Das Geheimnis der blutigen Lilie (Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer?)
Cast: Edwige Fenech, George Hilton, Paola Quattrini, Giampiero Albertini, Franco Agostini, Oreste Lionello, Ben Carra, Carla Brait, Gianni Pulone, Carla Mancini, Georges Rigaud, Annabella Incontrera u.a.
Hier als nächstes ein Kommentar zu "Das Geheimnis der blutigen Lilie" oder "Der Satan mit dem Skalpell" oder "What Are Those Strange Drops of Blood Doing On Jennifer's Body?" oder doch lieber "Drops of Blood", wie ihn die Neuauflage der X-Rated-DVD nennt ...
Bei diesem Film handelt es sich um einen ganz klassischen Giallo, der sich bei seinen großen Vorbildern bedient, kein Klischee auslässt und trotzdem (oder gerade deswegen) bestens unterhält. Während Storyelemente und Schauspieler aus dem "Killer von Wien" übernommen - und deutlich vereinfacht - wurden, scheint der Killer selbst aus "Blutige Seide" ausgebrochen zu sein; mit der Ausnahme dass er Handschuhe in Ocker trägt. Dazu kommen noch ein etwas skuriler Humor (besonders von Seiten der Polizei) und ein paar Slasher-Anleihen und fertig ist die Story.
In der Umgebung eines teuren Apartmenthauses werden junge Frauen ermordet. Das gerade dort eingezogene Model Jennifer wird von ihrer Sektenvergangenheit eingeholt. Alle Hausbewohner verhalten sich verdächtig, auch der junge Architekt, der den Models die Wohnung vermietet hat und kein Blut sehen kann. Die Morde sind kreativ, aber nicht besonders brutal - am gelungensten ist wohl die Ermordung auf offener Straße und die anschließenden Zeugenaussagen sowie das fiese Ertränken von Mizar.
Die Kamera wäre gern so experimentell wie in "Die Farben der Nacht", erreicht allerdings nie die Qualität - manches wirkt planlos. Die Schauspieler liefern alle eine gute Leistung ab, werden aber durch die deutsche Synchro nicht wirklich unterstützt (X-Rated-Direktsynchro für die DVD-Veröffentlichung - nicht so steril wie in "My Dear Killer", aber nicht immer passend). Der Score ist okay - nichts Außergewöhnliches, aber passend.
Und wir als Wallace-Fans kommen natürlich recht früh auf die Lösung - haben wir ja schließlich alle schon mal gesehen ...
Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer? wörtlich: Warum diese seltsamen Bluttropfen auf Jennifers Körper? Deutscher Titel: Das Geheimnis der blutigen Lilie Italien 1971
In einem römischen Wohnhaus geht ein gefährlicher Killer um, der dort schon mehrere Frauen ermordet hat. Auch das Modell Jennifer ist in Gefahr und macht Bekanntschaft mit dem mysteriösen Mörder. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und hat viele Verdächtige ...
Ein Giallo wie er im Buche steht. Nicht so kreativ wie Aldo Lado oder Massimo Dallamano, aber Regisseur Giuliano Carnimeo bedient das Genre recht gut, indem er alle klassischen Stilelemente abarbeitet (maskierter Killer, Handschuhe, Nacktheit, die üblichen Klischees, der Protagonist und nicht die Polizei überführt den Täter etc.). Was mir besonders gut gefallen hat, ist der tolle Soundtrack von Bruno Nicolai (vor allem das Titelthema). Der ital. Titel bezieht sich auf ein vom Inspektor genanntes Gedicht, der deutsche Titel ist dem Geschehen angemessen und regt Konnotationen zu Wallace an. Allerdings kann ich nichts zur Synchronisation sagen, da mir die ital. DVD vorliegt, die in der Farbgebung allerdings etwas blass ist. Als Kameramann wurde Stelvio Massi verpflichtet, ein durchaus begabter Mann, der später noch als Regisseur für Artur Brauner den (allerdings durchschnittlichen) Actionkrimi Der Mann, der Venedig hieß mit Jutta Speidel, Artur Brauss und Reinhard Koldehoff drehte. Besonders gut hat mir die Charakterisierung der beiden Ermittler gefallen (der Briefmarkentick des Kommissars und das ständige Essen des Assistenten), der Humor kommt an. Heute politisch völlig unkorrekt wird von ihnen allerdings das dunkelhäutige Modell ständig als "la negra" (die Negerin) bezeichnet.
Der Mord auf dem römischen Corso Italia, der belebtesten Einkaufsstraße der ital. Hauptstadt ist etwas übertrieben, andererseits ist eine Tat in einer Menschenmenge, der nichts auffällt, nicht unwahrscheinlich.
Die Auflösung hat mich dann nicht besonders überrascht, ich habe schon nach 10 Minuten auf den richtigen Täter getippt. Naja, macht nichts, George Hilton spielt wie üblich sehr gut und Edwige Fenech ist eine Augenweide. Welche Parallelen der Film zum Indischen Tuch haben soll, weiß ich allerdings nicht, Janek! Allerdings ist mir die seltsame Telefonszene am Beginn und am Ende auch nicht ganz verständlich.
Ein Giallo, der unterhält!
Regie: Giuliano Carnimeo (als Anthony Ascott), Buch und Idee: Ernesto Gastaldi, Kamera: Stelvio Massi, Musik: Bruno Nicolai, Produzent: Luciano Martino, Mit: Edwige Fenech, George Hilton, Paola Quattrini, Annabella Incontrera, Fiampiero Albertini, Gerorge Rigaud, Franco Agostini, Ben Carrà, Carla Brait und anderen
"Das Geheimnis der blutigen Lilie" ist ein sehr gut gelungener Giallo, aber nicht sehr brutal. Gute Story und eine nette Atmosphäre. Allerdings hatte ich den Mörder schon sehr schnell rausgefunden. Trotzdem ist das Verhalten des Mörders nicht allzu typisch für Gialli-Mörder. Das könnte an seinem Alter liegen. Ich gebe unterm Strich aber 4,5 von 5 Punkten.
Die besten Gialli kommen ohne viele Morde aus, so z.B. "Der Killer von Wien" oder Argentos Tier-Trilogie. Auch in der "grünen Stecknadel" wird nicht pausenlos gemordet. Der "New York Ripper" ist das beste Beispiel dafür, dass extreme Gewalt noch lange keinen guten Film ausmacht.
Andererseits gibt es allerdings auch wirklich gute Gialli, die einen hohen Gewaltpegel haben, so z.B. "Tenebrae", "Bay of Blood" oder "Sleepless" (bei dem stehe ich wohl ziemlich allein mit meiner Meinung). Das Wichtigste ist für mich eine spannende Inszenierung mit vielen Überraschungen. Wenn das stimmt, kann der Film auch ruhig etwas ruppiger sein. Aber wenn das nicht gegeben ist, kann auch übermäßige Gewalt nichts mehr retten.
Ich mag auch den "New York Ripper", obwohl er sehr gewaltvoll ist und stark auf diese Szenen setzt. Auch die Erotik ist stark vertreten, trotzdessen ist er handwerklich sehr gut gemacht und hat eine klasse Musik.
„Das Geheimnis der blutigen Lilie“ belegt mit 60,00 von 70 Punkten Platz 14 von 35 im Giallo-Grandprix 2013. Der Film wurde also mit durchschnittlich 4,29 Punkten pro Person bewertet. Unter zwölf Teilnehmern erhielt er drei Top-Ten-Nominierungen.
Anzahl der abgegebenen Bewertungen: 6 mit 60,67 Punkten auf Platz 14 in der Kategorie Stil (Inszenierung und Bild) mit 54,83 Punkten auf Platz 17 in der Kategorie Schock und Provokation mit 58,33 Punkten auf Platz 09 in der Kategorie Plot und Spannung mit 60,67 Punkten auf Platz 06 in der Kategorie Darsteller mit 60,67 Punkten auf Platz 11 in der Kategorie Musik mit 66,50 Punkten auf Platz 04 in der Kategorie Giallo-Faktor mit 58,33 Punkten auf Platz 11 in der Kategorie Freie Wertung
In einem Mehrfamilienhaus geht ein maskierter Killer um. Auch Model Jennifer (Fenech) gerät in Gefahr ...
„Das Geheimnis der blutigen Lilie“ präsentiert das Erfolgsduo aus „Der Killer von Wien“, Edwige Fenech und George Hilton. Auch inhaltlich gibt es Parallelen, so wird in Rückblenden das Sexleben Fenechs breitgetreten, dieses Mal befand sie sich zeitweise in einer ominösen Sekte und wird von dessen Anführer verfolgt, der fest überzeugt ist, sie sei immer noch sein, was natürlich ebenfalls eine Parallele zum Wiener Killer ist, die Figur Ivan Rassimovs lässt grüßen. Dass Fenech und Hilton früher oder später im Bett landen, ist ebenso klar. Schließlich darf eine überdrehte, lebensfrohe Freundin an Feneches Seite nicht fehlen.
Dennoch gibt es einige Aspekte, die den Film als „überdurchschnittlich“ erscheinen lassen. Der Film ist sehr ausgewogen. Nicht zu viele Morde, die wiederum mit dem nötigen Abstand konzipiert wurden, so dass der Zuschauer sich zwischendrin ein wenig erholen kann. Die Mordszenen sind sehr spannend und teilweise auch recht kreativ umgesetzt. So etwa bei der Tänzerin, bei der der Täter in ihrer dunklen Wohnung das Band abspielt, welches sie immer in ihrer Show verwendet. Der Mord auf offener Straße kommt aus dem Nichts. Der Killer ist sehr stylish gekleidet, fast schon wie aus einem Comic. Auffallend sind zudem die gelungenen Ermittlerfiguren, die sich wunderbar ergänzen und für die ein oder andere humoristische Auflockerung sorgen. Die politische Unkorrektheit, die Georg angesprochen hat, ist mir allerdings ebenfalls negativ aufgefallen. Die Auflösung ist inhaltlich nur leidlich überzeugend, ein wirklich nachvollziehbares Tätermotiv wird nicht präsentiert, insoweit hat man ganz auf die Karte „Überraschung“ gesetzt.
Im Übrigen bietet der Film eine gelungene 1970er-Jahre Atmosphäre und hat mit Hilton zudem ein echtes „Giallo-Pfund“ parat. Ihm gelingt es einmal mehr, den Zuschauer über die gesamte Laufzeit im Unklaren zu lassen, ob er nun der Täter ist oder nicht. Dies wird freilich durch seine einschlägige „Vorbelastung“ im Genre noch unterstützt. Fenech muss man attestieren, dass sie ihre Sache – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – gut macht. Die Musik Bruno Nicolais ist einmal mehr sehr einprägsam und trägt zur gelungenen Atmosphäre bei.
ACHTUNG SPOILER
Auch hier hat man sich des „Musik vom Band-Tricks“ bedient, welcher den Zuschauer im Unterbewusstsein den Betreffenden als Täter abschreiben lässt. Wallace-Fans ist dieser Kniff freilich aus „Das indische Tuch“ bekannt, im Giallo-Bereich ging man ein Jahr später in „Die Nacht der rollenden Köpfe“ wieder so vor. Ich muss mich also korrigieren, der Regisseur von „Die Nacht der rollenden Köpfe“ hat möglicherweise schlicht den vorliegenden Streifen gesehen.
Noch etwas. Das Telefonat am Ende. Wer ist am anderen Ende der Leitung und was soll das bedeuten? Am Anfang hat das erste Opfer ja auch ein Telefonat in der Telefonzelle geführt und wurde hoch ins Gebäude gelotst, wo es dann ermordet wurde...
SPOILER ENDE
Atmosphärischer, leicht verdaulicher Giallo mit den Genre-Stars Fenech und Hilton, der sich nicht allzu ernst nimmt und u.a. aufgrund dessen sehr gut unterhält. 4,5/5 Punkten.