Zitat von Gubanov im Beitrag #75... von denen du dich aber nicht abschrecken lassen solltest, nachdem du dich nun recht enthusiastisch zum "Halstuch" geäußert hast, @patrick! Besonders empfehlenswert dürften eher "Melissa" und "Wie ein Blitz" sein.
"Die Schlüssel" habe ich länger nicht gesehen, würde ich aus dem Gedächtnis so im Mittelfeld einordnen. Für @patrick hat er zumindest einen bekannten Wallace-Akteur als Faustpfand. Sonst bin ich bei dir, "Melissa" und "Wie ein Blitz" sind sicher besser, "Das Messer" würde ich ebenfalls noch aufnehmen. Wobei @patrick ja schon mehrfach sagte, dass er mit 70-er-Atmo nicht so viel anfangen kann. Insofern wäre wohl "Melissa" der "verantwortungsvollste" Tipp.
Zitat von Ray im Beitrag #74Schön, dass dir dein persönlicher Durbridge-Einstieg Freude gemacht hat. Ich hoffe, du bleibst dran und erfreust uns mit weiteren Besprechungen zum Thema. Zumidest "Die Schlüssel" liegen dir ja schon mal vor.
"Die Schlüssel" werden natürlich folgen, allerdings nicht sofort.
Zitat von Gubanov im Beitrag #75... von denen du dich aber nicht abschrecken lassen solltest, nachdem du dich nun recht enthusiastisch zum "Halstuch" geäußert hast, @patrick! Besonders empfehlenswert dürften eher "Melissa" und "Wie ein Blitz" sein.
Sonst kann ich deinen Äußerungen nur zustimmen. Ich hatte ja durchaus auch befürchtet, dass "Das Halstuch" dir zu altbacken sein könnte, aber wenn das nicht der Fall ist, müsste das eigentlich auch ein gutes Signal für die übrigen Durbridges sein.
"Melissa" hab ich durchaus auf dem Radar. "Die Schlüssel" nehme ich mal so mit, wenn sie schon im Package dabei sind.
Meine Bedenken wurden auch von der Befürchtung, zu sehr mit Altbackenheit überschüttet zu werden, genährt. Das 50er/60er-Jahre-TV-Schwarzweiss ist für mein Auge nicht besonders attraktiv, nachdem ich ja durch das sehr atmosphärischen Wallace- und Hammer-Schwarzweiß verwöhnt worden bin. Vom "Halstuch" geht aber aufgrund des spannenden Aufbaus und der großartigen schauspielerischen Leistung eine besondere Kraft aus, welche die optische Schlichtheit bemerkenswert gut kompensiert.
Kennt eigentlich jemand die englische Version? Ich glaub Georg hat weiter oben darauf hingewiesen. Als Hobby-Angelsachse hat das natürlich mein Interesse geweckt.
Hab inzwischen auch die "Bei Anruf Mord"-Version von 1959 mit Siegfried Lowitz und Heinz Drache geordert. Das 1954er-Original mit Ray Milland und Grace Kelly gehört ja zu meinen Lieblings-Hitchcocks. Ich habe keine große Erwartungshaltung, bin aber gespannt wie sich Heinz Drache in Millands Fußstapfen macht.
Zitat von Ray im Beitrag #76. Wobei @patrick ja schon mehrfach sagte, dass er mit 70-er-Atmo nicht so viel anfangen kann. Insofern wäre wohl "Melissa" der "verantwortungsvollste" Tipp.
Das ist natürlich nur tendenziell. Mode der 70er (die ich als Knirps über mich ergehen lassen musste), Farben der 70er, Stilrichtung, etc. sind nicht gerade mein Ding. Das liegt natürlich auch nicht zuletzt daran, dass es einen sehr unmittelbaren Kontrast zu meinen geliebten 60ern bildet, die dadurch ein jähes und beklagenswertes Ende fanden. Aber gute Stories mit entsprechender schauspielerischen Leistung gibt es natürlich in allen Dekaden. Intuitiv würde ich aber als erstes am liebsten zu Melissa greifen.
In euren (hervorragenden ) Besprechungen kommt immer wieder die Befürchtung/Urteil "altbacken" vor.Ich glaube /fürchte das ich ein Fan von altbackenen Filmen bin !!!!Ohne dieses "altbackene" ( aus heutiger oder damaliger Sicht ?) hätten die Filme evtl. nicht diese langanhaltene Wirkung auf einige von uns gehabt.( oder trotzdem ?) Ich mag es diese Mordgeschichten quasi im Sessel eher theoretisch/Krimirätselhaft an mir vorbeiziehen zu lassen.Auch Kammerspielartig ohne viel Blut und Action. Ich frage mich wieviel altbackenheit kann/konnte man evtl. diesen Filmen entziehen um nicht plötzlich diese eigenartige /unvergessliche bis heute faszinierende Krimistimmung zu verlieren ? War jetzt nur so ein Gedanke der mir bei euren tollen Besprechungen so gekommen ist.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
11.02.2018 14:05
#80 RE: Bewertet: Francis Durbridge - Das Halstuch (3)
Die Frage ist insofern hypothetisch, als Produktionen einer bestimmten Zeit von Natur aus ein gewisses Flair haben, das man ihnen nicht nehmen kann. Dass Durbridge aber auch modern gut funktioniert, sieht man für meine Begriffe am 1997er-Remake von "Melissa".
* Darsteller: HEINZ DRACHE, von der Bürde, einen Rialto-Edgar-Wallace-Inspektor darstellen zu müssen noch gänzlich unbelastet, zeigt seinen Kriminalinspektor Harry Yates als biederen Ehemann und unauffälligen Bürger seiner Kleinstadt, ganz wie es die beschauliche Atmosphäre dieses ländlichen Sechsteilers verlangt. Man sieht Yates an, dass er sich mit den Verhältnissen arrangiert hat, obwohl er die meisten Einwohner von Littleshaw in Bezug auf Intellekt und Toleranz übertrifft. Kein Wunder, dass er sich mit dem aufgeschlossenen Geistlichen Nigel Matthews, dem HORST TAPPERT ein sympathisches Gesicht verleiht, besonders gut versteht, sind sie doch beide von den engstirnigen Launen der Landbewohner betroffen. GARDY GRANASS als Jill Yates zeigt die typische Fünfziger-Jahre-Ehefrau, deren Sorgen sich um das Wohl ihres gestressten Gatten drehen und die zwar durchaus abweichende Meinungen vertritt, sich aber letztlich um des häuslichen Friedens willen mit der Herrschaft über ihr kleines Reich begnügt. HELLMUT LANGE, als Teilinvalide ans Haus gefesselt, frönt seiner ohnehin latent vorhandenen Misanthropie, die durch seinen Unfall größer geworden ist und ihn das lockere Leben seiner weitaus jüngeren Schwester neiden lässt. Altmodisch, verbissen und hart präsentiert sich Edward Collins als der kleine Mann von der Straße, der nach Aufklärung verlangt und immer schon wusste, dass Millionären und Großstädten nicht zu trauen ist. ALBERT LIEVEN ist der Vertreter der oberen Zehntausend, weltgewandt, präzise und unsentimental. Der Name Clifton Morris bürgt für diversifizierenden Geschäftsgeist und Disziplin und wird nun durch einen Augenblick der Schwäche in ein Mordkomplott verwickelt, das ihn um Kopf und Kragen bringen könnte. MARGOT TROOGER hat das Format, die weibliche Hauptrolle mit Eleganz und Souveränität auszufüllen, um im passenden Moment theatralisch die Fassung zu verlieren und sich auf die Macht der Hierarchien zu berufen. Die Erschütterung ihrer Contenance steht für den Niedergang der heilen Welt in Littleshaw. DIETER BORSCHE hat seine Unschuld schon lange verloren; Reverend Dearborn hat seine teuflischen Spuren hinterlassen und schickt sich an, nach einer Phase der Regeneration zwischen Zeichenkohle und Minenbleistift erneut seine hässliche Fratze zu erheben. ERWIN LINDER, aus weitaus einfacherem Holz geschnitzt, fühlt sich auf den Meiereisitzungen in Tweed und Breeches am wohlsten und schmückt sich mit dem für örtliche Verhältnisse glamourösen Flair, das seine Verlobte Marian Hastings umweht. CHRISTIAN DOERMER zeigt den beflissenen Gerald Quincey als jungen Mann, der alles richtig machen will und an seinen eigenen Erfüllungsansprüchen scheitert. ECKART DUX als Sergeant Jeffreys harmoniert mit seinem Chef, weil sie wie Partner agieren und ihm das behagliche Landleben einen angenehmeren Dienst ermöglicht als in der Stadt. Mit wogender Oberweite und aufdringlicher Schmeichelstimme tänzelt ERICA BEER als Revuegirl Kim Marshall durch ihre Garderobe im "Finale". Auch sie wird nach und nach ihrer Lasterinsignien beraubt und offenbart eine verängstigte Frau mit Kleinbürgersehnsüchten. EVA PFLUG steht in Ermangelung einer Fay Collins aus Fleisch und Blut stellvertretend für den Typus der ehrgeizigen Frau, die blitzschnell Chancen wittert, um Kapital daraus zu schlagen. Ihre mit augenzwinkerndem Charme ausgestattete Diana Winston ist sehr ambitioniert und kontrastiert deutlich mit dem traditionellen Frauenbild, das beispielsweise von Gardy Granass oder HELGA ZECKRA gezeigt wird. Diese ist - äußerst unvorteilhaft frisiert und gekleidet - die biedere Angestellte der Modeschöpferin Hastings und zeigt jungmädchenhafte Interessen an Klatsch und Tratsch. HEINZ VON CLEVE als Butler Eric leistet dem distinguierten Verleger gute Dienste und es ist schade, dass er schon bald nach Schottland abgeschoben wird. Hier wurde Suspense-Potential liegen gelassen.
* Drehbuch: Im Falle von "Das Halstuch" lässt sich sagen, dass hier einer der klarsten und geradlinigsten Handlungsstränge vorliegt. Der Rätselfaktor ist sehr klassisch; es gibt belastende Beweisstücke, aber keine exaltierten Einfälle wie Anrufe aus dem Jenseits oder verschwundene Leichen. Der Whodunit ist sehr traditionell und ermöglicht es dem Publikum, die Charakterzeichnungen mit den Aussagen der Personen abzustimmen und sich Schritt für Schritt dem Täter anzunähern. Zwei Punkte sind noch anzumerken: Was hat es mit dem Alibi auf sich, das Mrs. Hopedean ihrem Mann für die Mordnacht gibt? Welche Schauspielerin hätte wohl Fay Collins darstellen können?
* Musik: Hans Jönsson und das Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchester sorgen für schmissige Klänge, die das Heuballen-Ambiente von Littleshaw ebenso aufwirbeln wie die Atmosphäre der Neonlichter im Londoner Nachtleben.
* Ton: Die wohlklingenden Stimmen der sprachlich geschulten Schauspieler profitieren ungemein von der Präzision des Tons, der Unterhaltungen im Freien natürlich und ebenso klar wirken lässt wie Gespräche in Innenräumen. Die Lautstärke steigert sich in dramatischen Momenten allerdings so sehr, dass der Tonregler rasch bedient werden muss.
* Kamera: "Leichen first!" - Der Heuwagen darf passieren. Was mit einer freundlichen Geste beginnt, wird bald als Täuschung entlarvt. In "Das Halstuch" finden sich Nahaufnahmen von gequälten Gesichtern ebenso wie Panoramaansichten der Wiesen und Felder. Das Individuum als Gefangener seines Umfelds erläutert die Kamera besonders in den Szenen mit Clifton Morris in dessen Luxusapartment. Ebenso gewährt die Kamera Freiheit, wenn sie die handelnden Personen immer wieder Abstecher durch die Straßen und Wege der Kleinstadt unternehmen lässt.
* Kostüme: Ingrid Bütow verpasst den jeweiligen Figuren berufs- und charaktertypische Kleider. So sieht man Marian Hastings in selbstgeschneiderten Kostümen, auch Diana Winston trägt unverkennbar ein Ensemble aus dieser Fertigung. Clifton Morris, der in Londons nobler Savile Row einkauft, kleidet sich in gutsitzende, zeitlose Eleganz. Blond und flatterhaft wiegt sich der Chiffon in Gestalt einer Kim Marshall, während der kantige Edward Collins seine Anzüge erst von den Mottenkugeln befreien muss, bevor er sie nach einem langen Winter wieder ans Tageslicht führt.
* Szenenbild: Alfons Windau drückt dem "Halstuch" seinen unverkennbaren Stempel auf und wägt die zitronenfrische Sauberkeit des Yates-Haushaltes mit den marmornen Räumen des Millionärs und dem muffigen Ambiente der Sternchen-Garderobe auf.
* Regie: Hans Quest achtet sehr auf eine gepflegte Atmosphäre und eine klare Positionierung der Schauspieler. Jeder leistet auf seinem Platz das für seine Figur Höchstmögliche und sorgt so für ein gelungenes Gefüge. Quest verfolgt die klare Linie konsequent.
Köstlich: Eine halbstündige Diskussion über "Das Halstuch" inklusive einer frühen Call-In-Variante. Sendung vom 10.02.1962, wiederveröffentlicht im von mir schon gelobten Projekt "SWR Retro". Kurioserweise stört das Telefon meist eher die Diskussion. Es geht darum, ob "Das Halstuch" zu echten Morden anstiftet. Ein Dr. Nass vom hessischen Justizministerium und der kriminologischen Gesellschaft sowie ein Arzt vom Institut für Psychotherapie thematisieren zwei Morde in Verbindung mit der Sendereihe und stören sich dabei insbesondere am Requisit "Halstuch". Halstuch-Macher Wilhelm Semmelroth vom WDR nimmt Stellung und gibt dabei einige interessante Details Preis, welche Vorgaben es in Bezug auf Gewaltdarstellungen gab. Ein Kollege vom SDR ist auch noch dabei, der auch Leiter der Filmbewertungsstelle ist. Ein interessantes Zeitzeugnis, das kzeigt, was für ein außergewöhnliches Ereignis die Reihe anno 1962 war. Wenn die damals gewusst hätten, wie viele Krimis einmal im Fernsehen laufen würden...
Zitat von DanielL im Beitrag #82Köstlich: Eine halbstündige Diskussion über "Das Halstuch" inklusive einer frühen Call-In-Variante. Sendung vom 10.02.1962, wiederveröffentlicht im von mir schon gelobten Projekt "SWR Retro". Kurioserweise stört das Telefon meist eher die Diskussion. Es geht darum, ob "Das Halstuch" zu echten Morden anstiftet. Ein Dr. Nass vom hessischen Justizministerium und der kriminologischen Gesellschaft sowie ein Arzt vom Institut für Psychotherapie kritisieren zwei Morde in Verbindung mit der Sendereihe und stören sich dabei insbesondere am Requisit "Halstuch". Halstuch-Macher Wilhelm Semmelroth vom WDR nimmt Stellung und gibt dabei einige interessante Details Preis, welche Vorgaben es in Bezug auf Gewaltdarstellungen gab. Ein Kollege vom SDR ist auch noch dabei, der auch Leiter der Filmbewertungsstelle ist. Ein interessantes Zeitzeugnis, das kzeigt, was für ein außergewöhnliches Ereignis die Reihe anno 1962 war. Wenn die damals gewusst hätten, wie viele Krimis einmal im Fernsehen laufen würden...
Danke für den Hinweis! Der Dr. G. Nass startet ja schon super von wegen, dass er "Das Halstuch" gar nicht gesehen hat und wirft dann 20.000 Sachen in einen Topf namens "Nachahmungstaten" inklusive Taximorden (mehr oder weniger "effektive" Methode, daher damals verbreitet) oder Hakenkreuszschmierereien (wahrscheinlich einfach Zeichen der Gesinnung oder eine Art der Rebellion). Krimis waren ja damals schon wohl das meistgelesene Sujet und die Radiokrimis mit ähnlicher Verbreitung liefen zu jener Zeit ja schon ewig. In den dritten Programmen gab es damals sicherlich noch wesentlich abstrusere Diskussionsrunden, von daher muss man vielleicht ein wenig relativieren und darf diese Sendung nicht zu hoch hängen. Aber frappierend ist natürlich die Ähnlichkeit zu aktuelleren Diskussionen zu Computerspielen und Amokläufen, teils mit exakt den gleichen Argumenten.
Ja, ein sehr interessantes Zeitdokument. Es befindet sich übrigens ohnehin als Bonus auf der Straßenfeger-DVD. Fand die ruhige und sachliche Argumentationsweise von Produktionschef Semmelroth gut, während die anderen eher ziemlich abstruse Theorien verbreiten.
Zitat von Gast im Beitrag #62Hatte Hans Quest „Es ist soweit“ noch mit großem Materialaufwand auf Film gebannt, so schlug er beim „Halstuch“ nun ein völlig neues Aufnahmesystem, das Ampex-Verfahren, ein. Ob dies finanzielle Gründe hatte oder man einfach der Annahme war, mit der Zeit gehen zu müssen – technisch war „Das Halstuch“ jedenfalls wieder ein Rückfall in Zeiten noch nicht ausgereifter Entwicklung, die die Schauspieler vor die immense Hürde stellten, jeweils einen ganzen Teil am Stück spielen zu müssen.
Das Ampex-Verfahren mit Magnetbandaufzeichnung charakterisiert viele Durbridge-Mehrteiler bis in die Farb-Ära hinein. Häufig ist dabei - wie auch hier - zu lesen, jeder der sechs einzelnen Teile sei (abgesehen von den eingespielten Außenaufnahmen auf Film) am Stück gespielt und aufgezeichnet worden. Gerade beim "Halstuch" allerdings ist mir heute aufgefallen, dass zwar die einzelnen Szenen klar am Stück gespielt wurden, nicht aber die gesamte Episode. Gut zu erkennen ist dies gleich im ersten Teil: Als Marian Hastings (Margot Trooger) in ihrem Modeatelier in der Zeitung den abgebildeten Terry Morris (Albert Lieven) erkennt, endet die Einstellung mit einer Großaufnahme von ihr und es wird abgeblendet. Im direkten Anschluss erfolgt die Aufblende im Polizeipräsidium mit einer Großaufnahme der Zeitung in Inspektor Yates' (Heinz Drache) Händen. Direkt schwenkt die Kamera von der Zeitung auf die vor dem Inspektor auf einem Stuhl sitzende Marian Hastings. Zwischen den beiden Aufnahmen von Marian Hastings im Modeatelier und im Polizeipräsidium liegen vielleicht fünf bis sechs Sekunden. Mag Margot Trooger im Laufschritt noch von der Dekoration Atelier in die Dekoration Polizeipräsidium gesprintet sein, so wird ihr in einer derart kurzen Zeit unmöglich gewesen sein, ihre im Atelier noch angelegten Halsketten abzulegen und zudem einen Hut aufzusetzen. Ich denke insofern, dass die einzelnen Episoden schon aus mehreren Magnetbändern bestehen müssen, die dann sequentiell gesendet wurden. Dass dies möglich gewesen sein muss, zeigen ja auch die Filmaufnahmen, die meinem Verständnis nach während der Ausstrahlung eingespielt worden sein müssen.
Heute vor 60 Jahren startete die ARD den Durbridge-Mehrteiler, der wohl wie kein anderer mit dem Begriff "Straßenfeger" in Verbindung gebracht wird: Das Halstuch Genau die Gelegenheit von heute an 6 Abende (bis zum 17. Januar) das nervenaufreibende Geschehen zu verfolgen.
Anders als bei den beiden Vorgängern Der Andere und Es ist soweit, in denen sich die Geschichte eher langsam entwickelt, wird hier keine Zeit vertrödelt, es vergehen gerade mal 5 Minuten, da wird das ländliche Idyll des kleinen Örtchens Littleshaw jäh unterbrochen und die Leiche liegt auf dem Tisch, bzw. auf dem Anhänger: es ist die attraktive Faye Collins, die somit ihre Verabredung mit ihrem ungeduldig wartenden Bruder Edward nicht mehr einzuhalten in der Lage ist. Schnell stellt sich heraus, sie wurde mit einem Schal oder Halstuch erwürgt. Inspektor Yates nimmt die Ermittlungen auf. Erste Indizien werden zusammengetragen: die Handtasche der Toten mit einem interessanten Telegramm und ein Schuhabdruck am vermeintlichen Tatort werden sichergestellt. Überraschenderweise wird der Polizei mit der Post ein Päckchen zugestellt in dem sich der zum Abdruck passende Herrenschuh befindet. Edward Collins bringt Yates eine Liste aller Geburtstagsgeschenke die bei ihm für seine Schwester abgegeben wurden sowie eines dieser Geschenke: ein Brilliantarmband im Wert von gut 1000 Pfund. Zwei Zeugen, der Geigenschüler Gerald Quincey und die Modesalonbesitzerin Marian Hastings berichten unabhängig voneinander Faye Collins noch am Tage der Tat gesehen zu haben, Marian Hastings ist sogar sicher Faye sei in Begleitung eines ihr unbekannten Herren gewesen, den sie Yates beschreiben kann und ihn wohl auch wiedererkennen würde. 2 Wochen später entdeckt sie ihn auf einem Zeitungsfoto. Der von ihr sofort informierte Inspektor lässt die Identität ermitteln, es ist der Verleger Clifton Morris. Yates besucht diesen in dessen Londoner Wohnung und konfrontiert ihn mit der Zeugenaussage, aber Morris streitet ab Fay Collins zu kennen oder in letzter Zeit in Littleshaw gewesen zu sein, wo er eh nur den Vikar kennt. Er sorgt sich eher um einige Dinge, die ihm aus seinem Wagen gestohlen wurden: eine Mappe mit Dokumenten sowie ein Mantel mit Feuerzeug und Halstuch darin, weshalb er letzteres auch nicht vorzeigen kann. Aber das Halstuch taucht schon bald wieder auf: im Geigenkasten von Gerald Quincey.
Das Halstuch hat tatsächlich eine echte Starbesetzung. Heinz Drache, Dieter Borsche, Margot Trooger, Hellmut Lange uvm. Es ist der Klassiker, den man als erstes mit Durbridge in Verbindung bringt. Ich persönlich fand ihn immer etwas träger als die Verfilmungen der folgenden Jahre. Gerade Melissa und Die Schlüssel sind wie ich finde temporeicher inszeniert. Aber nichts desto trotz: Ohne den Erfolg vom Halstuch hätte die Entwicklung vielleicht einen anderen Lauf genommen.
Gerald Quincey kann sich nicht erklären wie das Halstuch in den Geigenkasten gekommen sein könnte, muss dem herbeigerufenen Yates gegenüber aber zugeben, den Geigenkasten auf dem Weg zur Musikstunde wegen einiger Besorgungen einige Male unbeaufsichtigt in seinem Wagen zurückgelassen zu haben. Bei der anschließenden Teestunde zu Hause finden Yates und seine Frau es doch merkwürdig das der Täter das Halstuch nicht etwa spurlos verschwinden lies, sondern es so versteckte das es bald gefunden wird. Kurz darauf kommt Sergeant Jeffreys hinzu um zu berichten: der Schal aus dem Geigenkasten sei untersucht worden und eindeutig das Tatwerkzeug. Während er noch über seine anderen Untersuchungen berichtet, bittet der Grafiker John Hopedean um eine kurze Unterredung, er berichtet Yates und Jeffreys von anonymen Drohbriefen in denen er als abscheulicher Mörder bezeichnet wird, sowie von ähnlich gelagerten Anrufen. Während er die ersten Briefe einfach ins Feuer geworfen hatte, hat er den aktuellen Brief dabei und kann ihn Yates übergeben, er mache sich inzwischen Sorgen, zumal seine Frau den letzten geöffnet hatte und er ihr erneute Aufregungen nicht mehr zumuten will. Dabei erzählt er, seine Frau habe ihn verlassen wegen seiner angeblichen Affäre mit Faye Collins vor ca. einem Jahr. Entgegen seiner ursprünglichen Aussage, Faye Collins seit Monaten nicht mehr gesehen zu haben, gibt er nun aber zu sie ein paar Wochen vor der Tat zufällig getroffen zu haben. Er habe sich mit ihr auch zum Mittagessen verabredet, sie sei dann aber nicht gekommen. Kaum ist Hopedean gegangen, klingelt das Telefon, ein Anruf des Polizeireviers in dem der Mantel abgegeben wurde, den Clifford Morris vermisst. Yates fährt sofort dort hin, um den Mantel in Augenschein zu nehmen. Dabei erfährt er zufällig von einem Einbruch in die verwaiste Wohnung der Ermordeten Faye, der Einbrecher konnte leider entkommen. Yates überredet den Revierleiter Rowland ihm den Mantel zu überlassen, er werde ihn persönlich bei Morris abgeben. Unbemerkt mogelt er aber den Tatschal in eine der Manteltaschen. Er begibt sich mit dem Mantel zu Morris in dessen Wohnung, dieser identifiziert Mantel und Schal als seine. Yates offenbart Collins daraufhin den Schal als Tatwerkzeug und das er ihn eben erst im Mantel versteckt hat. Ob dieser List ist Morris ein wenig erbost. Er bestreitet weiterhin Faye Collins zu kennen und behauptet am Tatabend im Kino gewesen zu sein und das eventuell eine Journalistin namens Diana Winston dieses bezeugen könnte, er hätte sie nach der Vorstellung aus dem Kino kommen sehen. Was Inspektor Yates nicht weis: kurz vor seinem Besuch bei Morris wurde dieser von seinem Butler Erik angerufen. Erik war nämlich der ominöse Einbrecher in Faye Collins Wohnung, der dort von ihm gesuchte Gegenstand habe sich aber nicht in der Wohnung befunden. Kaum ist Yates weg beauftragt Morris telefonisch sein Büro Diana Winston umgehend ausfindig zu machen. Kurz danach klingelt sein Telefon erneut, eine Frau fragt Morris nach einem Brief, den Morris gerne in seinen Besitz bringen möchte. Sie bittet Morris in den Finale-Club, in dem sie in einer Revue auftritt, Morris begibt sich umgehend dorthin und in die Garderobe von Kim Marschall (so ihr Name). Diese gibt vor eine Freundin von Faye Collins zu sein und spielt ihm einen Tonbandmitschnitt eines Gespräches vor, welches Morris mit Faye Collins geführt hat. Kim verspricht Morris einen im Telefonat erwähnten Brief von Morris an Faye gegen eine nicht näher genannte Summe zu beschaffen. Morris verlässt den Club. Bei Inspektor Yates im Büro taucht inzwischen der Großgrundbesitzer Allistair Goodman und übergibt dem verblüfften Inspektor ein von einem Knecht in der Nähe des Fundortes der Leiche gefundenes goldenes Feuerzeug...