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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.141 mal aufgerufen
 Giallo Forum
Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

22.02.2008 11:07
Im Blutrausch des Satans (1971) Zitat · Antworten

Reazione a catena

IT, 1971
Regie: Mario Bava
Musik: Stelvio Cipriani
Kamera: Mario Bava
Darsteller: Luigi Pistilli, Claudine Auger, Claudio Camaso, Chris Avram, Laura Betti, Isa Miranda u.a.

Inhalt:
Die Geschichte spielt in einem Haus, das sich an einer schönen und idyllischen Bucht befindet. Die ältere Dame Frederica, der das Anwesen gehört und die an einen Rollstuhl gefesselt ist, wird von ihrem Ehemann Filippo brutal aufgehängt. Er lässt es wie Selbstmord aussehen, wird aber danach von einer unbekannten Person niedergestochen. Kurz darauf taucht Filippos Tochter Renata (Claudine Auger) mit ihrem Ehemann Albert (Luigi Pistilli) auf. Sie möchte an das Vermögen von Frederica kommen - egal wie.

An der Bucht treiben sich viele sonderbare Gestalten herum. Einige scheinen mit dem Grundstück ganz andere Interessen zu verfolgen, z.B. ein Insektensammler, eine Wahrsagerin oder Simon (Claudio Camaso), der im Bootshaus wohnt und sich von rohen Tintenfischen ernährt. Was hat Frank (Chris Avram) mit dem Grundstück vor?

Nachdem auch noch vier leichtlebige Jugendliche in der Bucht auftauchen, kommt es zu blutigen Morden. Das Grundmotiv scheint das Grundstück zu sein. Der Blutrausch des Satans ist nicht mehr zu stoppen ...

Mit dem Ende des Films hat wohl keiner gerechnet.

Der Film dient einzig und allein dazu, mehrere bestialische Morde zu zeigen. Diese wirken aber lachhaft. Man kann den Film nicht ernstnehmen. Mario Bavas Kameraführung ist nur teils gelungen. Wenigstens gelingt es ihm ansatzweise, eine morbide Stimmung zu erzeugen. Die Jugendlichen werden mal wieder als sehr dümmlich und sexuell leichtlebig dargestellt, bevor sie blutig zu Tode kommen. Die Titelmusik von Cipriani ist gut geworden. Luigi Pistilli, den ich sehr gerne mag, bleibt hier leider recht blass. Eine besondere Erwähnung verdient Claudine Auger, die man aus "James Bond 007 - Feuerball" kennt. Der überraschende Schluss des Films ist sehr von schwarzem Humor geprägt und wertet den Film etwas auf.

Meine Meinung ist aber: Ein Film, den man sich ansehen und danach ruhig wieder aus dem Gedächtnis streichen kann. Kenner von Mario Bava wissen, dass er viel bessere und stilsicherere Filme gedreht hat. Dennoch besitzt dieser Film bei vielen Fans heute Kultstatus.

Trailer:


MfG
Mike

PS: Dieser Film ist kein Giallo, wenn er auch ein paar Anleihen an dieses Genre hat.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

22.02.2008 12:42
#2 RE: Im Blutrausch des Satans (1971) Zitat · Antworten

Der Film ist das Vorbild vieler US-Slasher. Irgendwie mag ich ihn; man darf ihn (und alle handelnden Personen) nur nicht ernstnehmen! Das Ganze funktioniert wie ein sehr ironischer Slasher-Film. Im Gegensatz zu den bekannten amerikanischen Vertretern - gerade "Freitag, der 13.", der diesen Film als Inspiration nutzte - hat man nie das Gefühl, das Drehbuch meint den ganzen Mist auch noch ernst. Das wird schon nach der Ermordung des ersten Mörders klar! Am härtesten ist aber das Ende - einfach genial!

Die Kameraführung ist recht gut (schöne, stimmungsvolle Aufnahmen der Bucht in der Dämmerung), aber nicht so genial wie in anderen Bava-Filmen (dafür wird zuviel gezoomt!). Die Schauspieler stehen nicht so sehr im Mittelpunkt und eine richtige Hauptrolle oder Identifikationsfigur gibt es auch nicht - alle Personen in dem Film sind überzeichnet!

Ich mag Bavas schwarzhumorige Seite sehr gern, deshalb sehe ich diesen Film und den ähnlich ironischen, aber anders aufgebauten "Hatchet for a Honeymoon" sehr gern an. Kein typischer Bava und nicht sein bester, aber sehenswert! 4 von 5 Punkten.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

30.06.2013 23:28
#3 RE: Im Blutrausch des Satans (1971) Zitat · Antworten



IM BLUTRAUSCH DES SATANS / BAY OF BLOOD / REAZIONE A CATENA (1971)

mit Claudine Auger, Luigi Pistilli, Claudio Camaso, Brigitte Skay, Chris Avram, Anna Maria Rosati und Isa Miranda
ein Film von Mario Bava






»Ist ja geil!«


Die alternde Gräfin Federica Donati (Isa Miranda) und Besitzerin einer idyllisch gelegenen Bucht wird von ihrem Ehemann (Giovanni Nuvoletti) aus Habgier brutal ermordet, da dieser gegen den Willen seiner Gattin, lukrative Baupläne durchsetzen will. Doch dieser Plan geht nicht auf, denn der Graf wird unmittelbar nach der Tat von einem Unbekannten getötet. Dies ist der Auftakt einer Serie bestialischer Morde, die vollkommen zusammenhanglos und willkürlich wirken. Ist ein Wahnsinniger am Werk oder stecken finanzielle Interessen dahinter? In der Bucht wimmelt es vor Verdächtigen, deren Motive Habgier, Rache und Eifersucht zu sein scheinen. Auch der Aberglaube muss herhalten, da die Dorfbewohner an einen alten Fluch glauben, der diesen Blutrausch erklären könnte. Doch wer wird im Endeffekt übrig bleiben..?

»Doch manchmal gibt es ein böses Erwachen - Oder auch gar keins!« Als ich diesen Satz damals in dem spektakulären Trailer zu "Im Blutrausch des Satans" gehört, und die passenden Bilder mit Isa Miranda gesehen hatte, war das Verlangen nach diesem Film so groß, dass ich ihn binnen kürzester Zeit haben musste. Es ist immer riskant, wenn Vorfreude und Erwartung eine derartige Allianz eingehen, denn der jeweilige Film neigt dann schnell dazu, durchzufallen. Da auch im Trailer nur die besten Szenen verwendet wurden, hatte es Mario Bavas Film auf einmal richtig schwer, denn eigentlich ist die bestehende Handlung viel zu dünn, um die Spiellänge vollends auszufüllen. Aus diesem Grunde mussten Effekte her, die in diesem Werk hinsichtlich des Produktionsjahres beinahe revolutionär erscheinen, und die wirklich überaus packend dargestellt wurden, sogar noch für heutige Verhältnisse. Gut, wenn man sich darauf einstellt, dass man einfach nur wildes Gemetzel zu sehen bekommen wird, und nicht anfängt, nach irgendwelchem Tiefgang zu schnüffeln, dann ist "Im Blutrausch des Satans" aus diversen Gründen tatsächlich ein gefundenes Fressen, und eines von Mario Bavas unterhaltsamsten Werken. 'Bay of Blood' ist wohl mehr Slasher als Horror, mehr Horror als Giallo, aber wirklich rundum etwas merkwürdig Besonderes, so dass dieser Film heute Kultstatus genießt.

Die Besetzung sieht auf den ersten Blick nicht nur besonders ungleich aus, sie bestätigt diesen Eindruck auch im Handumdrehen. Da wirklich keine der Rollen besonders ausgiebig angelegt ist, könnte man von einem Fließband von teils namhaften Nebenrollen sprechen, doch keine überzeugt vollkommen, so dass hier ausschließlich persönliche Vorlieben bezüglich der Darsteller für erfreuliche Akzente sorgen können. Zu jener Zeit besetzte man Claudine Auger des großen Namens wegen besonders gerne und besonders verschwenderisch. Was sie hier leistet, hätte jede andere Darstellerin ebenso gut abspulen können. Auger wirkt beinahe gelangweilt und man braucht nicht weiter zu diskutieren, denn sie ist ausschließlich die Besetzung für das Auge in dieser Produktion. Luigi Pistilli und Chris Avram, normalerweise Garanten für relativ kantige Darstellungen, schließen sich in dieser Beziehung an, wenn auch diskreter. Claudio Camaso ist stets ein erfreulicher Gast in unterschiedlichen Filmen, und darf hier für ein bisschen Skepsis und Verwirrung sorgen. Merkwürdig erscheint zunächst die Partizipation von Brigitte Skay, die es im italienischen Film aber sogar auf ein paar Hauptrollen brachte. Sie spielt das nymphomanische Party-Luder hier eher bescheiden und sie wirkt wie eine einschlägige Karikatur, hatte aber eine ziemlich derbe Abschlachtungsszene zum Besten zu geben, was jedoch die meisten Darsteller ebenfalls von sich behaupten dürfen. Hier zu nennen ist unbedingt die Ermordung der Gräfin, alias Isa Miranda, die einem unendlich lange und schrecklich brutal vorkommt. Miranda sehe ich stets gerne da sie es schafft ihren vornehmlich älteren Damen krude Anstriche und selbstsichere Noten zu geben.

Inszenatorisch gesehen hat Mario Bava stilvollere Arbeiten anzubieten. Was daher hier auffällt, ist die relativ einfallslose Kamera-Arbeit, leider fehlt es außerdem an Farben-Prunk und viele Sequenzen sind viel zu dunkel geraten, was sicherlich die Atmosphäre unterstreichen sollte, aber das Sehvergnügen nicht gerade immer begünstigt. Im Grunde genommen bekommt man es in dieser Sause nur mit Aneinanderreihungen von Szenen zu tun, die möglichst deftig mit den Nerven der Zuschauer spielen sollten. Die Handlung ist vollkommen untergeordnet und die Dialoge sind einfältig oder belanglos, so dass es in dieser Beziehung selten einmal zu Aufsehen erregendem kommt. Wenn man sich im Klaren darüber ist, was man hier schließlich bekommt und was man eigentlich sehen will, ist das einfache Konzept des Films beinahe wieder sensationell. Stelvio Ciprianis Musik sorgt für unterschiedliche Spannungen und Atempausen und untermalt das Geschehen stets markant und sicher, auch die schnellen Schnittfolgen tragen zu einer spannenden Atmosphäre bei, wenn sich auch immer mal wieder blutleere Sequenzen einschleichen. Mit dem Ende des Films habe ich immer schon gewisse Probleme gehabt. Einerseits sorgt diese finale Szene bei der ersten Sichtung für eine große Überraschung, jedoch wirkt es auf mich so, als habe sich die Regie selbst zurück gepfiffen, um einen unrealistischen Charakter des Films zu präsentieren, falls er vom Zuschauer in seiner Exposition als zu hart aufgenommen wurde. Man kann insgesamt sagen, dass sich diese passive Berieselung durch Brutalität, Gewalt, Sadismus, Mord und Totschlag für Anhänger der Genre-Fragmente doch lohnt, und ich persönlich sehe "Im Blutrausch des Satans" immer wieder einmal gerne, da es sich um einen der wenigen Filme handelt, die ich so gerne sehen wollte, und damals vor Ungeduld beinahe geplatzt bin.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2017 20:45
#4 RE: Im Blutrausch des Satans (1971) Zitat · Antworten



Im Blutrausch des Satans (Reazione a catena / A Bay of Blood)

Horrorthriller, IT 1971/72. Regie: Mario Bava. Drehbuch: Mario Bava, Joseph McLee (d.i. Giuseppe Zaccariello), Filippo Ottoni (Story: Dardano Sacchetti, Franco Barberi). Mit: Claudine Auger (Renata), Luigi Pistilli (Albert), Leopoldo Trieste (Paolo), Laura Betti (Anna), Chris Avram (Frank Ventura), Anna Maria Rosati (Laura), Claudio Volonté (d.i. Claudio Camaso) (Simon), Isa Miranda (Gräfin Federica Donati), Giovanni Nuvoletti (Filippo Donati), Brigitte Skay (Brunhilde) u.a. Uraufführung (IT): 8. September 1971.

Zitat von Im Blutrausch des Satans
Nicht nur die Gräfin und ihr Mann in der Villa über der Bucht sterben auf brutale Weise, auch eine Gruppe junger Abenteurer findet ein schreckliches Ende. Welcher unsichtbare Mörder treibt rund um das abgeschiedene Gewässer sein Unwesen? Renata und Albert, die Erben der Villa, greifen dem Täter kräftig unter die Arme, als sie sich von den immer zahlreicher auftauchenden Leichen in die Enge getrieben und ihre Pläne, das Land zu Geld zu machen, gefährdet sehen. Doch sind auch sie gegen würgende Hände, Sense, Axt und Schere immun?


Regisseure bleiben oft nicht für ihre ambitioniertesten oder gar besten Filme in Erinnerung und sicher ist es ein wenig schade, dass Mario Bava vielen hauptsächlich für den Untoten-Unfug „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ und den hier vorliegenden Slasher ein Begriff ist, wo sein Werk doch einige feinsinnigere und handwerklich anspruchsvollere Thriller umfasst. Dass fünf Personen an Story und Drehbuch mitarbeiteten, merkt man nicht wirklich, denn die Handlung von „Im Blutrausch des Satans“ wirkt auf den Zuschauer zunächst wie eine fadenscheinige Entschuldigung dafür, fast alle Filmfiguren auf verschiedene bestialische Weisen ums Leben kommen zu lassen. Leider sind es gerade diese Effekte, die Bava ja bekanntermaßen mit großer Fantasie und Fachkenntnis beherrschte, die den ganzen Reiz des Streifens auszumachen scheinen. Zwischen den Mordszenen tut sich nicht viel, die Dialoge sind sparsam und oberflächlich, es werden keine wirklich zentralen Figuren eingeführt oder gar solche, mit denen man sich identifizieren könnte.

Insofern muss man leider tatsächlich konstatieren, dass man diesen Film keinesfalls sehen sollte, wenn man auf ein darstellerisch hochwertiges Stück aus ist. Was von den teilweise recht prominenten Namen (Claudine Auger, Luigi Pistilli, Laura Betti, Chris Avram) geboten wird, ist nichts, was in irgendeiner Weise anspruchsvoll oder nachhaltig wäre, wenngleich auch keine eklatanten schauspielerischen Ausfälle zu verzeichnen sind. Für gutes Mittelmaß sorgte sicher nicht zuletzt das angewandte Produktionsverfahren, alle Szenen mit Dialogen doppelt zu drehen (einmal auf Englisch und nochmal auf Italienisch), obwohl man am Ende sowieso wieder eine Nachsynchronisation drüberbügelte.



Ich war geneigt, „Im Blutrausch des Satans“ als eine uninteressante Belanglosigkeit abzutun, deren einzige wirklich für die Produktion sprechende Punkte die stimmungsvollen Naturaufnahmen an der im Mittelpunkt stehenden Bucht (ein stellenweise wildromantisches, dann wieder dreckig-matschiges Wald-Wasser-Morast-Abgelegenheitsgefühl stellt sich beim Sehen durchaus ein), die hervorragende Musik von Stelvio Cipriani und Brigitte Skays Bereitschaft, bei Januartemperaturen nackt baden zu gehen, sind. Wer jedoch nicht dem naheliegenden Bedürfnis nachgibt, das Gesehene als bloßen Sex and Violence-Schund abzutun, wird entdecken, dass Bavas Film darüber hinaus weit mehr faszinierende Facetten beinhaltet. Bava-Forscher Tim Lucas weist darauf hin, dass die über Kreuz begangenen Morde und einzelne Charaktere Vergleiche mit Shakespeare-Klassikern wie „Macbeth“ erlauben, während andere Filmfreunde die Haupttäterschaft keinem der zweibeinigen Protagonisten, sondern vielmehr der „Bucht des Blutes“, einer Art übernatürlichem Selbstschutz der Natur, zuschreiben. Ein ausführliches Essay aus den ehemaligen IMDb-Foren sollte man durchaus einmal gelesen haben, wenn man auf Überinterpretationen von Unterhaltungsfilmen nicht allergisch reagiert. Der Autor stellt seine Argumentationskette glaubhaft dar: In der Tat verfügt der Film über eine ausgeprägte ökologische Botschaft, die sich – unkonventionell umgesetzt in Form einer Rache an allen, die sich aus taktischen Gründen an der ungestörten Landschaft der Bucht vergreifen wollen – bestens mit der Erzählstruktur und den verschachtelten Erläuterungen der Taten verträgt. Und plötzlich fragt man sich dann, ob nicht doch alle fünf Scriptmitarbeiter ihre kreativen Spuren am „Blutrausch des Satans“ hinterlassen haben und ein hochkomplexes Gespinst auf kunstvolle Weise ganz simpel aussehen ließen ...

Freilich helfen nachträgliche Analysen dem Gesamteindruck nur wenig nach. Wenn ein Film aus sich heraus nur mit plakativem Blutvergießen zündet, muss man den Verantwortlichen eben den Vorwurf machen, sie hätten ihre tiefgründigere Botschaft – so es eine solche gibt – nicht deutlich genug zum Ausdruck gebracht und sich zu sehr auf die Wirkung eingeschlagener Schädel, abgehackter Köpfe, aufgespießter Liebespaare oder erhängter Rollstuhlfahrerinnen verlassen. Insofern ist „Im Blutrausch des Satans“ eben auch am besten für diejenigen Filmfans geeignet, die sich von derartigen Szenen unterhalten lassen wollen und die auch zwischenzeitlich angedeutetem Tierhorror mit Tintenfischen und Kakerlaken nicht abgeneigt sind. Andere können durchaus auch einen Blick riskieren, sollten aber nur wegen des Rufs des Films oder seines Regisseurs nicht mit zu hohen Erwartungen herangehen.

Das Wasser der Bucht hat sich zwar noch nicht rot verfärbt, die von Bava fachmännisch dargebotene Gewalt rechtfertigt aber fraglos alle noch so reißerischen Filmtitel. Ohne besonderes Feingefühl wird gemetzelt, was das Zeug hält. Die Taten schlagen trotz ihrer expliziten Machart nicht auf den Magen, weil man keine Beziehung zu irgendeiner der Figuren aufbaut. 3 von 5 Punkten. Am lohnenswertesten sind die düsteren Landschaftsbilder und die verträumte Musik.



Die DVD von ArrowDrome (UK-Import): Der lobenswert restaurierte 1,85:1-Transfer bringt sowohl die kühl-blauen als auch die erdig-braunen Farben des Films gut zur Geltung. Die Laufzeit beträgt 80 Minuten 35 Sekunden und entspricht damit offenbar der der ungekürzten M.I.B.-Auflage. Leider enthält die ArrowDrome-Fassung im Gegensatz zur ArrowVideo-Doppel-DVD nur die englische Filmversion, die allerdings von einem gelungenen Audiokommentar von Tim Lucas und von optionalen englischen Untertiteln begleitet wird. Obwohl „A Bay of Blood“ kein dialoglastiger Film ist, kommen die Untertitel wie gerufen, denn die englische Tonspur ist nicht die beste: Einige Stellen sind unverhältnismäßig laut, während andere Dialoge kaum zu verstehen sind. Ein eher oberflächlicher Überblick über die große Thematik „Bava & Grindhouse“ wird in einer Featurette mit Joe Dante angerissen; mehr ins Detail geht das 20-minütige Making-of „Bay of Bava“. Verschiedene Film- und Radiotrailer und ein Booklet vervollständigen das Paket. Positiv hervorzuheben im Vergleich mit den langweiligen Blu-ray-light-Menüs anderer Arrow-DVDs sind die diesmal passend zum Film gestalteten Menütafeln.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

05.08.2017 21:20
#5 RE: Im Blutrausch des Satans (1971) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Bay of Blood - Twitch of the Death Nerve" (Italien 1971)
mit: Claudine Auger, Luigi Pistilli, Claudio Volonté, Anna M. Rosati, Chris Avram, Leopoldo Trieste, Laura Betti, Brigitte Skay, Isa Miranda, Paolo Rubens, Guido Boccaccini u.a. | Drehbuch: Mario Bava, Joseph McLee, Filippo Ottoni nach einer Geschichte von Dardano Sacchetti und Franco Barberi | Regie: Mario Bava

Gräfin Federica weigert sich, ihren Landbesitz an einer einsam gelegenen Bucht an den Grundstücksmakler Frank Ventura zu verkaufen. Kurz darauf wird sie von ihrem Ehemann Filippo Donati ermordet. Er täuscht einen Selbstmord vor, fällt aber selbst einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Als sich seine Tochter Renata um das Erbe kümmern will, geschehen weitere Morde....

Als "schwarze Komödie über die menschliche Gier" wird Mario Bavas Film von der Marketingabteilung der Firma Astro-Film bezeichnet und es dauert lange, bis diese Zuordnung Sinn ergibt. Mit Ausnahme des ersten Mordes scheint man es mit einem Täter zu tun zu haben, der seine Opfer wahllos aussucht und dort zuschlägt, wo die Ruhe der Bucht gestört wird. Nicht ohne Grund gönnt man dem Publikum nach jedem Gemetzel Momente der Beschaulichkeit und dehnt sich die Naturschönheit in ihrer ganzen Breite vor dem Auge des Betrachters aus. Fast zärtlich, wie als Zeichen einer Rechtfertigung für die Vernichtung menschlichen Lebens, ertönen beruhigende Klänge und wogen die Halme am Seeufer im Sonnenuntergang. Immer wieder fängt die Kamera Bilder großer Schönheit ein. Brigitte Skays rotes Haar leuchtet in der Sonne und das blaue Wasser im Hintergrund schmiegt sich an den Holzsteg. Die in rascher Abfolge stattfindenden ersten fünf, sechs Morde nimmt der Zuseher fast gleichmütig zur Kenntnis, scheinen sie doch keinem konkreten Zweck zu dienen, sondern nur als Anschauungsunterricht für die Brutalität selbst in einer so idyllischen Umgebung zu dienen. Erst langsam kristallisiert sich der Zusammenhang zwischen den Bluttaten heraus und bekommt die Handlung Struktur. Der perfide Plan zur Beschleunigung einer lukrativen Erbschaftsangelegenheit, bei der jede Partei das größte Stück des Kuchens haben möchte, entfesselt eine Reihe von Morden auf Seiten derer, die in gutem Glauben gekommen waren. Skrupel werden über Bord geworfen und der Zweck heiligt die Mittel, selbst bei jenen, die sich bisher im Hintergrund gehalten und bescheiden auf den Lauf des Schicksals gewartet haben.



Die 13 Morde übertünchen in ihrer Plakativität die kleinen Porträts menschlicher Beziehungen, die sich anhand der Protagonisten in all ihren Spielarten zeigen. Die stolze, an den Rollstuhl gefesselte ältere Frau, deren Mann Affären pflegt und sie wegen ihrer körperlichen Beschränkung verachtet; der Insektenforscher, dessen zärtliche Aufmerksamkeit nur mehr seinen Käfern gilt; seine esoterische Frau, deren große sexuelle Energie in die Beschäftigung mit der Zukunft und ihren Plagen mündet; der virile Grundstücksmakler und seine zweifelnde Sekretärin; das Hippie-Quartett, das unverbindlich Spaß haben will und sich einen Spielplatz für seine Ausgelassenheit sucht und das Ehepaar Renata und Albert, dessen Ehrgeiz wie eine Lawine zu Tal stürzt und alles auf ihrem Weg mitreißt. Sie alle werden für ihr Treiben bestraft, wobei Mario Bavas augenzwinkernde Genugtuung förmlich zu spüren ist. Dies zeigt sich vor allem im Finale, das den Kontrast zwischen Leben und Tod so leichtfüßig und melodisch inszeniert, dass das Grinsen des Regisseurs förmlich spürbar ist. Nichtsdestotrotz zeigt sich deutlich, dass "Bay of Blood" ein B-Picture ist und diese Herkunft während der gesamten Laufzeit nicht abschütteln kann. Wirklich identifizieren kann sich der Zuschauer mit keinem der Charaktere, zudem greift der Film tief in die Schockeffektekiste und präsentiert neben glitschigen Tintenfischen auch sprudelnde Blutfontänen, die sich wahlweise aus Wunden oder Mündern ergießen. Zartbesaiteten Filmfreunden sei von so viel Grausamkeit abgeraten; wer die Tricks nicht ernst nimmt, kann einen Blick riskieren, wobei sich die Laufzeit von 84 Minuten als ausgewogen erweist und sich Längen kaum einstellen.

Kurzweilig und interessant für alle Giallo-Freunde, bedient der Film das Publikum der Autokinos, das zwischen Popcorn und Knutschen wohl wenig verpassen sollte. Der heutige Zuschauer schätzt den Kultstatus des in Deutschland beschlagnahmten Films und den schwarzen Humor, den Bava nicht ohne Schadenfreude präsentiert. 2,75 von 5 Punkten

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