Viele überraschende Wendungen erwarten den Zuschauer in der fünften Folge von „Es ist soweit“. Darunter auch, dass es nun erstmals in diesem Mehrteiler nicht offen zwischen den Eheleuten Freeman zugeht. Dies macht Clive natürlich verdächtig, ebenso wie der Brief, den Inspektor Kenton ausfindig gemacht hat; beinahe zu verdächtig, um weiterhin belastend zu sein. Trotzdem sind die Beweggründe der Verbrecher und die Beweggründe Clives noch im Dunkeln und bilden einen spannenden Teil des noch verbleibenden Rätsels.
Darüber hinaus bringt die Folge dem Zuschauer neue Ansichten. Viele Aufnahmen wurden hier an Originalschauplätzen gedreht. Nachdem die Orte der Handlung in den Teilen 1 bis 3 recht beschränkt waren und erst in Teil 4 mit dem Besuch im Cottage Mr. Nelsons und die wunderbaren Landschaftsaufnahmen um es herum sowie das Autobahncafé „Eddie’s“ erweitert wurden, so bekommt man hier gleich mehrere neue Settings auf einmal: Das Versteck Janets in London, der Flughafen, der Bahnhof in London, der Bahnhof in Beacher’s Cross und und und... Wem ist übrigens aufgefallen, dass Regisseur Hans Quest in diesem fünften Teil einen Cameo-Auftritt hat, als er als Passagier aus dem Flughafengebäude herauskommt?
Der fünfte Teil ist ein Paradelauf für Eva-Ingeborg Scholz. Sie kann hier all ihr schauspielerisches Talent in den unterschiedlichsten Stimmungen (Hoffnung, Verzweiflung, Ärger, Sehnsucht) zeigen, ohne dabei übertrieben oder gar kitschig zu wirken. Sie ist der Hauptpol der Handlung, der maßgeblich zum Gelingen dieses Durbridge-Krimis beiträgt.
Nachdem sich mein Verdacht nach Ansicht der Folgen 1 bis 4 hauptsächlich gegen Lucy Freeman selbst und gegen Laurence Hudson richtete, bin ich nun von der Unschuld der erstgenannten Person so gut wie überzeugt (vor allem aufgrund ihrer ehrlichen Gefühle in den Szenen, in denen sie allein agiert) und hoffe ebenfalls auf die Nichttäterschaft des zweiteren. Nach wie vor unvorstellbar wäre für mich, dass Clive der Täter sein soll. Allein die Tatsache, dass der Brief in der Tasche der Lehrerin gefunden wurde, zeigt eigentlich, dass er ihn nicht geschrieben haben kann, da er ihn sonst wohl kaum der Polizei auf dem Silbertablett serviert hätte... Mein Verdacht richtet sich nun vorrangig auf Inspektor Kenton, der mir irgendwie zu unbeteiligt wirkt. Wie gesagt, es ist nur ein Verdacht und ich hoffe nicht auf eine Wiederholung des Halstuch-Eklats...
Zitat von Jack_the_RipperErik Schumann würde der Beschreibung gut entsprechen, vielleicht wollte man für die Rolle des Dr. Stevens einen mehr verschlagen-unsympathischeren Typen, Hans-Ernst Jäger spielt das auch wirklich schön und die Hörigkeit der altjüngferlichen Lehrerin kann ich trotzdem nachvollziehen. Allerdings hätte man die Beschreibung doch etwas angleichen sollen.
Die Bild- und Tonqualität ist wirklich ausgezeichnet, Percy Lister beschreibt das sehr treffend. Auch die vorzüglich ausgestatteten Bauten (besonders natürlich das Haus der Freemans, in einer späteren Szene auch das Büro des Inspektors) kommen dadurch noch besser zur Geltung.
Obwohl ich den Mehrteiler schon von früher kenne, war ich über die Entlarvung der "Person im Hintergrund" doch wieder etwas überrascht. Durch die geschickte Konzentration auf die ohnehin als Bösewichte dargestellten Lieffen/Jäger/Sterzenbach kommt man beim Schauen gar nicht zwangsläufig auf die Idee, dass es noch einen Drahtzieher im Hintergrund geben könnte. Georg hat schon Recht, im Prinzip kommen dafür auch nur zwei Personen in Frage, bin nicht sicher, ob man hier durch das Einbeziehen weiterer Figuren (Lucy Freemans Mutter oder auch ein weiterer der merkwürdigen Nachbarn um Fita Benkhoff, ein Ehemann oder Sohn z.B.) mehr Unsicherheit hätte stiften können.
Das ist ein generelles Problem bei Krimis. Je mehr "hochrangige" Figuren in einer Geschichte sind desto schwieriger ist die Lösung vorab zu erraten. Bei Durbridge wie "Es ist soweit", "Tim Frazer", "Die Schlüssel", "Melissa" oder "Das Messer" ist es relativ einfach. Degegen fand ich die Auflösung von "Der Andere" nicht nur schwierig, sondern auch interessant. Ebenso war für mich die Auflösung von "Tim Frazer - Der Fall Salinger" nicht nur interessant, sondern einfach unmöglich darauf zu kommen. Eines der wirklichen Überraschungen in all den Jahrzehnten seit ich Kriminalfilme mir anschaue. Bei "Ein Mann namens Harry Brent" und "Wie ein Blitz" sind die "Fallen" sehr gut gestellt, aber mit Spürsinn habe ich hier jeweils den richten Täter entlarvt. "Das Halstuch" kann man ja im eigentlichen Sinne nicht mitzählen, da ja bereits seit dem Tage vor der Erstausstrahlung der Täter "bildbekannt" ist. So ein Rätselraten macht einfach riesig spaß.
In Antwort auf:Wem ist übrigens aufgefallen, dass Regisseur Hans Quest in diesem fünften Teil einen Cameo-Auftritt hat, als er als Passagier aus dem Flughafengebäude herauskommt?
Ja, und Hans Quest hat im HALSTUCH (auch im fünften Teil) einen erneuten Cameo-Auftritt - und das erneut am Flughafen ;-).Seltsamer "Zufall", nicht?
@ Jack the Ripper : Bist Du im Besitz aller Francis-Durbridge-Romane und könntest Du uns von Zeit zu Zeit mit Vergleichen zur Verfügung stehen?
Leider nicht alle, hab aber einige der Romane aus meiner "Sturm- und Drangzeit" noch hier, von den Straßenfegern fehlt "Wie ein Blitz" und "Das Messer", hab auch noch diese MELISSA-Ausgabe, in der der Mörder nicht genannt wird.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.10.2008 12:07
#20 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Es ist soweit (2)
Ein wenig verspätet folgt nun meine Besprechung zur sechsten und letzten Folge des Durbridge-Straßenfegers „Es ist soweit“. Da ich mich hierbei hauptsächlich der (meiner Meinung nach etwas misslungenen) Auflösung widmen möchte, werde ich die komplette Besprechung in Spoiler-Tags packen:
SPOILER – Nur weiterlesen, wer die Auflösung kennt
Nachdem, wie ich bereits in meiner Kritik zu Teil 5 schrieb, zu Beginn des letzten Teils noch viele Rätsel im Dunkeln lagen, erwartete ich in Folge 6 eine umfassende Aufklärung aller Umstände. Dies jedoch war, zu meinem Bedauern, nicht der Fall. So bleiben viele Fragen nach Ansicht von „Es ist soweit“ offen. Percy Lister und ich haben diese Fragen gesammelt und möchten sie den „Experten“, die auch über die Buchvorlage und andere Verfilmungen des Stoffes verfügen, gern stellen: - Was ist die genaue Motivation des Täters Laurence Hudson? Handelt es sich nur um Geld? Wenn ja, warum ist dann er und nicht irgendjemand anderer, weniger offensichtlich verdächtiger, der Täter? - Warum belügt Clive seine Frau und warum verhält er sich so verdächtig? - Was genau sollte der Brief von Miller aus Prescott bewirken? - Warum wurde Nelson nun wirklich umgebracht? Um Clive zu belasten oder weil er gefährlich wurde? - Warum kannte Kommissar Wilde Nelson von Anfang an? - Wie genau wurde der Tod der Lehrerin herbeigeführt? Benutzte der Arzt Gift aus seiner Praxis? Half ihm die Sprechstundenhilfe? Warum genau wurde der Mord begangen? - Wie ist die Verbrecherbande zusammengekommen? - Weshalb wollte Laurence während der Verhandlungen mit Pelford immer, dass Clive die Polizei verständigt? - Wie lange wäre Clive fort gewesen und worin genau hätte seine Aufgabe bestanden, wenn er, wie erwähnt, nicht über genauere Kenntnisse verfügte als andere Wissenschaftler?
Interessant finde ich es auch, dass viele hier die Schar der Verdächtigen auf zwei Personen eliminieren können. Neben den offensichtlichen Gangstern gibt es für mich insgesamt sechs Verdächtige, die der „Drahtzieher“ sein könnten: 1. Clive Freeman 2. Lucy Freeman 3. Laurence Hudson 4. Lady Barbara Barstow 5. Inspektor Kenton 6. Kommissar Wilde
Allerdings gibt es darüber hinaus auch sehr positive Aspekte an der Abschlussfolge. Die Unmenge an wunderschönen London-Aufnahmen muss hier unbedingt Erwähnung finden, denn sie macht „Es ist soweit“ zu einem Leckerbissen für Nostalgiker. Ebenfalls hervorheben möchte ich das lang herbeigesehnte Happy-End, wobei ich doch gern gewusst hätte, wohin die Reise der vereinten Familie geht – Amalfi wäre doch ein geeigneter Ort gewesen... ;-)
Aufgrund der einzigartigen Schauspielerleistungen, der schönen Kameraarbeit und Aufnahmemotive sowie der stets hochgehaltenen Spannung vergebe ich unter Abstrichen für die Lösung 4 von 5 Punkten für einen Durbridge, der zwar an „Der Andere“ nicht ganz herankommt, aber „Das Halstuch“ durchaus schlägt.
... das war ja die häufigste Kritik an Durbridge Anfang der 60er, dass es viele Ungereimtheiten gab. In späteren Verfilmungen wird das Ganze dann dafür manchmal sogar lästig, weil bei der Auflösung alles und jedes bis ins kleinste Detail erklärt wird, so dass man nach dem ersten Mal ansehen mehr verwirrt ist als aufgeklärt. Die Durbridge-Mehrteiler muss man öfter sehen, dann kommt man noch auf die eine oder andere Sache drauf. Nicht umsonst hat jemand die Straßenfeger als "Märchenkrimis" bezeichnet, in der die Welt zwischen Gut und Böse klar getrennt ist. Deshalb scheiden die beiden Inspektoren von vornherein auch als Verdächtige aus. Ausnahmen von dieser Regel gibt es jedoch auch bei Durbridge hin und wieder (sowohl in einigen Büchern, Filmen als auch in einigen Hörspielen).
Der Haupttäter will Clive bzw. seine Kenntnisse an den meistbietenden im Ostblock verschachern. Da geht es natürlich hauptsächlich um Geld. Und das Thema Ost/West bzw. Spionage kommt bei Durbridge ja ständig vor, bei den beiden demnächst publizierten Tim Frazers z.B., bei Harry Brent und dann auch nochmal bei DAS MESSER und eben auch schon bei Es ist soweit und Der Andere.
Wie die Lehrerin letztlich ermordet wurde, ist doch für die Handlung egal. Wichtig ist doch, dass man weiß, wer es war.
Der Haupttäter wollte wohl - um Verdacht von sich zu lenken - dass Clive die Polizei verständige bzw. konnte ja nicht anders.
Der Brief an die Lehrerin hatte den Zweck, Clive zu belasten.
Der Mord an Nelson geschah, wie der an der Lehrerin, weil er zuviel wusste oder zuviel wollte. Das ist bei Durbridge auch ein sehr häufiges Thema. Wer zuviel weiß/ will oder dem Haupttäter gefährlich werden kann, wird ermordet, wenn er seine Dienste erfüllt hat. Generell ist es ja so, dass unter Verbrechern keiner dem anderen traut, weshalb man Risikofaktoren einfach ausschaltet.
Der Brief aus Prescot von Miller war doch als Köder gedacht! Er kam doch in Anwesenheit des Haupttäters, der dachte, darin seien wichtige Erkenntnisse, die er dem Ostblock verschachern könnte. Zu diesem Zeitpunkt wussten schon alle Beteiligten, wer der Täter war. Diese Fallen sind auch ein häufiges Durbridge-Motiv.
... man muss aber auch nicht immer alles sooo genau wissen, ich finde, Durbrige unterhält alle 6 Folgen lang sehr gekonnt, die wesentlichen Dinge werden erklärt, wenn da ein paar Sachen nicht so genau sind, kann man darüber hinwegsehen. Bei HARRY BRENT zB ist die Auflösung bis ins kleinste Detail gegeben, was aber anfangs recht kompliziert wirkt (überspitzt formuliert: niemand will wissen, warum der Täter am Tattag grüne statt rote Socken getragen hat ;-))
Ein wenig verspätet folgt nun meine Besprechung zur sechsten und letzten Folge des Durbridge-Straßenfegers „Es ist soweit“. Da ich mich hierbei hauptsächlich der (meiner Meinung nach etwas misslungenen) Auflösung widmen möchte, werde ich die komplette Besprechung in Spoiler-Tags packen:
SPOILER – Nur weiterlesen, wer die Auflösung kennt
Nachdem, wie ich bereits in meiner Kritik zu Teil 5 schrieb, zu Beginn des letzten Teils noch viele Rätsel im Dunkeln lagen, erwartete ich in Folge 6 eine umfassende Aufklärung aller Umstände. Dies jedoch war, zu meinem Bedauern, nicht der Fall. So bleiben viele Fragen nach Ansicht von „Es ist soweit“ offen. Percy Lister und ich haben diese Fragen gesammelt und möchten sie den „Experten“, die auch über die Buchvorlage und andere Verfilmungen des Stoffes verfügen, gern stellen: - Was ist die genaue Motivation des Täters Laurence Hudson? Handelt es sich nur um Geld? Wenn ja, warum ist dann er und nicht irgendjemand anderer, weniger offensichtlich verdächtiger, der Täter? - Warum belügt Clive seine Frau und warum verhält er sich so verdächtig? - Was genau sollte der Brief von Miller aus Prescott bewirken? - Warum wurde Nelson nun wirklich umgebracht? Um Clive zu belasten oder weil er gefährlich wurde? - Warum kannte Kommissar Wilde Nelson von Anfang an? - Wie genau wurde der Tod der Lehrerin herbeigeführt? Benutzte der Arzt Gift aus seiner Praxis? Half ihm die Sprechstundenhilfe? Warum genau wurde der Mord begangen? - Wie ist die Verbrecherbande zusammengekommen? - Weshalb wollte Laurence während der Verhandlungen mit Pelford immer, dass Clive die Polizei verständigt? - Wie lange wäre Clive fort gewesen und worin genau hätte seine Aufgabe bestanden, wenn er, wie erwähnt, nicht über genauere Kenntnisse verfügte als andere Wissenschaftler?
Interessant finde ich es auch, dass viele hier die Schar der Verdächtigen auf zwei Personen eliminieren können. Neben den offensichtlichen Gangstern gibt es für mich insgesamt sechs Verdächtige, die der „Drahtzieher“ sein könnten: 1. Clive Freeman 2. Lucy Freeman 3. Laurence Hudson 4. Lady Barbara Barstow 5. Inspektor Kenton 6. Kommissar Wilde
Allerdings gibt es darüber hinaus auch sehr positive Aspekte an der Abschlussfolge. Die Unmenge an wunderschönen London-Aufnahmen muss hier unbedingt Erwähnung finden, denn sie macht „Es ist soweit“ zu einem Leckerbissen für Nostalgiker. Ebenfalls hervorheben möchte ich das lang herbeigesehnte Happy-End, wobei ich doch gern gewusst hätte, wohin die Reise der vereinten Familie geht – Amalfi wäre doch ein geeigneter Ort gewesen... ;-)
Aufgrund der einzigartigen Schauspielerleistungen, der schönen Kameraarbeit und Aufnahmemotive sowie der stets hochgehaltenen Spannung vergebe ich unter Abstrichen für die Lösung 4 von 5 Punkten für einen Durbridge, der zwar an „Der Andere“ nicht ganz herankommt, aber „Das Halstuch“ durchaus schlägt.
Hallo Gubanov,
Deine "sechs Verdächtigen" kann ich durchaus nachvollziehen. Jedoch bleibt nach "meinem Abzählreim" nur Laurence Hudson übrig. - Eltern, die ihr eigenes Kind entführen - undenkbar für das damalige Fernsehen. - Da bei „Der Andere“ bereits ein Polizist der „Drahtzieher“ war, konnte ich es mir beim Folgedurbridge nicht noch mal vorstellen. - Lady Barbara Barstow – hatte ich nie in Verdacht. Ihr Auftreten war zu offensichtlich Fazit: sechs minus fünf = Laurence Hudson.
Dass eines der Elternteile als Haupttäter entlarvt wird, käme wohl nicht nur einem Tabubruch für damalige Zeiten gleich, sondern wäre für mich auch nach den vorher geschilderten Entwicklungen äußerst unlogisch und an den Haaren herbeigezogen. Über die Verdächtigkeit der Ermittler lässt sich diskutieren (Kommissar Wilde, der ja nur selten in Erscheinung trat, sicher ein potentieller Kanditat), mehr als ein Tabubruch wäre aber wohl auch, den Hauptermittler als Haupttäter zu präsentieren ...
Vielleicht etwas zu offensichtlich, aber nicht ungeschickt als Verdächtige in Szene gesetzt fand ich Barbara Barstow, aufdringlich, neugierig, zwielichtig und scheinbar in Geldnöten, besonders in ihren Auftritten zum Ende hin im Büro des Inspektors und kurz vor Schluss (Flasche Sherry).
Gubanov hat schon Recht, dass ein paar lose Enden nicht ganz aufgewickelt wurden, vielleicht hätten auch ein paar erklärende Worte des Inspektors vor dem Happy End nicht geschadet, allerdings finde ich das für mich nicht störend. Im Buch wurden übrigens auch keine weiteren Erläuterungen angeführt, die Reise, von der Clive Freeman sprach, geht aber tatsächlich, so die Schlussworte des Buches "nach Amalfi" ... (für die Romantiker unter uns)
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.10.2008 12:24
#24 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Es ist soweit (2)
Nach längerer Wartezeit möchte ich auf einige der hier gegebenen Erklärungen noch einmal eingehen:
Zitat von GeorgWie die Lehrerin letztlich ermordet wurde, ist doch für die Handlung egal. Wichtig ist doch, dass man weiß, wer es war.
Zu behaupten, dass ein Mord in einem Krimi nicht wichtig wäre und nicht einer ausführlichen Aufklärung bedürfe, ist doch etwas gewagt. Gerade bei klassischen Whodunit-Plots sollte der Zuschauer am Ende über alle kriminellen Machenschaften aufgeklärt werden. Man kann sich sicherlich viel denken und zusammenreimen, was den Mord an Mrs. Calthorpe betrifft, aber einiges hätte man doch schon gern von den Machern selbst gehört...
Zitat von GeorgDer Haupttäter wollte wohl - um Verdacht von sich zu lenken - dass Clive die Polizei verständige bzw. konnte ja nicht anders.
Gut, das wäre dann die „Mr. Haveloc begeht einen Anschlag auf sein Leben, um sich unverdächtig zu machen“-Masche. Immer wieder gern verwendet, um den Zuschauer in die Irre zu führen und Logiklöcher fein säuberlich zu überstreichen.
Zitat von GeorgDer Mord an Nelson geschah, wie der an der Lehrerin, weil er zuviel wusste oder zuviel wollte.
Dieses Motiv würde dann doch aber vollkommen die gerade beim Publikum erzielte Wirkung, Clive verdächtig zu machen, verfehlen.
Zitat von GeorgDer Brief aus Prescot von Miller war doch als Köder gedacht! Er kam doch in Anwesenheit des Haupttäters, der dachte, darin seien wichtige Erkenntnisse, die er dem Ostblock verschachern könnte.
Gut, mir war nur nicht bewusst, welche Vorteile der Täter aus dem Brief hätte ziehen können. So, wie du es erklärst, leuchtet es natürlich ein.
Zitat von GeorgBei HARRY BRENT zB ist die Auflösung bis ins kleinste Detail gegeben, was aber anfangs recht kompliziert wirkt.
Allein dafür hat „Ein Mann namens Harry Brent“ schon jetzt bei mir einen Stein im Brett!
Zitat von Joachim KrampDeine "sechs Verdächtigen" kann ich durchaus nachvollziehen. Jedoch bleibt nach "meinem Abzählreim" nur Laurence Hudson übrig. - Eltern, die ihr eigenes Kind entführen - undenkbar für das damalige Fernsehen. - Da bei „Der Andere“ bereits ein Polizist der „Drahtzieher“ war, konnte ich es mir beim Folgedurbridge nicht noch mal vorstellen. - Lady Barbara Barstow – hatte ich nie in Verdacht. Ihr Auftreten war zu offensichtlich Fazit: sechs minus fünf = Laurence Hudson
Dein Ausschlussverfahren hört sich prinzipiell logisch an. Nur würde ich bei dem Punkt, dass die Eltern nicht die Täter sein können, eine Einschränkung vornehmen. Bei der Mutter wäre es wohl einem Skandal gleichgekommen, aber doch nicht beim Vater. Man zeigte ihn zu Beginn als von seiner Frau, der Kindesmutter, entzweit („Es ist deine Schuld“) und lenkte während des Mehrteilers ungeniert mehrmals den Verdacht auf ihn. Er hätte durchaus der Täter sein können. Überhaupt müsste mir jemand einmal erklären, welches Anrecht, in der Geschichte aufzutreten, Lady Barbara Barstow hatte. Sie erfüllte, nach euren Einschätzungen, keinerlei Funktion, nicht einmal die der Verdächtigen.
Zitat von Jack_the_Ripperdie Reise, von der Clive Freeman sprach, geht aber tatsächlich, so die Schlussworte des Buches "nach Amalfi" ... (für die Romantiker unter uns)
Zitat von GubanovÜberhaupt müsste mir jemand einmal erklären, welches Anrecht, in der Geschichte aufzutreten, Lady Barbara Barstow hatte. Sie erfüllte, nach euren Einschätzungen, keinerlei Funktion, nicht einmal die der Verdächtigen.
Für mich zählte Lady Barstow schon zu den Verdächtigen - nicht zuletzt durch ihr "unschuldiges" Auftreten. Schließlich hatte sie die Informationen über die Freemans aus erster Hand.
In Antwort auf:Überhaupt müsste mir jemand einmal erklären, welches Anrecht, in der Geschichte aufzutreten, Lady Barbara Barstow hatte. Sie erfüllte, nach euren Einschätzungen, keinerlei Funktion, nicht einmal die der Verdächtigen.
Ihre Funktion hat doch wohl nur die, eine weitere Verdächtige zu schaffen. Würde man alle SZenen mit ihr streichen, man würde von der eigentlichen Handlung nichts verlieren. Im Übrigen lassen sich bei Durbridge so gut wie immer nur zwei (maximal drei) Hauptverdächtige finden. Mehr sind es nie. Damit die Spannung trotzdem aufrecht bleibt, gibt es immer wieder überraschende Wendungen, die einen davon etwas ablenken. Und wenn man genau aufpasst, kann man hinterher bei den meisten Durbridges die unschuldigen Verdächtigen fast immer aus der Handlung streichen, ohne dass wirklich etwas verloren geht (siehe zB Alistair Goodman bei "Halstuch". Das Feuerzeug, dass er findet, hätte theoretisch auch jede andere Person finden können).
Nachdem ich mir den Sechsteiler gestern wieder einmal angesehen habe, bleibt für mich immer noch eine Frage offen. Eine Frage, die Gubanov weiter oben im Thread bereits gestellt hat: Warum hatte Kommissar Wilde bereits zu Beginn Kenntnis von einem Mann namens Nelson? Er fragt den Anwalt Laurence Hudson ziemlich am Anfang, ob er "Nelson" kenne. Der besagte Nelson war bis dahin noch nicht in Erscheinung getreten und seine Rolle innerhalb der Verbrecherorganisation ist meiner Meinung nach auch nicht so bedeutend. Wieso also hatte Kommissar Wilde ihn damals schon im Auge?
Gewisse Fragen bleiben bei Durbridge eben (leider) immer offen. Dass Scotland Yard einem Mr. Nelson bereits am Anfang auf der Spur war, ist jedoch durchaus möglich. In jedem Falle diente die Erwähnung des einprägsamen Namens Nelson wohl doch hauptsächlich dazu, um auf den ersten Cliffhanger hinzulenken.
Dank noch einmal Gubanov für den Durbridge-Grandprix... hat dazu geführt, dass ich mir "Es ist soweit" nun auch angeschaut habe (gestern Teil 1-4, heute folgt 5-6).
Für mich .... die Positiv-Überraschung bei Durbridge. Gerade bei Quest als "Mann vom Theater" bin ich über eine solch gute Inszenierung überrascht, die aus meiner Sicht für die damaligen Sehgewohnheiten im Jahr 1960 sehr modern gewählt war. Natürlich führt auch die tatsächlich sehr gute Bildqualität (besser als z.B. Halstuch) zu einem guten Fernsehvergnügen. Jürgen Goslar und Peter Pasetti (kenne ich eher aus den 70ern) sind hier passend eingesetzt und liefern sehr gute schauspielerische Qualitäten. Karl Lieffen stellt seine Rolle in einer hervorragenden Art bedrohlich und klar mit dem stets freundlichen Lächeln dar - spitze! Hanns-Ernst Jäger ist bisher noch nicht so zur Geltung gekommen, gefiel mir bisher in "Das Ende eines Humoristen" aus dem Kommissar am besten! Siegfried Lowitz in routinierter Rollen-Darstellung. Bei den 60ern-Durbridge ergibt sich für mich zurzeit folgende Reihenfolge: 1.) Schlüssel 2.) Melissa 3.) Es ist soweit 4.) Frazer-Filme 5.) Brent 6.) Halstuch Hier ist der Abstand zwischen 1 und 3 wirklich gering.