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Dieses Thema hat 15 Antworten
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 Giallo Forum
Seiten 1 | 2
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2014 15:30
#16 RE: Labyrinth des Schreckens / Secret Killer (1975) Zitat · Antworten



Labyrinth des Schreckens (Secret Killer / Gatti rossi in un labirinto di vetro)

Kriminalfilm, IT / ESP 1975. Regie: Umberto Lenzi. Drehbuch: Felix Tusell (Story: Felix Tusell, Umberto Lenzi). Mit: Martine Brochard (Paulette Stone), John Richardson (Mark Burton), Ines Pellegrini (Naiba Campbell), Andrés Mejuto (Inspektor Tudela), Mirta Miller (Lisa Sanders), Daniele Vargas (Robby Alvarado), Georges Rigaud (Reverend Bronson), Silvia Solar (Gail Alvarado), Raf Baldassarre (Martinez, Reiseleiter), José María Blanco (Inspektor Lara) u.a. Uraufführung (Italien): 24. Januar 1975.

Zitat von Labyrinth des Schreckens
Nicht jeder Urlaub dient der Entspannung: Diese Erfahrung muss eine amerikanische Reisegruppe in Barcelona machen, als sie in eine unheimliche Mordserie verwickelt wird. Täglich ein neues Opfer: immer Mädchen oder junge Frauen, die brutal erstochen werden und denen der linke Augapfel entnommen wird. Was bezweckt der Täter damit? Ist er unter den Reisenden zu suchen? Die Urlauberin Paulette Stone tut sich mit ihrem zufällig in Barcelona anwesenden Chef zusammen, das Rätsel um den Augen-Mörder zu lüften ...


Die positiven Beurteilungen von „Labyrinth des Schreckens“ in diesem Thread bewogen mich dazu, mir die DVD zu bestellen, obwohl ich kein Freund saftiger Slasher- bzw. Ich-entferne-dieses-und-jenes-aus-dem-Körper-meiner-Opfer-Szenen bin. Umberto Lenzi darf gleich einleitend zu Gute gehalten werden, dass sein Film mit der aufmerksamkeitsheischenden Werbung (vgl. zum Beispiel den Trailer der amerikanischen Fassung „Eyeball“) nicht mithält, sondern sich eher zurücknimmt und in Richtung eines klassischen Krimirätsels bewegt. Das fehlende Auge der Mordopfer ist nicht mehr als ein Giallo-Gimmick, das nur so weit wie nötig ausgekostet wird, aber der Handlung den entsprechenden Gruselfaktor verleiht.

Obwohl der Film nicht in Italien spielt, bestätigt er den Vorreiterstatus dieses Landes als Giallo-Schauplatz, indem er die spanischen Schauplätze aus durch und durch touristischer Sicht einfängt. Es ist, als wolle einem das „Labyrinth des Schreckens“ einflüstern: „Heute morde ich in Barcelona, aber morgen bin ich wieder zurück im guten, alltäglichen Rom.“ Gerade deshalb profitiert der ansonsten eher routiniert gefilmte Streifen von seinen Schauwerten. Die heiße, schwüle Stimmung kommt gut zur Geltung und die Beschränkung auf eine ortsfremde Touristengruppe liefert einen schön scharf umrissenen Verdächtigenkreis, der an Agatha Christies „Zehn kleine Negerlein“ oder „Mord im Orientexpress“ erinnert. Leider wurde dabei nur zögerlich auf das altbewährte Rezept zurückgegriffen, Spannungen innerhalb der Gruppe aufzubauen, weshalb mehrere Charaktere recht blass bleiben. Auch hat man das Gefühl, dass die Handlung zwischen den einzelnen Morden manchmal ein wenig stagniert und die Anzahl der Opfer weniger durch eine logische Kohärenz als durch die anderthalb Stunden Laufzeit festgelegt ist.



Dennoch gerät Lenzis Reisegiallo über weite Strecken sehr unterhaltsam. Das Duo Martine Brochard / John Richardson erweist sich als charismatisch und füllt die Hauptrollen ansprechend aus, ohne auf billige Sex-Klischees zurückzugreifen. Dafür sparte sich die Handlung zwei Lesben auf, von denen gerade Ines Pellegrini bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit mit nacktem Oberkörper gezeigt wird. Das wirkt ein wenig aufgesetzt, stört aber, wie schon weiter oben beschrieben, die Handlung nicht, weil dadurch keine unnötigen Längen entstehen. Im Gegenteil: Mehrere von Pellegrinis Szenen gehören zu den spannendsten des Films, so etwa wenn der Killer sie in ihrem Krankenzimmer heimsucht und sie versucht, vor ihm ins Bad zu fliehen.

Äußerst gelungen ist, wie der Verdacht des Publikums in verschiedene Richtungen abgelenkt wird. Vor allem der Reverend und Burtons Ehefrau Alma geraten ins Visier der Polizei und der Hobbydetektive, wobei beiden einleuchtende Mordmotive mit auf den Weg gegeben werden. Die letztliche Auflösung hält eine große Überraschung parat und passt gut zum Rest des Films, wodurch ein stimmiger Gesamteindruck entsteht, auch wenn „Labyrinth des Schreckens“ sicher nicht zur Gruppe der Top-Gialli zählt. Ob der Film besser oder schlechter als Lenzis „Spasmo“ ist, könnte ich nicht so eindeutig entscheiden wie Joachim, denn mir haben beide Filme ähnlich gut gefallen.

Die simple Mordserienstory lebt weniger von der Entwicklung ihrer Charaktere als von einem attraktiven Verdächtigenfeld und einem ansprechenden Setting. Die Inszenierung der Morde bietet einen unterhaltsamen Gegensatz zur manchmal etwas entschleunigten Killerjagd, die von Lenzi gern mit etwas mehr Esprit hätte umgesetzt werden dürfen. Insgesamt dennoch empfehlenswert. 4 von 5 Punkten.



Die DVD von Marketing Film: Im selben Jahr wie „Die Farben der Nacht“ veröffentlichte Marketing Film auch „Labyrinth des Schreckens“. Diese DVD ist etwa ähnlich ge- oder misslungen, auch wenn die Stärken und Schwächen anders verteilt sind. Anamorph ist der Transfer des Films nämlich diesmal, aber leider lässt die Bildqualität zu wünschen übrig. Das Bild sieht aus, als sei es ohne Restauration von einer älteren Videoquelle kopiert worden. Dass das Bildformat korrekt ist, muss aufgrund einiger nicht ganz stimmiger Nahaufnahmen bezweifelt werden, auch wenn am Seitenverhältnis von 2,27:1 (rund die originalen 2,35:1) sicher wenig auszusetzen ist. Vielleicht an allen Seiten ein wenig aufgezoomt? Die deutsche Synchronisation ist wieder einmal für die Tonne, aber man kann dem Film auch mit der mitgelieferten englischen Tonspur gut folgen (Achtung: keine Untertitel). An Bonusmaterial ist der im vorherigen Posting enthaltene Trailer aufgespielt sowie eine Bildergalerie und ein paar wenig spektakuläre Filmografien von Mitwirkenden. Momentan kann man die DVD bei eBay oder Amazon für unter 4 Euro bekommen – und die ist die Disc mangels einer qualitativ hochwertigeren sprachfreundlichen Auswertung auf jeden Fall wert.

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