlig natürlich, was den Zuseher keinen Augenblick am Wahrheitsgehalt ihrer Erzählung zweifeln läßt. Mittlerweile reimt man sich bereits zusammen, dass ein Code zur Auffindung einer Beute im Spiel ist, staunt aber nicht schlecht, als Eric Martin durch Lancelot Harris den Schlüssel zu einem Geldkoffer erhält.

Die Szenen mit Bum Krüger lassen den Zuseher ratlos zurück. Ist er ein besonders raffinierter Gauner oder einfach nur dumm? Lancelot Harris und Andy Wilson gehen dem Zuseher insgeheim auf die Nerven - vielleicht, da man bereits ahnt, dass sie einfältig genug waren, als Helfer einer Räuber/Mörderbande zu fungieren, nur um sich ein paar schnelle Scheine zu verdienen. Anschließend steht ihnen die Angst ins Gesicht geschrieben, da man ja angeblich nicht wusste, mit wem man sich da eingelassen hatte.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

07.02.2009 19:48
#14 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Dritter Teil

(Bitte nur lesen, wer die Auflösung kennt!)

Ich habe mich heute - nach ein paar Tagen Abstand - gefragt, weshalb ich "Die Schlüssel" beim zweiten Sehen viel besser fand und dennoch nicht hundertprozentig mit dem Ergebnis zufrieden bin. Die Erklärung ist vermutlich im dritten Teil zu finden. Lobenswert finde ich die Szene im Krankenhaus, als Andy Wilson auspackt. Christian Wolff tut dies in seiner ruhigen Art, die auf den Zuschauer überzeugend wirkt. Man versteht die Hintergründe für die Tat, wenn man sie auch nicht billigen kann. Dann wendet sich die Aufmerksamkeit der Kamera Lance Harris zu, der sich mit Cliff Fletcher im Keller des Antiquitätengeschäfts des verblichenen Thomas Quayle eine mörderische Jagd liefert. Hitchcock würde einwerfen, dass es ein Fehler war, die zweite Garnitur in so einer spannenden Sequenz zu besetzen: Der Held - in diesem Fall Eric Martin - gehört in Gefahr gebracht, um ihn soll man zittern müssen.

Der Trick mit der karierten Joppe von Mister Talbot kann uns nicht täuschen, da wir bereits in einer vorangegangenen Szene gehört haben, dass er der Haupttäter ist. Die Ermordung von Claire Seldon und vor allem ihr Wunsch auszupacken, falls ihr Eric Martin den Inhalt des Pakets übergibt, sind kleine Logikfehler. Weshalb wollte sie das Buch haben? Es war doch lediglich ein Zeichen, dass die Diebesbeute nun geteilt werden sollte. Mrs. Seldon wusste doch bereits, dass Talbot seine Komplizen hintergehen wollte. Weshalb befand sich im Exemplar, das Eric bekam, eine Widmung von Dr. Linderhof? Hatte Talbot diese hineingeschrieben, um den Verdacht auf Linderhof zu lenken?

Das Ende wird von einem freundlichen Inspektor Hyde eingeleitet, der Ruth ein Angebot macht, das Eric allerdings noch toppen kann. Seine Offenbarung Ruth gegenüber geschieht so beiläufig, dass sie den sachlichen Leipnitz nicht romantisch überzeichnet. Eine stürmische Liebeserklärung hätte nicht zu seinem Typ gepasst.

Fazit: Ein komplizierter Plan, der viele Helfershelfer erfordert und somit den Haupttäter zu Fall bringt. Weniger wäre mehr gewesen, was auch für die Nebendarsteller gilt. Der Mehrteiler weiß gut zu unterhalten, liegt aber im direkten Vergleich mit den anderen Durbridges nur im Mittelfeld.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.02.2009 20:38
#15 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Die Schlüssel (6) Zitat · Antworten

Zitat
Eric bekam, eine Widmung von Dr. Linderhof? Hatte Talbot diese hineingeschrieben, um den Verdacht auf Linderhof zu lenken?


Das ist etwas, das ich bis heute (und ich habe den Film sicherlich schon 10x - wenn nicht öfter - gesehen) noch immer nicht verstanden habe. Linderhoff konnte diesen Hinweis doch nur geben, wenn er auch in die Machenschaften verwickelt gewesen ist. Ein Logikfehler?!

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