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Dieses Thema hat 47 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

01.11.2008 19:10
#16 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

"Das Geheimabkommen" mit Alexander Kerst und Heinz Leo Fischer

Der Kriminalfall beginnt ohne die sonst übliche Einleitung bzw. Eröffnungssequenz in der Baker Street. Holmes und Watson besuchen Percy Phelps, einen alten Studienfreund von Watson, der ihnen berichtet, dass wichtige Verträge, die ihm anvertraut worden sind, entwendet wurden. Wir erkennen sofort die vertraute Stimme von Erik Schumann, der sich diesmal in der Rolle des Geschädigten wiederfindet. Er schildert ruhig und sachlich, wie es zum Verschwinden der Dokumente gekommen ist. Wir bekommen den Kriminalfall mit seinen Worten erzählt, Holmes unterbricht ihn nur ab und zu, um ein paar Fragen zu stellen. Dann begibt er sich zu Lord Holdhurst, dem Onkel von Percy Phelps, der im Auswärtigen Amt eine hohe Position bekleidet.
Ich muss Gubanov zustimmen: Heinz Leo Fischer ist für die Rolle des Dr. Watson völlig ungeeignet, seine knarrende Haudegenstimme erinnert sehr an unzählige Schurken aus den Sherlock-Holmes-Geschichten. Glücklicherweise hören wir ihn in diesem Hörspiel nur selten, sodass seine Anwesenheit nicht übermäßig stört. Der Spannungsbogen fällt in der zweiten Hälfte der Geschichte leider ab, da die Lösung einfach nur erzählt, jedoch nicht akustisch untermalt wird.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

02.11.2008 12:51
#17 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

"Der illustre Klient" mit Peter Pasetti und Klaus Behrendt

Wir treffen Holmes und Watson im Ruheraum des Türkischen Bads an. Holmes hat einen Brief erhalten, in dem er gebeten wird, Sir James einen Rat in Bezug auf den gefährlichsten Mann des Kontinents, Baron von Gruner, zu geben. Er hat sich an die Tochter eines Generals herangemacht und will in einem Monat den Bund der Ehe mit ihr schliessen. Dies muss unter allen Umständen verhindert werden, da er in Verdacht steht, bereits seine erste Frau getötet zu haben.
Holmes trifft sich mit dem jungen Österreicher, der sich charmant gibt und ihm gleichzeitig durch die Blume Prügel androht. Watson macht sich Sorgen um seinen Freund. Der trifft sich mit einem Polizeispitzel, dessen Freundin Kitty der Verlobten von Gruner die Augen über seinen Charakter öffnen will. Der Zuhörer wird von der Meldung des "Abendblattes" hochgeschreckt: "Mordanschlag auf Sherlock Holmes!" Watson fährt sofort ins Charing-Cross-Krankenhaus, wo Holmes mit leichten Kopfverletzungen liegt. Er will der Öffentlichkeit weismachen, er sei von den unbekannten Angreifern tödlich verwundet worden. Sein erster Wunsch gilt der Pfeife und dem Tabaksbeutel. Watson soll sich in der Zwischenzeit mit einem Steckenpferd des Barons, der chinesischen Keramik, befassen.
Der Zuhörer zittert mit Watson, der sich als Sammler ausgibt. Gruner deckt den Schwindel auf, doch bevor Watson in ernste Gefahr gerät, öffnet sich die Tür und Holmes tritt ins Zimmer. Hiner ihm eilt Kitty auf den Baron zu und schüttet ihm Säure ins Gesicht. Holmes Aufgabe besteht nur darin, der Tochter des Generals durch ein geheimes Tagebuch des Barons zu zeigen, welch Intriganten sie ehelichen wollte. "Nicht physisch, sondern moralisch müssen wir ihn vernichten!"
Ich kannte die Handlung bisher nicht und bin von der akustischen Umsetzung sehr angetan. Die Geschichte wird lebendig erzählt und weist zwei unerwartete Wendungen (Überfall auf Holmes und Säureattentat auf Baron von Gruner) auf. Alle Beteiligten überzeugen, so auch die kurze, aber wichtige Rolle von Eva Pflug als Rächerin. Kurt Meisel gibt einen aalglatten Verbrecher, der seine Taten durch erstklassige Manieren und eine einnehmende Art zu kaschieren versucht. Solche Männer erweisen sich in den Sherlock-Holmes-Geschichten als besonders gefährlich, da man ihnen mit den üblichen Mitteln nicht beikommen kann.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

23.11.2008 13:16
#18 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

Exkurs:
Diogenes Hörbuch - Gelesen von Claus Biederstaedt
Arthur Conan Doyle
Das gefleckte Band / Ein Skandal in Böhmen - Zwei Sherlock-Holmes-Geschichten

Claus Biederstaedt liest für den Diogenes-Verlag zwei der bekanntesten Sherlock-Holmes-Geschichten. Es handelt sich um die populären "Ein Skandal in Böhmen" und "Das gefleckte Band". Ersteres Hörbuch möchte ich hiermit besprechen.
Holmes erhält in dieser Geschichte Gelegenheit, in verschiedene Verkleidungen zu schlüpfen und sich ein geistiges Duell mit einer bemerkenswerten Dame zu liefern: Irene Adler. Der König von Böhmen bemüht sich persönlich in die Baker Street, da er die Angelegenheit für zu delikat hält, um sie durch einen Boten übermitteln zu lassen. Biederstaedt meistert das Gespräch zwischen dem exzentrischen Detektiv und dem deutschen Potentaten mit Bravour. Seine Stimme nimmt als Erbkönig von Böhmen einen kraftvollen, dominanten Ausdruck an und läßt den Herrscher vor dem Auge des Zuhörers auferstehen. Im Gegensatz zu einem Hörspiel trägt der Vorleser hier die schwere Bürde, alle Rollen selbst zu verkörpern. Biederstaedt gelingt es, durch den puren Einsatz seiner älter und weiser gewordenen Stimme die Handlung voranzutreiben.
Sein Holmes ist kühl, aber nachdenklich und läßt sich von einer Gegenspielerin beeindrucken, die "sich nicht in eine konventionelle Rolle hineindrängen lässt. Nicht er ist diesmal der alles wissende und alles steuernde Macher, er ist derjenige, der mit sich machen lassen muss, ob es ihm gefällt oder nicht. Sie verhält sich nicht wie eine typische, viktorianische Frau, denn sie hat sich alle Verhaltensweisen der Männerwelt erschlossen und wendet diese auch an." (Sherlock Holmes: Historizität von Exotik und Alltäglichkeit, Tectum Verlag, Seite 103)
Claus Biederstaedt rundet die Geschichte würdig ab; er versteht es, dem Zuhörer zu signalisieren, dass Sherlock Holmes zwar übertrumpft wurde, ihm diese Niederlage jedoch wenig ausmacht, da er eine neue Erfahrung gemacht hat, deren Faszination für den Rest seiner Tage anhalten wird. "Und wenn er von Irene Adler oder ihrer Photographie spricht, ist es immer unter dem Ehrentitel: die Frau."

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

28.12.2008 12:03
#19 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

"Sherlock Holmes spannt aus" (Die Junker von Reigate) mit Peter Pasetti und Klaus Behrendt

Der Gedanke, mit einem überarbeiteten Sherlock Holmes im Frühling aufs Land zu fahren, birgt genügend Reize, um auf dieses Hörspiel neugierig zu machen. Nach dem Pfeifen der Lokomotive finden wir uns gleich im Landhaus von Oberst Hayter ein, der von Diebstählen in der Nachbarschaft berichtet. Wir ahnen gleich, dass Holmes nicht lange passiv bleiben wird, schon gar nicht, als ein Mord im Hause der Cunninghams gemeldet wird. Holmes bedient sich in diesem Fall wieder einmal einer seiner bewährten Deduktionsmethoden. Der Zettel, den der ermordete Kutscher in seiner Faust hielt, bietet genügend Indizien, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Raubmord handelt. Den Höhepunkt der Geschichte bilden natürlich die Szenen im Hause von Vater und Sohn Cunningham. Holmes täuscht dabei einen Anfall vor: "Seine Augäpfel rollten nach oben, die Pupillen glitten unter die Lider, so dass fast nur noch Weißes sichtbar war. Und mit gepresstem Stöhnen fiel er vornüber auf die Erde."
Horst Tappert kommt dabei die Rolle der treibenden Kraft im Mordfall zu. Pasetti hat leider keine Gelegenheit, uns als Sherlock Holmes bildlich gegenüber zu treten und muss deshalb durch seine Stimme deutlich machen, dass Holmes die Mörder durch eine List überführt hat. Mehr Zeit wird deshalb für die Deduktion des Falles aufgewendet. Die Erklärungen sind logisch und man freut sich, dass Holmes sich wieder bester Gesundheit erfreut.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.12.2008 12:29
#20 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

Für mich unverständlich, warum dieser Fall nicht innerhalb der Brett-Serie verfilmt wurde. Es lag ja angeblich sogar ein Drehbuch vor.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

31.07.2011 19:40
#21 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

Im Fahrwasser der BBC-Serie mit dem Duo Cumberbatch/Freeman schwimmt der geneigte SH-Fan gerne zu vertrauten Inseln der Nostalgie, auf denen bereits vor fünfzig Jahren namhafte Darsteller wie Pasetti und Schumann siedelten und mit Logik und Esprit anspruchsvolle Kriminalfälle lösten:

"Sherlock Holmes macht ein Experiment"

Die Titel der Kriminalhörspielreihe des Bayrischen Rundfunks regen die Amateurdetektive unter den Hörern zu Deduktionen an, ist es doch manchmal schwierig, die zugrunde liegende Geschichte aus dem Canon von Arthur Conan Doyle zu enttarnen. Wenn man dann, wie ich, mit einer Gesamtausgabe der Kurzgeschichten gesegnet ist, die ebenfalls recht phantasievolle Übersetzungen der englischen Titel benutzt, so steigert dies das Vergnügen gleich doppelt.
"The Problem of Thor Bridge" aus dem "Casebook" wartet mit einem Mordplan auf, der in genialer Weise umgesetzt wurde und Holmes' Kombinationsgabe herausfordert.
Beim Lokalaugenschein auf der Brücke kann der Detektiv den Tathergang rekonstruieren und seinem Auftraggeber die Bestätigung für die Unschuld seiner Angestellten überbringen. Der kurze Fall (30 Minuten) bietet mit Wolfgang Lukschy in der Rolle des Senators Neil Gibson einen prominenten Sprecher auf, der die Eintönigkeit eines "garstigen Oktobermorgens" mit Wind und Regen unterbricht, um Holmes und Watson zu Rate zu ziehen. Ein pfeifender Zug bringt die beiden Freunde aufs Land, wo "Phantasie und Realität die Grundlage meiner Arbeit bilden", wie Sherlock Holmes bemerkt.

"Das leere Haus"

In erfrischender Weise fügt Michael Hardwick in der Bearbeitung des Stoffes der Handlung immer wieder neue Nuancen zu. So auch in diesem Fall, der die Rückkehr Sherlock Holmes' nach drei langen Jahren thematisiert. Dr. Watson, seit kurzer Zeit Witwer, trifft zufällig Mycroft Holmes (Hans Caninenberg) auf der Straße. In andeutungsvoller Weise kündigt Sherlocks älterer Bruder kommende Ereignisse mit den Worten "Erwarten Sie das Unerwartete!" an. Dies geschieht auch bald und befördert den ehemaligen Militärarzt "zum ersten und letzten Mal in meinem Leben in Ohnmacht." Schön, dass dieser denkwürdige Moment mit den beiden wichtigsten Sprechern der Reihe, Peter Pasetti und Erik Schumann, umgesetzt wurde. Der Kriminalfall Ronald Adair steht erwartungsgemäß ein wenig im Hintergrund, geht es doch in erster Linie um die Abwendung der Gefahr, die vom letzten Vertrauensmann des unseligen Prof. Moriarty ausgeht. Der Kniff mit der Wachsbüste aus Grenoble wird getreu umgesetzt und das Klirren der zerberstenden Fensterscheibe lässt erkennen, dass sich Mrs. Hudson zumindest in dieser Geschichte für ihren Mieter in Gefahr gebracht hat. Am Ende betreten die Freunde Holmes und Watson endlich die alten Räumlichkeiten in der Baker Street 221B, "glücklicherweise wieder in meinem Besitz", wie der berühmte Detektiv zufrieden feststellt.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.08.2011 12:40
#22 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

"Der kreidebleiche Soldat"

Zwei Soldaten verlieren sich in afrikanischen Kriegswirren aus den Augen. Zurück in England, begibt sich der eine auf die Suche nach seinem Freund. In dessen Elternhaus macht er eine schauerliche Entdeckung und bittet Sherlock Holmes um Hilfe.

Sherlock Holmes notiert dieses Abenteuer selbst für die Kriminalannalen. Sein Kollege John Watson hat wieder einmal geheiratet. So obliegt es dem Detektiv, seine Schlussfolgerungen offenzulegen, ohne die "geschickten Fragen und bewundernden Ausrufe" seines Freundes. Es wundert deshalb kaum, dass die tragende Rolle in diesem Hörspiel James Dodd zukommt, der seinen Kameraden Godfrey Emsworth zunächst auf eigene Faust sucht und dabei auf den Widerstand des Obersten Emsworth trifft. Alexander Kerst, der Sherlock Holmes des Saarländischen Rundfunks, bittet Peter Pasetti, den Sherlock Holmes des Bayrischen Rundfunks, um Beistand. Mit spärlichen Mitteln wird eine klassische Rätselsituation geschaffen, die sich vor allem um den Park, das verschlossene Gartenhaus und das Gebahren des loyalen Dieners (Fritz Rasp in einer gewohnten Rolle) dreht. Warum hält sich der junge Soldat verborgen? Steckt ein Verbrechen dahinter? Geisteskrankheit? Oder eine lebensbedrohliche Infektion, die völlige Isolierung erfordert? Mit seiner Gabe der Reduktion aller Punkte, die auszuschließen sind, gelingt es dem Detektiv unter Zurateziehen eines befreundeten Mediziners, den Sachverhalt zu klären und die Ungewissheit seines Klienten aus dem Weg zu räumen.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

23.03.2012 21:26
#23 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten

Ein aktueller Hinweis auf eine Dokumentation zum Thema "Sherlock Holmes und die Musik":

Sonntag, der 25. März 2012
BR-Klassik, 21.03 Uhr bis 22.05 Uhr
"Kombiniere, kombiniere...": Sherlock Holmes und die Musik des viktorianischen London

"Der größte Detektiv aller Zeiten war ein versierter Musikliebhaber. Zum Beweis dieser These stöbert Markus Vanhoefer in "Klassik-Plus" nicht nur in Arthur Conan Doyles Erzählungen. Er begibt sich auch auf eine überaus unterhaltsame musikalische Spurensuche ins spätviktorianische London und fragt, wie es dort zu Zeiten des Meisterschnüfflers war. Die Hörer begleiten Holmes, den begeisterten Instrumentalisten und Operngeher, für den die Musik auch für die Arbeit von unschätzbarer Wichtigkeit war. Wenn er wieder einmal einen unlösbaren Fall zu knacken hatte, dann brachte er seine grauen Zellen mithilfe seiner Geige in die richtige Schwingung. Ein Abend, der mit seinen musikalischen Fundstücken Krimifans und Klassikliebhaber gleichermaßen unterhält." (aus: GONG Radiozeitung, Heft 12/2012)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 14:00
#24 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Der Hund von Baskerville

Kriminalhörspiel, BRD 1966, nach dem Roman „The Hound of the Baskervilles“ (Der Hund der Baskervilles) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine 1902. Regie: Heinz-Günter Stamm. Mit: Peter Pasetti als Sherlock Holmes und Joachim Wichmann als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Martin Benrath, Kurt Meisel, Gisela Uhlen, Hanns-Ernst Jäger, Marlis Schoenau, Erik Schumann, Harry Kalenberg, Wolfgang Dörich, Frithjof Vierock. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk.

Zitat von Der Hund von Baskerville
Einer grauenhaften Familienlegende zum Trotz zieht es den jungen Erben Sir Henry Baskerville auf sein abgelegenes Schloss in die Moore von Dartmoor. Dort soll ein riesenhafter Geisterhund sein Unwesen treiben und für das Ableben seiner Vorfahren verantwortlich sein. Sherlock Holmes schickt seinen Vertrauten Dr. Watson mit dem Adligen nach Baskerville Hall und beobachtet das Geschehen aus der Ferne. Bis es zu einem tödlichen Anschlag kommt ...


Nicht lange vor der Zeit, als das deutsche Fernsehen meinte, Sherlock Holmes und Dr. Watson mittels plumper Witzeleien, in Spazierstöcken versteckter Whiskeyrationen und einer wahnsinnig(-en) unkomischen Haushälterin als „leichte Ware“ verkaufen zu müssen, entführte der Bayerische Rundfunk in seinen Hörspieladaptionen mit Peter Pasetti in der Rolle des Meisterdetektivs seine Hörer in eine stimmige, nostalgische Welt abseits solcher Ärgerlichkeiten. Der Charme der alten Doyle-Geschichten entfaltet sich in diesen Produktionen aufs Wunderbarste, weil sie einerseits der Fantasie des Holmes-Anhängers genug Spielraum lassen, um sich alle Details nach den eigenen Vorstellungen auszumalen, und ihn dabei andererseits durch präzisen Stimm- und Geräuscheinsatz fest an die Hand nehmen.

Ähnlich wie in seiner schriftlichen Entstehungsgeschichte steht auch die Hörspiel-Version des „Hunds der Baskervilles“ als Solitär zwischen der Früh- und Spätphase von Holmes’ Abenteuern. Hatte zuvor Klaus Behrendt die Rolle des Dr. Watson übernommen und wurde sie später von Erik Schumann gesprochen, so ist in dieser Erzählung der Berliner Joachim Wichmann als Freund und Chronist aus der Baker Street zu hören. Wichmann, der im Laufe seiner Karriere häufig listige Advokaten- oder Beamtenrollen spielte, überzeugt in dieser Geschichte, die sich über lange Strecken ganz wesentlich auf ihn als Hauptermittler stützt, durch die ihm eigene Sachlichkeit und Beobachtungsgabe. Fern der geistigen Einfachheit anderer Watson-Darsteller verkörpert er eine geschätzte und wertvolle Hilfe für seinen Kollegen Holmes, auch wenn dieser sich mancher Spitzen gegen seinen Kumpanen nicht erwehren kann – wunderbar süffisant von Pasetti gesprochen.

In den Briefen und den Gesprächen der Protagonisten kommt die düstere Seite des Moors ausgiebig zum Tragen, ohne dass die Schilderungen aufgesetzt oder so wirken, als würden sie extra für den Zuhörer gegeben. Gerahmt werden die Sequenzen in Dartmoor von gemütlichen Szenen in der Baker-Street-Wohnung, die als warmer und sicherer Zufluchtsort einen wichtigen Ruhepol in der Reihe und besonders in dieser von Doyles spiritistischen Interessen beeinflussten Geschichte bildet. Möchte man dem BR-„Hund von Baskerville“ etwas anlasten, so höchstens, dass das Finale mit der Verfolgung von Sir Henry und dem Hund durchs neblige Moor etwas kurz und abrupt ausfällt, wobei sich hier letztlich wohl doch einmal die Restriktionen des Mediums Hörspiel bemerkt machen, in dem sich längere stumme Sequenzen von selbst verbieten.



(Sherlock Holmes & Dr. Watson: Die größten Fälle, Der Audio-Verlag, Februar 2004, CD 1)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 15:30
#25 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Der Shoscombe-Rennstall

Kriminalhörspiel, BRD 1968, nach der Erzählung „The Adventure of Shoscombe Old Place“ (Shoscombe Old Place) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine April 1927. Regie: Heinz-Günter Stamm. Mit: Peter Pasetti als Sherlock Holmes und Erik Schumann als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Hanns-Ernst Jäger, Karl Lieffen, Alexander Malachowsky, Helmut Brasch, Lore Eberhard, Max Mairich, Marlis Schoenau. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk.

Zitat von Der Shoscombe-Rennstall
Rennstallbesitzer Sir Robert Norberton ist ein gefährlicher Zeitgenosse. Im Dorf munkelt man, man solle dem Herrn von Shoscombe Old Place nicht zu nahe kommen, weil ihm leicht die Hand ausrutscht. Und weitere Gerüchte verbreiten sich: Es geht Seltsames auf dem Gut vor – nachdem Sir Robert des Nachts in die Familiengruft schleicht, hat er vielleicht gar seine vermögende Schwester umgebracht. Doch wer sitzt dann in deren Kutsche, die täglich den Rennstall passiert?


Durch die Anordnung der Kurzgeschichten im Sammelband „Sherlock Holmes’ Buch der Fälle“ wird gern vergessen, dass „Shoscombe Old Place“ die letzte jemals veröffentlichte Sherlock-Holmes-Erzählung aus der Feder Sir Arthur Conan Doyles war. Auch an der Geschichte selbst lässt sich das nicht ausmachen, denn abseits gewohnter und erwarteter Gruselelemente findet sich nichts Düsteres oder Nachdenkliches an ihr. Die Stimmung zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson, die sich für ihre Ermittlung auf eine Landpartie begeben, ist bestens: Peter Pasetti und Erik Schumann interagieren verschmitzt und freundschaftlich, schwatzen mit dem Wirt des Dorflokals über Pferde und Fische. Im Gegensatz dazu stehen die anfänglichen Schilderungen des Cheftrainers John Mason, die vor dem inneren Auge des Zuhörers zu den Worten Karl Lieffens die authentische Atmosphäre einer schaurigen Herbstnacht mit allerlei finsteren Geheimnissen hinaufbeschwören.

Wie so häufig bei Conan Doyle stellt sich am Ende heraus, dass es gar keinen Mord gab. Das stört das Hörvergnügen nicht im Mindesten, gingen der Enthüllung doch spannende Minuten voraus. Als Höhepunkt kann die Szene an der Kutsche der Lady Beatrice ausgemacht werden. Hier spielt ein Hund eine wichtige Rolle: In mehreren Fällen, z.B. auch in „Das Zeichen der Vier“ oder „Silberstern“, gelingt es Sherlock Holmes, die in seinem berühmtesten Fall als mörderische Bestie verschriene Spezies durch ihre der menschlichen Wahrnehmung überlegene Reaktionsfähigkeit zum kriminalistischen Vorteil zu nutzen und ein Täuschungsmanöver auf einfache Weise zu enttarnen. Als er daraufhin Sir Robert Norberton zur Sprache stellt, vermisst man in Hanns-Ernst Jägers Auftreten die der Rolle zugesprochene Gefährlichkeit und Schärfe – sie ist jener Resignation gewichen, die sich einstellt, wenn ein Schurke die Überlegenheit seines Gegners anerkennen muss.



(Sherlock Holmes & Dr. Watson: Die größten Fälle, Der Audio-Verlag, Februar 2004, CD 3)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 17:00
#26 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Der Mann mit der Hasenscharte

Kriminalhörspiel, BRD 1963, nach der Erzählung „The Man with the Twisted Lip“ (Der Mann mit der entstellten Lippe) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine Dezember 1891. Regie: Heinz-Günter Stamm. Mit: Peter Pasetti als Sherlock Holmes und Klaus Behrendt als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Ursula Traun, Wolfgang Büttner, Kunibert Gensichen, Georgia van der Rohe, Gernot Duda, Klaus W. Krause, Alexander Malachowsky, Monika Faber, Hans Eichleiter, Werner Wachsmuth u.a. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk.

Zitat von Der Mann mit der Hasenscharte
Als er einen Freund aus einer Opiumhöhle im finstersten Viertel Londons herausholt, trifft Dr. Watson zufällig auf Sherlock Holmes. Dieser ist nicht etwa der zweifelhaften Genüsse wegen in dem Drogenquartier unterwegs, sondern weil er einen Fall bearbeitet, von dem angenommen werden darf, dass es sich um einen Mord handelt: das spurlose Verschwinden des Journalisten Neville St. Clair, der zuletzt hinter einem der Fenster im oberen Stock des Hauses gesehen wurde.


Sherlock-Holmes-Forscher beschäftigt seit jeher, was Sir Arthur Conan Doyle bewogen haben mag, Mrs. Watson zu Beginn dieses Falles ihren Gatten „James“ nennen zu lassen. Dabei heißt der gute Doktor doch John, wie der Autor zweifelsfrei gewusst haben dürfte. Als originalgetreue Adaption der Originalerzählung übernimmt die Fassung des Bayerischen Rundfunks dieses Kuriosum: „Du wirst noch einmal ausgehen müssen, James“, spricht Ursula Traun im einzigen Auftritt einer Watson-Gattin in der gesamten Hörspielreihe. Der häusliche Abend wird schnell zu einem waschechten Abenteuer, wobei es ungewöhnlich erscheint, wie direkt „Der Mann mit der Hasenscharte“ mit Drogenkonsum im Allgemeinen sowie mit Holmes’ Schwächen in Bezug auf Kokain im Besonderen umgeht. Ohne Umschweife konstatiert Peter Pasetti in heiterem Ton: „Du nimmst jetzt wohl an, mein lieber Watson, dass zu den Kokaineinspritzungen und all den anderen kleinen Schwächen, über die du mir liebenswürdigerweise deinen ärztlichen Rat nicht vorenthalten hast, nun auch noch das Opiumrauchen gekommen ist.“.

Nachdem „Der Mann mit der Hasenscharte“ das erste Hörspiel war, das ich seinerzeit aus der Reihe kennenlernte (damals noch über eine Einzelveröffentlichung vom Maritim-Verlag), verbindet mich damit ein besonders nostalgisches Gefühl. Allein die Kutschfahrt, die Holmes und Watson aus dem Londoner Zentrum hinaus zum Landsitz „Zu den Zedern“ unternehmen, strotzt vor Atmosphäre und wickelt nebenher den gesamten Fall in einer knackigen Retrospektive auf. Hierbei zeigt sich der generelle Vorteil der Serie, der darin besteht, dass auf überflüssigen Füllstoff verzichtet und nur das vertont wurde, was unmittelbar handlungsrelevant ist. Dementsprechend läuft die Inszenierung nicht länger als 33 Minuten.

Neben Kunibert Gensichen, der eine hervorragende, etwas amüsante Darstellung als opiumvernebelter Isa Whitney abliefert, stechen Wolfgang Büttners verdatterte Momente als Untermieter und Hauptverdächtiger Mr. Boone hervor. Klaus Behrendts Einfall, hörbar den Mund zu verziehen, wenn gerade von der Hasenscharte berichtet wird, lockert das Geschehen auf, auch wenn er – wie letztlich die gesamte Story – sicher nicht mehr den heutigen Ansprüchen von Political Correctness gerecht wird.



(Meisterhafte Fälle von Sherlock Holmes & Dr. Watson, Der Audio-Verlag, Januar 2008, CD 2)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 19:00
#27 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Der illustre Klient

Kriminalhörspiel, BRD 1965, nach der Erzählung „The Adventure of the Illustrious Client“ (Der illustre Klient) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine Februar / März 1925. Regie: Heinz-Günter Stamm. Mit: Peter Pasetti als Sherlock Holmes und Klaus Behrendt als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Hans Caninenberg, Kurt Meisel, Erwin Faber, Gernot Duda, Eva Pflug, Alexander Malachowsky. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk.

Zitat von Der illustre Klient
Im Auftrag eines ungenannten Freundes wendet sich Sir James Damery an Sherlock Holmes: Die Freundin eines Bekannten ist fest entschlossen, den Baron Gruner zu heiraten, der ihr gegenüber als falsch verstandener Romantiker auftritt, in Wahrheit aber ein gerissener Betrüger ist. Seine erste Frau hat er bereits auf dem Gewissen. Doch alles gute Zureden hilft nichts – das Mädchen ist keines Besseren zu belehren. Erst als Sherlock Holmes seinen eigenen Tod vortäuscht und daraufhin im Geheimen operieren kann, gelingt es ihm, Gruner auszutricksen. Mit fatalen Folgen ...


Damit, aus der Stimme des Sir James Damery den alten Ringelmann-Haudegen Hans Caninenberg herauszuhören, tue ich mich etwas schwer. Doch schon aufgrund der Assoziationen mit alten, ehrbaren Familien sowie dem in seinen Reinecker-Auftritten stets betonten Glauben an eine feste Moralität passt Caninenberg bestens zu der Rolle des Anstandswahrers und verschwiegenen Auftraggebers mit Adelsprädikat. Ebenso typgerecht wurde Kurt Meisel besetzt, der hier mit öligem Schmeichel und dort mit scharfer Drohgebärde den „gefährlichsten Mann Europas“ glaubhaft zum Leben erweckt. Ein wenig plump fällt lediglich seine „Warnung“, was Sherlock Holmes bei weiterem Verfolgen des Falles blühen möge, aus.

Was mich an „Der illustre Klient“ stets ein wenig stört, ist der Umstand, dass so vieles offen bleibt. Damit ist nicht einmal die Identität des offenbar hochadeligen Titelgebers gemeint, sondern vielmehr verschiedene Aspekte im Fall Gruner: Wer sind seine Helfershelfer? Welches nicht preisgegebene Hintergrundwissen über den Baron besitzt Kitty Winter? Oder: Wie ging der Mord an der ersten Frau des Barons vor sich? Über verschiedentliche Lücken trösten die von Doyle geschickt eingestreuten Überraschungsmomente hinweg. Dass man den Anschlag auf Holmes nicht selbst mitverfolgen darf, wird durch die plötzliche schockierende Nachricht seiner Verwundung mehr als aufgewogen und der Anschlag Kittys auf Gruner zählt ohnehin zu den dramatischsten Momenten der Reihe. Er stellt einmal mehr in aller Deutlichkeit unter Beweis, dass es auch für sich überlegen fühlende Männer ein gefährliches Unterfangen ist, das vermeintlich schwächere Geschlecht zu übervorteilen. Der „Sieg“ im Sinne Weiblichkeit fühlt sich auch deshalb so überzeugend an, weil man die naive Zweitfrau in spe nie zu Gehör bekommt.



(Sherlock Holmes & Dr. Watson: Die besten Fälle, Der Audio-Verlag, September 2006, CD 4)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 21:15
#28 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Das Geheimabkommen

Kriminalhörspiel, BRD 1965, nach der Erzählung „The Adventure of the Naval Treaty“ (Der Flottenvertrag) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine Oktober / November 1893. Regie: Wilm Ten Haaf. Mit: Alexander Kerst als Sherlock Holmes und Heinz Leo Fischer als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Erik Schumann, Horst Tappert, Alexander Malachowsky, Leo Bardischewski, Erwin Faber, Corinna Rahls, Toni Treutler, Fritz Wilm Wallenborn, Claudia Bethge, Erik Helmert. Eine Produktion des Saarländischen Rundfunk.

Zitat von Das Geheimabkommen
Percy Phelps ist verzweifelt: Als Vertrauensbeweis hatte ihn sein Onkel Lord Holdhurst beauftragt, eine Kopie eines wichtigen Flottenvertrags anzufertigen, der unter strengster Geheimhaltung steht. In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit kommt es, wie es kommen musste: Das Dokument wird geraubt und lässt sich nicht wieder auffinden. Da benötigt man schon einen Detektiv vom Format eines Sherlock Holmes, damit England keine schweren politischen Konsequenzen zu befürchten braucht ...


Wie typisch viktorianisch ist allein schon der Gedanke, dass jemand wegen versehentlicher Verletzung des in ihn gesetzten Vertrauens erkrankt. So ehrerfüllt und geknickt ist jedenfalls der sensible Percy Phelps, der im Vergleich zu seinem einflussreichen Onkel ein erstaunlich menschliches Bild eines Außenbeamten zeichnet. Erik Schumann ist in dieser Rolle entsprechend gut aufgehoben und erinnert nicht einmal übermäßig an seine späteren Watson-Auftritte, weil er hier doch deutlich verletzlicher und sorgenvoller auftritt.

Alexander Kersts Herangehensweise an den großen Sherlock Holmes ist trockener und weniger ironisch als die von Peter Pasetti, sodass man das Gefühl erhält, dass Kerst sich ein wenig vor der berühmten Rolle fürchtete, in ihr jedenfalls nicht so locker-leicht aufging wie der selbstbewusste und katzenartige Pasetti. Im Vergleich zum missglückten Heinz Leo Fischer als Watson kann Kersts Leistung allerdings als befriedigend bezeichnet werden. Er verfügt über die nötige Autorität, Gespräche zu lenken und Details zu beobachten, die anderen, oberflächlicheren Figuren entgehen.

Die Fantasie wird vor allem durch die Schilderung des anfänglichen Raubs in der ausführlichen Rückblende angeregt. Die Hörspielfassung kann sich rühmen, gerade diesen schwierigen Teil sehr zufriedenstellend umgesetzt zu haben. Der Buchausgabe liegt ein Orientierungsplan zur optischen Beihilfe bei, den die SR-Adaption problemlos durch stimmige Beschreibungen zu ersetzen weiß. Im Gegensatz dazu wirkt das Ende etwas überdehnt, weil es viele Erläuterungen erfordert, die erst gegeben werden, nachdem der eigentliche Clou bereits enthüllt worden ist.



(Neue Fälle von Sherlock Holmes & Dr. Watson, Der Audio-Verlag, August 2005, CD 1)

Gubanov ( gelöscht )
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09.10.2014 22:45
#29 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Der Mazarin-Stein

Kriminalhörspiel, BRD 1966, nach der Erzählung „The Adventure of the Mazarine Stone“ (Der Mazarin-Stein) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine Oktober 1921. Regie: Wilm Ten Haaf. Mit: Alexander Kerst als Sherlock Holmes und Heinz Leo Fischer als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Erwin Faber, Leo Bardischewski, Rudolf Neumann, Paul Bös. Eine Produktion des Saarländischen Rundfunk.

Zitat von Der Mazarin-Stein
Als er Sherlock Holmes zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in der Baker Street besucht, schlittert Dr. Watson geradewegs in einen Fall raffinierter Täuschung hinein. Holmes ist dem Juwelendieb Graf Sylvius auf der Schliche, der den unglaublich wertvollen Mazarin-Diamanten geraubt hat. Die Beweise, um den Grafen der Polizei auszuliefern, sind bereits wasserdicht, doch er muss einen besonderen Trick anwenden, um an den Stein zu gelangen. Dabei spielen seine Geige und eine Wachsfigur nicht unwesentliche Rollen ...


So weit wie einige Fans zu gehen, die den „Mazarin-Stein“ als schlechteste Geschichte des ganzen Sherlock-Holmes-Kanons bezeichnen, möchte ich vermeiden. Die Handlung verläuft zwar in recht simplen und erwartbaren Bahnen und ist auch nicht gerade üppig ausgestattet, doch es handelt sich immerhin um ein atmosphärisches Kammerspiel, das verschiedene holmes-typische Markenzeichen einbaut und gut ausnutzt – man denke an das markante Profil der Wachspuppe, das Geigenspiel und nicht zuletzt das offene Duell der Worte mit dem Gegner, einem veritablen Gentleman-Verbrecher.

Dennoch merkt man dem Hörspiel an, dass es auf einer in vielen Belangen ungewöhnlichen Quelle basiert, welche das Hörgefühl zusätzlich zu den nicht ganz so vertrauten SR-Stimmen in „spezielle“ Bahnen lenkt: Mrs. Hudson wurde durch den jugendlichen Butler Billy ersetzt, dessen Besetzung mit Erwin Faber – zum Drehzeitpunkt 75 Jahre alt – hier hoffnungslos missglückt. Außerdem wird die Originalgeschichte nicht von Watson, sondern in der dritten Person geschildert, was dazu führt, dass der Doktor fast gar nicht an der Handlung teilnimmt. In seiner Verkörperung durch Heinz Leo Fischer ist das zu verkraften, denn dessen Betonung, es sei ihm ein Vergnügen, sich endlich wieder in der Behka Strieht (nur echt mit gerolltem R) zu befinden, klingt ohnehin noch ungewollt lang nach.

Die Einleitung mit den Glockenschlägen, der Verzicht auf jeglichen Szenenwechsel, das angeregte Gespräch Holmes’ mit Sylvius und der Einsatz der Geigenmusik verbreiten eine wohlige Stimmung, von der das Hörspiel nur profitiert. Kerst und Leo Bardischewski tragen es somit fast im Alleingang und lassen die Zeit nie lang werden.



(Neue Fälle von Sherlock Holmes & Dr. Watson, Der Audio-Verlag, August 2005, CD 1)

Gubanov ( gelöscht )
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10.10.2014 11:05
#30 RE: Sherlock-Holmes-Hörspiele mit Peter Pasetti und Alexander Kerst Zitat · Antworten



Sherlock Holmes macht ein Experiment

Kriminalhörspiel, BRD 1963, nach der Erzählung „The Problem of Thor Bridge“ (Die Thor-Brücke) von Sir Arthur Conan Doyle, The Strand Magazine Februar / März 1922. Regie: Heinz-Günter Stamm. Mit: Peter Pasetti als Sherlock Holmes und Klaus Behrendt als Dr. Watson. In weiteren Rollen: Margrit Ensinger, Wolfgang Lukschy, Heini Göbel, Claudia Bethge. Eine Produktion des Bayerischen Rundfunk.

Zitat von Sherlock Holmes macht ein Experiment
Mit Inbrunst verteidigt Senator Neil Gibson das Hausmädchen Grace Dunbar, das des Mordes an seiner Frau angeklagt ist. Sie könne nicht die Schuldige sein, versichert Gibson Sherlock Holmes und schickt diesen auf eine Reise an den Tatort des Verbrechens, die Thor-Brücke. Dort zieht ein abgebrochener Splitter des Geländers die Aufmerksamkeit des Detektivs auf sich. Auch der Umstand, dass alle Hinweise etwas zu eindeutig in Richtung von Miss Dunbar weisen, wirkt höchst verdächtig!


Nachdem „Der Mazarin-Stein“ den Unmut vieler Leser auf sich zog, kehrte Sir Arthur Conan Doyle mit „Die Thor-Brücke“ wieder zum klassischen Strickmuster einer Sherlock-Holmes-Erzählung mit allem Drum und Dran zurück: Die Story beginnt bei einer Unterhaltung in der Baker Street und weitet sich dann zu einer jener üblichen Reisen aufs Land aus, wie man sie seit den frühesten Geschichten kennt (vgl. „Das Rätsel von Boscombe Valley“, „Das gesprenkelte Band“, „Die Blutbuchen“ etc.). Sofort zu Beginn hinterlässt Wolfgang Lukschy als aufdringlicher Amerikaner einen bleibenden Eindruck. Seine Persistenz und der Versuch, den Detektiv mit monetären Verlockungen auf die Fährte zu setzen, sind mit denen Samuel Ratchetts im Hercule-Poirot-Roman „Mord im Orientexpress“ vergleichbar, wobei beide Detektive gleich aufrichtig reagieren und die Güte des Falles über finanzielle Aspekte stellen. Die Integrität des viktorianischen Zeitalters zeigt sich allerdings darin, dass Holmes die Fakten genau abwegt, anstatt rundheraus abzulehnen, und sich schließlich sogar für Senator Gibsons Belange engagiert.

Klaus Behrendt gestaltet seinen Dr. Watson wie viele seiner anderen Rollen mit einer sehr empfindsamen Natur, was in „Sherlock Holmes macht ein Experiment“ besonders deutlich zum Tragen kommt: Während des titelgebenden Versuchs auf der Brücke sorgt er sich zunächst um seinen Freund Holmes und dann um seinen Revolver, wobei man jedes Mal schon fast einen Anflug von Verzweiflung in der Stimme mitschwingen hört. Dennoch verfügen alle Sprecher der alten Schule über die Fähigkeit, den Stoff zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig und ungekünstelt aufleben zu lassen, womit sie ihren modernen Hörspiel-Gegenparts, die häufig zu unnatürlichen Übertreibungen neigen, ein großes Stück voraus sind.



(Meisterhafte Fälle von Sherlock Holmes & Dr. Watson, Der Audio-Verlag, Januar 2008, CD 2)

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