Zitat von Edgar007Auf Grund der vielen Ausführungen von "Cora Ann Milton": NEUES VOM HEXER Leider nur ein guter, mittelmäßiger Walace-Film.
Zunächst einmal: es ist schön, dass meine Beiträge dazu geführt haben, dass du dir diesen Film angesehen hast.
Aber deiner Meinung kann ich kann ganz und gar nicht zustimmen! "Neues vom Hexer" ist nicht nur ein guter, sondern ein ganz ausgezeichneter Film. Von Mittelmaß kann nicht die Rede sein!
Vor allem das herrliche Zusammenspiel von Heinz Drache und Barbara Rütting ist einfach ein Genuss. Wie diese beiden wunderbaren Darsteller mit nur wenigen Blicken, Gesten und Worten zwischen sich eine sinnlich knisternde Atmosphäre aufbauen, ist einfach nur grandios.
Aber auch die Auftritte von Brigitte Horney, Siegfried Schürenberg, Renè Deltgen, Eddi Arent, Margot Trooger, Klaus Kinski und Carl John sind allesamt ausgezeichnet und bürgen für Qualität.
Spannung und Witz sind meiner Ansicht nach im genau richtigen Verhältnis dosiert.
Vielleicht siehst du dir "Neues vom Hexer" noch einmal an und findest ihn dann besser? Mir persönlich bereitet er jedes Mal wieder das größte Vergnügen.
@ Cora Ann Milton: Ich habe NEUES VOM HEXER schon unzählige male gesehen - das erste mal vor über 25 Jehren im TV. Die Darsteller sind über jegliche Kritik erhaben. Allerdings finde ich die Story ziemlich dürftig. Und das Zusammenspiel Drache/Rütting fan ich beim ZINKER noch besser. Brigitte Horney ist sicher eine riesige Bereicherung im Wallace-Fahrwasser. Die anderen waren allerdings alle schon mal besser (eingesetzt). Für mich eben ein guter, mittelmäßiger Wallace-Film, den ich alle paar Jahre immer wieder mal gerne sehe - mehr aber auch nicht.
Mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Wolfgang Zerlett, Henning Schlüter, Maria Becker, Michael Wittenborn, Klaus Höhne, Sissy Höfferer, Holger Petzold, Dirk Dautzenberg, Sepp Wäsche, Hans Beerhenke, Josef Vinklar, Karl Tischlinger, Peter Gebhardt uva. Buch: Detlef Müller Regie: Zbynek Brynych
Präzise Milieustudie - und zugleich ein Lehrstück über Selbstbetrug und enttäuschte Erwartungen.
Dank des Buchs von Detlef Müller eine vorzügliche Episode, die nicht mal Zbyněk Brynych verhunzen konnte :-). In der Köster-Zeit hatte der Tscheche ja sogar noch einige sehr gute Folgen, leider nahmen Ende der 80er, Anfang der 90er die Psychoschrott-Folgen (die mit Tod eines Beerdigungsunternehmers ihren absoluten Höhepunkt erreichten) zu. Maria Becker gefällt ganz einfach in der Rolle der Magdalena.
Marianne (Susan George) ist auf der Flucht vor zwielichtigen Typen, gehetzt springt dem Engländer Sebastian (Christopher Sandford) fast vors Auto. Schnell kommt man sich näher, zwei Wochen später will Sebastian seine Eroberung mit einer spontanen Hochzeit überraschen. Obschon sich ihre Begeisterung in Grenzen hält, lässt sich die junge Frau vor den Standesbeamten zerren, Sebastians guter Freund Eli (Barry Evans) hält als Trauzeuge her. Durch einen grotesken Bearbeitungsfehler der ausstellenden Behörde, weist der Trauschein Eli überraschenderweise als Mariannes Ehegatten aus. Sebastian ist mächtig sauer, Marianne geht sein Verhalten dermaßen auf die Nerven, dass sie ihrem "Fast-Ehemann" ohne Vorwarnung den Laufpass gibt. Eli ist ihr sowieso weitaus sympathischer, erfreut nimmt der "irrtümliche Ehemann" seine Angetraute bei sich auf. Nach und nach erfährt Eli mehr über die Marianne, die offenbar von ihrem Vater (Leo Genn) gesucht wird, denn bald wird sie Zugriff auf brisante Dokumente und jede Menge Geld haben. Derweil nutzt der eifersüchtige Sebastian seine Kenntnisse für ungute Zwecke, will sich für die erlittene Schmach an dem Liebespaar rächen...
Pete Walker erfreute mich bereits mit mehreren guten Horrorstreifen, besonders der herrliche Flick "The Flesh & Blood Show" (1972) hat es mir angetan. Das bekannteste Werk des Regisseurs und Produzenten ist vermutlich "Frightmare" (1974), ein kleiner und sehenswerter Genreklassiker. "Die Screaming Marianne" ist nicht im Horrorsektor unterwegs, hier bekommen wir es mit einem Thriller zu tun. Was auf den ersten Blick ruhig und durchschaubar anmutet, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als stetig brodelnder Dampfkessel, gewährt Blicke die Abgründe der menschlichen Existenz. Walker tritt die rührige "Love & Peace Atmosphäre" der späten sechziger Jahre mit Anlauf in den Hintern, die Siebziger regieren, die Schweinepriester suhlen sich mit Wonne und Ausdauer im Sumpf aus Gier, Neid und Hass. Als stimmungsvolle Schauplätze dienen London und Portugal, im Häusermeer der Großstadt lauert das Verderben, im sonnigen Süden bricht das Übel aus allen Poren hervor, zieht die Protagonisten in einen finsteren Abgrund. Nach und nach offenbaren sich dem Zuschauer Details über Marianne und ihre liebe Verwandtschaft, geschickt dreht das Drehbuch mit Bedacht an der Spannungsschraube. Für Hektiker ist "Die Screaming Marianne" keine geeignete Anlaufstelle, dieser Film verlangt mit Nachdruck nach einem aufgeschlossenen Publikum, nach Filmfreunden die sich mit Herz und Bauch auf das Werk einlassen können/wollen. Wüste Schauwerte werden kaum geboten, die Bälle bleiben im Körbchen, die Säfte jeglicher Art kochen im Leib der Charaktere vor sich hin. Trotzdem (oder gerade deswegen) ist der Film verdammt packend, verdammt sexy und verdammt faszinierend.
Susan George wird mancher Filmfreund aus "Straw Dogs" (1971) kennen, sie spielte in diesem grandiosen Thrillerdrama von Sam Peckinpah an der Seite von Dustin Hoffman. Die Rolle der Marianne meistert Susan George äussert überzeugend. Die Hauptfigur wird zum Spielball ihres Umfelds, Susan jongliert als Marianne mit Trotz, Trauer, Hoffnung, aufkeimender Liebe und vielen weiteren Gefühlen, bleibt stets glaubwürdig und berüht den Zuschauer nachhaltig. Aber nicht nur Frau George darf ihr Talent unter Beweis stellen, die Riege der Fieslinge liefert ebenso vorzügliche Darbietungen ab, die teils an Ekelhaftigkeit kaum zu übertreffen sind. Christopher Sandford darf zunächst der lockere und freundliche Retter in der Not sein, doch hinter der glatten Fassade lauert ein verdorbenes Bürschlein der üblen Sorte. Als Widerling aus der Amateurklasse sollte man seine Mitstreifer jedoch mit Bedacht wählen, gegen die unstillbare Perversion einer Judy Huxtable (spielt die Halbschwester Mariannes) kann der Hänfling nicht allzu viel ausrichten. Ich bin in der kurzen Inhaltsangabe ganz bewusst vage geblieben, daher fiel Judy Huxtable dort unter den Tisch (hoho). Lasst euch von ihrer gnadenlosen Verschlagenheit an die Wand nageln, zu genaue Vorkenntnisse wären nur hinderlich. Leo Genn agiert als Oberschurke unfassbar göttlich, hat vor allem gemeinsam mit Judy Huxtable beeindruckende Szenen. Wenn sich Vater und Tochter auf unangemessene Weise wie Raubtiere umschleichen, greift eine eiskalte eiserne Faust nach dem Nacken des Zuschauers. Kenneth Hendel soll nicht unerwähnt bleiben, er sorgt als Genns Bediensteter für zusätzliche Anspannung, scheint ständig drohend über Marianne und Eli zu schweben. Die übrigen Mitwirkenden bleiben auf kleinere Nebenrollen beschränkt, daher gehe ich nicht weiter auf diese Darsteller ein.
Ich betone es erneut und mit Ausdauer, man muss sich wirklich auf diesen Film einlassen können, dann wird man mit einem prächtigen Erlebnis belohnt. Pete Walker packt prickelnde Konstraste auf den Tisch, die ausklingene Hippiezeit geht in der moralischen Verdorbenheit übler Gesellen auf. Susan George tanzt während des stilvollen Vorspanns im Bikini, eine Augenweide, Portugal präsentiert sich malerisch, Leo Genn bewohnt ein herrlich gelegenes Anwesen, als pensionierter Richter hat man offensichtlich Geschmack. Was sich zu Beginn als knuffiges Liebesfilmchen tarnt, erweist sich als packender Kriminalfilm der besten Sorte! Mit unnachgiebiger Konsequenz zerhackt Pete Walker alle Beschaulichkeit, Gewinner sind in diesem Spiel nicht vorgesehen (oder lügt der Verfasser?). Klar, der "eigentliche" Thrillerstoff begnügt sich mit althergebrachten Motiven und Zusammenhängen, die Charaktere und ihre tollen Darsteller machen "Die Screaming Marianne" zu einem packenden Werk, heben den Film weit über den biederen Durchschnitt hinaus.
Die mir vorliegende DVD aus den USA geht als solide durch, eine deutsche Auswertung ist bisher leider nicht erfolgt (eine VHS-Cassette war erhältlich). Es wäre sehr begrüßenswert, wenn sich ein deutsches Label um den Film bemühen würde!
- Mord nach Maß Toller 1971er-Agatha-Christie-Krimi, eigentlich ungewohnt für die Autorin, aber sehr spannend und geschickt aufgebaut.
- Landarzt Dr. Brock Endlich ist die DVD erschienen, jetzt kann ich mich meiner alten Videoüberspulungen entledigen. Charmante 60er-TV-Serie mit Rudolf Prack und Gardy Granass mit wunderbarem norddeutschen Flair und ebensolchen Publikumslieblingen in Gastrollen. Unterhält und entspannt!
Eine Armee Gretchen(Schweiz 1973, Originaltitel: Eine Armee Gretchen)
Ausgebombte Hirne und nackte Ärsche
Frauen an die Front! Der Mediziner Dr. Felix Kuhn (Carl Möhner) stellt die Einberufung etlicher junger Damen zurück, zur Behlohnung landet er irgendwo an der Ostfront. Dank der freundlichen Mithilfe der Herren von der allseits beliebten Gestapo, dürfen auch seine Töchter Marga (Elisabeth Felchner) und Eva (Karin Heske) in den Krieg ziehen. Marga freundet sich mit der flotten Ulrike von Menzinger (Renate Kasché) an, die jedoch vor allem wilde Bettgeschichten mit strammen Herren im Sinn hat. Das Gras knistert, die Betten quietschen, mit jedem Stoß kommt auch die Front einen Schritt näher...
Fast möchte ich auf einen kurzen Inhaltseinblick verzichten, denn die schlappe Story lockt sowieso keinen Köter hinter dem Ofen hervor. Bei Filmen von Erwin C. Dietrich geht es in erster Linie um nackte Tatsachen, ergo lassen sich auch die Gretchen zumindest in dieser Disziplin nicht lumpen. Bei der Auswahl der Damen bewies Herr Dietrich nicht immer ein glückliches Händchen, doch meist entblätterten sich in seinen Machwerken immerhin ein, zwei, drei hübsche Weibchen. Achtung, diesmal sind erotische Fehlzünder(innen) am Start, die Fräulein von der Armee sind weder hübsch noch fotogen, dem Schundfaktor ist diese Schwäche freilich eher zuträglich, nackt sind die B-Klasse-Hühner sowieso in jeder (un)möglichen Lebenslage zu "bewundern". Wer nun auf Gewalt und Geballer statt Erotik hofft, wird sich bei der Sichtung dieser Sause vermutlich vor Wut die Haare raufen, denn auch in dieser Hinsicht haben die Gretchen (fast) nichts zu bieten.
Hm, keine erotischen Damen, kein Mett, sowieso keine fesselnde Handlung. Wer zum Geier sollte an diesem Schwachsinn Freude haben? Ihr ahnt es bereits, es gibt solche Personen, Namen werden nicht genannt. Die "Stärken" des Films sind unglaublich dämliche Dialoge, egal ob Männlein oder Weiblein, alle Beteiligten sondern nur debilen Mumpitz ab. Selbstverständlich werden beiläufig und völlig sinnfrei immer wieder die Namen diverser Naziobermotze eingestreut, hier ein kleiner Hitler, da ein gammliger Himmler, Pseudo-Provokation aus der untersten Schublade, ich habe mehrfach Tränen gelacht. Erwin wollte gegen Ende des Treibens auf die Kacke kloppen, streute daher ein paar zum Himmel schreiende Kampfszenen ein. Russische Panzer rollen auf deutsche MG-Nester zu, die stolzen Arier ballern mit MGs und Karabinern (!) auf die Panzer, die Russen verziehen sich in eine andere Richtung (Mitleid? Angst sich mit Doofheit zu infizieren?). Erstaunlich, erstaunlich, wieso haben wir den Krieg verloren, es muss wohl an der Taktik des dämlichen Österreichers gelegen haben. Das Ende versucht krampfhaft auf Tragik zu machen, ist aber grotesk und dümmlich angelegt, weitere Brüller sind garantiert (wenn man bis zu diesem Zeitpunkt durchgehalten hat). Mit einer Auflistung der Unzulänglichkeiten des Streifen könnte man Seiten füllen, aber wie bereits erwähnt macht dieses Versagen auf ganzer Linie den Reiz aus.
Egal welche Aspekte des Films man unter die Lupe nimmt, stets wird man auf totalen Blödsinn treffen. Vergleicht der geneigte Zuschauer "Eine Armee Gretchen" jedoch mit den überzogenen Entgleisungen der Nazisploitation-Werke aus Italien, die ab Mitte der siebziger Jahre als kleine Welle durch die Kinos schwappten, ist Herr Dietrichs Beitrag ein reichlich biederer, harmloser und schauwertarmer Schlappschwanz, der zarte Gemüter zwar nicht erfreuen wird, diese aber immerhin nicht in eine Lebenskrise stürzt. So hohl der "Inhalt" auch sein mag, Kamera, Schnitt und Beleuchtung liefern solides Handwerk ab, erreichen mühelos übliches "Dietrich-Niveau". Wer nach einer fiesen und geschmacklosen Sleaze-Suhle giert, sucht im DVD-Regal lieber nach den bizarren Perversionen aus dem Stiefelland. Den kleinen Hunger auf großen Schwachsinn können die willigen Gretchen stillen, noch immer legt sich ein feistes Grinsen über meine alte Ekelfratze. Bitte keine Aufregung wegen angeblicher Verharmlosung der Thematik, ich halte mich an folgendes Motto: Darf man sich über Nazis lustig machen? Nein, man muss!
Richtig gut ist übrigens die DVD geworden, die den Film ungekürzt und in schöner Qualität präsentiert. Im Bonusbereich findet der Filmfreund Trailer zu weiteren Perlen aus dem Dietrich-Kosmos, schön.
Die Zahlenwertung entfällt, ich kann keine Verantwortung für auftretende Nebenwirkungen übernehmen.
Lieblingszitat:
"Was ist denn hier los? Haben wir etwa den Krieg siegreich beendet?"
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Nightmare on Elm Street 4(USA 1988)
Freddy Krueger wurde im dritten Teil ordentlich eingeschenkt, doch der Bursche schleicht sich zurück in die Köpfe und Träume seiner potentiellen Opfer...
Regisseur Renny Harlin hat ein paar starke Actionflicks inszeniert, "Stirb langsam 2" (1990) und "Cliffhanger" (1993) gehen auf sein Konto, ferner die herrliche Komödie "Ford Fairlane - Rock'n'Roll Detektiv" (1990). Der vierte Beitrag zur Reihe um den alten Schnitter Freddy ist im gediegenen Mittelfeld anzusiedeln, im Vergleich zum starken Vorgänger baut diese Fortsetzung deutlich ab. Alles wirkt überstürzt aus dem Ärmel geschüttelt, unterm Strich kommt nicht mehr als eine brauchbare "Mindestbefriedigung für Fans" dabei heraus. Hauptdarstellerin Lisa Wilcox sah damals recht hübsch aus, ansonsten bleibt (ausser Robert "Freddy" Englund) kein Darsteller in Erinnerung.
Als Horrorfanatiker komme ich selbstverständlich nicht an Freddy Krueger vorbei. Dieser Teil führt mir jedoch glasklar vor Augen, warum ich Jason Voorhees und Michael Myers schon immer weitaus inniger als Freddy Krueger liebte.
Vengeance of the Zombies(Spanien 1972, Originaltitel: La rebelión de las muertas)
Im Keller säuft der Deibel warmes Blut
Elvire (Carmen Romero aka Rommy aka Romy) ist von dem warmherzigen Guru Krishna (Paul Naschy) fasziniert. Doch der Inder fühlt sich in der pulsierenden Metropole London nicht wohl, er zieht sich auf einen Landsitz im abgelegenen Llangwell zurück. Elvire folgt Krishna, der ihr nahestehende Lawrence (Víctor Alcázar) ist darüber nicht sonderlich begeistert. Derweil verübt ein maskierter Killer grauenvolle Morde, die offenbar Teil eines grotesk anmutenden Voodoo-Rituals sind. Scotland Yard kommt mit den Ermittlungen nicht voran, Lawrence steht den Kriminalbeamten als Berater zur Seite. Elvire wird von bizarren Albträumen gepeinigt, zudem ist die eifersüchtige Kala (Mirta Miller) alles andere als erfreut über die Anwesenheit der unerwünschten Nebenbuhlerin. Weitere Morde geschehen, alle Beteilgten geraten in einen Strudel des Schreckens, aus dem es keine Rettung mehr zu geben scheint...
León Klimovsky und Paul Naschy, zwei Legenden des spanischen Horrorkinos! Angenehmerweise arbeiteten die Herren häufiger zusammen, Klimovsky inszenierte den hier kurz vorgestellten Film, Naschy steuerte das Drehbuch bei und übernahm gleich mehrere Rollen. In Deutschland wurde der Streifen unter verschiedenen Titeln vermarktet:
- Die Rebellion der lebenden Leichen - Die Beschwörung des Teufels - Blutrausch der Zombies
Egal wie man das Kind nennt, letztlich passen "irgendwie" alle aufgelisteten Namen. Ohne Zweifel erfüllt die Sause sämtliche Klischees, die man sich in Verbindung mit spanischem Horror aus den siebziger Jahren vorstellt. Es geht hier und da blutig zur Sache, irre Masken und lustige Kostüme kommen zum Zuge, die internationale Fassung hat Möpse im Gepäck. Mit einem vermeintlichen Standard (dessen Existenz ich sowieso bestreite) kann das Werk jedoch nicht dienen! Hm...? Von wegen simple Story, dünnes Drehbuch ohne Inhalt. Naschy schüttet ein unbeschreibliches, wundervolles und pralles Füllhorn abgefahrerner Ideen über dem frohlockenden Zuschauer aus! Es taumeln keineswegs lediglich ein paar untote Gestalten durchs Szenario, Voodoo wird für niederträchtige Fiesheiten mißbraucht, der Leibhaftige ist zu sehen, die Bullen blicken nicht durch, alte Familiendramen erreichen Ausmaße gigantischen Grauens. Einblicke in das flotte Leben des London der frühen siebziger Jahren werden geboten, malerische Landschaften und ein ländliches Anwesen bilden den reizvollen Kontrast, der Score von Juan Carlos Calderón schlägt immer die passenden Töne an.
Paul Naschy! Denke ich an den leider 2009 verstorbenenen Spanier, kommen mir liebenswerte Horrorfilme und weitere Filmknuffel in den Sinn. Hinreißende Filme, die mich durch viele Nächte begleitet haben, die fraglos immer ein Platz in meinem Herzen bewohnen (kitschiges Geschleim, na und?). Naschy stand in zahlreichen Streifen vor der Kamera, lieferte etliche Stories und Drehbücher ab, führte bei einigen Filmen Regie. Es ist keine Seltenheit, dass Paul Naschy in einem Flick gleich mehrere Rollen übernahm, so wie in "Vengeance of the Zombies". Wie dürfen ihn in als gütigen Guru, gewandet in bunte Tücher, geniessen. Sehen in als dessen abgrundtief bösen und entstellten Bruder des freundlichen Krishna, als Krönung geifert er als vermutlich putzigster Teufel der Filmgeschichte umher! Verdammt, ich liebe diesen Typ! Klar, die übrigen Herren werden zur Nebensache, schlagen sich aber tapfer. Víctor Alcázar (aka Vic Winner) behauptet sich eifrig, in einer kleinen Rolle sorgt Luis Ciges für ein paar Schmunzler. Doch genug von den Kerlen, denn wo Naschy unterwegs ist, da sind auch hübsche Damen am Start. Carmen Romero ist in der weiblichen Hauptrolle nett anzuschauen, die wahre Augenweide kommt jedoch in Form der zunehmend gereitzen Mirta Miller daher, was für ein scharfes Rasseweib (habt Nachsicht mit einem alten Lüstling). Blondchen María Kosty ist Genrefreunden ein Begriff, weitere Perlen tänzeln als lustige Zombienen umher.
Egal ob ich nun noch seitenweise von diesem Film schwärme, Naschy-Jünger werden mir sowieso mit ziemlicher Sicherheit beipflichten, die üblichen Naschy-Skeptiker werden verständnislos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Wer sich noch nicht mit dem Schaffen des Oberknuffels auseinandergesetzt hat, und ein Herz für ganz besondere Filmschätzchen aus der Gruselgruft im Leib trägt, der sollte sich schnellstmöglich auf eine Verabredung mit Paule einlassen! Mir bietet "Vengeance of the Zombies" all die Zutaten an, für die ich spanischen Horror aus den siebziger Jahren verehre. Paul Naschy wirkt polarisierend, seine Arbeiten kann man wohl nur lieben oder ablehnen.
Zusammen mit dem nicht minder prächtigen "The Night of the Werewolf" (El retorno del Hombre-Lobo, 1981), stellt das BD-Set von BCi einen glasklaren Pflichtkauf für Naschy-Fanatiker dar! Noch sind die Scheiben zum kleinen Preis erhältlich, also greift bitte zu! Technikfetischisten sind nicht an der richtigen Adresse, der Schwarzwert ist nicht optimal, die Kompression schwächelt gelegtlich. "Vengeance of the Zombies" liegt im Format 1,33:1 vor, für mich sieht das Bild nach Open Matte aus, es scheinen also keine seitlichen Bildanteile zu fehlen. Nutzt man die Zoomfunktion des Wiedergabegerätes (z. B. bei einem Panasonic-Plasma "Zoom 2") wirkt die Bildkomposition sehr stimmig.
Feiste 8/10 (sehr gut) + unzählige Wohlfühlpunkte und monströse Knuffigkeit die jede Skala sprengt!!!
Lieblingszitat:
"Free yourselves, because Nirvana approaches soon, approaches soon..."
mit der Starbesetzung: Senta Berger, Stephen Boyd, Yul Brynner, Angie Dickinson, Georges Geret, Hugh Griffith, Jack Hawkins, Rita Hayworth, Trevor Howard, E.G. Marshall, Marcello Mastroianni, Harold Sakata, Omar Sharif, Nadja Tiller, Howard Vernon, Eli Wallach u.v.a.
Der Film ist leider nicht so spektakulär wie seine Besetzung.