Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 191 Antworten
und wurde 42.478 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | ... 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.11.2011 14:07
#151 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Staffel 13, Episode 01:

Three Act Tragedy (nicht synchronisiert)


Mit: David Suchet, David Yelland. Als Gaststars: Martin Shaw, Kimberley Nixon, Art Malik, Suzanne Bertish, Anastasia Hille, Ronan Vibert, Kate Ashfield, Jane Asher u.v.a. Regie: Ashley Pearce. Drehbuch: Nick Dear. Erstsendung: 03.01.2010.

Zitat von Three Act Tragedy
Crow’s Nest, Loomouth, Cornwall. Sir Charles Cartwright, ein großer Theaterschauspieler, der sich von der Bühne verabschiedet hat, gibt eine Cocktailparty und hat viele Bekannte aus London, darunter Hercule Poirot, eingeladen. Ausgerechnet der harmloseste der Gäste, Reverend Babbington, fällt, nachdem er von seinem Cocktail genippt hat, tot zu Boden. Handelt es sich um einen natürlichen Tod oder um Mord? Die Antwort gibt ein zweiter Todesfall bei einer ganz ähnlichen Party, bei der fast jeder Gast der ersten Zusammenkunft wieder anwesend ist. Daraufhin lädt schließlich auch Poirot selbst zum Sherrytrinken ...


Nachdem die britische „Poirot Collection 8“ nun schon seit Januar in meiner Sammlung steht und ich jede der Folgen mindestens dreimal ausgiebig betrachtet habe, ist es nun an der Zeit, höchst offiziell einige Eindrücke festzuhalten. Die 13. Staffel nimmt nach dem Ausfall „Appointment with Death“ das etablierte Rezept, die Christie-Stoffe respektvoll und behutsam den heutigen TV-Gepflogenheiten anzupassen, dankenswerterweise wieder auf. In jedem der vier neuen Fälle kommen dabei beeindruckende und wunderbar gelungene Ergebnisse heraus. Hier, bei „Three Act Tragedy“, ist das umso verdienstvoller, weil die Buchvorlage, obwohl aus einem der ganz wenigen zu einem so späten Zeitpunkt in der Serie noch verbliebenen Klassiker-Jahrgänge, nicht wirklich zu Christies stärksten Arbeiten gehört.

Zitat von „Three Act Tragedy“ bei Mystery Mile, Link
Three Act Tragedy is a magnificent piece of television drama; it is in my view the best of the Poirot series to date (which is, as I have said before, a very large claim) and demonstrates once again the near miraculous nature of Suchet’s work in turning such a two-dimensional character into a three-dimensional one. In so doing he provides new insights into Christie’s work in terms of both its strengths and limitations. Sometimes the adaptations fail and point up a book’s strengths; sometimes, as here, they triumphantly succeed and point up a particular book’s weakness.


Es stört beim Ansehen gar nicht, dass Poirot x-fach mit dem Zug durch England und Frankreich reist, um nach einem oder zwei Interviews wieder an den Tatort oder nach Whitehaven Mansions zurückzukehren. Im Gegenteil: Der dynamische Eindruck, den „Three Act Tragedy“ auf diese Weise hinterlässt, bildet den idealen Kontrapunkt zu der ansonsten sehr betonten Theatralik des Streifens. Die Bühnenbildner und insbesondere Kameramann Peter Greenhalgh haben dafür gesorgt, dass der die Handlung bestimmende Grundgedanke des Schauspielens, der Illusion und des klassischen Theaters in jeder Szene präsent ist. Man wirft Blicke durch runde Wandlöcher, bekommt die dramatis personae als „cast“ vom Spielleiter Sir Charles Cartwright vorgestellt und begegnet wichtigen Gegenständen, so etwa einem Telefon, einer Zeitung und Poirots legendären Spielkarten, die ihm bei der Lösung schon so manchen Falles geholfen haben, herausgestellt vor schwarzem Hintergrund.
Ein besonderes Schmankerl ist der erste coroner’s inquest, der von einem einzigen Schauspieler gestemmt wird. Darüber hinaus fällt vor allem die häufig das Bild prägende Spiegelsymmetrie auf. Derart stilsicher und auch poirot-gerecht fällt die Inszenierung selten aus. (Als Regisseurin begegnen wir übrigens Ashley Pearce wieder, die bereits viele der inhaltlichen Schwächen der „Appointment“-Verfilmung mit ihrer charakteristischen Handschrift kaschierte und mit „Mrs McGinty’s Dead“ einen düsteren und stimmungsvollen Erstling zuwege brachte.)

Zitat von „Three Act Tragedy“ bei AgathaChristie.com, Link
Visually, Three Act Tragedy keeps up the Poirot tradition of presenting period details in a stylish and artistic way. The art direction of this episode ranks among the series’ best efforts to date, with a fantastic blend of color, artwork, and natural scenery. From the picturesque coastline to the vivid murals to the stylish stage sets, the series’ creative team has distinguished itself with its efforts.


Vor dem Hintergrund von Crow’s Nest an der kornischen Küste oder dem schicken, altehrwürdigen Londoner Theater könnte man vermuten, dass die Darsteller nur eine untergeordnete Rolle spielen. Man liegt damit, Gott sei Dank, falsch: Vor allem die Verpflichtung Martin Shaws (uns wohl am ehesten bekannt als Sir Henry Baskerville in der Ian-Richardson-Verfilmung) als alternder Theaterstar zählt zu den größten Stärken der Episode. Er spielt seinen Part einfühlsam, aber dennoch so dominant, dass man ihm die jahrelangen Erfahrungen an englischen Bühnen voll und ganz abnimmt. Die für die Lösung zentrale Liebesgeschichte zwischen ihm und der jungen und unentschlossenen Egg (Kimberley Nixon) macht ihn menschlich und rücksichtslos zugleich. Eine weitere Person, die besonders hervorsticht, ist Kate Ashfield als Miss Muriel Wills. Die Krimiautorin mit strenger Dreißigerjahrefrisur sieht den Kriminalfall als eine Art reale „Weiterbildung“ für die Stücke an, die sie – im Gegensatz zur mutigen Frau Christie – unter dem männlichen Pseudonym Anthony Astor auf die Spielpläne bringt.

Sowohl die Augen als auch die grauen Zellen werden an „Three Act Tragedy“ ihre Freude haben. Von Monte Carlo (eingefleischte Poirot-Fans werden ein Sekundenfitzelchen Archivmaterial aus „The Mystery of the Blue Train“ entdecken) über die englische Südwestküste bis in den Norden nach Yorkshire zieht sich das Band der dreiaktigen Tragödie, der vor allem Martin Shaw ein glaubwürdiges Gesicht verleiht. 5 von 5 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.12.2011 13:05
#152 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

BEWERTET: "Alibi" (Originaltitel: The Murder of Roger Ackroyd) Erstsendung: 2. Januar 2000
Episode 1 Collection 8 (polyband)



"Ich wünschte, Hercule Poirot hätte sich niemals von seinem Beruf zurückgezogen und wäre nie hierhergekommen, um Kürbisse zu züchten...."

Das Geständnis des Mörders in seinem kleinen "Journal", dem Tagebuch, das Poirot in der Rahmenhandlung studiert, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, der Poirot im Ruhestand zeigt; in King's Abbot, einem bezaubernden Dorf, das die Sehnsucht nach der englischen Scholle in jedem empfindsamen Charakter wachruft und die Akribie, mit der die Engländer ihre Gärten bearbeiten, verständlich macht. Selbst hier zeigt sich, dass der Belgier Poirot im Grunde immer ein Fremder bleiben wird. Sein Kampf mit dem Kürbis, der durch die Luft fliegt und vor den Füßen seines Nachbarn landet, veranschaulicht, dass der berühmte Detektiv in einer gepflegten Stadtwohnung viel besser aufgehoben ist. Sein Verlangen nach krimineller Stimulation seiner kleinen grauen Zellen kann freilich auch auf dem Lande befriedigt werden.
Drei mysteriöse Todesfälle erfordern Poirots Mitarbeit bei der Aufklärung durch die Polizei, die in der Person von Chief Inspector Japp das alte Band zur Vergangenheit wiederherstellt. Die Begrüßung der beiden Freunde ist herzlich und weist bereits darauf hin, dass der Aufenthalt Poirots in der Landgemeinde nicht von langer Dauer sein wird. Nachdem der Detektiv sowohl mit dem Mordopfer Roger Ackroyd, als auch mit dem Täter befreundet war, bleibt ihm am Ende nur der stilvolle Rückzug ins Berufsleben. Immerhin ist Whitehaven Mansions immer noch in seinem Besitz.
Der Kriminalfall wartet mit den klassischen Zutaten eines altmodischen Schmökers auf: Selbstmord durch eine Überdosis Schlaftabletten; ein Abschiedsbrief, der auf geheimnisvolle Weise verschwindet; ein historischer Dolch, der den Familienpatriarchen tötet; heimliche Eheschließung zwischen jungen, aber mittellosen Leuten und das Spiel mit der Zeit, das Alibis schafft oder vernichtet. Das Ensemble verwirrt den unkundigen Zuseher ein wenig durch die physische Ähnlichkeit von Roger Ackroyd und Dr. Sheppard, ebenso wie man den Privatsekretär Raymond und den jungen Ralph zunächst verwechselt. Eine Zweitsichtung bietet sich hier geradezu an.

"In King's Abbot gibt es nur zwei bedeutende Häuser. Das eine ist King's Paddock, das Mrs. Ferrars von ihrem verstorbenen Gatten erbte. Das andere, Fernly Park, gehört Roger Ackroyd. Ackroyd hat mich seit jeher interessiert, denn er war der Inbegriff eines englischen Landjunkers."

Das frische Grün, die alte Bausubstanz, die engen Gassen und die Fabrik mit ihren dampfenden Kesseln und bunten Chemikalien machen viel von der Gemütlichkeit aus, die "Alibi" verströmt. Die moderne Synchronisation wirkt ein wenig befremdlich, besonders an die neue Stimme von Hercule Poirot muss man sich erst gewöhnen.
Seine Worte "Ich bringe dich um!" zum Kürbis, der nicht wachsen will, klingen ohne die Stimme von Klaus Höhne etwas schrill, doch bis am Ende des Films hat man sich an das neue Timbre gewöhnt.
Erfreulich stimmt das wie immer hochwertig gestaltete Booklet, das von Karoline Bendigs Fachwissen profitiert. Ein Bonus, auf den man in den englischen Boxen verzichten musste.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

27.07.2013 08:56
#153 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #58
Staffel 08, Folge 02:

Lord Edgware Dies (nicht synchronisiert)





SPOILER – Nur weiterlesen, wer den Film gesehen hat!

Einen Abstrich muss man aber in Bezug auf die Dinnerszene vornehmen. Es ist einfach nicht fair gegenüber dem Zuschauer, Helen Grace (Jane Wilkinson) bei der Party zu filmen, bei der eigentlich Imitatorin Carlotta Adams in Form von Fiona Allen anwesend war, und diese dann erst in der Auflösung so zu zeigen. Und dass man den Unterschied zwischen den beiden Damen auch ohne dreifachen Zoom und Slowmotion erkennt, sollen die beiden hier verlinkten Bilder beweisen:
http://files.homepagemodules.de/b140640/f20t16p72n1.png



Doch was bleibt sonst noch zu sagen? Eine exzellente Vorlage, eine handfeste Umsetzung mit Pfiff, Spannung, Humor, Düsternis und einer erneuten Meisterleistung David Suchets. Was dieser Mann anpackt, gelingt. Für den in Spoiler-Tags bemangelten Umstand gibt es nichtsdestotrotz saftigen Punktabzug. Das macht unterm Strich: 4 von 5 Punkten.



Und noch ein Peter, der spoilert:
Habe den Film gestern gesehen, ohne den Stoff vorher zu kennen. Am Ende musste ich doch mal kurz durchatmen und sagen, dass ich mich mit dem beim Mitraten in dieser Form vorher schon ausgeschlossenen Imitatorentrick schon ganz ordentlich reingelegt fühlte. Großes Aber: Ich habe es dennoch genossen und sofort verziehen.
Harte Regelverletzung bei einem Whodunit - aber eine, die ich mir gern gefallen ließ. Gut, dass ich nun keine Bewertung augrübeln muss. Oder vielleicht doch: Ein fetter voller Punktabzug bei einer ansonsten herrlich perfekten Vorstellung ein Spur zu viel. Vielleicht 0,65 Punkte, die wir freundschaftlich auf einen halben Punkt Abzug abrunden......

Lord Low Offline




Beiträge: 746

13.02.2017 22:45
#154 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Ich hätte auf jeden Fall eine Frage zur Folge "The ABC Murders". Dort spielt eine Szene im Kino. Gibt es den Film, der dort gezeigt wird, wirklich oder hat man das nur für die Folge gedreht?

Editiert von Gubanov am 13.02.2017, 22:55 Uhr - Beitrag in bestehendes Thema integriert

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.02.2017 22:56
#155 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Ich habe deine Frage in den Episodenbesprechungs-Thread integriert.

Laut IMDb stammen die verschiedenen Sequenzen, die in "The ABC Murders" im Kino zu sehen sind, aus Alfred Hitchcocks "Nummer siebzehn" und aus "Black Limelight". Während der erstgenannte mit Entstehungsjahr 1932 gut passt, wurde "Black Limelight" erst 1939 und damit eigentlich drei bis vier Jahre zu spät für die ABC-Handlung gedreht.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

14.02.2017 00:04
#156 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #155
Ich habe deine Frage in den Episodenbesprechungs-Thread integriert.

Laut IMDb stammen die verschiedenen Sequenzen, die in "The ABC Murders" im Kino zu sehen sind, aus Alfred Hitchcocks "Nummer siebzehn" und aus "Black Limelight". Während der erstgenannte mit Entstehungsjahr 1932 gut passt, wurde "Black Limelight" erst 1939 und damit eigentlich drei bis vier Jahre zu spät für die ABC-Handlung gedreht.


Danke für die Antwort!

Lord Low Offline




Beiträge: 746

14.02.2017 16:31
#157 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

In der Episode "One, Two, Buckle My Shoe" hab ich einen kleinen Fehler entdeckt:

Als der Zahnarzt tot auf dem Boden liegt, sieht man sehr deutlich, wie sich die Augen des Schauspielers bewegen.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

18.01.2018 17:09
#158 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zufällig stieß ich in den letzten Tagen wieder mal auf diese Serie (unabhängig von den aktuellen Wiederholungen) und grub meine 15 Jahre alten DVD-Überspielungen der VOX-Ausstrahlungen aus den 9ß0ern aus. Vier Folgen sah ich mir an. Ich gehe insoweit konform, als dass die Figur Poirot von Suchet sehr gut dargestellt wird und dass auch Christie ihre Freude an ihm gehabt hätte.
Allerdings sind die Folgen ja oft nicht sehr werkgetreu, spielen nicht zur Zeit des Romans/ der Kurzgeschichte und fügen Personen ein, die darin nicht vorkommen.
@Gubanov: Wenn ich mich richtig erinnere, bist Du ein großer Anhänger werkgetreuer Verfilmungen - wie passt das zusammen mit den scheinbar oft doch recht 'freien' Adaptionen? Oder anders gefragt: warum ist die Serie - wie Du in einem anderen Thread erwähntest - Deine Lieblingsserie? An der Werktreue kann's doch nicht liegen, oder? Würde mich interessieren! :)

Besonders gespannt bin ich auf 'Alibi', diese Folge wird nächste Woche ausgestrahlt. Der Roman hat mir damals sehr gut gefallen, vielleicht der beste Christie-Roman. Wie ich nun von einem ital. Krimifreund gehört habe, ist die Verfilmung ganz arg verfremdend (gar mit neuem Täter?). Gibt es den generell eine Tendenz, die Stoffe zu verfremden?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.01.2018 17:40
#159 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #158
Allerdings sind die Folgen ja oft nicht sehr werkgetreu, spielen nicht zur Zeit des Romans/ der Kurzgeschichte und fügen Personen ein, die darin nicht vorkommen.
@Gubanov: Wenn ich mich richtig erinnere, bist Du ein großer Anhänger werkgetreuer Verfilmungen - wie passt das zusammen mit den scheinbar oft doch recht 'freien' Adaptionen? Oder anders gefragt: warum ist die Serie - wie Du in einem anderen Thread erwähntest - Deine Lieblingsserie? An der Werktreue kann's doch nicht liegen, oder? Würde mich interessieren! :)

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, wie du auf die doch ziemlich kühne Idee kommst, die Serie sei nicht werkgetreu. Ihre Werktreue ist genau das Aushängeschild der Suchet-Serie. Es gibt in gefühlten 95 Prozent der Fälle jeweils keine anderen Verfilmungen, die sich näher an das Buch halten als die Suchet-Verfilmungen. Wenn du anführst, dass das zeitliche Setting manchmal nicht stimmt und Figuren hinzugefügt werden, nennst du damit zwei Faktoren, bei denen die Macher Kompromisse eingehen mussten, um eine kohärente TV-Serie zu schaffen. Sie sind dabei sehr geschickt vorgegangen, weil sie alle Fälle in die späten 1930er Jahre transferriert haben - eine Zeit, in der ein Großteil der Fälle ohnehin spielt (sonst hätte die Serie von 1920 bis 1976 spannen müssen, ohne dass Poirot in diesen 56 Jahren wesentlich altert; keine wirklich sinnvolle Alternative, oder?). Hinzugefügt wurden nur die regulären Serienhauptrollen (Hastings, Japp, Miss Lemon, Diener George), die ohnehin Figuren mit mehreren Auftritten in den Christie-Büchern sind und deren Charakteristika eindeutig aus diesen Auftritten übernommen wurden.

Die einzigen drei Folgen, bei denen die Macher die Vorlagen deutlich in einem nicht gutzuheißenden Maß umschrieben, waren:

- Appointment with Death (hier wurde ein Top-Roman leider arg verhunzt; es handelt sich um die fragwürdigste Folge der Serie)
- The Big Four (hier war der Ausgangsroman so schwach bzw. unrealistisch, dass er kaum originalgetreu hätte verfilmt werden können)
- The Labours of Hercules (hier wurde eine neue Handlung erfunden, um Versatzstücke aus einer ganzen Kurzgeschichtensammlung in eine 90-Minuten-Folge zu pressen)

Davon abgesehen weisen die Folgen keine oder nur sehr überschaubare Anpassungen auf und man merkt, wie immens das Verständnis der Macher und insbesondere von Suchet für die Christie-Stoffe war. Ein gutes Beispiel dafür ist die Suchet-Version von "Murder on the Orient Express", in der die Poirot-Figur sich deutlich stimmiger verhält als in der Buchvorlage, die zu einer Zeit entstand, als Christie mit der Figur noch herumexperimentierte, bevor sie sich in den späten 1930ern eingeschliffen hatte.

U.a. deshalb halte ich "The Murder of Roger Ackroyd" auch für eines ihrer schwächeren Bücher. Außer der Auflösung hat es eigentlich nichts, was den Fall besonders reizvoll machen würde. Ein Dorfkrimi unter Tausenden, wie sie ihn später teilweise mit deutlich einprägsameren Figuren und Mordmethoden bzw. Alibikonstruktionen neu aufrollte. Die Verfilmung kann diese Mängel nicht ausbügeln und ist für meine Begriffe auch eher im Serienmittelfeld anzuordnen.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

18.01.2018 17:54
#160 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Ich glaube D. Suchet hat alle Storys mit HP verfilmt.Auch wenn ich sicher bin das ich alle Romane mit HP gelesen habe,konnte ich mich bei vielen ( gerade den etwas unbekannteren )Storys nicht mehr an den Mörder oder alle Beteiligten erinnern.Also haben mich Abweichungen nicht wirklich gestört.
Was einfach alles andere in den Hintergrund treten lässt ist einfach der Eindruck......DAS ist Hercule Poirot .Nicht der glamouröse Ustinov oder manch andere der eher als Parodie daher kommt......nein genauso habe ich mir beim lesen diesen Mann vorgestellt.
Da wäre es mir (fast)sogar egal gewesen wenn man sogar neue Storys erfunden hätte.
Der Geist von AC und ihrem HP zieht durch diese Serie.

(Auch wenn ich jetzt nicht angesprochen war ,wollte ich meine Meinung dazu kurz mal schreiben )
Fast so geht es mir mit Jeremy Brett,obwohl da die Konkurrenz natürlich ungleich größer ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.01.2018 18:08
#161 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #160
Da wäre es mir (fast)sogar egal gewesen wenn man sogar neue Storys erfunden hätte.

Dann schau dir "Appointment with Death" an und wir sprechen danach nochmal drüber.

Ansonsten kann ich natürlich nur mitgehen: Suchet war DER große Glücksfall für die Serie, was sowohl sein Spiel als Poirot, sein Verantwortungsbewusstsein für die Rolle als auch seinen langen Atem, also seine Verlässlichkeit angeht.

Ganz und gar alle Hercule-Poirot-Storys sind dennoch nicht verfilmt worden. Wie bereits angesprochen, müssen die "Labours of Hercules" im Wesentlichen als unverfilmt gelten. Ebenso traute man sich nicht an das Poirot-Theaterstück "Black Coffee" heran. Und die Kurzgeschichte "The Lemesurier Inheritance" fehlt in der Serie.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

18.01.2018 19:08
#162 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Ich habe nur eine Handvoll Romane gelesen und kann daher zur Werktreue persönlich nichts sagen, meine Bemerkungen fußen auf dem, was ich im Netz las und vor allem auf den Aussagen eines italienischen Freundes, großer Christie-Fan (und ich würde schon sagen: -experte, da er so ziemlich alle Stoffe von ihr in- und auswendig kennt).
Er hat mir geschrieben, dass Suchet ein Glücksfall ist (darin sind sich ja hier auch alle einig), aber (und ich übersetze mal wörtlich seine Mail):

"... wer sagt, dass die Episoden romangetreu sind, kennt das Werk Christies wenig. In Wirklichkeit nehmen sich die Drehbücher große Freiheiten in Bezug auf die Originalgeschichten. Das müsste nichts Schlechtes bedeuten (man denke an die Filme mit Rutherford), wenn es nicht so wäre, dass diese Freiheiten sich schwer auf den Krimi-Mechanismus auswirken. Fast alle Geschichten Christies sind so perfekt wie ein Uhrwerk. Es reicht jedoch, ein Rädchen zu verstellen und der ganze Mechanismus endet damit, dass die Geschichte hinkt oder zusammenbricht. Als Beispiel diene "The Murder Of Roger Acroyd" -SPOILER - : Das Drehbuch würdigt die Genialität der Geschichte und die Lösung des Rätsels völlig herab und wandelt das Ende in eine absurde Flucht des Täters wie in einem Gangsterfilm um, wobei der Täter - wenn ich mich richtig erinnere - auch Geiseln nimmt. Eine Absurdität, wenn man bedenkt, dass der Täter im Roman vor die Wahl gestellt wird, sich zu töten oder am nächsten Tag den Behörden übergeben zu werden. - SPOILER ENDE - Diese Folge hat mich völlig enttäuscht, weil der Regisseur und die Produktion den Roman überhaupt nicht verstanden haben."

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.01.2018 19:20
#163 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #162
... wer sagt, dass die Episoden romangetreu sind, kennt das Werk Christies wenig. In Wirklichkeit nehmen sich die Drehbücher große Freiheiten in Bezug auf die Originalgeschichten.

Dein Freund hat Unrecht mit dieser Generalisierung.
Zitat von Georg im Beitrag #162
Das Drehbuch würdigt die Genialität der Geschichte und die Lösung des Rätsels völlig herab

Wie gesagt, ich bin kein besonderer Anhänger der Ackroyd-Folge und will sie deshalb gar nicht über den grünen Klee loben, aber ist es nicht etwas albern, von "völliger Herabwürdigung" zu sprechen und dann ein so lapidares Beispiel zu nennen? Der Täter ist natürlich kein anderer als im Buch. Die Geschichte wurde übernommen, die Tathergänge sind 1:1 dieselben. Aber nur weil man zusätzlich eine ungefähr 30-sekündige Flucht des Täters einbaute, ist die ganze Folge dann plötzlich eine "völlige Herabwürdigung der Genialität der Geschichte"?

Wenn dein Freund gesagt hätte, dass die Genialität ein Stückweit verloren geht, weil die Täterkonstruktion in diesem Fall wegen der Erzählperspektive in einer Verfilmung gar nicht so gut klappen kann wie in einem Prosawerk, dann hätte man da durchaus zustimmen können. Aber mit der vorliegenden Argumentation hört sich das doch arg voreingenommen an.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

18.01.2018 19:24
#164 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Danke für Deine Rückmeldung! Wie gesagt, als Nichtexperte muss man sich oft auf andere stützen. Die "Alibi"-Folge kenne ich noch nicht und bin daher selbst sehr gespannt, da ich den Roman als einen der wenigen noch ein wenig im Kopf habe. Vielleicht sprechen wir aber erst nach Ausstrahlung darüber weiter, um weitere Einzelheiten daraus nicht zu vorab zu spoilern :-)!

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

18.01.2018 21:32
#165 RE: David Suchet ist Hercule Poirot - Episodenbewertungen Zitat · Antworten

Gerade in den frühen Staffeln waren die Macher sehr bemüht, die Krimiplots unbeschadet ins Medium Film zu transferieren und sie lediglich um kleinere Nebenplots zu ergänzen, um eine 50 Minute-Folge zu füllen. Nach dem Produzentenwechsel ließ die Werktreue leider sehr nach. Man blieb zwar einigermaßen bei den Fallkonstrukten, sah sich aber bemüßigt, an den Charakteren rumzupfuschen, um die Stoffe "dramatischer" zu machen. Da werden homosexuelle Affären (ohne Rechtfertigung in der Vorlage) hinzugedichtet ("Das unvollendete Bildnis", "Mit offenen Karten"), im Buch glücklich endende Liebesgeschichten brutal und unmotiviert auseinandergerissen ("Der Wachsblumenstrauß") oder die Haupthandlung des Buchs wird zur Nebensache innerhalb einer völlig neuen Geschichte degradiert ("Elefanten vergessen nicht"). Für derartige unnötige Änderungen habe ich kein Verständnis, weil sie dem Geist der Vorlagen nicht gerecht werden, auch wenn die restlichen 70% übereinstimmen. Sie fügen den Geschichten keine neuen Facetten hinzu, sondern sollen lediglich die beim Zuschauer geweckten Emotionen manipulieren. Aber da ist "Poirot" kein Einzelfall, gerade "gleichgeschlechtliche Liebe" ist seit ca. 20 Jahren ein Versatzstück so ziemlich jeder Krimiserie, das die Drehbuchautoren vermutlich schon in der Schreibwerkstatt als "zeitgemäß" und "absolut notwendig" eingeprügelt kriegen.

@Georg: Da Du von VOX-Mitschnitten schreibst - sind da auch Folgen der ersten Staffel dabei, und wenn ja, spricht dort Hellmut Schellhardt oder Klaus Höhne für Poirot?

Seiten 1 | ... 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz