Rocker & Biker Box Vol. 4 von MIG, zwei Filme auf einer DVD
Biker - Von der Meute gehetzt(USA 1971, Originaltitel: Wild Riders)
Der Drecksack und sein Gorilla
Pete (Arell Blanton) und sein Kumpel Stick (Alex Rocco) sind ein unzertrennliches Duo. Pete ist der Denker und Lenker, Stick ist stets zur Stelle, wenn sein bester (und offensichtlich einziger) Freund in Bedrängnis gerät. Als die beiden Pappnasen eine junge Frau brutal um die Ecke bringen, werden sie aus der Biker-Gang geworfen, mit der sie bisher durchs Land zogen. Die Tanks, Taschen und Mägen sind fast leer, als Pete ein großzügiges Anwesen entdeckt, auf dem sich zwei Damen am Pool vergnügen. Rona (Elizabeth Knowles) ist über den "unerwarteten Besuch" in ihrem Haus gar nicht so unerfreut, denn ihre Ehe langweilt sie, ihr Mann ist Berufsmusiker und oft auf Reisen. Während sich Rona in ihrem Schlafzimmer eindringlich mit Pete unterhält, wird der zurückhaltenden Laure (Sherry Bain) die Situation zunehmend unheimlich. Stick fühlt sich von der ängstlichen Laure provoziert, er gerät mehr und mehr ausser Kontrolle. Zunächst kann Pete die Lage beruhigen, doch die Stimmung schlägt um, für die Frauen beginnt ein fürchterlicher Albtraum...
Die auf heissen Öfen verrecken(USA 1971, Originaltitel: The Peace Killers)
Die Rocker, die Hippies, die Hilfstruppe der Hippies. Rendezvous zum fröhlichen Tod. (Juan Luis Buñuel möge mir den kleinen Diebstahl verzeihen)
Christie (Jess Walton) fährt der Schrecken ins Gebein. Als sie mit ihrem Freund Jeff (Michael Ontkean) an einer Tankstelle Lebensmittel einkauft, wird sie von Mitgliedern der Rockersäcke erkannt, mit der sie einst durch die Gegend brauste. Christie war die Freundin des Bosses Rebel (Clint Ritchie), sie machte sich ohne dessen Zustimmung aus dem Staub. Für Rebel unfassbar, denn er betrachtet die Dame als sein Eigentum. Als der Oberrocker von seinen Untertanen erfährt, dass sich Christie in der Nähe aufhalten muss, will Rebel schnellstmöglich Zugriff aus das Mädchen bekommen. Christie lebt in einer friedlichen Hippie-Kommune, deren Vordenker Alex (Paul Prokop) jegliche Form von Gewalt ablehnt. Der Schmalspur-Guru will die nahenden Biker mit Worten im Zaum halten, doch er unterschätzt die Gewaltbereitschaft der wilden Horde...
Die vierte Rocker & Biker Box von MIG, bietet einmal mehr zwei unterhaltsame Streifen an, die beide in den frühen siebziger Jahren entstanden. "Wild Riders" ist "eigentlich" kein Biker-Flick, denn dieses Umfeld spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Der Zuschauer bekommt ein "Geiseldrama mit Rape and Revenge Schlagseite" geboten, das sich überwiegend als kleines und dreckiges Kammerspiel präsentiert. Die Anlage der zentralen Charaktere ist dabei durchaus mutig, denn wirklich sympathisch ist keiner der Beteiligten. Arell Blanton spielt ein hinterhältiges Großmaul, ohne seinen Kettenhund Stick kann er sich kaum gegen andere Kerle behaupten. Pete verachtet die Mittel- und Oberschicht, macht andere Menschen für sein eigenes Versagen verantwortlich. Arell Blanton spielt seinen Part gut, er mutet wie eine eiskalte Ausgabe von Peter Fonda an. Alex Rocco kennt man aus unzähligen Produktionen, als Stick scheint er gerade der Mülldeponie entsprungen zu sein, nebenbei frühstückt er gern aus dem Mülleimer. Pete nutzt die nahezu bedingungslose Loyalität seines Begleiters schamlos aus, gängelt den Dummbatz nach allen Regeln der Kunst. So abstossend die Kerle auch gezeichnet sind, die Damen taugen fast ebenso wenig als Symapthieträger(innen). Immerhin mag man sich als Lustmolch vorstellen, zu welchen Ferkeleien eine gelangweilte Hausfrau bereit ist, die von Elizabeth Knowles mit überzeugendem "Schlampenfaktor" dargestellt wird. Ihre von Sherry Bain gespielte Freudin ist sogar nett anzuschauen, beide Weibchen neigen jedoch zu naiv-dummer Nervensägerei. Daher möchte man ihnen in der Realität nicht um jeden Preis begegnen (der Verfasser lügt), dem Unterhaltungswert des Films ist die Anlage ihrer Rollen freilich zuträglich.
Der folgende "The Peace Killers" driftet stark in Richtung (schmackhafte) Gurke. Hier und da tauchen Szenen auf, welche die Handlung in keinster Weise voranbringen, dazu gesellt sich der Hang zum belanglosen Geplätscher (Wo ist da der Unterschied?). Dafür entschädigen die zahlreichen Fratzen, die sich gegenseitig mit hohlen Auswürfen und grotesken Handlungsweisen übertrumpfen. Einige Figuren muten an, als wären sie von den Verantwortlichen aus dem Endlager für hirntote Redneck-Zombies entführt worden. Halt! Damit ist nicht die ganze Wahrheit gesagt, denn auch dunkelhäutige Vertreter blamieren sich bis auf die Knochen. Jess Walton ist hübsch, schaut meist aus ängstlichen Kuhaugen in die Landschaft, Michael Ontkean bemüht sich redlich darum, den mutigen Beschützer für die verzweifelte Schönheit zu geben. Clint Ritchie tritt nicht nur seine Gegner in den Hintern, auch die Mitglieder seiner Gang haben am strengen Regiment ihres Bosses zu knabbern. Paul Prokop sorgt als überzeugter Hippie für einige (unfreiwillige) Schmunzler. Lavelle Roby eilt den Blumenkindern mit von ihr gelenkten Schmalspur-Rockern zur Hilfe, die Dame hat noch eine Rechnung mit Rebel zu begleichen.
Während "Wild Riders" solide ausgeführt ist, scheinen die Macher von "The Peace Killers" -mehrfach und ausdauernd- tief in die Welt der bewusstseinserweiternden Stoffe eingetaucht zu sein. "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt", punktet mit gut aufgelegten Schauspielern, vor allem das irrsinnige Finale hat mich vor Freude vom Sofa gefegt. Als endlich das unscheinbare Ehemännchen mit dem Cello unter dem Arm auftaucht, steuert der Flick flott und zielstrebig auf sein blutiges Ende zu. "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken", setzt in das vorherrschende Gurkentum kleine Ausrufezeichen, ist trotz (wegen?) seiner zahlreichen Schwächen ein kleiner Knuffel. Wenn der "Hippie-Jesus" am allseits bekannten Peace-Symbol festgeschnallt wird, bleibt unter Garantie kein Auge trocken (sofern der Betrachter diese Art von Humor nicht ablehnt). Die Klopperei zwischen Rockern, Hippies und noch mehr Rockern, fordert nicht nur auf dem Bildschirm ihren Tribut. Fast alle Kämpfe sind extrem ungelenk und albern, unbeschreiblicher Murks, der jeden Stuntman peinlich berührt (zumindest belustigen wird).
Mittlerweile sind bereits zehn Rocker & Biker Boxen von MIG erschienen, leider stehen erst die Boxen 1-5 in meiner Sammlung. Box 1 und 2 bieten ein überragendes Preis-/Leistungsverhältnis, auf zwei DVDs werden vier Filme pro Set angeboten. Die erste Box bietet nicht nur Masse, drei der vier Filme sind Treffer, der schwächste Beitrag zumindest nett. Ab Box #3 muss sich der Fan mit zwei Filmen auf einer DVD begnügen. Box #4 bietet den besseren Film in besserer Qualität an, das Bild von "Wild Riders" dürfte die Zielgruppe locker zufriedenstellen. "The Peace Killers" schwächelt auch in technischer Hinsicht deutlich, letztlich kann man mit dem Gebotenen aber leben (Qualitätsfetischisten zählen sicher nicht zu den Interessenten, von daher "passt" die Auswertung der Filme).
Für "Wild Riders" ziehe ich dicke 7/10. "The Peace Killers" verdient sich 5,5/10, in Gedanken addiere ich einen weiteren Wohlfühlpunkt. Wer sich für Biker-Filme (oder die Thematik streifende Werke) aus den frühen siebziger Jahren begeistern kann, tätigt mit der Rocker & Biker Box Vol. 4 einen guten Kauf. Einsteigern lege ich zunächst die Boxen 1 & 2 ans Herz, die sich bei Bedarf durch die folgenden Sets ergänzen lassen.
Was lernen wir aus den Filmen? Rocker sind fiese Typen, gelangweilte Hausfrauen tropfnass, Hippie zu sein ist auch keine Lösung.
Lieblingszitate:
Aus "Wild Riders" aka "Biker - Von der Meute gehetzt": "Ich bezahle seit ich denken kann, jetzt bist du dran!"
Aus "The Peace Killers" aka "Die auf heissen Öfen verrecken": "Du Mistkäfer schiesst auf mich?"
mit Gerd Baltus, Karin Hübner, Fritz Tillmann, Ruth Hausmeister, Anne Stegmann, Edith Schultze-Westrum, Siegfried Rauch, Udo Vioff, Heinrich Schweiger, Klaus Schwarzkopf
Trotz Weltliteratur keine Produktion von Welt. Kämpft mit zu vielen Längen, die Schauspieler wirken aber beachtlich.
In Los Angeles kommt es nach einem Konflikt zwischen Jugendlichen und der Polizei zu Krawallen. Etliche Stadtviertel sind in Aufruhr, marodierende Schlägertruppen verbreiten Angst und Schrecken. Auch Anna Lisa Gray (Paige Rowland), die Tochter des britischen Botschafters, gerät in den Strudel des Grauens. Die junge Frau wird von einer Strassengang aus einer Limousine gezerrt, fällt in die Hände des berüchtigten Shyboy (Dex Elliott Sanders). Wenig später erhält ihr Vater eine hohe Lösegeldforderung, die an heikle Bedingungen geknüpft ist. Ein einzelner Bote soll das Geld überbringen, der Deal soll mitten in einem momentan unkontrollierbaren Stadtteil stattfinden. Nur ein Mann kommt für diesen Job in Frage, der britische Agent Major Shane Alcott (Gary Daniels). Obschon ihm sein Freund Major Williams (Sugar Ray Leonard) davon abrät, stellt Shane sich sofort Verfügung, er war einst mit Anna Lisa verlobt. Bereits der Weg bis zum Übergabepunkt ist lebensgefährlich, vor allem mit einem Koffer voller Geld unter dem Arm. Shyboy hat freilich nicht vor, dem Boten und der Geisel freien Abzug zu gewähren. Damit nicht genug, denn die böseste Überraschung wartet noch auf Shane...
In den achtziger Jahren war Cannon DIE Schmiede für gepflegte B-Actioner, in den neunziger Jahren sorgte PM Entertainment für Nachschub auf dieser Spielwiese. "Riot" bietet dem Genrefan eine solide Besetzung an, kann mit seiner gelungenen Atmosphäre punkten, Prügel und Geballer werden in feister Dosierung gereicht. Auf dem Regiestuhl nahm Joseph Merhi Platz, der darüber hinaus auch einer der Gründer von PM Entertainment war. Der Mann ist daher gewissermaßen eine ausgewiesene Fachkraft für B-Action.
Gary Daniels macht ohne Zweifel einen durchtrainierten Eindruck, schaut aber eine Spur zu soft aus, den kernigen Actionhelden mag man ihm zunächst nur eingeschränkt abnehmen. Nach und nach verfliegt die Skepsis, Daniels meistert die Actionsequenzen souverän, füllt den Rest mit seiner sympathischen Art auf. In "Riot" darf er unzählige Bösewichter verkloppen und über den Haufen schiessen, der Body Count lässt keine Wünsche offen. Box-Legende Sugar Ray Leonard steht Daniels als typischer Sidekick bei, sein Part fällt jedoch leider deutlich kleiner aus, als ich nach dem Auftakt des Streifens zunächst vermutete. Charles Napier sehen wird als älteren Agenten, sein Gesicht wird jedem Filmfreund schon häufiger begegnet sein. Auf Seiten der Bösewichter sind charaktervolle Fratzen unterwegs. Dex Elliott Sanders gefällt als typisches Bandenanführer-Klischee. Der kantige Patrick Kilpatrick sieht von Natur aus unfreundlich aus, er darf erwartungsgemäß ordentlich auf den Putz hauen. Blondchen Paige Rowland bleibt austauschbar, erfüllt als Ex-Liebchen des Helden ihren Zweck. Damit sind die wichtigsten Mitwirkenden kurz vorgestellt, die weiteren Akteure müssen überwiegend als anonyme Metzelmasse herhalten.
"Riot" bringt all die geliebten Zutaten ins Spiel, die der Fan kurzweiliger B-Action sehen möchte. Der Held gibt nie auf, die Bösewichte schrecken vor kaum einer Tat zurück. Es wird ständig geballert und geprügelt, Mopeds und Autos werden zu Schrotthaufen, die Umgangston ist tendenziell rauh. Die Sause erfreut mit ein paar leicht irren Einfällen, seht euch z.B. die Attacke der bekloppten Mopedfahrer an, herrlich. Zu einem runden Paket gehört in diesem Genre ein pathetischer, einfallsloser Soundtrack. "Riot" gibt sich auch in dieser Disziplin keine Blöße, die Mucke ertönt üblich schlecht. Merke: Das gehört genau so! Der Plot hält eine gelungene Überraschung parat, auf die ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht eingehen kann.
Unter dem klangvollen Titel "Nacht des Terrors", ist der Streifen in Deutschland von Voulez Vous veröffentlicht worden. Die DVD gehört zur "Action Sensation" getauften Reihe des Labels, die mir bereits ein paar angenehme Nächte bescherte. Man kann sicher darüber streiten, ob der Name "Action Sensation" eine gute Wahl ist, doch letztlich zählt der Inhalt, nicht die Verpackung. Bei "Nacht des Terrors" ist beim Kauf auf die richtige Fassung zu achten, die im üblichen Massenhandel angebotene DVD (FSK 16) ist gekürzt. Über die üblichen Wege ist die ungeschittene Variante problemlos erhältlich. Die gebotene Qualität sollte die Zielgruppe zufriedenstellen, im Bonusbereich findet man eine kleine Trailer-Sammlung.
7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
"Ich bin der Weihnachtsmann."
***
Ansonsten gab es noch:
Fist of the North Star(USA 1995) - Ein weiterer Flick mit Gary Daniels, der sich hier durch eine düstere Welt prügeln muss, die einer Manga-Vorlage entstammt. Malcolm McDowell, Costas Mandylor und Chris Penn sind am Start, sogar Ekelfratze Clint Howard taucht in einer kleinen Nebenrolle auf. Nette Action mit Endzeit-/SF- und Fantasy-Stimmung, die unter dem hektischen, zu oberflächlichen Drehbuch leidet. Der Film ist schlicht zu kurz geraten, um den Zuschauer wirklich in das stimmungsvolle Szenario einzusaugen.
6/10 (obere Mittelklasse)
Bloodsport(USA 1988) - Alle Jahre wieder auf dem Bildschirm, immer wieder sorgt dieser Cannon-Streifen für beste Unterhaltung. Damals der grosse Durchbruch für Jean-Claude Van Damme, der dort (aus heutiger Sicht) recht milchgesichtig anmutet. Schauspielerisch war Van Damme noch eine Nullnummer, kein Vergleich zu seinen heutigen Fähigkeiten, die leider viel zu wenig Beachtung finden! Egal, denn dem äusserst hohen Unterhaltungswert von "Bloodsport", bricht dies keinen Zacken aus der blutigen Krone. Muskel-Klops Bolo Yeung gibt den ultrafiesen Endgegner, da bleibt kein Knochen gerade.
8/10 (sehr gut)
Dawn of the Dead(USA 2004) - Ich liebe Romeros Original von 1978 abgöttisch, der Film zählt zu meinen ewigen Top 10! Das Remake gibt sich eigenständig, erfreut aber mit zahlreichen Verbeugungen vor der Vorlage. Für mich einer der besten Horrorfilme des neuen Jahrtausends. Sicher, das Original bleibt unerreicht, doch Zack Synders Fassung ist mir längst ans Herz gewachsen, landet immer wieder im Player. Im Vergleich mit "Dawn...", stinkt Synders Hypefilmchen "300" gnadenlos ab.
HOTEL DER TOTEN GÄSTE mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Renate Ewert, Gisela Uhlen, Hans Nielsen, Wolfgang Kieling und als Gast Elke Sommer
PERRAK mit Horst Tappert, Werner Peters, Hubert Suschka, Walter Richter, Wolf Roth und Erika Pluhar, Judy Winter
ARZT OHNE GEWISSEN - PRIVATKLINIK PROFESSOR LUND mit Ewald Balser, Barbara Rütting, Wolfgang Preiss, Erica Beer, Wolfgang Kieling, Karin Baal und Cornell Borchers
Eine schöne und spannende Bescherung von Pidax Film!