Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 26 Antworten
und wurde 1.976 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Seiten 1 | 2
Havi17 Offline




Beiträge: 3.763

21.06.2008 00:28
#16 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Du solltest dir mal die Tatort-Folgen von ihm mit Jürgen Prochnow ansehen ...

Gruß
Havi17

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.10.2012 18:02
#17 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten



Einer von uns beiden

Psychothriller, BRD 1974. Regie: Wolfgang Petersen. Drehbuch: Manfred Purzer (Buchvorlage: -ky). Mit: Klaus Schwarzkopf (Prof. Rüdiger Kolczyk), Jürgen Prochnow (Bernd Ziegenhals), Elke Sommer (Mietzi), Ulla Jacobsson (Reinhild Kolczyk), Kristina Nel (Ginny Kolczyk), Anita Kupsch (Sekretärin Beate Blau), Walter Gross (Opa Melzer), Fritz Tillmann (Dr. Sievers), Berta Drews (Mutter Braats), Claus Theo Gärtner (Kalle Prötzel) u.a. Uraufführung: 22. Februar 1974.

Zitat von Einer von uns beiden
Wer hätte gedacht, dass „der große Kolczyk“, renommierter Universitätsprofessor, ein falscher Fünfziger ist, der für seine Dissertation einfach eine alte amerikanische Doktorarbeit Wort für Wort übersetzt hat? Bernd Ziegenhals entdeckt das Geheimnis Kolczyks, und weil er dringend Geld braucht, nutzt er sein Wissen für eine Erpressung. Seine Forderungen sind maßlos. Zwischen Ziegenhals und Kolczyk entsteht ein eiskalter Machtkampf.


Als aktueller denn je möchte man das Sujet von „Einer von uns beiden“ beschreiben, denn in Zeiten, in denen reihenweise Personen öffentlichen Interesses von Heerscharen von Hobbyrichtern nicht aus dem Interesse am Inhalt ihrer Doktorarbeiten, sondern an deren potenziellen Fälschungsgrad zu Fall gebracht werden, erscheint das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Student und Professor wie eine Geschichte, von der jeden Tag in den Nachrichten berichtet werden könnte. Eine alte Weisheit besagt, dass Hochmut vor dem Fall kommt, doch in den Fällen der aufgedeckten Schwindel-Titel bewahrheitet sie sich immer wieder, so auch in der Situation, in der sich Rüdiger Kolczyk von jetzt auf gleich wiederfindet. Wer jedoch glaubt, dass Ziegenhals, dem des Professors Unaufrichtigkeit zu Augenschein kommt, andererseits der Aufklärung verheißende Saubermann sein würde, irrt gewaltig, weil in beiden Figuren das Potenzial, zu täuschen, zu betrügen und sich zu verbeißen, lebt.

In welchen Lagen stecken die beiden Antihelden? Ziegenhals will profitieren. Sein Leben modert vor sich hin und an einem Antrieb aus eigener Kraft mangelt es ihm, seit er sein eigenes Studium vernachlässigt. Er hat sich in einer schäbigen WG mit einem Rentner und einer Prosituierten eingemietet, aber die Verhältnisse kotzen ihn an. Zehntausend Mark kommen ihm da gelegen, um den Sprung ins feine Grunewald zu schaffen und nebenbei seinen einzigen Trieb, die Destruktion, auszuleben.

Diese Lust am Zerstören bringt Professor Kolczyk in eine Zwickmühle. Er hat viel zu verlieren. Nicht einfach einen profanen Titel. Einen Ruf, eine Familie, seinen Besitz. Wie ein Löwe kämpft er, diese Dinge zu verteidigen – bis aufs Blut. Dabei versucht er, seine vergangene Lüge vor sich und Ziegenhals zu rechtfertigen, weil er seinen wackeligen Grundfesten zum Trotz doch kein Mensch ohne Gewissen ist. „Es gibt hier genügend Leute, die für weniger Geld, als ich Ihnen zahlen muss, so ziemlich alles tun“, droht er. Doch er setzt das düstere Versprechen eben nicht um, tüftelt selbst an Mordmethoden und lässt sie halbgar versanden.

Jürgen Prochnow und Klaus Schwarzkopf erweisen sich als Idealbesetzungen, weil sie ebenso unkonventionell und ambivalent erscheinen wie ihre Rollenvorbilder. „Einer von uns beiden“ ist kein Film, der mit einem strahlenden Helden aufwarten kann. Der ist nicht mehr en vogue in den Siebzigern, ein Ding der Vergangenheit. Aber Petersen war auch so konsequent, die Regel auf die Castliste zu übertragen. Und er zeigte, dass er über ein Gespür für Timing verfügt. Manchmal abrupt, manchmal quälend langsam, aber nie umständlich präsentiert sich das Duell, das den Kern von „Einer von uns beiden“ auszeichnet und auch immer die Aufmerksamkeit des Zuschauers hält. Äußere Einflüsse, die andere aufgrund ihrer krimi-typischen Natur stärker in den Fokus gerückt hätten, bleiben unter Petersen auch äußere Einflüsse, deren einzige Funktion es ist, den Zweikampf in die eine oder andere Richtung ausschlagen zu lassen. So werden dem einzigen Mord der Geschichte kein großer Spielraum und keine omnipräsente Frage nach dem Täter eingeräumt; man belässt ihn als Rädchen im Getriebe, als Randerscheinung von durchschnittlicher Bedeutung und ohne nennenswerte Betroffenheitsskizzen.

Zitat von Hans-Christoph Blumenberg: Junger deutscher Profi, Die Zeit, 8. März 1974
Der allmählichen Eskalation dieses Duells, das mit allen erdenklichen Mitteln physischer und psychischer Demütigung einer ebenso zynischen wie letalen Schlusspointe zutreibt, folgt Petersen mit konzentrierter Aufmerksamkeit. In kurzen Szenen, deren dramaturgische Möglichkeiten nie überstrapaziert werden, konfrontiert er Habitus, Umwelt und Aktionen der beiden Kontrahenten. So entwickelt sich Spannung in erster Linie aus der präzisen plastischen Beschreibung von alltäglichen Gewohnheiten und Umständen, selten nur aus den üblichen Mustern der Gattung, die schon der Autor der Vorlage zu vermeiden wusste.


Natürlich fällt „Einer von uns beiden“ insofern bezeichnend für seinen Entstehungszeitraum aus, als er sich nicht sonderlich von anderen Roxy-Produktionen Luggi Waldleitners unterscheidet und ebenso wie „Perrak“ oder die Johannes-Mario-Simmel-Produktionen ein unverkennbares Kind seiner Tage ist. Die Vermengung von je einem Viertel Verbrechen und Sex und zweien menschlicher Abgründe spricht deutlich die Sprache des „neuen Kolportagegefühls“, mit dem man sich ähnlich dem neuen deutschen Film von Opas Kino zu distanzieren suchte, ohne jedoch dessen Stilmittel ganz und gar als unnütz über Bord zu werfen, ja sie manchmal sogar im Übermaß selbst einzusetzen.

Schwierig ist es, Zahlen über den Publikumserfolg von „Einer von uns beiden“ zu finden. Während die Presse den Film überdurchschnittlich positiv aufnahm und er sogar als Beitrag der BRD für den Oscar „Bester fremdsprachiger Film“ vorgeschlagen wurde, spricht die Filmografie Petersens, der erst 1981 mit „Das Boot“ wieder mit einem reinrassigen Kinofilm aufwartete, eine andere, zweifelhaftere Sprache.

„Spannend“ und „präzise“ sind Attribute, die Filmkritiker Blumenberg anlässlich des Kinostarts für Wolfgang Petersens Kinodebüt fanden. „Einer von uns beiden“ überzeugt als doppelte Milieustudie, die zwischen zwei sehr unterschiedlichen Standpunkten angesiedelt ist und vermuten lässt, dass es entweder schwer oder unmöglich ist, zwischen ihnen zu vermitteln. 5 von 5 Punkten.



Die DVD von Kinowelt ist leider unterdessen out of print gegangen, was es Neugierigen unterdessen schwerer macht, an den Film heranzukommen. Momentan wird er bei Amazon-Marketplace wieder einmal recht günstig angeboten, Preise ab 22 Euro habe ich an dieser Stelle aber auch schon beobachten können. Der Look der Kinowelt-DVD unterstreicht die kühle Ausstrahlung des Films – offenbar hat vor der Veröffentlichung keine Restauration stattgefunden, weshalb die sowieso schon zurückgenommenen Farben noch ein Stück blasser wirken und einige Szenen einen Anflug von Schwarzweiß-Optik erhalten. Problematisch ist die Frage nach dem Bildformat. Auf der Disc liegt „Einer von uns beiden“ in 4:3-Vollbild vor, während Filmportal.de angibt, er sei in 1,66:1 gedreht worden. Beim ersten Schauen ist mir diese Abweichung nicht aufgefallen, die nachträgliche Begutachtung einiger Screenshots lässt aber vermuten, dass tatsächlich links und rechts etwas abgeschnitten wurde. Deutscher Ton, keine Untertitel. Enthalten ist löblicherweise der Original-Kinotrailer, der das wichtigste Extra neben einer Wolfgang-Petersen-Biografie und einer Bildergalerie darstellt.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

27.10.2012 18:37
#18 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Der Film erhielt damals das Prädikat "Besonders wertvoll" und Charly Steinberger wurde für seine Kamera-Arbeit mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet.

Ein großer Publikumserfolg wurde er trotzdem nicht. In der Film-Echo-Statistik des Jahres 1974 befindet er sich unter den Filmen, die unter ferner liefen rangieren und keine Platzierung in der Bestseller-Wertung erreichen konnten.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

28.10.2012 11:27
#19 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Großartiger Film, gehört in jede Sammlung!

***
Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2012 11:33
#20 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Ich bin auf deine detaillierten Eindrücke gespannt, @Blap!

Blap Offline




Beiträge: 1.128

28.10.2012 20:27
#21 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Die wird es nicht geben. Ich hatte vor Jahren wenige Zeilen getippt, die allerdings in den Tiefen des Netzes verschollen sind. Macht aber nichts, denn Dein Beitrag sollte jeden Filmfreund neugierig auf diesen starken Streifen machen.

***
Vom Ursprung her verdorben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2012 21:26
#22 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Danke dir, aber du bist zu bescheiden. Bei DirtyPictures ist dein Kommentar noch abrufbar.

Blap Offline




Beiträge: 1.128

29.10.2012 10:24
#23 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Hm, der Eintrag stammt von 2010, der Text ist allerdings deutlich älter. Folglich muss ich damals noch irgendwo das "Originalposting" gefunden haben. Wie dem auch sei, der Streifen sollte keinem Freund des einheimischen Kinos entgehen!

***
Vom Ursprung her verdorben

Georg Offline




Beiträge: 3.263

12.09.2015 09:46
#24 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Wenn man Lust auf einen wirklich guten Krimi oder Thriller hat, dann ist man immer gut bedient, einen Wolfgang-Petersen-Film herauszuholen, egal ob den düster-kalten "Ich werde Dich töten, Wolf" (sein Debut), einen der Schwarzkopf-Tatorte oder auch die tolle Krimikomödie "Vier gegen die Bank".

Neulich sah ich mir wieder mal "Einer von uns beiden an". Ein wirklich herausragender deutscher Thriller, der beweist, dass vorzügliche Krimiunterhaltung auf hohem Niveau auch in der BRD (und in den 70ern!) produziert werden konnte. Das Duell zwischen Schwarzkopf und Prochnow geht bis zum Äußersten und wird stark aufgebaut (und ebenso stark gespielt!). Petersens Inszenierungsstil ist wirklich vorzüglich. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber in einem Interview mit Produzent Luggi Waldleitner erzählte dieser, dass er Petersen unbedingt eine Chance für seinen ersten Kinofilm geben wollte und dass einige nicht davon überzeugt waren. So kann man sich täuschen. Aber nicht nur die beiden Hauptdarsteller überzeugen, sondern auch alle, die ihnen "beigestellt" sind, vor allem die Vielzahl Berliner Schauspieler wie etwa Peter Schiff oder Walter Gross. Toll natürlich auch Elke Sommer als Prostituierte.

Ein Film, der immer wieder besticht!

Peter Offline




Beiträge: 2.886

12.09.2015 10:14
#25 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #24
... Toll natürlich auch Elke Sommer als Prostituierte ...

Dann sollte fairerweise auch Claus Theo Gärtner als höchst unterhaltsamer Zuhälter Erwähnung finden.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

12.09.2015 10:16
#26 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Ja natürlich, Claus Theo Gärtner als Zuhälter, wunderbar!

Ray Offline



Beiträge: 1.930

07.01.2019 23:16
#27 RE: Einer von uns beiden (1973/74) Zitat · Antworten

Einer von uns beiden (BRD 1973)

Regie: Wolfgang Petersen

Darsteller: Jürgen Prochnow, Klaus Schwarzkopf, Kristina Nel, Elke Sommer, Claus Theo Gärtner, Ulla Jacobsson, Fritz Tillmann, Anita Kupsch, Walter Gross u.a.



Student Ziegenhals endeckt zufällig, dass die Doktorarbeit seines ehemaligen Professors Kolczyk ein Plagiat ist. Ziegenhals beschließt kurzerhand, Kolczyk zu erpressen...

Eine simple, jedoch ungemein spannende Ausgangslage ist das große Versprechen dieses ersten Kinofilms Wolgang Petersens, welches das Werk in der restlichen Laufzeit absolut zu halten im Stande ist. Sicher nicht ohne Zufall ist Kolczyk Professor für Soziologie und Ziegenhals ein Student dieser Disziplin (gewesen), schließlich befinden sich die beiden Kontrahenten doch ganz offensichtlich in unterschiedlichen sozialen Lagen. Kolczyk scheint eine Kapazität auf seinem Gebiet zu sein, erst jüngst hat eine neue wissenschaftliche Publikation für große Resonanz gesorgt, der Professor muss zu Anfang Dutzende seiner Werke signieren. Er hat eine attraktive Frau, eine gut aussehende und intelligente Tochter und lebt in einem mehr als vorzeigbaren Haus. Ziegenhals demgegenüber "haust" in einem Zimmer einer Wohnung, die er sich mit einem Rentner und einer Prostituierten, gespielt von Elke Sommer, teilt. Das Risiko einer Erpressung kann er weithin beenkenlos auf sich nehmen, schließlich hat er ganz im Gegensatz zu Kolczyk nichts zu verlieren. In dem Moment, in dem der Professor am Ende des ersten Treffens, im Rahmen dessen Ziegenhals seine Erpressung offenbart, meint, einer von beiden werde bei der Sache auf der Strecke bleiben und Prochnow den Titel des Films süffisant erwidert, wird dem Zuschauer klar, dass damit das Ende ein Stück weit vorweggenommen wird: einer von beiden wird das Ende des Films nicht überleben.

Wer von beiden dies sein wird, ist indes nicht ohne weiteres klar, stellt doch keiner einen echten Sympathieträger dar. Das gilt schon zu Anfang, wird aber immer klarer, je mehr sich die beiden mit böswilligen Aktionen dem anderen gegenüber überbieten und Grenzen schon alsbald nicht mehr zu existieren scheinen. Ziegenhals provoziert etwa den Professor, indem er sich an desen Tochter heranmacht. Darüber hinaus schlägt er sein Erpressungsopfer übel zusammen. Der Professor hetzt wiederum den Zuhälter von Ziegenhals' Mitbewohnerin auf diesen oder übt sich in heimtückischen Mordversuchen. Als man glaubt, den Höhepunkt erreicht bzw. überstanden zu haben, neigt sich der Film zunächst einem scheinbar versöhnlichen Ende entgegen, ehe eine zufällige Begebenheit den entscheidenen Impuls für das dramatische Finale liefert. Die Konsequenz, die der Film am Ende aus diesem zieht, ist bemerkenswert schonungslos.

Dass dieses "Duell" so wunderbar funktioniert, liegt natürlich vor allem an den beiden Hauptdarstellern, welche ihre Rollen ideal ausfüllen. Prochnow und Schwarzkopf sind extrem vielseitige Schauspieler, die in diesem Film ihre Qualitäten voll ausschöpfen können. Trotz aller inhaltlichen Eskalation überdreht keiner der beiden, was dem Film ebenso guttut wie die geradlinige Inszenierung Wolfgang Petersens. Der Regisseur fokussiert sich ganz auf die Auseinandersetzung der beiden und setzt andere Geschehnisse wie den Mord an der Prostituierten lediglich zur Steigerung des Konflikts zwischen Ziegenhals und dem Professor ein.


Ausnahme-Thriller Wolfgang Petersens mit reizvollem Spannungsgerüst und exzellenten Hauptdarstellern. 5 von 5 Punkten.

Seiten 1 | 2
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz