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Blap Offline




Beiträge: 1.128

05.09.2012 00:01
#4921 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten


Jess Franco Gold Collection, Frontansicht des Schubers



Barbed Wire Dolls (Schweiz 1975, Originaltitel: Frauengefängnis)

Stockhiebe und Stromschläge, Lina und Martine in Not

Die Direktorin (Monica Swinn) eines Frauenzuchthauses führt ein strenges Regiment, harte Bestrafungen und Folter gehören für die Insassinnen zum schrecklichen Alltag. Carlos Costa (Paul Muller) fungiert als williges Helferlein der sadistischen Chefin, der ehemalige Krankenpfleger gibt sich -geduldet von der Direktorin- als Arzt aus, behandelt die Frauen gemäß seiner persönlichen Vorlieben. Auch Maria (Lina Romay) muss ihre Strafe in dieser Hölle auf Erden antreten, sie wurde als Mörderin des eigenen Vaters verurteilt. Schnell lernt Maria die Grausamkeit der Verantwortlichen kennen, nach ausgiebiger "Stromtherapie" steckt man die junge Frau zu Pompadour (Peggy Markoff) und der wirren Rosario (Beni Cardoso). Pech für die bisherige Zellenbewohnerin Bertha (Martine Stedil), die nun ihrerseits in die Foltermühle der Direktorin gerät. Sehr unangenehm, denn Frau Direktorin und ihr schleimiger Erfüllungsgehilfe sind momentan ausgesprochen nervös. Ein Beschwerdebrief aus den Reihen der Gefangenen erreichte den Gouverneur, nun warnt der Inselboss vor eventuellen Maßnahmen seitens höherer Schaltstellen...

Jess Franco war in vielen Genres aktiv, seine Beiträge zum Thema WIP (Women in prison) sollten Freunde dieser Gangart ansprechend unterhalten. Hier mangelt es nicht an nackten Tatsachen und geschmacklosen Gewaltdarstellungen, allerdings drückt Franco beim Thema Sex das Gaspedal nur halb durch. Ausufernde Rödelszenen sind nicht zu finden, schlichte Nacktheit mit gepflegt bärigen Momenten (Fingerspiele inklusive) dominiert das Spielfeld der Gelüste. Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras, uns erwartet daher ein recht malerisches Umfeld, der übliche Kontrast zwischen Knast-Terror und anmutiger Landschaft. Jess Franco setzt geschickt Ausrufezeichen, so mutet ein Geständnis der perversen Direktorin überraschend an, eine aus dem Nichts kommende Ab­s­t­ru­si­tät, wundervoll. In einer Rückblende sehen wir Lina Romay und Jess Franco, der liebe Jess taucht als Linas Filmvater auf, in Zeitlupe taumelt man dem Abgrund entgegen. Bizarr und nachhaltig wirkend, irgendwo zwischen grosser Kunst, Schund und Schludrigkeit, dafür liebe ich Jess Franco! Damit nicht genug, den dicksten Paukenschlag gibt es pünktlich zum Finale. Wie eine Dampframme wühlt die Boshaftigkeit in meinen Eingeweiden, meine arme Lina, böser Jess!

Lina Romay verstarb leider im Februar 2012, Francos Muse und Frau erlag im Alter von nur 57 Jahren einem Krebsleiden. Wie üblich zeigt sich Lina freizügig, bleibt über weite Strecken erstaunlich passiv und wird durch den Wolf gedreht. Mhhm, ich hänge an ihren Augen und sämtlichen Lippen, was für eine Frau! Martine Stedil ist ein mehreren Franco-Streifen der "Dietrich-Phase" zu sehen (Jess Franco drehte in den Jahren 1975-77 für den Schweizer Produzenten Erwin C. Dietrich), an Linas Seite ist die hübsche Blodine eine reizende Bereicherung. Monica Swinn sorgt als Direktorin für manchen Schmunzler, korrekte Dienstkleidung besteht aus Hot Pants oder Dessous, durchs Monokel starrt das Auge des Schreckens auf die übrigen Damen herab. Peggy Markoff öffnet ausdauernd ihre Schenkel, kommt aber unglücklicherweise nicht so recht zum Zuge, das Knastleben ist hart und trocken. Beni Cardoso klappert im Wahn durch das Treiben, Gesichtsruine Eric Falk gibt den lüsternen Folterknecht (zum Glück bleibt uns diesmal der Anblick seines kleinen Freudes erspart). Paul Muller gehört sowieso zum Inventar, linkisch und gleichzeitig verschlagen schleimt und schlottert er umher. Damit genug zu den Damen und Herren vor der Kamera, Francos kleinen Auftritt habe ich bereits gewürdigt, knuffiger Taumel des Todes.

"Frauengefängnis" brennt ein Feuerwerk geschätzter Klischees ab, pfiffige Einschübe und das barsche Ende sorgen für zusätzliche Würze. Stimmungsvolle Musik untermalt den Streifen, die Kamera wurde vom Chef persönlich bedient, Jess Franco liebt die Frauen und ich liebe Jess Franco. 77 Minuten wie ein Wimpernschlag, die Sause drückt zu jeder Zeit die richtigen Knöpfe in meiner Schaltzentrale. Wer mit Francos Schaffen nicht viel anfangen kann und WIP sowieso nicht zu schätzen weiss, der findet hier keinen geeigneten Einstieg in die prächtige Welt des Spaniers.

Neben "Frauengefängnis" enthält die Box sieben weitere Ergüsse des umtriebigen Filmemachers (allesamt Erwin C. Dietrich Produktionen):

• Jack the Ripper
• Blue Rita (Das Frauenhaus)
• Love letters of a portuguese Nun (Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne)
• Ilsa the wicked Warden (Greta - Haus ohne Männer)
• Women in Cellblock 9 (Frauen für Zellenblock 9)
• Voodoo Passion (Der Ruf der blonden Göttin)
• Wicked Women (Frauen ohne Unschuld)

Für Fans Plicht, mutige Einsteiger dürfen ebenfalls zugreifen.

Guter WIP-Stoff. Kein Fall für die Franco-Spitze, für dicke 7/10 reicht es locker.

Lieblingszitat:

"Deine Haut macht mich heiss wie Pfeffer!"

***

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Blap Offline




Beiträge: 1.128

05.09.2012 23:28
#4922 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten


Blu-ray von Redemption (USA)



Virgin Witch (Großbritannien 1971, Originaltitel: Virgin Witch)

Hexen & Möpse und eine Dosis Liebe

Christine (Ann Michelle) und ihre Schwester Betty (Vicki Michelle) machen sich auf den Weg nach London, die ehrgeizige Christine träumt von einer Karriere als Model. Freundlicherweise bietet Johnny (Keith Buckley) den jungen Damen ein Mitfahrgelegenheit, überdies sorgt er für Unterkunft in der englischen Hauptstadt. Betty und Johnny fühlen sich zueinander hingezogen, Christine stösst derweil auf eine vielversprechende Modelagentur, deren Chefin Sybil Waite (Patricia Haines) findet sofort Gefallen an der schönen Nachwuchskraft. Geschickt lockt Sybil ihre neue Entdeckung raus aufs Land, übers Wochenende soll auf einem abgelegenen Landgut ein Fotoshooting stattfinden. Betty begleitet ihre Schwester, obschon sie Johnny bald vermisst. Ohne Schwierigkeiten wickelt Christina den Fotografen Peter (James Chase) um den Finger, Sybil kocht vor Eifersucht. In der ungewohnten Umgebung beschleichen Betty Unsicherheit und Angst, dem zuvorkommenden Gutsherrn Gerald (Neil Hallett) gelingt es jedoch das Mädchen zu beschwichtigen. Tatsächlich ist Betty nicht grundlos beunruhigt, Gerald, Sybil und andere Gestalten frönen einem Hexenkult und zelebrieren magische Rituale. Christine ist sofort Feuer und Flamme, sie will unbedingt an der nächtlichen Zeremonie teilnehmen ...

Ray Austin inszenierte einen wunderschönen Trip, die jungfräuliche Hexe kommt als zarter Rausch aus Erotik, Grusel, Psychedelic und Romantik daher, ab und an streichelt ein winziger Hauch Jean Rollin meine Seele. London pulsiert kurz vor meinen Augen, schon geht es ab ins Grüne, stattliches Herrenhaus inklusive. Geschickt nimmt der Anteil der "Gruselelemente" nach und nach zu, verschmilzt mit der omnipräsenten Erotik zu einem wonnevollen Trip. Erwartet nun bitte keine Orgie aus Sex und Gewalt, ich wähle ganz bewusst das Wort Erotik, weiterhin ergehen sich die "typischen Horrormomente" nicht in Blut und Gedärm. Als wäre Anblick der äusserst reizvollen Michelle-Schwestern nicht bereits ein dauerhafter Orgasmus der Sinnlichkeit, gipfelt das stilvolle Treiben in den Zeremonien der Hexenfreunde. Erotik und Okkultismus gehen eine grandiose Symbiose ein, ich vermag meine Begeisterung kaum noch in geeignete Worte zu kleiden, verliere vor lauter Glückseligkeit nahezu die Contenance!

Stars dieser kleinen Prachtsuhle sind freilich Ann Michelle und ihre Schwester Vicki. Ann zeigt uns Christine als dominanten und zielstrebigen Charakter, später offenbart Christine abgründige Eigenschaften, ich will nicht zu viel verraten. Ann Michelle kann bei Bedarf übrigens herrlich böse aus der (meist abgelegten) Wäsche schauen, Gruselpower in der schönsten Sorte. Betty lehnt sich ungern gegen ihre Schwester auf, ängstlich und unschuldig gleitet sie tiefer und tiefer in den drohenden Schlund, bei aller Zaghaftigkeit fraglos kokett bis zum Anschlag. Angenehmerweise dürfen wir die Reize der Damen immer wieder bewundern, die Nacktheit transportiert wohlige Wolllust abseits vulgärer Auswüchse. Patricia Haines punktet mit herber Attaktivität, ihre lesbischen Gelüste nehmen einen verhängnisvollen Weg. Die "Täterin" wird in die Rolle des Opfers gezwungen ... oder vielleicht doch nicht (überprüft es auf eigene Faust, es lohnt sich). Neil Hallett gibt den aristokratisch angehauchten Mann von Welt, James Chase gerät in Ann Michelles Bann. Keith Buckley sorgt in der entscheidenden Phase für Wirbel, Liebe verleiht Flügel (oder zumindest Mut). Damit will ich meine kurzen Anmerkungen zu den Darstellern beschliessen, Ann und Vicki agieren großartig, die spröde Patricia Haines liefert eine nicht minder starke Vorstellung ab.

"Virgin Witch" atmet den Zeitgeist der späten sechziger / frühen siebziger Jahre durch jede lüsterne Pore seiner samtigen Haut! Ein Schmelztiegel bester Zutaten, ein Schätzchen für Geniesser, ein Fest für Jünger erotisch-okkulter Glückseligkeit!

An der BD aus den USA habe ich nichts zu meckern, der Film kommt in ansprechender Verfassung auf den Bildschirm. Im Bonusbereich findet der Betrachter diverse Trailer und eine Bildergalerie.

Wie soll ich diesen himmlischen Leckerbissen in das Zahlenraster der Verdammnis packen? Es bereitet mir Qualen, zunächst belasse ich es bei dicken 8/10 (sehr gut) und addiere in Gedanken zehn Millionen Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!

Lieblingszitat:

"There are some people, who are born to be witches. Born with special powers. You are one of them!"

***

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Blap Offline




Beiträge: 1.128

06.09.2012 23:14
#4923 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten





Blood Beach - Horror am Strand (USA 1980, Originaltitel: Blood Beach)

Horror am Strand? Albernheiten im Sand? Abgeschalteter Verstand?

Küstenwächter Harry Caulder (David Huffman) ist beunruhigt, an "seinem" Strand scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Eines Morgens verschwindet die freundliche Ruth Hutton (Harriet Medin) spurlos und unerklärbar. Wenige Sekunden zuvor hatte Harry noch ein paar Worte mit seiner ehemaligen "Fast-Schwiegermutter" gewechselt, nun scheint sie wie vom Sandstrand verschlungen. Ruths Tochter Catherine (Marianna Hill) reist an, trotz der Sorge um die verschollene Mutter knistert es erneut zwischen der jungen Frau und Harry. Langsam aber unaufhaltsam kommt der Terror am Strand auf Touren! Es erwischt den Hund der verloren gegangen Dame, man findet am Strand lediglich den abgetrennten Kopf des Tieres. Lieutenant Piantadosi (Otis Young) und sein Partner Sergeant Royko (Burt Young) ermitteln, sie können auf Harry Caulders Unterstützung bauen. Dennoch kommt die Polizei nicht voran, der zuständige Captain Pearson (John Saxon) macht seinen Leuten Feuer unter dem Hintern. Es kommt zu weiteren Attacken aus dem Sand, mehr und mehr Verletzte und Tote sind zu beklagen ...

Monster! Welch ein liebliches Wort, seltsame Gestalten aller Art begleiten mich seit meiner Kindheit (nein, ich meine nicht meine Familie). In jungen Jahren wurde meine Liebe zu Godzilla und allem möglichen sonstigen Gezücht geweckt, daher stehen alle Werke mit Monstern auf meinem Speiseplan des Schreckens. "Blood Beach" ist ein Monsterfilm ohne sichtbares Monster, nur kurz wird uns gegen Ende ein Blick auf das Ungetüm gegönnt. Klar, das Unbekannte kann reizvoll sein und die Phantasie anregen, hier funktioniert diese Maßnahme jedoch nicht wirklich. Nein, der Strandhorror hat andere "Qualitäten" im Angebot. Kreative Kameraarbeit, zupackender Score, intensive Gruselstimmung? Nicht die Bohne, vergesst es! Regisseur Jeffrey Bloom lässt sein Baby ohne Höhepunkte plätschern, Kameramann Steven Poster scheint teilweise hinter seinem Arbeitsgerät eingeschlafen zu sein, das Drehbuch vertraut auf einige Füllszenen, streckt das Treiben auf Spielfilmlänge. Ergo ist "Blood Beach" ein Fall für die Tonne, ein Häuflein erbärmlicher Sondermüll aus der Schundlade? Müllig durchaus, Schundlade irgendwie auch, aber auf liebenswerte Art unterhaltsam. Selbst bei einem Süchtling wie mir funktioniert der Trick nach dem Motto "extrem schlecht, daher schon wieder gut" nicht immer, mir scheint dieser Stempel hier auch nicht ganz passend. Woher rührt die zarte Zuneigung? Kurze Erläuterung im nächsten Absatz ...

Freude spendet das Ensemble, die etwas flügellahme Schonganghalbsause punktet massiv mit knuffigen Auftritten knuffiger Typen. Für erhöhten Unterhaltungswert sorgt in diesem Zusamenhang die deutsche Kinosynchronisation, die zwar nicht wüst und völlig überdreht aus der Kiste hüpft, aber mit kleinen Beklopptheiten immer wieder ein Lächeln auf meine Fratze zaubert. Herzbuben des Films sind John Saxon und Burt Young. Saxon tritt lästigen Lokalpolitikern verbal in den Arsch, verbindet Einläufe für seine Untergebenen mit ausladenen Ausführungen philosophischer Natur auf Gossenniveau, grandios! Burt Young -wer kennt nicht Rockys dämlichen Schwager Paulie- sondert mit erstaunlicher Ausdauer nörglerischen Schwachsinn ab, bringt als Sergeant Royko die Kollegen auf die Palme (unfassbar die Befragung der Gattin eines Vermissten, während der Royko sich freundlich zeigt und die Dialoge neue Maßstäbe bezüglich hirnloser Sülzerei setzen). Bereits John Saxon und Burt Young sind Grund genug den Streifen zu mögen, also gebt euch einen kleinen Ruck, es schmerzt nicht allzu heftig. Hauptdarsteller David Huffman bleibt blass, Marianna Hill ergänzt ihren Filmlover in der Disziplin Belanglosigkeit. Otis Young steht den wahren Stars John Saxon und Burt Young kaum nach, sein Lieutenant Piantadosi darf sich kontinuierlich an Sergeant Roykos göttlichen Weisheiten ergötzen. Stefan Gierasch ergeht sich in der Rolle des Dr. Dimitrios in grotesken Theorien, nagt am Nervenkostüm des Captains. Damit genug, die wichtigsten Akteure haben eine kleine Würdigung erfahren.

Ein Monsterfilm (fast) ohne Monster, ein Horrorfilm ohne Atmosphäre, Spannung Fehlanzeige, ein Schundfilm ohne hysterische Ausbrüche. Kann das funktionieren? Naja, überzeugend flutscht gar nichts, doch seltsamer Charme ist dem Flick nicht abzusprechen. Ich übernehme keine Haftung für unangenehme Nebenwirkungen und Mikrofone im Bild.

Die DVD von Jam geht in Ordnung, der Film liegt ungekürzt und in brauchbarer Qualität vor. Im Bonusbereich findet der Käufer eine entfallene Szene und eine Bildergalerie, hinzu kommen diverse Trailer. Flatschengeplagte dürfen sich über das Wendecover freuen. Fast hätte ich ein wichtiges Detail unterschlagen. Auf der Scheibe findet ihr die starke Kinosynchro, die schwächere TV-Synchro und den englischen Originalton.

Hm, ich möchte 6/10 (obere Mittelklasse) ziehen, mir hat "Blood Beach" Spass gemacht. Bewertungen unterhalb dieser Marke erscheinen mir nachvollziehbar, ich warnte bereits vor Nebenwirkungen.

Lieblingszitat:

"Wir haben den Pimmel von dem Typen gefunden!"

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Blap Offline




Beiträge: 1.128

08.09.2012 10:50
#4924 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Nachtrag zum "Frauengefägnis" aka "Barbed Wire Dolls":

Zitat von Das Blap™
Laut Vorspann entstanden die Außenaufnahmen in Honduras



Das sehr informative und unterhaltsame Buch "Mädchen, Machos und Moneten" verrät den tatsächlichen Spielplatz:

"Natürlich entstanden die Außenaufnahmen nicht, wie im Vorspann unverfroren behauptet, auf Honduras, sondern in Südfrankreich ..."

Wer sich für die Umtriebe des Herrn Erwin C. Dietrich interessiert -oder gern gut geschriebene Bücher zum Thema Filmgeschäft liest- sollte die Anschaffung dieser Veröffentlichung in Betracht ziehen! Selbstverständich wird auch Francos Schaffen (1975-77) für Dietrich in einem Kapitel gewürdigt, das Vorwort zum Buch verfasste Jess Franco!

Bei "Klang & Kleid" ist der vorzügliche Lesestoff zum lachhaften Preis von 15€ zu bekommen, ansonsten sind meist zwischen 30-50€ fällig (die der Titel locker wert ist)!

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StefanK Offline



Beiträge: 936

09.09.2012 18:01
#4925 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Blap im Beitrag #


Wer sich für die Umtriebe des Herrn Erwin C. Dietrich interessiert -oder gern gut geschriebene Bücher zum Thema Filmgeschäft liest- sollte die Anschaffung dieser Veröffentlichung in Betracht ziehen! Selbstverständich wird auch Francos Schaffen (1975-77) für Dietrich in einem Kapitel gewürdigt, das Vorwort zum Buch verfasste Jess Franco!

Bei "Klang & Kleid" ist der vorzügliche Lesestoff zum lachhaften Preis von 15€ zu bekommen, ansonsten sind meist zwischen 30-50€ fällig (die der Titel locker wert ist)!


Das kann ich nur bestätigen. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Blap Offline




Beiträge: 1.128

11.09.2012 23:33
#4926 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten





Der Rächer aus der Todeszelle (Hongkong 1976, Originaltitel: Si qiu)

Herr Chiang kocht auf mittlerer Flamme

Lung Wen-Hsuan (Bai Ying aka Pai Ying) führt eine Horde gnadenloser Mordbuben an. Wohlhabende Bürger werden in ihren Anwesen überfallen und skrupellos getötet, zu allem Überfluss steckt der angesehene Cheng Meng (Ku Feng) mit der Bande unter einer Decke. Feng Ta-Kang (Tsai Hung) gerät in einen dieser Überfälle, trotz seiner hervorragenden Kampfkünste kann er die Übertäter nicht stoppen und wird kurzzeitig ausser Gefecht gesetzt. Es soll jedoch noch schlimmer für Feng kommen, die zuständige Polizei hält ihn für einen der Täter, sperrt den Unschuldigen in eine düstere Einzelzelle, es droht die Todesstrafe! Derweil ahnt der kleine Taschendieb Yang Lin (David Chiang) noch nichts von den ihm bevorstehenden Ereignissen, ist er doch in erster Line mit kleinen Gaunereien und seiner Herzdame Bao Ying (Lily Li) beschäftigt. Pech ereilt den fröhlichen Taugenichts, der Diebstahl einer Geldbörse bringt Yang Lin ebenfalls hinter Gitter, zwecks Erpressung eines Geständnisses steckt man den harmlosen Burschen zu Feng in die Zelle. Nach Anlaufschwierigkeiten entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den Männern, gemeinsam entkommt man aus dem Knast, es kommt zur unvermeidbaren Konfrontation mit Lung Wen-Hsuan und dessen Schergen...

David Chiang wurde in den späten sechziger/frühen siebziger Jahren zu einem der grössten Stars der Shaw Brothers, bei dem hier kurz vorgestellten Eastern-Drama zeichnet er auch für die Regie verantwortlich. "Der Rächer aus der Todeszelle" mag nicht immer auf den Punkt genau inszeniert sein, verliert sich hier und da in Nebensächlichkeiten, bietet aber insgesamt ansprechende Unterhaltung. Chiangs dritte Regiearbeit setzt in erster Linie nicht auf Kämpfe, der Streifen baut auf zwei sehr unterschiedlich angelegte Hauptcharaktere. Erst im Laufe des recht ausufernd angelegten Finales drückt der Chef aufs Gaspedal, sämtliche aufgestaute Energie entlädt in Fratzengeballer der soliden Gangart (Chiang überlässt die Bühne der Kampfkunst weitgehend Tsai Hung und den Fieslingen, er selbst zappelt lediglich zornig umher). Angenehmerweise schreckt das Drehbuch nicht vor tragischen Elementen zurück, ich will an dieser Stelle jedoch nicht zu viel verraten. Fürs Auge werden (auch) die üblichen "Shaw-Kulissen" geboten, deren offensichtliche Künstlichkeit einen geschätzen und stilprägenden Bestandteil der Produktionen aus diesem Hause ausmacht. Kontrast bieten die Szenen in der dunklen Zelle, ohne den Rest des Werkes zu dominieren. Kleine Liebeleien zwischen David Chiang und Lily Li kommen freilich nicht ohne Kitsch aus, indessen sorgt ein graziler Hauch Erotik für milde Würze, sehr schön.

Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion, David Chiang präsentiert sich nicht als strahlender und das Schwert schwingender Held. Nein, sein Yang Lin ist ein naiver Tagedieb, eine Art Robin Hood im Schmalspurformat, selbstverständlich verteilt er die Beute seiner "Arbeit" zu einem erheblichen Teil an arme Mitbürger. Keinen seriösen Job, keine Fähigkeiten im Kampf, ein liebenswerter Verlierer. Unter dem Druck überschäumender Wut, Trauer und Verzweiflung wächst er (ein wenig) über sich hinaus. Chiang löst diese Aufgabe im Finale sehr geschickt und nachvollziehbar, trotz mangelnder Kampfkunst beisst sich Yang Lin am Gegner fest, hat keine Chance und nutzt sie (mit oder ohne Erfolg? Das müsst Ihr auf eigene Faust überprüfen). Oft sah man David Chiang an der Seite eines anderen Topstars der Shaw Brothers, dem nicht minder gut beschäftigten Ti Lung. Tsai Hung ist ein ganz anderer Typ als Ti Lung, kommt weitaus kantiger und kerniger daher, die Chemie zwischem dem ungleichen Duo stimmt, ich habe Ti Lung zu keiner Sekunde vermisst. Es brodelt und brodelt und brodelt, schliesslich darf Tasi Hung ordentlich auf den Putz (das Fleisch und die Knochen seiner Gegner) hauen, auf der Speisekarte stehen die Oberschurken und diverse Helferlein der Bösewichter. Ku Feng ist sowieso eine sichere Bank, folglich überzeugt er in der Rolle des verschlagenen Geldsacks, liefert nebenbei einen ordentlichen Kampf ab. Noch besser gefällt mir der Auftritt von Pai Ying, er gibt den eiskalten Schurken grandios, hinter der biederen Fassade lauert das Raubtier. Chan Shen soll nicht unerwähnt bleiben, er nimmt den dritten Rang auf der Fahndungsliste ein. Die Damen haben nicht viel zu lachen. Lily Li sorgt sich um ihren Liebsten und gerät in den Dunstkreis der Ganoven, während Hu Chin vorgibt als Prostituierte ein glückliches und sicheres Leben zu führen.

Wer vor allem jede Menge Action mit einer Shaw Brothers Produktion verbindet und keine Lust auf Abwechslung verspürt, für den ist "Der Rächer aus der Todeszelle" vermutlich weniger gut geeignet (trotzdem rate ich zu einem Versuch). Bevor es zum grossen Geprügel auf Leben und Knochenbruch kommt werden die Weichen gestellt, die Darsteller überzeugen auch abseits der liebgewonnenen und begehrten Zappeleien. Gewohnt gute Ausstattung und ein gepflegtes Ensemble, kleine Schwächen der Inszenierung sind verzeihbar.

Die DVDs aus der Shaw Brothers Reihe von MIB spalten die Gemeinde. Zwar konnte man ordentliche Vorlagen aus Hongkong nutzen, die Bildqualität bietet daher (meist) nur wenig Anlass zur Kritik. Leider verzichtete man auf die alten deutschen Synchros, verpasste den Filmen neue Sprecher. Sehr schade, denn der spezielle und knuffige Zungenschlag geht verloren, obschon die jüngeren Versionen überwiegend gar nicht so mies wir ihr Ruf sind. "Todeszelle" wurde aber meines Wissens nach erst vor wenigen Jahren für den deutschen Markt ausgewertet, daher entfällt das "Wo-ist-die-alte-Synchro-geblieben-Problem". Auf der DVD ist weiterhin der Originalton (mandarin) enthalten, welcher mit einer anderen musikalischen Untermalung ausgestattet ist (beide Varianten reissen in dieser Disziplin keine Bäume aus). Im Bonusbereich gibt es Texttafeln in englischer Sprache auf die Augen, hinzu gesellen sich ein paar Trailer aus dem Shaw-Kosmos.

Zunächst wollte ich es bei 6/10 belassen, aber frischer Wind und "Mut zur Tragik" verhelfen dem Streifen zu 6,5/10.

Lieblingszitat:

"Was für ein schlauer Fuchs! Verkauft mich ja nicht für dumm!"

***

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Prisma Offline




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11.09.2012 23:50
#4927 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

DER RICHTER UND SEIN HENKER (1975)

mit Jon Voight, Martin Ritt, Jaqueline Bisset, Robert Shaw, Helmut Qualtinger, Friedrich Dürrenmatt, Lil Dagover, Rita Calderoni, Donald Sutherland und Gabriele Ferzetti

Der schwer kranke Schweizer Kommissar Bärlach hat nur noch wenig Zeit, eine dreißig Jahre alte Wette zum Abschluss zu bringen. Sein Gegenspieler Gastmann behauptete nämlich, einen Mord begehen zu können, der ihm nicht nachzuweisen sei. So schickt Bärlach ihm viele Jahre später seinen Henker und richtet ihn für einen Mord, der überhaupt nicht auf sein Konto geht. Diese neue Adaption von "Der Richter und sein Henker" wurde von Maximilian Schell als sein dritter Film inszeniert, für welchen er auch das Drehbuch schrieb, und er vereinte eine ausgezeichnete Starbesetzung. Sogar Autor Friedrich Dürrenmatt überarbeitete das Drehbuch und übernahm eine kleine Rolle im Film. Der fertige Film zeigt das Improvisationstalent der Regie, und der neue Anstrich wirkt frisch und ausgereift. Die Ausstattung ist satt, die Bildgestaltung wirkt stimmungsfördernd und der Ideenreichtum schaut auch häufiger mal um die Ecke, dennoch mutet hier vieles zum Teil recht seltsam an, in Bild, Handlung und Konversation. Komponist Ennio Morricone steuerte seine traumhaften Musikthemen zum Szenario bei, die er teils mit typischen Schweizer Klängen anreicherte. Schauspielerisch wird "Der Richter und sein Henker" hervorragend von der Crew unterstützt, fürs Auge gibt es noch Jaqueline Bisset und Rita Calderoni, außerdem gibt es eines der letzten Wiedersehen mit Altstar Lil Dagover, die ihre kleine Rolle gerne aus freundschaftlicher Verpflichtung für Maximilian Schell angenommen haben soll. Das Ganze wurde schließlich mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet. Alles in allem eine gelungene, anspruchsvolle, wenn auch ziemlich eigenwillige Inszenierung.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

14.09.2012 13:50
#4928 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten


BD von Raro Video (USA)



Murder Obsession (Italien, Frankreich 1981, Originaltitel: Follia omicida)

Anita, Laura & Silvia - Gipfeltreffen der Eurokult-Halbgöttinnen (Aktualisierter Kurzkommentar)

Michael (Stefano Patrizi) verdient seine Brötchen als Filmschauspieler. Nach langer Zeit besucht er seine Mutter (Anita Strindberg), die ein großzügiges Anwesen auf dem Lande bewohnt, dort von ihrem Hausdiener Oliver (John Richardson) umsorgt wird. Michael verbindet ein merkwürdiges Verhältnis mit seinem Muttertier, er stellt die mitgereiste Debora (Silvia Dionisio) lediglich als eine Mitarbeiterin vor, obwohl die junge Dame mit ihm Tisch und Bett teilt. Wenig später tauchen weitere Kollegen des Schauspielers auf, darunter eine attraktive Kollegin (Laura Gemser) und der Regisseur Hans (Henri Garcin). Niemand ahnt etwas von den schrecklichen Vorfällen, welche sich vor vielen Jahren in Michaels Kindheit zutrugen. Eine fürchterliche Bluttat prägt noch immer die Psyche des jungen Mannes, der im Knabenalter seinen eigenen Vater mit einem Messer erstach. Debora wird von Albträumen heimgesucht, erfährt von Michaels Mutter mehr über die finstere Vergangenheit ihres Lebensgefährten. Bizarre Morde brechen über die Besuchergruppe herein, die Grenze zwischen Fiktion und Realität beginnt zu verschwimmen. Wer steckt hinter den Gewaltexzessen? Wurde Michael von seinem Kindheitstrauma übermannt? Oder hat der geheimnisvolle, verschrobene Oliver seine Finger in diesem blutigen Spiel...???

Bereits 1946 inszenierte Riccardo Freda seinen ersten Spielfilm. Bis 1969 entstand der größte Teil seines Schaffens, seine Beiträge aus den siebziger Jahren haben sich trotzdem nachhaltiger in meinem Gedächtnis eingeprägt. 1969 fügte er dem "Edgar Wallace Universum" mit "Das Gesicht im Dunkeln" ein interessantes Werk zu, Klaus Kinski durfte dort seine Qualitäten als Hauptdarsteller beweisen, Wallace-Fans bewerten den Film sehr unterschiedlich (ich mag den Streifen, was sicher nicht überraschend anmutet). 1971 kam Freda mit dem unterhaltsamen Giallo "Die Bestie mit dem feurigen Atem" (L'iguana dalla lingua di fuoco) aus der Kiste, 1972 gab es den herrlichen Grusler "Tragic Ceremony" (Estratto dagli archivi segreti della polizia di una capitale europea) zu bestaunen. Dies soll als kurzer Blick auf Fredas Filmographie genügen, ich wende mich nun "Murder Obsession" zu.

Die letzte Regiearbeit Fredas kommt mit einer ordentlichen Dosis Gothic-Horror daher, wirft gialloeske Elemente in die Waagschalen des Blutes, kann mit einem sehr beachtenswerten, bemerkenswerten Ensemble auftrumpfen. Ich nutze gern Worte wie "Atmosphärenschmeichler" und "knuffig", auf diesen Film treffen sie in ganz besonderem Maße zu. Die Schauplätze machen keine Gefangenen, ein altes, großes und vor allem unheimliches Gemäuer, in dem ständig der Strom "ausfällt", Kerzen versuchen der Dunkelheit flackernd Paroli zu bieten. Flucht ausgeschlossen, selbstverständlich wird das Anwesen von einem Wald umschlossen, Schauplatz "feucht-glibbriger" und "nass-roter" Vorfälle. Seinen sinnlichen Höhepunkt erlebt der Flick während einer grotesken Traumsequenz, in der Silvia Dionisio auf eine gigantische Gummispinne trifft, Fledermäuse an Fäden durch das gruftige Ambiente schwirren, Blut aus Totenschädeln quillt. Klar, da geht mir das Herz auf, da kennt die Knuffigkeit keine Grenzen! Freda geht sogar einen Schritt weiter, er gönnt dem freudig erregten Zuschauer ein paar Blicke auf Frau Dionisios wohlgeformte Möpse. Ich bin im Himmel, einen schöneren Albdruck kann es nicht geben! Manch übler Nörgelbruder wird sich über die eigenwillige Spinne beschweren, doch was kümmert es mich, ich liebe solchen Unfug. Überwiegend fühlt sich das liebenswerte Treiben angenehm altmodisch an, scheint eher aus den späten Sechzigern/frühen Siebzigern zu stammen. Zwei, drei wüste Metzeleien sind offenbar dem Zeitgeist der frühen achtziger Jahre geschuldet, doch ausgerechnet diese kleinen Einlagen sind handwerklich katastrophal ausgeführt. Gehen die "anderen gezeigten Seltsamkeiten" als bewusstseinserweiternd durch, klatscht uns das Mettgut als purer Obertrash frontal in die Fresse. Fürs Phrasenschwein: "Weniger ist manchmal mehr". Mir haben diese Aussetzer keinesfalls den Spass geraubt, sie nagen an der Atmosphäre, richten aber letztlich keinen nennenswerten Schaden an. Bei Freda gehen Meisterschaft und Versagen ab und an Hand in Hand, was seine Filme noch tiefer und inniger in meinem Herzen verankert (Nachtrag: Versagen kann man Freda nicht anlasten, die FX-Menschen tragen die Verantwortung. Mich stören diese Einschübe auch nach erneuter Sichtung nicht, sie verleihen dem Werk einen dezent "theaterhaften" Anstrich).

Den Damen gewähre ich gern den Vortritt, auf geht es! Silvia Dionisio ist immer einen Blick wert, spätestens seit "Horror-Sex im Nachtexpress" (La ragazza del vagone letto, 1979) hat sie einem Platz auf meinem Altar sicher. Die Rolle der Debora ist ein harter Job, Silvia besteht die Prüfung mit ihrem natürlichen Sexappeal, dem ich mich zu keiner Sekunde entziehen kann (warum sollte ich auch?). Laura Gemser verkörperte in etlichen Sausen die legendäre "Black Emanuelle", wälzte sich in zahlreichen Erotikstreifen im heissen Sand und auf bebenden Matratzen. Ganz ohne Nummer kommt sie auch unter Freda (unter Freda, huhu) nicht aus, wandelt aber überwiegend auf züchtigen Pfaden. Laura in einer (fast) etwas anderen Rolle, sehr angenehm. (Fast) noch bemerkenswerter ist das Wiedersehen mit der Schwedin Anita Strindberg, die in der ersten Hälfte der siebziger Jahre in erstklassigen Gialli mitwirkte, zu den weiblichen Stars des Genres zählte. Titel wie "Der Schwanz des Skorpions" (La coda dello scorpione, 1971) und "The Child - Die Stadt wird zum Alptraum" (Chi l'ha vista morire, 1972) sprechen für sich. Strindberg präsentiert sich deutlich gereift, ihre Darbietung geht weit über das nette Blondchen hinaus. Ihrem Filmsohn kommt sie unangemessen nahe, eine rätselhafte Aura umgibt die Hausherrin, was steckt hinter der edlen Fassade? Martine Brochard will ich nicht unterschlagen, sie geht im Vergleich zum "Mega-Trio" fast ein wenig unter, dient als positiv zu bewertende Ergänzung. Frauenpower der Oberklasse, kein leichtes Spiel für die Männlein. Stefano Patrizi spielt den grossen, verwirrten und unsicheren Jungen gelungen, sein eher unscheinbares Äußeres erweist sich dabei als hilfreich. Henri Garcin gibt den "Ergänzer" im Männerteam, John Richardson fällt die interessanteste Rolle zu. Sein Oliver ist ein seltsamer Kerl, der nicht nur den anwesenden Damen eine Gänsehaut verpasst. Zusammenfassend: Eine starke Truppe! Wo bekommt man schon Silvia Dionisio, Laura Gemser und Anita Strindberg in einem Film zu sehen?

"Murder Obsession" ist (mal wieder) einer dieser Filme ... Eine dieser Super-Sausen, ein Streifen der mein Herz im Sturm erobert. Freda leistet sich hier und da ein paar Schnitzer, die Effektmenschen greifen teilweise tief ins Schüsselchen. Na und??? Warum sollte ich diesem Atmosphärenhammer-Knuffelchen in die Wade beißen, es gibt keinen verdammten Grund dafür! Groteskes Ungetüm, saftiges Obst, Abgründe des Grauens. Riccardo Freda setzt seiner letzten Regiearbeit mit einem tiefschwarzen Ende die Krone auf, danke dafür!

Die obigen Zeilen entstanden im November des vergangenen Jahres, damals nach Sichtung der DVD aus Italien. Vor allem im Nischenbereich hat die DVD noch längst nicht ausgedient, viele Titel erscheinen nach wie vor nicht auf BD, kleine Label legen teils erstklassige DVD-Auswertungen vor. Über die alte Ausgabe von "Murder Obsession" lässt sich leider wenig Gutes sagen, um die BD ist es glücklichweise weitaus besser bestellt! Endlich lässt sich Riccardo Fredas letzte Regiearbeit in angemessener Verfassung geniessen! Ferner bietet die Blu-ray zwei unterschiedliche Versionen an, die längere Fassung aus Italien (im O-Ton mit englischen Untertiteln) und eine etwas kürzere Version in englischer Sprache. Auch der Bonusbereich hat eine Aufwertung erfahren, mehr Interviews und ein Booklet liegt ebenfalls wieder bei. Klarer Pflichtkauf, meine DVD freut sich sehr über ihre blaue Schwester. Tipp: Beschafft euch zusätzlich Fredas "Tragic Ceremony", geniesst während einer lauschigen Herbstnacht ein herrliches Double Feature!

Es bleibt bei sehr dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut), bei der nächsten Sichtung sind vermutlich 8/10 fällig!

Lieblingszitat:

"Your Mother is a Monster of evil" (Welch infame Unterstellung!)


***


Ferner im Player:


• Ironclad (Großbritannien, USA 2011) - Eine kleine Gruppe Rittersleut muss um jeden Preis eine Burg halten, die zahlenmäßig weit überlegene Gegnerschaft benötigt einen langen Atem.

Als Aufhänger dient die Magna Carta, doch "Ironclad" will keinen Geschichtsunterricht bieten. James Purefoy hinterlässt als unbeugsamer Templer einen ordentlichen Eindruck, Brian Cox gefällt als kerniger Widersacher des irren Paul Giamatti (sehr stark). Hier geht es blutig und räudig zur Sache, ruppige Unterhaltung mit diversen Verschnaufpausen. Insgesamt durchaus stimmungsvoll in Szene gesetzt und sehr ansprechend auf BD präsentiert.

Zunächst 6,5/10 (da geht noch was)



• Meltdown - Wenn die Erde verbrennt (USA 2006) - Casper Van Dien und andere Gestalten stolpern durch ein Katastrophenszenario. TV-Produktion hin oder her, dieses Filmchen macht in erster Linie durch Versagen an allen Fronten auf sich aufmerksam.

Fast entwickelt "Meltdown" trashige Qualität, vielleicht wage ich in ein paar Jahren die Zweitsichtung. An der DVD gibt es nichts zu meckern.

Knappe 4/10 (einige Lacher retten den Streifen vor dem totalen Untergang)

***

Vom Ursprung her verdorben

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

15.09.2012 14:31
#4929 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

WER ZULETZT LACHT, LACHT AM BESTEN (1971)

mit Roy Black, Uschi Glas, Theo Lingen, Siegfried Schürenberg, Elke Aberle, Ilja Richter, Ulrich Beiger, Brigitte Stein, Hansi Linder
sowie Peter Weck und Eddi Arent

Das "Hotel Schloss Seefels" hat mit rückläufigen Besucherzahlen zu kämpfen. So werden die Mertens Hotelbetriebe auf das Objekt aufmerksam und schicken ihren Juniorchef zum Observieren dort hin, natürlich inkognito. Allerhand Verwechselungen nehmen ihren Lauf. Unter der Regie von Harald Reinl entstand diese Verwechslungskomödie mit ihrer damals sehr publikumswirksamen Besetzung. In diesem Film findet der Zuschauer einen Gag nach dem anderen, der leider nicht zündet, und das Ansehen wird trotz einiger gerne gesehener Darsteller schnell unerträglich. Man selbst erinnert sich zurück daran, dass man damals darüber noch lachen konnte, doch dieser Zug ist längst abgefahren. Schließlich trällert auch noch Roy Black seine Liedchen und Uschi Glas schmilzt mit einigen Säufzern endlich dahin wie Wachs, die Vorhersehbarkeit bekommt neue Gesichter und der Humor wird mit Füßen vertreten. Das persönliche Grauen packt mich stets in Form von Ilja Richter, seine Darbietungen sind einfach nicht auszuhalten und versetzen schmerzhafte Seitenhiebe. Gut gefallen haben mir zum Beispiel Uschi Glas, Siegfried Schürenberg, Ulrich Beiger und Brigitte Stein (die Heidy Bohlen sehr ähnlich sieht), ansonsten muss man das alles mit einem doppelten und dreifachen Augenzwinkern hinnehmen. Ich konnte nach diesem albernen Klamauk jedenfalls nicht zuletzt lachen. Warum der Film also letzlich im Player gelandet ist? Nur wegen der Schauspielerorientierung.

horatio Offline




Beiträge: 577

16.09.2012 09:55
#4930 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Ging mir genauso,als ich den Film vor Monaten gesehen habe.Voller Vorfreude auf die Schauspieler und dann sowas!!!

horatio
"Irgendeiner muß es ja gewesen sein!"

Georg Offline




Beiträge: 3.263

16.09.2012 11:21
#4931 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Im Vergleich zu anderen Blödelfilmen jener Zeit ist Wer zuletzt lacht, lacht am Besten aber wohl noch im oberen Durchschnitt, was auch auf die Schauspieler zurückzuführen ist. Früher habe ich mir den Film immer wieder gerne mal angesehen. Im Übrigen gibt es das Hotel Schloss Seefels immer noch, ich fahre täglich auf dem Weg zur Arbeit daran vorbei. Eines der exklusivsten Häuser am Wörthersee.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

16.09.2012 12:05
#4932 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Ich finde den auch gar nicht mal so schlecht, was hauptsächlich an der guten Besetzung liegt und weniger am Gesang von Roy Black. Allerdings sollte man für das Mitwirken von Ilja Richter Schmerzensgeld vom Produzenten fordern(das sollte man eigentlich bei jedem Film oder jeder Sendung, wo er mitspielt oder moderierte).

Georg Offline




Beiträge: 3.263

16.09.2012 12:13
#4933 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Die Blödel-Rollen von Ilja Richter nervten mich auch immer. Als Egon Mangold (später Egon Färber) in Drei Damen vom Grill war er aber sehr gut, da hat er mir richtig gefallen. Sollte damals bei Karl Spiehs & Co. in den Blödelfilmen wohl so ein bißchen auf Jerry Lewis machen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

16.09.2012 12:15
#4934 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Muss man auch alles relativ sehen. Wie gesagt, als Kinder haben wir das wirklich verschlungen und da waren eben nur Roy Black und Uschi Glas ein wirklicher Begriff. Ilja Richter fand ich immer schon schlimm, da hat sich tatsächlich nichts dran geändert. Die ganzen Klamauk-Filme und auch "Ein Schloss am Wörthersee" waren fester Programmbestandteil. Das Ganze heute nochmal zu sehen hat bei mir jedenfalls keinen nostalgischen Anflug hervorgerufen sondern eher Kopfschütteln. Die Roy Black und Uschi Glas Box die ich mir gekauft habe beinhaltet übrigens noch "Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut" und "Hilfe, ich liebe Zwillinge", da freue ich mich aber eher auf Claudia Butenuth und Jochen Brockmann. Die Filme erwarte ich mit Vorsicht;)

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

16.09.2012 12:39
#4935 RE: Welche Film - DVD liegt gerade bei euch im Player ? Zitat · Antworten

Zitat von Prisma im Beitrag #4943
Muss man auch alles relativ sehen. Wie gesagt, als Kinder haben wir das wirklich verschlungen ... die ganzen Klamauk-Filme ... waren fester Programmbestandteil.



War bei mir genauso; im Grundschulalter habe ich mir ebenfalls viele dieser Filme "reingezogen". Damals (also in der ersten Hälfte der 90er Jahre) liefen diese Produktionen häufig sogar Freitagabends um 20:15 Uhr (!) in der ARD, also dort, wo heute der Degeto-Kitsch seinen festen Platz hat. Das war immer ein lustiger Einstieg ins Wochenende und man durfte sogar etwas länger aufbleiben.

Zitat von Prisma im Beitrag #4943

Die Roy Black und Uschi Glas Box die ich mir gekauft habe beinhaltet übrigens noch "Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut" und "Hilfe, ich liebe Zwillinge". Die Filme erwarte ich mit Vorsicht;)


Och, sooo schlecht sind diese Filme nicht, "Hilfe, ich liebe Zwillinge" würde ich sogar als kleines Highlight der "Black/Glas/Schlagerfilme" bezeichnen. Bei "Wenn mein Schätzchen auf die Pauke haut" erinnere ich mich in erster Linie an die berüchtigte Wohnwagen-Sequenz, wenn Roy Black und Anita im Duett "Schön ist es auf der Welt zu sein" trällern und Black währenddessen den abgekoppelten Wohnwagen (mit der niedlichen Anita drin) mit seinem Cabrio die Serpentinen hinaufschiebt. Peter Weck, der diese beiden Filme inszenierte, war als noch junger Regisseur vielleicht auch motivierter als ein Reinl, der sechs Jahre vorher mit Glas, Schürenberg und Arent noch ein Meisterwerk wie "Der unheimliche Mönch" drehen durfte.

Ilja Richter hat übrigens für meine Begriffe immer schon gut in diese Art von Filmen gepasst.

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