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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 1.137 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.02.2008 15:48
Geständnis einer Sechzehnjährigen (1960) Zitat · Antworten

Der Film "Geständnis einer Sechzehnjährigen" soll laut DigitalVD und DVD-Palace am 24.10.2008 bei Kinowelt auf DVD erscheinen. Folgende Inhaltsangabe findet sich auf Deutscher-Tonfilm.de: "Als die sechzehnjährige Jutta herausfindet, dass ihre Mutter einen Liebhaber hat, spioniert sie dieser nach und schreibt einen anonymen Brief. Durch ihren desillusionierten und elternlosen Freund Hans gerät sie an eine Pistole, mit der sie schließlich den Mann erschießt, der das vermeintliche Familienglück gestört hat. Doch bald stellt sich heraus, dass auch Juttas Vater wenig von seinen ehelichen Pflichten hält. Im Angesicht des völlig zerstörten Familienglücks stellt sich Jutta wenig später der Polizei..." (Link)


Kinowelt.de

Das Kabel-Eins-Filmlexikon sagt "Ein junges Mädchen leidet an der zerrütteten Ehe der Eltern. Es sieht keinen Ausweg, als den Liebhaber der Mutter zu töten. Die Filmgestaltung wurde dem Thema - eheliche Untreue in der Wirkung auf Kinder - nicht gerecht; über gehobene Kolportage kommt der Film nicht hinaus."

Kennt einer von euch diesen Film? Als wie "dramatisch" und wie "kriminalistisch" würdet ihr ihn bezeichnen? Mit Wolfgang Preiss, Ivan Desny und Herbert Fux spielen ja einige bekannte Darsteller mit ...

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.12.2008 21:38
#2 RE: Geständnis einer Sechzehnjährigen (1960) Zitat · Antworten

Hier nun die offizielle Vorankündigung. Der Film wird am 09.01.2009 erscheinen:
http://www.kinowelt.de/detail.php?id=2440

Anbei noch einmal die Frage: Eher Drama oder eher Kriminalfilm?

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

18.01.2009 12:49
#3 RE: Geständnis einer Sechzehnjährigen (1960) Zitat · Antworten



BEWERTET: "Geständnis einer Sechzehnjährigen" (AT 1960)
mit Nina Sandt, Wolfgang Preiss, Barbara Frey, Ivan Desny, Michael Hinz, Fritz Schmiedl, Senta Wengraf, Paul Hoffmann, Guido Wieland, Rose Renée Roth u.a. | Drehbuch: Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius basierend auf dem Roman von Robert Pilchowski | Regie: Georg Tressler

Barbara Frey wirkt hier erneut unter der Regie von Georg Tressler, der schon bei ihrem ersten Film "Endstation Liebe" die Leitung übernommen hatte. Sie wurde zu Beginn ihrer Schauspielerlaufbahn vor allem für tragische Rollen besetzt und zeigte hier als 19-Jährige bereits großes Talent für die Darstellung junger Frauen in einer Ausnahmesituation.

Wolfgang Preiss und Nina Sandt spielen die Eltern des Mädchens. Sie zeigen verschiedene Facetten ihrer Rollen als Vater und Mutter. Wir erleben sie in angespannten Szenen am Frühstückstisch, als belastendes Material für einen Betrug per Post eintrifft; wir sehen den Hass, der sich im Laufe der Jahre eingeschlichen hat; wir erleben aber auch die Abgestumpftheit einer Ehe, in der den Eheleuten der Partner gleichgültig geworden ist und man sich Zuspruch und Liebe anderweitig sucht. Im Grunde ist es eine Situation, wie es sie zu tausenden gibt. Barbara Frey schafft es, den Zuseher auf ihre Seite zu bekommen. Wir folgen ihr in die Wohnung ihres Freundes Michael Hinz, der den rebellischen Halbstarken der Sechziger Jahre porträtiert. Dort sieht Barbara zum ersten Mal die Waffe, die sie später gegen den Liebhaber ihrer Mutter richten wird. Ivan Desny ist der elegante, aber kühle Zeitvertreib der Mutter. Es ist faszinierend zu sehen, wie naiv Barbara am Anfang auf diese Tatsache reagiert. Sie nimmt ihren Vater in Schutz und sucht die Schuld bei dem Eindringling. Leider verkennt sie die Situation. Auch ihr Vater hat die Familie längst emotional und sogar physisch (durch ständige Geschäftsreisen) verlassen. Die schöne Fassade wird nur mehr für Barbara und für Geschäftsfreunde aufrechterhalten. Der eigentliche Kriminalfall deutet sich früh an, doch bis es zur Eskalation kommt, dauert es fast bis zu den letzten zwanzig Minuten. Ohne falsche Rührseligkeiten wird der Mordfall bearbeitet und vor Gericht gebracht.

Barbara Frey zeigt gerade in diesen Szenen ihre Würde und Ernsthaftigkeit. Sie hat sich von der unbeschwerten Tochter zur desillusionierten Jugendlichen gewandelt. Die Musik im Vor- und Abspann überrascht den Zuseher. Anstatt eine Melodie mit anschwellenden Geigentönen zu komponieren (wie es vermutlich in den Fünfzigerjahren noch der Fall gewesen wäre), wählte Carl de Groof eine gepfiffene Weise, die nüchtern und doch eindringlich ist. Ein spannendes Familiendrama mit guten Darstellern. Die Bild- und Tonqualität ist überzeugend, als Bonusmaterial gibt es eine Fotogalerie.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.07.2015 14:40
#4 RE: Geständnis einer Sechzehnjährigen (1960) Zitat · Antworten



Geständnis einer Sechzehnjährigen

Liebesdrama, AT 1960. Regie: Georg Tressler. Drehbuch: Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius (Buchvorlage: Robert Pilchowski [d.i. Hans Habe]). Mit: Nina Sandt (Irene Brandt), Wolfgang Preiss (Günther Brandt), Barbara Frey (Jutta, deren Tochter), Ivan Desny (George Romanescu), Michael Hinz (Hans), Fritz Schmiedel (Kommissar Wille), Senta Wengraf (Doris Kössler) sowie Guido Wieland, Otto Loewe, Helen Arcon u.a. Uraufführung: 27. Januar 1961. Eine Produktion der Vienna-Filmproduktion für den Sascha Filmverleih.

Zitat von Geständnis einer Sechzehnjährigen
Ihr extrovertierter Schulfreund Hans öffnet der sechzehnjährigen Jutta Brandt die Augen: Familiäre Probleme gibt es überall. Plötzlich erkennt Jutta solche Schwierigkeiten auch in ihrem eigenen Elternhaus: Ihre Mutter Irene unterhält eine Beziehung mit dem schnittigen Handelsattaché Romanescu, was zunehmende Auseinandersetzungen im Hause Brandt provoziert, bis der Vater gar das Weite sucht. Den Bruch der Familie projiziert Jutta allein auf Romanescu. Nachdem ein anonymer Brief nicht weiterhilft, greift sie zur Waffe ...


Unleugbar mit Wurzeln im Jugend- und Problemfilm der 1950er Jahre ausgestattet, führt „Geständnis einer Sechzehnjährigen“ die entsprechend simplifizierte Sichtweise seiner Protagonistin mit Elementen des Kriminal- und Gerichtsfilms, vor allem aber mit spürbaren Einflüssen aus dem erwachsenen, „vollwertigen“ Liebesdrama zusammen. Das Lexikon des Internationalen Films springt folglich deutlich zu kurz, wenn es der Produktion bescheinigt nicht „über gehobene Kolportage hinaus“ zu kommen. Differenzierter wird die vielschichtige Erzählung in Paimanns Filmlisten aufgegriffen:

Zitat von Paimanns Filmlisten. Das Nachschlagewerk des österreichischen Films. 46. Jahrgang, 8. Feburar 1961, Nr. 2607.
Neu ist, dass hier statt Halbstarken die Eltern den Konfliktanlass schaffen und man die Zeitprobleme, wenn auch nicht zu lösen, so doch richtig aufzuzeigen versucht; mit überzeugenden Akteuren, vernünftigen Dialogen. Schauplatz ist trotz Wiener Außenaufnahmen München, moderne Musik illustriert unaufdringlich, das Technische ist sauber. Wirkung: ziemlich fesselnd. Einsatz: für Problemfilmfreunde. Reklame: Familiäres Spiegelbild unserer Zeit.


Eine interessante formale Frage, die Tresslers Film aufwirft, besteht in der Tat darin, warum die offenkundig österreichische Produktion, in der z.B. im Hintergrund der Jugendclub-Szene eindeutig eine „Kassa“ auszumachen ist, vorgibt, in München zu spielen. Sollen damit die skizzierten gesellschaftlichen Probleme gleich wieder relativiert werden? Ein Wink à la „Schaut, was die losen Deutschen da wieder treiben, während wir unsere Hände in Unschuld waschen“, um einheimische Zensoren und Filmkritiker zu besänftigen? Wenn von Scheidung, Affären, der Vernachlässigung von Kindeswohl und Erziehungspflicht, von Einsamkeit und Mord die Rede ist, fühlt sich eine konservative Gesellschaft, die familiäre Werte in den Mittelpunkt rückt, wohl an einem wunden Punkt getroffen. Insofern kann dem Script von Keindorff und Sibelius tatsächlich attestiert werden, provokativ und aufrüttelnd zu sein, ohne dabei konstruiert und widernatürlich zu wirken wie einige reine Jugendfilme wie etwa die hochgelobten „Halbstarken“.



Gleichzeitig machen sich in der Darlegung des Konflikts um Jutta Brandt einige Längen bemerkbar, die Tressler trotz der sehr kurzen Laufzeit von 76 Minuten kaum kaschieren kann. Zwar werden auf diese Weise die Charaktere ungewöhnlich tief ausgelotet, doch überkommt zumindest den Krimifreund unter den Zusehern das Gefühl, als habe die Produktion falsche Prioritäten gesetzt. Denn der Mord, die Ermittlung und der Gerichtsprozess finden allesamt in den letzten Minuten des Films statt, während zuvor ein überproportional großer Teil der Handlung als Hinführung auf die Kollision der Beziehungskonflikte verwendet wird. Symptomatisch dafür sind die Szenen zwischen Jutta und Hans, die unheilschwanger eine latente Bedrohung ankündigen, sich letztlich aber immer recht harmlos auflösen.

Jungdarstellerin Barbara Frey steht trotz karrierebedingter Nennung an dritter Stelle im Cast ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens. Der Film findet eine gewisse Befriedigung darin, ihre sich steigernde Verzweiflung zu porträtieren, die sich aus ihrer jugendlichen Naivität und ihrem – so wird impliziert: weltfremden – Glauben ans Gute ergibt. Michael Hinz als ihr aufdringlicher Freund verkörpert die verkommene, in ihrer Offenheit und Theatralität abstoßende moderne Gesellschaft, in der Lügen und Sex den Stellenwert klassischer Tugenden eingenommen haben. Zu diesem pessimistischen Blickwinkel passt der Schluss des Films, der den Zuschauer aufgrund der Tatsache, dass es sich um alles andere als ein Happy-End handelt, eher unzufrieden zurücklässt. Er unterstreicht den Anspruch des Films, eine Geschichte zu erzählen, die ihre Ursprünge in der Realität und nicht in den Konventionen des Unterhaltungskinos hat. Die Verabschiedung von den Eltern ist ein mustergültiger „coming of age“-Moment und fasst zudem in prägnanten Worten die Schwierigkeit zusammen, eigene Vorurteile zu überwinden – selbst wenn sie die eigene Mutter betreffen.

Überdurchschnittliche Leistungen steuern Kamera (Sepp Riff) und Musik (Carl de Groof) bei; die musikalische Untermalung setzt Kontrapunkte und bricht das Geschehen, anstatt es harmlos und plattitüdenhaft zu unterstützen. Solider Auftritt von Wolfgang Preiss als Vater, während Nina Sandt und Ivan Desny ihre amourösen und unlauteren Vergnügungen mit großer Überzeugung vermitteln, obschon fast alle ihre Momente der Zweisamkeit dem Zuschauer vorenthalten bleiben. Ähnlich sparsam geht der Film mit Szenen des ungläubigen Kommissars der Mordabteilung und des Gerichts vor. Er versucht damit, Redundanz zu vermeiden, übersieht aber, dass der Plot besser und abwechslungsreicher in einer von umfangreicheren Ermittlungen und Zeugenbefragungen ausgehenden Rückblendenstruktur funktioniert hätte.

Greife ich meine obige Erkundigung „Eher Drama oder eher Kriminalfilm?“ noch einmal auf, so schlägt der Zeiger trotz eines polizeilich und gerichtlich aufgearbeiteten Mordes doch stärker in Richtung dramatischer Verflechtungen aus. Barbara Freys und Michael Hinz’ starke Verkörperungen kindlicher Täter- und Opferrollen machen Probleme deutlich, die sich aus einer Überbehütung einerseits und Vernachlässigung des Nachwuchses andererseits ergeben, wobei die Jugend leicht falschen Schlussfolgerungen und folgenschweren Reaktionen aufsitzt. 3,5 von 5 Punkten.

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