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Dieses Thema hat 52 Antworten
und wurde 5.787 mal aufgerufen
Umfrage: Wer ist für dich der größte deutsche Schauspieler?
Bisher wurden 44 Stimmen zur Umfrage "Wer ist für dich der größte deutsche Schauspieler?" abgegeben.
 AntwortenAbgegebene StimmenGrafische Auswertung
1. Heinz Rühmann 16
36,4%
2. Klaus Kinski 9
20,5%
3. Hans Albers 2
4,5%
4. Mario Adorf 1
2,3%
5. ein anderer 16
36,4%
 
35 Mitglieder haben an der Abstimmung teilgenommen.
 Film- und Fernsehklassiker national
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2008 22:25
Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Für viele Filmfans, einschließlich meiner Wenigkeit, ist Heinz Rühmann eindeutig als größter deutscher Schauspieler zu bezeichnen. Seine verschmitzte Leichtigkeit und freundliche Hintergründigkeit erfreut und bewegt den Zuschauer ein ums andere Mal und beweist, dass ein großer Mime weder ein Adonis noch ein Wahnsinniger sein muss. Seine Filmauftritte sind stets gelungen und als ganz hervorragend zu bezeichnen - auch ein Resultat seines, besonders in der zweiten Phase seines Schaffens nach dem Zweiten Weltkrieg, ausgewählten Filmspektrums, das bis auf wenige Ausnahmen nur aus Werken besteht, die sich zwischen Anspruch und Unterhaltung in idealem Maße die Waage halten.

Dieser Thread soll zweierlei Nutzen erfüllen. Zunächst die Frage des Votings: Ist Heinz Rühmann auch für euch der größte deutsche Schauspieler? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Meinungen und Gegenmeinungen zu seiner Person können helfen, diesen in unserem Forum bisher vernachlässigten Akteur besser kennenzulernen.

Darüber hinaus soll hier die Möglichkeit geboten werden, zentral und gesammelt Filmbesprechungen zu allen seinen Werken zu veröffentlichen. Einige versprengte Meinungen sind ja bereits im Forum zu finden, aber sie verlieren sich in der Masse der Threads, was, wenn es um einen Darsteller vom Formate Rühmanns geht, nicht ausreichend ist.

In diesem Sinne: Auf zahlreiche Diskussionen rund um Heinz Rühmann und sein Filmschaffen von den 1920er bis in die 1990er Jahre!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.09.2008 22:39
#2 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten



Der Pauker

Deutschland 1958. Regie: Axel von Ambesser. Drehbuch: Curth Flatow, Eckart Hachfeld. Mit: Heinz Rühmann, Wera Frydtberg, Gert Fröbe, Peter Kraus, Ernst Reinhold, Michael Verhoeven, Bruni Löbel, Ernst-Fritz Fürbringer, Hans Leibelt u.a.

"Der Pauker" ist keine Schülerkomödie der herkömmlichen Art. Neben der Tatsache, dass hier nicht die Lümmels, sondern ihr Lehrer, Dr. Hermann Seidel - ein verknöcherter, selbstverliebter Mann mit konventionellen Lehrmethoden -, im Mittelpunkt steht, fällt auch auf, dass der Humor hier nicht das bestimmende Element ist. Vielmehr geht es um die Person des Pädagogen, seine Wandlung und die Gedanken, die er sich macht. Von der Provinzschule an ein problemlastiges Großstadtgymnasium versetzt, wird er von einer Horde Rowdys in seiner hart erarbeiteten Autorität untergraben. Nur mit der Hilfe einiger Verbündeter - der Schwester eines Schülers, einem Boxer und einer Kollegin - schafft er, die Schüler "zurechtzubiegen", ohne dabei auf seinen althergebrachten Ansichten zu beharren.

Der Film ist ein kleines Kabinettstückchen der späten 1950er Jahre. Er ist natürlich völlig auf Rühmann ausgelegt, der als Hauptfigur jeden anderen verblassen lässt. Nichtsdestotrotz sind auch ansprechende Auftritte der übrigen Darsteller zu verzeichnen, denn diese Kurt-Ulrich-Produktion ist namhaft besetzt. Einige der damaligen Ansichten wirken freilich inzwischen antiquiert, ebenso wie Teile der Aktionen der "aufständischen Jugend", doch die Essenz des Inhalts dürfte nach wie vor gültig sein.

Wer Klamauk erwartet, der wird ins kalte Wasser fallen, aber wer sich auf das Experiment "Der Pauker" einlässt, erlebt die unterhaltsame und zugleich lehrreiche Studie eines Pädagogen.

Tom Offline



Beiträge: 739

06.09.2008 23:01
#3 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Ohne Frage ist Heinz Rühmann auch für mich DER deutsche Schauspieler. Sicher hatten wir auch noch einen Gerd Fröbe, einen Maximilian Shell oder einen Armin Müller Stahl. Aber wenn überhaupt würde noch Gerd Fröbe einen Vergleich mit Heinz Rühmann standhalten.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

07.09.2008 08:52
#4 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Für mich ist Heinz Rühmann insofern der "größte" deutsche Schauspieler weil er nicht nur kontinuierlich über fünf Jahrzehnte gearbeitet hat und seine filnmische Palette weitreichend ist, sondern er konnte sich in die von ihm gespielten Personen auch hineindenken. Andereseits ist er aber auch ein Darsteller dem man, ebenso wie Joachim Fuchsberger, keine negativen Rollen abkaufte. Schließlich spielte er auch "nur" Hauptrollen, was ja weder bei den genannten Gert Fröbe, Klaus Kinski und Mario Adorf nicht der Fall war. Zudem kaufte man diesen Dreien auch ihre negativen Parts ab. Und was Hans Albers betrifft, so ist er schon zu lange tot (24.07.1960) - ihm fehlen halt die Filme ab dieser Zeit. Was mein persönlicher Geschmack betrifft bevorzuge ich im direkten Vergleich Heinz Rühmann/ Hans Albers in der Zeit bis 1945 immer Hans Albers.

Joachim.

elvis Offline




Beiträge: 248

07.09.2008 09:31
#5 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten
Heinz Rühmann konnte den beiden größten Mimen des Deutschen Films Heinrich George und Emil Jannings aber auch nicht annähernd das Wasser reichen. Leider fehlen den Meisten unter euch Vergleichsmöglichkeiten, da die Filme dieser beiden größten deutschen Schauspieler nur schwer zu bekommen sind, aber wer sich mit dem Filmschaffen seit 1900 auseinandersetzt wird zweifelsfrei feststellen, dass sogg. Jahrhundertschauspieler wie Heinrich George, Emil Jannings und natürlich auch Hans Moser absolut größer einzustufen sind als Heinz Rühmann, der erst in seinen Nachkriegsfilmen ein gewisses Profil bekam, in den meisten seiner frühen Filme sehr lächerlich agierte.

Elvis
Jan Offline




Beiträge: 1.753

07.09.2008 10:01
#6 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Es ist zwar groß in Mode, Ranglisten zu erstellen und durch Kerner, Pilawa, Geissen und andere Pflaumen daraus den größten aller Zeiten suchen zu lassen. Jedoch kann man m.E. den größten deutschen Schauspieler nicht küren. Weder Rühmann noch Albers, weder George noch Jannings. Das ist ebenso aussichtslos, wie unter allen aktuell angebotenen Automodellen das beste herauszusuchen. Es liefe hierbei auf den silbernen Golf hinaus, weil eben dieser der breiten Masse am gefälligsten wirkt. Ähnlich verhält es sich mit Rühmann. Jeder kennt ihn, jeder kennt DIE FEUERZANGENBOWLE, jeder kann mitreden.

Das soll Rühmann nicht schmälern. Er hat ohne Zweifel seinen Platz in der Filmgeschichte.

Gruß
Jan

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

07.09.2008 11:02
#7 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Meiner Meinung nach war Heinz Rühmann sicherlich einer der bekanntesten großen deutschen Schauspieler, aber für mich nicht der Größte. Da beziehe ich mich auf andere Schauspieler, ohne jetzt Namen zu nennen. Dasselbe trifft für mich auch auf z.B. Hans Albers zu. Ich kenne viele Leute, die dem deutschen Film von früher nur mit Heinz Rühmann und Hans Albers in Verbindung bringen, was ich sehr schade finde. Grund natürlich dafür ist, dass Rühmann und Albers auch sehr bekannt waren und noch sind. Aber es gab eben auch noch ganz andere Schauspieler.

Ich persönlich konnte für mich andere Schauspieler in unterschiedlichen Rollen entdecken, die somit für mich einen höheren Rang als z.B. Heinz Rühmann besitzen. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Geschmäcker halt unterschiedlich sind. Und das ist auch gut so. Die für mich eindrucksvollsten Rühmann-Filme, wo er seine Qualitäten als Charakterschauspieler bestens unter Beweis stellte, sind für mich:

Der eiserne Gustav: http://www.kinoplakate.de/zeigebild.php?...erne_Gustav.jpg

Es geschah am hellichten Tag: http://www.filmposter-archiv.de/html/filmplakat.php?id=4286

Ein Mann geht durch die Wand: http://www.filmposter-archiv.de/html/filmplakat.php?id=4360

Mein Schulfreund: http://www.filmposter-archiv.de/html/filmplakat.php?id=8710

Max, der Taschendieb: http://www.posterdb.de/posterPopup.php?m...&posterID=32968

Wie gesagt, für mich nicht der Größte unter den deutschen Schauspielern, aber einer, der sehr viel für den deutschen Film geleistet hat.

Gruß
Mike

P.S. Dem Regisseur von "Es geschah am hellichten Tag" und "Ein Mann geht durch die Wand", Ladislao Vajda, ist z.B. auch der wundervolle Klassiker "Der Hund, der Herr Bozzi hieß" zu verdanken.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

08.09.2008 07:46
#8 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #2
Der Pauker

Deutschland 1958. Regie: Axel von Ambesser. Drehbuch: Curth Flatow, Eckart Hachfeld. Mit: Heinz Rühmann, Wera Frydtberg, Gert Fröbe, Peter Kraus, Ernst Reinhold, Michael Verhoeven, Bruni Löbel, Ernst-Fritz Fürbringer, Hans Leibelt u.a.

Wer Klamauk erwartet, der wird ins kalte Wasser fallen, aber wer sich auf das Experiment "Der Pauker" einlässt, erlebt die unterhaltsame und zugleich lehrreiche Studie eines Pädagogen.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auf einen sicherlich Euch unbekannten Pauker-Film aus dem Jahre 1993, m.E. einen echten Geheimtipp, aufmerksam machen. Dieser Film wurde sehr einfühlsam von Rolf Silber dirigiert und bedeutete für Sebastian Koch den Durchbruch welchen er mit dem Film "Der Tanz mit dem Teufel" besiegelte. In diesem Film wird das Thema Pädagogik erlernt haben und tatsächlich ausführen können sehr gut in der heutige Zeit dargestellt. Ich war einige Jahre in einem Lehrberuf tätig und fand hier einige Ansätze bestätigt. Auch nimmt dieser Film deutliche Anleihen an der Feuerzangenbowle und dem Pauker. Die Kritik im Spiegel trifft m.E. im Wesentlichen zu. Dieser Film wurde jedoch nicht wie angegeben als Satire angelegt. Gerade die Tatsache, daß die Pädagogin die Hauptrolle spielt wurde entgegen der Kritik sehr deutlich und tiefgründig zum Ausdruck gebracht. Sehr Sehenswert!

Gruss
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.01.2009 14:45
#9 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten



Es geschah am helllichten Tag

Schweiz, Spanien, Deutschland 1958. Regie: Ladislao Vajda. Drehbuch: Friedrich Dürrenmatt. Mit: Heinz Rühmann, Michel Simon, Siegfried Lowitz, Gert Fröbe, Berta Drews, Anita von Ow u.a.

Kaum ein Film kann sich mit "Es geschah am helllichten Tag" in Intensität, Spannung, ja beinahe Verzweiflung, messen. Das Meisterwerk nach der Geschichte von Friedrich Dürrenmatt wird von erstklassige Schauspielern getragen, die mit Leib und Seele bei der Sache sind. Der Film findet das richtige Verhältnis zwischen kommerziellem Kinofilm und aussagekräftiger Literaturverfilmung. Intellektuelle Übertreibungen des Buches werden hier nur subtil angedeutet und somit für den Zuschauer fassbar gemacht. Rühmann zeigt einmal mehr sein Talent abseits der Komödie. Ernst und bedächtig sieht man ihn in diesem Streifen - er schafft es auch, gegen das starke Spiel von Gert Fröbe und Berta Drews zu bestehen. Besonders letztere wird für mich immer unlösbar mit diesem Film verbunden sein. Die Dämonie dieser Frau und die darauf fußende psychische Krankheit Herr Schrotts sind für mich immer noch schaurig anzusehen. Ihr übriges tut die exzellente Musik von Maestro Bruno Canfora, die zwar selbst nicht sonderlich einprägsam ist, das Geschehen jedoch hervorragend untermalt.

Eine dritte Säule des Films sind die wunderbaren Aufnahmen in der Schweiz, die durch ihre scheinbare Harmlosigkeit zwischen Bergmassiven und Dorfkirchen gerade die Gefährlichkeit, die der Film ausstrahlt, unterstreichen. Die Autostraße von Graubünden nach Zürich wird so zum Symbol des Todes - jedes Auto auf ihr könnte den Täter transportieren.

Unglaublich intensiver Filmgenuss, der nie verblasst. "Es geschah am helllichten Tag" gehört zu den besten Filmen aller Zeiten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

11.01.2009 19:32
#10 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Ich finde es schade, dass Frau Schrott für die Taten ihres labilen Mannes verantwortlich gemacht wird. Denken wir uns den Fall einmal umgekehrt: Herr Schrott leitet ein erfolgreiches Unternehmen und führt die Kasse. Würde Frau Schrott, die in diesem Fall vom Geld und Wohlwollen ihres Mannes abhängig ist, deshalb in den Wald fahren und kleine Jungs erstechen, um sich symbolisch an ihrem Ehemann zu rächen? Herr Schrott ist zweifellos psychisch krank. Ein solcher Mann hätte niemals heiraten sollen. Eine passende Frau für ihn gibt es nicht. Selbst eine angepasste Hausfrau hätte seine innere Motivation für die Taten nicht verhindern können.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.01.2009 19:38
#11 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister
Ich finde es schade, dass Frau Schrott für die Taten ihres labilen Mannes verantwortlich gemacht wird. Denken wir uns den Fall einmal umgekehrt: Herr Schrott leitet ein erfolgreiches Unternehmen und führt die Kasse. Würde Frau Schrott, die in diesem Fall vom Geld und Wohlwollen ihres Mannes abhängig ist, deshalb in den Wald fahren und kleine Jungs erstechen, um sich symbolisch an ihrem Ehemann zu rächen?


Das dürfte von der jeweiligen Persönlichkeit beziehungsweise deren Störung abhängen. Vertauscht man einfach die Geschlechter und gibt Frau Schrott die betreffenden Eigenschaften, so würde ich auch dieses Szenario für möglich halten. Im Endeffekt finden hier gleich zwei negative Umstände zueinander - und eben diese Mischung bringt das berüchtigte Fass zum Überlaufen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.08.2009 23:49
#12 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Das Sonntagskind

Deutschland 1956. Regie: Kurt Meisel. Drehbuch: Gustav Kampendonk. Mit: Heinz Rühmann, Hannelore Bollmann, Werner Peters, Günther Lüders, Walter Giller, Carla Hagen, Ellen Waldeck, Carl Napp, Siegfried Lowitz u.a.

Anlässlich einer lobenswerten Primetime-Ausstrahlung eines mir bislang noch unbekannten Rühmann-Klassikers verfolgte ich heute Abend die 1956er Komödie "Das Sonntagskind". Den klassischen Charme einer typischen 1950er-Verwechslungskomödie kann man dem Film absolut nicht absprechen, was allein schon dadurch bewiesen wird, dass es sich bei dieser Heinz-Rühmann-Fassung nur um eine von sieben (!) Verfilmungen handelt, die zwischen 1920 und 1980 nach der Vorlage "Schneider Wibbel" des Düsseldorfer Heimatdichters Hans Müller-Schlösser entstanden. Von der Besetzung her dürfte es sich aber bei der vorliegenden Adaption um die interessanteste handeln, treten doch neben dem wie immer wunderbar sympathischen Rühmann in einem für ihn wahrhaftigen Bilderbuchpart auch Stars wie Walter Giller (als alliierter Soldat im Schottenrock), Werner Peters (als fauler und gefräßiger Schneidergeselle) und Siegfried Lowitz (in seiner Paraderolle als Polizeiinspektor) auf. Auch die weibliche Hauptdarstellerin Hannelore Bollmann verstand es, der Rolle des blonden Hausfrauchens, die andere hoffnungslos bieder und langweilig gestaltet hätten, verschiedentlich Lacher und teils sogar Charisma zu entlocken. Die Story selbst bietet sich freilich für verwicklungsreiche und amüsante Possen an, sodass man sich an einigen Stellen vor Lachen kaum halten kann, auch wenn diese theoretisch oft gar nicht zum Lachen sind. So wird die Odyssee, ausgelöst durch einen dem Militärgericht unschicklich erscheinenden Kleidertausch, im Wesentlichen dadurch am Laufen erhalten, dass sich halbwegs ein Tod ereignet, dem zwar eigentlich etwas besonders Tragisches innewohnt, der dennoch als Spaß kaum zu überbieten ist. Es ist hierbei erstaunlich, wie doppelbödig die offenbar schon recht alte Vorlage mit Moral, Trauer und Irreführung des Gesetzes umgeht.

Nichtsdestotrotz darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Film im mittleren Drittel an der Krankheit des melodramatischen, gefühlsduseligen Fünfzigerjahrekinos laboriert, die heutigen Sehgewohnheiten schlicht nicht mehr entspricht und bei der man sich doch die eine oder andere Kürzung in Bezug auf Zurschaustellung des Gefühlslebens der Protagonisten gewünscht hätte. Als weiterer Wermutstropfen mag angeführt werden, dass Rühmanns Schneider Wibbel, der sich den ganzen Film hindurch so erfolgreich vor allem drückte und durch alle Zwickmühlen hindurchschlitterte, am Ende wohl doch einer Gefängnisstrafe entgegensieht. Hier wäre es ein hübscher Kniff gewesen, am Ende den doch noch aufgetauchten Zwillingsbruder aus Amerika anstelle der Hauptfigur ins Gefängnis zu schicken. Aber man kann nicht immer alles haben.

4 von 5 Punkten.

Der Film wird am 05.09.2009 um 15.30 Uhr im NDR wiederholt.

Lutz Offline



Beiträge: 397

25.08.2009 14:21
#13 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Zitat von Jan
Es ist zwar groß in Mode, Ranglisten zu erstellen und durch Kerner, Pilawa, Geissen und andere Pflaumen daraus den größten aller Zeiten .........................
Gruß
Jan


Da muß ich dir in allen Punkten zustimmen. Den "Größten" zu bestimmen hängt doch meistens von der Tagesform des einzelnen "Voters" (mein Gott, schon wieder dieses erbär..... denglisch ) ab.

Tschüss
Lutz

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.12.2009 10:55
#14 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Maigret und sein größter Fall

Österreich / Italien / Frankreich 1966. Regie: Alfred Weidenmann. Drehbuch: Herbert Reinecker. Mit: Heinz Rühmann, Françoise Prévost, Günther Stoll, Günter Strack, Gerd Vespermann, Eddi Arent, Günther Ungeheuer, Alexander Kerst, Ulli Lommel u.a.

Auf Basis des Georges-Simenon-Romans entstand - offenbar nicht ohne Schwierigkeiten, denn der geplante Hauptdarsteller Rupert Davies, bekannt aus einer Maigret-TV-Serie der BBC, sprang nur eine Woche vor Drehbeginn urplötzlich aus Unzufriedenheit über das Drehbuch ab - im Jahr 1966 die internationale Koproduktion "Maigrets größter Fall". Der Umstand ihrer heutigen (Nicht-)Vermarktung stellt wohl das größte Rätsel des Films dar, das selbst der schlaue Kopf aus Paris nicht lösen kann: Wo doch sowohl der Name Rühmann als auch das Genre des 1960er-Jahre-Krimis heute blinkende Neon-Leuchtschilder mit der Aufschrift "KULT" nur so vor dem inneren Auge erblitzen lassen, lässt eine DVD-Veröffentlichung noch geruhsam auf sich warten - ein für Rühmann-Nachkriegsfilme wohl so ziemlich einmaliger Umstand. Dabei steht dem sympathischen Mimen, der für seine Maigret-Interpretation oft gescholten wird, aber gerade die Menschlichkeit und die bürgerliche Verankerung des Kommissars ganz bewundernswert darstellt, eine Riege interessanter und in Kriminalfilmen oft vertretener Darsteller zur Seite, von denen Günther Ungeheuer als zwielichtiges Mordopfer, Günther Stoll als leider bereits vorzeitig enttarnter Heroinsüchtiger und Alexander Kerst als Egoist mit durch sein Vermögen übersteigertem Geltungsbedürfnis ganz besonders herausstechen. Auch Françoise Prévost liefert eine Darstellung ab, von der man sich ruhig nachhaltig beeindruckt fühlen kann. Eine Enttäuschung stellt eigentlich lediglich Eddi Arent als mehr oder minder amüsanter Versicherungsdetektiv dar - nicht aufgrund von Unfähigkeit, sondern weil er sich bei Fertigstellung der deutschen Synchronfassung zu diesem Streifen nicht selbst synchronisierte, synchronisieren konnte oder synchronisieren wollte.

So liegt es neben diesem Auftritt des Wallace-Komikers tatsächlich an dem von Rupert Davies kritisierten Drehbuch von Routinier Reinecker in Kombination mit der von Weidenmann begierig aufgenommenen neuen Kunst des Filmedrehens in unbeteiligten, viel zu langen Sequenzen, die künstlerisch wirken sollen, aber oft wie Seifenblasen zerplatzen, dass "Maigret und sein größter Fall" über weite Strecken seiner Laufzeit eher mittelmäßige, weil schlicht langwierige Kost darstellt. Man hat das Gefühl, dass das Team eher Sorge dafür trug, die durch die Möglichkeiten einer Koproduktion zur Verfügung stehenden eindrucksvollen Originaldrehorte zentral ins Bild zu rücken als die schnörkellose, sich ununterbrochen weiterentwickelnde Erzählstruktur der Simenon-Geschichten zu verfolgen, welche einen klassischeren Stil der Inszenierung erfordert und sich nach dem Beleuchtungskontrast der schwarzweißen Jean-Gabin-Filme gesehnt hätte.

All diese Kritikpunkte jedoch scheinen in den letzten Szenen vergessen, in denen Rühmanns Maigret langsam, aber sicher den Faden, der die im Film geschilderten Verbrechen verbindet, aufzurollen beginnt - Verbrechen übrigens, die man nur mit gesunder Fantasie als Maigrets "größten Fall" bezeichnen kann. Die Enttarnung der wahren Charaktere hinter den agierenden Mimen erlaubt es dem Autor Reinecker, den ihm so lieben kritischen Unterton an einem der Kritik würdigen Stoff anzuwenden, der nicht den veralteten Moralvorstellungen eines deutschen Fernsehautors, sondern der feinen Beobachtungsgabe des französischen Schriftstellerkönigs Simenon entspringt. Hier trumpft der Film noch einmal richtig auf und führt sich selbst zu einem Ende, das man sowohl inhaltlich als auch optisch als durchaus befriedigend bezeichnen kann.

3,5 von 5 Punkten.

[edit] Eine aktuellere Besprechung zu diesem Film findet sich in Maigret und sein größter Fall - Bewertung (3).

Georg Offline




Beiträge: 3.263

26.12.2009 12:06
#15 RE: Schauspieler Nummer 1: Heinz Rühmann - Voting und Filmbesprechungen Zitat · Antworten

Ich habe diesen Film schon länger nicht gesehen (das letzte Mal voriges Jahr bei einer TV-Wiederholung), aber ich habe ihn nicht so langatmig in Erinnerung, wie Du ihn jetzt siehst. Rühmann ist eine interessante Maigret-Interpretation gelungen, den Schauspielern zuzusehen macht Spaß. Und dass der Film nicht in s/w ist schadet auch nicht.

Rupert Davies als Maigret ist in meinen Augen aber trotz alledem der beste Maigret-Darsteller. Gerade vor kurzem habe ich mir die Serie wieder angesehen und ich muss sagen, dass allein seine Präsenz die teilweise etwas lahmen Simenon-Geschichten kompensierte. Georges Simenon, hat über ihn gesagt, als er ihn das erste Mal gesehen hatte "Er ist es. Er ist Maigret!". Allerdings hat er das später auch nochmal über Gino Cervi gesagt, der in 4 Staffeln im italienischen Fernsehen als Maigret ermittelte (auch eine interessante Interpretation, aber Davies ist für mich besser).

Die fade Geschichte würde ich übrigens nicht unbedingt Reinecker anlasten. Simenon, ein Vielschreiber, hat zweifellos einige sehr gute Romane geschrieben, viele von ihnen waren aber auch einfach langatmig und öde. Gerade vor kurzem habe ich die Lektüre von "Le Coup de Vague" aufgegeben, weil die Geschichte so langweilig war. Vergessen sollte man auch nicht, dass - als das Drehbuch geschrieben wurde - ja offensichtlich Davies die Hauptrolle spielen sollte und nicht Rühmann.

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