Die schwarze Mamba(Großbritannien 1981, Originaltitel: Venom)
Klaus, Olli und die Schlange...
Der kleine Philip (Lance Holcomb) muss eine Weile ohne seine Eltern auskommen, Großvater Howard (Sterling Hayden) und Hausmädchen Louise (Susan George) sollen sich um den Jungen kümmern. Louise und der ebenfalls angestellte Chauffeur Dave (Oliver Reed) haben finstere Absichten, unter der Leitung des aus Deutschland stammenden Schwerverbrechers Jacmel (Klaus Kinski) soll Philip entführt werden, die Gauner wollen ein hohes Lösegeld aus den Eltern des Kindes pressen. Geschickt lockt Jacmel den leichtgläubigen Howard aus dem Haus, doch als Louise den Jungen an den Deutschen "übergeben" will, entzieht sich der Bengel zunächst dem Zugriff und flüchtet ins Haus. Philips Widerstand hat einen triftigen Grund, Opa hat ihm eine harmlose Schlange für seinen kleinen Kinderzimmer-Zoo geschenkt. Das Kind nahm seine neue Errungenschaft gerade beim Tierhändler in Empfang, jetzt will der Knabe sofort für eine angemessene Unterbringung des neuen Schützlings sorgen. Hektik kommt auf, der ins Haus zurückkehrende Großvater wundert sich über den Aufruhr, sieht sich mit übermächtigen Gegenspielern konfrontiert. Von Anfang an herrscht eine angespannte Stimmung zwischen dem beherrschten Jacmel und dem aufbrausenden Dave, der Chaffeur lässt sich ungern Befehle von seinem Komplizen erteilen. Als ein Polizist auf Geräusche aus dem Haus aufmerksam wird, verliert Dave die Beherrschung und erschiesst den Gesetzeshüter. Derweil wurde Louise von der vermeintlich ungefährlichen Schlange gebissen. Ihre angebliche Hysterie ist jedoch ein Kampf mit dem Tod, denn das Zoogeschäft hat dem Jungen irrtümlich eine falsche Kiste mitgegeben. Nun sorgt die entfohlene Giftschlange im Gebäude für Angst und Schrecken, während sich vor der Tür die Polizei Londons in Stelllung bringt. Wird der leitende Beamte William Bulloch (Nicol Williamson) die Situation ohne weiteres Blutvergießen auflösen können...???
Piers Haggard erfreute mich mit dem schönen Gruselfilm "In den Krallen des Hexenjägers" (Blood on Satan's Claw, 1971), mit dem hier kurz vorgestellten Thriller "Die schwarze Mamba" gelang dem Regisseur ein weiterer Volltreffer. Der deutsche Titel weckt vermutlich bei zahlreichen Zuschauern falsche Erwartungen, denn wir bekommen es in erster Linie mit einem kammerspielartig angelegten Geiseldrama zu tun, die giftige Schlange dient lediglich als zusätzlicher Dreh an der Spannungsschraube. Ergo entpuppt sich auch das obige Cover der mir vorliegenen DVD als lediglich ansatzweise zutreffend, immerhin baut der andere enthaltene Streifen "Mamba" massiv auf die Präsenz des kriechenden Killers.
Hingegen trifft der englische Orignalitel "Venom" den Nagel auf den Kopf. Er stellt freilich vordergründig ebenso den Bezug zur Schlange her, kann aber auch als Umschreibung für die giftige Atmosphäre dienen, denn innerhalb des Lagers der Bösewichtiger herrscht keinesfalls ein vertrauensvolles Miteinander. "Venom" kommt als "großes Kammerspiel" daher, setzt vor allem auf das Haus und dessen direktes Umfeld als Schausplatz. Die Polizei schirmt das Blickfeld mit rasch angebrachten "Vorhängen" ab, wodurch der Eindruck des Kammerspiels gelungen unterstrichen wird. Geschickt stützt sich das Drehbuch auf eine mehr und mehr bedrückende, bedrohliche Stimmung, baut auf die Spannungen zwischen den Charakteren, verbreitet in wohldosierter Menge zusätzlichen Terror durch die Anwesenheit der Schwarzen Mamba. Ein Blick auf die Liste der Schauspieler sorgt bereits vor dem Start für Freude, weckt eine hohe Erwartungshaltung, die der Film souverän und frei von Durchhängern erfüllt, daher wende ich mich im nächsten Absatz den Damen und Herren vor der Kamera zu.
Klaus Kinski spielt gekonnt gegen sein Image an. Er dreht nicht durch und/oder verliert die Kontrolle, nein, er gibt den kühlen, abgebrühten Denker und Lenker. Kalt, aber nicht unmenschlich, Jacmel behandelt die Geiseln fast freundlich, was man seinem von Oliver Reed dargestellten Helferlein nicht unbedingt nachsagen kann. Reed sorgt für den Choleriker im System, gerät immer wieder aus der Fassung, poltert als tickende Zeitbombe durch das Anwesen. Großartig die Auseinandersetzungen zwischen Kinski und Reed, wenn Klausi dem Olli eine Backpfeife verpasst, brodelt der Kessel unter Hochdruck. Bereits in der frühen Phase machen die Herren keinen Hehl aus ihrer auf Gegenseitigkeit beruhenden Abneigung, herrlich wie Kinski in den Wagen Reeds einsteigt, ihm durch die Art und Weise des Einsteigens gleich klar macht wer der Chef im Ring ist, Reed kontert mit Trotz und bösen Blicken. Für zusätzliche Rivalität sorgt Susan "Torso" George, die den Chauffeur mit ihrem Sexappeal einwickelt, tatsächlich aber das Liebchen des überlegenen Jacmel ist. Susan George scheidet zwar recht früh aus, liefiert aber dennoch einen der besten Auftritte ihrer Karriere ab, gekrönt durch einen grandios dargestellen Abgang. Sterling Hayden versucht seinen Enkel zu schützen, er spielt den gesundheitlich angeschlagenen Großvater ruhig, erdet das Treiben dadurch ein wenig. Lance Holcomb geht als erträgliches Kind durch, er beschädigt den Film zumindest nicht. Nicol Williamson gefällt mir in der Rolle des knarzigen Bullen sehr gut, Sarah Miles gerät später in das Mahlwerk der Ganoven, Michael Gough und Cornelia Sharpe sind in Nebenrollen zu sehen (Gough verstarb leider im März des vergangenen Jahres). Damit genug zu den relevanten Akteuren, das Ensemble ist sicher wegen Reed, Kinski und George sehr bemerkenswert, aber auch die übrigen Mitwirkenden geben keinen Anlass zur Kritik.
Hier und da streute Piers Haggard harsche Schockmomente ein, besonders gut gelungen ist der fiese "Gag" zum Ende der Sause, überzeugt euch bitte selbst! "Venom" ist ein packender Thriller mit leichter "Tierhorror-Schlagseite", die Mischung funktioniert erstklassig! Auch die Anolis-Scheibe hinterlässt einen positiven Eindruck, der Film liegt in schöner Qualität vor, eine Prise Bonusmaterial ist an Bord, das dem Set beiliegende Booklet befasst sich mit beiden enthaltenen Filmen. Âls Verpackung dient ein aufklappbares Digipak, geschützt durch einen Schuber. Anolis hat "Die Schwarze Mamba" inzwischen auch einzeln auf den Markt gebracht, diese Variante kommt in einer kleinen Hartbox ins Haus. Toller Film, gute DVD, ich bin begeistert!(Übrigens lohnt sich der enthaltene O-Ton, dort kommt Klaus Kinksi noch genialer rüber)!
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Du hast gedacht? Du kannst doch gar nicht denken, du Schwachkopf! Ich will nicht, dass du denkst!"
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Zwar ist der im Set enthaltene "Mamba"(Italien, 1988) aus meiner Sicht längst nicht so packend, ein paar kurze Zeilen verdient der Flick aber fraglos. Mario Orfini kommt mit einem extrem kleinen Ensemble aus, hauptsächlich ruht die Verantwortung auf den Schultern von Trudie Styler und Gregg Henry. Zur Story: Verlassener Kerl will sich an seiner Ex rächen, schmuggelt eine Schwarze Mamba in ihre Wohnung, sperrt Weib und Schlange (!) dort ein, kappt den Telefonanschluss. Genüsslich setzt sich der Bösewicht in sein Auto, bespitzelt dort mit (aus heutiger Sicht) herrlich steinzeitlicher Computertechnik sein perfides Vorhaben.
Gregg Henry passt selbstverständlich perfekt in die Rolle des Ekels, während Trudie Styler leider immer wieder zu einer gewissen Nervensägerei neigt. Um fair zu bleiben soll jedoch nicht unterschlagen werden, dass die Rolle Stylers ein entsprechendes Verhalten verlangt, der labile Gemütszustand der jungen Frau treffend eingefangen wurde. Immer wieder gleitet die Kamera aus Sicht der Schlange durch das Szenario, diese Aufnahmen sind besonders gut gelungen. "Mamba" ist durch und durch "Achtziger", was dem Film einen besonderen Hauch verleiht, Fans dieser Epoche werden frohlocken, Skeptiker wenden sich mit Grausen ab.
Unterhaltsam und kurzweilig, die DVD-Präsentation dürfte gern besser sein. Sehenswert = solide 6,5/10 (oberste Mittelklasse)
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Ferner gab es noch "Das Verhör"(Frankreich 1981), in dem sich Lino Ventura und Michel Serrault ein packendes Duell liefern, Romy Schneider taucht in der letzten halben Stunde als Sahnehäubchen auf. Ventura verhört den mutmaßlichen Kindermörder Serrault, die Herren sind "bestens übel aufgelegt", Guy Marchand gerät als Venturas Gehilfe aus der Fassung, grandios!
Es bedarf nicht vieler Worte, "Garde à vue" ist bitterböses Kino aus Frankreich, Stoff der besten Sorte! Die BD aus dem Hause Concorde zeigt das Werk in sehr ansprechender Verfassung, leider gibt es keine nennenswerten Boni, schade.
in den Hauptrollen: John Forsythe, Linda Evans, Gordon Thomson, Heather Locklear, Jack Coleman, Michael Nader, Ted McGinley, Diahann Carroll, Leann Hunley, Christopher Cazenove, Wayne Northrop, Cassie Yates, John James, Kate O'Mara, Terri Garber, Karen Cellini und Joan Collins als Alexis
DER KAPITÄN Eine in meinen Augen sehr gelungene und amüsante Komödie aus dem Jahr 1971 mit Heinz Rühmann und einer Vielzahl an deutschen Stars (Horst Tappert, Günter Pfitzmann, Carl Lange, Johanna Matz, Joseph Offenbach usw.). Sehr kurzweilig!
Sklavin für einen Sommer(Italien 1984, Originaltitel: L'alcova)
Nippel, Strapse, Bärenmarke ...und Nello hält den Garten schmutzig
Italien zur Zeit der Herrschaft des verwirrten Herrn Mussolini. Alessandra (Lilli Carati) teilt das Bett gern mit ihrer Angestellten Wirma (Annie Belle), die Damen erwarten jedoch die unmittelbar bevorstehende Rückkehr von Elio (Al Cliver), dem Ehegatten der lüsternen Alessandra, welcher in Afrika dem blutigen Handwerk des Krieges nachging. Im Köfferchen schleppt Elio diverse Mitbringsel an, die Krönung seines Beutezuges sorgt zunächst für erstaunte Empörung seitens Alessandra. Unglaublicherweise stellt ihr der holde Göttergatte eine dunkelhäutige Schönheit names Zerbal (Laura Gemser) vor, die Tochter eines Stammesfürsten, eine afrikanische Prinzessin, die nun zum persönlichen Besitz des Heimkehrer zählt. Obwohl sich die Dame des Hauses zunächst echauffiert, findet sie recht schnell mehr und mehr Gefallen an den Vorzügen der exotischen Perle. Für Wirma bricht eine harte Zeit an, da sie nun ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen muss, sie steht Elio als Sekretärin zur Seite, soll die geistigen Ergüsse des Schriftstellers in die Schreibmaschine hacken. Schwerer wiegt allerdings, dass sich Alessandra zunehmend von ihr abwendet. Zerbal gewinnt zunehmend Einfluss auf Alessandra, die Italienerin scheint der Abessinierin regelrecht zu verfallen. Derweil wird Elio von Geldsorgen geplagt, denn die Schriftstellerei erweist sich als wenig ertragreich. Schliesslich kommt dem Hausherrn die glanzvolle Idee, mit der Produktion eigener Pornofilme Geld in die leere Kasse zu spülen. Alessandra, Wirma und Zerbal sollen die Stars seiner Machwerke werden, beim ersten Dreh kommt es zu einem schrecklichen Vorfall...
Joe D’Amato wird heute meist mit den noch immer recht bekannten Horrorfilmen Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf (Buio Omega, 1979) und Man-Eater – Der Menschenfresser (Antropophagus, 1980) in Verbindung gebracht. Tatsächlich war aber D’Amatos (bürgerlich Aristide Massaccesi) vorrangiges Schaffensfeld der erotische Film, oft vermischte er Horror und Erotik, in der späten Phase seiner Karriere (ab den frühen neunziger Jahren) wich die Erotik der Pornographie. Nicht überraschend, bekanntlich ging das italienische Genrekino in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre weitgehend den Bach herunter. Ergo lag der Umstieg auf HC-Gerödel nahe, hatte D’Amato doch bereits zuvor den einen oder anderen HC-Streifen inszeniert. Als Kameramann gestartet, werden seine Fähigkeiten hinter dieser Gerätschaft selbst von Skeptikern selten in Frage gestellt, während er als Regisseur keinesfalls unumstritten ist. Ich mag die Arbeiten von D’Amato sehr, meiner Meinung nach verfügt er über ein treffsicheres Gespür für Atmosphäre, mich fesseln die Filme des geilen Römers mit Nachdruck.
Sklavin für einen Sommer möchte ich nicht auf das (schöne) Thema Erotik reduzieren. Nicht nur drei attraktive Frauen sind die Zierde des Streifens, der interessant gezeichnete Charaktere und deren Leidenschaften zum Leben erweckt. Jede Figur ist auf ihre Art verdorben und niederträchtig, die Herren neigen gar zur ausgeprägten Stumpfsinnigkeit, doch kein Beteiligter bleibt auf ein völlig eindimensionales Abziehbild beschränkt. Auf den ersten Blick mag recht plump die Ausbeutung des afrikanischen Kontinents anprangert werden, doch das vermeintliche Opferlamm ist weitaus cleverer als die Mitglieder der "Herrenrasse" annehmen. An dieser Stelle geht D’Amato angenehmerweise nicht den einfachsten Weg, er tappt nicht in die Falle die aus ihrem Umfeld gerissene Afrikanerin als gute Seele der Handlung darzustellen, sondern zeigt uns eine verschlagene und eiskalt berechende Rachegöttin, eine tragische Rachegöttin. Sklavin für einen Sommer bewertet die Taten der Charaktere nicht, er wirft dem Zuschauer die Brocken ins Gesicht, ganz nach dem Motto: Denk dir deinen Teil dazu. Die Thematik Mussolini wird ab und zu am Rande behandelt, auch hier verzichtet der Film auf den erhobenen Zeigefinger, dem aufmerksamen Betrachter werden diverse Seitenhiebe sicher nicht entgehen. Die kleine Gesellschaft lebt in ihrer eigenen (Bett)nische (siehe Originaltitel), zelebriert in aller Ausführlichkeit ihren hauseigenen Faschismus (dessen Auswüchse in ein grausiges Desaster münden). Unterschiedliche Interpretationen des Stoffes sind fraglos möglich, vermutlich wird das Publikum zu einer gespaltenen Ansicht bezüglich Gewichtung der kritischen Zwischentöne der Erzählung gelangen.
Die kleine und feine Besetzung soll nicht ohne Würdidung bleiben, starten wir mit den Damen. Klaro, Laura Gemser ist der Star, die Chefin im Ring. Gemser ist in einigen Flicks des Herrn D’Amato zu bewundern, wie das Kino des Stiefellandes ging ihre Karriere wenig später über den Jordan (Po?, Tiber?). Meist spielt Laura die gute und liebenswerte Heldin (siehe Black Emanuelle), diesmal zeigt sie uns eine arrogante und durchtriebene Person, geizt dabei freilich nicht mit ihren Reizen. Ich schrieb bereits mehrfach, dass Laura Gemser "gar nicht so richtig" (oh weh) in mein lüsternes Beuteschema passt, bevorzuge ich doch Damen mit etwas üppigeren Rundungen der Freude. Wie dem auch sei, Laura nimmt eine Sonderstellung (wie belieben?) ein, ich mag und respektiere ich natürliche Eleganz und Schönheit. Übrigens könnte ich mir in der Rolle der Zerbal sehr gut Ajita Wilson vorstellen, die die teuflische Seite der Prinzessin eventuell noch eine Spur intensiver vorgetragen hätte (verzeih mir bitte, liebe Laura). Indes ist Lilli Carati gewissermaßen die perfekte Besetzung für den Part der ständig nach sexueller Befriedigung gierenden Hausherrin. Ein rassiges Weib mit ansprechenden Kurven, verloren im Taumel der Lust, die herablassende Fassade bricht völlig in sich zusammen. Herrlich die deutsche Synchronisation: (Alessandra erblickt erstmalig Zerbal):
"Um Gottes Willen! Sie ist ja eine Negerin! Was ist dir bloß in den Sinn gekommen, mir eine Negerin ins Haus zu schleppen!?"
Wer in diesem Spiel der wahre "Neger" ist? Ihr könnte es euch ausmalen, Frau Gemser sicher nicht. Mein sinnlicher Höhepunkt trägt den Namen Annie Belle, die als verstossene Wirma bezaubernd und anziehend wirkt. Wenn sie im Garten sitzend, den Blick auf ihre (in schwarze Nylons) gekleideten Schenkel freigibt, hängt nicht nur Gärtner Nello die Zunge meterweit aus dem Schlund. Wirma muss schmerzhaft erfahren, dass sie für Alessandra lediglich ein nettes Spielzeug war. Der Stachel des Verlustes sitzt tief, doch es kommt noch viel schlimmer. Wenden wir uns nun den Herren zu. Al Cliver gefällt mir als Taugenichts mit ausgerägtem Hang zu Selbstüberschätzung sehr gut, sein Elio ist ein stupider Drecksack, dem es vor allem um die Erfüllung der eigenen Begierden geht. Roberto Caruso spielt Furio, den unscheinbaren Sohn Elios, der seine Stiefmutter Alessandra nicht ausstehen kann, dafür aber umso mehr für Wirma übrig hat. Eine Szene hat mich vor Lachen fast vom Sofa gerissen: Furio steckt für einen kurzen Moment seine Zunge in das Allerheiligste seiner Angebeteten, als diese ihn dann doch zurückweist, gibt er sinngemäß folgende Worte von sich: "Ich wollte dir nicht zu nahe treten"(grandios, muss ich mir merken)! Den letzten Schliff erhält das Ensemble durch die omnipräsente Nebenrollen-Gesichtsruine Nello Pazzafini, welcher in der Rolle des Gärtners nur anscheinend ein zurückhaltender Bursche ist. Die Maske fällt, mehr verrate ich nicht.
Für auf Spannung, Krawall und Hektik konditionierte Zuschauer ist Sklavin für einen Sommer mit Sicherheit nicht geeignet. Wer Schwierigkeiten mit Erotik und Nacktheit hat, sollte ebenfalls einen Bogen um diesen Film machen. Mir haben die erotischen Szenen gut gefallen, es muss nicht immer HC sein, in den letzten Jahren finde ich mehr und mehr Gefallen an den oft gescholtenen "Softsexfilmchen". Warum auch nicht, manchmal ist prickelnde Erotik weitaus phantasieanregender als pures Gerammel im Dauerzoom. Sowieso bietet uns Joe D’Amato hier mehr als nur nackte Haut und schicke Strapse. Schöne Frauen und hässliche Kerle, allesamt verdorbene Fieslinge, grosses Drama, ansprechende Kulissen, obendrauf diese typische D’Amato-Atmosphäre, von der ich mich mit Vorliebe einsaugen lasse. Danke dafür!
Die DVD aus dem Hause X-NK / X-Rated ist nicht sensationell geraten, geht aber insgesamt als brauchbar durch. Wie üblich kommt die Scheibe in einer grossen Hartbox daher, auf dem Silberling ist eine kleine Prise Bonusmaterial zu finden.
7/10 (gut) + diverse Wohlfühlpunkte, verbunden mit einer Sichtungswarnung für "normale" Zuschauer!
Lieblingszitat:
"Die Bräuche der Weißen sind heuchlerisch und voller Scham"
• Black Dynamite(USA 2009) - Hm. Ich war neugierig auf das Teil, ergo wurde die BD gekauft. Leider bietet Black Dynamite lediglich eine bemühte Aufreihung von Kalauern, insgesamt dann doch eher eine Enttäuschung. Sicher ist der Versuch eine lustige Blaxploitation-Huldigung auf die Beine zu stellen sehr lobenswert, in diesem Fall gelingt das Unterfangen nur eingeschränkt. Ich will den Film mögen, aber es fällt mir recht schwer. Die deutsche Fassung ist teils unangenehm, der O-Ton macht es deutlich besser.
Fazit: Lieber die Klassiker schauen, die weitaus mehr Unterhaltungswert zu bieten haben. Die BD ist ordentlich.
Knappe und wohlwollende 6/10 für die Originalfassung, die deutsche Version bleibt bei 5/10 hängen. Schade.
• Das Omen(USA 2006) - Handwerklich solides Remake des Klassikers, dem es jedoch an Atmosphäre mangelt. Leider bleiben die Hauptdarsteller recht blass, Mia Farrow und der leider Anfang 2010 verstorbene Pete Postlethwaite trumpfen in Nebenrollen auf. Kann man sich durchaus anschauen, kann der Vorlage aber nicht das Wasser reichen. Liegt mir als Bestandteil der Omen Collectors Edition Box vor, die DVD bietet ein anständiges Bild.
Freundliche 6,5/10 (mehr lässt das übermächtige Original nicht zu)
• Düstere Legenden(USA, Frankreich 1998) - Unterhaltsamer und gut besetzter Slasher. Bietet zwar keine Innovationen, kommt aber sehr kurzweilig daher und ist auch für empfindliche Zuschauer geeignet. Hauptdarstellerin Alicia Witt ist durch ihre Mitwirkung in einigen Folgen der Serie Criminal Intent bekannt, sie macht bereits 1998 in Düstere Legenden einen guten Job, sehr angenehm. Die BD ist geizig ausgestattet, bietet aber ein schönes Bild, klare Empfehlung!
Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...
Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.
"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?
Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer wird übrigens ebenfalls von Adrien Brody gespielt, auch diese Figur bleibt ein Mysterium. Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.
Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)
Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).
Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.
Lieblingszitat:
"Wie können Sie das ertragen?" "Es ist mein Job."
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Bevor ich die Herzchen vergesse:
• Surviving the Game - Ice-T wird von Rutger Hauer und anderen Bekloppten durchs Unterholz gejagt. "Backwood-Action" der allerbesten Sorte, ich liebe diesen Film! Die DVD von Warner geht in Ordnung.
8,5/10 (sehr gut bis überragend)
• Phase IV - Großartiger SF-Streifen aus den siebziger Jahren, endlich von Paramount auch in Deutschland auf DVD veröffentlicht (übrigens in sehr schöner Qualität, leider ohne Extras). Keine Bewertung per Zahlenraster, DVD kaufen und den Film erleben!
[color=#FFFF00]Giallo[/color](Italien, USA 2009, Originaltitel: Giallo)
Dario gibt Rätsel auf
Linda (Emmanuelle Seigner) ist nach Turin gereist, sie freut sich darauf ihre Schwester Celine (Elsa Pataky) zu treffen. Celine ist ein gefragtes Model, Linda wartet in der Wohnung ihrer Schwester auf den Feierabend der Kleiderständerin. Nach einem kurzen Telefonat bleibt Celine verschwunden, aufgewühlt sucht Linda am nächsten Morgen die Polizei auf. Man schickt sie zu Inspector Enzo Avolfi (Adrien Brody), der verschrobene Ermittler beschäftigt sich im Alleingang mit äusserst abstossenden Gewaltverbrechen an Frauen. Zunächst verhält sich der Kriminalist abweisend, doch nach und nach lässt er die beunruhigte Linda an seinen Ermittlungen teilhaben. Tatsächlich ist die Sorge um Celine alles andere als unbegründet, die junge Frau ist in die Hände eines irren Serienkillers gefallen, der die Stadt seit einiger Zeit unsicher macht. Noch ahnt die Öffentlichkeit nichts von der bizarren Mordserie, der Killer legte seine Opfer stets an unterschiedlichen Plätzen ab, offiziell stehen die Taten nicht in Zusammenhang. Während Enzo und Linda neue Erkenntnisse gewinnen, spitzt sich die Lage für Celine bedrohlich zu. Das Model wird Zeuge, wie der offenbar wahnsinnige Mörder eines seiner Opfer grausam verstümmelt, wenig später landet Celine auf dem "Arbeitstisch" des Schlitzers...
Dario Argento! Beim Namen dieses Regisseurs laufen den meisten Freunden des italienischen Genrekinos wohlige Schauer über den Rücken. Egal ob Fan oder Skeptiker, niemand wird ernsthaft Argentos Bedeutung für das italienische Kino in Frage stellen. Seine Gialli zählen zu den besten und wichtigsten Beiträgen des Genres, als Beispiele sollten "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" (L'uccello dalle piume di cristallo, 1970) und "Profondo rosso" (1975) für sich sprechen. Auch im Horrorbereich ist das Schaffen des Herrn Argento mit unverzichtbaren Perlen gesegnet, Meisterwerke wie z. B. "Suspiria" (1977) und "Inferno" (1980) gehören in jede Filmsammlung! Argentos Spätwerk ist umstritten, Streifen wie "The Card Player" (Il cartaio, 2004) oder "The Mother of Tears" (La terza madre, 2007) ernteten jede Menge harscher Kritik, immerhin wurde der Giallo "Sleepless" (Non ho sonno, 2001) überwiegend positiv aufgenommen. Ich konnte mich bisher mit jedem gesichteten Argento anfreunden, obschon die Werke nach "Sleepless" durchaus für teils nachvollziehbaren Diskussionsbedarf sorgen.
"Giallo" reiht sich in die Prügelknaben innerhalb der Filmographie des Italieners ein, zahlreiche Verrisse -inklusive Hohn und Spott- ergossen sich über den Flick. Mich schreckte dies freilich nicht ab, neugierig wurde die Blu-ray gekauft, ich konnte gar nicht anders. Sicher, bereits der Titel weckt grosse Erwartungen! Einer der Meister des Giallo, gibt einem seiner Kinder den Namen des Genres! Nun ist der liebe Dario ein kleiner Schelm und Schlingel, denn ein waschechter Giallo ist "Giallo" nicht geworden, vielmehr fühlt sich "Giallo" mehr nach gewöhnlichem Krimi als nach Giallo an. Wie meinen? Ist die Definition des Genres etwa in Stein gemeißelt, müssen die "Vorgaben" wirklich um jeden Preis eingehalten werden? Und wer zum Henker stellt die verdammten Regeln überhaupt auf? Und ist es nicht sogar die Pflicht des gestandenen Genre-Regisseurs, des "Nischenfilm-Machers", alte Grenzen zu sprengen, auf Konventionen zu pfeifen (um das Wort "scheissen" nicht zu verwenden)? Darüber könnte man sich endlos austauschen, das kann mein kleiner Kurzkommentar aber nicht leisten, Anmerkungen sind selbstverständlich gewünscht! Wer sich ein wenig mit dem Thema Giallo beschäftigt hat, der kennt und liebt die typischen Merkmale des Genres, die sich nicht auf Rasiermesser und schwarze Handschuhe beschränken. "Giallo" streift das Genre lediglich, begnügt sich damit ein "gewöhnlicher Thriller" zu sein (was auch immer das sein mag), fühlt sich wie ein "gewöhnlicher Thriller" an. Ist das gut, ist das schlecht, ist Argento genial oder schlicht ausgebrannt? Warum überhaupt dieser Titel, wo sich der Meister doch weitgehend einen Dreck um sein Stammgenre schert (tatsächlich?)!? Die Antwort mutet erschreckend banal an, der Killer ist gelb, der arme Kerl leidet an Gelbsucht (Hinweis für Einsteiger: Giallo ist das italienische Wort für die Farbe Gelb). Plumpe Abzocke unter Mißbrauch einer legendären Genrebezeichnung? Oder ein cleverer und ironischer Schachzug des Altmeisters? Eventuell eine Mischung aus Frechheit und Humor?
Bevor ich mich in einer endlosen Gedankenschleife verliere, möchte ich ein paar Worte zu den Damen und Herren vor der Kamera schreiben. Da hätten wir Adrien Brody im Angebot, der als Kriminalist schwer von den eigenen Kindheitserlebnissen gezeichnet ist, ständig aus der Wäsche glotzt als würde er gleich heulend zusammenbrechen und hilflos "Burnout-Syndrom" stammeln. Immer eine Kippe zwischen den verkniffenen Lippen, nie zur Ruhe kommend. Emmanuelle Seigner spielt teils so unglaublich hölzern, dass ich meinen Augen kaum trauen mochte. Dann schleichen sich unerwartete Momente ein, in denen sie großartig und mitreissend über die Glotze flimmert, ich bin noch immer irritiert. Elsa Pataky ist vor allem ein hübsches Opfer, sie darf ihren Peiniger wüst bepöbeln, was dem Irren sauer aufstösst. Der Killer bleibt ein Mysterium (nicht wirklich, oder doch?). Im Ansatz bedrohlich, dann am Lolli nuckelnd und vor dem Notebook onanierend, prügelt Argento seinen Killer windelweich (den Zuschauer ebenfalls), lässt ihn als Zwitter aus Monstrum und Schiessbudenfigur durch die Folterkammer taumeln. Die übrigen Gestalten sind nicht der Rede wert, immerhin ein paar hübsche Damen, zusätzlich eine Prise Durschnittsfratzen. Die Leistungen der Darsteller passen sich perfekt dem Gesamtwerk an, sie sind mir ein grosses Rätsel, lassen mich ungläubig und seltsam ergriffen zurück.
Was soll das? Lieber Herr Argento, was zum Teufel soll das sein? Ist der alte Herr inzwischen so senil, dass er lieber endgültig in den Ruhestand wechseln sollte? Lacht sich Argento über die Zuschauer kaputt, weil wir sein Genie nicht begreifen, nicht verstehen können/wollen/dürfen??? Ist die vermeintliche Banalität des Films eine geschickte Finte, eine ungeheuerliche Falle, in die unzählige Filmfreund getappt sind? Ist das Murks, ist das Kunst, ist das ein Haufen Grütze mit Blut? Ist das vermurkste Kunstgrütze mit Blut, Eiter und Gegeifer? Was auch immer "Giallo" mir sagen soll, gelangweilt hat mich der Streifen zu keiner Sekunde. Dario Argento packt noch immer zu, auf andere Art(?), aber er packt zu! Er bewegt, er erhitzt die Gemüter und Diskussionsforen. Ist Argento im Nichts oder Nirwana angekommen? Ist das Nichts das Nirwana? (Hilfe, wo sind meine Pillen!)
Zwecks Erdung: Die BD aus dem Hause Sony zeigt den Film in solider Qualität, leider findet der interessierte Zuschauer keine relevanten Boni auf der Scheibe (was in diesem Fall ganz besonders schade ist).
Die Zahlenwertung entfällt. Wie eine Kanonenkugel donnert die Sause durch meinen Schädel, reisst wahllos Löcher zwischen 3 und 8.
mit Horst Tappert, Fritz Wepper, Willy Schäfer als Gäste: Pinkas Braun, Ernst Fritz Fürbringer, Konrad Georg, Evelyn Opela, Wilfried Baasner, Ernst Jacobi, Michael Hinz, Thomas Fritsch, Reinhild Solf, Herbert Tiede, Sky Dumont, Diana Körner, Ursula Lingen, Anne Bennent, Paul Muller, Raimund Harmstorf, Volker Kraeft, Heinz Moog, Gert Baltus, Ralf Schermuly, Karl Heinz Vosgerau, Inge Birkmann, Richard Münch, Marion Kracht, Sascha Hehn, Wolfgang Wahl, Horst Michael Neutze, Lotte Ledl, Ida Krottendorf, Helma Seitz, Gustl Halenke, Alf Marholm u.v.a.
Sleepless(Italien 2001, Originaltitel: Non ho sonno)
Der Giallo lebt!
In den frühen achtziger Jahren erschüttete eine grauenvolle Mordserie die Stadt Turin. Damals wurde der Fall offiziell aufgeklärt, doch nach 17 langen Jahren scheint der sogenannte "Killerzwerg" plötzlich wieder aktiv zu sein. Seinerzeit war der inzwischen längst pensionierte Kriminalbeamte Moretti (Max von Sydow) mit dem Fall betraut, die neue Serie schrecklicher Morde lässt den alten Herrn nicht zur Ruhe kommen. Giacomo (Stefano Dionisi) verlor 1983 seine Mutter durch den Killer, Moretti versprach dem Jungen damals den Schuldigen dingfest zu machen. Gemeinsam begibt sich das ungleiche Gespann auf die Spur des Täters. Der Polizei sind die privaten Ermittler bald ein Dorn im Auge, doch wirkliche Gefahr droht aus einer anderen Richtung...
Dario Argento gelang mit "Non ho sonno" ein erstklassiger Giallo, der seinen Meisterwerken aus den siebziger Jahren kaum nachsteht. Ein lupenreiner Genrebeitrag, welcher den gierigen Giallo-Fanatiker jubeln lässt, aus den gängigen Zutaten zaubert der Meister ein äusserst schmackhaftes Menü. Es fehlen weder die obligatorischen schwarzen Handschuhe, oder die drastischen Morde, dazu ist die Auflösung meiner Meinung nach ebenfalls ein Volltreffer. Ich konnte den Täter nicht überführen, hatte nicht mit dieser herrlich fiesen Überraschung gerechnet. Sicher, man hat das irgendwie alles schon gesehen. Waren Argentos Filme in den Siebzigern visionär, so mag "Sleepless" sich tatsächlich fast ein wenig altmodisch anfühlen (Nachtrag: Blödsinn, Kunst ist zeitlos). Doch kein anderes Jahrzehnt brachte so viele wundervolle Werke hervor wie die siebziger Jahre, ergo rennt dieser "Retrostreifen" bei mir offene Türen ein. Trotz der üblichen Bestandteile hebt sich der Film positiv aus der breiten Masse heraus, bereichert sein Genre um eine weitere Perle. Argento läuft zur Hochform auf, dafür gebührt dem Regisseur Respekt und Dank, ich verneige mich vor dem Meister!
Max von Sydow stellt den alten Kriminalisten sehr überzeugend dar. Hier erwartet den Zuschauer kein Superbulle, die Figur Moretti ringt mit seinem nachlassenden Gedächtnis, die grauen Zellen des Pensionärs werden durch die neue Herausforderung wieder auf Trab gebracht. Stefano Dionisi ist ähnlich sympathisch wie von Sydow, sein Giacomo kämpft nach vielen Jahren mit schrecklichen Bildern, Bilder die sich nicht aus dem Gedächntnis verbannen lassen. Als kleiner Junge musste er sie Schlachtung seiner Mutter als Zeuge ertragen, für immer ist das Grauen in seiner Erinnerung verankert. Ich werde nicht weiter auf die Nebenfiguren eingehen, entdeckt den Film bitte auf eigene Faust, es lohnt sich! Inzwischen ist "No ho sonno" zu einem "nachgereichten Genreklassiker" gereift, mit jeder Sichtung wächst meine Begeisterung für diees Werk. Bereits die Eröffnung ist sexy, packend und bizarr, ein prickelnder Rausch, getaucht in eine auf den Punkt eingefangene Atmosphäre. Später wecken Szenen in einer alten Villa wohlige Erinnerungen an den Überflieger "Profondo Rosso" (1975), die mir glatt Freudentränen über die Fratze kullern ließen, wundervoll! Zugegeben, Argento dem Genre keine neuen Facetten hinzufügen, aber er kocht auf verdammt heisser und packender Flamme. In der Filmlandschaft nach 1990 sind gute Gialli rar, umso höher ist dieser Film zu bewerten, umso mehr Beachtung und Verehrung verdient "Sleepless".
Für den deutschen Markt lag der Film in gekürzter Form von e-m-s vor, die Uncut Edition von Anolis ist schon seit einiger Zeit ausverkauft, war nur noch zu Bordellpreisen erhältlich. Glücklicherweise hat XT Video die Scheibe neu aufgelegt, damit ist der herrliche Film wieder zu erträglichen Preisen auf dem Markt zu finden. 25€ sollte man für die grosse Hartbox einplanen, doch das war/ist mir dieser Giallo locker wert (Nachtrag: Inzwischen hat XT weitere Auflagen nachgereicht, der Film ist also ohne Schwierigkeiten zu bekommen). Die Qualität des Bildes geht in Ordnung, der deutsche Ton liegt in unterschiedlichen Formaten vor, mir sind die beiden 5.1-Spuren zu krawallig abgemischt, die 2.0 Variante gefällt mir besser, zusätzlich ist die englische Fassung an Bord.
Ich erhöhe von 8/10 (sehr gut) auf dicke 8,5/10(sehr gut bis überragend)
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Ausserdem im Player:
• Robinson und seine wilden Sklavinnen(Deutschland, Frankreich 1971)
Robinson Schmidt führt ein tristes Dasein, der Job in der Apotheke ist langweilig, seine Frau geht im auf die Nerven. Der arme Bursche landet schliesslich auf einer (nicht ganz) einsamen Insel, vergnügt sich dort mit willigen Weiblein...
Garniert mit (vorzugsweise unbekleideten) hübschen Damen (Andrea Rau!), einem unterirdischen Hauptdarsteller, einem sich selbst auf die Schippe nehmenden Jess Franco. Die Krönung: Howard Vernon als Häuptling beknackter Eingeborener (AAARRGH!), die deutsche Fassung glänzt mit saublöden Dialogen. Führt man sich vor Augen, zu welch grandiosen Werken Jess Franco damals fähig war (Vampyros Lesbos, Der heiße Tod, Venus in Furs usw.), kann man die "Qualität" dieses Machwerks kaum in Worte fassen! Wer harmlose Tittenfilmchen mag, wer nach Möglichkeit alles von Franco sehen und sammeln will... Der darf sich zur Zielgruppe zählen, für andere Lebensformen gilt: Macht einen großen Bogen um diesen Streifen!
Die DVD aus dem Hause X-Rated ist nur Hardcore-Sammlern zu empfehlen (Gesindel wie der Verfasser dieser Zeilen sind gut damit bedient). Wer sich für das Schaffen von Jess Franco interessiert, sollte auf jeden Fall andere Filme zwecks Einstieg auswählen.
Lässt sich in keine Skala quetschen, "normale" Menschen (wer oder was auch immer das sein mag), dürfen sich eine Bewertung im Bereich 1/10 - 2/10 vorstellen. Ich hatte recht viel Spass mit dem Teil, jede Menge Schmunzler inklusive, als Howard Vernon dann endlich auftauchte, hat es mich vor Lachen vom Sofa gerissen! Debiler Spass aus der untersten Schublade, ich mag diese Sause!
• Iron Man 2(USA 2010) - Unterhaltsamer Krawall-Blockbuster, der Dank seiner starken Besetzung nicht in die völlige Belanglosigkeit stürzt. Robert Downey Jr. passt prima in die Rolle des Helden zwischen Größenwahn und Gutmensch, Mickey Rourke macht Ärger, Samuel L. Jackson taucht in einer gewollt kultigen Nebenrolle auf. Die Damen werden durch die Klappergestelle Paltrow und Johansson vertreten, nicht mein Beuteschema, ihre Darbietungen gehen aber zugegebenermaßen in Ordnung.
Die BD habe ich vor einigen Monaten für 5 Taler erstanden, zu diesem Kurs kann man sich den Stoff durchaus drücken.
• Zärtliche Versuchung (aka "Die Abenteuer des jungen Don Juan")(Frankreich, Italien 1987) - Frankreich vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Roger (Fabrice Josso) verbringt die Ferien auf dem herrschaftlichen Anwesen seiner Eltern. Der junge Mann entdeckt die Lust auf das weibliche Geschlecht, als die Herren der Schöpfung bei bester Laune in den Krieg ziehen, schlägt endlich die grosse Stunde des frechen Nachwuchsstechers...
Eine ganz, ganz wundervolle Komödie mit erotischer Schlagseite, die mit herrlichem Humor auftrumpft, platte Kalauer bleiben vor der Tür. Ein sympathisches Bürschlein in der Hauptrolle, hübsche Damen um ihn herum (Serena Grandi, lechz!). Beschwingt und unverkrampft, ein prächtiger Film, tolle Darsteller, schöne Kulissen, anschauen!
Die DVD aus dem Hause CMV geht in Ordnung, leider liegt das Bild nicht anamorph vor.
7,5/10 (gut bis sehr gut + unzählige Wohlfühlpunkte)