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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.425 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

28.02.2008 10:15
Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Solamente nero / Blutiger Schatten

IT, 1978
Regie: Antonio Bido
Kamera: Mario Vulpiani
Musik: Stelvio Cipriani
Darsteller: Lino Capolicchio, Stefania Casini, Craig Hill, Massimo Serato, Attilio Duse u.a.

Handlung: Der junge Stefano (Lino Capolicchio), ein Wissenschaftler, besucht seinen Bruder Don Paolo (Craig Hill). Dieser ist Ortspfarrer in einem kleinen Vorort von Venedig. Die Wiedersehensfreude zwischen beiden ist groß. Außerdem hat Stefano Sandra (Stefania Casini) auf der Reise zu seinem Bruder kennengelernt. Sie verlieben sich ineinander. Nachts hört Don Schreie. Eine Frau wird getötet. Don bekommt daraufhin Drohbriefe. Die Mordserie geht weiter und wirft Schatten über Venedig. Das Grauen in Form eines Mörders ist eingekehrt. Stefano wird von Kindheitserinnerungen geplagt und glaubt, in einem Bild eine Verbindung erkennen zu können. Es scheint auch Okkultismus im Spiel zu sein. Es müssen noch weitere Menschen sterben, bis Stefano den Killer stellen kann ...

Fazit: Antonio Bido hat sich sehr große Mühe gegeben und das merkt man. Der Film hat zwar die eine oder andere Länge, ist aber insgesamt sehr spannend geraten. Auch was Brutalitäten betrifft, hält er sich hier etwas mehr zurück. Obwohl in einer Szene eine Dame im Feuerkamin ihr Leben aushaucht. Das wird aber noch erträglich gezeigt. Die Aufnahmen durch die Gassen Venedigs sind ein Treffer und gekonnt gefilmt worden. Dadurch entsteht die richtige Atmosphäre. Einige Darsteller sind etwas blass. Aber das stört nicht besonders. Stelvio Cipriani ist ein toller 70er-Score gelungen. Craig Hill spielt hier sehr gut. Man kennt ihn z.B. aus "Django - Ich will ihn tot".

Dieser Giallo ist meines Erachtens gelungen und ein guter späterer Vertreter des Genres. 1979 kam Mario Landis "Giallo a Venezia" heraus, der nur brutale Morde zeigte, um zu wirken (Landis "Patrick lebt!" von 1980 ist noch abstoßender). Mit "Blutiger Schatten" aber wurde ein Giallo erschaffen, der mit wenig Brutalität enorme Spannung und eine dunkle Atmosphäre erzeugt.

Ein sehr guter Giallo.

MfG
Mike

Enrico Rosseni Offline




Beiträge: 124

28.02.2008 11:10
#2 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Der Film gehört mit zu meinen Lieblingsgialli. Vom Stil her richtet sich Bido für mein Empfinden sehr stark nach Argento. Auch wenn die Story nicht unbedingt die beste ist, hat der Film allein durch seine fesselnde Stimmung einen sehr hohen Unterhaltungswert. Optisch und akkustisch passt hier einfach alles zusammen. Gleiches gilt auch für Bidos "Die Stimme des Todes". Schade nur, dass nach "Blutiger Schatten" kein weiterer Giallo-Beitrag mehr von ihm kam.

StefanK Offline



Beiträge: 936

28.02.2008 11:31
#3 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Den beiden positiven Kommentaren kann ich mich nur anschließen. "Blutiger Schatten" gefällt mir im Vergleich etwas besser als "Die Stimme des Todes". Auf der US-DVD von Anchor Bay gibt es auch ein Interview mit Antonio Bido, in dem der Regisseur auch sehr sympatisch rüberkommt. Mit deutschem Ton ist die Neuauflage von X-Gabu sehr empfehlenswert, da hier im Gegensatz zur Erst-VÖ von X-Rated die in der alten deutschen Fassung fehlenden Szenen nachsynchronisiert wurden und die Bildqualität erheblich besser ist.

Obwohl in den Credits Stelvio Cipriani genannt ist, ist der Großteil des Soundtracks (wenn nicht sogar der komplette Soundtrack) von den Goblin-Mitgliedern, die aus verschiedenen rechtlichen Gründen nicht unter ihrem Namen arbeiten konnten. So erzählt es zumindest Regisseur Bido auf der US-DVD.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

28.02.2008 12:33
#4 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Ein sehr gelungener Giallo mit schöner Venedig-Stimmung.

Gute Atmosphäre, stimmungsvoll inszeniert mit schönem Soundtrack - kaum zu glauben, dass auch die furchtbare "Simme des Todes" von Bido stammt! Während er dort wirr und hektisch wirkt, ist "Blutiger Schatten" eher langsam erzählt. Die Storry ist zwar nicht genial, reicht aber aus, um die Spannung bis zum Ende zu halten!

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

maurizio merli Offline



Beiträge: 9

28.02.2008 13:43
#5 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Zitat von StefanK im Beitrag #3
Mit deutschem Ton ist die Neuauflage von X-Gabu sehr empfehlenswert

Da muss ich leider widersprechen, und zwar sowohl bei "sehr" als auch bei "empfehlenswert". Ich hatte mir seinerzeit die erste VÖ zugelegt und wechselte dann zur Gabu-Scheibe, weil qualitativ ja noch Potential zur Verbesserung da war. Leider ist die Zweit-VÖ ein ziemlicher Murks: Laut Cover spielen immer noch "Graig" Hill und "Stafania" Casini mit, die gleichen Schreibfehler wie auf der ersten DVD. Das Bild ist an sich deutlich besser, zugegeben, vor allem bei Nachtszenen, hat allerdings auch mehr Schrammen.

Komplett abstrus wird's aber bei der Bearbeitung der deutschen Fassung: Die Anfangs- und Endcredits sind total vermurkst und mit doppelt angesetzter Musik künstlich verlängert. Früher sah das ja immer so aus: Anfang = Standbild der getöteten Frau im Gras, dazu ablaufende Credits; Ende = Standbild des Kirchturms, darüber ablaufende Credits. Soweit alles normal, möchte man meinen und bei der ersten DVD war das ja auch so.

Die Neuauflage: Standbild der getöteten Frau, Musik setzt ein, aber KEINE Credits. Dann kommt plötzlich Schwarzbild und auf der Tonspur hört man, wie die Anfangsmusik zu einem früheren Zeitpunkt noch einmal einsetzt. Auf dem Schwarzbild sind jetzt die Namenseinblendungen zu sehen, an den gleichen Plätzen wie im alten Vorspann, der Schlagzeug-Break bei "Stelvio Cipriani" ist auch hier an der gleichen Stelle. Sprich: Man bekommt den Vorspann quasi fast doppelt, getrennt in Bild und Schrift auf Schwarzbild. Beim Abspann ist es im Prinzip das Gleiche: Zuerst Schlussbildbild und Musik, dann Schwarzbild und neu angelegte Musik, jetzt erst laufen die Credits ab.

Dieser Quark wird einem auch noch als "Director's Cut" verkauft.

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

28.02.2008 14:06
#6 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Den Giallo will ich mir noch kaufen. Was ist den die beste Veröffentlichung auf Deutsch, bezüglich Bild usw.?

StefanK Offline



Beiträge: 936

28.02.2008 14:28
#7 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Zitat von maurizio merli im Beitrag #5
Leider ist die Zweit-VÖ ein ziemlicher Murks: Laut Cover spielen immer noch "Graig" Hill und "Stafania" Casini mit, die gleichen Schreibfehler wie auf der ersten DVD. Das Bild ist an sich deutlich besser, zugegeben, vor allem bei Nachtszenen, hat allerdings auch mehr Schrammen.

Naja, das sind meiner bescheidenen Meinung nach eher (zugegebenermassen vermeidbare) Fehler, die Puristen stören (ist nicht böse gemeint). Bei der Bildqualität sind mir ein paar Schrammen erheblich lieber, als die vermurkste NTSC-PAL-Wandlung der Erstauflage, bei der man in den Nachtszenen fast nichts sehen konnte. Und der zurechtgebastelte Vor- bzw. Abspann ist zugegebenermaßen nicht optimal, aber halt nur Vor- und Abspann. Und damit kann ich eigentlich ganz gut leben. Warum das Teil nun allerdings als Director's Cut verkauft wird, habe ich auch nicht kapiert.

@eastmancolor: Die beste deutschsprachige DVD ist (dabei bleibe ich ), die Neuauflage von X-Gabu. Die in der OFDb eingetragene CCI-Fassung ist meines Wissens nie erschienen. Die DVD aus der X-Gabu-Neuauflage scheint aber deren Scheibe zu sein, da diese mit dem CCI-Logo beginnt.

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

01.03.2008 20:46
#8 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

@StefanK: Die X-Gabu ist die X-Rated, oder? Bin etwas verwirrt, weil es ja noch einen "Director's Cut" gibt. Welche Fassung ist empfehlenswerter?

StefanK Offline



Beiträge: 936

01.03.2008 23:04
#9 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Der Film ist zuerst unter X-Rated erschienen. Dort war aber die Bildqualität nicht so gut (schlechte NTSC-PAL-Wandlung). Vor einiger Zeit (in der "X-Gabu-Phase") erschien dann der sogenannte "Director's Cut" mit besserer Bildqualität (echtes PAL-Master) und kompletter, teilweise nachsynchronisierter deutscher Tonspur. Wobei ich vorsichtig zu behaupten wage, dass die Schnittfassung des Films sich nicht von der alten VÖ unterscheidet. Sofern da jemand genaueres weiß, bin ich für Hinweise dankbar. Jedenfalls meine ich diese DVD hier. Mit den Macken beim Vor- bzw. Abspann, die @maurizio merli weiter oben beschrieben hat, kann ich persönlich ganz gut leben.

wesluger Offline




Beiträge: 7

06.10.2009 11:08
Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Es geht um einen Pfarrer, der einen Mord beobachtet und am nächsten Tag vom Täter einen Drohbrief erhält, der ihn auch auf seine Schweigepflicht hinweist. Er hat jedoch das Gesicht des Täters gar nicht erkannt. Sein Bruder hilft ihm dann, den Mörder zu finden.

Durch die Aufnahmen in Venedig herscht eine sehr düstere Stimmung. Die Story gefällt mir sehr gut und fesselt bis zur letzten Minute, auch der Soundtrack ist genial. Die Schauspieler haben mir nicht so gut gefallen, aber es wäre noch viel schlimmer gegangen. Das Highlight des Films ist die die Verfolgungsszene mit dem Motorboot.

Als ich das DVD-Cover sah, dachte ich sofort an einen sehr blutigen Thriller, aber ich habe mich getäuscht. Es gibt aber den Mörder mit schwarzen Handschuhen und er bleibt bis zum Schluss unbekannt. Untypisch für einen Giallo ist vielleicht ein bisschen, dass man wenig nackte Haut zu sehen bekommt und die Morde relativ unbrutal dargestellt sind, was mir persönlich aber nichts ausmacht.

Ich hatte eine DVD von X-Rated mit VHS-Qualität. Was mich aber sehr gestört hat, war, dass der Film zweimal mittendrin Englisch wurde.

Alles in allem einer der besten Gialli, die ich bis jetzt gesehen habe. Den kann ich jedem empfehlen, kann und würde ihn mir jederzeit wieder ansehen.

Editiert von Gubanov am 06.10.2009, 12.27 Uhr - Beitrag in bereits existierendes Thema integriert

TasseKaffee Offline



Beiträge: 158

16.08.2016 18:21
#11 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Hier spielt der Schauspieler aus "Das Haus der lachenden Fenster" mit. Obwohl die Handlung eher 08/15 ist, ist der Täter schnell klar - die Berufsgruppe ist ja häufiger der Mörder. Ich finde den Film von der Atmosphäre ganz gut, gebe ihm auch 7 von 10 Punkten.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

16.08.2016 18:36
#12 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten

Hab ich mir letztens bei Youtube angesehen. Ging so - also nicht so blutig für ein Giallo. Klar etwas düster. Auch bei Youtube springt er manchmal ins Englische. Da ist übrigens gar keine so düstere Stimmung zu bemerken. Also macht die Synchro ganz schön viel aus! Wären bei mir eher 6,5 von 10 Punkten.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

08.03.2018 14:30
#13 RE: Blutiger Schatten (1978) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Blutiger Schatten" (Original: "Solamente nero") Italien 1978
mit: Lino Capolicchio, Stefania Casini, Craig Hill, Massimo Serato, Juliette Mayniel, Laura Nucci, Attilio Duse, Gianfranco Bullo, Alina Simoni, Alfredo Zammi, Sergio Mioni, Sonia Viviani, Luigi Casellato u.a. | Drehbuch: Antonio Bido, Marisa Andalò und Domenico Malan | Regie: Antonio Bido

Stefano D'Arcangeli besucht seinen Bruder Don Paolo, der auf einer Insel in der Venezianischen Lagune eine kleine Pfarrei leitet. In der Eisenbahn lernt er Sandra Sellani kennen, die regelmäßig bei ihrer Stiefmutter vorbeischaut, die seit Jahren krank ist. Bereits wenige Stunden nach Stefanos Ankunft geschieht unter dem Fenster von Don Paolos Zimmer ein Mord: eine Frau wird von einem maskierten Angreifer erwürgt. Am nächsten Tag findet der Pfarrer einen anonymen Drohbrief vor seiner Tür, in dem er zum Schweigen aufgerufen wird, andernfalls würde sein Geheimnis publik gemacht. Es dauert nicht lange und der zweite Mord aus dem Umfeld des erwürgten Mediums geschieht....

Der Schauplatz charakterisiert die Handlung in ihren Grundfesten: Fäulnis und Moder greifen nach den Fassaden, die bisher tapfer standgehalten haben, nach und nach jedoch immer mehr entblößt und beschädigt dastehen. Der Niedergang manifestiert sich in den zurückhaltenden Gesten der Figuren, spiegelt sich in versteinerten Mienen wider und sucht seine Entsprechung in der Besinnung auf das Spirituelle; sei es nun die offizielle Kirche oder der Hokuspokus einer "Berufenen". Wie gering das Zutrauen zu den Behörden ist - gerade im ländlichen Bereich - wird dadurch deutlich, dass ein Verbrechen wie Pädophilie nicht der Polizei, sondern dem Pfarrer gemeldet wird. Der dekadente Vertreter des Adels, der sich kleine Jungen ins Haus holt; die Ortshebamme, die als "Engelmacherin" tätig ist; das Medium, das Geld aus seinem Wissen erpresst und der schizophrene Sohn, der auf dem Dachboden verborgen wird, sind nur einige Episoden in einer Welt der Abschottung und der dunklen Familiengeheimnisse, die bis in den Privatkreis des Pfarrers hineinreichen. Die Kamera weidet sich förmlich an den ansprechenden Lokalitäten; an den dunklen, engen Gassen, den Nebeln, die aus dem Kanal steigen und der Romantik eines flackernden Grablichts auf dem nächtlichen Friedhof. Die Personen werden lange Zeit wie Schachfiguren durch das Labyrinth der subtilen Bedrohung geschoben, bis sich die Schwere der Interieurs auf ihre gequälten Seelen legt und sie ihrer finalen Bestimmung zugeführt werden. Lino Capolicchio, der sich bereits in "Das Haus der lachenden Fenster" (1976) mit den Absonderlichkeiten einer abgeschiedenen Welt befassen musste, findet bei seinem Bruder, den Craig Hill mit empathischer Würde spielt, nicht die erhoffte Ruhe, sondern gerät ins Zentrum brutaler Morde. Der Täter geht systematisch vor und schont weder Mann, noch Frau. Sein Interesse erschöpft sich im Beseitigen unliebsamer Mitwisser oder Zeugen und in der Vernichtung von Beweismaterial. Allein dadurch kristallisiert sich bald heraus, dass es der Zuschauer hier mit einem weitaus komplexeren Fall zu tun hat, der wiederum in der Vergangenheit fußt, wie durch die Erinnerung Stefanos veranschaulicht wird.


Zitat von Laguna - Venedigs Inselwelten, Haymon Verlag, Innsbruck 2002
"Die Venezianer wissen zwar wenig von den Leuten, die auf den Inseln wohnen, aber sie wissen, was sie von ihnen zu halten haben, von den Dieben und Halsabschneidern auf der Giudecca, den Einfaltspinseln auf Pellestrina, den schlichten Gemütern am Lido, den Industrieknechten von Murano und den kulturlosen Streithähnen von Burano."


Antonio Bido zeichnet sowohl für die Idee und das Drehbuch, als auch für die Regie verantwortlich, was man dem Film durchaus anmerkt. Die Geschichte wirkt wie aus einem Guss und präsentiert nicht nur eine grausame Wahrheit aus der Vergangenheit, sondern beginnt ihr teuflisches Mörderhandwerk, ohne sich lange mit Belanglosigkeiten aufzuhalten. Der populäre dramaturgische Griff, die Hauptfigur von Kindheitserlebnissen heimsuchen zu lassen, zeugt vom Tiefgang der Produktion, die mit dem Geistlichen eine Person in den Mittelpunkt stellt, der sich tagtäglich mit Schuld und Verantwortung, sowie mit Sühne und Vergebung auseinandersetzen muss. Er ist die moralische Instanz des Ortes und wird mehr noch als die Polizei um Hilfe und Rat gebeten. Die Tatsache, dass er selbst bedroht wird und sogar Anschläge auf sein Leben verübt werden, sorgt für eine Beklemmung, die geradezu als Gotteslästerung empfunden wird. Die Entschlossenheit des Täters, jeden zu vernichten, der seinem Plan im Wege steht, verleiht dem Giallo Authentizität und webt ein Spinnennetz aus Gefahren, in dem sich die Opfer wie wehrlose Insekten verfangen. Dabei geht der Mörder nicht zimperlich vor; von der Hellebarde bis zum Kaminfeuer lässt sich alles zweckentfremden, was gerade verfügbar ist. Die knisternde Spannung variiert dabei und gipfelt nicht bei jeder Aktion in einem Erfolg, was der Handlung, die sich ausführlich Zeit für Nuancen und Zwischentöne nimmt, sehr zugute kommt. Ebenso werden Schauplätze in Szene gesetzt, die vor allem bei Dämmerung und in der Nacht unheimliche Schatten werfen und in der Phantasie des Publikums mit Gefahr in Verbindung gebracht werden. Der pointierte Einsatz des Tons und der Musik steigert die vorhandenen Stilelemente um ein Vielfaches und unterstreicht die Absicht des Drehbuchs. Die Auflösung überrascht und bedient sich einer eleganten Rückschau, die den Bogen bis zum Mord in der Vergangenheit spannt und in ihren Einzelheiten kaum deduzierbar ist. Die Ungewissheit über die Herkunft der seltsamen Erinnerungen löst sich bei Stefano auf, schafft allerdings neue Probleme und entlarvt das Leben als emotional fragiles und enttäuschendes Perpetuum mobile, was dem Giallo an sich selten ein Happyend beschert.

Dramaturgisch fesselnder und inszenatorisch überzeugender Giallo mit dem natürlich und verletzlich aufspielenden Paar Capolicchio und Casini, sowie einem charismatischen Craig Hill, der den Geistlichen nachhaltig darstellt. Die morbide Poesie der Schauplätze fungiert als stimmiges Schwergewicht und passender Rahmen für das hochwertige Drama. 5 von 5 Punkten

PS: Könnte es sich bei dem Kirchturm, von dem sich der Mörder am Ende in die Tiefe stürzt, um die Basilika Santi Maria e Donato auf Murano handeln?

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