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Dieses Thema hat 49 Antworten
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 Aktuelle Filme (DVD, Kino, TV)
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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

06.09.2008 14:14
Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Johannes Mario Simmel hat’s geschafft - neueverfilmte Simmelstoffe zeigt das Zweite Deutsche Fernsehen

Die Serie nach Romanen von Johannes Mario Simmel der Roxy-Produktion von Luggi Waldleitner wurde 1986 nach acht Filmen eingestellt. Es war nach den Serien Edgar Wallace, Karl May und Jerry Cotton meine vierte deutsche Lieblingsserie. Karl May und Jerry Cotton wurden schon zu Beginn der Simmel-Serie nicht mehr produziert und Edgar Wallace lag im Endstadion. Ich wünschte mir immer wieder ein Weiterführen dieser Serien – aber es scheint den Produzenten an Mut und Glauben zu fehlen. Lieber produzieren sie zum X-ten Mal einen Seewolf oder eine Schatzinsel, obwohl es im Bereich von Karl May noch sehr viele unverfilmte interessante Stoffe gibt. Ob den Zyklus um das „Waldröschen“ oder die Südamerikageschichten (Am Rio del la Plata, In den Kordellieren) – bei Karl May gibt es noch genügend Stoffe – es muß ja nicht immer Winnetou sein.

Desto erstaunter war ich in den vergangenen Tagen, dass eine deutsche Produktion erneut eine Simmel-Reihe auf den Weg bringt. Zunächst sind zwei Filme geplant Und Jimmy ging zum Regenbogen und Gott schützt die Liebenden. Kurioserweise waren diese Produktionen in keiner offiziellen Drehübersicht enthalten.

1970 begann Luggi Waldleitner mit Und Jimmy ging zum Regenbogen. Manfred Purzer schrieb ein ausgezeichnetes Drehbuch welches Alfred Vohrer in Szene setzte. Die Hauptdarsteller (Alain Noury, Dorist Kunstmann, Judy Winter, Heinz Moog) waren allesamt unbekannt. Nur die Nebenrollen besetzte man mit bekannten Darstellern (Horst Tappert, Horst Frank, Konrad Georg und Ruth Leuwerik). Die Handlung war in Wien 1970 angesiedelt. Der Film hatte etwa 130 Kinominuten, was für damalige Verhältnisse äußerst lang war. Dieses Mal wurde die Geschichte auf 90 Minuten zusammengefügt und spielt in den 90ern in Berlin. Aber auch dieses Mal sind die Hauptdarsteller – zumindest für mich – unbekannte Darsteller. Judy Winter gab man wieder die gleiche Rolle wie damals – die Bordellbesitzerin Nora Hill. Winter spielte nicht nur diesen Part oscarmäßig geschminkt, sondern auch den Part der Nora Hill in den Rückblenden. Hierfür hat man dieses Mal eine andere Darstellerin genommen.
Die Produktion wird am Mittwoch, den 26.September im ZDF um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Ich freue mich auf diesen Film, muß aber gestehen dass ich einen Fernsehfilm erwarte der mit einem Kinofilm nicht zu vergleichen ist.

Der zweite Film wird Gott schützt die Liebenden sein. Der Film ist abgedreht, jedoch konnte ich bisher keinen Sendetermin herausbringen.

Hoffen wird, dass die Quoten stimmen und es weitere Simmel-Verfilmungen geben wird, auch solche, die noch niemals adaptiert wurden, wie „Niemand ist eine Insel“, „Wir heißen euch hoffen“, „Die im Dunkeln sieht man nicht“ oder „Ich gestehe alles“.

Ein Erfolg wird vielleicht ermuntern auch weitere Trivialliteratur wie Karl-May- oder Edgar-Wallace-Romane zukünftig zu adaptieren. An genügend Stoffen fehlt es ja bekanntlich nicht.

Joachim.

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

06.09.2008 15:59
#2 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

In Simmel sehe ich Kinofilme. Lieber wäre mir die restlichen Vohrer Simmel auf DVD rauszubringen.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

06.09.2008 16:55
#3 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten
Zitat von eastmancolor
In Simmel sehe ich Kinofilme. Lieber wäre mir die restlichen Vohrer Simmel auf DVD rauszubringen.
Da magst Du vielleicht recht haben, aber schon der Dreiteiler DOCH MIT DEN CLOWNS KAMEN DIE TRÄNEN bewieß, dass auch das Fernsehen Simmelstoffe gut adaptieren kann. Das Problem der Simmel-DVD-Veröffentlichungen lag daran dass man sie einfach lieblos herausbrachte ohne dass es eine breite Käuferschicht bemerkte. Davon abgesehen fehlen nur noch zwei Vohrer-Simmels auf DVD, nämlich die beiden mit Harald Leipnitz "Alle Menschen werden Brüder" & "Gott schützt die Liebenden". Darüberhinaus kommt ja bald der CCC/ZDF-Simmel-13teiler "Es muß nicht immer Kaviar sein" auf DVD heraus.

Ich persönlich begrüße die Simmelneuverfilmungen, denn es ist der richtige Schritt in die richtige Richtung. Man kann daraus nur provitieren!!

Joachim.
Jan Offline




Beiträge: 1.753

07.09.2008 10:13
#4 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp
Dieses Mal wurde die Geschichte auf 90 Minuten zusammengefügt und spielt in den 90ern in Berlin.


Ups, wie geht das? Da muss Simmels Vorlage aber kräftig verändert worden sein?! Eckpunkte waren doch Kalter Krieg und Drittes Reich (Rückblenden). Wenn das 1990 spielt, ist Kalter Krieg bekanntlich vorbei und die Rückblenden in Richtung Drittes Reich nicht mehr logisch.

Denkbar wäre, die in Vohrers Film im Dritten Reich angesiedelten Rückblenden im Kalten Krieg spielen zu lassen. Wie dem auch sei: Ich freue mich ebenfalls auf die Neuverfilmung. Hoffentlich nur der Beginn einer ganzen Serie. "Gott schützt die Liebenden" halte ich indes für recht ungeeignet. Das ist m.E. einer der schwächeren Simmel.

Gruß
Jan

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

07.09.2008 10:42
#5 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten
Zitat von Jan
Zitat von Joachim Kramp
Dieses Mal wurde die Geschichte auf 90 Minuten zusammengefügt und spielt in den 90ern in Berlin.


Ups, wie geht das? Da muss Simmels Vorlage aber kräftig verändert worden sein?! Eckpunkte waren doch Kalter Krieg und Drittes Reich (Rückblenden). Wenn das 1990 spielt, ist Kalter Krieg bekanntlich vorbei und die Rückblenden in Richtung Drittes Reich nicht mehr logisch.

Denkbar wäre, die in Vohrers Film im Dritten Reich angesiedelten Rückblenden im Kalten Krieg spielen zu lassen. Wie dem auch sei: Ich freue mich ebenfalls auf die Neuverfilmung. Hoffentlich nur der Beginn einer ganzen Serie. "Gott schützt die Liebenden" halte ich indes für recht ungeeignet. Das ist m.E. einer der schwächeren Simmel.

Gruß
Jan
Nach den gelesenen Infos gehe ich einmal davon aus, dass die Rückblenden zum Dritten Reich diesmal mehr zusammengefasst sind. Der ermordete Argentiner dt. Abstammung (seinerzeit Paul Edwin Roth) ist diesmal ein über 80 Jahre älterer Mann, der in Berlin von einer älteren Frau (damals Ruth Leuwerik) vergiftet worden ist. Da der Part der Nora Hill (damals wie heute: Judy Winter) drin ist, nehme ich an, dass sie auch dieses Mal wieder das Bindemitglied zu damals ist. Leuweriks "damalige" Nichte (Doris Kunstmann - in Wirklichkeit ihre Tochter) ist diesmal die Ermittlungsbeamtin der Berliner Polizei, die den Mord und Selbstmord aufzuklären hat. Heino Ferch (damals Alain Noury) soll die Leiche seines Vaters nach Argentinien überführen. Von der Dramaturgie her könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ehemalige Nazis für die Stasi gearbeitet haben und nun befürchten, dass alles ans Tageslicht kommt. Ob nun die beiden nochmals Halbgeschwister sind und Manuel Aranda zu Beginn gerettet wird und am Ende dran glauben muss, werden wir ja sehen. Auf jeden Fall bietet der Stoff und seine beiden Verfilmungen einen vielversprechenden Diskussionsstoff.

Was "Gott schützt die Liebenden" betrifft ist der Stoff besser auf 90Minuten zu trimmen. Was Manfred Purzer damals aus dem Roman machte, war wirklich klasse, wenn man bedenkt, dass sogar Horst Wendlandt Ende der 60er Jahre den Roman verfilmen wollte und dann doch davon abließ und später Paramount-Orion die Rechte erwarb und sich mit Luggi Waldleitner zusammen schloß und es sehr guter Publikumserfolg wurde.

Persönlich hoffe ich dass "Liebe ist nur ein Wort" verfilmt wird - und zwar diesmal in der Roman-Schnee-Kulisse.

Joachim.
Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

08.09.2008 16:24
#6 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

TV Movie hat den Film "Und Jimmy ging zum Regenbogen" als Tagestipp apostrophiert!

Joachim.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

12.09.2008 18:48
#7 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

In den neuesten TV-Zeitschriften Nr.38 wird das Remake sehr gelobt. Gong gibt z.B. vier Punkte.
Zudem gibt es meist Zusatzinfos z.B. über den Produzenten Oliver Berben (Sohn von Iris Berben), der mit Ausnahme eines Romans die Rechte aller anderen Romane bw. Kurzgeschichten erworben hat. Es wird zwar nicht der Titel des fehlenden Romans genannt aber ich vermute star dass es sich hierbei um den Roman ES MUSS NICHT IMMER KAVIAR SEIN handelt, deren Rechte noch bei CCC liegen dürften.
Die Ausstrahlung des zweiten Remakes (Gott schützt die Liebenden) wird für Dezember angekündigt.

Joachim.

P.S.: Zwischenzeitlich können wir uns mit den Erstverfilmungen von den genialen Simmel-Romanen begnügen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

13.09.2008 13:01
#8 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp

Zudem gibt es meist Zusatzinfos z.B. über den Produzenten Oliver Berben


Das ergibt Sinn. Simmel und Iris Berben sind eng befreundet, so dass die Neuverfilmung nicht verwundert. In beiden Fällen wird ja auch Carlo Rola ("Sass", "Die Patriarchin") Regie führen, der m.W. der Ehemann von Iris Berben ist.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.09.2008 08:56
#9 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten
Leider habe ich die gestrige Ausstrahlung im ZDF verpasst. Die Sächsische Zeitung schreibt folgende Kritik:

Behäbig
- "Und Jimmy ging zum Regenbogen", ZDF
Brisante politische Ereignisse eng mit persönlichen Schicksalen zu verbinden, ist das Geheimnis des Autors Johannes Mario Simmel. Auf der Suche nach den Motiven für den Mord an seinem Vater stoßen der Argentinier Manuel Aranda (Heino Ferch) und die Polizistin Irene Waldeck (Dennenesch Zoudé) auf dunkle Flecken in der Geschichte beider Familien. Jürgen Büscher (Drehbuch) verlegt die Handlung vom Wien der 60er Jahre ins Berlin der 90er Jahre. Die Absicht dieser Aktualisierung erschließt sich nicht. Die Enttarnung von Alt-Nazis, die sich nach Lateinamerika abgesetzt hatten, die Forschung an biologischen Massenvernichtungswaffen und Geheimdienstintrigen aus den Zeiten des Kalten Krieges haben an Brisanz verloren. Regisseur Carlo Rola wählte einen sehr behäbigen Inszenierungsstil, sodass der Film phasenweise arg auf der Stelle tritt. Bleibt das eindrucksvolle Spiel der Hauptdarsteller und ein gelungener Besetzungsgag: Judy Winter spielte bereits in der Erstverfilmung 1971 die Bordellchefin Nora Hill.

von Manfred Anders, http://www.sz-online.de

2. Edgar-Wallace-Grand-Prix: Übersicht / Epigonen-Grandprix: Übersicht / Quoten
UND NOCH MEHR LINKS: Der Lümmel-Blog / Das Lümmel-Forum
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Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.09.2008 09:27
#10 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

In Anbetracht der Konkurrenz Fußball waren die 5,5 Millionen Zuschauer (MA 18,1%) wirklich gut (Fußball 6,47/ MA 20,3%).
Für die Neuverfilmung gab man sich sehr viel Mühe, wobei immer zu beachten ist dass es sich hier um einen Fernsehfilm handelt. Wie ich vermutete wurden die Rückblenden sehr kurz gehalten. Der Auftritt von Judy Winter ist zwar ein Kabinettstückchen für sich aber auch ihre Rolle der Nora kam irgendwie zu kurz. Parts die seinerzeit Horst Tappert, Horst Frank, Karl-Walter-Diess, Jochen Brockmann, Klaus Schwarzkopf spielten wurden gänzlich weggelassen.
Eine Szene wurde fast 1:1 umgesetzt, nämlich die erste Friedhofszene mit dem Tod des Franzosen. Dagegen wurde der Schluß etwas versöhnlicher gestaltet. Für mich kam auch das Berlin 1996 etwas zu kurz. Personen haben zwar bereits Handys jedoch war mir nicht bewusst dass es diese Kleinhandys, die im Film benutzt wurden bereits 1996 auf dem Markt waren. Mir waren sie eher viel größer bzw. wuchtiger in Erinnerung.

FAZIT: 90 Minuten gute Fernsehunterhaltung, die man jedoch an Vohreers Verfilmung nicht messen sollte.

Schauen wir mal wie es im Dezember mit "Gott schützt die Liebenden" weiter geht.

Joachim.

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

25.09.2008 19:03
#11 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Hat sonst jemand von Euch diesen TV-Film gestern gesehen??

J.

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

25.09.2008 19:57
#12 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten
Ich fand den Film ehrlich gesagt sehr gelungen und er kam deutlich näher an "Kinoqualität" heran als beispielsweise "Der Bibelcode", wobei dieser jedoch auch mit den Nachteilen einer internationalen Ko-Produktion zu kämpfen hatte.
Carlo Rola fährt im ersten Film der TV-Simmel-Reihe tolle Bildkompositionen auf, die gewählten Farben und die Musik unterstreichen die zum Ende hin immer bitterere Stimmung noch und die Besetzung kann ich nur - bis auf kleine Ausfälle - als stark bezeichnen.
Ich kenne die Vohrer-Version noch nicht, aber für diesen Film gibt's von mir klar einen nach oben gerichteten Daumen - vielleicht auch beeinflusst durch die Tatsache, dass ich den Film auf Leinwand genossen habe und meine gestrige Stimmung gut zum Film passte.
Jan Offline




Beiträge: 1.753

26.09.2008 19:28
#13 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Zitat von Joachim Kramp
Hat sonst jemand von Euch diesen TV-Film gestern gesehen??


Ich habe ihn aufgenommen und sehen ihn mir nachher an.

Gruß
Jan

Jan Offline




Beiträge: 1.753

28.09.2008 09:47
#14 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten
Auch mir gefällt die TV-Version, wenn sie sicher auch eher ein Kompromiss ist.
Die Darsteller sind prinzipiell allesamt aus der ersten Garnitur. Heino Ferch hat zwar nichts von der Leichtigkeit Alain Nourys und etwas weniger von diesem verkrampften Gesichtsausdruck hätten ihm gut gestanden, jedoch passt seine Darstellung des ja nun in dieser Version mindestens 25 Jahre älteren Manuel Aranda schon unter dem Strich.
Die Musik -und das war eine kleine Überraschung!- orientiert sich sehr an Erich Ferstl, dessen Kompositionen viel zum einmaligen Flair der Vohrer-Simmel beitragen. Anfangs glaubte ich, Ferstl sei es selber, er scheint sich jedoch schon länger aus dem Filmgeschäft zurück gezogen zu haben.

Das Verlegen der Geschichte vom Wien der 60er Jahre ins Berlin des Jahres 1996 ist sicher den Kosten geschuldet, die ganz offensichtlich hier so gering wie nur irgendmöglich gehalten werden sollten. Prinzipiell funktioniert das zwar ohne allzu viele Logikbrüche, jedoch geht eines der Hauptthemen der Vorlage (eine westliche Hauptstadt in den Fängen der Geheimdienste des Kalten Krieges) so unweigerlich verloren. Die Geheimdienste, die mal miteinander und mal gegeneinander arbeiten, verkommen in der TV-Version so zu zwei Randfiguren.
Dass die Rückblenden sich dennoch mit dem Dritten Reich befassen, ist zeittechnisch zwar noch gerade so erklärbar, dennoch schon recht grenzwertig. Wäre man hier konsequent vorgegangen, so hätte man dies alles in die Zeit von Ostblock, Kalter Krieg und Staatssicherheit verlegen müssen. So fragt man sich doch unweigerlich, wie alt Nora Hill (Judy Winter) wohl gewesen sein mag, als sie als Doppelagentin Nazis und Engländer gegeneiander ausspielte. Die müsste in Rolas TV-Fassung ja Anfang 20 gewesen sein, was nicht besonders glaubwürdig erscheint.
Ein weiterer kleiner Patzer, der Vohrer damals nicht unterlief, unterläuft Rola nach ca. 50 Minuten. Hier nimmt Ferch den Zusammenhang zwischen Friedjung und seinem Vater vorweg, der bei Vohrer erst ganz zum Schluss gelüftet wird und Manuel Aranda zur Kurzschlusshandlung verleitet, auf den Friedhof zu laufen, wo Vohrers Film sein Ende nimmt, das doch bedeuten unterschiedlich zur TV-Fassung ist.

Als Fazit kann ich dennoch sagen, dass es sich um einen TV-Film aus der ersten Reihe handelt, den ich getrost weiterempfehlen kann. Er ist deutlich gradliniger als Vohrers Version, hat viele Figuren und Handlungsstränge entfernt bzw. stark gekürzt, was dem Geschehen nicht eben schlecht tut. Vohrers Simmel-Verfilmungen wimmeln nur so vor komplexen Abläufen, parallelen Geschichten und mehreren Zeitebenen. Da verliert derjenige, der nicht genau aufpasst, schnell den Überblick und Vohrer war auch nicht immer daran interessiert, alles logisch nachvollziehbar zu erklären (so ist der Rechtsanwalt, dargestellt von Horst Tappert, in Vohrers Film m.E. völlig überflüssig). In diesem Punkt geht der TV-Film deutlich stringenter vor. Ich bin gespannt auf den zweiten Simmel!

Gruß
Jan
Billyboy03 Offline




Beiträge: 714

05.10.2008 13:34
#15 RE: Johannes Mario Simmel hat’s geschafft Zitat · Antworten

Habe den Film auch gesehen. Da ich die Vohrer-Verfilmung auch nicht kenne, kann ich keine Vergleiche anbringen. Gemessen an vielen TV-Produktionen war es ein sehr ordentlicher Film, schauspielererische Qualität, Ausstattung, Musik etc. lassen nichts zu wünschen übrig. Aber offensichtlich ist die Verlegung der Handlung in die beihnahe Gegenwart ohne größere Änderungen am Buch ohne logische Brüche nicht möglich. Mir hat sich diese tödliche Feindschaft zwischen zwei eigentlich befreundeten Diensten im Europa der 90er Jahre gar nicht erschlossen, auch die Tatsache, daß Aranda und Friedjung senior identisch sind, war mir als Zuschauer sofort klar und hätte auch den beteiligten Akteuren viel eher klar sein können. Denn auch die Seh-Erfahrungen des Publikums ändern sich ja im Laufe von fast 40 Jahren. Nach Filmen wie "Sixth Sense" oder "Identity" ist fast jede Wendung möglich, da kommt der Plot in "Jimmy" eher altbacken daher. Das sind in meinen Augen die größten Kritikpunkte an der Verfilmung: das die Macher keine wirklich neuen Aspekte in den Mittelpunkt gestellt haben, die eine derartige Neuverfilmung berechtigt erscheinen lassen, oder?

Mit der Lizenz zum Verhüten

BillyBoy03

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